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Multiple
Sklerose (MS) ist eine Demyelinisierungskrankheit des zentralen
Nervensystems (ZNS), deren Ursache immer noch ungewiss bleibt.
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Zahlreiche
Studien haben die Hypothese einer viralen Ätiologie der Krankheit unterstützt, jedoch
erwies sich keiner der bekannten und bisher getesteten Viren als
das gesuchte kausale Agens: Eine Übersicht der Viren, die bei
MS mehrere Jahre lang untersucht wurden, wurde von E. Norrby (1)
und R. T. Johnson (2) erstellt.
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Gleichzeitig
wurde die Möglichkeit
eines exogenen und/oder infektiösen
Faktors auf Grund des Vorliegens von örtlichen Epidemien oder „Cluster" von MS vorgeschlagen,
wie auf den Faröer
Inseln zwischen 1943 und 1960 (3) beobachtet wurde, ferner in Sardinien
(4), in Norwegen (5) sowie durch Studien über migrierende Populationen
(6). Unter alle vorgeschlagenen exogenen Faktoren wurden Viren am
häufigsten
untersucht, und eine virale Ätiologie
wird klassischerweise in Erinnerung gerufen.
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Die
Beobachtung von Phänomenen
bei MS, die im Zusammenhang mit einer Autoimmunreaktion stehen,
führte
zu einer Hypothese der „essenziellen" Autoimmun-Ätiologie
(7 und 8). Dennoch stellte sich heraus, dass diese Autoimmunität, die gegen
bestimmte Komponenten des ZNS gerichtet ist, nicht für MS spezifisch ist
und bei einer Entzündung
des ZNS vielmehr üblich
ist, egal, ob diese mit einer Infektion verbunden ist (9, 10, 11
und 12). Ferner konnte keine der immunsuppressiven Therapien entscheidende
Ergebnisse gegen MS erzielen (13). Es scheint heute vielmehr so
zu sein, dass die Erscheinungsformen der „Autoimmunität" durch einen Mechanismus
viralen Ursprungs induziert werden: Co-Sensibilisierung gegenüber viralen
Determinanten, die mit Molekülen
zellulären
Ursprungs assoziiert sind, Phänomene
der molekularen Mimikry (14) oder durch Expression retro-viraler Superantigene
(15).
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In
einigen Untersuchungen wird eine Hypothese unterstützt, nach
welcher ein Retrovirus den Ursprung der Krankheit darstellt: Die
kürzliche
Entdeckung (16) von neurologischen Syndromen, die mit dem HTLV-I-Virus,
ursprünglich
bekannt als ein T-Zell-Leukämieagens
von Erwachsenen, assoziiert sind, brachte viele Autoren (17, 18,
19, 20, 21, 22, 23) dazu, nach einer Beteiligung dieses humanen
Retrovirus bei MS zu forschen, jedoch ohne Erfolg oder mit Ergebnissen,
die Kreuzreaktionen nahelegen.
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Kürzlich wurde
ein Retrovirus, der sich von den bekannten humanen Retroviren unterscheidet,
in Patienten isoliert, die an MS leiden (24, 25 und 26). Die Autoren
konnten auch zeigen, dass dieses Retrovirus in vitro übertragen
werden konnte, dass Patienten, die an MS leiden, Antikörper produzierten,
die dazu in der Lage sind, Proteine, die mit der Infektion von Zellen
der Pia mater durch dieses Retrovirus verbunden sind, zu erkennen,
und dass ferner die Expression letzterer durch „immediate-early"-Gene einiger Herpesviren stark stimuliert
werden konnten (27).
-
All
diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei MS zumindest ein unbekannter
Retrovirus oder ein Virus eine Rolle spielt, das reverse Transkriptaseaktivität aufweist,
welche gemäß dem Verfahren
nachzuweisen ist, welches von H. Perron (24) veröffentlicht wurde, und welche
als „LM7-ähnliche
RT" bezüglich der
Aktivität
eingeordnet wird. Der Inhalt dieser Veröffentlichung, mit (24) identifiziert,
ist hiermit in der vorliegenden Beschreibung durch Bezugnahme mit
eingenommen.
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Kürzlich konnten
durch Versuche des Anmelders zwei kontinuierliche Zelllinien etabliert
werden, die mit natürlichen
Isolaten infiziert sind, die von zwei unterschiedlichen an MS leidenden
Patienten herrühren
und welche durch ein Kultivierungsverfahren gewonnen werden können, wie
in der Druckschrift WO-A-9320188 beschrieben ist, deren Inhalt in
der vorliegenden Beschreibung durch Bezugnahme mit eingenommen ist.
Diese zwei Linien, die von humanen Aderhaut-Plexus-Zellen stammen
und mit LM7PC und PLI-2 bezeichnet werden, wurden bei der ECACC
jeweils am 22. Juli 1992 und am 8. Januar 1993 unter den Nummern
92072201 und 93010817 gemäß den Vorschriften
des Budapester Vertrags hinterlegt. Darüber hinaus wurden die viralen Isolate,
die eine LM7-ähnliche
RT-Aktivität
aufweisen, bei der ECACC unter der allgemeinen Bezeichnung der „Stämme" hinterlegt. Der „Stamm" oder das Isolat,
welches in der PLI-2-Linie enthalten ist und als POL-2 bezeichnet
ist, wurde am 22. Juli 1992 unter der Nummer V92072202 hinterlegt.
Der „Stamm" oder das Isolat, welches
in der LM7PC-Linie enthalten ist und als MS7PG bezeichnet ist, wurde
am 8. Januar 1993 unter der Nummer V93010816 hinterlegt.
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Ausgehend
von den oben erwähnten
Kulturen und Isolaten, die durch biologische und morphologische Kriterien
charakterisiert sind, bemühte
man sich in einem nächsten
Schritt, das Nucleinsäurematerial,
welches mit den viralen Partikeln assoziiert ist und in diesen Kulturen
produziert wird, zu charakterisieren.
-
Die
unterschiedlichen Aufgaben der vorliegenden Erfindung sind in den
Ansprüchen
1 bis 11 des Anhangs definiert.
-
Bevor
die Erfindung detaillierter beschrieben wird, werden verschiedene
Ausdrücke,
die in der Beschreibung und den Ansprüchen verwendet werden, im Folgenden
definiert:
- – Unter einem Stamm oder Isolat
ist jede infektiöse
und/oder pathogene biologische Fraktion zu verstehen, die bspw.
Viren und/oder Bakterien und/oder Parasiten enthält, und die pathogene und/oder
antigene Aktivität
hervorruft, und welche in einer Kultur oder einem lebenden Wirt
enthalten ist; als Beispiel kann ein viraler Stamm gemäß der oben
stehenden Definition ein co-infektiöses Agens, bspw. einen pathogenen
Einzeller, aufweisen,
- – der
Ausdruck „MSRV", der in der vorliegenden
Beschreibung verwendet wird, bezeichnet jedes pathogene und/oder
infektiöse
Agens, welches mit der Multiple Sklerose assoziiert ist, insbesondere
ein virales Spezies, die abgeschwächten Stämme dieser viralen Spezies
oder die fehlerhaft interferierenden Partikel, die von dieser Spezies
abstammen. Viren und insbesondere Viren, die RNA enthalten, besitzen
bekanntermaßen
eine Variabilität,
die insbesondere das Ergebnis einer relativ hohen spontanen Mutationsrate
ist (28), was bei der Definition des Begriffs der Äquivalenz
berücksichtigt
werden wird,
- – unter
einem humanen Virus versteht man einen Virus, der dazu in der Lage
ist, Menschen zu infizieren,
- – in
Anbetracht jeglicher natürlichen
oder induzierten Variationen, die bei Umsetzung der vorliegenden
Erfindung auftreten, wurden die Gegenstände der Erfindung, wie oben
und in den Ansprüchen
definiert, einschließlich
der Äquivalente
oder Derivate unterschiedlicher biologischer, unten definierter
Materialien exprimiert, insbesondere homologe Nucleotide oder Peptidsequenzen,
- – die
Variante eines Virus gemäß der Erfindung
umfasst zumindest ein Antigen, welches durch zumindest einen Antikörper erkannt
wird, welcher gegen zumindest ein korrespondierendes Antigen dieses
Virus gerichtet ist, und/oder ein Genom, wovon irgendein Anteil
durch zumindest eine Hybridisierungs-Sonde und/oder zumindest einen
Nucleotid-Amplifizierungsprimer detektiert wird, der für das Virus
spezifisch ist, wie bspw. die Primer mit der Nucleotidsequenz, die
ausgewählt
sind aus den Sequenzen SEQ ID Nr. 16 bis SEQ ID Nr. 26, SEQ ID Nr.
31 bis SEQ ID Nr. 33 und deren komplementäre Sequenzen unter besonderen Hybridisierungsbedingungen,
die dem Fachmann hinreichend bekannt sind,
- – gemäß der Erfindung
ist ein Nucleotidfragment oder ein Oligonucleotid oder Polynucleotid
eine Anordnung von Monomeren oder ein Biopolymer, welches durch
die informationsenthaltende Sequenz der natürlichen Nucleinsäuren charakterisiert
ist, welche dazu in der Lage sind, mit jedem anderen Nucleotidfragment
unter vorbestimmten Bedingungen zu hybridisieren, wobei die Anordnung
Monomere unterschiedlicher chemischer Strukturen enthalten kann
und wobei die Anordnung aus einem Molekül einer natürlichen Nucleinsäure und/oder
durch genetische Rekombination und/oder durch chemische Synthese
gewonnen werden kann,
- – daher
kann das Monomer ein natürliches
Nucleotid von Nucleinsäuren
sein, dessen zusammengesetzte Elemente ein Zucker, eine Phosphatgruppe
und eine stickstoffhaltige Base sind; in der RNA ist der Zucker Ribose,
in der DNA ist der Zucker 2-Desoxyribose;
je nach dem, ob die Nucleinsäure
DNA oder RNA ist, ist die stickstoffhaltige Base ausgewählt aus
Adenin, Guanin, Uracil, Cytosin und Thymin; oder das Nucleotid kann
in zumindest einem der drei zusammengesetzten Elemente modifiziert
sein; z.B. kann die Modifizierung in den Basen liegen, wodurch modifizierte
Basen wie Inosin, 5-Methyldesoxy-cytidin, Desoxyuridin, 5-(Dimethylamino)desoxyuridin,
2,6-Diaminopurin, 5-Bromdesoxyuridin und jede andere modifizierte
Base generiert werden, die eine Hybridisierung vermitteln; im Zucker
kann die Modifizierung aus dem Ersatz von zumindest einer Desoxyribose
durch ein Polyamid bestehen (29), und in der Phosphatgruppe kann
die Modifizierung aus dessen Ersatz durch ausgewählte Ester bestehen, insbesondere
aus Diphosphat, Alkyl- und Arylphosphonat- und aus Phosphothioatestern,
- – unter
einer „informationsenthaltenden
Sequenz" wird jede
geordnete Aufeinanderfolge von Monomeren verstanden, mit einer chemischen
Natur und Anordnung in einer Präferenzrichtung,
welche wahlweise aus einer funktionellen Funktion besteht oder nicht,
und zwar von der gleichen Qualität
wie natürliche
Nucleinsäuren,
- – unter
Hybridisierung wird der Prozess verstanden, während dessen – unter
geeigneten Arbeitsbedingungen – zwei
Nucleotidfragmente mit hinreichend komplementären Sequenzen eine komplexe
Struktur bilden, insbesondere zweifach oder dreifach, vorzugsweise
in der Form einer Helix,
- – die
Sonde umfasst ein Nucleotidfragment, welches chemisch synthetisiert
wurde oder welches durch einen Verdau oder enzymatische Spaltung
eines längeren
Nucleotidfragments gewonnen wird, welches zumindest sechs Monomere
umfasst, vorteilhafterweise von 10 bis 100 Monomere, und vorzugsweise
von 10 bis 30 Monomere, und welches eine Hybridisierungs-Spezifität unter
besonderen Bedingungen besitzt; vorzugsweise wird eine Sonde mit
weniger als 10 Monomeren nicht alleine verwendet, sondern in Gegenwart anderer
Sonden mit gleich kurzer Länge
oder auch andere; unter bestimmten speziellen Bedingungen kann es
nützlich
sein, Sonden mit einer Länge
von größer als
100 Monomeren zu verwenden; eine Sonde kann insbesondere für diagnostische
Zwecke verwendet werden, wobei solche Moleküle bspw. Fänger- und/oder Detektionssonden
sind,
- – die
Fängersonde
kann an einem festen Träger
durch jedes geeignete Mittel immobilisiert sein, also direkt oder
indirekt, bspw. durch kovalente Bindung oder passive Absorption,
- – die
Detektionssonde kann durch eine Markierung markiert sein, die ausgewählt ist,
insbesondere aus radioaktiven Isotopen, Enzymen, die wiederum insbesondere
aus Peroxydase und alkalischer Phosphatase ausgewählt sind,
und aus solchen, die dazu in der Lage sind, ein chromogenes, fluorogenes
oder lumineszierendes Substrat zu hydrolysieren, chromophore chemische
Verbindungen, chromogene, fluorogene oder lumineszierende Verbindungen,
Nucleotidbasenanaloga und Biotin,
- – die
Sonde, welche für
diagnostische Zwecke der Erfindung eingesetzt wird, kann bei allen
bekannten Hybridisierungstechniken eingesetzt werden, und insbesondere
die Technik, welche als „Dot-Blot" (30), „Southern-Blot" (31), „Northern-Blot", eine Technik, die
identisch zu der Southern-Blot"-Technik ist, die
jedoch RNA als Ziel verwendet, und die „Sandwich"-Technik (32); bei der vorliegenden
Erfindung wird vorzugsweise die Sandwich-Technik angewendet, welche
eine spezifische Fängersonde
und/oder eine spezifische Detektionssonde umfasst, mit der Voraussetzung,
dass die Fängersonde
und die Detektionssonde eine zumindest teilweise unterschiedliche
Nucleotidsequenz besitzen,
- – die
Erfindung betrifft auch eine Sonde, die in vivo oder in vitro mit
RNA und/oder mit DNA hybridisieren kann, um das Phänomen der
Replikation zu blockieren, insbesondere die Translation und/oder
Transkription, und/oder um diese DNA und/oder RNA abzubauen,
- – ein
Primer ist eine Sonde mit mindestens sechs Monomeren und vorteilhafterweise
von 10 bis 30 Monomeren, mit einer Hybridisierung-Spezifität unter
bestimmten Bedingungen für
die Initiierung einer enzymatischen Polymerisation, bspw. in einer
Amplifizierungstechnik wie PCR (Polymerasekettenreaktion), in einem
Elongations-Prozess, wie Sequenzierung, in einem Verfahren der reversen
Transkription oder Ähnlichem,
- – zwei
Nucleotid- oder Peptidsequenzen werden als Äquivalente bezeichnet oder
als mit Bezug aufeinander abgeleitet, oder mit Bezug auf eine Präferenzsequenz,
wenn die korrespondierenden Biopolymere im Wesentlichen die gleiche
Rolle funktionell erfüllen,
ohne jedoch identisch zu sein, mit Bezug auf die Anmeldung oder
der fraglichen Verwendung, oder in der Technik, an welcher sie teilnehmen;
zwei Sequenzen sind insbesondere dann äquivalent, wenn sie als Ergebnis
natürlicher
Variabilität
erhalten werden, insbesondere als spontane Mutation der Spezies,
aus welcher sie identifiziert wurden, oder induzierte Variabilität, wie es homologe
Sequenzen sind, wobei Homologie wie nachstehend definiert wird,
- – unter
Variabilität
wird jede spontane oder induzierte Modifizierung einer Sequenz verstanden,
insbesondere durch Substitution und/oder Insertion und/oder Deletion
von Nucleotiden und/oder von Nucleotidfragmenten, und/oder Verlängerung
und/oder Verkürzung
der Sequenz an einem oder beiden Enden; eine unnatürliche Variabilität kann das
Ergebnis von gentechnologischen Techniken sein, bspw. die Auswahl
der Syntheseprimer, die wahlweise degeneriert oder auch nicht sein
können,
ausgewählt
für die
Amplifizierung einer Nucleinsäure;
diese Variabilität
kann sich in Modifizierungen jeder Startsequenz äußern, welche als Referenz betrachtet
wird, und kann dazu in der Lage sein, mit einem Homologiegrad exprimiert
zu werden, der relativ zu der Referenzsequenz ist,
- – die
Homologie charakterisiert den Identitätsgrad zweier zu vergleichenden
Nucleotid- oder Peptidfragmente; sie wird durch den Prozentsatz
der Identität
gemessen, der insbesondere durch direkten Vergleich der Nucleotid-
oder Peptidfragmente bestimmt wird, und zwar relativ zu Referenz-Nucleotid- oder -Peptidsequenzen,
- – diese
Identität
in Prozenten wurde spezifisch für
die Nucleotidfragmente bestimmt, welche in der vorliegenden Erfindung
behandelt werden, und die mit den Fragmenten homolog sind, die als
SEQ ID Nr. 1 bis SEQ ID Nr. 9 (MSRV-1) bezeichnet werden, und auch
für die
Sonden und Primer, welche zu den Sonden und Primern homolog sind,
die durch die SEQ ID Nr. 16 bis Nr. 26 und SEQ ID Nr. 31 bis Nr.
33 definiert sind; bspw. ist die geringste Identität im Prozentsatz,
welche zwischen den unterschiedlichen allgemeinen Konsensussequenzen
der Nucleinsäuren
beobachtet wurde, die aus Fragmenten der MSRV-1-viralen RNA gewonnen
wurde, welche aus den LM7PC- und PLI-2-Linien gemäß einem
später
detailliert beschriebenen Protokoll gewonnen wurden, 67% in der
Region, welche in 2 beschrieben ist,
- – jedes
Nucleotidfragment wird als Äquivalent
bezeichnet oder als von einem Referenzfragment abgeleitet, wenn
es eine Nucleotidsequenz besitzt, die äquivalent zu der Referenzsequenz
ist; nach der oben stehenden Definition sind insbesondere die folgenden äquivalent
zu einem Referenz-Nucleotidfragment:
- a) jedes Fragment, das dazu in der Lage ist, zumindest teilweise
mit dem Gegenstück
des Referenzfragments zu hybridisieren
- b) jedes Fragment, dessen Ausrichtung mit dem Referenzfragment
in das Aufzeigen einer größeren Nummer
identischer zusammenhängender
Basen resultiert als mit jedem anderen Fragment, welches von einer anderen
taxonomischen Gruppe stammt
- c) jedes Fragment, das aus der natürlichen Variabilität der Spezies,
aus welcher es gewonnen wird, resultiert oder resultieren kann
- d) jedes Fragment, das aus gentechnologischen Verfahren gewonnen
werden kann, welches auf das Referenzfragment angewandt wird
- e) jedes Fragment, welches zumindest acht zusammenhängende Nucleotide
enthält,
die für
ein Peptid kodieren, welches homolog ist zu oder identisch ist mit
dem Peptid, welches durch das Referenzfragment kodiert wird,
- f) jedes Fragment, das von dem Referenzfragment durch Insertion,
Deletion oder Substitution mit zumindest einem Monomer unterscheidet,
oder durch Verlängerung
oder Verkürzung
an einem oder beiden seiner Enden; bspw. jedes Fragment, welches
dem Referenzfragment entspricht, das an einem oder beiden seiner
Enden von einer Nucleotidsequenz flankiert ist, die nicht für ein Polypeptid
kodiert,
- – unter
Polypeptid wird insbesondere ein Peptid mit zumindest zwei Aminosäuren verstanden,
insbesondere ein Oligopeptid oder Protein, das extrahiert, aufgetrennt
oder im Wesentlichen isoliert oder synthetisiert wird durch menschliche
Zwischenschritte, insbesondere diejenigen, die durch chemische Synthese
oder durch Expression in einen rekombinanten Organismus gewonnen
werden,
- – unter
einem Polypeptid, welches teilweise durch ein Nucleotidfragment
kodiert wird, wird ein Polypeptid verstanden, welches zumindest
10 Aminosäuren
besitzt, welche von zumindest 30 zusammenhängenden Monomeren kodiert werden,
die in dem Nucleotidfragment vorliegen,
- – eine
Aminosäure
wird als analog zu einer anderen Aminosäure bezeichnet, wenn deren
jeweilige physiochemischen Eigenschaften wie Polarität, Hydrophobizität und/oder
Basizität
und/oder Acidität
und/oder Neutralität
im Wesentlichen die Gleichen sind; daher ist ein Leucin analog zu
einem Isoleucin.
- – jedes
Polypeptid wird als Äquivalent
bezeichnet oder als von einem Referenzpolypeptid abgeleitet, wenn die
zu vergleichenden Polypeptide im Wesentlichen die gleichen Eigenschaften
aufweisen, und insbesondere die gleichen antigenen, immunologischen,
enzymologischen und/oder molekulare Erkennungs-Eigenschaften; insbesondere
sind die Folgenden äquivalent
zu einem Referenzpolypeptid:
- a) jedes Polypeptid mit einer Sequenz, in welcher zumindest
eine Aminosäure
durch eine analoge Aminosäure
ersetzt wurde,
- b) jedes Polypeptid mit einer äquivalenten Peptidsequenz,
welche durch natürliche
oder induzierte Variation des Referenzpolypeptids und/oder des für das Polypeptid
kodierende Nucleotidfragment gewonnen wurde,
- c) ein Mimotop des Referenzpolypeptids,
- d) jedes Polypeptid, in dessen Sequenz eine oder mehrere Aminosäuren der
L-Reihe durch eine Aminosäure
der D-Reihe ersetzt wurden, und umgekehrt,
- e) jedes Polypeptid, in dessen Sequenz eine Modifizierung der
Seitenketten der Aminosäuren
eingeführt wurde,
wie bspw. eine Acetylierung der Amin-Funktion, eine Carboxylierung
der Thiol-Funktion, eine Veresterung der Carboxyl-Funktion,
- f) jedes Polypeptid, in dessen Sequenz eine oder mehrere Peptidbindungen
modifiziert wurden, wie bspw. Carba-, Retro-, Inverso-, Retro-Inverso-,
reduzierte und Methylenoxy-Bindungen.
- (g) jedes Polypeptid, von welchem zumindest ein Antigen durch
ein Antigen des Referenzpolypeptids erkannt wird,
- – der
Prozentsatz der Identität,
der die Homologie der zwei Peptidfragmente miteinander vergleicht,
ist, gemäß der vorliegenden
Erfindung, mindestens 50% und vorzugsweise mindestens 70%.
-
In
Anbetracht der Tatsache, dass ein Virus, der eine enzymatische reverse
Transkriptaseaktivität
besitzt, sowohl in RNA- als
auch in DNA-Form gleich gut genetisch charakterisiert werden kann,
wird sowohl auf virale DNA als auch RNA Bezug genommen, zur Charakterisierung
der Sequenzen, die sich auf ein Virus beziehen, das eine solche
reverse Transkriptaseaktivität
besitzt (MSRV-1).
-
Die
Ausdrücke
der Reihenfolge, die in der vorliegenden Beschreibung und den Ansprüchen verwendet werden,
wie bspw. „erste
Nucleotidsequenz",
wurden nicht dazu eingesetzt, eine besondere Reihenfolge auszudrücken, sondern
um die Erfindung deutlicher zu definieren.
-
Die
Erfindung wird durch Lesen der nachstehenden detaillierten Beschreibung
besser verstanden werden, welche mit Bezug zu den beigefügten Figuren
abgefasst wurde, in welchen:
-
1 allgemein
Konsensussequenzen der Nucleinsäuren
der MSRV-1B-Sequenzen zeigt, die durch die PCR-Technik in der „pol"-Region amplifiziert
wurden, und zwar aus viraler DNA, welche den LM7PC- und PLI-2-Linien
entstammt, und welche durch die Referenzen SEQ ID Nr. 3, SEQ ID
Nr. 4, SEQ ID Nr. 5 und SEQ ID Nr. 6 identifiziert sind, und die
allgemeine Konsensussequenz mit Amplifizierungsprimern der Referenzsequenz
SEQ ID Nr. 7,
-
2 einen
phylogenetischen Baum der Sequenzen vom MSRV-1B-Typ zeigt, welche
durch PCR in der „pol"-Region – wie durch
Shih definiert – erhalten
wurden (33),
-
3 eine
Definition eines funktionellen Leserahmens für jede MSRV-1B/"PCR pol"-Familienart zeigt, wobei
die Familien A bis D jeweils durch die Nucleotidsequenzen SEQ ID
Nr. 3, SEQ ID Nr. 4, SEQ ID Nr. 5, SEQ ID Nr. 6 – wie in 2 beschrieben – definiert
sind,
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4 eine
Darstellung der reversen Transkriptase(RT)-Aktivität in dpm
(disintegrations per minute) zeigt, und zwar in den Saccharosefraktionen,
die aus den Reinigungsgradienten der Virionen erhalten wurden, die
von den B-Lymphocyten eines Patienten, der an MS leidet, in Kultur
produziert wurden,
-
5 das
Assay der reversen Transkriptaseaktivität unter den gleichen Bedingungen
wie in 4 zeigt, in der Kultur einer B-Lymphocytenlinie,
die aus einer Kontrolle gewonnen wurde, die keine Multiple Sklerose
zeigt,
-
6 eine
Nucleotidsequenz des Klons PSJ17 (SEQ ID Nr. 9) zeigt,
-
7 die
Nucleotidsequenz ID Nr. 8 vom Klon mit der Bezeichnung M003-P004
zeigt,
-
8 die
Nucleotidsequenz SEQ ID Nr. 2 des Klons F11-1 zeigt; der Teil, der
zwischen zwei Zeilen in Region des Primers liegt, entspricht einer
Variabilität,
die durch die Auswahl des Primers hervorgerufen wurde, welcher zur
Klonierung von F11-1 verwendet wurde; in der gleichen Figur ist
die Translation in Aminosäuren gezeigt,
-
9 die
Nucleotidsequenz SEQ ID Nr. 1 zeigt, und ein möglicher funktionaler Leserahmen
der SEQ ID Nr. 1 in Form von Aminosäuren; in dieser Sequenz sind
die Consensus-Sequenzen der retroviralen reversen Transkriptasen
unterstrichen,
-
die 10 und 11 die
Ergebnisse einer PCR zeigen, und zwar in Form eines Fotos unter
ultraviolettem Licht eines Ethidium-Bromid-gefärbten Agarosegels der Amplifizierungsprodukte,
die mit den Primern, bezeichnet mit SEQ ID Nr. 16, SEQ ID Nr. 17,
SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19, erhalten wurden.
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12 eine
Matrix-Darstellung der Homologie zwischen SEQ ID Nr. 1 von MSRV-1
und der Sequenz eines endogenen Retrovirus mit der Bezeichnung HSERV9
zeigt; diese Homologie von mindestens 65% wird durch eine kontinuierliche
Linie angezeigt, die Abwesenheit einer Linie bedeutet eine Homologie
von weniger als 65%.
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BEISPIEL 1: GEWINNUNG
VON KLONEN MIT DER BEZEICHNUNG MSRV-1B, DIE EINEN RETROVIRUS MSRV-1 DEFINIEREN,
DURCH EINE „NESTED" PCR-AMPLIFIZIERUNG
DER KONSERVIERTEN POL-REGIONEN DES RETROVIRUS AUS DEN VIRION-PRÄPARATIONEN,
ERHALTEN AUS DEN LINIEN LM7PC UND PLI-2
-
Eingesetzt
wurde eine PCR-Technik, die von der von Shih (33) veröffentlichten
Technik abgeleitet ist. Diese Technik ermöglicht es, alle Spuren kontaminierender
DNA durch Behandlung aller Komponenten des Reaktionsmediums mit
DNase zu entfernen. Gleichzeitig wird es durch die Verwendung von
unterschiedlichen, jedoch überlappenden
Primern in zwei aufeinander folgenden PCR-Amplifizierungs-Zyklen
ermöglicht,
die Chance der Amplifizierung einer cDNA zu erhöhen, die ausgehend von einer
Menge an RNA synthetisiert wird, die anfänglich klein ist und in der
Probe durch störende
Wirkungen der DNase auf die RNA weiter reduziert wird. Als Ergebnis
wird die DNase im Überschuss
bei Aktivitäts-Bedingungen
eingesetzt, bei welchen alle Spuren kontaminierender DNA entfernt
werden können,
und zwar vor der Inaktivierung dieses in der Probe verbleibenden
Enzyms durch Erhitzung auf 85°C
für zehn
Minuten. Diese Variante der PCR-Technik, wie sie von Shih (33) beschrieben
wurde, wurde bei einer cDNA eingesetzt, die ausgehend von Nucleinsäuren von
Fraktionen infektiöser
Partikel synthetisiert wurde, welche auf einem Saccharose-Gradienten
gemäß der Technik, wie
sie von H. Perron (34) gereinigt wurden, und zwar einerseits ausgehend
von dem „POL-2"-Isolat (ECACC Nr.
V92072202), produziert von der PLI-2-Linie (ECACC Nr. 92072201),
und andererseits ausgehend von dem MS7PG-Isolat (ECACC Nr. V93010816),
produziert von der LM7PC-Linie (ECACC Nr. 93010817). Diese Kulturen
wurden gemäß den Verfahren
gewonnen, welche den Gegenstand der Patentanmeldungen, die unter den
Nummern WO93/20188 und WO93/20189 veröffentlicht wurden, bilden.
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Nach
Klonierung der durch diese Technik amplifizierten Produkte mit dem
TA Cloning Kit® und
nach Analyse der Sequenz unter Verwendung eines automatischen Sequenzierers,
wie in Beispiel 1 beschrieben, wurden die Sequenzen unter Verwendung
der Geneworks®-Software
mit der neuesten verfügbaren
Version der Genebank®-Datenbank analysiert.
-
Die
aus diesen Proben klonierten und sequenzierten Sequenzen entsprechen
insbesondere einer Sequenzart, die sich in der Mehrheit der Klone
findet (55% der Klone, die von den POL-2-Isolaten der PLI-2-Kultur stammen, und
67% der Klone, die von den MS7PG-Isolaten der LM7PC-Kulturen stammen),
welche einer Familie von „pol"-Sequenzen entspricht,
die dem endogenen humanen Retrovirus mit der Bezeichnung ERV-9 oder
HSERV-9 stark ähneln,
jedoch unterschiedlich davon sind.
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Die
erste Sequenzart, die die Mehrheit der Klone darstellt, besteht
aus Sequenzen, deren Variabilität es
ermög licht,
vier Sub-Familien an Sequenzen zu definieren. Diese Sub-Familien sind hinreichend ähnlich miteinander,
um sie als Quasi-Spezies betrachten zu können, welche vom gleichen Retrovirus
abstammen, wie es für
das HIV-1 Retrovirus bekannt ist (37), oder um das Ergebnis einer
Interferenz mit mehreren endogenen Proviren sein zu können, welche
in den produzierenden Zellen co-reguliert werden. Diese mehr oder weniger
fehlerhaften endogenen Elemente sind gegenüber den gleichen regulatorischen
Signalen sensitiv, welche möglicherweise
durch ein replikatives Provirus hervorgerufen werden, da sie zu
der gleichen Familie endogener Retroviren gehören (38). Diese neue Familie
endogener Retroviren, oder, alternativ, diese neue retrovirale Spezies,
von welcher die Generation der Quasi-Spezies in Kultur erhalten
wurde, und welche eine Consensus-Sequenz der nachstehend beschriebenen
Sequenzen enthält,
wird als MSRV-1B bezeichnet.
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In 1 sind
die allgemeinen Consensus-Sequenzen der Sequenzen der unterschiedlichen
MSRV-1B-Klone dargestellt, welche in diesem Versuch sequenziert
wurden, wobei diese Sequenzen jeweils mit SEQ ID Nr. 3, SEQ ID Nr.
4, SEQ ID Nr. 5 und SEQ ID Nr. 6 bezeichnet wurden. Diese Sequenzen
weisen mit Bezug auf die Nucleinsäuren eine Homologie im Bereich
von 70% bis 88% bezüglich
der HSERV9-Sequenz mit der Referenz X57147 und M37638 in der Genebank®-Datenbank
auf. Der phylogenetische Baum dieser Sequenzen ist in 2 dargestellt.
In dieser Figur stellen die Sub-Familien A, B, C und D die Sequenzen
dar, welche in nachfolgend wiederholten, ähnlichen Versuchen überwiegend
erschienen, und zwar in den Proben reiner RNA von Virionen, die
aus den MS7PG und POL-2-Isolaten gereinigt wurden. Ausgehend von
diesen Sequenzfamilien wurden vier „Consensus"-Nucleinsäuresequenzen
definiert, welche für
unterschiedliche Quasi-Spezies eines möglichen exogenen Retrovirus
MSRV-1B oder für
unterschiedliche Sub-Familien eines endogenen Retrovirus MSRV-1B
repräsentativ
sind. Diese repräsentativen
Consensus-Sequenzen
sind in 3 gezeigt, mit der Translation
in Aminosäuren.
Für jede
Sub-Familie dieser MSRV-1B-Sequenzen existiert ein funktioneller
Leserahmen, und es ist ersichtlich, dass der funktionelle Leserahmen
in jedem Beispiel der Aminosäuresequenz
entspricht, welche auf der zweiten Linie unterhalb der Nucleinsäuresequenz
aufgeführt ist.
Die allgemeine Consensus-Sequenz der MSRV-1B-Sequenz, welche mit
der SEQ ID Nr. 7 bezeichnet ist und durch diese PCR-Technik in der „pol"-Region erhalten
wurde, ist in 1 dargestellt.
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BEISPIEL 2: GEWINNUNG
VON KLONEN MIT DEN BEZEICHNUNGEN MSRV-1B, DIE EINE MSRV-I-FAMILIE
DEFINIEREN, DURCH „NESTED" PCR-AMPLIFIKATION
DER KONSERVIERTEN POL-REGIONEN VON RETROVIREN, AUS PRÄPARATIONEN
VON B-LYMPHOCYTEN EINES NEUEN MS-FALLS
-
Die
gleiche PCR-Technik, modifiziert gemäß der Technik nach Shih (33),
wurde verwendet, um das RNA-Nucleinsäurematerial zu amplifizieren
und sequenzieren, welches in einer gereinigten Vitrionfraktion am Peak
der „LM7-ähnlichen" reversen Transkriptaseaktivität auf einem
Saccharose-Gradienten gemäß der Technik,
wie von H. Perron (34) beschrieben, vorlag und gemäß den Protokollen,
wie in Beispiel 1 erwähnt,
und zwar ausgehend von einer spontanen lymphoblastoiden Linie, welche
durch Immortalisierung von B-Lymphocyten eines MS-Patienten in Kultur
erhalten wurde, der für
das Epstein-Barr-Virus (EBV) seropositiv war, nachdem die lymphoiden
Zellen in ein geeignetes Kulturmedium mit geeigneten Konzentrationen
von Cyclosporin A in Kultur angesetzt wurden. Eine Darstellung der
reversen Transkriptaseaktivität
in den Saccharosefraktionen, die aus einem Reinigungsgradienten
der von dieser Linie produzierten Virionen erhalten wurde, ist in 4 dargestellt.
Auf ähnliche
Weise wurden die Kulturüberstände einer
B-Linie, die unter den gleichen Bedingungen aus einer Kontrolle
erhalten wurde, die Multiple-Sklerose-frei war, unter den gleichen
Bedingungen behandelt, und das Assay der reversen Transkriptaseaktivität in den
Saccharose-Gradientenfraktionen erwies sich als durchgehend negativ
(Hintergrund) und ist in der 5 dargestellt.
Die Fraktion 3 des Gradienten, welcher der MS-B-Linie entspricht,
und die gleiche Fraktion ohne reverse Transkriptaseaktivität des Nicht-MS-Kontrollgradienten
wurden durch die gleiche RT-PCR-Technik
wie zuvor analysiert, die von Shih (33) abgeleitet ist, gefolgt
von den gleichen Klonierungs- und Sequenzierungsschritten, wie in
Beispiel 1 beschrieben.
-
Es
ist insbesondere bemerkenswert, dass die MSRV-1-Sequenzart nur in dem Material gefunden
werden konnte, welches mit einem Peak der „LM7-ähnlichen" reversen Transkriptaseaktivität assoziiert
ist, welches von der MS-B-lymphoblastoiden Linie abstammt. Diese
Sequenzen konnten nicht bei dem Material der Kontroll-B-Lymphoplastoiden-Linie
(nicht MS) in 26 zufällig
ausgewählten,
rekombinanten Klonen gefunden werden. Nur kontaminierende Sequenzen
vom Mo-MuLV-Typ, welche von der kommerziellen reversen Transkriptase
herrühren,
die für
den cDNA-Syntheseschritt
verwendet wurde, und Sequenzen ohne jegliche besondere retrovirale
Analogie konnten in dieser Kontrolle gefunden werden, und zwar als
Ergebnis der „Consensus"-Amplifizierung homologer Polymerasesequenzen,
welche durch diese PCR-Technik produziert werden. Darüber hinaus
ermöglicht es
die Abwesenheit eines konzentrierten Ziels, welches in der Kontrollprobe
um die Amplifikationsreaktion kompetitiert, die Amplifizierung von
verdünnten
Kontaminanten. Der Unterschied in den Ergebnissen wird als hoch
signifikant festgelegt (chi-2, p < 0,001).
-
BEISPIEL 3: GEWINNUNG
EINES KLONS PSJ17, EIN RETROVIRUS MSRV-1 DEFINIEREND, DURCH REAKTION
ENDOGENER REVERSEN TRANSKRIPTASE MIT EINER VIRIONPRÄPARATION,
DIE VON DER PLI-2-LINIE STAMMT
-
Dieser
Ansatz ist darauf gerichtet, reverse transkribierte DNA-Sequenzen
von der vermutlich retroviralen RNA in Isolat zu gewinnen, und zwar
unter Verwendung der reversen Transkriptaseaktivität, die in
dem gleichen Isolat vorliegt. Diese reverse Transkriptaseaktivität kann theoretisch
nur in Gegenwart einer retroviralen RNA funktionieren, die mit einer
Primer-tRNA verbunden ist oder mit kurzen DNA-Strängen hybridisiert
ist, die bereits in den retroviralen Partikeln revers transkribiert
wurde (39). Daher wurde die Gewinnung von spezifischen retroviralen
Sequenzen in einem mit zellulären
Nucleinsäuren
kontaminierten Material gemäß diesen Autoren
optimiert, und zwar mittels der spezifischen enzymatischen Amplifizierung
der viralen RNA-Teile mit viraler reverser Transkriptaseaktivität. Bisher
haben die Autoren die besonderen physiochemischen Bedingungen bestimmt,
unter welchen diese enzymatische Aktivität der reversen Transkription
auf RNAs, die in Virionen enthalten ist, in vitro effektiv sein
könnte.
Diese Bedingungen entsprechen der technischen Beschreibung der nachstehend
aufgeführten
Protokolle (endogene RT-Reaktion, Reinigung, Klonierung und Sequenzierung).
-
Der
molekulare Ansatz bestand darin, eine Präparation konzentrierter, aber
ungereinigter Virionen zu verwenden, welche von den Kulturüberständen der
PLI-2-Linie gewonnen wurden, und welche gemäß dem folgenden Verfahren hergestellt
wurde: Die Kulturüberstände wurden
zweimal wöchentlich
gesammelt, bei 10.000 rpm für
30 Minuten vorzentrifugiert, um Zelltrümmer zu entfernen, und anschließend bei –80°C eingefroren
oder so wie sie waren für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände wurden
auf einem 30%igen Glycerol-PBS-Kissen
bei 100.000 g (oder 30.000 rpm in einem 45 T LKB-Hitachi-Rotor) für 2 Stunden bei 4°C zentrifugiert.
Nach Entfernung des Überstands
wurde das sedimentierte Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen
und enthielt die Fraktion des konzentrierten, aber ungereinigten Virions.
Diese konzentrierte, aber ungereinigte virale Probe wurde dazu verwendet,
um eine sog. endogene reverse Transkriptionsreaktion durchzuführen, wie
nachfolgend beschrieben wird: ein Volumen von 200 μl Virion,
gereinigt gemäß dem oben
beschriebenen Protokoll, mit einer reversen Transkriptaseaktivität von ungefähr 1 bis
5 Mio. dpm wird bei 37°C
aufgetaut, bis eine flüssige
Phase entsteht, und anschließend
auf Eis platziert. Ein fünffach
konzentrierter Puffer wurde mit den folgenden Komponenten hergestellt:
500 mM Tris-HCl, pH 8,2; 75 mM NaCl, 25 mM MgCl2;
75 mM DTT und 0,10% NP40. 100 μl
des 5 × -Puffer
+ 25 μl
einer 100 mM-Lösung
von dATP + 25 μl
einer 100 mM-Lösung
von dTTP + 25 μl
einer 100 mM-Lösung an
dGTP + 25 μl einer
100 mM-Lösung
an cCTP + 100 μl
an sterilem destilliertem Wasser + 200 μl der Virion-Suspension (RT-Aktivität von 5
Mio. DPM) wurden in PBS gemischt und bei 42°C für drei Stunden inkubiert. Nach
dieser Inkubation wurde die Reaktionsmischung direkt zu einer gepufferten
Phenol/Chloroform/Isoamyl-Alkoholmischung hinzugefügt (Sigma-Refe renz
P 3803); die wässrige
Phase wurde gesammelt und ein Volumen an sterilem destillierten
Wasser wurde zu der organischen Phase hinzugefügt, um das restliche Nucleinsäurematerial zu
reextrahieren. Die gesammelten wässrigen
Phasen wurden kombiniert und die darin enthaltenen Nucleinsäuren durch
Hinzufügen
von 3 M Natriumacetat pH 5,2 zu 1/10 Volumen + 2 Volumen an Ethanol
+ 1 μl Glycogen
(Boehringer-Mannheim-Referenznummer 901 393) gefällt und die Probe bei –20°C für 4 Stunden
oder über
Nacht bei 4°C
aufbewahrt. Das nach Zentrifugation erhaltene Präzipitat wurde dann mit 70%igem
Ethanol gewaschen und in 60 ml destilliertem Wasser resuspendiert.
Die Reaktionsprodukte wurden dann gereinigt, kloniert und sequenziert
gemäß dem Protokoll,
welches nachfolgend beschrieben wird: DNA mit glatten Enden mit
ungepaarten Adeninen an den Enden wurden folgendermaßen hergestellt:
eine „Auffüll"-Reaktion wurde zunächst durchgeführt: 25 μl der zuvor
gereinigten DNA-Lösung
wurden mit 2 μl
einer 2,5 mM-Lösung
gemischt, welche in äquimolaren
Mengen dATP + dGTP + dTTP + dCTP/1 μl T4 DNA-Polymerase (Boehringer-Mannheim-Referenznummer
1004 786)/5 μl
10 × „Inkubationspuffer
für Restriktionsenzyme
(Boehringer-Mannheim-Referenznummer 1417 975)/1 μl einer 1%igen BSA(bovine serum
albumin)-Lösung/16 μl steriles
destilliertes Wasser enthielt. Diese Mischung wurde für 20 Minuten
bei 11°C
inkubiert. 50 μl
TE-Puffer und 1 μl
Glycogen (Boehringer-Mannheim-Referenznummer 901 393) wurden anschließend hinzugefügt, bevor
die Nucleinsäuren
mit Phenol/Chloroform/Isoamylalkohol (Sigma-Referenznummer P 3803)
und die Fällung
mit Natriumcitrat, wie oben beschrieben, durchgeführt wurde.
Die nach Zentrifugation präzipitierte
DNA wird in 10 μl
10 mM Trispuffer pH 7,5 resuspendiert. Anschließend wurden 5 μl dieser
Suspension mit 20 μl
5 × Taq-Puffer,
20 μl 5
mM dATP, 1 μl
(5 U) Taq-DNA-Polymerase (AmplitaqTM) und
54 μl ste rilem
destilliertem Wasser gemischt. Diese Mischung wurde für 2 Stunden
bei 75°C
mit einem Ölfilm
auf der Oberfläche
der Lösung
inkubiert. Die in der wässrigen
Lösung
suspendierte DNA, die unterhalb des Ölfilms nach der Inkubation
abgenommen wurde, wird wie oben beschrieben gefällt und in 2 μl sterilem
destilliertem Wasser resuspendiert. Die erhaltene DNA wurde unter
Verwendung des TA Cloning KitTM in ein Plasmid
eingefügt.
2 μl der
DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers „10 × Ligationspuffer", 2 μl des „pCRTM-Vektor" (25
ng/ml) und 1 μl „TA DNA
Ligase" gemischt.
Diese Mischung wurde über Nacht
bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anleitungen des TA Cloning® Kits
(British Biotechnology) durchgeführt.
Am Ende des Verfahrens wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
(white) Bakterien „gepickt", um sie anschließend zu
kultivieren und um die eingebauten Plasmide gemäß dem sog. „Miniprep"-Verfahren extrahieren zu können (36).
Die Plasmidpräparation
jeder rekombinanten Kolonie wurde mit geeigneten Restriktionsenzymen
geschnitten und auf einem Agarosegel analysiert. Plasmide mit Insert, welche
unter UV-Licht nach Färbung
des Gels mit Ethidiumbromid detektiert wurden, wurden zur Sequenzierung
des Inserts selektiert, nach Hybridisierung mit einem zu dem Sp6-Promoter
komplementären
Primer, welcher auf dem Klonierungsplasmid des TA Cloning Kits® vorliegt.
Die Reaktion vor der Sequenzierung wurde dann gemäß dem Verfahren
durchgeführt,
welches für
die Verwendung des Sequenzierungs-Kits „Prism ready reaction kit
dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Referenznummer
401384) empfohlen wird, und eine automatische Sequenzierung wurde
mit einem Applied Biosystems „Model
373A automatic sequencer"-Gerät gemäß den Anleitungen
des Herstellers durchgeführt.
-
Eine
differenzierende Analyse der ausgehend von den DNA-Fragmenten klonierten
Sequenzen, welche in der Reaktionsmischung vorlagen, mit Computer-Datenbanken
ermöglichte
die Aufdeckung einer Sequenz vom retroviralen Typ. Der entsprechende
Klon PSJ17 wurde vollständig
sequenziert und die erhaltene Sequenz, die in 6 dargestellt
und mit der Sequenz ID Nr. 9 benannt ist, wurde unter Verwendung
der Geneworks®-Software
mit den neuesten Genebank®-Datenbanken analysiert.
Es konnte keine identische, bereits beschriebene Sequenz durch die
Analyse der Datenbanken gefunden werden. Lediglich eine teilweise
Homologie mit einigen bekannten retroviralen Elementen wurde gefunden.
Die interessanteste relative Homologie betrifft einen endogenen
Retrovirus mit der Bezeichnung ERV-9 oder HSERV-9, je nach Referenz
(40).
-
BEISPIEL 4: PCR-AMPLIFIZIERUNG
DER NUCLEINSÄURESEQUENZ,
ENTHALTEN ZWISCHEN DER 5'-REGION,
DEFINIERT DURCH DEN KLON „POL
MFRV-1B", UND DER
3'-REGION, DEFINIERT
DURCH DEN KLON PSJ17
-
Fünf Oligonucleotide,
M001, M002-A, M003-BCD, P004 und P005, wurden definiert, um die
RNA, welche von gereinigten POL-2-Virionen
stammt, zu amplifizieren. Kontrollreaktionen wurden ausgeführt, um
das Vorliegen von Kontaminanten zu kontrollieren (Reaktion mit Wasser).
Die Amplifizierung besteht aus einem RT-PCR-Schritt gemäß dem Protokoll, wie in Beispiel
1 beschrieben, gefolgt von einer „nested" PCR gemäß dem PCR-Protokoll, das in
der Druckschrift EP-A-0569272 beschrieben ist. Im ersten RT-PCR-Zyklus wurden die
Primer M001 und P004 oder P005 verwendet. Im zweiten PCR-Zyklus
wurden die Primer M002-A oder M003-BCD und der Primer P004 verwendet.
Die Primer werden wie folgt positioniert:
-
-
Deren
Zusammensetzung ist folgendermaßen:
-
-
Das
erhaltene „nested" Amplifizierungsprodukt,
das als M003-P004 bezeichnet wurde, ist in 7 dargestellt
und entspricht der Sequenz mit der SEQ ID Nr. 8.
-
BEISPIEL 5: AMPLIFIZIERUNG
UND KLONIERUNG EINES TEILS DES RETROVIRALEN GENOMS VON MSRV-1 UNTER
VERWENDUNG EINER BEREITS IDENTIFIZIERTEN SEQUENZ IN EINER PROBE
MIT GEREINIGTEM VIRUS AM PEAK DER REVERSEN TRANSKRIPTASEAKTIVITÄT
-
Es
wurde eine PCR-Technik verwendet, die von der Technik abgeleitet
ist, die von Frohman (41) veröffentlicht
wurde. Die abgeleitete Technik ermöglicht es, unter Verwendung
eines spezifischen Primers am 3'-Ende
des zu amplifizierenden Genoms die Sequenz in Richtung der 5'-Region des zu analysierenden
Genoms zu verlängern.
Diese Technikvariante ist in der Unterlagen der Firma „Clontech
Laboratories Inc., (Palo-Alto, Kalifornien, USA) beschrieben und
mit deren Produkt „5'-AmpliFINDERTM RACE Kit" ergänzt,
das bei der Virion-Fraktion verwendet wurde, die wie oben beschrieben
gereinigt wurde. Die spezifischen 3'-Primer, die
in dem Protokoll des Kits für
die Synthese der cDNA und für
die PCR-Amplifizierung verwendet wurden, sind jeweils zu den folgenden
MSRV-1-Sequenzen komplementär:
-
-
Die
aus der PCR erhaltenen Produkte wurden nach Reinigung auf einem
Agarosegel mit herkömmlichen
Verfahren (36) gereinigt und anschließend in 10 ml destilliertem
Wasser resuspendiert. Da eine der Eigenschaften der Taq-Polymerase
darin besteht, dass am 3'-Ende
jeder der beiden DNA-Stränge
ein Adenin hinzugefügt
wird, wurde die erhaltene DNA unter Verwendung des TA Cloning KitsTM (British Biotechnology) direkt in ein
Plasmid eingebaut. Die 2 μl
einer DNA-Lösung
wurden mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl einem
10fach konzentrierten Ligationspuffer „10 × -Ligationspuffer", 2 μl des „pCRTM-Vektor" (25
ng/ml) und 1 μl
der „TA
DNA-Ligase" gemischt.
Diese Mischung wurde über
Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anleitungen des TA Cloning® Kit
(Britisch Biotechnology) durchgeführt. Am Ende des Verfahrens
wurden die weißen
Kolonien der rekombinanten (white) Bakterien „gepickt", um sie anschließend zu kultivieren und um
die eingebauten Plasmide gemäß dem sog. „Miniprep"-Verfahren extrahieren
zu können (36).
Die Plasmidpräparation
jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem geeigneten Restriktionsenzym
geschnitten und auf einem Agarosegel analysiert. Plasmide mit dem
Insert, die unter UV-Licht nach Färbung des Gels mit Ethidiumbromid
detektiert wurden, wurden für
die Sequenzierung des Inserts ausgewählt, nach Hybridisierung mit
einem zu den Sp6-Promoter komplementären Primer, der im Klonierungsplasmid
des TA Cloning® Kits
vorliegt. Die Reaktion vor der Sequenzierung wurde dann gemäß dem Verfahren
durchgeführt,
welches für
die Verwendung des Sequenzierungskits „Prism ready reaction kit
dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Referenznummer
401384) empfohlen wird, und die automatische Sequenzierung wurde
mit einem Gerät
von Applied Biosystems („Model
373A automatic sequencer")
nach den Anleitungen des Herstellers durchgeführt.
-
Diese
Technik wurde zunächst
auf zwei Virion-Fraktionen angewandt, die wie nachstehend auf Saccharose
auf dem „POL-2"-Isolat, generiert durch die PLI-2-Linie
einerseits, gereinigt wurde und auf dem MS7PG-Isolat, generiert
von der LM7PC-Linie andererseits: Die Kulturüberstände wurden zweimal wöchentlich
gesammelt, bei 10.000 rpm für
30 Minuten vorzentrifugiert, um Zelltrümmer zu entfernen, und anschließend bei –80°C eingefroren
oder so wie sie waren für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände wurden
auf einem Kissen mit 30% Glycerol-PBS bei 100.000 g (oder 30.000
rpm in einem 45T LKB-Hitachi-Rotor) für 2 Stunden bei 4°C zentrifugiert.
Nach Entfernung des Überstandes
wurde das sedimentierte Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen,
es enthält
die Fraktionen der konzentrierten, jedoch ungereinigten Virionen.
Das konzentrierte Virus wird dann auf einen Sucrose-Gradienten im
sterilen PBS-Puffer (15 bis 50% Gewicht/Gewicht) aufgetragen und
bei 35.000 rpm (100.000 g) für
12 Stunden bei 4°C
in einer Ultrazentrifuge mit einem Ausschwingrotor zentrifugiert.
Es wurden zehn Fraktionen gesammelt und nach Homogenisierung wurden
20 μl von
jeder Fraktion entnommen, um die darin vorliegende reverse Transkriptaseaktivität mit der
Technik, wie von H. Perron (24) beschrieben, zu analysieren. Die
Fraktionen, welche den Peak der „LM7-ähnlichen" RT-Aktivität enthalten, wurden dann in
sterilem PBS-Puffer verdünnt
und für
1 Stunde bei 35.000 rpm (100.000 g) in einer Ultrazentrifuge zentrifugiert,
um virale Partikel zu sedimentieren. Das Pellet der dadurch erhaltenen
gereinigten Virionen wurde in einem kleinen Puffervolumen aufgenommen,
welches für
die RNA-Extraktion geeignet ist. Die oben erwähnte cDNA-Synthesereaktion
wird mit dieser RNA durchgeführt,
die aus dem gereinigten extrazellulären Virion extrahiert wurde.
Die PCR-Amplifizierung gemäß der oben
erwähnten
Technik ermöglicht
die Gewinnung eines Klons F1-11, dessen Sequenz, mit SEQ ID Nr.
2 bezeichnet, in 8 dargestellt ist.
-
Durch
diesen Klon ist es möglich,
mit den zuvor sequenzierten unterschiedlichen Klonen eine Region zu
definieren, die bezüglich
des „POL"-Gens des MSRV-1-Retrovirus
repräsentativ
ist, wie in 9 dargestellt. Diese Sequenz,
mit der SEQ ID Nr. 1 bezeichnet, ist aus unterschiedlichen Klonen,
die sich an ihren Enden überlappen,
rekonstituiert, wobei die mit den Primern und mit den Amplifizierungs-
oder Klonierungstechniken assoziierten Artefakte, die den Leserahmen
des Gesamten künstlich
unterbrechen würden,
korrigiert werden.
-
In 9 ist
der mögliche
Leserahmen mit dessen Translation in Aminosäuren unterhalb der Nucleinsäuresequenz
gezeigt.
-
BEISPIEL 8: DETEKTION
SPEZIFISCHER MSRV-1-SEQUENZEN IN UNTERSCHIEDLICHEN PLASMAPROBEN,
VON MS-PATIENTEN ODER VON KONTROLLEN STAMMEND
-
Für die Detektion
des MSRV-1-Genoms in Plasmaproben, die nach Entnahme von Blutproben
von MS-Patienten und von Kontroll-nicht-MS-Patienten aus EDTA erhalten
wurden, wurde eine PCR-Technik
eingesetzt, die ähnlich
ist zu derjenigen, die in Beispiel 7 beschrieben ist.
-
Die
Extraktion der RNAs aus dem Plasma wurde gemäß einer Technik durchgeführt, wie
sie von P. Chomzynski (35) beschrieben wurde, nachdem ein Volumen
Guanidiniumthiocyanat enthaltender Puffer zu 1 ml Plasma hinzugefügt wurde,
das bei –80°C nach der
Gewinnung eingefroren gelagert wurde.
-
Bezüglich MSRV-1
wurde die Amplifizierung in zwei Schritten durchgeführt. Darüber hinaus
wurde die Nucleinsäureprobe
zuvor mit DNase behandelt und eine Kontroll-PCR ohne RT (AMV reverse
Transkriptase) wurde auf die zwei Amplifizierungsschritte durchgeführt, um
sicherzustellen, dass die RT-PCR-Amplifizierungsprodukte
ausschließlich
von der MSRV-1-RNA herrühren.
Im Falle einer positiven Kontrolle ohne RT wurde die ursprünglichen
Aliquot-Probe der RNA nochmals mit DNase behandelt und wieder amplifiziert.
-
Das
Protokoll zur Behandlung mit DNase ohne RNase Aktivität lautet
wie folgt: die extrahierte RNA wird in Gegenwart des „RNAse-Inhibitors" (Boehringer-Mannheim)
in DEPC behandeltes Wasser aufgeteilt mit einer Endkonzentration
von 1 μg
in 10 μl;
zu diesen 10 μl
wurden 1 μl „RNAse-freie
DNAse" (Boehringer-Mannheim) und 1,2 μl eines Puffers
hinzugefügt,
welcher 0,1 M Natriumacetat und 5 mM MgSO4 enthielt;
die Mischung wurde dann 15 Minuten lang bei 20°C inkubiert und in einem „Thermocycler" für 1,5 Minuten
auf 95°C gebracht.
-
Der
erste MSRV-1-RT-PCR-Schritt wird gemäß einer Variante des RNA-Amplifizierungs-Verfahrens durchgeführt, wie
es in der Patentanmeldung mit der Nummer
EP 0 569 272 A1 beschrieben
ist. Insbesondere wird der cDNA-Syntheseschritt bei 42°C für eine Stunde
durchgeführt;
die PCR-Amplifizierung findet über
40 Zyklen statt, mit einer Primer-Hybridisierungs(„annealing")-Temperatur von 53°C. Das Reaktionsvolumen beträgt 100 μl.
-
Die
für den
ersten Schritt verwendeten Primer lauten wie folgt:
-
5'-Primer, bezeichnet
durch die SEQ ID Nr. 16:
-
3'-Primer, bezeichnet
durch die SEQ ID Nr. 17:
-
Nach
diesem Schritt wurden 10 μl
des Amplifizierungsprodukts entnommen und für eine zweite, sog. „nested" PCR-Amplifizierung eingesetzt,
mit Primern, die innerhalb der bereits amplifizierten Region liegen. Dieser
zweite Schritt wurde mit 35 Zyklen durchgeführt, mit einer Primer-Hybridisierungs temperatur
(„annealing") von 53°C. Das Reaktionsvolumen
beträgt
100 μl.
-
Die
für den
zweiten Schritt verwendeten Primer lauten wie folgt
-
5'-Primer, bezeichnet
durch die SEQ ID Nr. 18:
-
3'-Primer, bezeichnet
durch die SEQ ID Nr. 19:
-
In 10 sind
die Ergebnisse der PCR in Form von Fotos gezeigt, welche unter ultraviolettem
Licht eines mit Ethidiumbromid gefärbten Agarosegels aufgenommen
wurden, in welchem eine Elektrophorese der PCR-Amplifizierungsprodukte
durchgeführt
wurde, die jeweils getrennt auf die unterschiedlichen Spuren aufgetragen
wurden.
-
Spur
Nr. 8 enthält
eine Mischung aus DNA-Molekulargewichtsmarker und die Spuren 1 bis
7 stellen – der
Reihe nach – die
Produkte dar, welche aus der Gesamt-RNA der Plasmaproben amplifiziert
wurden, welche von vier gesunden Kontrollen ohne MS stammen (Spuren
1 bis 4) und von drei Patienten mit MS in unterschiedlichen Phasen
der Krankheit (Spuren 5 bis 7).
-
11 zeigt
das spezifische Amplifikationsergebnis mit MSRV-1 „nested" RT-PCR:
Spur
Nr. 1 enthält
das PCR-Produkt, das mit Wasser alleine produziert wurde, ohne Hinzufügung von
reverser AMV-Transkriptase; Spur Nr. 2 enthält das PCR-Produkt, welches
mit Wasser alleine produziert wurde, unter Hinzufügung der
reversen AMV-Transkriptase; Spur Nr. 3 enthält eine Mischung eines DNA-Molekulargewichtsmarkers;
Spuren Nr. 4 bis 13 enthalten – der
Reihe nach – die
Produkte, welche aus den Gesamt-RNAs amplifiziert wurden, welche
aus den Saccharose-Gradientenfraktionen extrahiert wurden (gesammelt
in einer nach unten gerichteten Richtung), wobei auf den Gradienten
ein Pellet des Virions bis zum Gleichgewicht zentrifugiert wurde,
welches aus einem Überstand
einer Kultur stammt, welche mit MSRV-1 infiziert wurde, und zwar
nach dem von Perron beschriebenen Protokoll (34); in Spur 14 wurde
nichts aufgetragen; in die Spuren 15 bis 17 wurden die Amplifikationsprodukte
der RNA aufgetragen, welche von Plasmaproben extrahiert wurde, die
von drei unterschiedlichen Patienten mit MS in unterschiedlichen
Phasen der Krankheit stammten.
-
Das
retrovirale MSRV-1-Genom konnte tatsächlich in der Saccharose-Gradientenfraktion
mit dem Peak der reversen Transkriptaseaktivität gefunden werden, welche gemäß der von
H. Perron (24) beschriebenen Technik gemessen wurde, mit einer sehr
starken Intensität
(Fraktion 5 des Gradienten, aufgetragen in Spur Nr. 8). Eine leichte
Amplifizierung hat in der ersten Fraktion stattgefunden (Spur Nr.
4), welche wahrscheinlich der RNA entspricht, die durch lysierte
Partikel freigesetzt wurde, welche auf der Oberfläche des
Gradienten schwimmen; Ähnliches
gilt für
aggregierte Zelltrümmer,
welche in der letzten Fraktion sedimentierten (Röhrchenboden), in welcher sich
einige wenige Kopien des MSRV-1-Genoms befanden, welche eine Amplifizierung geringer
Intensität
verursachten.
-
Von
den in dieser Reihe getesteten drei MS-Plasmaproben zeigte ein Fall
MSRV-1-RNA, mit der Produktion einer sehr starken Amplifizierung
(Spur Nr. 17).
-
In
dieser Reihe wurde das retrovirale MSRV-1-RNA-Genom, das vermutlich
den Partikeln extrazellulärer
Viren entspricht, die in extrem kleinen Zahlen im Plasma vorliegen,
in einem von drei getesteten MS-Fällen durch „nested" RT-PCR detektiert. Andere erhaltene
Ergebnisse mit ausführlicheren
Reihen bestätigen
diese Ergebnisse.
-
Darüber hinaus
kann die Spezifität
der durch diese PCR-Techniken
amplifizierten Sequenzen durch die „ELOSA"-Technik verifiziert und evaluiert werden,
wie von F. Mallet (42) und wie in der Druckschrift FR-2 663 040
beschrieben ist.
-
Bezüglich MSRV-1
können
die Produkte der oben beschriebenen „nested" PCR in zwei ELOSA-Systemen getested
werden, wodurch eine Consensus-Sequenz A und eine Consensus-Sequenz
B + C + D von MSRV-1 jeweils getrennt detektiert werden können, welche
den im Beispiel 1 und in den 1, 2 und 3 beschriebenen
Sub-Familien entsprechen. Als Ergebnis können die Sequenzen, die den
Consensus-Sequenzen B + C + D sehr stark ähneln, im Wesentlichen in den
RNA-Proben gefunden werden, die von MSRV-1-Virionen stammen, welche aus Kulturen
gereinigt oder in extrazellulären
biologischen Fluiden von MS-Patienten amplifiziert wurden, wohingegen
die Sequenzen, die der Consensus-Sequenz A stark ähneln im Wesentlichen
in normaler, humaner, zellulärer
DNA gefunden werden.
-
Das
ELOSA/MSRV-1-System zum Auffinden und zur spezifischen Hybridisierung
der PCR-Produkte der Sub-Familie A setzt ein Fängeroligonucleotid cpV1A mit
einer Aminbindung am 5'-Ende
ein und ein biotinyliertes Detektionsoligonucleotid dpV1A, welche
jeweils die folgende Sequenz besitzen:
- – cpV1A,
bezeichnet mit der SEQ ID Nr. 31:
5' GATCTAGGCCACTTCTCAGGTCCAGS 3', welche dem ELOSA-Fängeroligonucleotid für die Produkte der
MSRV-1 „nested" PCR entspricht,
welche mit den Primern durchgeführt
wurde, die mit der SEQ ID Nr. 16 und der SEQ ID Nr. 17 bezeichnet
werden, ggf. gefolgt von einer Amplifizierung mit den Primern, die
mit der SEQ ID Nr. 18 und der SEQ ID Nr. 19 bezeichnet werden, auf
Patientenproben.
- – dpV1A,
bezeichnet mit der SEQ ID Nr. 32:
5' CATCTITTTGGICAGGCAITAGC 3'; welches dem ELOSA-Fängeroligonucleotid
der Sub-Familie A der Produkte der MSRV-1 nested PCR entspricht,
die mit den Primern durchgeführt
wurde, die durch die SEQ ID Nr. 16 und SEQ ID Nr. 17 bezeichnet
werden, ggf. gefolgt durch eine Amplifizierung mit den Primern,
die durch die SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19 bezeichnet werden,
auf Patientenproben.
-
Das
ELOSA/MSRV-1-System für
das Einfangen und die spezifische Hybridisierung der PCR-Produkte der
Sub-Familie B + C + D verwendet das gleiche biotinylierte Detektionsoligonucleotid
dpV1A und ein Fängeroligonucleotid
cpV1B, mit einer Aminbindung am 5'-Ende und mit der folgenden Sequenz:
- – dpV1B,
bezeichnet mit der SEQ ID Nr. 33:
5' CTTGRGCCAGTTCTCATACCTGGA 3', welches dem ELOSA-Fängeroligonucleotid
für die
Sub-Familie B + C + D der Produkte der MSRV-1 nested PCR entspricht,
welche mit den Primern durchgeführt
wurde, die mit der SEQ ID Nr. 16 und der SEQ ID Nr. 17 bezeichnet
werden, ggf. gefolgt durch eine Amplifizierung mit den Primern,
die durch die SEQ ID Nr. 18 und die SEQ ID Nr. 19 bezeichnet werden,
auf Patientenproben.
-
Dieses
ELOSA-Detektionssystem ermöglichte
es zu verifizieren, dass keines der PCR-Produkte, welche auf diese
Weise von DNase-behandelten Plasmaproben von MS-Patienten amplifiziert
wurden, eine Sequenz der Sub-Familie A enthielten, und dass bezüglich der
Consensus-Sequenz der Sub-Familien B, C und D alle positiv waren.
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Schließlich zeigen
unsere ersten Ergebnisse der PCR-Detektion
des Genoms von pathogenen und/oder infektiösen Agenzien, dass es möglich ist,
dass ein freier „Virus" im Blutstrom vom
Patienten in einer akuten, virulenten Phase außerhalb des Nervensystems zirkulieren
kann. Dies ist vergleichbar mit dem quasi-systematischen Vorliegen
von „Lücken" in der Blut-Hirn-Schranke von Patienten
in einer aktiven Phase von MS.
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Es
ist daher denkbar, als ein Ergebnis der gemachten Entdeckungen und
der durch die Erfinder entwickelten Verfahren, eine Diagnose einer
MSRV-1-Infektion und/oder -Reaktivierung durchzuführen und
eine Therapie für
MS zu bestimmen, und zwar auf der Basis dessen Effizienz, die Detektion
dieser Agenzien in den biologischen Fluiden von Patienten zu „negativieren". Darüber hinaus
könnte
bei Patienten, die noch keine neurologischen Anzeichen von MS zeigen,
eine frühe
Detektion es ermögli chen,
eine Behandlung zu initiieren, die mit Bezug auf den nachfolgenden
klinischen Verlauf um so effektiver wäre, auf Grund der Tatsache,
dass sie der Läsionsphase
vorangeht, welche dem Ausbruch neurologischer Krankheiten entspricht.
Zum Gegenwärtigen
Zeitpunkt kann eine MS-Diagnose nicht festgestellt werden, bevor
eine Symptomatologie der neurologischen Läsionen eingesetzt hat, weshalb
vor dem Entstehen eines klinischen Bildes keine Behandlung eingesetzt
werden kann, welches Läsionen
des zentralen Nervensystems nahelegt, die bereits signifikant sind. Die
Diagnose einer MSRV-1-Infektion und/oder -Reaktivierung im Menschen
ist daher von äußerster
Wichtigkeit und die vorliegende Erfindung stellt die Mittel hierfür bereit.
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Es
ist daher möglich,
abgesehen vom Durchführen
einer Diagnose einer MSRV-1-Infektion und/oder -Reaktivierung eine
Therapie für
MS zu bestimmen, und zwar auf der Basis dessen Effizienz, die Detektion dieser
Agenzien in den biologischen Fluiden der Patienten zu „negativieren".
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