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Photographisches Verfahren, insbesondere Mehrfarbenverfahren für Papierbilder
Zur Herstellung von mehrfarbigen Papierbildern ist es unter anderem bekannt, photographische Silberbilder in entsprechend gefärbte Metallsalzbilder (z. B. durch Bildung von Bleichromat, Nickeldymethylglyoxim, Berlinerblau) umzuwandeln und die die Bilder enthaltenden Trägerschichten aufeinander zu übertragen. Ferner werden auch die Pigmentverfahren verwendet, bei denen die Farbstoffe bereits in der Bildschicht vorhanden sind (z. B. Pigment- druck, Carbrodruck, Duxochromie) und bei denen das Bild aus Farbstoffgelatinereliefen zusammen- gesetzt wird.
Während bei den Tonungsverfahren eine nachträgliche Verstärkung der Teilbilder nicht möglich ist, da sich die Gelatineschicht selbst mit anfärben würde, haben die Pigment- verfahren wieder den Nachteil, dass die Be- lichtungszeiten und auch die Gradationen der einzelnen Teilbilder infolge der verschiedenen
Aktivität der drei Grundfarben rot, gelb und blau es sehr erschwert, den Charakter der drei Teil- bilder in Übereinstimmung zu bringen. Lediglich das Carbroverfahren, bei dem die bildmässige
Gerbung der Pigmentgelatineschicht nicht durch
Belichtung, sondern durch Kontakt der mit einer
Bleichlösung getränkten Pigmentgelatineschichte mit einem Bromsilberbild bewirkt wird, ist von diesem Nachteil frei.
Das von ein-und demselben
Silberbild gewonnene Pigmentbild hängt in seinem Charakter jedoch sehr weitgehend von der nur nach Sekunden zählenden Badezeit in Zwischenbädem (Formalinbad) ab, so dass durch den Charakter des Silberbildes nicht unmittelbar der des Pigmentbildes gegeben ist. Dadurch, dass zwei nasse Papierträgerschichten in Kontakt gebracht werden, werden die die Masshaltigkeit schädigenden Dehnungseinfüsse unter Umständen vermehrt, so dass Deckungsfehler schwer zu ver- meiden sind. Auch der Vorteil, dass die Silber- bilder nach dem Kontakt wieder entwickelt und neuerlich zur Bilderzeugung verwendet werden können, wird durch den Umstand beeinträchtigt, dass sich die Gradation des Bildes bei jeder Wieder- entwicklung ändert.
Schliesslich muss noch aus- geführt werden, dass beim zur
Gewinnung seitenrichtiger Bilder ein Über- tragungsprozess mehr erforderlich ist, als bei den anderen Pigmentverfahren.
Die Erfindung bezweckt die Schaffung eines Verfahrens, das bei Verwendung von hoch- empfindlichen, unmittelbare Vergrösserungen ermöglichenden Ha1ogensilbremulsionspapieren im Charakter und in der Belichtungszeit von Pigmentanfärbungen unbeeinflusste Silberbilder und dementsprechende Farbteilbilder zu gewinnen gestattet, bei dem sowohl schon am Silberbild als auch am Farbstoffbild weitgehende Korrekturen im Sinne einer Verstärkung, Abschwächung und Gradationsänderung möglich sind.
Das Wesen der Erfindung besteht in der Verwendung von reduziertes Silber und allenfalls Halogensilber enthaltenden, bildmässig abgestuften Gelatinereliefen. Diese werden vorzugsweise gewonnen durch Verwendung von ungehärteten, vorzugsweise auf Papier gegossenen Halogensilberemulsionen, die mit gerbenden Entwicklern (Brenzkatechin) oder nach der Entwicklung mit Härtebleichem behandelt, weiter mit einem Zwischenträger (gewachstes Zelluloid) in Kontakt gebracht, auf diesen Zwischenträger in warmem Wasser zu einem das Silberbild enthaltenden
Relief entwickelt werden, worauf das Silber des
Reliefs durch an sich bekannte Tonungsmethoden in gefärbte Verbindungen übergeführt oder nach bekannten Beizenverfahren durch einen Farbstoff ersetzt wird.
Das Verfahren ist nachstehend beispielsweise beschrieben. Das Kopicrmaterial trägt auf bary- tiertem Papier vorzugsweise einen Unterguss aus leicht löslicher Gelatine und darauf einen Guss aus ungehärteter Halogensilberemulsion ent- sprechender Empfindlichkeit, der vorteilhaft etwas dicker als üblich ist. Der Gelatineunterguss bezweckt, ein Hängenbleiben des Gerbungs- reliefs am Papier an Stellen, die vollkommen durchentwickelt sind, zu verhüten.
Das belichtete
Papier wird entweder mit Brenzkatechin ent- wickelt, oder nach der Entwicklung mit einem
Härtebleicher ausgebleicht und zurückentwickelt.
Vorteilhaft wird in beiden Fällen die Entwicklung nach Erreichung der richtigen Bildkraft durch ein saures Bad unterbrochen, das Bild ohne zu fixieren auf eine gewachste Zelluloidfolie auf- gequetscht, und sodann in beim Pigmentdruck
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Gelatinerelief erhalten, das nebst dem reduzierten Silber noch unentwickelte, feinkörnige Halogen- silberemulsion enthält. Entspricht das Bild im Kraft und Gradation dem beabsichtigten Charakter
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so wird es aus fixiert. Andernfalls kann es durch Belichtung und weitere Entwicklung der unreduzierten Emulsion verstärkt werden.
Bine Verschleierung der höchsten Lichter ist hieb : i nicht xu befürchten, da an diesen Stellen keine Gelatineemulsion vorhanden ist. Das Bild kann jedoch auch durch Abschwächen korrigiert und durch Wahl des Abschwächers (Farmer'scher Abschwächer oder Ammoniumpersulfat) in der Gradation geändert werden. Nach der infolge der dünnen Reliefschicht rasch erfolgenden Trocknung werden die Teilbilder, falls es sich um ein Dreifarbenverfahren handelt, in den entsprechenden Farben getont. Das Gelbbild wird z. B. mit Bleinitrat+Ferricyankalium gebleicht, abgespült und mit einem Bichromat in Bleichromat umgewandelt, oder in Ferrocyankupfer und danach in Kupferxanthogenat übergeführt.
Das Rohbild wird in bekannter Weise in ein Ferrocyannickelbild umgewandelt und dieses in einer Kaliumdimethylglyoximlösung in den roten Niederschlag von Ni-Dimethylglyoxim übergeführt. Das blaue Teilbild wird in bekannter Weise durch Bildung von Berlinerblau oder Turnbull's Blau blau getont.
Das Tonen der Silberreliefbilder hat gegenüber dem von gewöhnlichen Silberbildern den wesentlichen Vorteil, dass kein Belegen der Weissen zu befürchten ist, da sich an diesen Stellen keine Gelatine befindet. Daher können auch die Waschungen zwischen den einzelnen Verfahrensstufen in ausschlaggebender Weise abgekürzt werden.
Die Teilbilder werden nun zur Beurteilung der Gesamtwirkung auf einer weissen Unterlage übereinander gepasst und durch Verstärkung oder Abschwächung einzelner Teilbilder aufeinander abgestimmt.
Die Abschwächung der Teilbilder geschieht in bekannter Weise, z. B. beim Gelbbild durch verdünnte Schwefelsäure, beim Rotbild vorteilhaft mittels Ammoniumpersulfatlösung und beim Blaubild durch Baden in stark verdünntem Ammoniak und nachträglich in verdünnter Salzsäure.
Ein wesentlicher Vorteil des Verfahrens liegt in der Möglichkeit einer weitgehenden Verstärkung der bereits vorliegenden Teilbilder. Das Gelbbild kann durch Baden in Bleinitratlösung, Abspülen in gewöhnlichem Leitungswasser und nachträgliches Behandeln mit Bichromatlösung verstärkt werden, das Rotbild durch Tränken in Nickelsulfatlösung, Abspülen und Behandeln mit Dimethylglyoximlösung, das Blaubild etwa durch Behandeln mit Eisenchloridlösung, Abspülen und Baden in Ferricyankalilösung. Von dem Blei-, Nickel-bzw. Eisensalz wird von der Gelatine jeweils ein genügender Anteil, insbesondere in
Form eines durch das basische Leitungswasser gebildeten basischen Salzes festgehalten, der eine genügende Verstärkung gibt. Allenfalls kann der
Verstärkungsprozess wiederholt werden.
Die
Bildung von Metallsalzniederschlägen kann auch zur Veränderung des Farbtones benutzt werden.
So kann z. B. durch einen Bleichromatniederschlag im Blaubild dieses in ein grünes über- geführt werden, oder ein rotes Bild in Orangerot, was den Komplementärfarben für den Zweifarbendruck und für Anaglyphen entspricht.
Auch die Gradation kann hiebei durch besondere Massnahmen beeinflusst werden. Wird z. B. das Blaubild in einer Eisensalzlösung länger gebadet und dann genügend lange gewässer, so wäscht sich das Eisensalz anteilmässig mehr aus den dünneren als aus den dickeren Reliefstellen aus. Das Blaubild wird dadurch härter. Wird aber in einer relativ konzentrierteren Eieiensalz- lösung nur kurz gebadet, so dass diese aL den dickeren Reliefstellen nicht bis auf den Grund eindringt und der Niederschlag nach kurzer Spülung gebildet, so ist dessen Anteil in den
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der Bildcharakter wird flacher.
Eine wesentliche Verfahrensmassnahme besteht in weiterer Ausbildung darin, dass die Metallsalze nicht durch Baden, sondern durch Kontakt mit einer mit dem Metallsalz getränkten Kolloidschicht (Gelatine-Papier) eingebracht bzw. auch aus dem mit dem Metallsalz getränkten Bildrelief durch eine lediglich mit Wasser vollgesogene Gelatineschicht wieder abgesogen werden. Metallsalze gehen von einer Kolloidschicht in eine anoure fast augenblicklich bis zum Gleichgewicht der Konzentration über. Wird z. B. auf das Rotbildrelief eine mit Nickelsulfat getränkte Gelatineschicht aufgequetscht, so wird der Gleichgewichtszustand an den dickeren Reliefstellen bei einer niedrigeren Konzentration erzielt, weil an dieser Stelle mehr Nickelsulfatlösung übertritt als an den dünneren Reliefstellen.
An letzteren wird daher die Kon- : zentration mehr zunehmen. Wird nun der rote Niederschlag gebildet, so wirkt sich derselbe an den dünneren Reliefstellen stärker aus, die Gradation wird flacher. Das Umgekehrte tritt ein, wenn das Bildrelief mit Nickelsulfat getränkt und ein bloss mit Wasser durchfeuchtetes Gelatinepapier aufgequetscht wird. An den dünneren Reliefstellen geht dann relativ mehr Metallsalzlösung in das Gelatinepapier über als an den dickeren. Letztere werden daher relativ mehr verstärkt, die Gradation wird steiler.
Das Wesen des Verfahrens zur Gradations- änderung liegt demnach in der Ausnützung der Erscheinung, dass beim Kontakt zweier Kolloidschichten mit verschiedener Metallsalzkonzentration diese Konzentration sich an jeder Bildstelle durch Überwandem des Metallsalzes bis zum Ausgleich ändert. Die richtiggestellten Teilbilder werden nun in bekannter Weise auf weisses Gelatinepapier übertragen.
Das erfindungsgemässe Verfahren bietet jedoch nicht nur beim Dreifarbendruck Vorteile, sondern kann auch bei der Herstellung künstlerische Tondrucke Verwendung finden. So kann z. B. vom selben Negativ ein mehr flaues und ein eher hartes Silberbild hergestellt werden. Das flaue Bild wird in beschriebener Weise in ein Reliefbild umgewandelt, dann z. B. in ein Ferrocyan-
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kupferbild übergeführt, und auf das schwarz belassene harte Bild übertragen, so dass die lichteren Bildstellen mehr braun, die dunkleren mehr schwarz erhalten werden.
Statt die Silberreliefbilder in der beschriebenen Weise durch Überführen in gefärbte Metallverbindungen zu tonen, können diese auch nach der bei dem bekannten Uvachromieverfahren geübten Methode in Beizenbilder (Kupferrhodanid) umgewandelt und mit basischen Farbstoffen eingefärbt werden. Auch hiebei sind die Auswaschzeiten der Reliefs gegenüber denen der in Gelatine gebetteten Beizenbilder wesentlich kürzer. Das Waschen in verdünnter Essigsäure ist nicht erforderlich. Die Verstärkung der Bilder kann durch Bildung von Metallsalzniederschlägen in der bei den Tonungsreliefbildem beschriebenen Weise erfolgen.
Das eingangs beschriebene Kopierpapier kann dahin abgeändert werden, dass es über der leichtlöslichen Emulsionsschicht noch eine sehr dü. me
Schichte eines wasserdurchdringlichen Lackes, z. B. Zelloidinlackes, erhält, durch die der Entwickler hindurch wirken kann. Diese Schichte dient dazu, die feinsten Einzelheiten in den Lich- tern vor einem Ausreissen zu bewahren und die
Adhäsionsverhältnisse an dem Zwischenträger zu beeinflussen, so dass hiezu auch anderes Material, z. B. Glas verwendet werden kann.
Als Kopiermaterial können aber auch Filme mit analog dem Duxochromverfahren abziehbaren
Emulsionsschichten verwendet werden, die von hinten zu belichten und zum Relief zu entwickeln sind. Zum Unterschied vom Duxochromverfahren enthalten die Emulsionsschichten nicht schon die bildgebenden unlöslichen Farbstoffe. Die Relief- bilder werden vielmehr in der beschriebenen
Weise in Tonungs-oder Beizenbilder um- gewandelt.
Es ist einleuchtend, dass nach dem Verfahren auch Durchsichtsbilder, Anaglyphenbilder u. dgl. hergestellt werden können.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Photographisches Verfahren, insbesondere
Mehrfarbenverfahren für Papierbilder unter Ver- wendung von reduziertes Silber und allenfalls Hal, igensilber enthaltenden bildmässig abgestuften
Gelatinereliefen, dadurch gekennzeichnet, dass ungehärtete, auf Papier gegossene Halogensilber- emulsionen, die mit gerbenden Entwicklern (Brenzkatechin) oder nach der Entwicklung mit
Härtebleichem behandelt sind, mit einem Zwischenträger (gewachstes Zelluloid) in Kontakt gebäht, auf diesem Zwischenträger in an sich bekannter Weise in warmem Wasser zu einem das Silberbild enthaltenden Relief entwickelt werden, worauf das Silberbild durch an sich bekannte Tonungs- bzw. Farbbeizverfahren noch auf dem Zwischenträger in ein Farbbild umgewandelt wird.