Verwendung von acetyliertem Mannan (Acemannan) zur Regulierung von
Blutcholesterin-Spiegeln und Entfernung von Plaques in Blutgefässen
Hintergrund der Erfindung
A. Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft die Verwendung von acetylierten Mannanen zur
Herstellung eines Arzneimittels zur Regulierung des Blutcholesterinspiegels oder zur
Entfernung von in Blutgefäßen eines Tieres gebildeten Plaques.
B. Beschreibung der allgemeinen Hintergrundinformationen
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Aloe ist ein Mitglied der Familie der Lilien. Aloe vera enthält zwei
Hauptflüssigkeitsquellen, eine gelbe Harzdispersion (Exsudat) und ein klares Gel (Schleim,
Mucilage). Das getrocknete Exsudat, welches aus Aloe barbadensis Miller austritt, wird
als Aloe bezeichnet. Der Handelsname ist Curacao Aloe. Es ist hauptsächlich aus
Aloin, Aloe-Emodin und Phenolen zusammengesetzt. Bruce, South African Medical
Jornal, 41: 984 (1967); Morrow et al., Archives of Dermatology, 116: 1064-1065
(1980); Mapp et al., Planta Medica, 18: 361-365 (1970); Rauwald, Archives
Pharmazie, 315: 477-478 (1982). Eine Reihe von Phenolverbindungen, einschließlich der
Anthrachinone und ihre Glycoside sind als pharmazeutisch wirksam bekannt. Bruce,
Excelsa, 5: 57-68 (1975); Suga et al., Cosmetics and Toiletries, 98: 105-108 (1983).
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Das schleimartige Gelee aus den parenchymalen Zellen der Pflanze wird als
Aloe vera-Gel bezeichnet. Es gibt im allgemeinen keine Anthrachinone, die das Gel
zersetzen und seine Verfärbung verursachen, sofern das Gel nicht durch
ungeeignete Herstellungsverfahren verunreinigt wurde. Aloe vera-Gel besteht zu 98,5%
(Gewichtsprozent) aus Wasser. Mehr als 60% des Gesamtfeststoffes besteht aus
Polysacchariden, die Kohlenhydrate zum Ursprung haben. Der Rest des Feststoffes
sind organische Säuren und anorganische Verbindungen, insbesondere
Calciumoxalat.
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Aloe vera war in vielen Kulturen eine traditionelle Medizin als Antiwurm-,
Katarrh- und Magenmittel und es wurde unter anderem für Lepra, Verbrennungen und
bei allergischen Zuständen verwendet. Cole et al., Archives of Dermatology and
Syphilology, 47: 250 (1943); Chopra et al., Glossary of Indian Medicinal Plants, Council
of Scientific and Industrial Research, New Dehli (1956); Ship, Journal of the
American Medical Association, 238 (16): 1770-1772 (1977); Morton, Atlas of Medicinal
Plants of Middle American Bahamas to Yucatan, Charles C. Thomas Publisher, 78-
80 (1981); Diez-Martinez, La Zabila, Communicado NO. 46 Sobre Recursos Bioticos
Potenciales del Pais, INIREB, Mexico (1981); Dastur, Medicinal Plants of India and
Pakistan; D. B. Taraporevala Sons & Co., Private Ltd., Bombay 16-17 (1962).
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Aloe vera ist auf dem Gebiet der Dermatologie umfangreich eingesetzt
worden, insbesondere zur Behandlung bei durch Strahlen verursachten Hautzuständen.
Mackee, X-rays and Radium in the Treatment of Diseases of the Skin, 3. Ausg., Lea
and Febinger, Philadelphia, 319-320 (1938); Rovatti et al., Industrial Medicine and
Surgery, 28: 364-368 (1959) Zawahry et al., Quotations From Medical Journal on
Aloe Research, Herausg. Max B. Skousen, Aloe Vera Research Institute, Cypress,
California, 18-23 (1977); Cera et al., Journal of the American Animal Hospital
Association, 18: 633-638 (1982). Der Hauptteil der wissenschaftlichen Literatur, die die
medizinischen Anwendungen bei Verdauungsproblemen als ein viruzides,
bakterizides und fungizides Mittel und unter gynäkologischen Bedingungen dokumentiert; ist
umfangreich und von Grindley et al., [Journal of Ethnopharmacology, 16: 117-151
(1986)] hinreichend besprochen worden.
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Abhängig davon, auf welche Weise die Ausscheidungen verarbeitet werden,
sind Schleim und Zucker die Hauptbestandteile des dehydratisierten Gels. Die
gefundenen Zucker sind Galactose, Glucose, Mannose, Rhamnose, Xylose und
Uronsäuren. Trotz widersprüchlicher Berichte besteht der Schleim hauptsächlich aus
Mannan oder Glucomannan. Eberendu et al., The Chemical Characterization of
Carrisyn (in Vorbereitung); Mandal et al., Carbohydrate Research, 86; 247-257 (1980b);
Roboz et al., Journal of the American Chemical Society, 70: 3248-3249 (1948);
Gowda et al., Carbohydrate Research, 72: 201-205 (1979); Segal et al., Lloydia, 31:
423 (1968).
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Vor Beginn dieser Arbeit konnte die Kontroverse über die Identität der
wirksamen Substanz(en) in Aloe vera nicht geschlichtet werden. Es ist deshalb wichtig, klar
zwischen den Bestandteilen im Gel und denen zu unterscheiden, die im Exsudat
gefunden wurden. Die Mehrheit des Gels ist ein Schleim von hauptsächlich
polysaccharidischer Natur mit geringen Mengen von verschiedenen anderen Bestandteilen.
Man hat beobachtet, daß es bei einigen der Wirksamkeiten einige synergistische
Wirkungen zwischen der Polysaccharidbasis und anderen Bestandteilen geben kann.
Leung, Excelsa, 8: 65-68 (1978); Henry, Cosmetics and Toiletries, 94: 42-43, 46, 48,
50 (1979). Einige Wissenschaftler berichten zum Beispiel, daß die wirksamen
Bestandteile für die Wundheilung Tanninsäure [Freytag, Pharmazie, 9: 705 (1954)] und
eine Art von Polysaccharid sind. Kameyama, Wound-healing compositions from Aloe
arborescens extracts. Japanisches Patent 7856995, (1979).
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Es gibt jedoch viele Beispiele in der Literatur, die darauf hinweisen, daß
Polysaccharide pharmakologische und physiologische Wirksamkeiten ohne Hilfe anderer
Bestandteile zeigen können. Gialdroni-Grassi, International Archives of Allergy and
Applied Immunology, 76 (Suppl. 1): 119-127 (1985); Ohno et al., Chemical and
Pharmaceutical Bulletin, 33 (6): 2564-2568 (1985); Leibovici et al., Chemico-
Biological Interactions, 60: 191-200 (1986); Ukai et al., Chemical and Pharmaceutical
Bulletin, 31: 741-744 (1983); Leibovici et al., Anticancer Research, 5: 553-558
(1985). Ein derartiges Beispiel bezieht sich auf die Entwicklung von Arteriosklerose.
Hyperlipidämie ist in der allgemeinen Bevölkerung und insbesondere bei vermutlich
erblicher Hypercholesterinämie mit koronarer Herzerkrankung und Tod verbunden. In
Ländern, in denen die diätetische Faseraufnahme hoch ist, scheint die
Arteriosklerose nicht bekannt zu sein. Trowell et al., Editors, Refined Carbohydrate Foods and
Disease, London, Academic Press, 207 (1975). Pektin und Guar werden als
cholesterinsenkend bei normalen und hyperlipidämischen Patienten beschrieben. Kay et
al., American Journal of Clinical Nutrition, 30: 171-175 (1977).
Johannisbrotbaumgummi, ein Polysaccharid, das aus Mannose und Galactose besteht, senkt die
Plasmalipoprotein-Cholesterin-Konzentrationen sowohl bei normalen Personen als auch
bei Personen mit vermutlich erblicher Hypercholesterinämie. Zavoral et al., American
Journal of Clinical Nutrition, 38: 285-294 (1983). Der Zusatz von Guar-Gummi zu
kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten senkt den postprandialen Glucose-Anstieg sowohl
bei Gesunden als auch bei Diabetikern. Jenkins et al., Lancet, 2: 779-780 (1977).
Kuhl et al., in Diabetes Care, 6 (2); 152-154 (1983) wiesen nach, daß Guar-Gummi
eine Glycämische Kontrolle bei schwangeren Insulin-abhängigen diabetischen
Patientinnen zeigte.
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Die Antitumorwirkung von Polysacchariden ist umfangreich beschrieben
wor
den. Von Polysacchariden aus Lentinus cyathiaformis ist bekannt, daß sie die
Widerstandskraft des Wirts gegen Tumore erhöhen. Rethy et al., Annales Immunologiae
Hungaricae, 21: 285-290 (1981). Es gibt mehrere Berichte, daß Polysaccharide aus
Pilz-, Hefe- oder Bakterienextrakten einen höheren Grad der Widerstandskraft des
Wirts gegen virale und tumorerzeugende Anfälligkeit hervorbringen können. Chihara,
Nature, 222: 687 (1969); Shwartzman et al., Proceedings of the Society for
Experimental Biology and Medicine, 29: 737-741 (1932); Suzuki et al., Journal of
Pharmacobio-Dynamics, 7 (7): 492-500 (1984) beschrieben ebenfalls die Antitumorwirkung
einer Polysaccharid-Fraktion (GF-1), die aus kultivierten Fruchtkörpern eines Pilzes
Grifola frondosa extrahiert wurde. Diese Fraktion zeigte, wenn sie intraperintonal
(IP), intravenös (IV) und intratumoral (IT) verabreicht wurde, gleichwertig, hohe
Spiegel an hemmender Wirksamkeit. Die orale Verabreichung (PO) war jedoch nicht
wirksam. Die Fraktion GF-1 zeigte auch Antitumorwirkung gegen die feste Form des
Meth A-Fibrosarkoms und des mm 46-Karzinoms in Mäusen. Lentinan, welches,
ähnlich wie GF-1, ein 6-verzweigtes β-1-3-gebundenes Glucan ist, war unwirksam
gegen das Meth A Fibrosarkom. Chihara, "The antitumor polysaccharide Lentinan:
an overview"; Manipulation of Host Defense Mechanisms; Herausg. Aoki et al.;
Excerpta Medica, North Holland, 1-16 (1981); Sasaki et al., Carbohydrate Research, 47
(1): 99-104 (1976). Es wurde beschrieben, daß synthetische verzweigte
Polysaccharide Wirksamkeiten gegen Tumore zeigen. Matsuzaki et al., Makromol. Chem., 186
(3): 449-456 (1985). Matsuzaki et al., [Makromol. Chem., 187 (2): 325-331 (1986)]
synthetisierten verzweigte Polysaccharide von Steinnuß-Mannan nämlich (β-(1-4)-D-
Mannopyranose) und β-(1-4)-gebundenes Glucomannan, die wesentliche
Wirksamkeiten zeigten. Ein partiell acetyliertes lineares β-(1-3)-D-Mannan, daß aus den
Fruchtkörpern von Dictyophoria indusiata Fisch extrahiert wurde, zeigte ebenfalls
Antitumorwirkung. Hara, Carbohydrate Research, 143: 111 (1982). Es scheint, daß
die Antitumorwirkung vom Typ der Polymer-Hauptkette und von seinem
Polymerisationsgrad abhängt, da Polymere des β-(1-3)-Glucan-Typs eine höhere
Antitumorwirkung besitzen als β-(1-4)-Glucan und hemizelluläre Polymere. Matsuzaki et al.,
Makromol. Chem., 187: 325-331 (1986). Ein aus einem Bakterienkultur-Filtrat erhaltenes
carboxy-methyliertes Derivat von β-(1-3)-Glucan verursachte innerhalb von 2
Stunden nach der Injektion des Derivates einen Zellverlust in etablierten Sarkoma-180
Tumoren. Baba, Journal of Immunopharmacology, 8 (6): 569-572 (1986). Derselbe
Autor beobachtete aufgrund der Injektion der Substanz einen kompensatorischen
Anstieg der polymorphonuklearen Leukozyten. Darüber hinaus beeinflußte Bestatin,
ein Dipeptid, welches dafür bekannt ist, daß es immunomodulierende und
Antitumorwirkung besitzt [Ishizuka, Journal of Antibiotics, 32: 642-652 (1980)], weder die
Tumorausbeute noch die polymorphonukleare Leukozytenzahl. Baba et al., supra.
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Es gibt zahlreiche Berichte über die Antitumorwirkung von sulfatierten
Polysacchariden, einschließlich Heparin [Jolles et al., Acta Univ. Int. Cancer, 16: 682-685
(1960); Suemasu et al., Gann, 61 (2): 125-130 (1970)], sulfatiertes Laminaran und
Dextran [Jolles et al., British Journal of Cancer, 17: 109-115 (1963)]. Yamamoto et
al., in Japanese Journal of Experimental Medicine, 54: 143-151 (1984) beschrieben
die Steigerung der Antitumorwirkung einer Fucoidan-Fraktion durch die nachfolgende
Sulfatierung. Das sulfatierte Produkt zeigte Wirksamkeit gegen L-1210 Leukämie.
Polysaccharide mit Sulfatgruppen wurden auch als humane T-Zell-Mitogene und
polyklonale B-Zell-Aktivatoren in Mäusen beschrieben. Sugawara et al., Microbological
Immunology, 28 (7): 831-839 (1984). Im allgemeinen besitzen Homo-Polysaccharide
mit hohem Molekulargewicht mit Sulfatgruppen diese Eigenschaften. Dorries,
European Journal of Immunology, 4: 230-233 (1974); Sugawara et al., Cell Immunology,
74: 162-171 (1982).
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Es ist beschrieben worden, daß Glucan, welches aus der Hefe
Saccharomyces cervisiae extrahiert wurde, ein Modulator der zellulären und humoralen Immunität
ist. Wooles et al., Science, 142: 1078-1080 (1963). Das Polysaccharid stimulierte
auch die Proliferation von pluripotenten hämatopoetischen Maus-Stammzellen, von
Granulozyten Makrophagen Kolonie-bildenden Zellen und zellbildenden myeloiden
und erythroiden Kolonien. Pospisil et al., Experientia, 38: 1232-1234 (1982);
Burgaleta, Cancer Research, 37: 1739-1742 (1977). Maisin et al., [Radiation Research,
105: 276-281 (1986)] berichteten auch, daß die IV Verabreichung eines
Polysaccharides bei hämatopoetischen Maus-Stammzellen einen Schutz gegen
Röntgenstrahlen induziert, wodurch die Sterblichkeit der so bestrahlten Mäuse sinkt.
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Lackovic et al., [Proceedings of the Society for Experimental Biology and
Medicine, 134: 874-879 (1970)] nahmen Zellwände von Hefe und extrahierten das
gesamte Material außer den "Mannanen", von denen er fand, daß sie für die
Induzierung der α-Interferon-Produktion durch Monozyten verantwortlich sind. Die
"gereinigten Mannane", die angeblich für die physiologische Antwort verantwortlich sind,
hatten ein Molekulargewicht von 5 500-20000 Dalton.
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Seljelid et al., [Experimental Cell Research, 131 (1): 121-129 (1981)] haben
beobachtet, daß unlösliche oder Gel-bildende Glycane Makrophagen in vitro
aktivierten, wohingegen das entsprechende lösliche Glycan dies nicht machte. Bogwald,
[Scandinavian Journal of Immunology, 20; 355-360 (1984)] immobilisierte Glycane, die
in vitro eine stimulierende Wirkung auf Makrophagen hatten. Dies führte die Autoren
zu der Annahme, daß die räumliche Anordnung des Glycans für die in vitro-Wirkung
auf die Makrophagen entscheidend war. Ein aus Candida albicans isoliertes,
gereinigtes Polysaccharid induzierte in vitro eine Antikörper-Antwort bei humanen
peripheren Blutlymphozyten. Wirtz et al., Clinical Immunology and Immunopathology, 33:
199-209 (1984). Es gab wesentliche Unterschiede zwischen
anti-Candida-Antikörpern in Seren von normalen und mit Candida-infizierten Individuen. Wirtz et al.,
supra.
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Die anti-virale Wirksamkeit von Polysacchariden und von an Peptiden
gebundenen Polysacchariden ist beobachtet worden. Suzuki et al., Journal of Antibiotics,
32: 1336-1345 (1979). Suzuki et al., supra, beschrieben eine anti-virale Wirkung von
Peptidomannan (KS-2), das aus der Mycel-Kultur von Lentinus edodes extrahiert
wurde. Sowohl die orale als auch die intraperitoneale Verabreichung steigerte den
maximalen Serum-Interferon-Titer, der Mäuse gegen virale Infektionen schützte. Das
war ein Unterschied gegenüber Dextran-phosphat (DP-40) [Suzuki et al.,
Proceedings of the Societ for Experimental Biology and Medicine, 149 (4): 1069-1075
(1975)] und gegenüber 9-Methylstreptimidon (9-MS) [Saito et al., Antimier. Agent &
Chemotherapy, 10 (1): 14-19 (1976)], welche nur höhere Interferon-Titer in Mäusen
induzierten, wenn sie IV oder IP verabreicht wurden.
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Die anti-entzündliche Wirksamkeit von Aloe vera-Gel ist umfangreich
beschrieben worden, sowohl durch mündliche Aussagen als auch in angesehenen
wissenschaftlichen Zeitschriften. Rubel [Cosmetics and Toiletries, 98: 109-114 (1983)]
diskutierten ausgiebig den möglichen Mechanismus der anti-entzündlichen Wirkung
von Aloe-Gel. Ukai et al., [Journal of Pharmacobio-Dynamics, 6 (12): 983-990 (1983)]
beschrieben die anti-entzündliche Wirksamkeit von aus Fruchtkörpern verschiedener
Pilze extrahierten Polysacchariden. Die Polysaccharide zeigten eine wesentliche
hemmende Wirkung auf durch Carragen induzierte Ödeme. Eines der Polymere, O-
acetyliertes D-Mannan (T-2-HN), zeigte zudem eine merklich hemmendere Wirkung
als Phenylbutazon auf Verbrühungs-Hyperalgesie. Ukai et al., supra.
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Andere Forscher haben ebenfalls die anti-entzündlichen Wirkungen von
komplexen Polysacchariden [Saeki et al., Japanese Journal of Pharmacology; 24 (1):
109-118 (1974)], von Glycoproteinen [Arita et al., Journal of Biochemistry, 76 (4):
861-869 (1974)] und von sulfatierten Polysacchariden [Rocha et al., Biochemical
Pharmacology, 18: 1285-1295 (1969)] beschrieben.
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Die Kontroverse darüber, ob das Polysaccharid ein Glucomannan, ein
Mannan, ein Pektin oder von etwas anderer Zusammensetzung ist, wurde durch eine
Reihe von chemischen Reinigungsschritten gelöst. Yagi et al., [Planta Medica, 31 (1):
17-20 (1977)] isolierten acetyliertes Mannan (Aloe Mannan) unter Verwendung einer
geringfügig modifizierten Extraktionsmethode aus Aloe arborescens Miller var.
natalensis. Ovoda [Khim. Prior. Soedin, 11 (1): 325-331 (1975)] isolierten früher jedoch
Pektin als den Hauptbestandteil derselben Aloe-Spezies.
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Die Struktur dieser immunologisch wirksamen Polysaccharide und die Typen
der strukturellen Veränderungen scheinen die Faktoren zu sein, welche ihre
Wirksamkeit und Toxizität kontrollieren. Ihre Wirkungsart(en) bleiben unklar, neueste
Aussagen deuten jedoch darauf hin, daß mehrere Polysaccharide Lymphozyten und
Makrophagen induzieren, eine umfangreiche Reihe von immunologisch wirksamen
Substanzen zu produzieren. Zum Beispiel scheint
2-Keto-3-desoxy-D-mannooctulosonsäure (KDO) der chemische Teil von Lipopolysaccharid (LPS) zu sein, der
das Minimalsignal zur Aktivierung des Makrophagen-Wirtswiderstands liefert [Lebbar
et al., Eur. J. Immunol. 16 (1): 87-91 (1986)]. Die Zusammensetzung der
vorliegenden Erfindung besitzt alle die Eigenschaften dieser biologisch wirksamen
Substanzen; sie gehört zu den am wirkungsvollsten aller bekannten biologisch wirksamen
Polysaccharide, aber sie unterscheidet sich dadurch, daß keine Toxizität beobachtet
worden ist. Sie offenbart auch spezifische anti-virale Wirksamkeit durch die
Veränderung der viralen Glycoprotein-Synthese.
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In neuerer Zeit sind eine Vielzahl von pharmakologischen Studien über Aloe
vera-Gel durchgeführt worden. Die Ergebnisse schließen die schnellere Heilung von
Strahlenverbrennungen [Rowe, J. Am. Pharm. Assoc., 29: 348-350 (1940)] und eine
erhöhte Wundheilung [Lushbaugh et al., Cancer, 6: 690-698 (1953)] ein. Thermische
Verbrennungen, die mit Aloe vera-Gel behandelt wurden, heilten sehr viel schneller
als unbehandelte Verbrennungen [Ashley et al., Plast. Reconstr. Surg., 20: 383-396
(1957), Rovatto, supra, Rodriguez-Bigas et al., J. Plast. Reconstr. Sura., 81: 386-389
(1988)]. Das Gel ist nützlich zur Behandlung von Geschwüren an den Beinen [EI
Zawahry et al., Int. J. Dermatol., 12: 68-73 (1973)] und zur Beschleunigung der
postoperativen Heilung (Payne, Dissertation eingereicht bei der Fakultät der Baylor
Uni
versität, Waco, TX, MS Degree). Der experimentelle Beweis läßt vermuten, daß
Extrakte von Aloe vera anti-infektiöse Eigenschaften besitzen [Solar, Arch. Inst. Pasteur
Madagascar, 47: 9-39 (1979)] und die Phagozytose beschleunigen [Stepanova,
Fizol. Akt. Veshchestva, 9: 94-97 (1977)].
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Die wirksame Fraktion von Aloe vera Gel wurde von Carrington Laboratories,
Inc., Irving, Texas als ein langkettiges polydisperses β-(1,4)-gebundenes acetyliertes
Mannan, welches von O-Acetylgruppen durchdrungen ist, die ein
Mannose-Monomer-zu-Acetylgruppen-Verhältnis von ungefähr 1 : 0,91 besitzen, identifiziert.
Acemannan ist der Handelsname des biologisch wirksamen Bestandteils von Carrisyn,
ein Bestandteil der von Carrington Laboratories, Inc. isoliert und entwickelt wurde.
Siehe US Patent Nr. 4 735 935, US Patent Nr. 4 851 224 und US Patent Anwendung
Seriennummer 07/229 164, und die hier zitierten Druckschriften, deren Offenbarung
durch diesen Hinweis hier einbezogen wird.
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Mannane, einschließlich Glucomannane und Galactomannane, sind bereits
lange vom Menschen eingesetzt worden. Zum Beispiel sind Galactomannane in
Form von Planzengummen weitreichend als Bindemittel bei der Steuerung der
Nahrungsmitteltextur angewendet worden. Zudem haben einige Mannane wesentliche
therapeutische Eigenschaften gezeigt (Davis und Lewis, eds. Jeanes A., Hodge J.,
In: American Chemical Society Symposium, Serien 15. Washington DC, American
Chemical Society, 1975).
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Reine Mannane sind in höheren Pflanzen verhältnismäßig selten, obwohl sie
ein wesentlicher struktureller Bestandteil einiger Hefen sind. Zum Beispiel bestehen
etwa 45% der Zellwand von Saccharomyces cerevisiae aus einem Mannan. Dieses
Mannan ist ein wasserlösliches Molekül, das aus β-(1,6)-, β-(1,3)- und β-(1,2)-
gebundenen partiell phosphorylierten D-Mannose-Resten [McMurrough et al.,
Biochem. J., 105: 189-203 (1967)] zusammengesetzt ist. Andere biologisch wirksame
Mannane sind aus Candida utilis [Oka et al., Gann, 60: 287-293 (1969), Oka et al.,
Gann, 58: 35-42 (1968)], aus Candida albicans, aus Coccidioides immitis und aus
Rhodotorulum rubrum [Wheat et al., Infect. Immun., 41: 728-734 (1983)] erhalten
worden. Mannane (einschließlich Galactomannane und Glucomannane) sind
verhältnismäßig resistent gegenüber dem Angriff durch Mannosidasen, aber sie können
durch exo- und endo-Mannanasen zersetzt werden [Emi et al., Aar. Biol. Chem., 36:
991-1001 (1972), Snaith et al., Adv. Carbohydr. Chem. Biochem., 28: 401-445
(1973), Herman, Am. J. Clin. Nutr., 24: 488-498 (1971), McMaster et al., Proc. Soc.
Exp. Biol. Med., 135: 87-90 (1970), Jones et al., J. Biol. Chem., 243: 2442-2446
(1968), Eriksson et al., Acta Chem. Scand., 22: 1924-1934 (1968)]. Die am meisten
beachteten biologischen Wirksamkeiten von Mannanen in Säugetieren sind die
Aktivierung von Makrophagen und die Stimulierung von T-Zellen. In deren Ergebnis sind
sie wirkungsvolle Immunostimulanzien mit einer wesentlichen Wirksamkeit gegen
infektiöse Erkrankungen und gegen Tumore [Hasenclever et al., J. Immun., 93: 763-
771 (1964)].
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Saccharomyces Mannan (15 mg/kg/Tag) steigert die Kohlenstoff-Clearance in
normalen männlichen ddl Mäusen, möglicherweise indem es als Stimulanz des
retikuloendothelialen Systems wirkt [Suzuki et al., Gann, 62: 553-556 (1971)]. Dasselbe
Mannan erhöht auch die Zahl der Antikörper-bildenden Zellen in der Milz [Suzuki et
al., Gann, 62: 343-352 (1971)]. In vitro-Studien mit peritonealen Maus-Zellen (ein
Gemisch von Makrophagen und Lymphozyten) weisen darauf hin, daß einige
Mannane und Mannan-Protein-Komplexe die Freisetzung von Interferon sowohl in
vivo als auch in vitro stimulieren können [Lackovic et al., Proc. Soc. Exp. Biol. Med.,
134: 874-879 (1970)]. Die Mannane stimulierten die Freisetzung von Interferon in
einer Weise, die der von Endotoxinen ähnlich ist, im Gegensatz zu den Endotoxinen
verursachen sie jedoch eine geringe Toxizität (Borecky et al., Acta Virol., 11: 264-266
(1976), Hasenclever, supra). Das Mannan aus Candida albicans ist auf diese Weise
wirksam, das Mannan aus Saccharomyces cerevisiae ist jedoch unwirksam [De-
Clercq et al., Ann. NY Acad. Sci., 173: 444-461 (1970)]. In anderen Laboratorien sind
uneinheitliche und mangelhafte Ergebnisse erhalten worden (DeClercq, supra).
Diese Unterschiede können auf kleine Struktur- oder Größenunterschiede der Polymere
zurückzuführen sein [Suzuki et al., Jon. J. Microbiol., 12: 19-24 (1968)]. Das letztere
ist am ehesten dafür verantwortlich, da niedermolekulare Mannane (5,5-20 kDa) im
Interferon-Induktions-Assay in der Regel am wirksamsten sind, auch bei
Saccharomyces-Mannan ist die Tendenz höher als bei Candida-Mannan.
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Ein Galactomannan von 20 kDa aus Lipomyces starkeyi hatte geringe
Interferon-induzierende Eigenschaften. Im Gegensatz dazu, induzierte Candida albicans
das Auftreten der Interferonwirksamkeit 2-24 Std. nach der intravenösen
Verabreichung (Borecky, supra).
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DMG, ein abgebautes Mannoglucan aus Microellobosporia
grisea-Kulturflüssigkeit, kann die zytotoxischen Wirkungen von Makrophagen, von natürlichen Killer-
Zellen (NK) und von Killer-T-Zellen stimulieren und es erhöht die Sekretion von
In
terleukin-1 (IL-1) und des koloniestimulierenden Faktors (CSF). Es hat eine
wirkungsvollere Antitumorwirkung als Lentinan (ein Glucan aus Lentinus edodes)
[Nakajima et al., Gann, 75: 260-268 (1984), Inoue et al., Carbohyd. Res., 114: 164-168
(1983)]. DMG stimuliert Makrophagen, höhere Mengen an IL-1 zu produzieren.
Zudem steigert DMG 1) die Antikörperproduktion gegen Schafserythrozyten, 2) die
natürliche Killerwirksamkeit sowohl von Milz- als auch von peritonealen Zellen, und 3)
die zytostatische Wirksamkeit von peritenoalen Makrophagen [Nakajima et al., Gann,
75: 253-259 (1984)].
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Das häufigste mannosebindende Protein beim Menschen ist ein akut-Phasen-
Protein; sein Spiegel steigt bei gestreßten Personen an [Ezekowitz et al., J. Exp.
Med., 169: 185-196 (1989)]. Die Hüllenglycoproteine des humanen
immunodefizitären Virus (HIV gp120 und gp41) enthalten Mannose-reiche Oligosaccharide, die
wirkungsvolle Liganden für das mannosebindende Protein zu sein scheinen. Im
Ergebnis kann das mannosebindende Protein die HIV-Infektion von Lymphoblasten
hemmen und selektiv an HIV-infizierte Zellen binden. Freies Hefe-Mannan kann
konkurrierend bei der Bindung dieses Proteins an infizierte Zellen eingreifen. Deshalb
können die Faktoren, die einen Anstieg des mannosebindenden Proteinspiegels
induzieren, Schutz gegen HIV verleihen.
Genaue Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
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Carrisyn ist der Markenname, den die Inhaber der vorliegenden Erfindung
dem gereinigten Ethylalkohol-Extrakt aus dem inneren Gel der Schichten von Aloe
barbadensis Miller gegeben haben. Der wirksame Bestandteil von Carrisyn ist von
dem United States Adopted Name Council als "Acemannan" bezeichnet worden.
Nicht weniger als 73% des Carrisyn-Extrakts ist Acemannan; Carrisyn-Extrakt
besteht im allgemeinen zu etwa 73%-90% aus Acemannan. Carrisyn-Extrakt wird im
allgemeinen durch die Entfernung der äußeren Haut des Blattes, der anschließenden
Entfernung und Verarbeitung des inneren Filets oder Schleims wie folgt hergestellt:
pH-Einstellung, Ethanol-Extraktion, Gefriertrocknung und Mahlen. Siehe US
Anmeldung Serien Nr. 144 872, eingereicht im Januar 1988, eine Continuation-in-part-
Anmeldung der US Anmeldung Serien Nr. 869 261 (jetzt US Patent Nr. 4 735 935),
deren Offenbarung durch diesen Hinweis in die vorliegende Erfindung aufgenommen
wird. Die Verarbeitung auf diese Weise verlangt, daß im wesentlichen keine
kova
lenten Bindungen verändert werden und dadurch keine toxischen Verbindungen
entstehen. Diese Herstellungsschritte wurden entwickelt, um die Unfähigkeit der
traditionellen Aloe-Produkthersteller zu überwinden, die Polysaccharide zu standardisieren
und zu stabilisieren.
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Carrisyn ist ein lockeres, weißes, amorphes Pulver, das in Wasser und
Dimethylsulfoxid wenig löslich und in den meisten anderen organischen Lösungsmitteln
unlöslich ist. Dieses Pulver enthält nicht weniger als 73% eines Polysaccharids, das
im wesentlichen aus linearen β-(1-4)-D-Mannosyl-Einheiten besteht. Das
Polysaccharid ist ein langkettiges Polymer, daß in zufälliger Weise von Acetyl-gruppen, die
durch Sauerstoffatom an das Polymer gebunden sind, durchdrungen ist. Der
generische Name für das Polymer ist Acemannan. Der durch die alkalische Hydroxamat-
Methode bestimmte Acetylierungsgrad beträgt ungefähr 0,91 Acetylgruppen pro
Monomer. Siehe Hestrin, Journal of Biological Chemistry, 180: 240-261 (1949). Die
neutrale Zucker-Bindungsanalyse weist darauf hin, daß D-Galactopyranose,
möglicherweise durch eine α-(1-6)-Bindung, im Verhältnis von etwa 1 zu 70 Zucker an die
Kette gebunden ist. Das 20 : 1 Verhältnis von Mannose zu Galactose weist darauf
hin, daß auch Galactose-Einheiten miteinander verbunden sind, vorzugsweise durch
eine β-(1-4)-glycosidische Bindung. Die chemische Struktur von Acemannan kann
wie folgt dargestellt werden:
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p = Pyranose
Allgemeine Struktur von ultrareinem Acemannan
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Der Begriff "Glycosylierung" bedeutet die Anlagerung von
Kohlenhydratmolekülen an ein Proteinmolekül. Ein acetyliertes Mannanderivat, insbesondere
Acemannan, kann seine therapeutische Wirkung durch zwei mögliche Mechanismen
ausüben. Einer ist die Änderung der Glycosylierung, wie die Hemmung der
Glucosidase I oder der Einbau des acetylierten Mannanderivats in das Glycoprotein.
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Die Verabreichung des acetylierten Mannanderivates kann durch örtliche
Applikation, orale Einnahme, auf dem IP-Weg, auf dem IV-Weg oder auf anderen
verwandten Wegen der Verabreichung erreicht werden.
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Das acetylierte Mannanderivat kann dem Empfänger nicht nur als einzelnes
Mittel gegeben werden, es kann auch in Verbindung mit anderen bekannten
therapeutischen Mitteln verwendet werden, welche durch ihre Anforderung bei der
Unterstützung oder Hilfe des Immunsystems des Wirts ihre maximale therapeutische
Wirkung zu erzielen, geprägt sind.
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Es ist jetzt gefunden worden, daß Acemannan ein wirkungsvoller Induktor der
IL-2- und Prostaglandin E2 (PGE2)-Erzeugung durch adhärente humane periphere
Blutzellen in der Kultur ist. Man ist überzeugt, daß die vorliegende Erfindung der
praktisch erste nicht-toxische Stimulator der IL-1 Freisetzung ist. IL-1 ist ein
bedeutendes Produkt der Makrophagen, das in der Literatur als die Aktivität und Produktion
der Lymphozyten, Fibroblasten, B-Lymphozyten und Endothelzellen beeinflußend
beschrieben wurde. Siehe Old, Scientific American, 258 (5): 59-60,69-75 (1988).
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IL-1 induziert die Proliferation von Fibroblasten, die bei der Wundheilung
grundlegend ist. IL-1 steigert auch (1) die Aktivität des Knochenmarks; es kann in
den Individuen, in denen die Aktivität des Knochenmarks erniedrigt ist, therapeutisch
sein; und (2) stärkt das Immunsystem im allgemeinen.
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Eine Serie von Experimenten mit gemischten Lymphozyten-Kulturen (MLC)
hat gezeigt, daß Acemannan die alloantigene Antwort dieser Lymphozyten in
Dosisabhängiger Weise erhöht. Die Inkubation von Acemannan mit Monozyten
ermöglichte Monozyten-geleitete Signale zur Steigerung der T-Lymphozyten-Antwort auf
Lektin. Verwandte Studien über die Wirkungen von Acemannan auf MLC haben
einen Anstieg in der Phagozytose und der Aktivität von natürlichen Killerzellen gezeigt.
Deshalb ist Acemannan in diesen in vitro-Systemen nicht toxisch und es ist ein
Immunverstärker.
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Acemannan stimuliert wirksam die Lymphozyten, Lymphokine zu sekretieren
und es verursacht auch die Produktion veränderter Glycoproteine (GP-120) in HIV-
infizierten Lymphozyten durch einen Mechanismus, der dem des Glucosidase-I-
Inhibitors ähnlich ist. Siehe Gruters et al., Nature, 330: 74-77 (1987) und Pal et al.,
Intervirol., 30: 27-35 (1989). Acemannan wird phagozytiert und wahrscheinlich in den
Golgi/Glucoprotein-Apparat der Monozyten gepumpt, wo es direkt in die
Glycoproteinsynthese eingreift.
A. Toxikologie
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Die toxologischen Wirkungen von Acemannan sind sowohl in in vivo- als auch
in in vitro-Systemen untersucht worden. Acemannan ist in in vitro-Testsystemen nicht
mutagen oder blastogen. In vitro war die Verbindung nicht toxisch für H-9, MT-2 und
CEM-SS lymphoide Zellen. In vivo-toxikologische Studien über Acemannan
schließen eine 91tägige subchronisch orale Toxizitätsstudie bei Hunden, eine 180tägige
chronisch orale Toxizitätsstudie bei Ratten und eine 180tägige chronisch orale
Toxizitätsstudie bei Menschen ein. Bei diesen Studien wurden bei Hunden, die über
einen Zeitraum von 91 Tagen bis zu 825 mg/kg Acemannan pro Tag erhielten, keine
toxischen Wirkungen bemerkt. Bei Ratten, die über einen Zeitraum von 180 Tagen
bis zu 38 475 ppm Acemannan in ihrem Futter erhielten, wurden keine klinischen,
auffällig pathologischen oder toxischen Wirkungen bemerkt. Bei humanen Patienten,
die über einen Zeitraum von 180 Tagen 800 mg Acemannan pro Tag erhielten,
wurden keine entgegengesetzten klinischen oder toxischen Wirkungen bemerkt.
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In Pilotstudien verursachte die Verabreichung von Acemannan an Hunde eine
vollständige Monozytose in Blutproben, die zur Vervollständigung der weißen
Blutzell-Zahl und zur morphologischen Differenzierung genommen wurden. Innerhalb
von 2 Stunden nach der Verabreichung hoher Dosen an Acemannan erschienen
stark aktivierte Monozyten im Kreislauf. Eine ähnliche Wirkung ist bei Menschen
beobachtet worden.
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Eine Studie ist unter Verwendung von humanen peripheren Blutmonozyten-
Zellkulturen und ¹&sup4;C-markierten Acemannan durchgeführt worden, um die
Inkorporation oder Absorption von Acemannan in ein biologisches System zu verfolgen. In
dieser Studie wurden nachweisbare Mengen an ¹&sup4;C-markierten Acemannan durch
humane periphere Monozyten/Makrophagen-Zellen absorbiert oder aufgenommen. Die
maximale Inkorporation erfolgte nach 48 Stunden. Bei einer Konzentration von 5
mg/ml war ¹&sup4;C-markiertes Acemannan nicht toxisch gegenüber
Monozyten/Makrophagen-Zellen und das Gewicht/Volumen (w/v) der verdauten Zellmasse war 760
mal größer als das w/v der verdauten Acemannan-Lösung. Diese Ergebnisse lassen
vermuten, daß Makrophagen fähig sind, die intrazelluläre Acemannan-Konzentration
auf einem sehr hohem Niveau, das nicht zytotoxisch ist, aufrecht zu erhalten.
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Ein Pyrogen-Assay wurde, in Übereinstimmung mit dem in der USP XXI.,
Biologischer Test [151] ausgeführten Pyrogen-Testprotokoll, an Kaninchen unter
Verwendung von 1 mg/ml injizierbarer Lösung Acemannan durchgeführt. Wegen der
unbekannten systemischen Wirkungen des injizierten Acemannans sind häufigere
Temperaturmessung, als in der USP spezifiziert, durchgeführt worden. Die
Temperaturänderungen in den Testtieren überschritt nicht die durch das USP-Protokoll
erlaubten minimalen Änderungen; deshalb erfüllte die Lösung die USP-Anforderungen
über die Abwesenheit von Pyrogenen. Injizierbares Acemannan rief in einem
Kaninchen einen maximalen Anstieg der Körpertemperatur von 0,3ºC hervor. Dieser
Temperaturanstieg erfolgte 90 Minuten nach der Injektion. Acemannan ist in vitro ein
Induktor der IL-1-Sekretion durch Makrophagen und Monozyten. Da IL-1 ein
wirkungsvolles Pyrogen ist, könnte dieses den geringfügigen, verzögerten Temperaturanstieg
in diesem Kaninchen erklären.
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Vierundzwanzig Testpersonen vervollständigten die Studie über die Sicherheit
und Toleranz des oral verabreichten Acemannans. Die klinischen Laborergebnisse
zeigten, daß folgende Abweichungen von dem Normalbereich vorkamen: CO&sub2; bei
sieben Personen; Cholesterin bei drei Personen, Triglyzeride bei zwei Personen,
Phosphor bei einer, Hämoglobin bei vier, Basophile bei zwei, Monozyten bei drei,
Eosinophile bei drei, Lymphozyten bei vier, Neutrophile bei zwei und jeweils bei einer
Personen rote und weiße Blutzellen. Keine dieser Abweichungen war klinisch
relevant.
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Die Ergebnisse der Immunprofile zeigten folgende Gruppenunterschiede
zwischen den Werten am Tag 1 und am Tag 7: CD-16, CD-4 (T-4), CD-8+Leu7, CD-
4+CD-25, CD-8+CD-16, Leu7 und TQ-1. Die mitogenen Antworten lagen im
niedrigen Bereich.
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Die Vitalitätsmerkmale schienen die Normalbereiche nicht zu überschreiten.
Es gab keine Gruppenunterschiede in der Urinausscheidung. Eine Person in Gruppe
IV erlitt im Verlauf dieser Studie Diarrhoe und Durchfall. Eine Person in Gruppe I
hatte im Verlauf der Studie zwischen den Tagen 2 bis 4 Durchfall. Insgesamt 5
Personen beschrieben insgesamt acht Negativfälle. Alle diese Ereignisse erfolgten bei
Personen, die über einen Zeitraum von 6 Tagen täglich oral 1600 oder 3200 mg
Acemannan erhielten.
B. Art der Verabreichung
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Die physikalischen Eigenschaften von Acemannan gestatten es, daß es in
allen auf diesem Gebiet bekannten pharmazeutischen Dosierungsformen formuliert
und vermischt werden kann. Die biopharmazeutischen und toxikologischen
Eigenschaften von Acemannan erlauben, daß es in Geweben und Organen von lebenden
Organismen verwendet wird und daß es über einen großen Dosierungsbereich
verabreicht wird.
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Acemannan kann an ein Tier oral, parenteral, örtlich und lokal mit einer
täglichen Dosis von 0,001 mg/kg bis 1000 mg/kg Körpergewicht pro Tag verabreicht
werden.
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Gemischt mit geeigneten Hilfsmitteln kann Acemannan komprimiert oder in
derartige feste Dosierungseinheiten, wie Pillen, Tabletten, beschichtete Tabletten,
gefüllt werden, oder es kann in Kapseln verarbeitet werden. Diese oralen
Dosierungsformen würden in einer Dosis von etwa 0,1 mg/kg bis 1000 mg/kg
Körpergewicht täglich verabreicht werden.
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Mit Hilfe geeigneter flüssiger Hilfsmittel kann Acemannan in Lösungen,
Suspensionen oder Emulsionen injiziert werden. Diese Produkte würden mit einer Rate
von 0,001 mg/kg bis zu 1000 mg/kg Körpergewicht täglich verabreicht werden. Als
ein zusätzlicher Bestandteil eines Impfstoffs oder eines anderen Produkts würde
Acemannan mit einer Rate von 0,001 bis zu 1000 mg pro Dosierungseinheit des
Zusatzprodukts verabreicht werden.
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Die örtliche Verabreichung von Acemannan kann in Form eines verarbeiteten
Gels, einer Creme, Lotion, Lösung, Salbe oder Puder erfolgen. Diese
Formulierungen können bis zu 90% Acemannan enthalten.
Beispiel 1
Pharmakokinetisches Verhalten von Acemannan
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Um das pharmakokinetische Verhalten von Acemannan zu berechnen, wurde
¹&sup4;C-markiertes Material durch IP- und IV-Injektionen und durch PO-Verabreichung
gegeben. Basierend auf den Ergebnissen der vorhergenden Pilotarbeit, wurde an
weibliche Hunde eine wässrige Dosis von 200 mg ¹&sup4;C-markiertes Acemannan/200
ml mit einer spezifischen Aktivität von 17,4 cpm/ug verabreicht (ungefähr 20 mg/kg).
Über einen Zeitraum von 48 Stunden oder länger wurden in bestimmten Abschnitten
Blut, Urin und Kotproben genommen. Nach der Tötung wurden Organ- und
Gewebeproben genommen und alle Proben wurden unter Verwendung der
Szintillations
spektrometrie hinsichtlich ihrer Radioaktivität analysiert.
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Das kinetische Verhalten von Acemannan entsprach dem, das bei den
meisten pharmakologischen Mitteln beobachtet wurde; seine biologische Halbwertszeit
(t1/2) war jedoch außerordentlich lang. Auf allen drei Verabreichungswegen erfolgte
eine wesentliche Absorption. Maximale Blutspiegel wurden nach der IV-Injektion
erreicht, gefolgt durch IP und dann durch PO. Blutspiegel, die unmittelbar nach der IV-
Injektion maximal bei 200 ug/ml lagen, verringerten sich mit einer t1/2 über 50-60
Stunden; die Plasmaspiegel entsprachen ungefähr zweimal denen des Bluts. Beim
Vergleich erreichten die Blutspiegel nach der IP-Injektion ihr Maximum nach 24
Stunden mit 45 ug/ml und fielen dann mit der gleichen Geschwindigkeit ab, wie die
bei IV beobachtete; in der Tat lagen die Blutspiegel maximal nach nur 8 Stunden bei
nahe 90%. Bei der oralen Verabreichung waren die Blutspiegel nach 3 Stunden
meßbar und erreichten ihr Maximum bei 4-5 ug/ml. Basierend auf der
verhältnismäßig langen Halbwertszeit im Blut, würde ein therapeutisches Dosierungsintervall von
annähernd 7 Tagen gerechtfertigt sein, wenn man den bei den drei Halbwertszeiten
erforderlichen Zeitraum betrachtet.
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Nach der IP- und IV-Injektion verteilte sich radiomarkiertes Acemannan
hauptsächlich in der Leber und der Milz. Leber, Mark, Thymus und Lymphknoten waren
die Hauptorte der Verteilung nach der oralen Dosierung, ein Befund, der mit den
immunologischen Orten der Wirksamkeit von Acemannan übereinstimmt. Die Spiegel
der radioaktiven Verbindung in Geweben, die nach 48-52 Stunden gesammelt
wurden, reichten nach der IV-Injektion von einem geringen Wert von annähernd 1 ug/g
Gehirn bis zu einem hohen Wert von 85 ug/g Milz. Interessanterweise waren die
Spiegel im Gehirn und im Rückenmark nach der oralen Verabreichung höher
(annähernd 3 ug/g Gewebe), im Vergleich zur parenteralen Verabreichung. Dies kann das
Ergebnis des teilweisen Abbaus des Polymers in niedermolekulare Fraktionen in der
Leber während der ersten Passage sein, wodurch die Durchdringung der Blut-Gehirn-
Schranke ermöglicht wird.
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Zusammenfassend weisen die Daten mit Hinblick auf die klinischen
pharmakokinetischen Betrachtungen darauf hin, daß ¹&sup4;C-markiertes Acemannan (1) auf allen
untersuchten Wegen innerhalb von 8 Stunden oder weniger maximale Blutspiegel
erreicht, (2) eine verhältnismäßig lange biologische Halbwertszeit hat, die
therapeutische Dosierungsintervalle von mehreren Tagen erlauben würde und (3) meßbare
Spiegel in allen untersuchten Geweben, einschließlich des zentralen Nervensystems
erreicht.
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Diese pharmakokinetischen Daten weisen darauf hin, daß Acemannan die
bekannten Spiegel im Blut und/oder Gewebe nach der Injektion oder oralen
Verabreichung duplizieren kann, wodurch in vitro therapeutische oder anti-virale Wirkungen
erzielt werden. Zum Beispiel zeigten Mäuse, denen viral-infizierte Norman-Maus-
Myxosarkom-Zellen (NMM) implantiert wurden und denen innerhalb von 24 Stunden
1 mg/kg Acemannan IP injiziert wurde, nach 60 Tagen eine Überlebensrate von 35%,
im Vergleich zu einer Überlebensrate von 0% bei NMM-behandelten Kontrollmäusen
(Peng et al., eingereicht zur Veröffentlichung, 1990). Die bei einer IP-Dosis von 1
mg/kg erwarteten Blutspiegel-Maxima würden im Bereich von 2 ug/ml (45 ug/ml ·
1/20 mg/kg) liegen. Acemannan, das T-Lymphozyten-Kulturen in einer Konzentration
von nur 0,15 ug/ml (2,6¹&sup0;&supmin;&sup9; M; 60000 MW) zugesetzt wurde, erhöhte die Zahl der
zytotoxischen T-Zellen um 230% und die funktionelle Kapazität der erzeugten
zytotoxischen T-Zellen um 138%, wodurch die Ziel-Zellen gegen die sie sensibilisiert
worden sind, zerstört wurden [Womble et al., Int. J. Immunopharmac., 10 (8): 967-974
(1988)]. Man nimmt an, daß zytotoxische T-Zellen gegen Tumorzellen, wie NMM-
Zellen, erzeugt werden.
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Auch die nach der oralen Verabreichung von Acemannan erhaltenen
Blutspiegel von 4-5 ug/ml waren wesentlich, da sie der Konzentration von Acemannan
entsprechen, welches in vitro mit Zidovudin (AZT) einen optimalen Synergismus ergibt.
Zum Beispiel erhöhten allein 0,001 ug/ml AZT oder 3,2 ug/ml Acemannan die Vitalität
der mit dem HTLV-III-Virus infizierten CEM-Zellen nicht mehr als 10%. Die
Schutzwirkung der anti-viralen Kombination überschritt zusammen 70%. Ähnlich führte eine
Kombination von 0,1 ug/ml AZT und 1 mg/ml Acemannan zu einer Schutzwirkung,
die 80% überschritt (Kemp et al., eingereicht zur Veröffentlichung, 1990).
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Zusammenfassend zeigt diese pharmakokinetische Studie also, daß
Acemannan-Konzentrationen die wenigstens so hoch sind, wie die, die aus der in vitro-
Arbeit bekannt sind, in vivo erreichbar sind.
Beispiel 2
Wirkung von Acemannan auf Blutcholesterinspiegel in Tieren und Menschen
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Bei männlichen Hunden, denen während der 91tägigen Toxizitätsstudie 855
mg/kg/Tag Acemannan gegeben wurde, wurde eine statistisch signifikante
Verringerung der Serumcholesterinspiegel beobachtet. Eine ähnliche Wirkung wurde bei
normalen männlichen Freiwilligen, denen eine Dosis im Bereich von 400 mg bis 3200
mg pro Tag gegeben wurde, beobachtet. Eine bedeutende Wirkung, die während der
Acemannan-Therapie beobachtet wurde, war die statistisch signifikante Verringerung
der Serumcholesterinspiegel gegenüber den Normalwerten bei diesen Personen. Bis
zum Eintritt in die Studie betrug die mittlere Cholesterinkonzentration der 24
Personen 189 mg/dl; bis sie am Ende 174 mg/dl betrug. Die statistiche Analyse unter
Verwendung der "CRUNCH"-Software-Version des Wilcoxon-Signed-Rank-Tests wies
mit > 98% Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß das Absinken des Cholesterins nicht
auf eine Schwankungsbreite zurückzuführen war. Bei sieben der 24 Patienten
sanken die Cholesterinkonzentrationen in 6 Behandlungstagen um mehr als 20 mg/dl,
und deshalb ist es schwierig, diese Wirkung einer einfachen diätetischen
Verbesserung während des kontrollierten Aufenthaltes der Personen im Verlauf der Studie
zuzuschreiben.