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Mit Genehmigung des Autors dokumentiere ich einen Brief an den Konstanzer CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Hoffmann, der sich auch auf der Reichenau äußerte:
http://www.andreas-hoffmann.info/news_detail,150,,1483,detail.html

Der Brief an Oettinger ist dokumentiert unter
http://andreas-hoffmann.info/download/schr.mp_oettinger_21.09.06.pdf

Einleitend artikuliert H. Verständnis für die "Ultima ratio", den beabsichtigen Verkäufen, dem die Zustimmung nicht verweigert werden könne.

Zumindest "ein Teil" der Reichenauer Handschriften solle nicht dem Verkauf zugeführt, sondern dem Welterbemuseum auf der Reichenau überlassen werden. Er denkt vor allem an das Reichenauer hausbuch. Auch wenn die Verwertung "eines großen Teils der badischen Kulturschätze wohl unausweichlich" sei, sei es wichtig, die "elementarsten Bestandteile" auf Dauer der Allgemeinheit zu erhalten.

Der Brief von Dr. Herkenhoff ist völlig berechtigt. Es ist eine Schande, dass der CDU-Abgeordnete sich nicht ohne Wenn und Aber für den Erhalt für den Erhalt der in die Landesbibliothek gelangte Reichenauer Klosterbibliothek (Handschriften UND Drucke) als Ganzes einsetzt. Hauptsache, er kann ein paar schöne Stücke fürs Klostermuseum herausschlagen. Eine selten schäbige Gesinnung.

Sicher freut sich der Abgeordnete Hoffmann über E-Post:
mdl.hoffmann.kn@t-online.de

Nun der Text des Herkenhoff-Briefs:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

der beabsichtige Verkauf von Handschriften und Alten Drucken der Badischen
Landesbibliothek ist eine Schande! Es in den letzten Tagen deutlich geworden -
zu denken ist etwa an die ausführliche Stellungnahme von Professor Mußgnug in
der FAZ - dass das Land Baden-Württemberg die Ansprüche des markgräflichen
Hauses nicht in letzter Konsequenz geprüft hat bwz.wohl nicht hat prüfen
wollen. Doch von der rechtlichen Basis einmal abgesehen: bei den Zimelien der
Badischen Landesbibliothek handelt es sich nicht um Privatbesitz, sondern um
ein kulturelles Erbe, das uns allen gehört, vor allem aber Wissenschaft und
Forschung zur Verfügung stellen muß, und von daher nicht in einem japanischen
oder amerikanischen Privatsafe verschwinden darf. Wenn Herr Oettinger in seinen
Äußerungen zeigt, dass er nur betriebs- und volkswirtschaftlich denken und
argumentieren kann, hinsichtlich der Kultur aber nur Ignoranz verbreitet,
stellt er als Ministerpräsident dem Land Baden-Württemberg ein einziges
Armutszeugnis aus.

Sie haben es jedoch in meinen Augen geschafft, das miserable Vorgehen von
Ministerpräsident, Finanz- und Wissensschaftsminister, das dem Land
Baden-Württemberg den berechtigten Vorwurf des Kulturvandalismus eingebracht
hat, noch zu übertreffen. Ich beziehe mich dabei auf Ihren im Internet
veröffentlichten Brief an Herrn Oettinger, in dem sie vorschlagen, dem
beabsichtigen Weltkulturerbemuseum quasi aus der Konkursmasse der Badischen
Landesbibliothek noch Reichenauer Handschriften zuzuschlagen. Dies ist schon in
der Sache völlig verfehlt. Bücher sind keine Museumsobjekte. Gerade
Pergamenthandschriften eignen sich aufgrund ihrer Mechanik und empfindlichen
Materialien nicht dazu, ständig aufgeschlagen in Vitrinen zu liegen. (Aus
diesem Grund werden sie auch immer nur für eng begrenzte Fristen in
Ausstellungen gezeigt). Dass Sie die entsetzliche Situation, in die die
Badische Landesbibliothek geraten ist, jetzt dazu nutzen wollen, für Ihren
eigenen Wahlkreis noch einige "Schaustücke" herauszuschlagen,halte ich
unanständig und wirft auf die in Ihrem Brief formulierte Zustimmung zum
Verkauf der Handschriften ein ganz schlechtes Licht.

Ich weiss nicht, ob es Sinn macht, an Sie oder Ihre Kollegen in dieser
Angelegenheit noch in irgendeiner Weise zu appellieren. Herr Oettinger und die
Landesregierung Baden-Württember haben in meinen Augen die Büchse der Pandora
geöffnet. Wenn schon das vergleichsweise reiche und angeblich so
kulturfreundliche Baden-Württemberg anfängt, das Tafelsilber, das kulturelle
Erbe von uns allen zu verscherbeln bzw. Betriebswirten wie Bernhard von Baden
zu überlassen, wird das mit Sicherheit in anderen, weniger wohlhabenden
Bundesländern Nachahmer finden. Den Schaden tragen wir dann alle.

Ich darf Sie bitten, über den Inhalt meines Briefes zumindest einmal
nachzudenken!

Diese Email geht in Kopie an den Südkurier. Ich stelle es der Zeitung frei, ihn
vollständig oder in Auszuügen als Leserbrief zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Herkenhoff

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Dr. Michael Herkenhoff
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Handschriften und Alte Drucke der
Sektion 4 im DBV
http://www.bibliotheksverband.de/aghandschriften/start.html
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Adenauerallee 39-41
D-53113 Bonn
 

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