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Beschreibung
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Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur galvanischen Elektrostimulation
des Mastdarm-Schließmuskels bei Inkontinenz mit einer in den Schließmuskelbereich
des Mastdarmes einführbaren Elektrode, die aus einem zylindrischen, isolierten Elektrodenschaft,
einer tellerförmigen Ringelektrode, einer zylindrischen Stabelektrode und einem
daran anschließenden kugel- oder eiförmigen Elektrodenkopf besteht.
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Bei einer akuten Analinsuffizienz bzw. Inkontinenz des Schließmuskels
des Mastdarmes ist die Lebensqualität des Betroffenen erheblich gemindert und seine
gesellschaftliche Stellung in erheblichem Maße bedroht. Zu einer Inkontinenz kann
es nach einer myogenen Insuffizienz nach Überdehnung oder Trauma, beispielsweise
nach einem Dammriß oder infolge einer Entzündung oder eines Geschwulst bzw. nach
einer Beschädigung der den Schließmuskel versorgenden Nerven durch Einklemmen bei
Bandscheibenvorfall oder Schädigung des Rückenmarks kommen, oder es liegt eine Inkontinenz
auf dem Boden einer neurogenen Beckenbodeninsuffizienz, die in Form der Altersinsuffizienz
der Frau auftritt, vor. Aus diesen Indikationen wurden als Behandlungsziele die
Kräftigung der nach einer Verletzung inaktiven und hypotrophierten Muskulatur zur
Vorbereitung eines eventuell erforderlichen rekonstruktiven Eingriffs, die Straffung
und Festigung des Beckenbodens zur Wiedererlangung des Ventilmechanismus' des Beckenbodens
und die Stabilisierung oder eventuelle
Verbesserung einer operativen
Rekonstruktion abgeleitet. Voraussetzung für eine wirksame Therapie ist jedoch der
Nachweis eines innervierbaren Muskelrestes. Als äußerst wirksam bei der Behandlung
der Inkontinenz des Mastdarm-Schließmuskels hat sich die Reizstrombehandlung in
Form der Elektrostimulation und Übungsbehandlung des Beckenbodens erwiesen.
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Manchem Patienten konnte dadurch eine Operation erspart werde, deren
Erfolgsaussichten ohnehin mit Zurückhaltung beurteilt wurden. Darüber hinaus beschleunigt
und sichert die Elektrostimulation als assistierendes Verfahren den Erfolg rekonstruktiver
Maßnahmen.
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Die Behandlung mit einer galvanischen Elektrostimulation des Mastdarm-Schließmuskels
wird dabei in Form von Impulsen vorgenommen, die über eine in den Schließmuskelbereich
des Mastdarmes einführbare Elektrode abgegeben werden, wobei eine geeignete Flächenelektrode
im Rücken- oder Beckenbereich des Patienten als Gegenelektrode angebracht wird.
Bei dieser Behandlungsmethode wird die Akkommodationsfähigkeit der gesunden Muskulatur
vorausgesetzt und je nach Schädigungsgrad werden Stromstärken von 2 bis130 mA verwendet.
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Zur Verdeutlichung der Behandlungsmethode ist in Fig.
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1 ein Querschnitt des Beckenbereichs des Menschens mit in den Schließmuskelbereich
2 des Mastdarmes 3 eingeführter Elektrode 1 dargestellt. Wie dieser Darstellung
zu entnehmen ist, wird die Elektrode an dem Elektrodenschaft in den Analbereich
eingeführt und anschließend in nicht näher dargestellter Weise mit einem zu einem
Impulsgeber führenden Kabel verbunden, das in den Elektrodenschaft eingesteckt wird
oder mit dem
Elektrodenschaft direkt verbunden ist. Die entsprechende
Gegenelektrode in Form einer Flächenelektrode wird anschließend in ebenfalls nicht
näher dargestellter Weise an geeigneter Stelle des Rückenbereichs angebracht.
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Eine an sich bekannte Elektrode zur Einführung in den Analbereich
ist in Fig. 2 dargetellt und besteht aus einem isolierten Elektrodenschaft 11, an
den sich eine tellerförmige Ringelektrode 12 und eine zylindrische Stabelektrode
13 anschließt. Den oberen Abschluß bildet ein kugel- oder eiförmiger Elektrodenkopf
14. Die Oberfläche der gesamten Elektrode ist vollkommen glatt und poliert ausgeführt.
Der eigentliche galvanisch leitende Teil der Elektrode besteht aus der elektrisch
leitfähigen Ringelektrode 12 sowie einem Teil 13a der zylindrischen Stabelektrode
13.
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Der verbleibende Teil 13b der zylindrischen Stabelektrode 13 sowie
der Elektrodenkopf 14 bestehen aus elektrisch isolierendem Material, vorzugsweise
einem Acryl-Kunststoff. Die mit dieser bekannten Elektrode erzielten Behandlungserfolge
sind als im allgemeinen gut zu bezeichnen, können jedoch nicht in jedem Fall befriedigen.
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Eine andere, nicht näher dargestellte Form der Elektrode besteht darin,
in einer stabförmigen, zylindrischen Elektrode zwei Metallringe einzulassen, die
als bipolare Elektroden ausgebildet sind, so daß die bei der vorgenannten, bekannten
Elektrode erforderliche Gegenelektrode entfallen konnte. Jedoch hat sich auch diese
Elektrodenform nicht als vollkommen zufriedenstellend erwiesen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Elektrode zur galvanischen
Elektrostimulation des Mastdarm-Schließmuskels bei Inkontinenz zu schaffen, die
bei gleicher Stromstärke der auf die Elektrode gegebenen Impulse eine gegenüber
den bekannten Elektroden wirksamere Stimulation des M. Sphincter Ani Externus bewirkt
und auch in schweren Behandlungsfällen eine Heilung ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Ringelektrode,die
gesamte zylindrische Stabelektrode und zumindest ein Teil des Elektrodenkopfes elektrisch
leitfähig ausgebildet ist.
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Die erfindungsgemäße Lösung ermöglicht eine intensivere Behandlung
des Mastdarm-Schließmuskels, so daß bei gleichen Impuls stärken bzw. gleicher Impulsfrequenz
deutlich bessere Behandlungserfolge als mit herkömmlichen Elektroden zur Elektrostimulation
erzielt werden können und daß insbesondere bei schwerwiegenden Störungen der Schließmuskel-Funktion
Behandlungserfolge möglich sind.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Lösung ist dadurch
gekennzeichnet, daß der gesamte Elektrodenkopf elektrisch leitfähig ausgebildet
ist.
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Diese Ausgestaltung ermöglicht eine besonders intensive Behandlung,
da der die Stimulation bewirkende, galvanisch leitende Teil der Elektrode besonders
groß ist und insbesondere den inneren Schließmuskelbereich des Mastdarmes erfaßt,
so daß auch hier eine reaktivierende Behandlung möglich ist.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Lösung
ist dadurch gekennzeichnet, daß der untere Teil des Elektrodenkopfes elektrisch
leitfähig ausgebildet ist und der verbleibende obere Teil aus einem Kunststoff,
vorzugsweise aus Acryl besteht.
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Diese Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Lösung ermöglicht bei nur
wenig geringer Wirksamkeit eine nicht unerhebliche Gewichtsersparnis, so daß damit
die Herstellung einer vergleichsweise leichten Elektrode zur Elektrostimulation
möglich ist.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Lösung
ist dadurch gekennzeichnet, daß die tellerförmige Ringelektrode eine Dicke von vorzugsweise
7 mm, die zylindrische Stabelektrode eine Länge von vorzugsweise 33,5 mm, gemessen
von der Unterkante der tellerförmigen Ringelektrode, und der Elektrodenkopf eine
Länge von vorzugsweise 30 bis 35 mm aufweist.
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Die angegebenen Abmaße der Elektrode zur Elektrostimulation haben
sich in vielen Versuchen als besonders vorteilhaft erwiesen und eignen sich in besonderem
Maße für eine wirksame Behandlung bei akuter Analinsuffizienz.
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Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
soll der der Erfindung zugrundeliegende Gedanke näher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 einen Querschnitt durch den Beckenbereich eines Menschen mit in den Analbereich
eingeführter Elektrode zur Elektrostimulation;
Fig. 2 eine an sich
bekannte Elektrode zur Elektrostimulation; Fig. 3 eine Ansicht der erfindungsgemäßen
Elektrode und deren bevorzugte Abmessungen und Fig. 4 eine Variante der erfindungemäßen
Lösung mit teilweise leitfähigem Elektrodenkopf.
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Die in Fig. 3 zur Behandlung der Analinsuffiziens eines Menschen dargestellte
Elektrode zur Elektrostimulation des Mastdarm-Schließmuskels besteht aus einem elektrisch
isolierten, zylindrischen Elektrodenschaft 11, an dessen Unterseite eine Vorrichtung
zur Anbringung eines Kabels zur Verbindung mit einem Impulsgeber vorgesehen ist.
Dieser zylindrische Elektrodenschaft 11 kann wahlweise aus Vollkunststoff o.dgl.
oder aus einer metallischen Elektrode mit einem Kunststoffüberzug hergestellt sein.
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An den Elektrodenschaft 11 schließt sich eine tellerförmige Ringelektrode
12 an, die vorzugsweise im Querschnitt trapezförmig ausgebildet ist und vollständig
aus elektrisch leitfähigem Material, vorzugsweise aus V4A-Stahl besteht.
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An die Ringelektrode 12 schließt sich eine zylindrische Stabelektrode
13, die ebenfalls vollständig aus elektrisch leitfähigem Material ausgebildet ist,
ebenfalls vorzugsweise aus V4A-Stahl.
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Den oberen Abschluß der Elektrode zur Elektrostimulation bildet ein
Elektrodenkopf 14, der im dargestellten Ausführungsbeispiel ebenfalls vollständig
aus elektrisch leitfähigem Material besteht. Anstelle
eines eiförmigen
Elektrodenkopfes 14 kann in gleicher Weise ein kugelförmiger oder in anderer Weise
ausgebildeter Elektrodenkopf verwendet werden. Die Oberflächen der gesamten Elektrode
sind glatt und poliert, so daß beim Einführen in den Analbereich des Patienten keinerlei
Verletzungen auftreten können.
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Nach Auswertung zahlreicher Versuche haben sich folgende Abmessungen
der einzelnen Bestandteile der Elektrode als besonders vorteilhaft erwiesen: Gesamtlänge
1 = 112,0 mm Länge des Elektrodenschaftes li = 45,5 mm Dicke der Ringelektrode 12
= 7,0 mm Länge der Stabelektrode (gemessen von der Unterkante der Ringelektrode)
13 = 33,5 mm Länge des Elektrodenkopfes 14 = 33,0 mm Breite der umlaufenden Kante
der Ringelektrode 15 = 3,0 mm Gesamtlänge des elektrisch leitfähigen Teils der Elektrode
16 = 66,5 mm Folgende Durchmesser der Elektrode zur Elektrostimulation haben sich
auf der Grundlage zahlreicher Versuche als besonders vorteilhaft erwiesen: Durchmesser
des Elektrodenschaftes d1 = 14,0 mm Durchmesser der Ringelektrode d2 = 22,0 mm Durchmesser
der Stabelektrode d3 = 10,0 mm Durchmesser des Elektrodenkopfes d4 = 22,0 mm Die
in Fig. 4 schematisch dargestellte Elektrode zur Elektrostimulation bei Analinsuffizienz
ist gegenüber
der in Fig. 3 dargestellten Elektrode insoweit abgewandelt,
als der Elektrodenkopf nur teilweise elektrisch leitfähig ausgebildet ist. Diese
Abwandlung der erfindungsgemäßen Lösung kann dann vorteilhaft werden, wenn bei nur
geringfügig weniger Wirksamkeit der Elektrode in nicht unbeachtlichem Maße das Elektrodengewicht
verringert werden soll. In diesem Fall besteht der Elektrodenkopf 14 zu einem Drittel
aus einem elektrisch leitfähigen Teil 141 und zu den verbleibenden zwei Dritteln
aus elektrisch isolierendem Material, vorzugsweise Acryl-Kunststoff.
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Die Stabelektrode 13 sowie die tellerförmige Ringelektrode 12 sind
analog zur Elektrode gemäß Fig. 3 vollständig elektrisch leitfähig und bestehen
ebenso wie der elektrisch leitfähige Teil 141 des Elektrodenkopfes 14 vorzugsweise
aus V4A-Stahl. Zur Verdeutlichung der Materialwahl sind in Fig. 4 die elektrisch
nicht leitfähigen Teile, nämlich der Elektrodenschaft 11 und der obere Bereich 142
des Elektrodenkopfes 14 schraffiert dargestellt, während der elektrisch leitfähige
Elektrodenteil, bestehend aus der Ringelektrode 12, der Stabelektrode 13 und dem
unteren Teil 141 des Elektrodenkopfes 14 vollständig ausgezogen sind.
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Vorstehend wurde eine Elektrode zur Elektrostimulation bei Analinsuffizienz
beschrieben, deren wesentliche Merkmale darin bestehen, daß sowohl die Ringelektrode
als auch die gesamte Stabelektrode und zumindest ein Teil des Elektrodenkopfes elektrisch
leitfähig ausgebildet sind. Die Länge des elektrisch leitfähigen Teiles des Elektrodenkopfes
kann je nach Bedarf unter Berücksichtigung des gesamten Gewichtes der Elektrode
sowie der Wirksamkeit der Elektrode bestimmt werden.
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