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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung betrifft Verfahren zum Erreichen einer ex vivo-Teilung
humaner Stammzellen in Kultur.
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Stand der
Technik
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Alle
zirkulierenden Blutzellen in einem normalen Erwachsenen, einschließlich Erythrozyten,
Leukocyten, Thrombozyten und Lymphocyten, entstehen im Knochenmark
als Vorläuferzellen.
Diese Zellen stammen wiederum von sehr unreifen Zellen ab, Progenitorzellen
genannt, die in 1–3-wöchigen Kulturen
in halbfesten Medien, wie beispielsweise Methylcellulose oder Agar,
mittels ihrer Entwicklung zu zusammenhängenden Kolonien reifer Blutzellen
analysiert werden. Die Progenitorzellen selbst stammen von einer
Gruppe von Progenitorzellen ab, die Stammzellen genannt werden.
Stammzellen besitzen die Fähigkeit,
nach Teilung, sowohl zur Selbsterneuerung als auch zur Differenzierung
in Progenitorzellen. Daher erzeugen sich teilende Stammzellen sowohl
zusätzliche,
primitive Stammzellen als auch etwas differenziertere Progenitorzellen.
Neben der Generierung von Blutzellen können Stammzellen auch zu Osteoblasten
und Osteoklasten und möglicherweise auch
zu Zellen anderer Gewebe führen.
Dieses Dokument beschreibt Verfahren und Zusammensetzungen, welche
zum ersten Mal eine erfolgreiche in vitro-Kultivierung humaner hämatopoetischer
Stammzellen ermöglichen,
was zu ihrer Proliferation und Differenzierung zu Progenitorzellen
und reiferen Blutzellen führt.
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In
den späten
1970er-Jahren wurde das Flüssigkultursystem
zur Kultivierung hämatopoetischen
Knochenmarks in vitro entwickelt. Die Kulturen haben hohen potentiellen
Wert für
die Analyse normaler und leukämischer
Hämatopoese
und für die
experimentelle Manipulation des Knochenmarks, beispielsweise für einen durch
Retroviren vermittelten Gentransfer. Diese Kulturen ermöglichten
eine detaillierte Analyse muriner Hämatopoese und führten zu
einem detaillierten Verständnis
des murinen Systems. Daneben ermöglichte
es einen retroviralen Gentransfer in kultivierte murine Knochenmarkszellen.
Dies ermöglichte
das Markieren der murinen hämatopoetischen
Zellen, was die Existenz der multipotenten Stammzelle bewies, und
das Studium der verschiedenen Gene im Verlauf einer Leukämogenese.
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Während es
jedoch möglich
war, retrovirale Gene in kultivierte murine Knochenmarkszellen zu
transferieren, war dies bei kultivierten humanen Knochenmarkszellen
noch nicht möglich,
da Langzeitkulturen des humanen Knochenmarks bislang sowohl in ihrer
Langlebigkeit als auch in ihrer Fähigkeit, Stammzellen am Leben
zu halten, und in ihrer Fähigkeit,
dauerhaft Progenitorzellen zu produzieren, limitiert sind.
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Es
stellte sich anfangs heraus, dass Flüssigkulturen humanen Knochenmarks
begrenztes hämatopoetisches
Potential besitzen, da sie sinkende Zahlen an Progenitorzellen und
reifen Blutzellen produzieren und die Zellproduktion nach 6 bis
8 Wochen beendet ist. Weitergehende Modifikationen des ursprünglichen
Systems führten
nur zu geringen Verbesserungen. Eine Lösung dieses Problems ist von
unschätzbarem
Wert, da dies beispielsweise die Expansion humaner Stammzellen und
Progenitorzellen für
Knochenmarkstransplantationen und zum Schutz bei Chemotherapie,
die Selektion und Manipulation solcher Zellen, d.h. für einen
Gentransfer, und die Produktion reifer humaner Blutzellen zur Transfusionstherapie
ermöglichen
würde.
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Untersuchungen
der Hämatopoese
und in vitro-Flüssigkulturen
des Marks haben Fibroblasten und Endothelzellen in adhärenten Schichten
als zentrale zelluläre
Stromaelemente identifiziert. Diese Zellen stellen Anheftungsstellen
für sich
entwickelnde hämatopoetische
Zellen bereit und können
auch induziert werden, um hämatopoetische
Wachstumsfaktoren, welche die Proliferation und Differenzierung
der Progenitorzellen anregen, zu sezernieren. Diese hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren schließen
Granulozyten-Kolonien-stimulierenden Faktor (G- CSF), Granulozyten-Makrophagen-Kolonien-stimulierenden
Faktor (GM-CSF) und Interleukin-6 (IL-6) ein.
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Kulturen
humaner Knochenmarkszellen auf solchen adhärenten Layern in vitro waren
jedoch größtenteils
enttäuschend.
Anders als entsprechende Kulturen anderer Spezies, wie beispielsweise
Maus und Spitzhörnchen,
können
Flüssigkulturen
von humanem Mark länger
als 6 bis 8 Wochen weder signifikante Mengen nichtadhärenter hämatopoetischer
Vorläuferzellen
noch klonogener Progenitorzellen produzieren. Und obwohl von Kulturen
berichtet wurde, die 3–5
Monate überdauerten,
wurde keine Kultur beschrieben, die länger als 4–6 Wochen kontinuierlich stabil
Progenitorzellen aus Stammzellen produziert.
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Zudem
nahm die Produktion von nichtadhärenten
Zellen und Progenitorzellen während
der kurzen Lebensdauer dieser Kulturen üblicherweise sogar ab, so dass
unklar ist, ob das Überleben
der Stammzellen oder die Proliferation überhaupt von diesen Kulturen
unterstützt
wird. Ferner sezernierten nicht stimulierte Knochenmarksstromazellen,
wenn sie isoliert untersucht wurden, wenn überhaupt wenig nachweisbare
hämatopoetische
Wachstumsfaktoren (HGFs).
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Die
mangelhafte Produktion stabiler Progenitorzellen und reifer Blutzellen
in diesen Kulturen hat zu der Annahme geführt, dass sie nicht in der
Lage sind, eine kontinuierliche Stammzellerneuerung und -expansion zu
unterstützen.
Es wurde daher angenommen, dass den Kulturen entweder ein oder mehrere
entscheidende Stimulanzien fehlen und/oder dass sie ein oder mehrere
neuartigen Stammzellinhibitoren enthalten. Während aber Erklärungen für das Versagen
des Nachweises von HGFs und für
nicht induzierte Stromazellkulturen vorgeschlagen wurden, wäre die Nullhypothese,
welche das Versagen des Nachweises von HGFs mit dem relativen Versagen
der Flüssigkulturen
von humanem Mark kombiniert, dass die Kultursysteme, die in vitro
verwendet werden, nicht im vollen Umfang die hämatopoetische Supportfunktion
der adhärenten
Knochenmarksstromazellen in vivo erbringen.
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Die
Expansion von Stammzellen und Progenitorzellen für Knochenmarkstransplantationen
stellt eine mögliche
Anwendung für
Langzeitkulturen humanen Knochenmarks dar. Humane autologe oder
allogene Knochenmarkstransplantationen werden derzeit als Therapien
für Erkrankungen
wie Leukämie,
Lymphom und andere lebensbedrohliche Erkrankungen verwendet. Für diese
Verfahren muß jedoch
eine große
Menge Spenderknochenmark entfernt werden, um sicherzustellen, dass
genügend
Zellen für
eine Verpflanzung vorhanden sind.
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Eine
Kultur, die eine Expansion von Stammzellen und Progenitorzellen
liefert, würde
den Bedarf ana großen
Knochenmarksspenden senken und würde
es möglich
machen, eine kleine Spende Mark zu erhalten und dann die Zahl von
Stammzellen und Progenitorzellen in vitro vor der Infusion in den
Empfänger
zu expandieren. Es ist auch bekannt, dass eine kleine Anzahl von
Stammzellen und Progenitorzellen im Blutkreislauf zirkuliert. Wenn
diese Stammzellen und Progenitorzellen durch Phorese gesammelt und
expandiert werden könnten,
wäre es
möglich,
die benötigte
Anzahl an Stammzellen und Progenitorzellen für eine Transplantation aus
peripherem Blut zu erhalten und den Knochenmarksspenden zu vermeiden.
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Eine
Knochenmarkstransplantation erfordert, dass für eine Verpflanzung etwa 1 × 108 bis 2 × 108 mononukleäre Knochenmarkszellen pro Kilogramm
Patientengewicht infundiert werden müssen. Dies erfordert eine Knochenmarksspende
mit gleicher Anzahl an Zellen, was in der Größenordnung von 70 ml Mark für einen 70
kg schweren Spender liegt. Obwohl 70 ml einen kleinen Teil des Spendermarks
ausmachen, erfordert dies doch eine stark wirkende Spende und einen
signifikanten Blutverlust beim Spenden. Wenn Stammzellen und Progenitorzellen
zehnfach expandiert werden könnten,
könnte
man das Spenden stark reduzieren und es würde möglicherweise nur das Sammeln
von Stammzellen und Progenitorzellen aus dem peripheren Blut und
die Expansion dieser Stammzellen und Progenitorzellen beinhalten.
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Eine
Expansion von Progenitorzellen wäre
auch als ergänzende
Behandlung zur Chemotherapie nützlich
und stellt eine weitere Anwendung für Langzeitkulturen humanen
Knochenmarks dar. Das Problem, vor dem ein Onkologe steht, ist,
dass die meisten Chemotherapeutika, die zur Zerstörung von
Krebs verwendet werden, bei der Chemotherapie dadurch wirken, dass
sie alle Zellen töten,
die eine Zellteilung durchlaufen. Das Knochenmark ist eins der am
stärksten
proliferierenden Gewebe im Körper
und ist daher häufig
das Organ, das zu Beginn von den chemotherapeutischen Medikamenten
geschädigt
wird. Das Ergebnis davon ist, dass die Produktion von Blutzellen
während
der chemotherapeutischen Behandlung schnell unterbunden wird und
die Chemotherapie beendet werden muß, um dem hämatopoetischen System zu ermöglichen,
den Vorrat an Blutzellen wiederaufzufrischen, bevor der Patient
erneut mit Chemotherapie behandelt wird. Es kann einen Monat oder
länger
dauern, bis die einmal ruhenden Stammzellen die Anzahl an weißen Blutzellen
wieder auf ein so akzeptables Niveau gebracht haben, dass die Chemotherapie
wieder aufgenommen werden kann, während der sich der Abfall in
der Zahl der Blutzellen wiederholt. Während sich die Blutzellen zwischen
den chemotherapeutischen Behandlungen regenerieren, bleibt dem Krebs
leider Zeit zu wachsen und, als Folge natürlicher Selektion, möglicherweise
gegen chemotherapeutische Wirkstoffe resistenter zu werden.
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Um
die Zeit zwischen chemotherapeutischen Behandlungen zu verkürzen, könnten an
den Patienten wieder große
Mengen an Progenitorzellen und unreifen Blutzellen zurückgeführt werden.
Dies hätte
die Wirkung, dass die Zeit, in der der Patient eine geringe Menge
an Blutzellen aufweist, enorm verkürzt werden könnte, was
eine schnellere Wiederaufnahme der chemotherapeutischen Behandlung
erlauben würde.
Je länger die
Chemotherapie dauert und je kürzer
die Dauer zwischen den Behandlungen ist, desto größer sind
die Chancen, den Krebs erfolgreich abzutöten.
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Die
für eine
Expansion der Progenitorzellen benötigten hämatopoetischen Zellen können entweder aus
der Entnahme von Knochenmark oder dem Sammeln aus peripherem Blut
stammen. Das Ernten von Knochenmark würde zum Erhalt von etwa 4 × 105 CFU-GM Progenitorzellen führen. Eine
Phorese von 5 Litern peripherem Blut würde etwa 105 CFU-GM
bringen, wobei diese Menge durch vorhergehende Behandlung des Spenders
mit GM-CSF auf 106 erhöht werden könnte. Eine schnelle Erholung
des Patienten würde
eine Transfusion von etwa 1 × 108 bis 5 × 108 CFU-GM erfordern, was 100 bis 1.000 mal
mehr ist, als man mit einer üblichen
Knochenmarksspende oder einer Spende von peripherem Blut erreichen
kann. Daher würde
die Expansion von Knochenmark oder peripherem Blut zur Erhöhung der
Anzahl von CFU-GM um 2 bis 3 Größenordnungen
die Chemotherapie und die Krebsbehandlung signifikant beeinflussen.
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Die
Gentherapie ist ein schnell wachsendes Gebiet der Medizin, das zudem
ein unschätzbares
klinisches Potential aufweist. Die Gentherapie besitzt viele mögliche Anwendungsmöglichkeiten
bei der Behandlung von Krankheiten und wurde ausführlich beschrieben.
Siehe zum Beispiel, Boogs, Int. J. Cell Cloning. (1990) 8: 80–96, Kohn
et al, Cancer Invest. (1989) 7(2): 179–192, Lehn, Bone Marrow Transp.
(1990) 5: 287–293,
und Verma, Scientific Amer. (1990) Seiten 68–84. Genetisch transformierte
humane Stammzellen haben als gentherapeutische Mittel ein breites
Anwendungspotential in der klinischen Medizin.
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Die
Gentherapie beschreibt einen sich entwickelnden Ansatz bei der klinischen
Behandlung, der aus früheren
Ansätzen
in der medizinischen Versorgung entstand. Die frühesten Ansätze bei der medizinischen Versorgung,
die sich über
die Jahrhunderte entwickelten, umfaßten grausame chirurgische
Verfahren und die Applikation von Rohmischungen als medizinischen
Mitteln. Im letzten Jahrhundert kam die biochemische Pharmakologie
als Hauptmaßnahme
der medizinischen Behandlung hinzu. Unter diesem Paradigma wurden den
Patienten reine biochemische Moleküle zugeführt. Solche pharmakologische
Mittel wirken allgemein entweder als Gifte (wie antimikrobielle
Substanzen oder Chemotherapeutika gegen Krebs), als physiologische
Mimetika, die die endogenen Rezeptoren stimulieren (z.B. Opiate,
adrenerge Agonisten) oder als physiologische Antagonisten, die endogene
Rezeptoren blockieren (z.B. Antihypertensiva, Anästhetika).
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Gentherapie
bedeutet per definitionem die Einschleusung von Genen in Zellen
zum Zweck der medizinischen Therapie. Das der Gentherapie zugrundeliegende
Prinzip ist, statt der Verabreichung von Dosen pharmakologischer
Moleküle
ein funktionelles Gen zuzuführen,
dessen RNA- oder Proteinprodukt die erwünschte biochemische Wirkung
in der Zielzelle oder dem Gewebe erzeugt. Es gibt gegenüber der
klassischen biochemischen Pharmakologie verschiedene potentielle
Vorteile der Gentherapie. Erstens können eingeschleuste Gene extrem
komplexe Moleküle,
einschließlich
RNA und Proteinen, produzieren, welche selbst nur außergewöhnlich schwer
oder unmöglich
zu applizieren und zuzuführen
sind. Ferner kann eine kontrollierte Insertion des erwünschten
Gens in die spezifischen Zielzellen die Produktion des Genprodukts
auf bestimmte Gewebe beschränken.
Und zuletzt kann die Gentherapie in einem Lebewesen im Prinzip permanent
sein, da das Gen in den Zielzellen und deren Nachkommen weiter funktioniert.
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Es
gibt verschiedene Probleme, die daher für eine erfolgreiche Gentherapie
angegangen werden müssen.
Zuerst muß man
in der Lage sein, das gewünschte
therapeutische Gen in die gewählten
Zellen einschleusen zu können.
Zweitens muß das
Gen in der Zielzelle adäquat
exprimiert werden und zu der richtigen Menge an Genprodukt führen. Schließlich muß die produzierte
RNA oder das produzierte Protein von der Zielzelle richtig prozessiert
werden, so das es funktionsfähig
ist, d.h., dass die Gentherapie tatsächlich zu einer klinischen
Therapie führt.
Verschiedene Verfahren zur Einschleusung von Genen in humane Zellen
in vitro sind in Tabelle 1 angegeben.
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Tabelle
1: Vergleich der Methoden der DNA-Übertragung.
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Andere
Methoden, wie homologe Rekombination, werden ebenfalls in vielen
Labors entwickelt. Die Forschung in der Gentherapie erfolgte über mehrere
Jahre an verschiedenen Zelltypen in vitro, hat sich auf tierische
Studien ausgeweitet und derzeit die ersten humanen, klinischen Versuche
gestartet.
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Das
hämatopoetische
System stellt eine ideale Wahl als Transportsystem für die Gentherapie
dar. Hämatopoetische
Zellen sind leicht zugänglich,
einfach durch Knochenmarksaspiration oder durch Ernten der mononukleären Zellen
des peripheren Bluts. Sobald die genetische Einschleusung in vitro
erfolgt ist, können die
behandelten Zellen intravenös
reinfundiert werden, worauf die genetisch transformierten in das
Knochenmark wandern („Homing") und sich dort entwickeln.
Da reife Blutzellen durch den ganzen Körper zirkulieren, können die
genetisch veränderten
Zellen das spezifische Genprodukt in jedes gewünschte Gewebe transportieren.
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Am
wichtigsten ist, dass hämatopoetische
Gewebe Stammzellen enthalten, die eine extensive (vielleicht unbegrenzte)
Fähigkeiten
zur Selbsterneuerung besitzen. Dies beinhaltet, dass wenn genetisches
Material stabil in diese Stammzellen transduziert wäre, diese
veränderten
Stammzellen dann nach Reinfusion des hämatopoetischen Gewebes expandieren
und das Mark wieder mit Zellen, die das neue Gen exprimieren, bevölkern können. Dies
führt zu
einer langanhaltenden, vielleicht lebenslangen Versorgung mit dem
gewünschten
Genprodukt. Ähnlich
führt ein
erfolgreicher stabiler Gentransfer in Stammzellen, die in anderen
Geweben lokalisiert sind, zu einer entsprechenden lebenslangen Versorgung
mit dem Genprodukt.
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Erfolgreiche
Gentherapie mit hämatopoetischen
Stammzellen hat einen breiten Anwendungsbereich sowohl für Erkrankungen,
die für
das hämatopoetische
System spezifisch sind, als auch für andere Erkrankungen des Organsystems.
Im hämatopoetischen
System können
sowohl vererbte als auch erworbene Erkrankungen durch eine Gentherapie
mit Stammzellen behandelt werden. Beispielsweise könnten Hämoglobinmangelerkrankungen
wie α- und β-Thalassämien durch
Einschleusen des für
die α- oder β-Globinkette
codierenden Gens zusammen mit regulatorischen Sequenzen behandelt
werden, die eine sehr starke gewebespezifische Expression in Erythrocyten
ermöglichen
(siehe, Grosveld et al, Cell (1987) 51: 975–986). Auf ähnliche Weise könnte Sichelzellanämie durch
die genetische Einschleusung des fötalen Globingens in hämatopoetische
Stammzellen geheilt werden, da die regulierte Expression von großen Mengen
an fötalem
Hämoglobin ausreicht,
die Sichelbildung in roten Blutzellen trotz der gleichzeitigen Anwesenheit
von sichelförmigem
Hämoglobin
zu verhindern (siehe, Sunshine et al, J. Molec. Biol. (1979) 133:
435).
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Genetische
Krankheiten von Neutrophilen, die durch funktionellen Proteinmängel verursacht
wird, wie beispielsweise Leukozytenadhäsionsdefizienz (LAD) oder chronische
Granulomatose (CGD), könnten
durch genetische Einschleusung des für das defekte oder fehlende
Gen codierenden Gens zusammen mit regulatorischen DNA-Sequenzen
behandelt werden, die eine sehr starke gewebespezifische Expression
in hämatopoetischen
Stammzellen ermöglichen
(siehe Wilson et al, Science (1990) 248: 1413–1416). Genetische Erkrankungen,
die Thrombozyten betreffen, wie beispielsweise die von-Willebrand-Erkrankung,
könnten
durch genetische Einschleusung des Gens geheilt werden, das für den von-Willebrand-Faktor
codiert, zusammen mit Sequenzen, die dessen Expression und Sezernierung
ermöglichen.
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Die
besondere Eignung der Gentherapie mit hämatopoetischen Stammzellen
für den
Austausch kongenital fehlerhafter Genprodukte wird insbesondere
bei der Behandlung von lymphozytären
Immundefizienzen, wie beispielsweise schwerer kombinierter Immundefizienz
infolge von Adenosindeaminase-Mangel deutlich. Es hat sich herausgestellt,
dass eine retrovirale Gentherapie zirkulierender T-Zellen mit dem
ADA-Gen die klinische Immundefizienz bei solchen Patienten erfolgreich
mildern kann, obwohl diese Wirkungen nur vorübergehend sind, da die transfizierten
T-Lymphozyten in vivo eine endliche Lebensdauer besitzen (siehe
Kasid et al, Proc. Nat. Acad. Sci (USA) (1990) 87: 473–477, oder
Culver et al, Proc. Nat. Acad. Sci. (USA) (1991) 88: 3155–3159).
Wenn das Gen jedoch erfolgreich in hämatopoetische Stammzellen transfiziert
werden könnte, würden alle
T-Zellen, die von diesen Stammzellen abstammen, das ADA-Gen enthalten
und exprimieren. Da die transfizierten Stammzellen daher während der
ganzen Lebenszeit des Patienten persistieren und proliferieren würden, würde die
ADA-Defizienz der T-Zellen mit einer einzigen Gentransferbehandlung
der Stammzellen dauerhaft behandelt werden (siehe Wilson et al,
Proc. Natl. Acad. Sci (USA) (1990) 87: 439–443).
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Neben
der Behandlung von vererbten enzymatischen Anomalitäten des
hämatopoetischen
Systems könnte
die Gentherapie mit Stammzellen für den Schutz von Stammzellen
und deren Nachkommenschaft vor toxischen exogenen Agentien, wie
beispielsweise Viren oder Chemotherapie, nützlich sein. Es hat sich beispielsweise
gezeigt, dass der Gentransfer von DNA-Sequenzen, die für die TAR-Bindungsstelle des HIV-TAT-transaktivierenden
Faktors codieren, die T-Zellen vor der Ausbreitung einer Infektion
mit dem HIV-Virus schützen
(siehe, Sullenger et al, Cell (1990) 63: 601–608). Eine stabile Überführung dieser
Sequenzen in hämatopoetische
Stammzellen würde
zu einem Pool von T-Zellen führen,
die alle von diesen Stammzellen abstammen und die verhältnismäßig oder
vollkommen resistent gegen die Ausbreitung von HIV sind.
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In ähnlicher
Weise würde
eine erfolgreiche Transfektion der Gene, die für das Gen für die Multi-Drug-Resistenz
(MDR) oder das Methotrexatresistenzgen codieren, in die Stammzellen
des humanen Knochenmarks Stammzellen erzeugen, die gegen die Auswirkungen
einer Krebs-Chemotherapie relativ resistent sind. Nach einer autologen
Knochenmarkstransplantation mit diesen genetisch manipulierten Zellen
wären Patienten
in der Lage, eine Chemotherapie mit Mitteln zu tolerieren, vor denen
ihre Stammzellen geschützt
sind, ohne an der schweren Knochenmarkssuppression zu leiden, die
im Allgemeinen von diesen Krebsmedikamenten verursacht wird. Dadurch
könnten
die Patienten wirksamere Dosen der Krebschemotherapie mit geringerer Toxizität erhalten.
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Es
ist leicht zu erkennen, dass eine Gentherapie mit hämatopoetischen
Stammzellen auch bei erworbenen hämatopoetischen Krankheiten
wie beispielsweise Leukämie,
Lymphom und aplastische Anämie,
nützlich
ist. Wenn die genetische Ursache einer solchen Erkrankung erst einmal
entdeckt wurde, würde
das Einschleusen eines Gens, dessen Produkt das des anomalen Gens
in der Zelle entweder überlagert
oder es direkt berichtigt (möglicherweise,
indem es das Gen herausspleißt
und ersetzt), die Anomalität
heilen.
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Auf
einer breiteren Ebene kann eine Gentherapie mit hämatopoetischen
Stammzellen jedoch genauso für
die Behandlung von Erkrankungen außerhalb des hämatopoetischen
Systems nützlich
sein. Ein Gentransfer von DNA-Sequenzen, die lösliche therapeutische Proteine
tragen, könnten
zu reifen Stammzellen führen, die
die erwünschten
Mengen eines therapeutischen Moleküls permanent sezernieren. Dieser
Ansatz könnte sich
zur Behandlung von beispielsweise Diabetes mellitus eigen, beispielsweise
durch Einschleusen von DNA-Sequenzen für Insulin zusammen mit regulatorischen
DNA-Sequenzen, die eine angemessene Expression des transfizierten
Insulingens steuern, vielleicht als Antwort auf erhöhte Glucosespiegel
im Plasma. Systemischer Bluthochdruck könnte durch das genetische Einschleusen
von DNA-Seuqenzen in Stammzellen behandelt werden, die für sekretorische
Peptide codieren, die als kompetitive Inhibitoren des Angiotensin
umwandelnden Enzyms, der Calciumkanäle der glatten Gefäßmuskeln
oder der adrenergen Rezeptoren fungieren. Die Alzheimer-Erkrankung
könnte
möglicherweise
durch das genetische Einschleusen von DNA-Sequenzen in Stammzellen
behandelt werden, die für
Enzyme codieren, die die Amyloid-Plaques im zentralen Nervensystem
abbauen.
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Die
vielen Anwendungmöglichkeiten
der Gentherapie, insbesondere über
genetische Insertion in Stammzellen, sind also allgemein bekannt
und wurden ausführlich
beschrieben (siehe, Boogs et al, supra, Kohn et al, supra, Lehn,
supra und/oder Verma et al, supra). Es gibt tatsächlich immer mehr Beispiele
für einen erfolgreichen
therapeutischen Gentransfer in differenzierte humane Stammzellen,
wie beispielsweise für T-Lymphozyten
beschrieben ist (siehe, Kalsd et al, Proc. Nat. Acad. Sci. (USA)
(1990) 87: 473–477,
Culver et al, Proc. Nat. Acad. Sci. (USA) (1991) 88: 3155–3159).
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Bedauerlicherweise
war es vor der vorliegenden Erfindung nicht möglich, einen (stabilen) Gentransfer in
humane Stammzellen zu erreichen. Während verschiedene Gruppen
die Möglichkeit
eines durch Retroviren vermittelten Gentransfers in humane hämatopoetische
Zellen gezeigt haben, wurden humane primitive hämatopoetische Stammzellen nicht
erfolgreich transfiziert. Dies steht in scharfem Gegensatz zu Experimenten
bei Mäusen,
bei denen ein durch Retroviren vermittelter Gentransfer in hämatopoetische
Stammzellen in gewissem Maße
möglich
war (siehe, Wilson et al, Proc. Nat. Acad. Sci (USA) (1990) 87:
439–443).
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Das
Haupthindernis beim Erreichen einer erfolgreichen Gentherapie mit
humanen hämatopoetischen Stammzellen
war das Unvermögen,
Gene in humane hämatopoetische
Zellen unter Bedingungen einschleusen zu können, bei denen sich die Stammzellen
teilen und proliferieren. Ein erfolgreiches stabiles Einschleusen
von Genen in eine Zielzelle erfordert, dass die Zielzelle mindestens
einen Zellteilungszyklus durchläuft. Wenn
sich die Stammzellen in Gegenwart des gewünschten genetischen Materials
nicht teilen, wird das Material daher nicht stabil in die Stammzellen
inseriert. Vor der Entwicklung der vorliegenden Erfindung gab es kein
System, das eine ex vivo-Teilung und -Proliferation humaner Stammzellen
unterstützte,
und es war keine erfolgreiche genetische Transformation humaner
Stammzellen möglich.
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Die
Literatur, die für
das vorliegende Dokument relevant ist, schließt auch das U.S. Patent 4,721,096 ein,
das ein dreidimensionales System beschreibt, welches Stromazellen
für das
Wachstum von hämatopoetischen
Zellen umfaßt.
Siehe dazu auch die hierin zitierten Referenzen. Glanville et al,
Nature (1981) 292: 267–269,
beschreiben das murine Metallothionein-I-Gen. Wong et al, Science
(1985) 228: 810–815,
beschreiben humanen GM-CSF. Lemischka et al, Cell (1986) 45: 917–927, beschreiben
einen durch Retroviren vermittelten Gentransfer als Marker für hämatopoetische
Stammzellen und das Verfolgen des Schicksals dieser Zellen nach
Transplantation. Yang et al, Cell (1986) 47: 3–10, beschreiben humanes IL-3.
Chen et al, Mol. Cell. Biol. (1987) 7: 2745–2752, beschreiben die Transformation
von Säugerzellen
durch Plasmid-DNA. Greaves et al, Cell (1989) 56: 979–986, beschreiben
das humane CD2-Gen. Civin et al, J. Immunol. (1984) 133: 1576, beschreiben
das CD34-Antigen. Martin et al, Cell (1990) 63: 203–211, beschreiben
humanes S-CSF; Forrester et al, J. Cell. Science (1984) 70: 93–110 (1984), diskutieren
parallele Durchflußkammern.
Coulombel et al, J. Clin. Invest. (1986) 75: 961 beschreiben den
Verlust von CML-Zellen in statischen Kulturen.
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Es
besteht daher ein beachtlicher Bedarf nach Verfahren und Zusammensetzungen
für die
ex vivo-Replikation und die stabile genetische Transformation von
humanen Stammzellen und für
die Optimierung humaner hämatopoetischer
Progenitorzellkulturen, insbesondere im Hinblick auf das große Potential
der Stammzellexpansion, Progenitorzellexpansion und der Gentherapie,
die mit solchen Systemen möglich
wird. Bedauerlicherweise waren Versuche, entsprechende Ergebnisse
zu erreichen, bislang enttäuschend.
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Offenbarung
der Erfindung
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Eine
Aufgabe der Erfindung besteht demnach darin, neuartige Verfahren,
einschließlich
Bedingungen für
Kulturmedien und Reaktoren, für
die ex vivo-Replikation
und die stabile genetische Transformation von humanen Stammzellen
bereitzustellen.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Entdeckung neuartiger Verfahren
durch die Erfinder, einschließlich
Bedingungen für
Kulturmedien und Reaktoren, die eine ex vivo-Teilung humaner Stammzellen
ermöglichen.
Diese Verfahren sind wie in den anliegenden Ansprüchen 1–7 definiert.
Sie beruhen auf der Kultivierung humaner Stammzellen in einem flüssigen Kulturmedium,
das entweder kontinuierlich oder periodisch mit einer Rate von 1
Milliliter (ml) Medium pro ml Kultur über etwa 24 bis 48 Stunden
ausgetauscht wird, vorzugsweise durch Perfusion, und der Entfernung
von Stoffwechselprodukten und der Wiederauffüllung der verbrauchten Nährstoffe,
während
die Kultur unter physiologisch verträglichen Bedingungen gehalten
wird. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung kommt die obige Austauschrate des Mediums in Verbindung
mit der Zugabe von hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren zum rasch ausgetauschten Kulturmedium zur Anwendung.
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Die
Erfinder haben gefunden, dass die erhöhte Austauschrate des erfindungsgemäß verwendeten
Mediums, gegebenenfalls unter Zugabe von hämatopoetischen Wachstumsfaktoren
zum rasch ausgetauschten Kulturmedium, überraschenderweise (1) Kulturen
unterstützt,
in denen humane Stammzellen über
längere Zeiträume von
mindestens 5 Monaten proliferieren, (2) Kulturen unterstützt, in
denen humane hämatopoetische
Progenitorzellen durch Teilung und Differenzierung humaner Stammzellen
durch eine ausgedehntere Kultivierungsdazer von mindestens 5 Monaten
hergestellt werden, und (3) den erhöhten Stoffwechsel und die Sezernierung
von GM-CSF aus humanen Stromazellen, einschließlich humanen Knochenmarksstromazellen stimuliert.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht
zum ersten mal das Überleben
und die Proliferation humaner Stammzellen in Kultur.
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Die
vorliegende Erfindung stellt auch ein ex vivo-Kultursystem zur Verfügung, das
die kontinuierliche Proliferation humaner Stammzellen unterstützt, um
ein erfolgreiches Einschleusen genetischen Materials in die humanen
Stammzellen zu ermöglichen,
was zur Bildung genetisch stabil transformierter humaner Stammzellen
führt.
Diese Ausführungsform
kann zum Transfer von beliebigem genetischen Material verwendet
werden, das in einen rekombinanten Retrovirus oder irgendeinen anderen
Vektor zum Gentransfer eingebaut werden kann, der eine Zellteilung
erfordert. Genetisch modifizierte humane Stammzellen, die auf diese
Weise hergestellt wurden, können,
wie oben beschrieben, bei zahlreichen verschiedenen klinischen Erkrankungen
angewandt werden.
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Die
Erfindung stellt auch Verfahren zur Verbesserung der Effizienz des
genetischen Transfers in humane hämatopoetische Progenitorzellen
bereit, und stellt gleichzeitig genetisch stabil transformierte
humane Stammzellen und/oder genetisch stabil transformierte humane
hämatopoetische
Progenitorzellen zur Verfügung.
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Es
werden auch Verfahren zur Verfügung
gestellt, die Reaktoren und Zusammensetzungen verwenden, welche
eine effiziente Proliferation der hämatopoetischen Zellen in Kultur
erlauben, insbesondere Zellen in einem frühen Reifestadium, einschließlich Stammzellen.
Die Verfahren verwenden Stromazellen, die normal transformiert sind,
welche eine konstitutive oder induzierbare Produktion von Wachstumsfaktoren
liefern, wobei die Zellen physikalisch voneinander getrennt sind,
um eine leichte Abtrennung der hämatopoetischen
Zellen zu ermöglichen.
Dadurch, dass für
eine kontinuierliche Perfusion und nach Bedarf für ein Recycling der Zellen
gesorgt ist, können
hohe Dichten und Ausbeuten lebensfähiger hämatopoetischer Zellen erreicht
werden. Der Reaktor verwendet eine Proteinoberfläche für die Stromazellen und entweder
die Oberfläche
oder eine andere Barriere, um die Trennung der Stromazellen und
der hämatopoetischen
Zellen aufrecht zu halten.
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Kurze Beschreibung
der Figuren
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1 stellt
eine schematische Ansicht einer Perfusionskammer dar;
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2 zeigt
eine schematische Darstellung und ein Flußdiagramm des Wegs des Perfusionsmediums;
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3a zeigt
eine schematische Ansicht einer Durchflußkammer zur Messung der Scherspannung
für die
Trennung der Zellen;
-
3b zeigt
eine Seitenansicht der Durchflußkammer
der 3a;
-
3c zeigt
ein Diagramm eines Scherspannungsprofils für hämatopoetische Zellen;
-
4a und 4b zeigen
die Auf- und Seitenansicht einer Durchflußkammer zur Kultivierung und
Abtrennung hämatopoetischer
Zellen; und
-
5a und 5b sind
Ansichten einer Durchflußkammer,
bei der die Barrieren nacheinander entfernt werden, um ein kontinuierliches
Wachstum der Stromazellen zu ermöglichen.
-
Beste Ausführungsform
der Erfindung
-
Die
Vorteile der vorliegenden Erfindung können beobachtet werden, wenn
immer die vorliegende Erfindung auf irgendein Standardsystem für Flüssigkulturen
humaner Stammzellen angewandt wird, wie man sie bei (einer) hämatopoetischen
Kulturen) findet. Mittels der erfindungsgemäßen raschen Austauschraten
des Mediums, gegebenenfalls unter Zugabe ergänzender hämatopoetischer Wachstumsfaktoren,
haben die Erfinder überraschend
gefunden, dass es möglich
ist, Standardsysteme für
Flüssigkulturen
für humane
hämatopoetische
Zellen herzustellen, einschließlich
Kulturen in Gegenwart oder Abwesenheit von tierischem Serum oder
Plasma, einschließlich
Serum von Pferd, Kalb, fötalem
Kalb oder Mensch, die qualitativ bessere Leistungen bieten.
-
Erfindungsgemäße Flüssigkulturen
humaner hämatopoetischer
Zellen können
mit Zelldichten von 104 bis 109 Zellen
pro ml Kultur realisiert werden, wobei übliche bekannte Medienbestandteile
wie beispielsweise IMDM, MEM, DMEM, RPMI 1640, Alpha-Medium oder
McCoy-Medium verwendet werden, welche Kombinationen von Serumalbumin,
Cholesterin und/oder Lecithin, Selen und anorganischen Salze verwenden
können. Bekanntermaßen können diese
Kulturen mit Corticosteroiden, wie beispielsweise Hydrocortison
in einer Konzentration von 10–4 bis 10–7 M,
oder anderen Corticosteroiden in gleich wirkender Dosis, wie beispielsweise Cortison,
Dexamethasom oder Solumedrol, supplementiert werden. Diese Kultivierungen
erfolgen üblicherweise
bei einem in etwa physiologischen pH, d.h. von 6,9 bis 7,4. Das
Medium wird üblicherweise
einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre
ausgesetzt, die zwischen 4 und 20 Vol.-% Sauerstoff, vorzugsweise
6 bis 8 Vol.-% Sauerstoff enthält.
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Mit
diesen Standardkulturtechniken kann die eingesetzte Zellmasse um
jede gewünschte
Menge angereichert werden, beispielsweise auf das Dreifache oder
mehr, entweder hinsichtlich des Gehalts an Stammzellen oder des
Gehalts an hämatopoetischen
Progenitorzellen. Verschiedene bekannte Verfahren können dazu
verwendet werden, diese Anreicherung zu erreichen, entsprechend
entweder einem negativen Selektionsverfahren oder einem positiven
Selektionsverfahren. Gemäß dem Verfahren
der negativen Selektion werden beispielsweise reife Zellen mit Hilfe
immunologischer Methoden entfernt, z.B. durch Markierung von Nicht-Progenitor-,
Nicht-Stammzellen mit einer Reihe monoklonaler Maus-Anti-Mensch-Antikörper und
anschließende
Entfernung der mit Maus-Antikörper
beschichteten Zellen durch Adhäsion
an mit Kaninchen-Anti-Maus-Ig beschichtete Plastikplatten. Siehe
z.B. Emerson et al, J. Clin. Invest. (1985) 76: 1286–1290.
-
Die
vorliegende Erfindung beruht auf einer grundlegenden Änderung
der Bedingungen von Flüssigkulturen
des humanen Knochenmarks unter irgendeiner der obigen Bedingungen,
dem raschen Austausch des Nährmediums. Übliche Zeitpläne für Kulturen
erfordern, dass Medium und Serum wöchentlich ausgetauscht werden,
entweder als einmaliger Austausch, der wöchentlich durchgeführt wird,
oder zweimal die Woche ein Austausch der Hälfte des Mediums und des Serums.
Erfindungsgemäß wird das
Nährmedium
der Kultur für Zellen,
die mit einer Dichte von 2 × 106 bis 1 × 107 Zellen pro ml kultiviert werden, entweder
kontinuierlich oder periodisch mit einer Rate von etwa 1 ml pro
ml Kultur innerhalb von etwa 24 bis etwa 48 Stunden ausgetauscht, vorzugsweise
durch Perfusion. Für
Zelldichten von 1 × 104 bis 2 × 106 Zellen pro ml kann die gleiche Austauschrate
für das
Medium verwendet werden. Für
Zelldichten, die größer als
107 Zellen pro ml sind, kann die Austauschrate
für das
Medium proportional erhöht
werden, um einen konstanten Durchfluß von Medium und Serum pro
Zelle pro Zeiteinheit zu erreichen.
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Der
erfindungsgemäße Austausch
des Nährmediums
kann auf jede beliebige Art und Weise erfolgen, mit der man das
Ergebnis des Austauschs des Mediums erreicht, z.B. durch Entfernung
eines Aliquots des verbrauchten Kulturmediums und Austausch gegen
ein frisches Aliquot. Der Strom des Aliquots kann mit Hilfe der
Schwerkraft, durch eine Pumpe oder irgendeine andere geeignete Vorrichtung
erfolgen. Der Strom kann in eine beliebige Richtung oder mehrere
Richtungen gehen, abhängig
von der Beschaffenheit und der Packung der Kultur. Vorzugsweise
wird das neue Medium so zu der Kultur gegeben, dass es in Kontakt
mit der Zellmasse tritt. Besonders bevorzugt wird es so zur Kultur
gegeben, dass es einer in vivo-Perfusion gleicht d.h. so, dass es
durch mindestens einen Teil der Zellmasse und bis zur gesamten Zellmasse
perfundiert wird.
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Eine
weitere optionale, aber wichtige Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung beruht auf der Zugabe hämatopoetischer Wachstumsfaktoren,
einschließlich
synthetischer hämatopoetischer
Wachstumsfaktoren, zu den rasch ausgetauschten Kulturen. Gemäß einem
besonders bevorzugten Aspekt dieser Ausführungsform werden die beiden
Cytokine IL-3 und GM-CSF zusammen zum Medium gegeben, und zwar mit
einer Rate von 0,1 bis 100 ng/ml/Tag, vorzugsweise von etwa 0,5
bis 10 ng/ml/Tag, besonders bevorzugt von 1 bis 2 ng/ml/Tag, gegeben.
Epo kann in einer Menge von etwa 0,001 bis 10 U/ml/Tag, vorzugsweise
von 0,05 bis 0,15 U/ml/Tag, zum Nährmedium gegeben werden. Der
Mastzellen-Wachstumsfaktor
(MCF, c-Kit-Ligand, Steel-Faktor) kann in einer Menge von 1 bis
100 ng/ml/Tag, vorzugsweise von 10 bis 50 ng/ml/Tag, zum Nährmedium
gegeben werden. IL-1 (α oder β) kann ebenfalls
in einer Menge von 10 bis 100 Einheiten/ml alle 3 bis 5 Tage zugegeben
werden. Zusätzlich
können
IL-6, G-CSF, basischer Fibroblastenwachstumsfaktor, IL-7, IL-8, IL-9,
IL-10, IL-11, PDGF oder EGF mit einer Rate von 1 bis 100 ng/ml/Tag
zugegeben werden.
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Die
Erfinder haben festgestellt, dass man, wenn IL-3, GM-CSF und Epo,
wie oben beschrieben, verwendet werden, eine linienspezifische Entwicklung
roter Blutzellen erhält.
Alternativ dazu produziert die Kultur, wenn IL-3 und GM-CSF, mit
oder ohne IL-6 oder G-CSF, verwendet werden, vorzugsweise Granulozyten.
Die Erfinder haben auch beobachtet, dass bei den erfindungsgemäßen Kulturen
T- und B-Lymphozyten mit der Zeit verloren gehen.
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Die
Stoffwechselproduktmenge im Medium wird normalerweise in einem bestimmten
Bereich gehalten. Die Glucosekonzentration wird normalerweise im
Bereich von etwa 5 bis 20 mM gehalten. Die Lactatkonzentration wird
gewöhnlich
unter 35 mM gehalten. Die Glutaminkonzentration wird im Allgemeinen
im Bereich von etwa 1 bis 3 mM gehalten. Die Ammoniumkonzentration
liegt gewöhnlich
unter 2,4 mM. Diese Konzentrationen können entweder mit periodischen
Messungen oder mit kontinuierlichen On-line-Messungen mit bekannten
Verfahren überwacht
werden. Siehe, z.B., Caldwell et al, J. Cell. Physiol. (1991) 147:
344–353.
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Die
Zellen, die erfindungsgemäß kultiviert
werden können,
können
beliebige humane Stammzellen oder humane Stammzellen enthaltende
Zellmassen sein, einschließlich
humaner mononukleärer
Zellen aus peripherem Blut, humaner Knochenmarkszellen, humaner
fötaler
Leberzellen und/oder humaner Nabelschnur-Blutzellen. Jede dieser Zellmassen enthält humane
Stammzellen. Andere Zellmassen, die humane Stammzellen enthalten,
können
erfindungsgemäß ebenfalls
verwendet werden, einschließlich
humaner Stammzellen, die sich in humanem Knochenmark finden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung kann die Zellkultur angereichert werden, um den Gehalt
an humanen Stammzellen in der Zellmasse zu vermehren. Eine solche
Anreicherung kann wie oben beschrieben erreicht werden und stellt,
wenn sie erfindungsgemäß verwendet
wird, ein erstes nützliches
Mittel für
eine Gentherapie mittels eines Gentransfers in humane Stammzellen
dar, einschließlich
humaner Stammzellen, die im humanen Knochenmark vorliegen, und humaner
Knochenmarksstammzellen. Stammzellen, die im humanen Knochenmark
vorliegen, sind Zellen, die aus humanem Knochenmark, peripherem
Blut, fötaler Leber
oder humanem Nabelschnurblut erhältlich
sind.
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Im
Allgemeinen wird bei dieser Ausführungsform
eine Verpackungszellinie, die mit einem Retrovirus infiziert ist,
oder ein Überstand,
der aus der Kultur einer solchen Verpackungszellinie erhalten wurde,
oder ein anderer Gentransfervektor zu den erfindungsgemäß kultivierten
humanen Stammzellen gegeben, um genetisch stabil transformierte
humane Stammzellen zu erhalten. Die vorliegende Erfindung liefert
eine erhöhte
Replikation von Stammzellen und humanen hämatopoetischen Progenitorzellen,
während
frühere
Kulturen im Gegensatz dazu nur die Replikation humaner hämatopoetischer
Progenitorzellen mit abnehmender Geschwindigkeit ermöglichten
(d.h. abnehmende Kulturen). Das vorliegende Kultursystem sieht zum
ersten Mal eine Expansion von Zellen in Kultur vor, die zur retroviralen
Infektion von Zellen benötigt
wird. Frühere
Systeme, bei denen eine retrovirale Infektion mit abnehmenden Kulturen
durchgeführt
wurde, lieferten keine Infektion früherer Zellen. Die vorliegende
Erfindung stellt insbesondere, wenn sie zusammen mit einem angereicherten
Pool an Stammzellen, und besonders bevorzugt, wenn sie zudem noch
zusammen mit hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren, einschließlich
synthetischer Wachstumsfaktoren, durchgeführt wird, ein sehr wirksames
Mittel zur Infektion von Stammzellen in vitro zur Verfügung.
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Die
Erfinder haben entdeckt, dass die Zugabe von rekombinante Retroviren
enthaltenden Überständen zu
den Kulturen zu einer Einschleusung der Viren und der Gene, die
sie tragen, in die humanen (hämatopoetischen)
Stammzellen führt.
Die Progenitorzellen, die durch Teilung und Differenzierung aus
diesen Stammzellen hervorgehen, und die reifen Blutzellen, die durch
weitere Teilung und Differenzierung aus diesen Progenitorzellen
hervorgehen, enthalten die transfizierte DNA über die gesamte Dauer der hämatopoetischen Kultur
in vitro. Die Erfinder haben beobachtet, dass sie, wenn das Retrovirus
nur zu Beginn der Kulturdauer hinzugefügt wird, transfizierte Progenitorzellen
und reife Blutzellen erhalten, die nur aus den Stammzellen hervorgehen,
die zu Beginn der Kultur vorliegen, proliferieren und genetisch
stabil transformiert sind, da keine retroviral infizierte Zelle
eine Nachbarzelle infizieren kann. Progenitorzellen und reifere
Zellen, die das gewünschte
genetische Material enthielten, erhielten das Gen von den primitiveren
Stammzellen, die während der
anfänglichen
retroviralen Infektionsperiode genetisch transformiert worden waren.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
dieses Aspekts der Erfindung werden humane hämatopoetische Zellen, die entweder
aus Knochenmark, peripherem Blut, fötaler Leber oder Nabelschnurblut
isoliert wurden, zuerst durch Entfernung der reifen Blutzellen auf
Stammzellen angereichert. Dies wird durch Inkubation der hämatopoetischen
Zellen mit murinen monoklonalen Antikörpern, die Epitope auf reifen
Blutzellen und Knochenmarksvorläuferzellen,
aber nicht auf Stammzellen erkennen, und anschließende Entfernung
der markierten Zellen durch Immunadhäsion an eine immunoadsorbierende
Oberfläche
mit Kaninchen-Anti-Maus-Ig erreicht.
Die resultierenden lineage-negativen (Lin–)
Zellen werden anschließend
in Gegenwart eines Retrovirus oder eines anderen Gentransfervektors erfindungsgemäß kultiviert.
Vorzugsweise erfolgt die Kultivierung in Gegenwart von GM-CSF (vorzugsweise
1 mg/ml/Tag) und IL-3 (vorzugsweise 1 mg/ml/Tag) mit oder ohne IL-1
(vorzugsweise 50 U/ml/4 Tage-Periode), mit oder ohne c-Kit-Ligand
(Mastzellen-Wachstumsfaktor) (vorzugsweise 10 μg/ml/Tag).
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Die
retrovirale Infektion kann entweder erfolgen, indem man in das Kulturmedium Überstände (z.B.
5 bis 20% Vol/Vol) einschließt,
die von retrovirale Verpackungszellinien produziert wurden, die
mit rekombinanten Retrovirus infiziert waren, und zwar während der
ersten 2 bis 21, vorzugsweise 10 bis 14 Tage der Kultur, oder durch
Kultivierung der Lin–-Zellen direkt über den
infizierten retroviralen Verpackungszellinien selbst, oder beides.
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Vorzugsweise
werden retrovirale Überstände verwendet
und die Inkubationszeit in Gegenwart des Virus liegt bei 12 bis
16 Tagen. Die Verpackungszellinien werden ebenfalls vorzugsweise
bis nahe Konfluenz gezüchtet,
das Medium ausgetauscht und die Zellinien weitere 12 bis 15 Stunden
inkubiert. Das Medium wird dann gesammelt und bei der Transfektion
der humanen Stammzellen verwendet. Dieses Protokoll ist jedoch nicht
strikt erforderlich, und es kann jeder Überstand, der von einer retroviralen
Verpackungszellinie produziert wurde, verwendet werden. Jede (bekannte)
retrovirale Verpackungszellinie kann erfindungsgemäß verwendet und
gemäß einem
bekannten Protokoll kultiviert werden (siehe, z.B., Wilson et al,
Science (1990) 248: 1413–416
und/oder Sullenger et al, Cell (1990) 63: 601–608). Beispielhafte Verpackungszellinien
schließen NIH
3T3-Zellen und die Nierenkrebszellinie 5637 ein.
-
Jedes
Gen, das zusammen mit geeigneten Promotor- und Verstärkerelementen,
die dessen Expression ermöglichen,
in einen rekombinanten Retrovirus eingeschleust wurde, kann in humane
Stamm- und hämatopoetische
Progenitorzellen eingebaut werden. Die Erfindung stellt zum ersten
Mal Bedingungen zur Verfügung,
die ein Überleben
und eine Proliferation der Stammzellen in diesen Kulturen ermöglichen,
wodurch die Bildung stabil transfizierter, genetisch modifizierter
humaner hämatopoetischer
Stammzellen in diesen Kulturen möglich
wird. Die Begriffe "stabil
transformiert" und "stabil transfiziert" werden in diesem
Text verwendet, um den Einbau exogener DNA in humane Stammzellchromosom(en)
zu bezeichnen, der durch die vorliegende Erfindung möglich gemacht
wird, da sie es ermöglicht,
sich ex vivo teilende humane Stammzellen solch exogener DNA auszusetzen.
-
Erfindungsgemäß erhält man Kulturen,
in denen humane hämatopoetische
Progenitorzellen durch Teilung und Differenzierung aus humanen Stammzellen über eine
Kulturdauer von mindestens fünf
Monaten produziert werden. Das heißt, dass man eine Kultur erhält, die
ein Überleben
der Stammzellen und deren Proliferation in Kultur unterstützt.
-
Die
Daten, die von den Erfindern erhalten wurden, zeigen an, dass die
Perfusionsrate des Mediums eine äußerst signifikante
Variable bei der Bestimmung des Verhaltens der ex vivo-Kulturen
von humanem Knochenmark darstellt. Diese Daten zeigten, dass eine
signifikante Wirkung auf die ex vivo-Hämatopoese erhalten wird, wenn
die Austauschrate des Mediums von der üblichen Dexter-Rate von einmal
pro Woche auf eine tägliche
Austauschrate des Mediums von 7 Volumeneinheiten pro Woche erhöht wurde.
In Experimenten, die von den Erfindern durchgeführt wurden, zeigten alle Kulturen
einen signifikanten Verlust an Zellen während der ersten 3 bis 4 Wochen.
Nach dieser Abnahme stabilisierten sich die Kulturen und die Wirkung
einer Perfusionsrate für
das Medium wurde deutlicher.
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Eine
Austauschrate des Mediums von 3,5 mal pro Woche führte zu
den proliferativsten Kulturen und auch zu den Kulturen mit der höchsten Langlebigkeit
in Bezug auf die Produktion von Progenitorzellen. Besonders zu beachten
ist, dass während
den Wochen 4 bis 10 die alle vierzehn Tage produzierte Zahl nichtadhärenter Zellen
tatasächlich
stabil oder ansteigend war.
-
Über den
gesamten Verlauf der Kulturen war die kumulative Anzahl an Zellen,
die nach Woche 3,5 produziert wurde, fast dreimal höher als
diejenige, die mit dem herkömmlichen
Dexter-Protokoll für
Kulturen produziert wird. Ferner bleibt die stabile Produktion von
Progenitorzellen bis Woche 18 erhalten.
-
Humane
Stromazellen, wie beispielsweise Stromazellen, die sich in humanem
Knochenmark finden, können
in den Kulturen der Erfindung vorliegen oder nicht. In üblichen
Kulturen liegen die Stromazellen in der Zellkultur in einer Menge
von etwa 10–3 bis
10–1 vor
(Stromazellen/Zellen insgesamt).
-
Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung haben die Erfinder gefunden, dass
die Kulturen der Erfindung überraschenderweise
zu einem erhöhten
Stoffwechsel und einer erhöhten
GM-CSF- und IL-6-Sezernierung aus humanen Knochenmarksstromazellen
führen.
Während
im Überstand
von humanen Knochenmarksstromazellen kein GM-CSF nachgewiesen werden
kann, regt ein rascher erfindungsgemäßer Austausch des Mediums humane
Knochenmarksstromazellen an, 300 Centogramm/ml/Tag bis 200 Picogramm/ml/Tag GM-CSF
auszuscheiden. Die Sezernierung von IL-6 durch humane Knochenmarksstromazellen
wird durch einen raschen erfindungsgemäßen Austausch des Mediums ebenfalls
von 1 bis 2 ng/ml/Tag auf 2 bis 4 ng/ml/Tag erhöht. Diese Zunahme wird sowohl
beobachtet, wenn nur die rasche Medienaustauschrate der Erfindung
angewandt wird, als auch, wenn die rasche Austauschrate zusammen
mit der Zugabe hämatopoetischer
Wachstumsfaktoren zur Anwendung kommt. Auf Grundlage der von den
Erfindern erhaltenen Daten sollte die Wirkung der raschen Medienaustauschraten
der Erfindung auf die Produktion von Cytokinen durch humane Stromazellen
bei humanen Stromazellen in beliebigen komplexen Gewebekultursystemen
beobachtet werden.
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Beispielhaft
kann das erfindungsgemäß verwendete
Medium drei Grundbestandteile enthalten. Der erste Bestandteil ist
ein Medienkomponente bestehend aus IMDM, MEM, DMEM, RPMI 1640, Alpha-Medium oder
McCoy-Medium, oder
eine äquivalente
bekannte Kulturmediumkomponente. Der zweite ist eine Serumkomponente,
die wenigstens Pferdeserum oder Humanserum umfaßt und gegebenenfalls außerdem fötales Kälberserum,
Serum von einem neugeborenen Kalb und/oder Kälberserum umfassen kann. Der
dritte Bestandteil ist ein Corticosteroid, wie beispielsweise Hydrocortison,
Cortison, Dexamethasom, Solumedrol oder eine Kombination davon,
vorzugsweise Hydrocortison.
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Die
Zusammensetzung verschiedener Medien, die verwendet werden können, ist
nachfolgend angegeben.
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Iscove-modifiziertes
Dulbecco-Medium (IMDM)
1,2,3
-
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-
-
-
-
-
-
-
-
-
Die
Serumkomponente kann in der Kultur in einer Menge von mindestens
1% (v/v) bis 50% (v/v) vorliegen. Die Serumkonzentration kann vorzugsweise
um die 15 bis 30% (v/v) liegen. Bei höheren Serumkonzentrationen
wird die Austauschrate proportional erhöht. Der dritte Bestandteil
kann in einer Menge von 10–7 M bis 10–4 M
vorliegen und liegt vorzugsweise in einer Menge von 5 × 10–6 bis
5 × 10–5 M
vor. Die Medienkomponente stellt den Rest dar, so dass sich alle
drei Bestandteile auf 100% addieren. Alternativ dazu kann die Serumkomponente
durch irgendeine der verschiedenen Ersatzmischungen für Standardseren
ersetzt werden, welche üblicherweise
Insulin, Albumin und Lecithin oder Cholesterin umfassen. Siehe Migliaccio
et al, Exp. Hematol. (1990) 18: 1049–1055, Iscove et al, Exp. Cell
Res. (1980) 126: 121–126
und Daniak et al, J. Clin. Invest. (1985) 76: 1237–1242.
-
Beispielhaft
kann die Konzentration humaner hämatopoetischer
Stammzellen wie folgt erhöht
werden. Rote Blutzellen werden mittels Ficoll-Hypaque-Gradientenzentrifugation
aus einem Knochenmarksaspirat entfernt. Die mononukleären Zellen
werden anschließend
mit einem "Cocktail" von Antikörpern inkubiert,
die reife Blutelemente, einschließlich roter Blutzellen, und
rote Blutzellen, Granulozyten, Makrophagen und reife Lymphozyten
(sowohl B- als auch T-Zellen) erkennen. Daneben sind Antikörper enthalten,
die „committed" Progenitorzellen
(einschließliche
Anti-CD33) erkennen. Die reifen Zellen werden anschließend mit
Hilfe verschiedener Verfahren, einschließlich Panning, Magnetkügelchen
oder Zellsortierung in einem fluoreszenzaktivierten Zellsortierer
(FACS) entfernt. Durch Entfernung der reifen Elemente wird die Möglichkeit
einer Infektion mit rekombinantem Virus und damit der Transfer eines/der
gewünschten
Gens/Gene auf hämatopoetische
Stammzellen sehr erleichtert.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
werden Verfahren zum Züchten
hämatopoetischer
Zellen in Kultur bereitgestellt, wobei Fibroblastenzellen, die normal
transformiert wurden, verwendet werden, um Wachstumsfaktoren zur
Verfügung
zu stellen, wobei proteinhaltige Bestandteilen zu den Mischungen
aus Fibroblastenzellen und hämatopoetischen
Zellen zugegeben werden und eine im wesentlichen kontinuierliche
Perfusion, gegebenenfalls mit Recycling, erfolgt, um ein wirksames
Milieu für
die Züchtung
beizubehalten.
-
Die
Beschreibung des Verfahrens dieser Ausführungsform kann daher in die
Beschreibung der Perfusionbedingungen, des Reaktors und seines inneren
Aufbaus, und der transformierten Fibroblasten aufgeteilt werden.
-
Der
Reaktor umfaßt
ein Gefäß, das irgendeine
geeignete Form besitzen kann, die die notwendige Zellverteilung,
das Einbringen von Nährstoffen
und Sauerstoff, die Entfernung von Stoffwechselabfallprodukten, gegebenenfalls
Recycling der hämatopoetischen
Zellen, Substitution von Stromazellen und Ernten hämatopoetischer
Zellen ermöglicht.
Der Reaktor sollte Bedingungen bieten, welche im wesentlichen eine
Knochenperfusion imitieren. In vivo werden etwa 0,08 ml Serum pro
ml Knochenmark pro Minute perfundiert. Dies ergibt umgerechnet etwa
0,3 ml Serum pro 106 Zellen pro Tag. Das
Medium wird daher innerhalb von 24 Stunden durchschnittlich zu mindestens
50%, vorzugsweise zu mindestens 100% ausgetauscht, so dass eine
Menge an Stoffwechselprodukten verbleibt, die das Wachstum nicht
limitiert. Die Austauschrate wird im Allgemeinen bei etwa 0,5 bis
1,0 ml Perfusionsmedium pro 106 Zellen pro
Tag liegen, wodurch die in vivo-Perfusionsraten empirisch
imitiert werden.
-
Die
Perfusionsrate im Bioreaktor variiert abhängig von der Zelldichte im
Reaktor. Für
Zellen, die mit 2–10 × 106 Zellen/ml kultiviert werden, liegt diese
Rate bei 1 ml/ml Reaktorvolumen pro 24–48 Stunden, wobei das verwendete
Medium 20% Serum, entweder 10% fötales
Kälberserum
und 10% Pferdeserum oder 20% fötales
Kälberserum,
enthält.
Für höhere Zelldichten
werden die Perfusionsraten proportional erhöht, um einen konstanten Serumfluß pro Zelle
pro Zeiteinheit zu erreichen. Daher wird die Perfusionsrate, wenn
die Zellen mit 5 × 108 Zellen/ml kultiviert werden, bei 0,1 ml/ml
Reaktorvolumen pro Minute liegen. Diese Durchflußgeschwindigkeiten, die die
Durchflußgeschwindigkeiten
des Serums und des Mediums an die Zelldichte anpassen, sind für die Anregung
der endogenen Produktion hämatopoetischer
Wachstumsfaktoren in den normalen humanen Knochenmarksstromazellen
in der Kultur unbedingt notwendig. Die hämatopoetischen Wachstumsfaktoren,
die durch diese Durchflußraten
von Serum und Medium induziert werden, umfassen GM-CSF und können auch
S-CSF, IL-6 und G-CSF sowie andere hämatopoetische Wachstumsfaktoren
beinhalten. Diese Geschwindigkeiten werden in den Bioreaktoren so
eingestellt, dass die Scherspannung durch die Longitudinalströmung, der
die Stammzellen und Progenitorzellen an ihren Anheftungsstellen
an die Stromazellen ausgesetzt sind, zwischen 1,0 und 5,0 Dyn/cm2 liegt.
-
Es
wurden verschiedene Medien für
die Züchtung
von hämatopoetischen
Zellen und Stromazellen verwendet. Beispielhafte Medien schließen MEM,
IMDM und RPMI ein, die mit Kombinationen von 5–20% fötalem Kälberserum, 5–20% Kälberserum
und 0–15%
Pferdeserum supplementiert sein können, und/oder mit serumfreien
Medien, die mit PDGF, EGF, FGF, HGF oder anderen Wachstumsfaktoren
zur Anregung von Stromazellen oder Stammzellen supplementiert sind.
Um die von den transformierten Fibroblasten gelieferten Wachstumsfaktoren
zu supplementieren, können
zusätzliche
Wachstumsfaktoren in dem Perfusionsmedium enthalten sein, insbesondere
dann, wenn bestimmte Zellen einer besonderen Lineage erwünscht sind.
Zu den Wachstumsfaktoren, die entweder als Folge der Sezernierung
durch Stromazellen oder durch Zugabe im Perfusionsmedium enthalten
sein können,
gehören
GM-CSF, G-CSF oder M-CSF, die Interleukine 1–7, insbesondere 1, 3, 6 und
7, TGF-α oder
-β, Erythropoetin
und dergleichen, insbesondere humane Faktoren. Von besonderem Interesse
ist die Anwesenheit von etwa 0,5–2, vorzugsweise 1 ng/ml G-MCSF
und von 0,5–2,
vorzugsweise 1 ng/ml sowie 0,1–2
U/ml/Tag Endkonzentration an Erythropoetin, von etwa 100–300 ng/ml/Tag
G-CSF und etwa 1–10
ng/ml/Tag Stammzellenwachstumsfaktor (S-CSF, auch als Mastzellen-Wachtumsfaktor
oder Kit-Ligand bezeichnet). Es versteht sich von selbst, dass einer
oder mehrere, vorzugsweise mindestens zwei der Wachstumsfaktoren
durch Sezernierung aus transformierten Zellen zur Verfügung gestellt
werden, die in einer Menge vorliegen, die ausreicht, um die gewünschte Menge
an Wachsttumsfaktoren in dem Perfusionmedium aufrecht zu erhalten.
-
Zweckmäßig wird
in dem Reaktor physiologische Temperatur verwendet, nämlich 37°C, obwohl
auch niedrigere Temperaturen, einschließlich 33°C, aber üblicherweise nicht unter 25°C, verwendet
werden können. Die
Feuchtigkeit liegt im Allgemeinen bei 100%, wobei die Luft etwa
5% Kohlendioxid enthält.
Das Perfusionsmedium kann extern vom Reaktor oder intern im Reaktor
oxygeniert werden, wobei verschiedene Einrichtungen für eine interne
Oxygenierung vorgesehen sind. Eine interne Oxygenierung kann mit
Hilfe von Hohlfasern, porösen
Sinterplatten, Silikonröhrchen
oder anderen Membranen geeigneter Porosität und Hydrophobizität erreicht
werden. Die Nährstoffmenge
und die Menge an Stoffwechselprodukten wird normalerweise in einem
relativ engen Bereich gehalten. Die Glucosemenge liegt üblicherweise
im Bereich von etwa 5 bis 20 mM, gewöhnlich von 10 bis 20 mM, die
Lactatkonzentration wird üblicherweise
unter etwa 35 mM gehaltenund kann über 20 mM zugelassen sein.
Die Glutaminkonzentration wird im Allgemeinen im Bereich von etwa
1 bis 3 mM, gewöhnlich
1,5 bis 2,5 mM gehalten, während
die Ammoniakkonzentration üblicherweise
unter etwa 2,5 mM, vorzugsweise unter etwa 2,0 mM gehalten wird.
-
Die
Strömung
des Fluids kann aufgrund der Schwerkraft, mit Hilfe einer Pumpe
oder anderen Vorrichtungen erfolgen, wobei die Strömung in
eine beliebige Richtung oder mehrere Richtungen sein kann, abhängig von
der Art der Packung im Reaktor. Wünschenswerterweise kommt eine
Laminarströmung
zum Einsatz, wobei eine im wesentlichen horizontale Strömung durch
den Reaktor oder eine vertikale Strömung verwendet wird, wobei
dir Strömung
im Reaktor von unten nach oben oder in umgekehrter Richtung stattfindet.
-
Wenn
man bei der Quelle für
die humanen hämatopoetischen
Zellen vermutet, dass sie neoplastische Zellen, z.B. leukämische Lymphome
oder Karzinome enthält,
kann die Perfusionsströmung
so gewählt
werden, dass die normalen Progenitorzellen von den neoplastischen
hämatopoetischen
Zellen abgetrennt werden. Man hat gefunden, dass normale, hämatopoetische
Progenitorzellen an Stroma- und Matrixproteine mit einer Affinität adhärieren,
die einer Kraft von ungefähr
1,5–2,0
Dyn/cm2 durch die Longitudinalströmung des
Fluids standhalten kann. Im Gegensatz dazu haben neoplastische Zellen
und ihre Vorläufer
eine wesentlich schwächere
Affinität
zum Stroma, die im Bereich von etwa 0,05–1,2 Dyn/cm2 liegt.
Indem man für
eine Perfusionsströmungsgeschwindigkeit
sorgt, die Scherspannungraten zwischen denjenigen liefert, die von
normalen und neoplastischen Progenitorzellen toleriert werden, im
Allgemeinen größer als
1 Dyn/cm2, kann man eine Trennung der neoplastischen
Progenitorzellen von den normalen Progenitorzellen erreichen, wobei
die Perfusion im Allgemeinen für
mindestens etwa zwei Tage, vorzugsweise mindestens etwa fünf Tage
und besonders bevorzugt sieben Tage oder länger, beibehalten wird. Auf
diese Weise kann man normale hämatopoetische
Zellen von einem Patienten expandieren, während man gleichzeitig geeignete
Strömungsgeschwindigkeiten
verwendet, um neoplastische Zellen abzutrennen. Auf diese Weise
kann man autologe hämatopoetische
Zellen von einem Patienten bereitstellen, der an Neoplasie leidet,
die normalen hämatopoetischen
Zellen während einer
Behandlungsperiode des Patienten mit Chemotherapie oder Röntgenbestrahlung
expandieren und anschließend
die normalen hämatopoetischen
Zellen wieder in den Patienten einbringen, um die Hämatopoese und
das Immunsystem des Patienten wiederherzustellen.
-
Beispielhaft
für die
Verwendung von Scherspannung zur Abtrennung der hämatopoetischen
Tumorzellen von normalen hämatopoetischen
Zellen ist die Situation bei chronischer myelogener Leukämie (CML). Die
Scherspannungstoleranz für
CML-Zellen liegt im Bereich von 0,05–1,2 Dyn/cm2.
Dieser Unterschied ermöglicht
ein wirksames Entfernen der CML-Zellen bei einer Knochenmarksprobe
eines Individuums. Bei Anwendung einer Scherspannung von etwa 1,2–1,5, vorzugsweise
1,3, Dyn/cm2 können die CML-Zellen effizient abgetrennt
werden.
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Scherspannungstoleranz
in Knochenmarkszellen eines Individuums kann mit Hilfe einer konischen, radialen
Durchflußkammer
bestimmt werden. In der radialen Durchflußkammer nimmt die von der Zelle
erfahrene Scherspannung mit dem Abstand "d" vom
Eingang der Kammer als Funktion von 1/d ab. Die Bereiche können dann
hinsichtlich der Zellpopulation untersucht werden und die Scherspannung
für die
gewüschte
Zellpopulation, die man zurückhalten
möchte,
eingestellt werden.
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Zum
Entfernen leukämischer
Stammzellen werden Progenitorzellen und Stammzellen aus Knochenmarksproben
von Patienten mit Leukämie
zuerst in eine radiale Durchflußkammer
gegeben. Die Radialströmungskammer
besteht aus zwei parallelen Platten, die aus Polycarbonat oder Glas
gefertigt sind, die eine Adhäsion
von Knochenmarksstromazellen an die tieferen Platten erlauben. Die
Messungen zu Beginn können durchgeführt werden,
indem man entweder 1) vor der Infusion der hämatopioetischen Zellen ein
vorgebildetes konfluentes Monolayer aus Knochenmarksstromazellen
etabliert und dann nach 12–48
Stunden einen Fluidstroms initiiert, oder indem man 2) das Knochenmark
des Patienten ohne Verwendung eines vorgebildeten Stromamonolayers
direkt in inokuliert und dann 3–4
Tage wartet, bevor man den Fluidstrom, üblicherweise 0,05–1,0 cc/min,
etabliert. Die Platten sind an den Kanten mit einer Gummidichtung
abgedichtet und werden mit Stellschrauben zusammengehalten. Am engen
Ende, dem Infusionsende, der Kammer leitet ein Schlauch Flüssigkeit
aus einem Voratsbehälter
mit einer Spritzpumpe mit konstantem Druck in die Kammer. Am weiten Ende,
dem Sammelende, werden das Fluid und die entfernten Zellen durch
einen separaten Schlauch aufgefangen (siehe 3 und 3b).
Nach der Perfusionsperiode (üblicherweise
3–7 Tage)
werden die nichtadhärenten
Zellen entfernt und die Platten werden getrennt, Zellen aus jedem
der 3–5
Bereiche werden durch Absaugen und Gummiwischer entfernt, und jede
Fraktion wird mit Hilfe von Standardmethoden (gewöhnlich Karyotypanalyse
durch Chromosomenbänderung)
auf das Vorhandensein von leukämischen
Zellen untersucht. Der Vergleich der leukämischen Analysen jeder Fraktion
zeigt, in welcher Fraktion (d.h. bei welcher Scherspannung) die
leukämischen
Zellen nicht mehr am Stroma haften können und abgetrennt werden.
In diesen Kammern nimmt die von den Zellen erfahrene Scherspannung
exponentiell als Funktion des Abstands vom Einlass ab. (Siehe 3c). Üblicherweise
sind die nichtadhärenten
Zelle alle oder fast alle leukämisch, während Zellen,
die in der nächstliegenden
Hälfte
der Kammer adhärieren,
fast alle normal sind.
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Auf
Grundlage der Ergebnisse dieser Messungen wird eine Reihe paralleler
rechteckiger Kammern aufgebaut, in denen die Strömungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit
(siehe 4a und 4b) über die
untere Fläche
eine Scherspannung erzeugt, bei der festgestellt hat, dass sie in
der konischen Kammer die leukämischen
Zellen vom Stroma entfernt, ohne alle normalen Zellen zu entfernen.
Im Fall des Knochenmarks von Patienten mit chronischer myelogener
Leukämie
beträgt
diese Scherspannung üblicherweise
0,01–0,05 Dyn/cm2. Die tatsächliche Durchflußgeschwindigkeit
hängt von
der Größe und Geometrie
der Kammern ab. Knochenmarkszellen des Patienten werden in diesen
rechteckigen Kammern mit einer Konzentration von 5 × 106/ml bis 50 × 106/ml
in Iscove's modifiziertem
Dulbecco-Medium mit 5–20%
(üblicherweise
10%) fötalem
Kälberserum
plus 0–15%
(üblicherweise
10%) Pferdeserum mit oder ohne 106 M Hydrocortison
kultiviert. Die Knochenmarkszellen werden 12–24 Stunden lang ohne Fluidstrom
kultiviert und anschließend
wird der Fluidstrom initiiert. Die Zellen werden 3–7 Tage
lang kultiviert und zu diesem Zeitpunkt werden alle nichtadhärenten Zellen verworfen.
Die adhärenten
Zellen werden von den rechteckigen Platten durch Aspiration und
mechanisches Schütteln
zurückgewonnen
und dann gesammelt. Diese Zellen können dann entweder direkt in
den Patienten zurückgeführt werden
oder für
einen späteren
Gebrauch mit Standardmethoden in flüssigem Stickstoff aufbewahrt
werden.
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Andere
Zellen als jene des hämatopoetischen
Systems können
ebenfalls über
die unterschiedliche Toleranz gegenüber Scherspannung getrennt
werden. Wenn unterschiedliche Subpopulationen von Zellen innerhalb
einer komplexen Zellmischung vorliegen, können also die oben beschriebenen
Verfahren dazu verwendet werden, einen Zelltyp von Interesse aus
einer Zellsuspension, die von z.B. Haut, Leber, Muskeln, Nerven
oder Epithel stammt, abzutrennen. Besonderes Interesse gilt dabei
der Abtrennung von Tumorzellen aus einer Population normaler Zellen.
Die abzutrennende Zellpopulation wird mit einem geeigneten Stromasubstrat
wie unten beschrieben, beispielsweise einem gereinigten Protein
oder einem Zellbestandteil, an die die jeweiligen Zellen adhärieren,
in Kontakt gebracht. Die Scherspannungstoleranz für jede der
adhärenten
Subpopulationen wird wie oben beschrieben bestimmt. Der Fluidstrom
kann dann in geeigneter Weise eingestellt werden, so dass die gewünschte Subpopulation
am Stroma verbleibt. Die gewünschten
Zellen werden dann wie oben beschrieben gesammelt.
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In
dem Reaktor können
zahlreiche verschiedene Packungen verwendet werden, um für ein adhärentes Wachstum
der Zellen zu sorgen, wobei eine gewisse physische Trennung zwischen
den Stromazellen und den hämatopoetischen
Zellen erhalten bleibt und ein gewisser Kontakt zwischen oder eine
enges Nebeneinander von Stromazellen und hämatopoetischen Zellen zugelassen
wird. Auf diese Weise können
die von den Stromazellen sezernierten Faktoren leicht von den hämatopoetischen
Zellen aufgenommen werden und deren Proliferation und, falls zweckmäßig, deren
Differenzierung und Reifung anregen.
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Die
Proteinmatrix, die die Zellen tragen soll, kann die Form von zerkleinerten
Kollagenpartikeln annehmen, z.B. Schwämme oder poröse Kollagenkügelchen,
von Schwämmen
oder Kügelchen,
die aus extrazellulärem
Knochenmatrixprotein aus Knochenmark bestehen, oder von proteinbeschichteten
Membranen, bei denen das Protein Kollagen, Fibronectin, Hämonectin,
RGDS-Peptid, gemischtes Knochenmarksmatrixprotein oder dergleichen
ist. Die Porengrößen der
Membranen liegen im Allgemeinen im Bereich von etwa 1 bis 5 μm, um Wechselwirkungen
zwischen den verschiedenen Zelltypen zuzulassen und dennoch noch
eine physische Trennung beizubehalten.
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Es
können
Membranen verwendet werden, die proteinbeschichtet sind. Es können verschiedene Membranmaterialien
wie Polypropylen, Polyethylen, Polycarbonat, Polysulfonat etc. verwendet
werden. Es können
verschiedene Proteine, insbesondere Kollagen oder die anderen Proteine,
die oben angegeben wurden, verwendet werden. Die Membran sollte
genügend
kleine Poren besitzen, damit die transformierten Zellen nicht durch
die Membranen hindurchgehen können
aber wachsen und eine konfluente Schicht auf einer Seite der Membran
bilden können
und Teile der Zellmembran in die Poren expandieren können. Im
Allgemeinen liegen die Poren im Bereich von 1 bis 5 μm. Auf diese
Weise können
die hämatopoetischen
Stammzellen auf der gegenüberliegenden
Seite der Membran wachsen und mit den transformierten Zellen in
Wechselwirkung treten, wobei die Faktoren direkt aus den transformierten
Zellen in die hämatopoetischen
Progenitorzellen transferiert werden können. Die Progenitorzellen,
die Stammzellen, sind in der Lage, an die intrudierten cytoplasmatischen
Projektionen zu binden, die in die Poren eingedrungen sind. Hämatopoetische
Differenzierung aus den Stammzellen erfolgt auf einer Seite der
Membran und die differenzierte Nachkommenschaft ist nicht in der Lage,
sich durch die Poren zurückzuquetschen,
die schon größtenteils
von der Stromazellschicht belegt sind, wenn man sich der Konfluenz
nähert
oder diese erreicht hat. Man könnte
beispielsweise mehrere Kammern vorsehen, in denen Stromazellen wachsen
können,
und die hämatopoetischen
Zellen könnten
entsprechend der Kammer, in der die Stromazellen in einer subkonfluenten
Menge vorliegen, verlagert werden. Durch eine bewegliche Barriere
zwischen den Kammern kann man daher, wenn sich die Stromazellen
der Konfluenz nähern,
im Allgemeinen nach etwa 8–12
Wochen, die Barriere zwischen den Kammern öffnen oder entfernen und den
Stromazellen ermöglichen,
in die neue Kammer zu gelangen und den hämatopoetischen Zellen ermöglichen,
in Kontakt mit den subkonfluenten Stromazellen zu treten, während die
subkonfluenten Stromazellen die Faktoren in die Kammer speisen,
die die hämatopoetischen
Zellen umfaßt
(5a und 5b). Der
Transfer der hämatopoetischen
Zellen kann durch geeignete Strömungsgeschwindigkeiten
oder andere übliche
Mittel erreicht werden. Man kann verschiedene Vertiefungen in der
Kammer vorsehen, die durch geeignete Wände voneinander getrennt sind,
und nach Ansäen
in einer Vertiefung bewegen sich die Zellen, wenn die Zellen konfluent
werden, dann zur nächsten
Vertiefung besiedeln die nächste
Vertiefung in subkonfluenter Weise. Eine andere Modifikation des
Systems ist eine solche, bei der die hämatopoetischen Zellen, nach
8–12 Wochen
in Kultur, neuen proliferierenden Stromazellen ausgesetzt werden.
Dies erfolgt auf eine von mehreren möglichen Arten. Die Exposition
mit proliferierenden Stromazellen erfolgt auf eine von mehreren
möglichen
Arten. Bei der ersten Methode wird die Kultur 3–5 Minuten EDTA ausgesetzt,
wodurch die hämatopoetischen
Stammzellen von den Stromazellen entfernt werden. Die entfernten
Zellen werden dann in ein neues Kulturgefäß überführt, welches selbst Knochenmarksstromazellen
enthalten kann, die 3–7
Tage zuvor angesäht
wurden. Dieses Vorgehen wird alle 8–12 Wochen wiederholt. Ein
anderer möglicher
Ansatz ist es, weitere Oberfläche
bereitzustellen, indem man das Kulturvolumen erhöht und nach 8–12 Wochen
zusätzliche
Kollagenkügelchen
zur Kultur gibt. Schließlich
können
kleine organische Moleküle
oder Proteine, insbesondere Hormone, wie beispielsweise Thrombozytenwachstumsfaktor
(mit 100– 500
ng/ml), Interleukin-1-alpha, Tumornekrosefaktor alpha oder basischer
Fibroblastenwachstumsfaktor oder andere für Fibroblasten mitogene Moleküle alle
3–7 Tage
zu den Kulturen gegeben werden. Diese Exposition mit mitogenen stimulierenden
Stromafaktoren fördert
die kontinuierliche Proliferation von Knochenmarksstromazellen und
ihre kontinuierliche Produktion hämatopoetischer Wachstumsfaktoren.
Man kann so für
einen kontinuierlichen subkonfluenten Zustand der Stromazellen sorgen.
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Ein
kontinuierlicher Fluidstrom kann ebenfalls zur selektiven Abtrennung
normaler Zellen von krebsartigen Zellen in einer Knochenmarks-population
verwendet werden. Bei diesem Ansatz wird zuerst eine radiale Durchflußkammer
zur Bestimmung der spezifischen Adhäsionseigenschaften des Stromas
von normalen gegenüber
krebsartigen Zellen verwendet und anschließend eine rechteckige Durchflußkammer
verwendet, die zum Erreichen einer zur Entfernung der krebsartigen
Zellen ausreichenden Scherbeanspruchung eingestellt ist, um die
normalen und die krebsartigen Zellen zu trennen.
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Das
vorliegende Verfahren und die vorliegende Vorrichtung sehen auch
die Möglichkeit
vor, Stammzellen, die durch den Strom des Perfusionsmediums verloren
gegangen sind, im Kreislauf zurückzuführen. Der Membranproteinoberflächenmarker
CD34 trennt unreife hämatopoetische
Zellen im wesentlichen von reifen hämatopoetischen Zellen ab. Indem
man solche Zellen, die CD34+ sind, wegfängt und
zurückführt, läßt sich also
der Verlust von Stammzellen an das Medium vermeiden.
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Zum
Wegfangen und Rückführen der
unreifen Zellfraktion in den Reaktor lassen sich verschiedene Verfahren
verwenden. Beispielsweise könnte
man die Zellen mit einem Antikörper
markieren, der für
CD34 spezifisch ist, und dann Antikörper gegen diesen Antikörper einsetzen,
um die CD34+-Zellen zu sammeln und in den
Reaktor zurückzuführen. Alternativ
zur positiven Selektion könnte
man eine negative Selektion durchführen, wobei man die reifen
Zellen entfernen würde,
indem man Antikörper
gegen verschiedene, mit reifen Zellen assoziierte Marker einsetzt,
beispielsweise Antikörper
gegen Glycophorin A, CD33, M01, OKT3, OKT4, OKT8, OKT11, OKT16,
OKM1, OKM5, Leu7, Leu9, Leu M1, Leu M3 usw. Für Marker, die für reife
Zellen der verschiedenen hämatopoetische
Zellinien, lymphoid, myeloid und erythroid, spezifisch sind, stehen
verschiedene Antikörper
zur Verfügung,
und diese Antikörper
können
dazu verwendet werden, um reife Zellen aus dem Medium, das aus dem
Reaktor strömt,
zu entfernen, gefolgt vom Ernten der verbleibenden Zellen und deren erneuter
Etablierung im Reaktor. Auf diese Weise läßt sich die zwangsläufige Abnahme
in den Kulturen aufgrund des Verlustes von Stammzellen vermeiden
und ein unbegrenztes Überleben
der Stammzellen in vitro gewährleisten.
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Die
Auftrennung mit Antikörpermarkern
läßt sich
auf verschiedene Weise erreichen, wobei Standardverfahren, einzeln
oder in Kombination, eingesetzt werden, beispielsweise "Panning", fluoreszenz-aktivierte Zellsortierung,
Antikörper,
die an verschiedene Oberflächen,
z.B. Polystyroloberflächen,
metallische Mikrokügelchen
und Magnete usw., gebunden sind. Die Antikörper werden an eine Oberfläche gebunden,
die eine Trennung zwischen adhärenten
und nicht adhärenten
Zellen zuläßt, oder
die Antikörper
werden markiert, direkt oder indirekt, was eine Selektion zwischen
markierten und unmarkierten Zellen erlaubt.
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Indem
man sich an die vorliegenden Verfahrensvorschriften hält, läßt sich
eine deutlich verlängerte Wachstumsdauer
von hämatopoetischen
Zellen in vitro erreichen, die im allgemeinen ex vivo in Kultur
eine humane Hämatopoese über wenigstens
sechs Monate liefert, wobei Granulopoese über wenigstens vier Monate und
Erythropoese über
wenigstens drei Monate unterstützt
werden. Zusätzlich
werden über
den gesamten Kulturverlauf kontinuierliche hämatopoetische Nachkommenzellen
erzeugt, was zu einer Netto-Expansion von Nachkommenzellen führt, die
mehr als das 10-fache der eingesetzten Zellen beträgt.
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Indem
man sich an die vorliegenden Verfahrensvorschriften hält, wird
auch eine erhöhte
Zellteilungsrate der Stammzellen gefördert, was eine effiziente
Insertion von retroviral transfiziertem genetischen Material erlaubt.
Gene, die mit Hilfe des passenden retroviralen Vektors während einer
anfänglichen
zweiwöchigen
Infektionsdauer inseriert wurden, können in bis zu 10–30% aller
Nachkommen- und Vorläuferzellen,
die während der
anschließenden
Kultivierung über
vier Monate in Kultur entstehen, exprimiert werden. Die vorliegenden Verfahren
fördern
also den erfolgreichen Transfer von genetischem Material in eine
hochproliferative humane hämatopoetische
Stammzelle.
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1 ist
eine schematische Ansicht einer Perfusionskammer. Reaktor 10 mit
Deckplatte 12 und Bodenplatte 14 werden durch
Schrauben 16 zusammengehalten, die durch Flügelmuttern 18 in
Position gehalten werden. Um ein Verziehen zu vermeiden, werden
drei Schrauben verwendet. Die Kammer 20 weist drei Zonen auf,
wobei die mittlere Zone 22 die Trägermatrix für die Stromazellen, das Bett
aus Stromazellen und die Knochenmarkszellen enthält. Die zentrale Zone 22 ist
von der oberen Zone 24 und der unteren Zone 26 durch Membranen
oder Siebmaschen 28 bzw. 30 getrennt. Zweckmäßig kann
eine Polysulfonmembran oder ein Edelstahlsieb eingesetzt werden,
dessen Maschengröße klein
genug ist, um Zellen in der mittleren Zone der Kammer zurückzuhalten.
Die trennende Grenzfläche
kann mit Hilfe des inneren Zylinders 27 in die Kammer eingebaut
werden, der unterteilt ist, um mechanische Unterstützung für die Trennmembran
zu bieten. Die obere Zone 24 und die untere Zone 26 müssen nicht
gleich sein und weisen Schlauchleitungen oder Membranen auf, durch
die flüssiges
Medium und Gase ausgetauscht werden. Die Gase werden durch einen
hydrophoben Schlauch, z.B. Aus Silikon, ausgetauscht, dessen Länge (und
damit Gas/Flüssig-Kontaktfläche) variiert
werden kann, um ausreichend Gasstrom zuzulassen, damit dem Bedarf
der in der mittleren Zone metabolisierenden Zellpopulation nachgekommen
wird. Die Medien können
durch Öffnung 32 direkt
aus der oberen oder unteren Zone abgepumpt oder abgezogen werden
und durch Zuleitungsschlauch 34 zugefüttert werden.
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Falls
gewünscht,
können
die obere und untere Zone bei Verwendung eines externen Oxygenierapparats
weggelassen werden. In dieser Situation wird die Trennmembran unter
dem Glaszylinder 36 in Position gehalten, der in die zylindrisch
vertieften Platten 12 und 14 paßt, und
die Fläche
innerhalb der zylindrischen Vertiefung soll für gute Strömungsverteilung durch die Membran
sorgen. Diese Geometrie erlaubt es, daß sich das Fluid aus der begrenzten
Zahl von Einlaßöffnungen
vermischt und sich für
den Radialdruck ein Gleichgewicht einstellt, was zu einem uniformen
Flüssigkeitsstrom
durch die Trennmembran führt.
Dieser Aufbau eignet sich für
Kammern mit relativ wenig Zellen, so daß die Oxygenierung nicht limitierend
wird.
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In 2 ist
eine schematische Darstellung des Regelkreises gezeigt, der die
Perfusionskammer mit dem seitlichen Medienreservoir, dem Oxygenator,
der Sensorkammer und den Proben-/Einspritzöffnungen verbindet.
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Eine
externe Frischmedium-Quelle 50 wird mittels Pumpe 52 durch
Leitung 56 in ein Medienreservoir gepumpt, und verbrauchtes
Medium wird mittels Pumpe 52 durch Leitung 58 aus
Reservoir 54 zur Weiterverarbeitung in den Behälter 60 für verbrauchtes
Medium abgeführt.
Eine zweite Pumpe 62 pumpt Medium aus dem Medienreservoir 54 durch
Leitung 64 durch einen Hohlfaseroxygenator 66.
Das Medium wird durch Leitung 68 in die erste Kammer von
Bioreaktor 70 geleitet. Falls zweckmäßig, wird ein Mittel zum Einspritzen
von Medienkomponente 82 bereitgestellt, um die Komponente
zum Transport durch das Medium in die erste Kammer von Bioreaktor 70 in
Leitung 68 einzuspeisen. Bei der Komponente kann es sich
um Testkomponenten, zusätzliche
Faktoren o.ä.
handeln. Das Medium aus Bioreaktor 70 wird durch die mittlere
Kammer 72 in die zweite Kammer 74 des Bioreaktors
geleitet. Von dort wird das Medium durch Leitung 76 zu
den in Reihe liegenden Sensoren 78 geleitet, um die Veränderungen
in der Medienzusammensetzung festzustellen.
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Beispielsweise
ist es wünschenswert,
daß das
Verhältnis
von Glutamin:Glucose, abhängig
von den verwendeten Zellinien, im Bereich von etwa 1:5–8 liegt;
beispielsweise bevorzugt 1:8 für
transfizierte 3T3-Zellen. Außerdem
liegt die Ammoniumkonzentration vorzugsweise unter etwa 2,0 mM und
die Lactatkonzentration beträgt
vorzugsweise weniger als 35 mM. Durch Überwachen des aus dem Reaktor
ausströmenden
Mediums kann das in den Bioreaktor eingebrachte Medium modifiziert
werden, der Sauerstoffpartialdruck kann verändert werden, die Gasstromgeschwindigkeit
kann geändert
werden, verschiedene Komponenten können vermehrt werden oder die
Perfusionsgeschwindigkeit kann erniedrigt oder erhöht werden.
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Von
den Sensoren 78 wird das Medium mittels Pumpe 62 durch
Leitung 80 in Reservoir 54 geleitet.
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Über den
oben beschriebenen Strömungsweg
wird das Medium im seitlichen Reservoir mit Hilfe einer separaten
Pumpe langsam ausgetauscht. Diese Organisation erlaubt eine getrennte
Regelung der Medienaustauschgeschwindigkeit (der äußeren Pumpe)
und der Durchströmgeschwindigkeit
durch den Oxygenator und die Perfusionskammer. Erstere wird eingesetzt,
um die längerfristige Änderung
in der Medienzusammensetzung und die Perfusion zu regeln, während letztere
eingesetzt werden kann, um das Potential des gelösten Sauerstoffs und die Strömungsmuster
in der Kammer zu regeln. Die Verwendung einer engmaschigen biokompatiblen
Membran erlaubt eine Pfropfen- oder Kolbenströmung in der Kammer und erlaubt
somit die genaue Steuerung der Zufuhr von Wachstumsfaktoren und
von anderen speziellen Verbindungen, die man in sehr genauen Mengen
in die hämatopoetischen
Zellen und die Stromazellen einschleusen möchte.
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Nach
Autoklavieren der Kammer und der Komponenten des Regelkreies wird
der Reaktor in einer sterilen Umgebung zusammengebaut. Das Medium
kann einige Tage im Kreis durch den seitlichen Regelkreis und die
Kammer geführt
werden, wobei auf Zeichen von Verunreinigungen überprüft wird. Wenn ein steriler Zusammenbau
erfolgt ist, wird die mittlere Zone der Kammer entweder mit der
extrazellulären
Matrix allein oder mit einem zuvor inokulierten Träger für die extrazelluläre Matrix,
der die Stromazellen enthält,
inokuliert. Die Stromazellen werden dann entweder: (1) über einige
Tage in der Kammer gehalten, wobei ihre Stoffwechselleistung und/oder
ihr Ansprechen auf Wachstumsfaktoren überwacht wird, und wenn die
Ergebnisse zufriedenstellend sind, wird das Knochenmark inokuliert;
oder (2) unmittelbar mit Knochenmark angesät. In beiden Fällen wird
die Zellschicht am Boden der mittleren Zone der Perfusionskammer
gehalten. Die Zellen legen zusätzliche
extrazelluläre
Matrix ab und die Zellschicht adhäriert an die Trennmembran.
Zu diesem Zeitpunkt kann die Kammer umgedreht werden und die Zellschicht
kann sich dann an der Decke der mittleren Zone befinden. Bei dieser
Anordnung setzen sich die reifenden Zellen am Boden der mittleren
Zone ab, da sie ihre Adhäsionsfähigkeit
an die Stromaschicht verlieren. Dieses Charakteristikum ist wichtig,
um Schädigungen
zu verhindern, die reife Zellen an der Stromaschicht und/oder an
weniger reifen hämatopoetischen
Zellen verursachen. Dieses Charakteristikum erleichtert auch das
kontinuierliche Entfernen reifer Zellen.
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Diese
Zellen werden geerntet, indem die Zellen mittels einer Spritze entnommen
werden oder indem man die Zellen, durch den Druck des perfundierten
Mediums, kontinuierlich durch die Austrittsschlauchleitung aus der
Kammer strömen
läßt.
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Die
Stromazellen sind größtenteils
Fibroblasten, die mit ein oder mehr Genen transformiert sind, die die
gewünschten
hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren liefern. Es können
die gleichen oder verschiedene Zellen mit den Genen transfiziert
werden, abhängig
von der jeweiligen Wahl der Wirtszellen können die gleichen oder verschiedene
Zellen für
eine Vielzahl von Genen verwendet werden.
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Es
können
zahlreiche verschiedene normale Zellen oder stabile Linien eingesetzt
werden. Es wurde jedoch gefunden, daß nicht alle Zellstämme zulässig sind,
da die Transformation einiger Zellinien zu einem Überwachstum
der Zellen führen
kann. Zweckmäßig sind
die eingesetzten Zellen nicht neoplastisch, sondern benötigen die
Adhäsion
an einen Träger.
Bei den Säugerzellen
muß es
sich nicht um Humanzellen und nicht einmal um Primatenzellen handeln.
Ebenso kann die adhärente
Zellschicht auch eine Vielzahl nicht-transformierter Zellen beinhalten,
einschließlich
normaler humaner adhärenter
Knochenmarkszellen, normaler humaner adhärenter Milzzellen und normalen
Thymusepithels.
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Verfahren
zum Transformieren von Säugerzellen,
einschließlich
Fibroblasten, sind allgemein bekannt, und es gibt umfangreiche Literatur,
von der zuvor lediglich ein paar wenige Fundstellen angegeben wurden. Die
Konstrukte können
die natürlich
vorkommende regulatorische Initiationsregion für die Transkription verwenden,
die den Promotor und, falls zweckmäßig, den Enhancer umfaßt, oder
es kann eine andere transkriptionelle Initiationsregion beteiligt
sein, die induzierbar oder konstitutiv ist.
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Es
steht eine große
Zahl von Initiationsregionen für
die Transkription zur Verfügung,
die induzierbar oder konstitutiv sind und mit einem natürlich vorkommenden
Enhancer assoziiert sein können,
oder es kann ein Enhancer vorgesehen sein, nur in einem bestimmten
Zelltyp induziert werden oder in einer Vielzahl oder in allen Zelltypen
funktionsfähig
sein. Die Initiationsregion für
die Transkription kann aus einem Virus oder einem natürlich vorkommenden
Gen stammen, kann synthetisch sein oder eine Kombination von all
diesem darstellen.
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Promotoren,
die verfügbar
sind und Anwendung gefunden haben umfassen die chromosomalen Promotoren,
beispielsweise die Metallothionein I- und II-Promotoren von Maus
und Mensch, den Actinpromotor etc., oder virale Promotoren, beispielsweise
die SV40-Promotoren der frühen
Gene, den CMV-Promotor, Adenovirus-Promotoren, Promotoren, die mit
den LTRs von Retroviren assoziiert sind etc. Diese Promotoren stehen
zur Verfügung
und lassen sich leicht in geeignete Vektoren inserieren, die Polylinker
zur Insertion der Initiationsregion für die Transkription sowie der
interessierenden Gene umfassen. Für andere Fälle stehen Expressionsvektoren
zur Verfügung,
die einen Polylinker zwischen einer Initiationsregion für die Transkription
und einer Terminationsregion für
die Transkription bieten, wobei auch für die verschiedenen Signale
im Zusammenhang mit der Prozessierung des Messengers für die Translation
gesorgt wird, d.h. die Cap-Site
und das Polyadenylierungssignal. Die Konstruktion der Expressionskassette,
die die regulatorischen Regionen und das Strukturgen umfaßt, kann
mit Hilfe von ein oder mehreren Restriktionsenzymen, Adaptern, Polylinkern,
durch in vitro-Mutagenese,
Auffüllen
von Primern ("Primer-Repair"), Ausschneiden o.ä. erfolgen.
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Die
Expressionskassette ist gewöhnlich
Teil eines Vektors, der einen Marker und ein oder mehr Replikationssysteme
beinhaltet. Der Marker erlaubt den Nachweis und/oder die Selektion
von Zellen, in die die Expressionskassette und der Marker eingebaut
wurden. Es können
verschiedene Marker eingesetzt werden, insbesondere Marker, die
Resistenz gegen ein Toxin, insbesondere ein Antibiotikum, vermitteln.
Bevorzugt wird eine Neomycin-Resistenz verwendet, die einem Säugerzellenwirt
Resistenz gegen G418 verleiht. Die Replikationssysteme können ein
prokaryontisches Replikationssystem umfassen, das eine Klonierung
während der verschiedenen
Schritte erlaubt, bei denen die einzelnen Komponenten der Expressionskassette
zusammengebaut werden. Das andere Replikationssystem kann dazu verwendet
werden, ein episomales Element in der Wirtszelle zu halten, obgleich
das Replikationssystem in den meisten Fällen so gewählt werden wird, daß es die
Integration der Expressionskassette in ein Chromosom des Wirts erlaubt.
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Zum
Einbringen der Expressionskassette in den Wirt kann jede üblicherweise
eingesetzte Methode verwendet werden, einschließlich Transformation mit Calciumpräzipitierter
DNA, Transfektion, Infektion, Elektroporation, ballistischer Teilchen
o.ä. Sobald
die Wirtszellen transformiert sind, können sie in einem geeigneten
Nährmedium
mit einem Selektionsmittel amplifiziert werden, um diejenigen Zellen
zu selektionieren, die den Marker enthalten. Überlebende Zellen können dann
amplifiziert und eingesetzt werden.
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Wirtszellen,
die eingesetzt werden können,
umfassen die Zellinie CV1 der afrikanischen grünen Meerkatze, NIH-3T3-Mauszellen,
normale humane Knochenmarksfibroblasten und normale Milzfibroblasten
aus Mäusen.
Es ist zu beachten, daß die
Zellen in manchen Fällen,
abhängig
von der Wahl des Vektors und der Zellinie, neoplastisch werden können. Es
ist wichtig, daß die
resultierenden transformierten Zellen zur Adhäsion in der Lage sind, wodurch
die transformierten Zellen an einem Träger, beispielsweise Proteinschwämmen, proteinbeschichteten
Membranen o.ä.,
gebunden bleiben.
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Wenn
der Vektor zur Expression des geeigneten Wachstumsfaktors konstruiert
worden ist, kann er mit Hilfe beliebiger geeigneter Methoden zur
Transformation von Zellen verwendet werden. Die resultierenden transformierten
Zellen können
dann zum Ansäen
der bereits beschriebenen Träger
verwendet werden. Diese Träger
können
in den Reaktor eingebracht werden oder können sich zum Zeitpunkt des
Ansäens
im Reaktor befinden. Man läßt die Zellen
ausreichend lang wachsen, um sicherzustellen, daß die Zellen lebensfähig sind und
in der Lage sind, die gewünschten
Wachstumsfaktoren zu produzieren.
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Der
Reaktor kann dann in zweckmäßiger Weise
mit den hämatopoetischen
Zellen angesät
werden. Bei den hämatopoetischen
Zellen kann es sich um im wesentlichen reine Stammzellen, um eine
Mischung hämatopoetischer
Zellen ein oder mehrerer Zellinien, die im wesentlichen frei von
reifen Zellen ist, oder um eine Mischung handeln, die alle oder
im wesentlichen alle verschiedenen Zellinien des hämatopoetischen
Systems in ihren verschiedenen Reifestadien umfaßt.
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Man
läßt die Zellen
unter im wesentlichen kontinuierlicher Perfusion durch den Reaktor
wachsen, wobei man die verschiedenen beteiligten Nährstoffe
und Faktoren überwacht.
Zum größten Teil
werden die primären
Faktoren von den Stromazellen geliefert, so daß man gewöhnlich zu einer Gleichgewichtskonzentration der
Wachstumsfaktoren kommt. Da gefunden wurde, daß konditionierte Überstände beim
Wachstum der hämatopoetischen
Zellen wirksam sind, kann man ein Verhältnis von Stromazellen zu hämatopoetischen
Zellen vorsehen, bei dem der Wachstumsfaktor im Reaktor auf einer
geeigneten Konzentration gehalten wird.
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Transfiziertes
Stroma kann zum Einschleusen von Genen in humane Stammzellen dienen.
Bei Mäusen
wird der retroviral vermittelte Gentransfer in Stammzellen ermöglicht,
indem man die Mäuse
mit 5-FU vorbehandelt und dann die geernteten Knochenmarkszellen
in konditioniertem WEHI-Medium, das IL-3 und GM-CSF enthält, wachsen
läßt (Lemischka,
Cell (1986) 45: 917). Das künstliche
Stroma, gezüchtet
mit einer retroviralen Verpackungszellinie, die einen interessierenden
retroviralen Vektor sezerniert, kann dazu verwendet werden, um Gene
effizient in humane Stammzellen einzuschleusen. Beispielsweise könnten humane T-Zellen
gegen HIV-Infektionen resistent gemacht werden, indem Stammzellen
mit dem retroviralen Vektor, der eine HIV-Antisense-Sequenz unter
der Kontrolle einer regulatorischen CDC2-Sequenz enthält (Greaves,
Cell, (1989) 56: 979–986),
infiziert werden, was eine gewebespezifische Expression in T-Zellen
erlauben würde. Von
der retroviralen Huckepack-Zellinie würde ein Faktor geliefert, der
für die
Replikation des Retrovirus essentiell ist; dieser Faktor wäre in der
hämatopoetischen
Target-Zelle nicht vorhanden. Sobald das Virus in die hämatopoetische
Target-Zelle transferiert wird, wäre es nicht mehr zur Replikation
in der Lage.
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In
den 3a und b ist die Radialströmungskammer 100 mit
Einlaß 102 und
Auslaß 104 und
mit Kammer 106 dargestellt, wobei die Pfeile 108 die
Strömungsrichtung
angeben. Auf einer Stromaschicht 112 in der Kammer werden
hämatopoetische
Zellen angesät
und wachsen gelassen. Die Strömungsgeschwindigkeit
bestimmt, welche Zellen adhärieren
können,
wobei nicht adhärente
Zellen 114 durch den Auslaß 104 ausströmen.
-
In
den 4a und 4b wird
die Wachstumskammer 120 mit Einlaß 122 und Auslaß 124 gezeigt. In 4b umfaßt Einlaß 122 ein
Verteilerstück 128,
das einzelne Kammern 126 speist, die Zellen 110 und Stroma 112 für Wachstum
und Auftrennung enthalten.
-
In
den 5a und 5b sind
Wachstumskammern gezeigt, in denen die Barrieren 134, 136 und 138 schematisch
während
der Kultivierung entfernt werden: Barriere 134 nach etwa
Woche 8–10;
Barriere 136 nach etwa Woche 18–20 und Barriere 138 nach
etwa Woche 28–32.
-
Nach
der allgemeinen Beschreibung der Erfindung läßt sich ein tieferes Verständnis mit
Hilfe bestimmter spezieller Beispiele erreichen, die hier nur zur
Veranschaulichung dienen und, soweit es nicht anders angegeben,
nicht einschränkend
sein sollen.
-
Beispielhafte Zelltrennung
und Färbeverfahren
-
Auftrennung der Knochenmarkszellen
auf Ficoll:
-
- 1. Verdünnen
der Knochenmarksprobe in einem Verhältnis von 1:4 in I-MDM, das
bei Raumtemperatur gehalten wird (Iscove's Modified Dulbecco-Medium; Kat.-Nr. 430-2200).
- 2. Vorsichtiges Schichten von 35 ml der verdünnten Knochenmarksprobe auf
15 ml Ficoll-Paque bei Raumtemperatur (Sp. Gr. 1,077 g/cc; Pharmacia;
Kat.-Nr. 17-0840-02)
in einem 50 ml Zentrifugenröhrchen.
- 3. Zentrifugieren bei 700 × g
(1800 rpm auf Beckmann) für
30 min bei Raumtemperatur (20°C).
- 4. Entfernen des größten Teils
der oberen Schicht nach Zentrifugation (wobei noch etwa 5 ml über der
Interphase zurückbleiben),
Auffangen der Interphasenschicht (Knochenmarkszellen) und dreimaliges
Waschen in eiskaltem I-MDM wie folgt:
Erstes
Waschen: | 1400
rpm/15 min/4°C: |
Zweites
Waschen: | 1200
rpm/10 min/4°C. |
Drittes
Waschen: | 1200
rpm/10 min/4°C. |
- 5. Nach dem dritten Waschen werden die Zellen entweder in Medium
oder einer „Balanced
Salt"-Lösung etc
suspendiert (abhängig
davon, was mit ihnen gemacht werden soll) und nach Herstellung einer
1:10-Verdünnung
der Zellen in Essigsäure
ausgezählt
(10 μl Zellsuspension
= 90 μl
2%ige Essigsäure
in PBS; dies ermöglicht
es nur WBCs auszuzählen,
da RBCs in Essigsäure
lysiert werden).
- 6. Die Zellen werden dann in geeignetem Medium in der gewünschten
Endkonzentration suspendiert (was die Medien betrifft, so wird auf
die verschiedenen Anwendungen verwiesen).
-
Fluoreszenzfärbung für MY-10
positive Knochenmarkszellen:
-
Reagentien
-
Standardpuffer:
-
- Pulverförmiger
Bacto Dried DIFCO-Puffer (Baxter; Kat.-Nr. 2314-15GB): 200 g
- 10% NaN3 (Natriumazid) 20 g
- Hitzeinaktiviertes fötales
Kälberserum
(56°C, 30
min) 200 ml
- Volumen mit dd-H2O auf 20 Liter auffüllen; pH
7,15–7,25;
Aufbewahren bei 4°C
1 Monat haltbar
-
2%ige Paraformaldehydlösung
-
- Paraformaldehyd 10 g
- dd-H2O 500 ml
- 10 N NaOH (unterm Abzug) 8–20
Tropfen
- Pulverförmiger
Bacto Dried Difco-Puffer 5 g
- dd-H2O in 500 ml-Kolben geben und auf
einer Heizplatte unterm Abzug bei 60°C rühren.
- Zugeben von 10 g Paraformaldehyd
- Zutropfen von NaOH, bis die Lösung klar wird
- Zugeben von 5 g DIFCO
- Abkühlen
lassen, pH mit 2 N HCl auf 7,35–7,45
einstellen.
-
- 1. Nach Auszählen werden die Zellen einmal
in Standardpuffer gewaschen (100 rpm, 5 min, 4°C).
- 2. Die Zellen werden anschließend in einer Konzentration
von 2 × 105 Zellen/ml in Standardpuffer suspendiert.
- 3. Zwei 50 μl-Aliquote
der Zellen werden in 2 15 ml-Zentrifugenröhrchen sedimentiert
- 4. Zu einem Röhrchen
werden 50 μl
einer 1:5-Verdünnung
von Anti-HPCA-1 gegeben (anti-Human Progenitor Cell Antigen; Becton
Dickonson; Kat.-Nr. 7660; in Standardpuffer 1:5 vedünnt). Zum
anderen Röhrchen
werden 50 μl
einer 1:5-Verdünnung von
Mlg gegeben (Maus-IgG1-Kontrolle; Becton Dickinson; Kat.-Nr. 9040;
in Standardpuffer 1:5 verdünnt).
- 5. Beide Röhrchen
werden dann ½ Stunde
lang auf Eis inkubiert.
- 6. Nach der Inkubation werden die Zellen zweimal in 5 ml Standardpuffer
gewaschen (1000 rpm, 5 min, 4°C).
- 7. Nach dem zweiten Waschen werden die Zellpellets in 50 μl einer 1:40-Verdünnung von
GAM-FITC resuspendiert (Affinitätsisoliertes
Ziege-F(ab')2-anti-Maus-IgG und -IgM,
an human-Ig adsorbiert, Fluorescein-konjugiert; TAGO; Kat.-Nr. 4353;
in Standardpuffer 1:40 verdünnt).
- 8. Die Zellen werden ½ Stunde
lang im Dunkeln auf Eis inkubiert.
- 9. Nach der Inkubation werden die Zellen zweimal in 5 ml Standardpuffer
gewaschen (100 rpm, 5 min, 4°C) und
jedes Pellet wird in 100 μl
Standardpuffer plus 100 μl
2%iger Paraformaldehydlösung
resuspendiert.
- 10. Die Zellen werden dann mit einem Durchflußzytometer
auf Fluoreszenz getestet. % positive Fluoreszenz stellt % Fluoreszenz
in der anti-HPCA-1-Probe minus % Fluoreszenz in der MIg-Probe dar.
-
Fluoreszenzfärbung der
Knochenmarkszellen zum Aussortieren reifer Progenitorzellen:
-
Zielsetzungen:
-
Der
Zweck dieser Färbung
besteht darin, hämatopoetische
Stammzellen (die primitivsten Stammzellen) anzureichern, indem man
mit Hilfe des Durchflußzytometers
oder magnetischer Kügelchen
reife Zellpopulationen entfernt. Es ist immer eine gute Idee, zum
Färben
auf MY-10-positive Zellen etwas Zellen als Gesamt-Knochenmarkszellen
zurückzubehalten
(nach Ficoll-Trennung), um mit dem Ergebnis der Sortierung zu vergleichen
und den Anreicherungsgrad zu bestimmen.
- 1.
Die Zellen werden wie oben beschrieben auf Ficoll-Paque aufgetrennt.
(Entfernen von 0,5 × 106 Zellen und Aufteilen in 2 Portionen zum
Anfärben
mit anti-HPCA-1/GAM-FITC
und MIg/GAM-FITC).
- 2. Nach dem dritten Waschen wird das Zellpellet in dem Cocktail
monoklonaler Antikörper
suspendiert (siehe den Abschnitt, der die Herstellung des Cocktails
beschreibt), wobei 1 ml Cocktail pro 107 Zellen
verwendet wird, und die Zellen werden 1 Stunde lang auf Eis inkubiert.
- 3. Die Zellen werden anschließend dreimal in eiskaltem I-MDM
im Überschuß gewaschen
(1000 rpm, 5 min, 4°C).
- 4. Nach dem dritten Waschen werden die Zellen in einer 1:40-Verdünnung von
GAM-FITC (verdünnt
in I-MDM, kein Standardpuffer) im Verhältnis von 50 μl pro 0,25 × 106 Zellen suspendiert und auf Eis im Dunkeln ½ Stunde
inkubiert.
- 5. Nach der Inkubation werden die Zellen dreimal in eiskaltem
I-MDM gewaschen und nach dem letzten Waschen werden sie in 2–4 ml eiskaltem
I-MDM suspendiert und bis zur Sortierung auf Eis gehalten.
- 6. Die Zellen werden dann auf Basis der Fluoreszenz auf dem
Durchflußzytometer
sortiert, um die oberen 85% des Fluoreszenzhistogramms auszuschließen. Zur
besseren Anreicherung sollte die Sortierung zweimal wiederholt werden.
- 7. Nach der Sortierung werden die Zellen ausgezählt, gewaschen
und ein Aliquot wird auf MY-10-positive Zellen gefärbt (wie
oben beschrieben), um den Anreicherungsgrad im Vergleich zu angefärbten Aliquoten von
Gesamt-Knochenmarkszellen
zu bestimmen.
-
Selektion auf unreife
Zellen mit magnetischen Antikörpern:
-
- 1. Befolgen der Schritte 1–3 für das Verfahren zur Fluoreszenzfärbung von
Knochenmarkszellen zum Aussortieren reifer Zellen.
Anmerkung:
Natriumazid ist in keinem der Puffer enthalten.
- 2. In der Zwischenzeit dreimaliges Waschen einer geeigneten
Menge an magnetischem Ziege-anti-Maus-Ig (Biomag; Collaborative
Research; Kat.-Nr. 74340-50;
1 mg/ml; 5 × 108 Partikel/ml) in eiskaltem I-MDM bei 1500
rpm, 5 min, 4°C
(um das als Konservierungsmittel verwendete Natriumazid auszuwaschen).
- 3. Resuspendieren des Zellpellets, das nach dem dritten Waschen
in "Schritt 1" erhalten wurde,
in Biomag im Verhältnis
von 50 Partikel Biomag/Zelle (z.B. für 1 × 106 Zellen
5 × 107 Partikel verwenden, also 0,1 ml Biomag).
- 4. Sedimentieren der Zellen in einer T-25- oder T-75-Gewebekulturflasche
(abhängig
von den Zellzahlen) und ½ Stunde
Inkubieren auf Eis unter zwischenzeitlichem Schütteln.
- 5. Flasche nach Inkubation auf den Flachmagnet (mit dem Biomag
geliefert) legen, mit einem Gummiband oder Klebefilm sichern und
bei 4°C
für 10–15 min
inkubieren.
- 6. Magneten und Flasche aufrecht stellen und den Überstand
sammeln.
- 7. Zweimaliges Wiederholen der Schritte 4–6.
- 8. Auszählen
der Zellen, einmaliges Waschen in eiskaltem I-MDM, Entnehmen eines
Aliquots zum Färben auf
MY-10-positiv und Resuspendieren in geeignetem Medium zur weiteren
Verwendung.
-
1. Medienaustausch
-
Material und Methoden:
-
Zellen:
Humane Knochenmarkszellen wurden aus heparinisierten Aspiraten aus
dem Beckenkamm aufgeklärter
und zustimmender Individuen erhalten. Das Knochenmark wurde durch
eine Ficoll-Paque-Dichtegradientenzentrifugation (Phamacia, Nr.
17-0840-02) aufgetrennt und die Zellen mit geringerer Dichte (< 1,077 gm/cm3) wurden gesammelt und 3mal mit Iscove's Modified Dulbecco
Medium (IMDM) gewaschen. Die Zellen wurden zwischen dem zweiten
und dritten Waschen ausgezählt.
Die Zellen wurden dann auf 24-Loch-Gewebekulturplatten (Costar Nr.
3524) zweifach oder dreifach mit 1, 2 und 5 × 106 Zellen/ml
mit 322 μl/Vertiefung angesät.
-
Langzeitkulturbedingungen:
Die Zellen mit geringerer Dichte wurden in IMDM, das mit 10% fötalem Kälberserum
(Hyclone Laboratories), 10% Pferdeserum (Hyclone Laboratories),
1% Penicillin/Streptomycin (Sigma, 10.000 U/ml Penicillin G und
10 mg/ml Streptomycin, Kat-Nr. P3539) und 10–5 M
Hydrocortison (17-Hydroxycorticosteron, Sigma, Kat-Nr. H0888) supplementiert
war, in einer befeuchteten 5% CO2/95% Luft-Atmosphäre inkubiert.
Die Kulturen wurden nach einem von drei Programmen für den Medienaustausch
behandelt, nämlich
täglicher
100%iger Medienaustausch (7/Woche), 50%iger täglicher Medienaustausch (3,5/Woche) oder
zweimal wöchentlicher
50%iger Medienaustausch (1/Woche). Zweimal pro Woche wurden während des Medienaustauschs
50% der nichtadhärenten
Zellen aus jeder Kulturvertiefung entfernt und mit einem Hämozytometer
ausgezählt.
-
Wenn
die Zellen zum Auszählen
(zweimal/Woche) entnommen wurden, wurde das gesamte Medium, das
während
dem Füttern
der 3,5/Woche- und 1/Woche-Kulturen
entfernt worden war, für
Zellzählungen
aufbewahrt und wieder frisches Medium in die Vertiefungen gegeben.
Die 7/Woche-Kulturen machten die Aufbewahrung der Hälfte des
entfernten Mediums für
Zellzählungen
erforderlich, während
die nichtadhärenten
Zellen in der restlichen Hälfte
des entfernten Mediums abzentrifugiert und zurückgeführt wurden. Anschließend wurde
in jede Vertiefung frisches Medium gegeben, um das für die Zellzählungen
entfernte Medium zu ersetzen. An Tagen, an denen keine Zellen zum
Auszählen
entnommen wurden, wurden 100% oder 50% des Mediums aus jeder Vertiefung
der 7/Woche- bzw. 3,5/Woche-Kultur entfernt, die Zellen wurden abzentrifugiert
und mit zusätzlichem
frischen Medium in die ursprünglichen
Vertiefungen zurückgegeben.
-
Methylcellulose
und morphologische Tests: Einmal alle zwei Wochen wurden die nicht
adhärenten
Zellen, die für
die Zellzählungen
entnommen worden waren, in Gegenwart von Erythropoetin, GM-CSF und
IL-3 auf Methylcellulose ausplattiert und die Granulocyten-Macrophagen-Kolonien-bildenden
Einheiten (CFU-GM) wurden ausgezählt.
Aliquote der entnomenen Zellen wurden cytozentrifugiert, mit Wright-Giemsa gefärbt und es
wurde eine Differentialzellzählung
durchgeführt.
-
Statistische
Untersuchungen: Die Ergebnisse der zweimal wöchentlichen Zellproduktion
sind als Mittelwerte ± Standardabweichung
(SEM) von wiederholten Kulturen ausgedrückt. Die Wahrscheinlichkeit
signifikanter Unterschiede zwischen Gruppen von Kulturen wurde durch
Vergleich der normierten Werte für
die kumulative Zellproduktion aus den rasch ausgetauschten Kulturen
(7/Woche und 3,5/Woche) mit den zugeordneten Kontrollkulturen (1/Woche)
mit Hilfe eines paarweisen t-Tests bestimmt. Statistische Signifikanz
wurde bei einem Niveau von 5% angenommen.
-
Ergebnisse:
-
Kinetik
der Produktion nichtadhärenter
Zellen: Die Produktion nichtadhärenter
Zellen wurde sowohl als Funktion der Zelldichte des Inokulums (über den
Bereich von 1–5 × 106 Zellen/ml) und der Austauschrate des Mediums
untersucht. Die Austauschrate des Mediums wurde zwischen einem einmaligen
Volumenaustausch des Mediums pro Woche, der traditionellen Dexter-Kultivierungsrate,
und einem siebenmaligen Volumenaustausch des Mediums pro Woche variiert.
Die zweimal wöchentlich
gesammelte Zahl an Zellen wurde normiert, indem durch die Zahl der
Zellen, die pro Kultur inokuliert wurden, geteilt wurde.
-
Bei
keiner Austauschrate des Mediums änderten sich die normierten
Kurven für
die Zellsammlung signifikant mit der Inokulumdichte. Die Zellproduktion
für die
Kulturen, die bei den drei Mediumperfusionsraten von 7/Woche, 3,5/Woche
und 1/Woche gehalten wurden, waren ähnlich, wenn man auf die Anzahl
an Zellen, die pro Kultur inokuliert worden war, normierte. Ein
Vergleich der letztendlichen kumulativen Zellproduktion zwischen
den Inokulumdichten zeigte keine signifikanten Unterschiede bei
irgendeiner der drei Austauschraten für das Medium (p > 0,20 nach einem paarweisen
t-Test für
alle Probenpaare).
-
Die
Austauschrate des Mediums beeinflusste im Gegensatz dazu stark die
Rate und Langlebigkeit der Zellproduktion in diesen Kulturen. Die
Zellproduktion der Kulturen, die 1/Woche (Kontrolle), 3,5/Woche
und 7/Woche ausgetauscht wurden, nahm bei allen über die ersten Wochen ab. Unterschiede
in der Produktivität der
Kulturen wurden jedoch nach Woche 3 in Kultur sichtbar. Zwischen
den Wochen 3 bis 10 war die Zellproduktion in den 7/Woche-Kulturen
konstant, bei den 1/Woche-Kulturen
auf einem geringeren Niveau konstant, nahm aber bei den 3,5/Woche-Kulturen exponentiell
zu. Nach den Wochen 10–12
nahm die Zellproduktion in allen Kulturen bis zur Beendigung der
Kultur ab.
-
Die
Ergebnisse für
die 1/Woche ausgetauschten Kulturen sind zu denen äquivalent,
die üblicherweise bei
traditionellen humanen Dexter-Kulturen bei einer Vielzahl von Systemen
beobachtet werden, wogegen die rasch ausgetauschten 3,5 und 7/Woche-Kulturen
eine erhöhte
Zellproduktivität
im Vergleich zu früheren
optimalen Kultivierungsverfahren zeigten. Kulturen, bei denen täglich ½ des Mediums
ausgetauscht wurde (3,5/Woche) behielten wesentlich länger eine
erhöhte
Zellproduktion bei als entweder die Kontrolle (1/Woche) oder Kulturen
mit vollständigem
täglichen
Austausch (7/Woche). Zwischen Woche 3 und 9 nahm die Anzahl nichtadhärenter Zellen,
die aus den 3,5/Woche ausgetauschten Kulturen gesammelt wurde, exponentiell
zu, mit einer Verdoppelung alle 2,1 Tage.
-
Die
Zellproduktion unter den 3,5/Woche- und 1/Woche-Protokollen kann
direkt verglichen werden, indem man die Zellproduktion unter der
3,5/Woche-Austauschrate
als Prozentsatz der Produktion der Kulturen mit einer Austauschrate von
1/Woche vergleicht. Dieser Vergleich zeigt, dass die Zellproduktion
während
der anfänglichen
Abnahmephase unter den beiden Protokollen ähnlich ist. Die Zellproduktion
unter der 3,5/Woche-Austauschrate ist jedoch zwischen den Wochen
3,5 und 18 durchweg höher.
-
Das
Proliferationspotential der Kulturen kann daher über ihre Fähigkeit gemessen werden, im
Anschluß an
die anfängliche
Abnahme Zellen zu produzieren. Die normierte kumulative Zellproduktion
nach Woche 3 (Σn i=7, Ci/Co) war für
die Medienaustauschraten 7/Woche, 3,5/Woche unabhängig von
der Zelldichte der Inokulation. Die Daten für die Zellproduktion von den
Kulturen bei ähnlichen
Medienaustauschraten waren qualitativ und statistisch ähnlich und
wurden daher dichtegemittelt und zum Erhalt einer größeren statistischen Probe
kombiniert (unteres Feld). Die dichtgemittelte kumulative Zellproduktion
zwischen den Wochen 3,5 und 20 war: 0,22 für die 7/Woche-Kulturen; 0,40
für die
3,5/Woche-Kulturen; und 0,15 für
die 1/Woche-Kulturen. Die Zunahme der Medienaustauschrate von 1/Woche
auf 7/Woche erhöhte
daher die Zellproduktion um etwa 60% gegenüber dem typischen Programm
für den
Medienaustausch bei einer Dexter-Kultur. Die 3,5/Woche-Austauschrate
führte
zu einer fast 3-fachen Zunahme der kumulativen Zellproduktion verglichen
mit dem 1/Woche-Dexter-Protokoll. Eine statistische Analyse dieser
Daten mit einem paarweisen t-Test zeigte beim Signifikanzniveau
von 5% signifikante Unterschiede sowohl zwischen 7/Woche und 1/Woche
als auch 3,5/Woche und 1/Woche. Die Medienaustauschrate von 3,5/Woche
verbessert daher die Rate der Zellproduktion gegenüber dem
traditionellen Dexter-Protokoll von 1/Woche.
-
Produktion von Granulozyten-Makrophagen-Progenitorzellen:
-
Tests
von Granulozyten-Makrophagen-Progenitorzellen wurden mit Wiederholungsversuchen
eines gegebenen Medienperfusionsprogramms und einer gegebenen Inokulumdichte
durchgeführt
(Tabelle 2). Die Perfusionsrate des Mediums zeigte eine ausgeprägte Wirkung
auf die Anzahl der produzierten Granulozyten-Makrophagen-Progenitorzellen.
Die Kulturen mit einem Medienaustausch von 3,5/Woche zeigten die
größte Langlebigkeit
hinsichtlich der Progenitorzellproduktion. Diese Kulturen produzierten
Progenitorzellen mit einer stabilen Rate zwischen den Wochen 4 und
18.
-
Die
besten Bedingungen hinsichtlich der Progenitorzellproduktion haben
die 3,5-mal pro Woche ausgetauschten und mit 5 × 106 Zellen/ml
inokulierten Kulturen. Diese Kulturen produzierten bis Woche 20
eine signifikante Anzahl an Progenitorzellen. Eine statistische
Analyse mit Hilfe eines paarweisen t-Tests zeigte, dass die Kulturen
mit einer optimalen Medienaustauschrate von 3,5/Woche deutlich mehr
Granulozyten-Makrophagen-Progenitorzellen nach Woche 8 produzierten
als die entsprechenden 7/Woche- und 1/Woche-Kulturen, und zwar bei
allen drei Inokulierungsdichten bei einem Signifikanzniveau von
1%. Die Anzahl produzierter Progenitorzellen ist wichtig, da sie
ein indirektes Maß für die Erneuerung
der Stammzellen darstellt. Progenitorzellen können nach mehreren Wochen nur
bei Differenzierung aus einer früheren
Zelle, vermutlich einer Stammzelle, die noch in der Kultur vorhanden
ist, in Kultur vorliegen. Daher lassen diese Daten vermuten, dass physiologischere,
raschere Austauschraten für
das Medium/Serum und höhere
Zelldichten für
Bedingungen gesorgt haben, die in gewissem Maße eine Stammzellerneuerung über fünf Monate
unterstützt
haben.
-
Morphologie
nichtadhärenter
Zellen: Um zu bestimmen, ob sich die lang anhaltende Hämatopoese, die
von den 3,5/Woche-Kulturen unterstützt wird, qualitativ von den
anderen Kulturen unterschied, wurden die nichtadhärenten,
zwischen den Wochen 10 und 19 gesammelten Zellen angefärbt und
morphologisch typisiert. Bei den Austauschraten von 1/Woche und
7/Woche waren die produzierten Zellen bei Woche 15 und danach größtenteils
Makrophagen (Tabelle 3), was den Ergebnissen aus Untersuchungen
in anderen Laboratorien ähnelt.
Im Gegensatz dazu produzierten die Kulturen, die mit einer Rate
von 3,5 Volumeneinheiten Medium pro Woche perfundiert wurden und
die mit 5 × 106 Zellen/ml angesät worden waren, bis Woche 19
hindurch Granulozyten sowie Makrophagen. Es scheint daher, dass
diese Medienaustauschrate und diese Inokulumdichte die Granulopoese
in vitro effektiver rekonstituierte.
-
Tabelle
2: Durchschnittliche Zahl nichtadhärenter Progenitorzellen, die
Langzeit-Knochenmarkskulturen (LTBMCs)
entnommen wurden, als Funktion der Perfusionsrate des Mediums und
der Inokulumdichte.
-
Replikatproben
wurden bei jeder Perfusionsrate des Mediums und Ansähdichte
gesammelt und jeweils als ein Mittelwert ± SEM tabelliert. Die kumulative
CFU-GM-Produktion nach der Woche 8 ist bei allen Ansähdichten
auf dem 1%-Signifikanzniveau statistisch gesehen höher bei
den 3,5/Woche-Kulturen
als bei den entsprechenden Kulturen, die eine Perfusion mit 7/Woche
oder 1/Woche durchlaufen haben.
-
Dieses
Ergebnis stützt
die Hypothese, dass die Bedingungen für eine humane Dexter-Langzeitkultur suboptimal
sind und dass eine effektivere ex vivo-Knochenmarksrekonstitution erreicht
werden kann, wenn sich eine in vitro-Kutlur dem hämatopoetischen
Milieu mehr annähert.
-
Physische
Erscheinung: Die Medienaustauschrate beeinflußte die physische Erscheinung
der Kulturen signifikant. Nach 10 Wochen in Kultur zeigten die 7/Woche-Kulturen
eine große
Anzahl an Fettzellen im Stroma, während die 3,5/Woche-Kulturen
weniger Fettzellen aufwiesen und die 1/Woche-Kulturen nie Fettzellen
entwickelten. Bei Beendigung der Kultur nach 26 Wochen bestand das
Stroma der 7/Woche-Kulturen aus etwa 20–30% Fettzellen, während die
3,5/Woche-Kulturen
immer noch nur ein paar Fettzellen aufwiesen. Die Verteilung adhärenter Kolonien
variierte auch zwischen Kulturen mit unterschiedlichen Medienperfusionsraten. Adhärente Kolonien
in den 3,5/Woche-Kulturen persistierten länger als jene in den 7/Woche-
und 1/Woche-Kulturen.
-
Tabelle
3: Morphologie nichtadhärenter
Zellen als Funktion der Perfusionrate des Mediums und der Inokulumdichte.
-
Die
Daten entstammen den gesammelten Replikatproben mit jeder Perfusionsrate
des Mediums und Ansähdichte
und sind als Prozentsatz an Makrophagen (%M⌀),
Granulozyten (reife Granulozyten und Banden, %G) und unreife Granulozyten
(Metamyelozyten und weniger reife Zellen, %myeloide Vorläufer) angegeben.
-
II. Medienaustausch in
Kombination mit Supplementierung des Mediums mit hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren
-
Material und Methoden:
-
Zellen:
Humane Knochenmarkszellen wurden nach „informed consent" aus heparinisierten
Aspiraten des Beckenkammknochenmarks nach einem Protokoll des Universität of Michigan
Human Investigation Committee erhalten. Das Knochenmark wurde durch
eine Ficoll-Paque-Dichtegradientenzentrifugation (Pharmacia) aufgetrennt
und die Zellen mit geringerer Dichte (< 1,077 g/cm3)
wurden gesammelt und 3mal mit IMDM gewaschen. Die Zellen wurden
zwischen dem zweiten und dritten Waschen ausgezählt. Die Zellen wurden dann
auf 6-Loch-Gewebekulturplatten
(Costar-Nr. 3406) oder collagenbeschichteten 6-Loch-Platten (Rattenschwanz-Collagen
Typ 1, Biocoat. Collaborative Research Inc. Kat.-Nr. 40400) in zweifach
mit 5 × 106 Zellen/ml bei 1,5 ml/Vertiefung angesät.
-
Kulturmedium:
Das verwendete Medium war IMDM (Gibco Laboratories. Kat.-Nr. 430-2200), das
10% fötales
Kälberserum
(Hyclone Laboratories), 10% Pferdeserum (Hyclone Laboratories),
1% Penicillin/Streptomycin (Sigma, 10.000 U/ml Penicillin G und
10 mg/ml Streptomycin, Kat.-Nr. P3539) und 10–5 M
Hydrocortison (17-Hydroxycorticosteron, Sigma, Kat.-Nr. H0888) enthielt.
-
Hämatopoetische
Wachstumsfaktoren (HGH): Als Folge der häufigen Supplementierung der
Kultur über
einen raschen Medienaustausch wurden hämatopoetische Wachstumsfaktoren
dem Medium in etwa 1/20 der Konzentrationen zugegeben, von denen
gefunden wurde, dass sie eine maximale Koloniebildung in Klontests
fördern.
Die verwendeten Konzentrationen betrugen 1 ng/ml IL-3, 1 ng/ml GM-CSF
(Amgen Biologicals, Kat.-Nr. 13050), 0,1 U/ml Epo (Terry Fox Labs.
Vancouver, Kanada).
-
Test
hämatopoetischer
Progenitorzellen: Nichtadhärente
hämatopoetische
Zellen, die der Kultur entnommen wurden, wurden ausgezählt und
mit 1 × 105 Zellen/ml oder weniger Zellen in Methylcellulose
ausplattiert. GM-CSF und Epo wurden der Methylcellulose mit 20 ng/ml
bzw. 2 U/ml zugegeben. Die Zellen wurden in 24-Loch-Platten mit
0,25 ml/Vertiefung ausplattiert und bei 37°C 14 Tage lang inkubiert. Die
Kolonien wurden dann unter einem Umkehrmikroskop ausgezählt und
Kolonien mit mehr als 50 Zellen wurden als GM-Kolonien-bildende
Einheiten (CFU-GM),
Erythroid-Burst-Foming-Units (BFU-E) oder Granulocyte-Erythroid-Megakaryocyte-Makrophage-Colony
Forming Unit (CFU-GEMM) gezählt.
-
LTBMC-Bedingungen:
Die Kulturen wurden bei 37°C
in einer befeuchteten 5% CO2/95% Luft-Atmosphäre inkubiert
und die Perfusion (Mediumaustausch) fand mit einer Rate von 50%
täglichem
Medienaustausch statt. Während
der ersten Woche in Kultur wurden alle während des täglichen Mediumaustauschs entfernten
Zellen abzentrifugiert und in die ursprünglichen Vertiefungen zurückgegeben.
Nach der ersten Woche in Kultur wurden 50% der gesamten nichtadhärenter Zellen
auf zweimal wöchentlicher
Basis während
des Medienaustausch aus den Kulturen entfernt, mononukleäre Zellen
ausgezählt
und wieder frisches Medium in die Vertiefungen gegeben. Die restlichen
fünf Tage
pro Woche, wenn die Zellen nicht ausgezählt wurden, wurde 50% des Mediums
aus jeder Kultivierungsvertiefung entfernt und durch frisches Medium
ersetzt, das entfernte Medium wurde zentrifugiert, das Medium vom
Zellpellet dekantiert und die Zellen in ihre ursprünglichen
Vertiefungen zurückgegeben.
-
Statistische
Analyse: Die Wahrscheinlichkeit signifikanter Unterschiede zwischen
Gruppen von Kulturen wurde durch Vergleich der normierten Werte
für die
kumulative Zellproduktion aus den rasch perfundierten, mit hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren supplementierten Kulturen mit den zugeordneten
unbehandelten Kontrollkulturen mit Hilfe eines paarweisen t-Tests
bestimmt. Statistische Signifikanz wurde bei einem Niveau von 5%
angenommen. Es gab keine statistischen Unterschiede zwischen den
rasch perfundierten zugeordneten LTMBCs, die auf Gewebekulturplastik
kultiviert wurden, und dem Rattenschwanz-Collagen Typ 1 bei einem 5%-Niveau.
Daher wurden die Daten zur Darstellung in dieser und allen anderen
Figuren für
das Plastik und die Collagenmatrix kombiniert und die statistische
Analyse anhand der kombinierten Daten ausgeführt.
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Ergebnisse:
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Kinetik
der Zellproduktion in rasch ausgetauschten mit Wachstumsfaktoren
supplementierten LTBMCs: Als ersten Test der Hypothese, dass die
Langlebigkeit und Produktivität
von Langzeit-Knochenmarkskulturen (LTBMCs) durch ungenügende Produktion
von HGFs limitiert werden, hielten wir rasch ausgetauschte ex vivo-Knochenmarkskulturen,
die mit IL-3 oder Epo supplementiert waren. In diesen Kulturen wurden
50% des Mediums täglich
entfernt durch ein gleiches Volumen an frischem Medium, das mit
IL-3 oder Epo supplementiert war, ersetzt. Die entfernten Zellen
wurden anschließend
abzentrifugiert, das Medium dekantiert und verworfen, die Zellen
resuspendiert und die Zellen in die ursprünglichen Kulturen zurückgegeben.
IL-3 und Epo verstärkten
einzeln die Zellproduktivität
der rasch ausgetauschten LTBMCs. Die Kulturen, die nur Epo enthielten,
hatten anfangs wegen deutlicher terminaler erythroider Differenzierung
eine hohe Zellproduktionsrate. In Woche vier war die Erythropoese
jedoch beendet und die Zellproduktionsrate war auf das Niveau der
Kontrollkulturen abgefallen. IL-3 und Epo induzierten über die
18 Wochen der Kultivierung einen durchschnittlichen Anstieg der
nichtadhärenten
Zellproduktion gegenüber
den Kontrollen von 175% bzw. 173%.
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Es
hat sich erwiesen, dass Kombinationen der Wachstumsfaktoren zur
Steigerung der nichtadhärenten
Zellproduktionsrate effektiver sind. Die höchste Rate der Zellproduktion
wurde für
die Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo beobachtet. Diese Kulturen
produzierten etwa 25% der Anzahl der zweimal wöchentlich inokulierten Zellen
während
der ersten 6 Wochen Kultur und zeigten einen durchschnittlich 4,8-fachen
Anstieg bei der Produktion nichtadhärenter Zellen gegenüber den
Kontrollen während
der Wochen 2–8.
Die Kombination aus IL-3 + GM-CSF
produzierte einen durchschnittlich 3,5-fachen Anstieg bei den nichtadhärenten Zellen im
Vergleich zu den Kontrollen bis einschließlich Woche 8. In getrennten
Experimenten verbesserte weder die Zugabe von IL-6 noch von G-CSF
zu der Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo die Produktionsrate nichtadhärenter Zellen,
sondern führte
stattdessen zu Zellproduktionsraten, die nicht von den Kulturen
unterscheidbar waren, welche die Kombination aus IL-3 + GM-CSF enthielten.
In allen Fällen
war die stimulierende Wirkung auf die Zellproduktion, die durch
die Zugabe von HGFs induziert wurde, zwischen Woche 0 und 8 maximal, obwohl
die Produktion während
der gesamten Kultur höher
war als bei den Kontrollen.
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Die
Kombinationen aus HGFs führte
zu hohen absoluten Zahlen nichtadhärenter Zellen, die in rasch ausgetauschten
LTBMCs produziert wurden. Die Produktivität der Kulturen kann durch Vergleich
der mit der Zeit produzierten kumulativen Anzahl von Zellen (Σn i=1, Ci, wobei Ci die Anzahl nichtadhärenter Zellen ist, die zum
Zeitpunkt i gesammelt wurden) mit der Anzahl inokulierter Zellen
(Co) durch Auftragen des Verhältnisses (Σn i=1, Ci, Co) als Funktion der Zeit gezeigt werden.
Wenn dieses Verhältnis
größer als
Eins ist, hat eine Kultur mehr Zellen produziert als angesät wurden
und die Kultur hat zu einer Expansion der Anzahl an Zellen geführt.
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Die
Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo induzierte eine kumulative Zellproduktion,
die mehr als 3mal höher
als die Anzahl an angesäten
Zellen war. Die Zellproduktionsrate war während der ersten 6 Wochen Kultur
am höchsten, währenddessen
die Kulturen etwa genauso viele Zellen produzierten wie alle zwei
Wochen angesät
wurden. Diese maximale Zellproduktionsrate betrug 15% der geschätzten in
vivo-Produktionsrate der Knochenmarkszellen, bei der täglich 50%
der myeloiden Zellmasse erzeugt werden. Die Kombination aus IL-3
+ GM-CSF führte
zu einer mehr als 2-fachen Expansion der Zellzahl und bei Raten,
die mit denen der Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo während der
Kultivierungswochen 3–7
vergleichbar waren. Unbehandelte, rasch ausgetauschte (50% täglicher
Medienaustausch) und langsam ausgetauschte (50% Mediumaustausch
zweimal wöchentlich)
Kontrollkulturen, die nicht mit HGFs supplementiert waren, produzierten
nach 18 Wochen etwa 1- bzw. 0,37-mal soviele Zellen, wie angesät waren.
Noch wichtiger ist, dass mehr als die Hälfte aller Zellen aus diesen
unsupplementierten Kulturen aus den ersten zwei Probenentnahmen
stammte, was anzeigt, dass viele dieser Zellen aus dem ursprünglichen
Inokulum stammten und dass eine Supplementierung der Kulturen mit
HGFs zur Induktion eines signifikanten Cyclings von Progenitor-
und Stamzellen erforderlich ist.
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Morphologische
Analyse nichtadhärenter
Zellen: Die Zugabe multipler HGFs erhöhte auch die Vielfalt myeloider
Zellen, die in den Kulturen produziert wurde. Die Kontrollkulturen
produzierten nichtadhärente
Zellen, die nach Woche 3 in der Kultur überwiegend Makrophagen waren.
Die Produktion erythroider Zellen nahm schnell ab, wobei nach 5
Wochen wenig erythroide Zellen nachgewiesen wurden. Die Kulturen,
die Epo enthielten (Epo allein, Il-3 + Epo und IL-3 + GM-CSF + Epo),
lieferten bis einschließlich
Woche 3 einen transienten Anstieg der erythroiden Zellproduktion,
wobei ein hoher Prozentsatz (55–75%)
nichtadhärenter
Zellen erythroid waren. Wenn IL-3 + GM-CSF + Epo vorlag, fuhren
die Kulturen fort, bis zur Kultivierungswoche 16 erythroide Zellen
zu produzieren, wobei etwa 5–15%
der nichtadhärenten
Zellen als erythroid typisiert wurden. Daher war die Erythropoese
in Gegenwart von IL-3 + Epo durchgehend aktiv.
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IL-3 ± Epo führte zu
einer nichtadhärenten
Zellpopulation, die bei Woche 5 überwiegend
(60–70%)
aus späten
Granulozyten (LG) bestand. Der Prozentsatz an LGs nahm stetig ab,
bis er in der Woche 18 etwa 20% erreichte. Die Produktion der Makrophagen
nahm entsprechend zu. Wenn GM-CSF zu IL-3 ± Epo gegeben wurde, blieb
der hohe Prozentsatz an LG 18 Wochen lang bestehen. Die Kombination
aus IL-3 + GM-CSF führte
daher 18 Wochen lang zu einer aktiven Granulopoese und die Zugabe
von Epo hielt die Erythropoese ebenfalls aufrecht. Mikroskopische
Aufnahmen der Kontrolle und der mit IL-3 + GM-CSF + Epo supplementierten Kulturen
nach 5,5 Wochen in Kultur zeigten die dramatische Zunahme der Kulturdichte
und der Vielzahl produzierter Zellen.
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Kinetik
der Produktion nichtadhärenter
Progenitorzellen: Die Progenitorzellproduktion stieg mit Zugabe
multipler HGFs an. Die Produktion Granulozyten-Makrophagen-Kolonien-bildender
Einheiten (CFU-GMs) in den unbehandelten Kontrollen hielt über 18 Wochen
lang an und war stabil, was mit den früheren Ergebnisse übereinstimmt,
die mit rasch perfundierten LTMBC ohne HGF erhalten wurden. CFU-GM,
produziert in den Kulturen mit IL-3 + GM-CSF und mit IL-3 + Epo ± GM-CSF,
war während
der Wochen 3 bis 5 etwa 10mal höher als
die Kontrollen.
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Es
wurde berichtet, dass die Produktion von Erythroid-Burst-Foming-Units
(BFU-E) in humaner LTBMC
niedrig war und schnell aufhört
(Coutinho et al, Blood (1990) 75(11): 2118–2129). Die rasch ausgetauschten,
unbehandelten Kontrollen, zeigten einen raschen Abfall der BFU-E-Produktion,
wenn auch über
17 Wochen in Kultur geringe Mengen an BFU-E produziert wurden. Die
Zugabe von Epo allein beeinflusste die Anzahl an produzierten BFU-Es
nicht wesentlicht. IL-3 allein löste
eine leichte kurzlebige Anregung der BFU-E-Produktion in den Wochen
3–5 aus.
Andererseits induzierte IL-3 plus entweder Epo oder GM-CSF während Woche
3–5 der
Kultur eine 10- bis 20-fache Zunahme der Menge nichtadhärenter BFU-Es
im Vergleich mit den Kontrollen.
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III. Transformation humaner
Stammzellen
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Material und Methoden:
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Zellen:
Humane Knochenmarkszellen wurden nach „informed consent" aus heparinisierten
Aspiraten des Beckenkammknochenmarks nach einem Protokoll des Universität of Michigan
Human Investigation Committee erhalten. Das Knochenmark wurde durch
eine Ficoll-Paque-Dichtegradientenzentrifugation (Pharmacia) aufgetrennt
und die Zellen mit geringerer Dichte (< 1,077 g/cm3)
wurden gesammelt und 3mal mit IMDM gewaschen. Die Zellen wurden
zwischen dem zweiten und dritten Waschen ausgezählt. Für die CD18-Gentransferexperimente
wurde das Knochmark nach „informed
consent" von einem
CD18-defizienten Spender erhalten.
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Lineage-negative(Lin–)-Selektion
von Knochenmarkszellen
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Reife
mononukleäre
Zellen wurden aus der obigen Zellpräparation durch Inkubation der
Zellen mit einer Mischung aus monoklonalen Antikörpern (Mab) nach dem dritten
Waschen mit IMDM entfernt. 107 Zellen wurden
1 Stunde in 1 ml Mab-Cocktail
unter leichtem Mischen alle 10–15
Minuten auf Eis inkubiert. Der verwendete Mab-Cocktail ist in Tabelle
4 angegeben.
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Tabelle
4: Präparat
monoklonaler Antikörper,
das zur Abtrennung mononukleärer
Lineage
+-Knochenmarkszellen verwendet wurde.
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Zugabe
von IMDM, um für
den Mab-Cocktail ein Gesamtvolumen 100 ml herzustellen, Filtersterilisation,
Aliquots in 1 ml Säulen
und Lagerung bei –20°C.
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Die
Zellen wurden 3mal mit eiskaltem IMDM im Überschuß gewaschen und bei 4°C abzentrifugiert. Eine
geeignete Menge an magnetischem Ziege-anti-Maus-Ig (Biomag; Collaborative
Research Corp., Kat.-Nr. 74340-50, 1 mg/ml, 5 × 108 Partikel/ml)
wurden 3mal in eiskaltem IMDM gewaschen und zentrifugiert. Die Zellen
wurden in Biomag mit 50 Partikeln/Zelle resuspendiert und in eine
T-25- oder T-75-Gewebekulturflasche gegeben
und auf Eis ½ Stunde
mit zwischenzeitlichem Schütteln
inkubiert. Nach der Inkubation wurde die Flasche auf einen Flachmagneten
gelegt, der Magnet an der Flasche gesichert und bei 4°C für 10–15 Minuten inkubiert.
Der Magnet und die Flasche wurden in aufrechte Position gebracht
und der Überstand
gesammelt. Die Inkubation unter Abdunkelung, Magnetzugabe, Aufrechtstellen
und Sammeln des Überstands
wurde noch 2 mal wiederholt. Die Zellen wurden ausgezählt und
auf 6-Loch-Gewebekulturplatten (Costar Nr. 3406) angesät.
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Kulturmedium:
Das verwendete Medium war IMDM (Gibco Laboratories, Kat.-Nr. 430-2200), das
10% fötales
Kälberserum
(Hyclone Laboratories), 10% Pferdeserum (Hyclone Laboratories),
1% Penicillin/Streptomycin (Sigma, 10.000 U/ml Penicillin G und
10 mg/ml Streptomycin, Kat.-Nr. P3539) und 10–5 M
Hydrocortison (17-Hydroxycorticosteron, Sigma, Kat.-Nr. H0888) enthielt.
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Hämatopoetische
Wachstumsfaktoren Die hämatopoetischen
Wachstumsfaktoren waren die oben diskutierten optimalen. Die verwendeten
Konzentrationen betrugen 1 ng/ml oder 0,4 U/ml IL-3 (ein Geschenk
von Genetics Institute, Cambridge, MA), 1 ng/ml GM-CSF (ein Geschenk
vom Genetics Institute, Cambridge, MA), 50 U/ml IL-1a (Genzyme Corp.),
0,1 U/ml Epo (Terry Fox Labs, Vancouver, Kanada), 10 ng/ml MGF (Mastzellenwachstumsfaktor,
der c-kit-Ligand, Immunex Corp., Seattle, WA) und 2,0 ng/ml Hybrikine
([PIXY321] Immunex Corp., Seattle, WA).
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Test
hämatopoetischer
Progenitorzellen: Nichtadhärente
hämatopoetische
Zellen, die während
der wöchentlichen
Probenentnahme aus der Kultur entfernt wurden, wurden ausgezählt und
mit 1–105 Zellen/ml oder weniger Zellen in Methylcellulose
ausplattiert. MGF, GM-CSF und Epo wurden mit 50 ng/ml, 20 ng/ml bzw. 2
U/ml zu der Methylcellulose gegeben. Die Zellen wurden in 24-Loch-Platten
mit 0,25 ml/Vertiefung ausplattiert und bei 37°C 14 Tage lang inkubiert. Die
Kolonien wurden anschließend
unter einem Umkehrmikroskop ausgezählt und Kolonien mit mehr als
50 Zellen wurden als GM-Kolonien-bildende Einheiten (CFU-GM), Erythroid-Burst-Foming-Units
(BFU-E) oder Granulocyte-Erythroid-Megakaryocyte-Makrophage-Colony Forming Units (CFU-GEMM)
gezählt.
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Retroviren
produzierende Zellinien: Zwei Retroviren produzierende Zellinien
wurden von Dr. Eli Gilboas Labor am Memorial Sloan Kettering Cancer
Center, New York, NY, erhalten. Die Zellinie produzierte amphotrophe
virale Partikel, die das NEO-Gen enthielten, das eine Neomycin-Phosphotransferase
produziert, welche eine Resistenz gegen das Neomycin-Analoge G418
von Säugern
vermittelt. Beide Zellinien produzieren auch retrovirale Partikel,
denen die erforderlichen retroviralen Genen fehlen, so dass die
mit dem Retrovirus infizierten Zellen nicht selbst infektiöse Partikel
produzieren können.
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Die
SAX-enthaltende Verpackungszellinie ist eine auf 3T3 basierende
Zellinie, die einen modifizierten Moloney Murine Leukemia-Virus
(MoMuLV) enthält.
Das SAX-Provirus
enthält
das NEO-Gen, ein Adenosindeaminasegen mit SV40-Promotor, in einer
XhoI-Restriktionsschnittstelle. Das SAX-Provirus enthält auch
die ψ-Verpackungsregion,
es fehlen ihm aber die gag-(Kernproteine), pol-(Reverse Transkriptase)
und env(Hüllproteine)-Gene.
Dieses zweite retrovirale Partikel enthält eine doppelte Kopie der
fremden DNA und die retroviralen Partikel werden als DC-29 (double
copy – 29.
Klon) bezeichnet. Das DC-29-Provirus enthält zwei Kopien des NEO-Gens
und andere retrovirale und fremde DNA in einer 3T3-Zellinie.
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Für die CD18-Experimente
wurde die amphotrope Verpackungszellinie Psi-Crip, die mit einem
retroviralen Vektor, der eine humane CD19-DNA voller Länge enthielt,
infiziert war, verwendet (Wilson et al, Science (1990) 248: 1413–1416).
Bei diesem Retrovirus wurde eine vollständige cDNA für das humane
CD18 in die BamHI-Schnittstelle
eines Vektors kloniert, der das rekombinante Gen von heterologen
Sequenzen exprimiert, die die 5'-Region
des Hühner-β-Actingens,
BA-CD18 genannt, umfassen. Die Sequenzen 5' zum unmittelbar frühen (IE)-Gen des humanen Cytomegalovirus
wurden in PUC19 subkloniert und ein Teil, der die IE-Enhancersequenzen
enthielt, wurde auf einem Fragment von Xho I (vom Polylinker) bis
NcoI (–220
des IE-Gens) entfernt. Es wurden synthetische Linker verwendet,
um die NcoI-Schnittstelle in eine XhoI-Schnittstelle umzuwandeln
und das modifizierte Fragment wurde in die singuläre XhoI-Schnittstelle
von BA-CD18, die 5' zum β-Actinpromotor positioniert
ist, kloniert. Dieser neue Vektor wurde CMV-BA-CD18 genannt.
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Produktion
Retroviraler Partikel: Die retroviralen SAX-Partikel wurden von
Dr. Clay Smith in Dr. Eli Gilboas Laboratorium als Virusüberstandslösungen,
die eingefroren und bei –80°C gelagert
wurden, zur Verfügung
gestellt. Die DC-29 und CD18 retroviralen Partikel wurden durch
Züchten
der viralen Verpackungszellinien DC-29 und CD18 bis fast zur Konfluenz
in einer T-75-Flasche, Wechsel des gesamten Mediums, Inkubation
der Zellen für
12–15
Stunden und anschließendes
Sammeln des Mediums, das die viralen Partikel enthält, produziert.
Der das Virus enthaltende Überstand
wurde anschließend
zentrifugiert, um die viralen Verpackungszellen zu entfernen, das
Medium wurde entfernt und in Aliquoten bei –80°C eingefroren.
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LTBMC
mit Überstand
mit SAX-Retrovirus, DC29-Retrovirus oder CD18-Retrovirus.: Die Kulturen wurden bei
37°C in
einer befeuchteten 5% CO2/95% Luft-Atmosphäre inkubiert.
Während
der ersten zwei Kultivierungswochen wurden zwei Drittel des Mediums
(1 ml) täglich
aus jeder Kultivierungsvertiefung entfernt und das Medium durch
ein gleiches Volumen an frischem Medium, das HGFs (0,85 ml) und
den Überstand
virusproduzierender Zellen enthielt, ersetzt; (0,15 ml). Der retrovirale Überstand,
der Medium enthielt, wurde unmittelbar vor Gebrauch aufgetaut und,
wenn er nicht vollständig
benötigt
wurde, auf Eis im Kühlschrank
aufbewahrt. Das aus den Kulturen entfernte Medium wurde zentrifugiert,
das Medium dekantiert und die Zellen in die ursprünglichen
Vertiefungen zurückgegeben.
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LTBMC
co-kultiviert mit der SAX-Retrovirus-Verpackungszellinie: Die SAX-Retrovirus-Verpackungszellinie
wurde bis zu etwa 10% Konfluenz in T-25-Flaschen (Costar-Nr. 3056)
wachsen gelassen und dann einer Strahlung von 2000 rad ausgesetzt.
Die oben hergestellten, hämatopoetischen
Zellen wurden zu den bestrahlten virusproduzierenden Zellen gegeben
und mit 50% täglichem
Mediumaustausch 2,5 Wochen lang kultiviert, wobei alle Zellen in
die Vertiefungen zurückgegeben
wurden. Nach 2,5 Wochen in Kultur wurde eine 0,5 mM EDTA-Lösung in die Flaschen gegeben,
um die hämatopoetischen
Zellen zu entfernen, während
das Stroma zurückgelassen
wurde. Die entfernten hämatopoetischen
Zellen wurden in 3 Vertiefungen einer 6-Loch-Platte mit 1000 frisch
trypsinierten Knochenmarksfibroblastenzellen pro Vertiefung gegeben.
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Probenentnahme
infizierter LTBMCs: Beginnend mit Kultivierungswoche 2, nachdem
die Zugabe der Retroviren beendet war oder die Co-Kultivierung aufgehört hatte,
wurde bei den Kulturen täglich
50% Medium ausgetauscht, wobei die nichtadhärenten Zellen in dem ausgetauschten
Medium einmal pro Woche zu Analysezwecken entfernt wurden. Nichtadhärente Zellen
wurden während
des täglichen
Mediumaustauschs aus den Kulturen entfernt, die mononukleären Zellen
wurde ausgezählt
und frisches Medium in die Vertiefungen gegeben. Die restlichen
sechs Tage pro Woche, wenn die Zellen nicht ausgezählt wurden,
wurde 50% des Mediums aus jeder Kulturvertiefung entfernt und durch
frisches Medium ersetzt, das entfernte Medium wurde zentrifugiert,
das Medium vom Zellpellet dekantiert und die Zellen in ihre ursprünglichen
Vertiefungen zurückgegeben.
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Untersucheung
auf retrovirale Infektion: Die anfängliche Knochenmarksansaat
wurde in 0, 0,4, 0,8, 1,2, 1,6 und 2,0 mg/ml G418 plattiert, um
eine Abtötungskurve
zu erhalten, um die G418-Konzentration zu bestimmen, in die die
post-infizierten Knochenzellen ausplattiert werden sollten. Die
aus den Kulturen entfernten Zellen wurden auf Methylcellulose mit
G418 bei 0,0, 0,8 und 1,6 mg/ml G418 ausplattiert. Nach zwei Wochen wurde
die Anzahl an Progenitorzellkolonien auf der Methylcellulose ausgezählt. Einzelne
Kolonien wurden dann von der Methylcellulose gepickt und mit Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) auf retrovirale DNA untersucht.
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Statistische
Untersuchung: Die Wahrscheinlichkeit signifikanter Unterschiede
zwischen Gruppen von Kulturen wurde durch Vergleich der Werte für die kumulative
Zellproduktion aus den Versuchsproben mit den zugeordneten Kontrollkulturen
mit Hilfe eines paarweisen t-Tests bestimmt. Statistische Signifikanz
wurde bei einem Niveau von 5% angenommen.
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Ergebnisse:
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Retrovirale Infektion
mit Hilfe des SAX-Retrovirus
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Kinetik
der Zellproduktion in LTBMCs, die mit SAX-Retroviren infiziert wurden:
Die Zellproduktion in retroviral infizierten Kulturen ist ein Anzeichen
für die
Wahrscheinlichkeit retroviraler Infektion und stellt daher einen
nützlichen
Messparameter dar. Man vermutet, dass eine retrovirale Integration
in das Zielzellengenom nur während
der Zellteilung auftritt. Aus diesem Grund erhöht die erhöhte Produktivität der Kultur
die Wahrscheinlichkeit der Mitose von Stammzellen und erhöht dadurch
die Wahrscheinlichkeit einer retroviralen Infektion. Die höchste Zellproduktion
trat bei den Kulturen mit Virus im Überstand auf, die mit IL-3
+ GM-CSF und IL-3 + GM-CSF + IL-1α supplementiert
waren, was während
4 Wochen in Kultur eine erhöhte
Anzahl von Zellen lieferte. Die mit den SAX-Virus-Verpackungszellinien
co-kultivierten LTBMCs produzierten in Woche 2 mehr Zellen als die
Kulturen mit Zugabe von Überstand,
wenn auch die Zellproduktion nach Woche 2 abfiel.
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Analyse
der retroviralen Infektion in LTBMCs mit einer SAX-Viruszugabe im Überstand:
Der Prozentsatz an Progenitorzellen, die bei hohen [G418] überleben,
variierte in den Kulturen, die mit IL3 + GM-CSF oder IL-3 + GM-CSF
+ IL-1α supplementiert
waren, während
der ersten vier bis sechs Wochen in Kultur zwischen 2 und 50%. Nach
10 Wochen in Kultur (8 Wochen nachdem die Viruszugabe beendet war) überlebten
43% der Progenitorzellen, die zu hämatopoetischen Kolonien klonierbar
waren, eine Exposition mit G418. Das zeigt an, dass diese Progenitorzellen
wegen des G418-Resistenzgens, das sie enthielten und das von dem
Retrovirus während
der ersten 14 Tage der Infektionsperiode auf Stammzellen in der
Kultur übertragen
worden war, G418-resistent geworden waren. Die nicht mit HGFs supplementierten,
rasch perfundierten Kulturen zeigten eine durchschnittliche Überlebensrate
von Progenitorzellen in hohem [G418] von 12% zwischen den Wochen 8
und 22. Bei Beendigung der Kultur nach 11 Wochen wurde die Stromaschicht
der mit IL-3 + GM-CSF supplementierten Kulturen trypsiniert, und
17% der Progenitorzellen, die an das Stromagewebe adhärierten, überlebten
in hohem [G418]. Dies läßt die Vermutung
zu, dass ein signifikanter Prozentsatz adhärenter Progenitorzellen ebenfalls
mit dem SAX-Virus infiziert worden war.
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Analyse
der retroviralen Infektion in LTBMCs die mir bestrahlten SAX-Virus-Verpackungszellen
co-kultiviert waren: Der Prozentsatz an Progenitorzellen, die in
G418 bei einer Co-Kultivierung mit bestrahlten SAX-Zellen überlebten,
lag zwischen 0 und 36%. Die nicht mit HGFs supplementierten Kulturen
produzierten CFU-GM, die in hohem [G418] nur zwischen den Wochen
4–7 überlebten.
Nach der Woche 7 wurden keine CFU-GM in diesen Kulturen produziert,
die in hohem [G418] überlebten,
was die Vermutung nahelegt, dass keine oder nur eine geringe Infektion
der Stammzellen stattgefunden hatte. Die mit IL-3 + GM-CSF supplementierten
und mit bestrahlten SAX-Zellen 2,5 Wochen co-kultivierten LTMBCs
produzierten hohe Prozentsätze
an CFU-GM, die in 0,8 mg/ml G418 in Woche 4, 5 und 8 überlebten.
Diese Kulturen konnten jedoch in Woche 10 keine CFU-GM produzieren,
die gegen G418 resistent waren. Dies legt die Vermutung nahe, dass
nur eine geringe oder keine Infektion der Stammzellen in diesen
Kulturen stattgefunden hatte oder dass die Stammzellen differenzierten
oder abstarben.
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Retrovirale Infektion
mit dem DC-29-Retrovirus
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Kinetik
der Zellproduktion in LTBMCs, die mit DC-29-Retroviren infiziert
waren: Die Anzahl an Zellen, die in den Kulturen produziert wurde,
die mit dem retroviralen DC-29-Überstand
infiziert waren, war HGF-abhängig.
Die mit IL-3 + GM-CSF + Epo supplementierten Kulturen produzierten
zwischen 1,5–4 × 106 Zellen wöchentlich während der 10 Wochen in Kultur.
Die mit IL-3 + GM-CSF + Epo + MGF supplementierten Kulturen proliferierten
stärker,
während
die mit Hybrikine + Epo supplementierten Kulturen zur höchsten Zellproduktion führten. Interessanterweise
proliferierten die Kontrollkulturen, die mit IL-3 + GM-CSF + Epo
supplementiert waren aber keinen retroviralen DC-29-Überstand
erhielten, weniger als die ähnlichen
Kulturen, die den retroviralen DC-29-Überstand erhielten. Die Zellproduktion
in den Kulturen mit IL-3 + GM-CSF + Epo, IL-3 + GM-CSF + Epo + MGF
und Hybrikine + Epo (mit Viruszugabe) war signifikant höher als
bei der Kontrollkultur (IL-3 + GM-CSF + Epo, keine Viruszugabe)
bei 5%, 1% bzw. 1% Signifikanzniveau. Ein Teil der erhöhten Produktion in
den Kulturen mit Zugabe von retroviralem Überstand kann auf die Gegenwart
eines Wachstumsfaktors/Wachstumsfaktoren wie beispielsweise MGF
(c-kit-Ligand) zurückzuführen sein,
der bekannterweise von der 3T3-basierten Verpackungszellinie produziert
wird.
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Analyse
der retroviralen Infektion in LTBMCs mit Viruszugabe im DC-29-Überstand: Die Effizienz der retroviralen
Infektion wurde durch die Überlebensrate
von CFU-GM in 1,6 mg/ml G418, einer Konzentration, die alle Knochenmarkszellen
vor der retroviralen Infektion tötete,
bestimmt. Der durchschnittliche Prozentsatz der CFU-GM, der bei
Woche 8 überlebte
(6 Wochen nach Infektion), war bei allen Kulturen hoch, Tabelle
5.
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Die
Zugabe von MGF zur Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo scheint in
den Wochen 8–10
in Kultur eine erhöhte
Infektionseffizienz zu haben, wobei eine der Kulturen 7,7% G418-resistente
Kolonien enthielt. Die Daten von Woche 8 lassen vermuten, dass die
mit Hybrikine + Epo supplementierten Kulturen eine hohe Infektionseffizienz
aufwiesen, obwohl die Daten der Woche 10 keine Infektion vermuten
lassen. In Woche 10 ist zu beachten, dass die Anzahl an CFU-GM,
die aus verschiedenen Kulturen eliminiert wurden, bis dahin abnahm,
wo bei etwa 10%iger Infektion wenige oder gar keine CFU-GM mehr
erwartet worden wären.
Ferner ist 1,5 mg/ml G418 eine extrem hohe Antibiotikadosis, die
wahrscheinlich ausreicht, um die Wirksamkeit des transfizierten
G418-Resistenzgens selbst bei leicht suboptimalen Mengen zu überkommen.
Daher betrug die Effizienz des Gentransfers in die hämatopoetische
Stammzellen in diesen Kulturen in einigen Proben mindestens 7,7%
und vielleicht sogar 45% oder mehr.
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Kinetik
der Produktion nichtadhärenter
Progenitorzellen: Weil die Analyse einer retroviralen Infektion bei
diesen Experimenten vom Test auf Progenitorzellen abhängt um auf
die Existenz von Stammzellen, Infektion und Cycling zu schließen, ist
es wichtig die Wirkung von HGFs auf die Progenitorzellproduktion
in Kultur zu bestimmen. Bei diesem retroviralen Experiment werden
auch MGF und Hybrikine zusammen mit anderen HGFs verwendet. Sowohl
MGF als auch Hybrikine wurden nicht bei rasch perfundierten, HGF
supplementierten LTBMCs verwendet, und es ist daher notwendig, ihre
Wirkungen auf die Hämatopoese
zu bestimmen.
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Die
Progenitorzellproduktion war stark von der HGF-Supplementierung
abhängig.
Die Zahl der CFU-GM, die aus den Kulturen eliminiert wurde, ist
in Tabelle 6 gezeigt.
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Tabelle
6 Kumulative Zahl Progenitorzellen, die in HGF-supplementierten,
rasch perfundierten DC-29-Langzeit-Knochenmarkskulturen eliminiert
wurden.
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Die
vierzehntägige
Probennahme aus den Kulturen wurde für CFU-GM untersucht und die
nicht untersuchten Werte wurden durch lineare Interpolation zwischen
zwei bekannten Datenpunkte abgeschätzt. Die bekannten und interpolierten
Werte wurden auf die ungefähre
Gesamtanzahl an CFU-GM, die aus den Kulturen entfernt worden waren,
summiert.
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Eine
Zugabe von retroviralem Überstand
erhöhte
die Eliminierung von Progenitorzellen um das 2,2-fache gegenüber der
Nichtzugabe retroviralen Überstands.
Der Anstieg in der Anzahl der CFU-GM, die in den mit retroviralem Überstand
und IL-3 + GM-CSF + Epo + MGF oder Hybrikin + Epo supplementierten
Kulturen eliminiert wurden, war 4,2 bzw. 3,8mal höher als
in der nicht infizierten Kontrolle. Die Eliminierung der CFU-GM war
statistisch gesehen, am 1%-Signifikanzniveau,
in allen virus-supplementierten Kulturen höher, wenn mit der Anzahl der
angesäten
CFU-GM verglichen wurde.
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Progenitorzellproduktion
in Kultur: Ein Populationsgleichgewicht im CFU-GM-Kompartiment zeigt, dass
die Zugabe von MGF oder Hybrikine zu Kulturen, die mit IL-3 + GM-CSF
+ Epo supplementiert waren, eine deutliche positive Wirkung auf
den CFU-GM-Pool ausübt.
Die Zugabe von MGF zu der Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo erhöhte die
CFU-GM-Eliminierung um das 1,9-fache und die CFU-GM-Differenzierung um
das 0,5-fache im Vergleich zu ähnlichen
Kulturen, die nicht mit MGF supplementiert waren, Tabelle 7.
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Tabelle
7 Kumulative Produktion con CFU-GM, die in mit Wachstumsfakor supplementierten,
retroviral infizierten rasch perfundierten DC-29-Langzeit-Knochenmarkskulturen eliminiert
wurden und differenzierten.
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Die
vierzehntägige
Probennahme aus den Kulturen wurde für CFU-GM untersucht und die
nicht untersuchten Werte wurden durch lineare Interpolation zwischen
zwei bekannten Datenpunkten geschätzt. Die bekannten und interpolierten
Werte wurden auf ungefähr
die Gesamtanzahl an CFU-GM, die aus den Kulturen entfernt wurden,
summiert.
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Die
Kombination aus Hybrikine + Epo hatte eine sehr ausgeprägte Wirkung
auf die CFU-GM-Produktion und -Differenzierung. Hybrikine + Epo
induzierte eine 1,8-fache
Zunahme in der CFU-GM-Eliminierung und eine über 3-fache Zunahme bei der
CFU-GM-Differenzierung, verglichen mit den vorhergehenden optimalen
Kulturen, die mit IL3 + GM-CSF + Epo supplementiert waren. Hybrikine
+ Epo induzierte auch die Produktion von fast zweimal mehr Granulozyten
und Makrophagen als die Kombination aus IL-3 + GM-CSF + Epo + MGF.
Dies zeigt an, dass Hybrikine ein wirkungsvoller Induktor der Granulozyten-Makrophagen-Lineage
ist.
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Analyse
der Neutrophilen, die aus Stammzellen produziert wurden, die mit
dem CD18-codierendem Retrovirus infiziert waren: CD18-defizientes
Knochenmark wurde wie oben beschrieben auf frühe hämatopoetische Zellen angereichert
und anschließend
14 Tage lang bei 50% täglichem
Austausch von Medium kultiviert, das mit 1,0 ng/ml/Tag GM-CSF und
1,0 ng/ml/Tag IL-3 und 40 U/ml/Tag IL1α und mit Überstand der CD18-Retrovirus-Produktionszellinie
supplementiert war. Von Tag 15 an wurden diese Zellen unter den
gleichen Bedingungen ohne Zugabe eines retroviralen Überstands
kultiviert. Nichtadhärente
Zellen wurden wöchentlich
aus den Kulturen entfernt und mittels Durchflußzytometrie mit biotinyliertem
monoklonalem anti-CD18-Antikörper
mit Standardverfahren auf die Gegenwart von Zelloberflächen-CD18 untersucht (Updyke et
al, Meth. Enzymol. (1986) 121: 717–725). Während CD18-defiziente Knochenmarkszellen
kein Zelloberflächenprotein
CD18 bei dieser Untersuchung exprimieren konnten, exprimierten Neutrophile
und Monozyten, die aus den retroviral infizierten Kulturen entstanden,
das Zelloberflächen-CD18.
In dreifachbestimmten Kulturen betrug die Expression von Zelloberflächen-CD18
3,5%/5%/2% nach 6 Wochen und 11%/28%/3% nach 11 Wochen. Da die in
den Kulturen nach 11 Wochen vorhandenen Neutrophilen und Monozyten
nur 10–14
Tage früher
aus CFU-GM-Progenitorzellen entstanden waren, zeigen diese Daten
an, dass humane hämatopoetische Stammzellen
während
der ersten zwei Wochen der Kultur erfolgreich und stabil mit dem
rekombinanten Retrovirus transfiziert worden waren.
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Bei
der Interpretation der vorliegenden Ergebnisse ist es wichtig zu
beachten, dass, obwohl mehrere Gruppen einen durch Retroviren vermittelten
Gentransfer in humane hämatopoetische
Progenitorzellen gezeigt haben, kein Gentransfer in humane hämatopoetische
Stammzellen gezeigt wurde. Der schnelle Abfall der Zellproduktion
in herkömmlichen,
langsam perfundierten humanen LTBMCs limitierte eine Bestimmung
der Infektion aufgrund des Fehlens von Progenitorzellen, die für diesen
Test benötigt
werden.
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Die
retrovirale Infektion in den vorliegenden Untersuchungen wurde anfänglich durch
Kultivieren der aus den LTBMCs entfernten Zellen in Methylcellulose
in Gegenwart des Säugerzellantibiotikums
G418 bestimmt. Progenitorzellen, die mit dem SAX- oder DC-29-Retrovirus
infiziert waren und das NEO-Produkt exprimierten, werden in der
Lage sein zu überleben
und bei hohen Konzentrationen von G418 Kolonien zu bilden, wogegen
nichtinfizierte Zellen bei hohen Konzentrationen von G418 absterben.
Die Produktion von Progenitorzellen, die bei hohen Konzentrationen
von G418 sechs oder mehr Wochen nach Beenden der Viruszugabe überleben,
erfordert auch, dass jene Zellen kürzlich aus einer primitiveren
Zelle (einer Stammzelle) differenziert sind, und lässt daher
vermuten, dass Stammzellen infiziert wurden. In ähnlicher Weise erfordert das CD18,
das auf der Oberfläche
von Neutrophilen und Monozyten exprimiert wird, die während der
11. Woche in Kultur produziert wurden, dass eine primitive hämatopoetische
Stammzelle während
der ersten 2 Wochen in den Kulturen infiziert wurde, da alle reifen
Zellen, Vorläufer
und klonogene Progenitorzellen, die während der Infektionsdauer vorhanden
sind, nach 4–5
Wochen in der Kultur abgestorben waren.
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Der
hier verwendete Test einer retroviralen Infektion kann den Prozentsatz
an Zellen, die mit dem Retrovirus infiziert wurden, aufgrund einer
ungenügenden
Expression des NEO-Genprodukts unterschätzen. Es hat sich gezeigt,
dass die Unterexpression eines transferierten Genprodukts ein Problem
bei humanen und Primatenmodellen darstellt. Daher ist der Prozentsatz
an Progenitorzellen, die bei dieser Untersuchung infiziert wurden,
wahrscheinlich eine konservative Schätzung.
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Der
Prozentsatz an Progenitorzellen, die bei hohem [G418] überlebten,
lag bei etwa 40% in Woche 10 bei Kulturen, die mit dem SAX-Retrovirus-Überstand
infiziert und mit IL-3 + GM-CSF ± IL-1α supplementiert waren. Diese
anfänglichen
Ergebnisse zeigen, dass während
der ersten zwei Wochen in Kultur ein hoher Prozentsatz an Stammzellen
in den mit retroviralem Überstand
supplementierten Kulturen infiziert worden war.
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Der
Prozentsatz an Progenitorzellen, die mit dem DC-29-Retrovirus infiziert
waren, war in den Kulturen mit IL-3 + GM-CSF + Epo + MGF und Hybrikine
+ Epo in den ersten 4 Wochen nach beendigung der Viruszugabe hoch
(0–21%).
Dieser hohe Infektionsgrad von Proigenitorzellen rührte wahrscheinlich
von einer direkten Infektion von Progenitorzellen und primitiven
Zellen mit dem Retrovirus her. Der Prozentsatz an Progenitorzellen,
die bei hohen G418-Konzentrationen überlebten, nahm 4 Wochen nach
Beendigung der Viruszugabe ab, erholte sich aber 2 Wochen später auf
eine Überlebensrate
von 0–22%
bei hoher G418-Konzentration.
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Die
Produktion G418-resistenter Progenitorzellen im DC-29-Experiment
kann den Prozentsatz an tatsächlich
mit DC-29-Retrovirus infizierten Progenitorzellen unterschätzen. Die
hohe Konzentration an G418, die zur Selektion nicht infizierter
Kolonien verwendet wird (1,6 mg/ml G418), ist doppelt so hoch wie
die, die bei dem SAX-Infektionsexperiment verwendet wurde, und erfordert
zum Überleben
eine starke Expression des NEO-Genprodukts, der Neomycinphosphotransferase.
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Interessanterweise
stieg in LTBMCs, die entweder mit SAX- oder DC-29-Retrovirus enthaltendem Überstand,
den HGFs IL-3 + GM-CSF ± Epo,
IL-1α oder
MGF oder der Kombination aus Hybrikine + Epo supplementiert waren,
der Prozentsatz an Progenitorzellen, die in G418 überlebten,
6–8 Wochen
nach Beendigung der Viruszugabe an. Obwohl der Mechanismus für den Anstieg
im Prozentsatz der G418 überlebenden Progenitorzellen
bis zu den letztgenannten Stadien der Kulturen nicht bekannt ist,
ist eine Möglichkeit
die, dass Stammzellen, die während
der ersten zwei Wochen in Kultur infiziert wurden, bei fortschreitende
Kultur aktiver wurden. Dies würde
wirkungsvoll den Prozentsatz der in G418 überlebenden Zellen erhöhen. Eine
weitere Möglichkeit
ist, dass die Expression des NEO-Gens in Progenitorzellen erhöht sein
kann, die aufgrund der Differenzierung aus einer Stammzelle, die
eine unterschiedliche und besser exprimierbare Integrationsstelle
besaß als
die direkt bei der anfängliche
Infektionsperiode der Kultur transfizierten Progenitorzellen, erst
spät während der
Kultur produziert wurden. Daher lässt die hohe Überlebensrate
von Progenitorzellen spät
in der Kultur, obwohl es möglicherweise
verschiedene Ursachen gibt, stark vermuten, dass Stammzellen in
diesen LTBMCs infiziert wurden.
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Zusammengenommen
dokumentieren diese Daten, dass unter den in der vorliegenden Erfindung
offenbarten Kulturbedingungen hämatopoetische
Stammzellen in den Kulturen proliferierten, was den Einbau von retroviral übertragenem
genetischen Material in diese Zellen möglich machte. Progenitorzellen
wurden kontinuierlich und aktiv von diesen Stammzellen produziert
und diese vielen Progenitorzellen enthielten und exprimierten die übertragenen
Gene. Diese Daten zeigen an, dass genetisch modifizierte humane
hämatopoetische
Stammzellen in diesen Kulturen vorhanden waren und proliferierten.
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IV. EXPERIMENTELLER TEIL
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I. Bildung von Transformanten
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Der
Wachstumsfaktor humaner GM-CSF (Wong, Science, (1985) 228: 810–815) wurde
in einen eukaryontischen Expressionsvektor inseriert. Die CDNA von
HGM-CSF (EcoRI-AhaIII,
ca. 700 bp-Fragment) wurde in ein EcoRI-PstI-Fragment von pSP65
kloniert. (Melton, Nucl. Acids Res. (1984) 2: 7035–7056).
Das resultierende Plasmid war pSP65GM-CSF. Der Metallothioneinpromotor
der Maus (Glanville, Nature (1981) 292: 267–269) wurde mit EcoRI und BglII
verdaut und das etwa 2 kb große
Fragment, das den Promotor enthielt, wurde in das EcoRI-BamHI-Fragment
von pSP65 inseriert, wobei p65MT entstand. Das Plasmid pMT GM-CSF wurde
dann konstruiert, indem pSP65GM-CSF mit EcoRI verdaut wurde, die überhängenden
Enden mit dem Klenow-Fragment von DNA-Polymerase I aufgefüllt wurden
und die resultierende linearisierte DNA anschließend mit HindIII verdaut wurde,
um das 700 bp-Fragment zu isolieren, das die für GM-CSF codierende Region umfaßte. Dieses
Fragment wurde in die aufgefüllte
SalI/HindIII-Stelle von p65MT subkloniert. Das 2,7 kb-Fragment,
das den Metallothioneinpromotor und die für GM-CSF codierende Region
umfaßte,
wurde dann isoliert und in pSV2neo (Southern und Berg, J. Mol. Appl.
Genet (1982) 1: 327) eingebaut, aus dem der SV40-Promotor entfernt
worden war. Dies führt
zum SV40-Poly A-Signal stromabwärts
der für
GM-CSF codierenden Sequenz.
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Das
Gen für
die Neomycinresistenz, das Resistenz gegen das Antibiotikum Gentamycin
(G418) vermittelt, wurde pSV2neo entnommen, indem das etwa 3 kb
große
PvuII-EcoRI-Fragment isoliert und an die PvuII-Stelle EcoRI-Linker
angebaut wurden. Das Neo-Resistenzgen mit den EcoRI-Enden wurde
unter Bildung des Plasmids MTGM-CSFneo in die EcoRI-Stelle des GM-CSF-Expressionsplasmids
subkloniert.
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Das
Plasmid MTGM-CSFneo wurde allein und als Cotransfektion mit dem
Plasmid (Yang, Cell (1986) 47: 3–10), das das IL-3-Gen von
Gibbonaffen unter der Kontrolle des SV40-Promotors und eine Poly
A-Stelle enthält,
durch Elektroporation linearisierter DNA in die Zellen der Zellinie
CV1 afrikanischer grüner
Meerkatzen und der Mäusezellinie
NIH 3T3 transfiziert. Transformanten wurden durch Selektion in Medien
selektioniert, die 500 mg/ml G418 enthielten, isoliert und mittels
eines Bioassays der Überstände mit
AML-193-Zellen (Adams et al., Leukemia (1989) 3: 314) auf Produktion
von GM-CSF oder IL-3 gescreent. Mehrere der positiven Zellinien
wurden dann als Stroma für
humane Knochenmarkszellen in Dexter-Kultur eingesetzt.
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Zusätzlich wurden
normale Knochenmarkszellen von Mäusen
mit dem obigen Plasmid transfiziert, wobei die Calcium/Phosphat-Methode
von Okayama (Chen, Mol. Cell. Biol. (1987) 7: 2745–2752) angewandt wurde.
Es wurde gefunden, daß sie
Zellen die eingebrachten Gene effizient exprimieren.
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Die
Sekretion von GM-CSF und IL-3 durch die transfizierten Fibroblasten
wurde untersucht. Überstände von
72-stündigen
serumfreien Kulturen wurden von den NIH-3T3-Zellen erhalten und mittels 3H-Aufnahme an
durch neutralisierende Kaninchen-anti-GM-CSF-Antikörper oder
Kaninchen-anti-IL-3-Antikörper
inhibierbaren Targetzellen auf hGF-Sekretion getestet. Durch 20
mg/ml GM-CSF induzierte Proliferation wurde als 100 Units GM-CSF
definiert und die durch 10 ng/ml IL-3 induzierte Proliferation wurde
als 100 Units IL-3 definiert. Die cotransfizierten Zellen produzieten
etwa 35 Units/ml GMCSF und etwa 57 Units/ml IL-3.
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II. Perfusionskammer
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Die
Perfusionskammer ist ein Glaszylinder mit Delrin-Kappen, um ein
Autoklavieren ohne Deformation und um Biokompatibilität zu gewährleisten.
Die Kappen haben zylindrische Vertiefungen, in die der Glaszylinder
paßt.
Am Boden der Vertiefung wird ein O-Ring plaziert, um das Lumen der
Kammer abzudichten. Die Kappen weisen mehrere Löcher auf, in denen Luer(Luer
Lock)-Verbindungsstücke
vorgesehen sind, in die Leitungen für Medien- und Gaszufuhr eingesetzt
werden, sowie einen verlängerter
Schlauch in die zentrale Zone der Kammer, um Proben von adhärenten und/oder
nichtadhärenten
Zellen zu entnehmen. Die Kappen werden mit drei langen Schrauben
im Abstand von 120°,
die außerhalb
des Glaszylinders angebracht sind, befestigt; Flügelschrauben und Dichtungsringe
werden zum Festziehen der Anordnung verwendet.
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Die
Kammer wird an ein seitliches Reservoir gehängt. Der Regelkreis enthält zusätzlich zu
dem seitlichen Medienreservoir eine Pumpe, eine Kammer mit prozeßgekoppelten
Sensoren, einen Oxygenator und Öffnungen
zur Probenentnahme und zum Einspritzen. Das Medium im seitlichen
Reservoir wird dann mit einer separaten Pumpe langsam ausgetauscht.
Diese Anordnung erlaubt eine getrennte Regelung der Medienaustauschgeschwindigkeit
und der Strömungsgeschwindigkeit
durch den Oxygenator und die Perfusionskammer. Erstere wird eingesetzt,
um die längerfristige Änderung
in der Medienzusammensetzung und die Perfusion zu regeln, während letztere
eingesetzt werden kann, um das Potential des gelösten Sauerstoffs und die Strömungsmuster
in der Kammer zu regeln. Die Verwendung einer engmaschigen Polysulfonatmembran
erlaubt eine Pfropfenströmung
in der Kammer und die genaue Steuerung der Zufuhr von Wachstumsfaktoren
und anderen speziellen Verbindungen, die man in sehr genauen Mengen
in den Bioreaktor einschleusen möchte.
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Die
transfizierten Stromazellen werden entweder über einem Bett aus zerkleinertem
Kollagenschwamm ausgesät
oder man plaziert die Stromazellen auf einer Seite eines porösen 5 μ-Polycarbonatfilters, der
mit Kollagen vorbeschichtet ist, und läßt die Stromazellen über mehrere
Stunden an den Filter adhärieren. Man
läßt die Zellen
in einem geeigneten Nährmedium
wachsen, bis die Zellen an einer Seite konfluent werden, während sie
zytoplasmatische Projektionen durch die Poren strecken. Dann werden
Knochenmarkszellen auf der anderen Seite der Membran ausgesät und die
Stammzellen heften sich an die eingedrungenen zytoplasmatischen
Projektionen, die durch die Poren gelangt sind.
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Nach
Autoklavieren der Kammer und der Komponenten des Regelkreises wird
der Reaktor in einer sterilen Umgebung zusammengebaut. Das Medium
wird dann einige Tage im Kreis durch den seitlichen Regelkreis und
die Kammer geführt,
wobei auf Zeichen von Verunreinigungen überprüft wird. Die mittlere Zone des
Bioreaktors wird dann entweder mit der extrazellulären Matrix
allein oder mit einem zuvor inokulierten Träger für die extrazelluläre Matrix,
der die Stromazellen enthält,
inokuliert. Die Stromazellen können
dann für
einige Tage in der Kammer gehalten werden, wobei ihre Stoffwechselleistung
und/oder ihr Ansprechen auf Wachstumsfaktoren überwacht wird, und wenn die
Ergebnisse zufriedenstellend sind, wird das Knochenmark inokuliert
oder es wird unmittelbar mit Knochenmark angesät. In beiden Fällen wird
die Zellschicht am Boden der mittleren Zone der Perfusionskammer
gehalten.
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Die
Zellen legen zusätzliche
extrazelluläre
Matrix ab und die Zellschicht adhäriert an den Träger. Wenn die
Membran verwendet wird, kann die Kammer umgedreht werden und die
Zellschicht befindet sich dann an der Decke der mittleren Zone.
Bei dieser Anordnung setzen sich die reifenden Zellen am Boden der
mittleren Zone ab, da sie ihre Adhäsionsfähigkeit an die Stromaschicht
verlieren. Die nicht adhärenten
Zellen werden dann mit Hilfes des konstanten Strom von Zellen in
die Austrittsschlauchleitung, getrieben durch den Perfusionsdruck
des Mediums, geerntet.
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In
einem typischen Versuchslauf wurde die Kammer an Tag 1 mit NIH-3T3-Zellen auf einem
zerkleinerten Kollagenschwamm als Träger inokuliert. Über die
ersten 40 Tage wurden die Perfusionsgeschwindigkeiten und andere
Betriebsvariable eingestellt. An Tag 40 wurde ein angemessenes Gleichgewicht
erreicht, das über
etwa 20 Tage aufrechterhalten wurde. An Tag 64 wurde die Kammer
mit 33 × 106 humanen Knochenmarkszellen angesät. Über die
ersten 10 Tage sank die Zahl der geernteten Zellen, bis sich ein
Gleichgewicht von etwa 7–8 × 105 Zellen, die alle drei Tage produziert wurden,
einstellte. Eine Analyse mittels Durchflußzytometrie zeigte, daß eine konstante
Fraktion, etwa 20% der geernteten Zellen, HLA-DR-positiv war. An
Tag 90 fiel eine Pumpe aus und der pH fiel über Nacht unter 6,9. Nachdem
die Perfusionsgeschwindigkeit wiederhergestellt war, erholte sich
die Produktion nicht adhärenter
Zellen und näherte
sich der früheren
Gleichgewichtsproduktionsrate an, als eine Kontamination mit Bakterien
auftrat. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Untersuchung beendet.
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Die
obigen Ergebnisse zeigten, daß eine
Perfusionskammer in der Lage ist, ex vivo eine Hämatopoese zustande zu bringen,
und daß sich
die Hämatopoese
nach einem pH-Abfall wiederherstellen läßt, und die Werte für die Glucosekonzentration
zeigten, daß die
hämatopoetischen
Zellen primär
aerob auf Glucose wachsen, da die Glucosekonzentration nach Inokulation
ohne Zunahme der Lactatkonzentation abfällt, was anzeigt, daß die Oxygenierung
limitierend ist. Der (anaerobe) Glucose/Lactat-Metabolismus scheint
in erster Linie auf dem NIH-3T3-Stromabett zu beruhen. Ähnlich erreichen
die Glutamin- und Ammoniakkonzentrationen Werte vor der Inokulation,
sobald die Zahl hämatopoetischer
Zellen abnimmt, was impliziert, daß der Glutaminverbrauch der
Knochenmarkszellen weit geringer ist als der des Stromabetts.
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III. Monitoring der Stoffwechselprodukte
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Der
Verbrauch und die Bildungsraten von Glucose und Lactat sowie von
Glutamin und Ammoniak wurden für
transfizierte NIH-3T3-Zellen bestimmt. (Das Medium war IMDM plus
20% FCS). Ein erhöhter
Glucoseverbrauch wurde nur bei täglich
gefütterten
T-Kolben beobachtet, während
alle weniger häufig
gefütterten
Kulturen den gleichen Mustern einer langsam abnehmenden Glucoseaufnahmegeschwindigkeit
folgen. Kulturen, die täglich
zu 50% ausgetauscht wurden, wurden an Tag 18 auf ein tägliches
100%iges Austauschschema umgestellt, was zu einer unmittelbaren
Zunahme des Glucoseverbrauchs führte,
der dem gleichen Trend folgte wie der, der für Kulturen beobachtet wurde,
die von Tag 1 an täglich
zu 100% ausgetauscht wurden. Die Produktionsgeschwindigkeiten für Lactat
folgen einem ähnlichen
Muster, da die Lactatausbeute auf Glucose im wesentlichen eine Konstante
ist (0,9 Lactat/Glucose; dies zeigt einen größtenteils anaeroben Stromastoffwechsel
an).
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Die
Glutamin- und Ammoniakkonzentrationen zeigen ein Muster, das dem
Glucose/Lactat-Stoffwechsel analog ist. Bei Verwendung von Werten,
die hinsichtlich der chemischen Zersetzung von Glutamin bei 37°C korrigiert
sind, zeigt die Geschwindigkeit des Glutaminverbrauchs gegenüber der
Geschwindigkeit des Glucoseverbrauchs, daß die Aufnahmeraten konstant
sind, nämlich
etwa 1:8 für Glutamin:Glucose.
Das vorhergesagte optimale Verhältnis
schwankt mit der Sauerstoffaufnahmerate, das Verhältnis sinkt
bei zunehmender optimaler Aufnahmerate.
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Analoge
Schlußfolgerungen
werden durch Stoffwechseldaten für
Glucose/Lactat unterstützt,
die von normalen Fibroblasten von Knochenmarksstroma stammen. Unter
Bedingungen eines selteneren Medienaustauschs waren die Kulturen
in erster Linie anaerob, wobei rasch hohe Gleichgewichtsspiegel
von Lactat erreicht und aufrechterhalten wurden. Bei häufigerem
Medienaustausch wurde der Zellstoffwechsel schneller und der Glucoseverbrauch
und die Lactatproduktion nahmen zu. Es wurde kein nachweisbarer
Glutaminverbrauch beobachtet, nachdem die Daten hinsichtlich der
spontanen chemischen Zersetzung korrigiert worden waren. Sowohl
3T3-Zellen als auch normale humane Knochenmarkszellen teilen sich
weiter und sammeln sich an, wenn die Austauschrate von Serum/Medium
oberhalb eines anscheinend kritischen Austauschschemas liegt.
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Um
die relative Bedeutung der Perfusionsgeschwindigkeit von Serum gegenüber der
von Nährstoffen festzustellen,
wurden die folgenden Experimente durchgeführt: (1) eine Reihe T-Kolben
mit Medium mit 20% Serum mit täglichem
Austausch; (2) zwei Reihen T-Kolben, eine mit 20% Serum, wobei das
Medium alle zwei Tage ausgetauscht wird, und eine mit 20% Serum,
wobei das Medium täglich
ausgetauscht wird; (3) zwei Reihen T-Kolben, eine mit 10% Serum,
wobei das Medium alle zwei Tage ausgetauscht wird, eine mit 5% Serum, wobei
das Medium täglich
ausgetauscht wird; (4) zwei Reihen T-Kolben, eine mit 5% Serum,
wobei das Medium alle zwei Tage ausgetauscht wird, und eine mit
2,5% Serum, wobei das Medium täglich
ausgetauscht wird. Die Austauschrate des Serums ist innerhalb jeder
Gruppe gleich, während
die Austauschrate der nährstoffhaltigen
Medien variiert. Die Ergebnisse dieser Experimente zeigen, daß es die
Austauschrate des Serums ist, die kritisch ist. Während bei
Experiment 1) der Glucoseverbrauch zunahm und an Tag 4 auf eine
Rate von etwa 9,5 mmol/pro Tag abgeflacht war, begann der Glucoseverbrauch
in allen anderen Fällen
unterhalb des ursprünglichen
Glucoseverbrauchs der Gruppe I und fiel im wesentlichen in linearer
Weise ab, gleichgültig
ob die doppelte Serummenge eingesetzt wurde und alle zwei Tage ausgetauscht
wurde oder ob die Hälfte
der Serummenge eingesetzt wurde und das Medium jeden Tag gewechselt
wurde. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer kritischen Perfusionsgeschwindigkeit
für das
Serum oder ein oder mehrere Serumkomponenten, die das metabolische
Wachstumsverhalten der Stromazellen beeinflussen.
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Aus
den obigen Ergebnissen wird deutlich, daß man hämatopoetische Zellen auf effiziente
Weise in einem Bioreaktor züchten
kann. Stromazellen lassen sich aus homologen oder heterologen Quellen
bereitstellen, wenn die Stromazellen mit Genen transfiziert wurden,
um die wichtigen Wachstumsfaktoren zu liefern. Auf diese Weise muß dem Medium
kein Serum zugegeben werden, um das Wachstum der Zellen zu fördern. Indem
Stromazellen bereitgestellt werden, die so an einen Träger adhärieren,
daß die
Abtrennung von hämatopoetischen
Zellen von den Stromazellen ermöglicht
wird, können
die hämatopoetischen
Zellen kontinuierlich zur Verwendung geerntet werden. Durch geeignete
Wahl von Kombinationen von Wachstumsfaktoren können spezifische Zellinien
der hämatopoetischen
Zellen gezüchtet
werden. Falls gewünscht,
können
die Stromazellen außerdem
als Reservoir für
transfizierende Viren zum Einschleusen von Genen in die hämatopoetischen Zellen
dienen.
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Auf
alle Veröffentlichungen
und Patentanmeldungen, die in der Beschreibung zitiert sind, wird
hier vollinhaltlich Bezug genommen, als ob auf jede einzelne Veröffentlichung
oder Patentanmeldung speziell und einzeln vollinhaltlich Bezug genommen
würde.
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Offensichtlich
sind in Anbetracht der obigen Ausführungen zahlreiche Modifikationen
und Variationen der vorliegenden Erfindung möglich. Es versteht sich daher
von selbst, dass die Erfindung im Rahmen der anhängenden Ansprüche anders
als hier speziell beschrieben ausgeführt werden kann.