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Die
Erfindung hat eine elektrochemische und/oder elektrisch regelbare
Vorrichtung vom Typ Glas und mit veränderlichen optischen und/oder
energetischen Eigenschaften, eine Photovoltaikvorrichtung oder auch eine
elektrolumineszente Vorrichtung zum Gegenstand.
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Gegenwärtig gibt
es eine wachsende Nachfrage nach "intelligenten" Gläsern,
die in der Lage sind, sich an die Bedürfnisse der Benutzer anzupassen.
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Weiterhin
existiert eine steigende Nachfrage nach Photovoltaikgläsern, die
es erlauben, die Sonnenenergie in elektrische Energie umzuwandeln,
sowie nach elektrolumineszenten Gläsern, die interessante Verwendungen
in Anzeigeeinrichtungen und als Leuchtflächen finden.
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Was
die "intelligenten" Gläser betrifft,
so kann es sich um die Regelung der Sonneneinstrahlung durch außen in Gebäuden oder
Fahrzeugen vom Typ Kraftfahrzeug, Zug bzw. Flugzeug eingebaute Verglasungen handeln.
Dabei besteht das Ziel darin, eine übermäßige Erwärmung in Fahrgastzellen/Räumen, aber
ausschließlich
bei starker Sonnenseinstrahlung, begrenzen zu können.
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Dabei
kann es sich auch um die Regelung der Durchsicht durch Verglasungen
handeln, insbesondere, um diese abzudunkeln, lichtstreuend zu machen
und sogar die Durchsicht vollständig
zu verhindern, falls es erwünscht
ist. Dies kann Verglasungen betreffen, die in Innenzwischenwänden in
Räumen,
Zügen und
Flugzeugen oder als Seitenscheiben in ein Kraftfahrzeug eingebaut
sind. Dies betrifft auch Spiegel, die als Rückspiegel verwendet werden,
um punktuell zu verhindern, dass der Fahrer geblendet wird, oder
Anzeigetafeln, damit Mitteilungen, wenn es erforderlich ist, oder
in Intervallen erscheinen, um die Aufmerksamkeit stärker auf sich
zu lenken. Gläser,
die auf Wunsch lichtstreuend gemacht werden können, lassen sich, wenn es
gewünscht wird,
als Projektionsbildschirme verwenden.
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Es
stehen verschiedene elektrisch regelbare Systeme zur Verfügung, die
diese Art Modifizierungen von Aussehen/thermischen Eigenschaften
erlauben.
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Um
die Lichttransmission oder die Lichtabsorption der Gläser zu verändern, gibt
es Viologensysteme wie die in den Patenten
US 5 239 406 und
EP 0 612 826 beschriebenen.
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Zur
Modifizierung der Lichttransmission und/oder Wärmetransmission von Gläsern stehen
auch elektrochrome Systeme zur Verfügung. Diese umfassen bekanntermaßen im Allgemeinen
zwei Schichten aus einem elektrochromen Material, die durch eine
Elektrolytschicht voneinander getrennt und von zwei elektrisch leitfähigen Schichten
umgeben sind. Dabei kann jede der Schichten aus einem elektrochromen
Material reversibel Kationen und Elektronen einlagern, wobei die
Veränderung
ihres Oxidationsgrades diesen Einlagerungs-/Auslagerungsvorgängen folgt
und zu einer Veränderung
ihrer optischen und/oder thermischen Eigenschaften führt. Insbesondere
können
ihre Absorption und/oder Reflexion in den Wellenlängen des
sichtbaren Bereiches oder des Sonnenspektrums beeinflusst werden.
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Es
ist üblich,
die elektrochromen Systeme in drei Kategorien einzuteilen:
- – die
Kategorie, in welcher der Elektrolyt in Form eines Polymers oder
eines Gels vorliegt, beispielsweise eines protonenleitfähigen Polymers
wie die in den Patenten EP 0
253 713 oder EP 0 670
346 beschriebenen, oder eines Polymers mit Lithiumionenleitfähigkeit
wie die in den Patenten EP 0
382 623 , EP 0 518 754 und EP 0 532 408 beschriebenen,
wobei die anderen Schichten des Systems im Allgemeinen einen anorganischen
Charakter haben,
- – diejenige,
in welcher der Elektrolyt eine im Wesentlichen anorganische Schicht
ist; diese Kategorie wird oftmals als "vollständig festes" System bezeichnet, wovon sich Beispiele
in den Patenten EP 0 867 752 , EP 0 831 360 , WO 00/57243 und WO 00/71777 finden lassen, und
- – diejenige,
in welcher die Gesamtheit der Schichten auf der Basis von Polymeren
ist, wobei diese Kategorie oftmals als "vollständig polymeres" System bezeichnet
wird.
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Weiterhin
gibt es als "optische
Ventile" bezeichnete
Systeme. Dabei handelt es sich um dünne Schichten, die eine im
Allgemeinen vernetzte Polymermatrix umfassen, in welcher Mikrotröpfchen dispergiert
sind, die Teilchen enthalten, die in der Lage sind, sich unter der
Einwirkung eines elektrischen oder Magnetfeldes in einer bevorzugten
Richtung anzuordnen. So ist aus dem Patent
WO 93/09460 ein optisches Ventil
bekannt, das eine Polyorganosilanmatrix und Teilchen vom Typ Polyiodid
umfasst, die das Licht viel weniger sperren, wenn die dünne Schicht
unter Spannung gesetzt wird.
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Ferner
sind die Flüssigkristallsysteme
zu nennen, die ähnlich
wie die vorhergehenden arbeiten. Sie beruhen auf der Verwendung
einer dünnen
Schicht, die sich zwischen zwei leitfähigen Schichten befindet und auf
der Basis eines Polymers ist, in welchem Flüssigkristalltröpfchen,
insbesondere nematische mit positiver dielektrischer Anisotropie,
angeordnet sind. Die Flüssigkristalle
richten sich, wenn die dünne
Schicht unter Spannung gesetzt wird, in einer bevorzugten Achse
aus, was die Durchsicht ermöglicht.
Ohne Spannung und damit ohne Ausrichtung der Kristalle wird die
dünne Schicht
lichtstreuend und verhindert die Durchsicht. Beispiele für solche
dünne Schichten
sind insbesondere in dem europäischen
Patent
EP 0 238 164 und
den amerikanischen Patenten
US
4 435 047 ,
US 4 806
922 und
US 4 732 456 beschrieben.
Dieser Typ einer dünnen Schicht,
nachdem er verbunden und zwischen zwei Glassubstraten eingebaut
ist, wird von der Gesellschaft Saint-Gobain Vitrage unter der Handelsbezeichnung "Priva-Lite" vertrieben.
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Es
können
alle Flüssigkristallvorrichtungen,
die unter der Bezeichnung "NCAP" (Nematic Curvilinearly Aligned
Phases) oder "PDLC" (Polymer Dispersed
Liquid Cristal) bekannt sind, verwendet werden.
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Weiterhin
können
beispielsweise cholesterische Flüssigkristallpolymere
wie die im Patent
WO 92/19695 beschriebenen
verwendet werden.
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Was
die elektrolumineszenten Systeme betrifft, so umfassen sie ein Leuchtstoffmaterial,
das von Elektroden mit elektrischem Strom versorgt wird.
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Alle
diese ineinander übergehenden
Systeme haben die Notwendigkeit gemeinsam, dass sie mit Stromzuführungen
zu versehen sind, die Elektroden im Allgemeinen in Form von zwei
elektrisch leitfähigen Schichten
auf beiden Seiten der aktiven Schicht oder der verschiedenen aktiven
Schichten des Systems mit Strom versorgen.
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Diese
elektrisch leitfähigen
Schichten (die in der Realität
eine Übereinanderanordnung
von Schichten sein können)
umfassen gemeinhin eine Schicht auf der Basis von Indiumoxid, im
Allgemeinen von mit Zinn dotiertem Indiumoxid, das unter dem Akronym
ITO bekannter ist. Dabei kann es sich auch um Schichten auf der
Basis von beispielsweise mit Antimon dotiertem Zinnoxid oder auch
auf der Basis von beispielsweise mit Aluminium dotiertem Zinkoxid
(oder einem Gemisch auf der Basis von mindestens zwei dieser Oxide)
handeln.
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Aus
dem Dokument
US-A-5
202 788 ist eine elektrochrome Vorrichtung bekannt, deren
Elektroden auf der Basis von ITO sind und welche porös oder perforiert
sein können.
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Aus
dem Dokument
US-B-6
277 523 ist eine elektrochemische Vorrichtung bekannt,
deren leitfähige Schicht
aus ITO oder einem mit Fluor dotiertem Zinnoxid oder allgemeiner
einer Schicht aus TCO (Transparent Conductive Oxide) besteht.
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In
dem Artikel (Thin solid Films, Chopra et al., 102 (1983)) ist offenbart,
dass die ITO-Schicht im Allgemeinen in amorpher Form vorliegt und
somit nicht kristallisiert und von einer Nanometergröße ist,
vor allem, wenn das Substrat nicht erhitzt worden ist.
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Diese
Schichten besitzen eine ausreichende Leitfähigkeit und können durch
magnetfeldgestützte
Kathodenzerstäubung
entweder ausgehend von einem Oxidtarget (nicht reaktive Zerstäubung) oder
ausgehend von einem Target auf der Basis von Indium und Zinn (reaktive
Zerstäubung
in Gegenwart eines Oxidationsmittels vom Typ Sauerstoff) leicht
aufgebracht werden.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Eigenschaften der elektrochemischen/elektrisch
regelbaren Systeme vom Typ der zuvor beschriebenen (beispielsweise
elektrochromen, photovoltaischen und elektrolumineszenten) und speziell
der elektrochromen Systeme, insbesondere ihre optischen/energetischen
Eigenschaften und ihre Kommutationsgeschwindigkeit zu verbessern
und/oder ihre Lebensdauer zu verlängern. Zusätzlich handelt es sich dabei
darum, diese Aufgabe zu lösen,
ohne die bekannten Konfigurationen der erfindungsgemäßen elektrochemischen
Systeme zu sehr zu verändern.
Allgemeiner handelt es sich darum, Elektroden auf einem im Wesentlichen
transparenten Substrat (Glas oder Polymermaterial) zu entwickeln,
die besser sind.
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Die
Erfindung hat eine elektrochemische/elektrisch regelbare Vorrichtung
mit veränderlichen
optischen und/oder energetischen Eigenschaften, die mindestens ein
Trägersubstrat
umfasst, das mit einer elektrisch aktiven Schicht oder einem Aufbau
aus elektrisch aktiven Schichten versehen ist, die (der) zwischen
einer "unteren" Elektrode und einer "oberen" Elektrode angeordnet
ist, zum Gegenstand. Erfindungsgemäß umfasst die "obere" Elektrode mindestens
eine vorzugsweise transparente elektrisch leitfähige Schicht auf der Basis
von insbesondere mit Zinn dotiertem Indiumoxid, insbesondere mit
Antimon dotiertem Zinnoxid oder insbesondere mit Aluminium dotiertem
Zinkoxid. Die Schicht ist wenigstens teilweise in Form von Kristalliten
mit einer mittleren Größe von 5
bis 100 nm und insbesondere mindestens 20 nm kristallisiert, und
diese Schicht auf der Basis von Indiumoxid der oberen Elektrode
enthält
zwischen 5 und 15 Gew.-% Zinnoxid, bezogen auf das Indiumoxid.
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Die
Erfindung lässt
sich allgemeiner auf leitfähige
Schichten, die mit dem englischen Akronym "TCO" für "Transparent Conductive
Oxide" bezeichnet
werden, das heißt
leitfähige
Schichten, die transparent und auf der Basis von einem oder mehreren
Metalloxiden sind, anwenden.
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Dabei
ist erfindungsgemäß unter "unterer" Elektrode die Elektrode
zu verstehen, die sich am nächsten zu
dem als Bezug genommenen Trägersubstrat
befindet, auf welchem wenigstens ein Teil der aktiven Schichten
(bei einem "vollständig festen" elektrochromen System
alle aktiven Schichten) aufgebracht ist (sind). Die "obere" Elektrode ist diejenige,
die auf der anderen Seite, bezogen auf dasselbe Bezugssubstrat,
aufgebracht worden ist.
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Im
Folgenden des Textes wird aus Gründen
der Kürze
die Schicht auf der Basis von Indiumoxid, auf der Basis von Zinnoxid
oder auf der Basis von Zinkoxid der oberen Elektrode mit dem Terminus "oberes ITO" bezeichnet. Vereinbarungsgemäß umfasst
diese Bezeichnung auch Indiumoxide, die mit einem anderen Metall als
Zinn dotiert sind.
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Von
den Erfindern ist überraschenderweise
der Einfluss festgestellt worden, welchen die kristalline Struktur
des oberen ITO auf den gesamten Rest des elektrisch aktiven Systems
haben kann. Dabei hat es sich gezeigt, dass eine wenigstens teilweise
kristalline Struktur, die darüber
hinaus Kristallite in Nanometergröße besitzt, viel vorteilhafter
als beispielsweise eine amorphe Struktur ist.
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Diese "Nanokristallisation" des erfindungsgemäßen ITO
ist nicht immer durch Röntgenbeugung
nachweisbar. In dem Fall, in welchem sie nicht mit Röntgenstrahlung
nachweisbar ist, können
andere Analyseverfahren angewendet werden. Dabei handelt es sich
insbesondere um Transmissionselektronenmikroskopie (MET) oder auch
um das englisch als Selective Area Diffraction Pattern (S.A.E.D.)
bezeichnete Verfahren.
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Diese
spezielle Kristallisation ist vorteilhaft für die Stabilität der Gesamtheit
des elektrochemischen Systems: Es wurde häufig beispielsweise die obere
Elektrode durch ein Vakuumverfahren wie die Kathodenzerstäubung auf
allen anderen Schichten des elektrisch aktiven Systems aufgebracht.
Es bestand daher die Tendenz, Abscheidungen "in der Kälte", bei Umgebungstemperatur, zu bevorzugen,
und dies aus mindestens zwei Gründen:
- – einerseits
wurde so das mögliche
Risiko eines Abbaus der darunter liegenden Schichten vermieden und
- – anderseits
wurden "in der Kälte" ausreichende elektrische
Leitfähigkeiten
erhalten.
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Somit
wurden im Allgemeinen amorphe Schichten erhalten. Von den Erfindern
ist jedoch gezeigt worden, dass es erforderlich ist, nicht nur die
elektrische Leitfähigkeit
der Schicht, sondern auch deren elektrochemische Stabilität zu berücksichtigen.
Die amorphen oberen ITO waren, ohne dass man es wusste, eine Ursache
für Instabilität und vorzeitige
Alterung bestimmter elektrochemischer Systeme.
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Wenn
im Gegensatz dazu die oberen ITO derart aufgebracht werden, dass
sie "nanokristallisiert" sind, sind sie viel
besser und elektrochemisch viel stabiler. Diese Feststellung hat
die signifikante Verbesserung der Eigenschaften der elektrochemischen
Systeme, insbesondere bei elektrochromen Systemen, und die Verlängerung
ihrer Lebensdauer erlaubt. Darunter ist insbesondere zu verstehen,
dass es dies erlaubt hat, den Zeitraum zu verlängern, ab welchem die Kommutationsgeschwindigkeit
zu sinken beginnt. Dies kann auch die Verlängerung des Zeitraums sein,
ab welchem die Veränderung
der Lichttransmission und/oder der Energietransmission beginnt,
eine kleinere Amplitude zu haben, und/oder bis der Wert der Lichttransmission
und/oder Energietransmission in einem gegebenen Zustand abzuweichen
beginnt. Von den Erfindern ist weiterhin festgestellt worden, dass
mit diesem Typ eines oberen ITO die elektrochemischen Systeme temperaturstabiler
sind. Dies ist ein nicht zu vernachlässigender Punkt, insbesondere
wenn es sich um elektro chrome Gläser
handelt, die als Außenverglasungen
in Gebäude
oder Kraftfahrzeugdächer
eingebaut sind, wobei diese Verglasungen sich unter dem Einfluss
der Sonneneinstrahlung und ihrer Verfärbung, die sie (wenigstens
etwas) absorptionsfähiger
macht, erwärmen
können.
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Vorteilhafterweise
weist das erfindungsgemäße obere
ITO einen spezifischen elektrischen Widerstand von 10–4 bis
10–2 Ohm·cm und
insbesondere von 10–4 bis 2·10–3 Ohm·cm auf,
was seine Verwendung als Elektrode vollkommen zufriedenstellend
macht.
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Vorzugsweise
beträgt,
insbesondere um dieses Niveau des spezifischen elektrischen Widerstandes zu
erreichen, seine Dicke 40 bis 400 nm und insbesondere zwischen 50
und 300 nm oder zwischen 120 und 280 nm. Innerhalb dieser Dickenbereiche
ist das ITO transparent, das heißt, es weist eine geringe Lichtabsorption
im sichtbaren Bereich auf. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, über deutlich
dickere Schichten (insbesondere in dem Fall, in welchem das elektrisch
aktive System vom elektrochromen Typ eher bei Reflexion als bei
Transmission arbeitet) oder über
feinere Schichten (insbesondere, wenn sie in der Elektrode mit einem
anderen Typ einer beispielsweise metallischen leitfähigen Schicht
verbunden sind) zu verfügen.
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Vorteilhafterweise
enthält
das ITO zwischen 3 und 20% und vorzugsweise etwa 10% Zinn (oder
eines anderen Dotiermetalls), bezogen auf das Indium. Dieser prozentuale
Anteil wird als Gewicht Zinnoxid (Oxid des Dotiermittels), bezogen
auf das Indiumoxid (überwiegendes
Oxid), angegeben. Dieser Prozentbereich zwischen dotierendem Oxid
und überwiegendem
Oxid wird vorzugsweise zu kleineren Werten verschoben, wenn es sich
um eine Schicht auf der Basis von insbesondere mit Aluminium dotiertem
Zinkoxid handelt, wobei in diesem Fall ein prozentualer Gewichtsanteil
an Al2O3 von 0,5
bis 5%, insbesondere 1 bis 4%, bezogen auf das ZnO, bevorzugt ist.
Ein Beispiel dafür
besteht darin, einen Anteil von 2 Gew.-% Al2O3, bezogen auf das ZnO, auszuwählen.
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In
einer erfindungsgemäßen Abwandlung
umfasst die untere Elektrode ebenfalls eine elektrisch leitfähige Schicht,
die vorzugsweise transparent und auf der Basis eines leitfähigen Oxids
vom selben Typ wie dasjenige der oberen Elektrode ist, wie insbesondere
mit Zinn dotiertes Indiumoxid, dotiertes Zinnoxid oder dotiertes
Zinkoxid, und wenigstens teilweise kristallisiert ist, wie diejenige,
die zu der oberen Elektrode gehört.
Es können
so zwei Schichten auf der Basis von ITO, Zinnoxid oder Zinkoxid
vorliegen, eine in jeder der zwei Elektroden des elektrisch aktiven
Systems und mit denselben Eigenschaften. Dies hat insbesondere den
Vorteil, dass eine Abfolge von Schichten nacheinander aufgebracht
werden kann, wobei die erste und die letzte (die Schichten aus ITO,
dotiertem Zinnoxid oder dotiertem Zinkoxid) auf dieselbe Weise mit
denselben Abscheideparametern (insbesondere in derselben Abscheidekammer,
wenn es sich um eine Kathodenzerstäubung handelt, wobei das Trägersubstrat
zweimal unter ein und demselben Target und denselben Bedingungen/Einstellungen
durchlaufen gelassen wird) aufgebracht werden.
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Vorzugsweise
umfasst die erfindungsgemäße obere
Elektrode andere leitfähige
Bestandteile als das obere ITO, wobei es sich insbesondere darum
handeln kann, mit der ITO-Schicht eine Schicht, die leitfähiger ist
als jene, und/oder eine Vielzahl von Bändern oder leitfähigen Drähten zu
verbinden. Wegen näherer
Einzelheiten kann man sich aus dem weiter oben genannten Patent
WO 00/57243 für die Verwendung
solcher Mehrkomponentenelektroden unterrichten. Eine bevorzugte
Ausführungsform
dieses Elektrodentyps besteht darin, auf der ITO-Schicht (die gegebenenfalls
mit einer oder mehreren anderen leitfähigen Schichten bedeckt ist) ein
Netz aus leitfähigen
Drähten
aufzubringen, die in die Oberfläche
einer Polymerfolie (die dann das aktive System schützen und/oder
den Verbund des Trägersubstrats
vom Typ Glas mit einem anderen Glas im Fall der Herstellung eines
beispielsweise elektrochromen elektrisch aktiven Glases erlauben
kann) eingebettet sind.
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Wie
weiter oben erwähnt,
lässt sich
die Erfindung auf verschiedene Typen elektrochemischer oder elektrisch
regelbarer Systeme anwenden. Sie betrifft insbesondere elektrochrome
Systeme, speziell "vollständig feste" oder "vollständig polymere", Flüssigkristallsysteme,
Viologensysteme oder elektrolumineszente Systeme.
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Die
elektrochromen Systeme oder Gläser,
auf welche sich die Erfindung richten kann, sind in den weiter oben
genannten Patenten beschrieben. Sie können mindestens ein Trägersubstrat
und einen Aufbau aus Funktionsschichten umfassen, der mindestens
aufeinanderfolgend eine erste elektrisch leitfähige Schicht, eine elektrochemisch
aktive Schicht, die in der Lage ist, reversibel Ionen wie H+, Li+ und OH– einzulagern,
vom Typ anodisches bzw. kathodisches elektrochromes Material, eine
Elektrolytschicht, eine zweite elektrochemisch aktive Schicht, die
in der Lage ist, reversibel Ionen wie H+,
Li+ und OH– einzulagern,
vom Typ kathodisches bzw. anodisches elektrochromes Material und
eine zweite elektrisch leitfähige
Schicht umfasst (wobei die Bezeichnung "Schicht" als eine einzige Schicht oder eine Übereinanderanordnung
von mehreren kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Schichten
zu verstehen ist).
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Die
Erfindung betrifft weiterhin den Einbau der in der Einleitung der
vorliegenden Patentanmeldung beschriebenen elektrochemischen Vorrichtungen
in Gläser,
die bei Reflexion (Spiegel) oder Transmission funktionieren. Dabei
ist die Bezeichnung "Glas" im weitesten Sinne
zu verstehen und umfasst jedes im Wesentlichen transparente Material
aus Glas und/oder einem polymeren Material (wie Polycarbonat, PC,
oder Polymethylmethacrylat, PMMA). Die Trägersubstrate und/oder Gegensubstrate,
das heißt
die Substrate, die das aktive System umgeben, können starr, flexibel oder halbflexibel
sein.
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Wenn
das Glas bei Reflexion funktioniert, kann es insbesondere als Innenspiegel
oder Rückspiegel verwendet
werden.
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Die
Erfindung bezieht sich auch auf die verschiedenen Verwendungen,
die diese Vorrichtungen, Gläser
oder Spiegel finden können,
wobei es sich darum handeln kann, Gläser für Gebäude, insbesondere Außenverglasungen,
Innenzwischenwände
oder Glastüren
herzustellen. Weiterhin kann es sich um Fenster, Dächer oder
Innenzwischenwände
von Transportmitteln wie Zügen,
Flugzeugen, Personenkraftfahrzeugen und Schiffen handeln. Es kann
sich auch um Bildschirme oder Anzeige schirme wie Projektionsbildschirme,
Fernsehbildschirme oder Computerbildschirme und berührungsempfindliche
Bildschirme handeln. Darüber
hinaus können
sie zur Herstellung von Brillen oder Fotoapparatobjektiven oder
auch zum Schutz von Solarpanels verwendet werden. Sie können des
Weiteren als Energiespeichervorrichtungen vom Typ Batterie und Brennstoffzelle
und als Batterien und Brennstoffzellen selbst verwendet werden.
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Die
Erfindung hat auch zum Gegenstand das Verfahren zur Herstellung
der weiter oben beschriebenen Vorrichtung, das darin besteht, das
obere ITO durch magnetfeldgestützte
Kathodenzerstäubung,
insbesondere bei Umgebungstemperatur, aufzubringen. Oftmals entscheidet
man sich dafür,
die ITO-Schicht der unteren Elektrode in der Wärme aufzubringen, da diese
die erste Schicht des Aufbaus ist und es im Allgemeinen erlaubt,
ordnungsgemäß dichte
Schichten zu erhalten. Jedoch ist bei dem oberen ITO eine Abscheidung bei
Umgebungstemperatur bevorzugt, um zu vermeiden, darunter befindliche
Schichten erhitzen zu müssen, die
in der Lage sind, bei hoher Temperatur beschädigt zu werden. Eine Erhitzung
auf moderate Temperaturen (30 bis 220°C und insbesondere 50 bis 200°C) oder auch
auf noch höhere
Temperaturen ist jedoch möglich, wenn
die darunter befindlichen Schichten diese aushalten können.
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Vorteilhafterweise
beträgt
der Druck in der Abscheidekammer während des Abscheidens des oberen ITO
weniger als 1,2 Pa (1,2·10–2 mbar)
und vorzugsweise weniger als oder gleich 1 Pa (10–2 mbar)
oder weniger als oder gleich 0,8 Pa (8·10–3 mbar)
oder weniger als oder gleich 0,5 Pa (5·10–3 mbar).
Der Druck beträgt vorteilhafterweise
mindestens 0,08 Pa (8·10–4 mbar),
wobei gezeigt worden ist, dass das Aufbringen der oberen ITO-Schicht
bei solch niedrigen Drücken
es erlaubt, eine dichte und nanokristallisierte Schicht zu erhalten. Erfindungsgemäß gibt es
weitere Verfahren, in welchen immer noch die Kathodenzerstäubung angewendet wird,
um dieses Ergebnis zu erzielen: So kann (können) eine innenunterstützte Abscheidung,
asymmetrische Magneten und/oder, wie weiter oben ersichtlich, eine
moderate Erhitzung des Trägersubstrats
während
der Abscheidung angewendet werden.
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Vorteilhafterweise
werden die Funktionsschicht (oder der Aufbau aus Funktionsschichten)
und das obere ITO (und sogar gegebenenfalls die untere Elektrode)
durch ein und dasselbe Abscheideverfahren aufgebracht. Dies ist
insbesondere der Fall bei "vollständig festen" elektrochromen Systemen.
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Die
Erfindung wird anschließend
unter Bezugnahme auf Beispiele und Figuren näher erläutert, wobei
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1 eine
schematische Schnittansicht durch eine elektrochrome Zelle, in welcher
ein erfindungsgemäßes oberes
ITO verwendet wird,
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2 ein
Diagramm, in welchem die Alterung elektrochromer Zellen, in welchen
erfindungsgemäße obere
ITO und amorphe obere ITO verwendet werden, verglichen wird, und
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3 die Elektronenbeugungsaufnahmen des
erfindungsgemäßen oberen
ITO und gemäß einem Vergleichsbeispiel
zeigt.
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1 ist
absichtlich sehr schematisch und nicht notwendigerweise maßstabsgetreu,
um das Verständnis
zu erleichtern; sie zeigt im Schnitt eine "vollständig feste" elektrochrome Zelle, die aufeinander
umfasst:
- – ein
Glas 1 aus Kalk-Natron-Silicat-Klarglas mit einer Dicke
von 2,1 mm,
- – eine
untere Elektrode 2, die zweischichtig ist und von einer
ersten Schicht aus SiOxNy mit
einer Dicke von 30 nm, die von einer zweiten Schicht aus ITO (mit
Zinn dotiertes Indiumoxid) mit einer Dicke von 250 nm bedeckt ist,
gebildet wird, und
das elektrochrome System 3, das
umfasst:
- – eine
erste Schicht aus anodischem elektrochromem Material aus (hydratisiertem)
Iridiumoxid mit einer Dicke von 40 bis 100 nm oder hydratisiertem
Nickeloxid mit einer Dicke von 40 bis 400 nm, die gegebenenfalls mit
anderen Metallen legiert ist,
- – eine
Wolframoxidschicht mit einer Dicke von 100 nm,
- – eine
zweite Schicht aus hydratisiertem Tantaloxid, hydratisiertem Siliciumoxid
oder hydratisiertem Zirconiumoxid mit einer Dicke von 100 nm,
- – eine
zweite Schicht aus kathodischem elektrochromem Material auf der
Basis von Wolframoxid, WO3, mit einer Dicke
von 370 nm und
- – eine
obere Elektrode 4, die von einer ITO-Schicht 5 mit
einer Dicke von 270 nm und einem Netz aus leitfähigen Drähten 6, die in die
Oberfläche
einer Folie 7 aus Polyurethan, PU, mit einer Dicke von
1,24 mm eingebettet sind, gebildet wird; wobei die leitfähigen Drähte metallisch,
zueinander parallel und geradlinig sind; alternativ können diese
Drähte
gewellt sein.
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Die
PU-Folie 7 erlaubt es, das Glas 1 mit einem weiteren
Glas 8 mit denselben Eigenschaften wie denjenigen des Glases 1 zu
verbinden. Wahlweise ist die Seite des Glases 8, die zu
der PU-Folie 7 zeigt, mit einem Aufbau aus dünnen Schichten
mit Sonnenschutzfunktion versehen. Dieser Aufbau kann insbesondere
zwei Silberschichten umfassen, zwischen welche auf bekannte Weise
Schichten aus einem Dielektrikum eingefügt sind.
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Die
Gesamtheit der Schichten ist durch magnetfeldgestützte Kathodenzerstäubung aufgebracht
worden. Das untere ITO ist in der Wärme bei 300°C aufgebracht worden.
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Beispiel 1
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In
diesem Fall wurde das ITO der oberen Elektrode bei Umgebungstemperatur
mit einem Druck in der Abscheidekammer von 0,4 Pa (4·10–3 mbar)
ausgehend von einem Target aus einem vollständig oxidierten ITO-Keramikmaterial,
das etwa 10 Gew.-% SnO2, bezogen auf das
In2O3, umfasste,
aufgebracht. Die ITO-Schicht wurde durch Elektronenbeugung analysiert,
wobei die Aufnahme von 3a deutlich Punkte zeigt, die
für Kristallite
in Nanometergröße charakteristisch
sind.
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Beispiel 2 (Vergleichsbeispiel)
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In
diesem Fall wurde das ITO der oberen Elektrode bei Umgebungstemperatur
mit einem Druck in der Abscheidekammer von 1,2 Pa (1,2·10–2 mbar)
ausgehend von demselben Target wie demjenigen des Beispiels 1 aufgebracht.
Die ITO-Schicht wurde wie in Beispiel 1 analysiert, wobei die Aufnahme
von 3b das Fehlen oder fast vollständige Fehlen von Punkten zeigt,
was für
eine im Wesentlichen amorphe Morphologie charakteristisch ist.
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Mit
den zwei elektrochromen Zellen wurden Vergleichsversuche durchgeführt.
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Zunächst wurde
der Einfluss der Morphologie des oberen ITO auf die Veränderung
eines Parameters, der als "charakteristischer
Widerstand" bezeichnet
wird, in Abhängigkeit
von der Zeit untersucht. Dieser charakteristische Widerstand RC
ist der Kehrwert der Kommutationsgeschwindigkeit, wenn eine gegebene
Spannung an die Elektrodenanschlüsse
angelegt wird. Es kann auch bestimmt werden, wann das System zu "altern" beginnt.
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Die
Ergebnisse sind in 2 gezeigt. Auf der Abszisse
ist die Zeit in Stunden und auf der Ordinate der RC in einem Maßstab, der
von 0 bis 160 geht, dargestellt. Die Versuche wurden durchgeführt, indem
die elektrochromen Zellen in einem Trockenofen mit 5% relativer
Luftfeuchte und 80°C
Zyklen unterworfen wurden.
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Die
Kurve mit den vollen Kreisen entspricht dem Vergleichsbeispiel 2
und die Kurve mit den Rauten entspricht dem erfindungsgemäßen Beispiel
1. Es ist zu sehen, dass die Beispiel 2 entsprechende Kurve schon
nach den ersten hundert Stunden Verwendung schnell anzusteigen beginnt.
Im Gegensatz dazu ist die dem erfindungsgemäßen Beispiel entsprechende
Kurve bemerkenswert flach bis zu 2000 Stunden und steigt dann, aber
sehr moderat, ab 2000 bis zu 4000 Stunden an; das ist ein außergewöhnliches
Ergebnis und zeigt die bis dahin überraschende Bedeutung der
Morphologie des oberen ITO.
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Es
wurde ein weiterer Versuch durchgeführt: Er bestand darin, die
Veränderung
des Lichttransmissionsgrades ΔT
L (%, für
Normlichtart D
65) zwischen t = 0 und t =
30, 500, 1000 und 5000 Stunden, wenn die Zellen im gefärbten Zustand
blockiert wurden, zu messen. Die Ergebnisse stehen in Tabelle 1: Tabelle 1
T
(Stunden) | ΔTL – Beispiel
1 | ΔTL – Beispiel
2 (Vergleichsbeispiel) |
30 | –2 | –12 |
500 | –6 | –15 |
1000 | –6 | –16 |
5000 | –8 | –17 |
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Auch
hier ist wieder zu sehen, dass das erfindungsgemäße Beispiel mit einer Abweichung
von TL, die unter 10% nach 5000 Stunden
Verwendung bleibt, deutlich besser ist. Die Abweichung ist außerdem zunehmend.
Im Gegensatz dazu hatte das Vergleichsbeispiel bereits eine Abweichung
von mehr als 10% nach 30 Stunden Verwendung.
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Diese
Ergebnisse zeigen die Bedeutung davon, diese obere ITO-Schicht elektrochemisch
zu stabilisieren, indem sie kristallisieren gelassen wird, und sie
zu verdichten, wobei es wahrscheinlich ist, dass die Kristallisation
der Schicht entscheidend ist, da sie die Struktur des Oxids organisiert,
es dichter und somit stabiler macht (das Kristallgitter des ITO
ist kubisch mit einem Gitterparameter von 10,226 Ångström).
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Ebenfalls
interessante Ergebnisse werden mit oberen (und gegebenenfalls auch
unteren) Elektroden auf der Basis von mit Aluminium dotiertem Zinkoxid
erhalten.
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Die
Erfindung betrifft auch das Substrat, das mit mindestens einer Elektrode
des weiter oben beschriebenen Typs versehen ist, unabhängig von
der elektrischen/elektrochemischen Vorrichtung, in welcher sie eingebaut
ist oder vorgesehen ist, eingebaut zu werden.