Darstellung
der Erfindung
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur Detektion
von Nukleinsäure-Oligomer-Hybridisierungsereignissen
zu schaffen, welches Messungen mit hoher Reproduzierbarkeit erlaubt.
Diese
Aufgabe wird durch das Verfahren gemäß unabhängigem Patentanspruch 1 und
den Kit gemäß unabhängigem Patentanspruch
28 gelöst.
Weitere vorteilhafte Details, Aspekte und Ausgestaltungen der vorliegenden
Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der
Beschreibung, den Beispielen und den Figuren.
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung werden die folgenden Abkürzungen
und Begriffe benutzt:
- DNA
- Desoxyribonukleinsäure
- RNA
- Ribonukleinsäure
- PNA
- Peptidnukleinsäure (Synthetische
DNA oder RNA, bei der die Zucker-Phosphat
Einheit durch eine Aminosäure
ersetzt ist. Bei Ersatz der Zucker-Phosphat Einheit durch die -NH-(CH2)2-N(COCH2-Base)-CH2CO- Einheit
hybridisiert PNA mit DNA.)
- A
- Adenin
- G
- Guanin
- C
- Cytosin
- T
- Thymin
- U
- Uracil
- Base
- A, G, T, C oder U
- Bp
- Basenpaar
- Nukleinsäure
- Wenigstens zwei kovalent
verbundene Nukleotide oder wenigstens zwei kovalent verbundene Pyrimidin-
(z.B. Cytosin, Thymin oder Uracil) oder Purin-Basen (z.B. Adenin
oder Guanin). Der Begriff Nukleinsäure bezieht sich auf ein beliebiges "Rückgrat" der kovalent verbundenen Pyrimidin- oder Purin-Basen,
wie z.B. auf das Zucker-Phosphat Rückgrat der DNA, cDNA oder RNA,
auf ein Peptid-Rückgrat
der PNA oder auf analoge Strukturen (z.B. Phosphoramid-, Thio-Phosphat-
oder Dithio-Phosphat-Rückgrat).
Wesentliches Merkmal einer Nukleinsäure im Sinne der vorliegenden
Erfindung ist es, dass sie natürlich
vorkommende cDNA oder RNA sequenzspezifisch binden kann.
- nt
- Nukleotid
- Nukleinsäure-Oligomer
- Nukleinsäure nicht
näher spezifizierter
Basenlänge
(z.B. Nukleinsäure-Oktamer: Eine Nukleinsäure mit
beliebigem Rückgrat,
bei der 8 Pyrimidin- oder Purin-Basen
kovalent aneinander gebunden sind.).
- ns-Oligomer
- Nukleinsäure-Oligomer
- Oligomer
- Äquivalent zu Nukleinsäure-Oligomer.
- Oligonukleotid
- Äquivalent zu Oligomer oder
Nukleinsäure-Oligomer,
also z.B. ein DNA-, PNA- oder RNA-Fragment nicht näher spezifizierter
Basenlänge.
- Oligo
- Abkürzung für Oligonukleotid.
- Mismatch
- Zur Ausbildung der
Watson-Crick Struktur doppelsträngiger
Oligonukleotide hybridisieren die beiden Einzelstränge derart,
dass die Base A (bzw. C) des einen Strangs mit der Base T (bzw.
G) des anderen Strangs Wasserstoffbrücken ausbildet (bei RNA ist
T durch Uracil ersetzt). Jede andere Basenpaarung bildet keine Wasserstoffbrücken aus,
verzerrt die Struktur und wird als "Mismatch" bezeichnet.
- ss
- Single strand (Einzelstrang)
- ds
- Double strand (Doppelstrang)
- Oxidationsmittel
- Chemische Verbindung
(chemische Substanz), die durch Aufnahme von Elektronen aus einer
anderen chemischen Verbindung (chemischen Substanz) diese andere
chemische Verbindung (chemische Substanz) oxidiert.
- Reduktionsmittel
- Chemische Verbindung
(chemische Substanz), die durch Abgabe von Elektronen an eine andere
chemische Verbindung (chemische Substanz) diese andere chemische
Verbindung (chemische Substanz) reduziert.
- sulfo-NHS
- N-Hydroxysulfosuccinimid
- NHS
- N-Hydroxysuccinimid
- EDC
- (3-Dimethylaminopropyl)-carbodiimid
- HEPES
- N-(2-Hydroxyethyl]piperazin-N'-[2-ethansulfonsäure]
- Ligand-Oligonukleotid
- Bezeichnung für Oligonukleotide,
die von Ligat-Oligonukleotiden spezifisch gebunden werden.
- Ligat-Oligonukleotid
- Bezeichnung für Oligonukleotide,
die von Ligand-Oligonukleotiden spezifisch gebunden werden.
- Linker
- Molekulare Verbindung
zwischen zwei Molekülen
bzw. zwischen einem Oberflächenatom,
Oberflächenmolekül oder einer
Oberflächenmolekülgruppe
und einem anderen Molekül.
In der Regel sind Linker als Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Hetero-Alkyl-,
Hetero-Alkenyl- oder Hetero-Alkinylkette käuflich zu erwerben, wobei die
Kette an zwei Stellen mit (gleichen oder verschiedenen) reaktiven
Gruppen derivatisiert ist. Diese Gruppen bilden in einfachen/bekannten
chemischen Reaktionen mit dem entsprechenden Reaktionspartner eine
kovalente chemische Bindung aus. Die reaktiven Gruppen können auch
photoaktivierbar sein, d.h. die reaktiven Gruppen werden erst durch
Licht bestimmter oder beliebiger Wellenlänge aktiviert. Bevorzugte Linker
sind solche der Kettenlänge
1 – 20,
insbesondere der Kettenlänge
1 – 14,
wobei die Kettenlänge
hier die kürzeste
durchgehende Verbindung zwischen den zu verbindenden Strukturen,
also zwischen den zwei Molekülen
bzw. zwischen einem Oberflächenatom,
Oberflächenmolekül oder einer Oberflächenmolekülgruppe
und einem anderen Molekül,
darstellt.
- Spacer
- Äquivalent zu Linker.
- Mica
- Muskovit-Plättchen,
Trägermaterial
zum Aufbringen dünner
Schichten.
- Au-S-(CH2)2-ss-oligo
- Gold-Film auf Mica
mit kovalent aufgebrachter Monolayer aus derivatisiertem Einzelstrang-Oligonukleotid.
Hierbei ist die endständige
Phosphatgruppe des Oligonukleotids am 3' Ende mit (HO-(CH2)2-S)2 zum P-O-(CH2)2-S-S-(CH2)2-OH verestert,
wobei die S-S Bindung homolytisch gespalten und dadurch je eine
Au-S-R Bindung bewirkt wird.
- Au-S-(CH2)2-ds-oligo
- Au-S-(CH2)2-ss-oligo-Sparer hybridisiert mit dem zu
ss-oligo komplementären
Oligonukleotid.
- E
- Elektrodenpotential,
das an der Arbeitselektrode anliegt.
- i
- Stromdichte (Strom
pro cm2 Elektrodenoberfläche)
- SECM
- Scanning Electrochemical
Microscopy, Elektrochemische Rastermikroskopie.
- UME
- Ultramikroelektrode
- Cyclovoltammetrie
- Aufzeichnung einer
Strom/Spannungskurve. Das Potential einer stationären Arbeitselektrode
wird dabei zeitabhängig
linear verändert,
ausgehend von einem Potential, bei dem keine Elektrooxidation oder
-reduktion stattfindet bis zu einem Potential, bei dem eine gelöste oder
an die Elektrode adsorbierte Spezies oxidiert oder reduziert wird
(also Strom fließt).
Nach Durchlaufen des Oxidations- bzw. Reduktionsvorgangs, der in
der Strom/Spannungskurve einen zunächst ansteigenden Strom und
nach Erreichen eines Maximums einen allmählich abfallenden Strom erzeugt,
wird die Richtung des Potentialvorschubs umgekehrt. Im Rücklauf wird
dann das Verhalten der Produkte der Elektrooxidation oder -reduktion
aufgezeichnet.
- (Chrono)Amperometrie
- Aufzeichnung einer
Strom/Zeitkurve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode
z.B. durch einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei
dem die Elektrooxidation oder -reduktion einer gelösten oder adsorbierten
Spezies stattfindet und der fließende Strom in Abhängigkeit von
der Zeit aufgezeichnet.
- Chronocoulometrie
- Aufzeichnung einer
Ladungs/Zeitkurve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode
z.B. durch einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei
dem die Elektrooxidation oder -reduktion einer gelösten oder adsorbierten
Spezies stattfindet und die transferierte Ladung in Abhängigkeit
von der Zeit aufgezeichnet. Die Chronocoulometrie kann folglich
als Integral der Amperometrie verstanden werden.
- Differential-Puls-Voltammetrie
- Bei der Differential-Puls-Voltammetrie
werden einer schrittweise anwachsenden Gleichspannungsrampe Rechteckpulse
mit kleiner, konstanter Amplitude überlagert. Die Messungen des
Stroms als Funktion der Spannung erfolgen dabei unmittelbar vor
dem Puls und am Ende des Pulses. Aufgetragen werden die Differenzen
der Strommesswertpaare gegen das Potential.
- Square-Wave-Voltammetrie
- Bei der Square-Wave-Voltammetrie
wird einer schrittweise anwachsenden Gleichspannungsrampe eine rechteckförmige Wechselspannung
mit kleiner, konstanter Amplitude und niedriger Frequenz überlagert.
Zur Messung des Stroms als Funktion der Spannung werden jeweils
mehrmals die Differenzen der Ströme
bei maximaler und minimaler Rechteckspannung bestimmt.
Die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Detektion von Nukleinsäure-Oligomer-Hybridisierungsereignissen
bereit, das die Schritte Bereitstellen einer modifizierten Oberfläche, wobei
die Modifikation in der Anbindung von wenigstens einer Art von Ligat-Oligonukleotid
besteht, Bereitstellen einer Probe mit Ligand-Oligonukleotiden,
Inkontaktbringen einer Lösung
mit der modifizierten Oberfläche,
wobei die Lösung
wenigstens eine Art von redoxaktiver Spezies enthält, Inkontaktbringen
der Probe mit der modifizierten Oberfläche, Detektion der Reduktion
und/oder Oxidation der redoxaktiven Spezies durch ein geeignetes
elektrochemisches Verfahren mit Hilfe einer Messelektrode, deren
Abstand von der modifizierten Oberfläche maximal 5 mal so groß ist wie
der Radius ihrer elektrochemisch aktiven Oberfläche, und Vergleich der bei
der Detektion erhaltenen Werfe mit Referenzwerten umfasst.
Die
elektrochemisch aktive Oberfläche
der im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Messelektroden
ist in der Regel kreisförmig
ausgeprägt
(3). In diesem Fall ist der Ausdruck "Radius der elektrochemisch
aktiven Oberfläche" selbsterklärend. Für den Fall,
dass die elektrochemisch aktive Oberfläche nicht kreisförmig ist,
wird unter dem Ausdruck "Radius
der elektrochemisch aktiven Oberfläche" die Hälfte der größten Ausdehnung des Teils der
Messelektrode verstanden, der elektrochemisch aktiv ist, also mit
der redoxaktiven Spezies in Kontakt steht. Im Fall einer Messelektrode
mit quadratischer Spitze also die Hälfte der Diagonalenlänge.
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird die Tatsache ausgenutzt, dass der Umsatz einer redoxaktiven
Spezies an einer Elektrode, also die Oxidation bzw. Reduktion der
redoxaktiven Spezies, von dem Zustand der Elektrodenoberfläche abhängt. Die
Bindung einer chemischen Substanz an die Elektrodenoberfläche bewirkt
schon alleine durch die daraus folgende Belegung der Elektrodenoberfläche eine
Modulation der Elektronentransferkinetik der redoxaktiven Substanz
und damit eine Änderung
des Stroms. Ist die Elektrodenoberfläche z.B. mit negativ geladenen
Molekülen
oder Molekülgruppen
belegt, so ist es für
z.B. negativ geladene redoxaktive Substanzen deutlich schwieriger
zur Elektrodenoberfläche
zu gelangen und dort oxidiert zu werden, als wenn eine ungeladene
Elektrodenoberfläche
vorliegt. Es kommt in diesem Fall zu einem dramatischen Rückgang der
gemessenen Stromstärke.
Ebenso kann es natürlich
zu einer Erhöhung
der Stromstärke
kommen, wenn z.B. eine negativ geladene redoxaktive Substanz an
eine Elektrode wandern soll, an die eine positiv geladene Substanz
gebunden ist. In jedem Fall kommt es durch die Wechselwirkungen
zwischen der an die Elektrodenoberfläche gebundenen Spezies und
der redoxaktiven Substanz zu einer Modulation der Elektronentransferkinetik
und damit zu einer Änderung
des Stroms.
Die
Detektionsmethode gemäß der vorliegenden
Erfindung basiert auf einer SECM-Messung. Bei der Annäherung der
Messelektrode an die modifizierte Oberfläche kommt es zu einer Störung des
hemisphärischen
Diffusionsfeldes der in der in der Lösung enthaltenen redoxaktiven
Spezies. Wird eine nicht leitfähige modifizierte
Oberfläche
verwendet, so bewirkt die Annäherung
der Messelektrode einen verminderten Stofftransport zur Messelektrode
und somit eine Abnahme des Diffusionsgrenzstroms. Ein solches negatives
Feedback ist in den 1a und 2a schematisch
dargestellt. Wird eine leitfähige
Oberfläche
verwendet und findet dort reversibel die Rückreaktion der an der Messelektrode
umgesetzten redoxaktiven Spezies statt, so werden die Diffusionswege
der oxidierten und reduzierten Form der redoxaktiven Spezies mit
abnehmendem Abstand immer kleiner und der resultierende Strom nimmt
folglich zu. Dieses positive Feedback ist schematisch in den 1b und 2b dargestellt.
Der
beschriebene Effekt kommt in dem Fall besonders deutlich zum Ausdruck,
wenn es sich bei der redoxaktiven Spezies um eine Spezies handelt,
die an der Messelektrode reversibel oxidierbar oder reduzierbar
ist.
Aus
der 2 wird deutlich, dass ein mit entsprechender Zuverlässigkeit
und Genauigkeit gemessener Effekt erst dann auftritt, wenn der Abstand
der Messelektrode von der modifizierten Oberfläche maximal 5 mal so groß ist wie
der Radius ihrer elektrochemisch aktiven Oberfläche. Mit geringer werdendem
Abstand verstärkt
sich der durch die Störung
des Diffusionsprofils der redoxaktiven Spezies bewirkte Effekt dramatisch. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Abstand der Messelektrode von
der modifizierten Oberfläche
daher maximal 4 mal, besonders bevorzugt maximal 3 mal so groß wie der Radius
der elektrochemisch aktiven Oberfläche der Messelektrode. Ganz
besonders bevorzugt ist ein Abstand der Messelektrode von der modifizierten
Oberfläche,
der maximal 2 mal, besonders bevorzugt maximal genau so groß ist wie
der Radius der elektrochemisch aktiven Oberfläche der Messelektrode.
Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird eine Messelektrode mit einem Radius
der elektrochemisch aktiven Oberfläche von 0,05 bis 250 μm, bevorzugt
von 0,5 bis 50 μm,
besonders bevorzugt von 5 bis 25 μm
verwendet. Typischerweise handelt es sich dabei um eine Mikroelektrode
mit einem Radius < 100 μm in einer
Isolationshülle,
welche einen mehrfachen Durchmesser der elektrochemisch aktiven
Oberfläche
der Messelektrode aufweist (3). Besonders
bevorzugt wird als Messelektrode eine Scheibenelektrode verwendet,
die von einem isolierenden Mantel aus Glas oder Polymeren umgeben
ist.
Aus
der Größe der elektrochemisch
aktiven Oberfläche
der Messelektrode ergibt sich, dass gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung der Abstand zwischen Messelektrode und
modifizierter Oberfläche
während
der Messung maximal 1250 μm
beträgt.
Besonders bevorzugt beträgt
der Abstand maximal 500 μm,
ganz besonders bevorzugt 100 μm
und insbesondere 50 μm.
Die
Messelektrode wird mittels Verschiebeelemente wie z.B. Schrittmotor-getriebene
oder manuelle Mikrometerschrauben oder Piezostapel an die modifizierte
Oberfläche
angenähert,
so dass das Diffusionsprofil der Redoxspezies vor der Mikroelektrode
bis zur gegenüberliegenden
modifizierten Oberfläche
reicht (1b). Im Falle einer leitfähigen modifizierten
Oberfläche
wird die redoxaktive Spezies an dieser Oberfläche regeneriert. Diese Regeneration
der Redoxspezies führt
zu einer durch den Abstand der Messelektrode in weiten Grenzen wählbaren
Amplifizierung des Stromes in Abhängigkeit des Diffusionskoeffizienten
der an der Messelektrode umgesetzten Redoxspezies.
Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird eine modifizierte Oberfläche verwendet,
an die wenigstens zwei verschiedene Arten von Ligat-Oligonukleotide angebunden
sind. Es kann aber selbstverständlich
eine sehr große
Anzahl an Arten von Ligat-Oligonukleotiden an die Oberfläche gebunden
sein, also z.B. 100, 1000 oder mehr als 100000 verschiedene Arten.
Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist jeweils überwiegend eine Art von Ligat-Oligonukleotiden
in einem räumlich
im wesentlichen abgetrennten Bereich der modifizierten Oberfläche angebunden.
Unter "räumlich im
wesentlichen abgetrennten Bereichen" werden Bereiche der Oberfläche verstanden,
die ganz überwiegend
durch Anbindung einer bestimmten Art von Ligat-Oligonukleotid modifiziert sind.
Lediglich in Gebieten, in denen zwei solche im wesentlichen abgetrennte
Bereiche aneinander grenzen, kann es zu einer räumlichen Vermischung von verschiedenen
Arten von Ligat-Oligonukleotiden
kommen. Ganz besonders bevorzugt ist es, dass jeweils ausschließlich eine
Art von Ligat-Oligonukleotiden in einem räumlich begrenzten Bereich der
modifizierten Oberfläche
angebunden ist.
Die
Größe dieser
räumlich
im wesentlichen abgetrennten Bereiche ist grundsätzlich beliebig. Aus technischen
Gründen
werden in der Regel bevorzugt bis zu 10 cm2 große räumlich im
wesentlichen abgetrennten Bereiche verwendet werden. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung besonders bevorzugt sind räumlich im wesentlichen
abgetrennte Bereiche einer Größe von 100 μm2 bis zu 1000000 μm2.
Sind
die verschiedenen Arten von Ligat-Oligonukleotiden in räumlich begrenzten
Bereichen der modifizierten Oberfläche angebunden, so kann bei
der Detektion der Hybridisierungsereignisse mit Hilfe der Messelektrode
die modifizierte Oberfläche
abgerastert werden und so die Hybridisierungsereignisse selektiv
für die verschiedenen
Arten von Ligat-Oligonukleotiden in den verschiedenen räumlich begrenzten
Bereichen detektiert werden. In diesem Zusammenhang werden Arrays
von Test-Sites (räumlich
im wesentlichen abgetrennten Bereiche) bevorzugt, die durch Gebiete
der Oberfläche
voneinander abgetrennt sind, in denen keine Ligat-Oligonukleotide
an die Oberfläche
gebunden sind. Aufgrund des räumlichen
Abstandes zwischen den einzelnen Test-Sites kann die Messelektrode problemlos
exakt und eindeutig an eine bestimmte Art von Ligat-Oligonukleotid angenähert werden.
Somit werden eindeutig zuordenbare Messresultate erhalten.
Ganz
besonders bevorzugt ist es im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ein Array von Mikroelektroden als modifizierte Oberfläche zu verwenden.
In diesem Fall wird in dem Bereich einer Mikroelektrode jeweils eine
Art von Ligat-Oligonukleotid an die Oberfläche angebunden. Aufgrund des
räumlichen
Abstandes zwischen den einzelnen Mikroelektroden kann die Messelektrode
problemlos exakt und eindeutig an eine bestimmte Art von Ligat-Oligonukleotid
angenähert
werden.
Durch
die Ansteuerbarkeit der einzelnen Mikroelektroden lassen sich die
erhaltenen Messresultate sehr leicht bestimmten Hybridisierungsereignissen
zuordnen.
In
der allgemeinsten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden die nach Inkontaktbringen der
Probe mit der modifizierten Oberfläche detektierten Werfe des
Stromflusses mit bereits bekannten Referenzwerten verglichen. Diese
Referenzwerte können
in unabhängigen
Experimenten für
jeweils einen bestimmten Satz an Parametern (Abstand der Messelektrode
von der modifizierten Oberfläche,
Konzentration der redoxaktiven Spezies in der Lösung, angelegtes Potential,
Temperatur, Salzkonzentration, usw.) gemessen werden.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden die Referenzwerte vor der Zugabe
der Probe in einer separaten Messung bestimmt. In dieser Ausführungsform
erfolgt also nach dem Inkontaktbringen der die redoxaktive Spezies
enthaltenden Lösung
mit der modifizierten Oberfläche
eine Detektion der Reduktion und/oder Oxidation der redoxaktiven
Spezies durch ein geeignetes elektrochemisches Verfahren mit Hilfe
einer Messelektrode, deren Abstand von der modifizierten Oberfläche maximal
5 mal so groß ist
wie der Radius ihrer elektrochemisch aktiven Oberfläche. Aufgrund
dieser unter den exakt gleichen Bedingungen der eigentlichen Messung
durchgeführten
Referenzmessung werden noch genauere und zuverlässigere Werte detektiert.
Gemäß den nachfolgend
geschilderten, besonders bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung
kann die getrennte Durchführung
einer Referenzmessung vermieden werden. Auf der modifizierten Oberfläche sind
in diesen Fällen
Referenz-Sites aufgebracht, denen nach Zugabe der Probe ein ganz
bestimmter Assoziationsgrad zugeordnet werden kann. Das bei der
Detektion erhaltene Signal ist dann für diesen bestimmten Grad an
Assoziation charakteristisch und kann zur Normierung der Signale
der Test-Sites herangezogen werden.
Die
vorliegende Erfindung umfasst nämlich
auch Verfahren, in denen eine modifizierte Oberfläche verwendet
wird, die durch Anbindung von wenigstens zwei Arten von Ligat-Oligonukleotiden
modifiziert wurde. Die verschiedenen Arten von Ligat-Oligonukleotiden
sind in räumlich
im wesentlichen abgetrennten Bereichen an die Oberfläche gebunden.
In dem im Rahmen der vorliegenden Erfindung bevorzugten Verfahren
erfolgt vor dem Inkontaktbringen der Probe mit der modifizierten
Oberfläche
der Zusatz von einer Art von Ligand-Oligonukleotiden zu der Probe,
wobei das Ligand-Oligonukleotid ein Bindungspartner mit hoher Assoziationskonstante
zu einer bestimmten Art von Ligat-Oligonukleotiden ist, die in einem
bestimmten Bereich (Test-Site T100) an die
Oberfläche
gebunden vorliegt. Das Ligand-Oligonukleotid wird dabei in einer
Menge zu der Probe zugegeben, die größer ist als die Menge an Ligand-Oligonukleotiden,
die notwendig ist, um die Ligat-Oligonukleotide der T100-Test-Sites
vollständig
zu assoziieren. Den letzten Schritt dieses Verfahrens bildet der
Vergleich der bei der Detektion der Reduktion und/oder Oxidation
der redoxaktiven Spezies erhaltenen Werte mit dem für den Bereich
T100 erhaltenen Wert. Der für den Bereich
T100 erhaltene Wert entspricht somit dem
Wert bei vollständiger
Assoziation (100%).
Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
wird eine modifizierte Oberfläche
verwendet, die durch Anbindung von wenigstens drei Arten von Ligat-Oligonukleotiden
modifiziert wurde. Die verschiedenen Arten von Ligat-Oligonukleotiden
sind in räumlich
im wesentlichen abgetrennten Bereichen an die Oberfläche gebunden.
Dabei ist wenigstens eine Art von Ligat-Oligonukleotiden in einem
bestimmten Bereich (Test-Site T0) an die
Oberfläche
gebunden, von dem bekannt ist, dass in der Probe kein Bindungspartner
mit hoher Assoziationskonstante enthalten ist, also das entsprechende
komplementäre
Oligonukleotid nicht in der Probe vorkommt. Auch in diesem besonders
bevorzugten Verfahren erfolgt vor dem Inkontaktbringen der Probe
mit der modifizierten Oberfläche
der Zusatz von einem Ligand-Oligonukleotid zu der Probe, wobei das
Ligand-Oligonukleotid
ein Bindungspartner mit hoher Assoziationskonstante zu einer bestimmten
Art von Ligat-Oligonukleotiden ist, die in einem bestimmten Bereich
(Test-Site T100) an die Oberfläche gebunden
vorliegt. Das Ligand-Oligonukleotid wird dabei in einer Menge zu
der Probe zugegeben, die größer ist
als die Menge an Ligand-Oligonukleotiden, die notwendig ist, um
die Ligat-Oligonukleotide
der T100-Test-Sites vollständig zu assoziieren.
Den letzten Schritt dieses Verfahrens bildet der Vergleich der bei
der Detektion der Reduktion und/oder Oxidation der redoxaktiven
Spezies erhaltenen Werte mit dem für den Bereich T100 erhaltenen
Wert und mit dem für
den Bereich T0 erhaltenen Wert. Der für den Bereich
T0 erhaltene Wert entspricht somit dem Wert
bei fehlender Assoziation (0%).
Gemäß einer
ganz besonders bevorzugten Ausführungsform
der beiden oben geschilderten Verfahren, die ohne getrennte Referenz-Messung
auskommen, erfolgt vor dem Inkontaktbringen der Probe mit der modifizierten
Oberfläche
der Zusatz von wenigstens einer weiteren Art von Ligand- Oligonukleotid zu
der Probe, wobei bekannt ist, dass dieses Ligand-Oligonukleotid
in der ursprünglichen
Probe nicht enthalten ist. Diese weitere Art von Ligand-Oligonukleotid
weist eine Assoziationskonstante >0
zu einer Art von Ligat-Oligonukleotiden auf, die in einem bestimmten
Bereich (Test-Site Tn) an die Oberfläche gebunden
vorliegt. Das Ligand-Oligonukleotid wird in einer solchen Menge
zu der Probe gegeben, dass nach dem Inkontaktbringen der Probe mit
der modifizierten Oberfläche
n% der Ligat-Oligonukleotide des Test-Sites Tn in
assoziierter Form vorliegen. Den letzten Schritt dieses Verfahrens
bildet der Vergleich der bei der Detektion der Reduktion und/oder Oxidation
der redoxaktiven Spezies erhaltenen Werte mit dem für den Bereich
T100 erhaltenen Wert, mit dem für den Bereich
T0 erhaltenen Wert und mit den für die Bereiche
Tn erhaltenen Werte. Der für ein bestimmtes Test-Site
Tn erhaltene Wert entspricht somit dem Wert
bei Vorliegen von n% Ligat-Oligonukleotid/Ligand-Oligonukleotid-Assoziaten
bezogen auf die Gesamtzahl an Ligat-Oligonukleotide der entsprechend
Art.
Die
Menge an Ligand-Oligonukleotiden, die mit der modifizierten Oberfläche in Kontakt
gebracht werden muss, um eine n%ige Assoziation am Test-Site Tn zu bewirken, kann vom Fachmann durch einfache
Routineuntersuchungen bestimmt werden. Dazu wird z.B. nach Detektion
der Werfe für
T0 und T100 eine
kalibrierte Messung durchgeführt,
bei der die Signalintensität
von (unterschiedlichen) Detektionslabel bestimmt wird, mit denen
die Ligat-Oligonukleotide und die Ligand-Oligonukleotide ausgestattet
sind. Das Verhältnis
von Ligand-Oligonukleotid-Label-Signal zu Ligat-Oligonukleotid-Label-Signal entspricht
n%.
Wird
eine genügende
Anzahl an Referenz-Sites Tn auf der modifizierten
Oberfläche
aufgebracht, so kann eine Referenzkurve mit hoher Genauigkeit aufgenommen
werden. Die Normierung der Messungen der eigentlichen Test-Sites
mit Hilfe dieser Referenzkurve verbessert die Reproduzierbarkeit
der Analytik mit Hilfe der Chip-Technologie deutlich.
Es
soll darauf hingewiesen werden, dass das Auffinden eines Ligand-Oligonukleotids,
das nicht in der Probe enthalten ist, keinerlei Probleme bereitet,
da auch die umfangreichsten Genome immer noch eine genügende Auswahl
an nicht vorhandenen Sequenzen bieten. Für den Fall, dass sich die nicht
vorhandene Sequenz von einer anwesenden Sequenz nur durch eine Base
unterscheidet, muss der Hybridisierungsschntt unter stringenten
Bedingungen durchgeführt
werden. Bevorzugt werden aber Sequenzen verwendet, die sich deutlich,
also in mehreren Basen, von den in der Probe anwesenden Sequenzen
unterscheiden. Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn für die Test-Sites
und für
die Referenz-Sites Oligonukleotide mit der gleichen oder zumindest
einer ähnlichen
Zahl an Basen verwendet werden.
Wie
oben bereits beschrieben, wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Tatsache ausgenutzt, dass der Umsatz einer redoxaktiven Spezies
an einer Elektrode, also die Oxidation bzw. Reduktion der redoxaktiven
Spezies, von dem Zustand der Elektrodenoberfläche abhängt. Ist die Elektrodenoberfläche teilweise oder
vollständig
mit negativ geladenen Molekülen
oder Molekülgruppen
belegt, so ist es für
negativ geladene redoxaktive Substanzen deutlich schwieriger zur
Elektrodenoberfläche
zu gelangen und dort oxidiert zu werden, als wenn eine ungeladene
Elektrodenoberfläche
vorliegt. Dieser Effekt kommt umso deutlicher zum Tragen, je größer die
von den an die Elektrodenoberfläche
gebundenen Molekülen
getragene Ladung und je größer die
von der redoxaktiven Spezies getragene Ladung ist. Aus diesem Grund
werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung redoxaktive Spezies,
die eine hohe Ladung tragen, gegenüber Spezies mit geringer Ladung und
diese wiederum gegenüber
ungeladenen Verbindungen bevorzugt.
Daneben
soll noch erwähnt
werden, dass die Belegung der Oberfläche mit Molekülen oder
Molekülgruppen
selbstverständlich
in beliebiger Dichte erfolgen kann. Es ist offensichtlich, dass
der oben beschriebene Effekt des erschwerten Zugangs der redoxaktiven
Spezies an die Oberfläche
umso stärker
auftritt, je dichter die Oberfläche
mit Molekülen
oder Molekülgruppen
belegt ist. Gleiches gilt für
an die Oberfläche
gebundene Ligat-Oligonukleotide. Eine Obergrenze der Dichte der
Belegung ist in diesem Fall durch das zur Detektion von Hybridisierungsereignissen
essentielle Erfordernis eines gewissen Raumangebots um die Ligat-Oligonukleotide
herum gegeben, welches die Hybridisierung mit den Ligand-Oligonukleotiden
erst möglich
macht.
Gemäß einer
weiteren, besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung werden im wesentlichen ungeladene Ligat-Oligonukleotide
verwendet, was einen ganz entscheidenden Vorteil mit sich bringt:
Sind an die Elektrodenoberfläche
Ligat-Oligonukleotide gebunden, die pro Phosphat-Einheit eine negative
Ladung tragen, so ergibt sich bei der Bindung des komplementären Ligand-Oligonukleotids
an die Ligat-Oligonukleotide in erster Näherung eine Verdopplung der
Anzahl der Ladungen pro Elektrodenoberfläche. Werden hingegen im wesentlichen
ungeladene Ligat-Oligonukleotide an die Elektrodenoberfläche gebunden, so
steigert sich bei anschließender
Bindung eines komplementären
Ligand-Oligonukleotids die Ladung pro Elektrodenoberfläche sozusagen
um einen Faktor ∞.
Diese dramatische Änderung
der Ladungsdichte hat ebenso dramatische Auswirkungen auf den Umsatz
einer negativ geladenen redoxaktiven Spezies an der Elektrodenoberfläche. Die
detektierte Stromstärke
nimmt deutlich ab und erlaubt so einen einfachen und eindeutigen
Nachweis, ob an die oberflächengebundenen,
im wesentlichen ungeladenen Ligat-Oligonukleotide komplementäre Ligand-Oligonukleotide
gebunden sind oder nicht.
Unter
einem geladenen Oligonukleotid wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ein Oligonukleotid verstanden, das eine Anzahl an Elementarladungen
trägt,
welche ungefähr
der Anzahl an Nukleotiden entspricht, aus denen sich das Oligonukleotid
zusammensetzt. Bekanntermaßen
sind die einzelnen Nukleotide über
Phosphatgruppen miteinander verbunden. Da diese Phosphatgruppen
in der Regel einfach negativ geladen sind, ergibt sich für das gesamte
Oligonukleotid eine Gesamtladung, die im wesentlichen (nämlich bis
auf am Ende der Nukleotidkette fehlende Phosphatgruppen) der Anzahl
an Nukleotiden entspricht.
Unter
dem Begriff "im
wesentlichen ungeladen" wird
im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine Anzahl an einfach negativen
Ladungen (Elementarladungen) des Ligat-Oligonukleotids verstanden,
die maximal 50% der Anzahl der Nukleotide des Ligat-Oligonukleotids
beträgt.
Bevorzugt beträgt
die Anzahl an Elementarladungen des Ligat-Oligonukleotids maximal
40% der Anzahl der Nukleotide des Ligat-Oligonukleotids, besonders
bevorzugt maximal 30%, insbesondere maximal 20% und ganz besonders
bevorzugt maximal 10% der Anzahl der Nukleotide des Ligat-Oligonukleotids.
Die besten Resultate werden mit vollständig ungeladenen Ligat-Oligonukleotiden
erzielt. Die ungeladenen Oligonukleotide gemäß den nachfolgenden Strukturformeln
liefern besonders gute Resultate und werden daher im Rahmen der
vorliegenden Erfindung besonders bevorzugt.
Das
dargestellte Methylphosphonat-Oligonukleotid und das dargestellte
Methylphosphat-Oligonukleotid
stehen exemplarisch für
Klassen von Verbindungen, bei denen die Methyl-Gruppe durch einen
beliebigen ungeladenen Rest ausgetauscht ist, insbesondere gegen
Alkyl-Reste wie z.B. Ethyl-Reste. Außerdem kann z.B. bei den oben
dargestellten Phosphoamidaten die NHR-Gruppe z.B. durch SR ersetzt werden.
Grundsätzlich ist
es auch möglich
die gesamte Phosphatgruppe zu ersetzen. Die einzelnen Sauerstoff-Atome
können
durch S-Atome (eine bis drei Substitutionen), P durch N, Odurch
NH usw. ersetzt werden. Aus dem Stand der Technik ist eine Vielzahl
solcher Verbindungen bekannt.
Als
Extremfall kann der vollständige
Austausch des Zuckers und der Phosphat-Gruppe angesehen werden,
wie es z.B. bei den oben dargestellten Peptid-Oligonukleotiden der
Fall ist.
Im
wesentlichen ungeladene Ligat-Oligonukleotide können durch Verwendung der oben
gezeigten ungeladenen Backbones zusammen mit "normalen" geladenen DNA-Backbones erhalten werden.
Je nach Anteil von geladenen und ungeladenen Abschnitten ergeben
sich "im wesentlichen
ungeladene" Ligat-Oligonukleotide,
die eine Anzahl an Elementarladungen tragen, die zwischen 0 und
maximal 50% der Anzahl der Nukleotide des Ligat-Oligonukleotids
beträgt.
Selbstverständlich
können
auch Mischformen der oben genannten, verschiedenen ungeladenen Ligat-Oligonukleotide
verwendet werden. Das Backbone besteht in diesem Fall aus beliebigen
Mischformen von modifizierten oder unmodifizierten Nukleotiden,
die lediglich der Bedingung genügen
müssen "im wesentlichen ungeladen" zu sein.
Daneben
betrifft die vorliegende Erfindung auch einen Kit zur Durchführung eines
Verfahrens zur Detektion von Nukleinsäure-Oligomer-Hybridisierungsereignissen.
Der Kit umfasst eine modifizierte Oberfläche, wobei die Modifikation
in der Anbindung von wenigstens einer Art von Ligat-Oligonukleotiden
besteht und eine effektive Menge einer redoxaktiven Spezies.
Die Oberfläche
Mit
dem Begriff "Oberfläche" wird jedes Trägermaterial
bezeichnet, das geeignet ist direkt oder nach entsprechender chemischer
Modifizierung Ligat-Oligonukleotide kovalent oder über andere
spezifische Wechselwirkungen zu binden. Der feste Träger kann
aus leitfähigem
oder nicht leitfähigem
Material bestehen.
Unter
dem Begriff "leitfähige Oberfläche" wird jeder Träger mit
einer elektrisch leitfähigen
Oberfläche beliebiger
Dicke verstanden, insbesondere Oberflächen aus Metallen wie insbesonder
Platin, Palladium, Gold, Cadmium, Quecksilber, Nickel, Zink, Silber,
Kupfer, Eisen, Blei, Aluminium und Mangan. Daneben können auch
beliebige dotierte oder nicht dotierte Halbleiteroberflächen beliebiger
Dicke verwendet werden. Sämtliche Halbleiter
können
als Reinsubstanzen oder als Gemische Verwendung finden. Als nicht
einschränkend
gemeinte Beispiele seien an dieser Stelle Kohlenstoff, Silizium,
Germanium, α-Zinn,
Cu(I)- und Ag(I)-Halogenide beliebiger Kristallstruktur genannt.
Geeignet sind ebenfalls sämtliche
binären
Verbindungen beliebiger Zusammensetzung und beliebiger Struktur
aus den Elementen der Gruppen 14 und 16, den Elementen der Gruppen 13
und 15, sowie den Elementen der Gruppen 15 und 16. Daneben können ternäre Verbindungen
beliebiger Zusammensetzung und beliebiger Struktur aus den Elementen
der Gruppen 11, 13 und 16 oder den Elementen der Gruppen 12, 13
und 16 verwendet werden. Die Bezeichnungen der Gruppen des Periodensystems
der Elemente beziehen sich auf die IUPAC-Empfehlung von 1985.
Als
Materialien der nichtleitenden Oberflächen werden Glas, modifiziertes
Glas und Polymere bevorzugt. Die Modifizierung kann z.B. durch Silanisierung
erfolgen und führt
in allen Fällen
zu funktionellen Gruppen, die geeignet sind, in Kopplungsreaktionen
entsprechend funktionalisierte Ligat-Oligonukleotide zu binden.
Diese Modifizierung schließt
Schichtaufbauten auf der Glasoberfläche unter Verwendung von Polymeren wie
z.B. Dextranpolymeren, die eine Variation der Schichtdicke und Oberflächenbeschaffenheit
erlauben, mit ein. Weitere Derivatisierungsmöglichkeiten des Glases zur
letztendlichen Anbindung der Ligat-Oligonukleotide bestehen z.B.
im Aufbringen einer dünnen
(ca. 10 – 200
nm) Metallisierungsschicht, insbesondere einer Gold-Metallisierungsschicht,
die zusätzlich
mit (Thiol-funktionalisierten) Polymeren, insbesondere Dextranen, belegt
sein kann. Daneben kann das Glas nach der Silanisierung auch mit
Biotin funktionalisiert werden (z.B. aminofunktionalisierte Glasoberfläche nach
der Silanisierung und Kopplung der Carbonsäure Biotin über EDC und NHS bzw. über einen
Biotinaktivester wie Biotin-N-succinimidylester)
oder alternativ mit an Dextran-Lysin oder Dextran immobilisierten
Biotin überzogen
werden. Die so erzeugten biotinylierten Glasoberflächen werden
anschließend
mit Avidin oder Streptavidin behandelt und können dann zur Anbindung von
biotinylierten Ligat-Oligonukleotiden
verwendet werden.
Bei
den im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Array von Mikroelektroden
handelt es sich um handelsübliche
Bauelemente. Die Mikroelektroden selbst bestehen aus einem leitfähigen Material, während sich
zwischen den einzelnen Mikroelektroden ein nicht leitfähiges Material
befindet, durch das die einzelnen Mikroelektroden sowohl räumlich als
elektrisch voneinander getrennt werden. Die Mikroelektroden können aktiv
oder passiv angesteuert werden. Im Falle der aktiven Ansteuerung
kommt insbesondere die Verwendung von CMOS-Strukturen in Frage.
Bindung der
Ligat-Oligonukleotide an die Oberfläche
Verfahren
zur Immobilisierung von Nukleinsäure-Oligomeren
an einer Oberfläche
sind dem Fachmann bekannt. Die Ligat-Oligonukleotide können z.B.
kovalent über
Hydroxyl-, Epoxid-, Amino- oder
Carboxygruppen des Trägermaterials
mit natürlicherweise
am Ligat-Oligonukleotid vorhandenen oder durch Derivatisierung am
Ligat-Oligonukleotid angebrachten Thiol-, Hydroxy-, Amino- oder
Carboxylgruppen an die Oberfläche
gebunden werden. Das Ligat-Oligonukleotid kann direkt oder über einen
Linker/Spacer an die Oberflächenatome oder
-moleküle
einer Oberfläche
gebunden werden. Daneben kann das Ligat-Oligonukleotid durch die
bei Immunoassays üblichen
Methoden verankert werden wie z.B. durch Verwendung von biotinylierten
Ligat-Oligonukleotiden zur nicht-kovalenten Immobilisierung an Avidin
oder Streptavidin-modifizierten Oberflächen. Die chemische Modifikation
der Ligat-Nukleinsäure-Oligomere
mit einer Oberflächen-Ankergruppe
kann bereits im Verlauf der automatisierten Festphasensynthese oder
aber in gesonderten Reaktionsschritten eingeführt werden. Dabei wird das
Nukleinsäure-Oligomer
direkt oder über
einen Linker/Spacer mit den Oberflächenatomen oder -molekülen einer
Oberfläche
der oben beschriebenen Art verknüpft.
Diese Bindung kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden
(vgl. z.B. WO 00/42217).
Ligand-Oligonukleotide
Als
Ligand-Oligonukleotide werden Nukleinsäure-Oligomere bezeichnet, die
spezifisch mit den an einer Oberfläche immobilisierten Ligat-Oligonukleotiden
unter Ausbildung eines Komplexes wechselwirken können. Eine solche Wechselwirkung
unter Bildung eines Komplexes setzt die Anwesenheit eines zu einem
Ligand-Oligonukleotid komplementären
oder nahezu komplementären
Ligat-Oligonukleotids voraus. Als Nukleinsäure-Oligomer wird im Rahmen
der vorliegenden Erfindung eine Verbindung aus wenigstens zwei kovalent verbundenen
Nukleotiden oder aus wenigstens zwei kovalent verbundenen Pyrimidin-
(z.B. Cytosin, Thymin oder Uracil) oder Purin-Basen (z.B. Adenin oder Guanin), bevorzugt
ein DNA-, RNA- oder PNA-Fragment, verwendet. Der Begriff Nukleinsäure bezieht
sich auf ein beliebiges "Rückgrat" der kovalent verbundenen
Pyrimidin- oder
Purin-Basen, wie z.B. auf das Zucker-Phosphat Rückgrat der DNA, cDNA oder RNA,
auf ein Peptid-Rückgrat
der PNA oder auf analoge Rückgrat-Strukturen,
wie z.B. ein Thio-Phosphat-, ein Dithio-Phosphat-, ein Phosphoramid-,
ein Alkyl-Phophonat-, ein Alkyl-Phosphat- oder ein Phosphoamidit-Rückgrat.
Wesentliches Merkmal einer Nukleinsäure im Sinne der vorliegenden
Erfindung ist die sequenzspezifische Bindung natürlich vorkommender DNA, RNA
oder deren Transkriptions- oder Amplifikationsprodukte.
Redoxaktive
Spezies
Als
redoxaktive Spezies können Übergangsmetall-Komplexe
verwendet werden, die vorzugsweise eine negative Gesamtladung aufweisen.
Daneben ist aber auch die Verwendung von neutralen Übergangsmetallkomplexen
mit negativ geladenen Liganden möglich.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden Übergangsmetallkomplexe des
Eisens, Cobalts, Nickels, Kupfers, Rutheniums, und Osmiums mit negativ
geladenen Liganden bevorzugt. Als Liganden können beispielsweise cyano-
(CN-), thiocyanato-(SCN-), hydroxo-(OH-), halogenido-(Fl-, Cl-, Br, I-), oxo- (O2-), thio-
(S2-) Gruppen und ähnliche, aber auch sterisch
aufwändigere,
mit negativen Gruppen wie z.B. -COOH, -OS(OH)3 oder
-OPO(OH)2 modifizierte Liganden wie pyridyl- (py),
bipyridyl- (bipy), cyclopentadienyl-(cp) Derivate und ähnliche verwendet werden. Die
zuletzt genannten, mit negativen Gruppen modifizierten Liganden
werden bevorzugt in Lösungen
eingesetzt, deren pH-Wert oberhalb des pKs-Wertes der jeweiligen Verbindung liegt,
weil dadurch sichergestellt ist, dass der jeweilige Übergangsmetallkomplex
in der Lösung
negativ geladen vorliegt.
Selbstverständlich können sämtliche,
oben genannten Liganden in beliebigen Mischformen auftreten, es
kann also ein Zentralatom eines Übergangsmetallkomplexes
gleichzeitig unterschiedliche Liganden tragen. Ein willkürlich herausgegriffenes
Beispiel eines solchen Komplexes ist die Verbindung Ammonium-tetranitro-diammin-kobaltat(III)
NH4[Co(NO2)4(NH3)2].
Daneben
können
als redoxaktive Spezies auch Chinone wie z.B. Pyrrollochinolinochinon,
Ubichinon, Anthrachinon, Naphthochinon oder Menachinon sowie deren
mit negativen Gruppen wie z.B. -COOH, -OS(OH)3 oder
-OPO(OH)2 modifizierten Derivate verwendet
werden.
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wird der Übergangsmetallkomplex Eisenhexacyanoferrat
besonders bevorzugt.
Elektrochemische
Methoden
Als
Detektionsmethode eigenen sich elektrochemische Methoden wie die
Cyclovoltammetrie, Chronoamperometrie, Chronocoulometrie, Differential-Puls-Voltammetrie,
Square-Wave-Voltammetrie
oder Amperometrie bei konstantem Potential.
Bei
der Cyclovoltammetrie wird eine Strom/Spannungskurve aufgezeichnet.
Das Potential einer stationären
Arbeitselektrode wird dabei zeitabhängig linear verändert, ausgehend
von einem Potential, bei dem keine Elektrooxidation oder -reduktion
stattfindet bis zu einem Potential, bei dem eine gelöste oder
an die Elektrode adsorbierte Spezies oxidiert oder reduziert wird
(also Strom fließt).
Nach Durchlaufen des Oxidations- bzw. Reduktionsvorgangs, der in
der Strom/Spannungskurve einen zunächst ansteigenden Strom und
nach Erreichen eines Maximums einen allmählich abfallenden Strom erzeugt,
wird die Richtung des Potentialvorschubs umgekehrt. Im Rücklauf wird
dann das Verhalten der Produkte der Elektrooxidation oder -reduktion
aufgezeichnet.
Bei
der Chronocoulometrie erfolgt die Aufzeichnung einer Ladungs/Zeitkurve.
Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode z.B. durch
einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei dem die Elektrooxidation
oder -reduktion einer gelösten
oder adsorbierten Spezies stattfindet und die transferierte Ladung
in Abhängigkeit
von der Zeit aufgezeichnet. Die Chronocoulometrie kann folglich
als Integral der Amperometrie verstanden werden. Die Methode der
Chronocoulometrie ist z.B. in Steel, A.B., Herne, T.M. und Tarlov M.J.:
Electrochemical Quantitation of DNA Immobilized on Gold, Analytical
Chemistry, 1998, Vol. 70, 4670 – 4677
und darin zitierten Literaturstellen beschrieben.
Bei
der Differential-Puls-Voltammetrie werden einer schrittweise anwachsenden
Gleichspannungsrampe Rechteckpulse mit kleiner, konstanter Amplitude überlagert.
Die Messungen des Stroms als Funktion der Spannung erfolgen dabei
unmittelbar vor dem Puls und am Ende des Pulses. Aufgetragen werden
die Differenzen der Strommesswertpaare gegen das Potential.
Bei
der Square-Wave-Voltammetrie wird einer schrittweise anwachsenden
Gleichspannungsrampe eine rechteckförmige Wechselspannung mit kleiner,
konstanter Amplitude und niedriger Frequenz überlagert. Zur Messung des
Stroms als Funktion der Spannung werden jeweils mehrmals die Differenzen
der Ströme
bei maximaler und minimaler Rechteckspannung bestimmt.
Bei
(chrono)amperometrischen Messungen erfolgt die Aufzeichnung einer
Strom/Zeitkurve. Hierbei wird das Potential einer stationären Arbeitselektrode
z.B. durch einen Potentialsprung auf ein Potential gesetzt, bei
dem die Elektrooxidation oder -reduktion einer gelösten oder
adsorbierten Spezies stattfindet und der fließende Strom in Abhängigkeit
von der Zeit aufgezeichnet. Amperometrische Verfahren sind in der
WO 00142217 ausführlich
dargestellt.