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Diese
Erfindung betrifft das Gebiet der rekombinanten DNA-Technologie.
Die Erfindung betrifft insbesondere ein rekombinantes DNA-Material,
umfassend eine Nucleotidsequenz, die Xylanase von Aspergillus niger
Var. awamori mit brotverbessernder Aktivität kodiert, wobei die Nucleotidsequenz
ausgewählt
ist aus der Gruppe, welche die Nucleotidsequenz von 1 und äquivalente
Nucleotidsequenzen umfaßt,
so daß
- – die äquivalente
Nucleotidsequenz entweder einer Nucleotidsequenz entspricht, welche
die Aminosäuresequenz
von 1 oder die reife Form kodiert.
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Eine
transformierte Zelle, die solches rekombinantes DNA-Material umfaßt, wird
ebenfalls vom Umfang der Erfindung umfaßt. Dies gilt auch für eine transformierte
Zelle, die sich zur Verwendung in einem Verfahren eignet, worin
ein cellulose- und/oder hemicelulosehaltiges Rohmaterial in einer
funktionellen Weise, die an sich für die nichttransformierte Wirtszelle
bekannt ist, verwendet wird, wobei die Zelle bei Expression der rekombinanten
DNA, welche die Xylanase kodiert polyfunktionell wird und anschließend mindestens
die reife Form der Xylanase mit brotverbessernder Wirkung ausscheidet,
wodurch die Zersetzung von Xylan möglich wird.
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Ein
Verfahren zur Herstellung einer Xylanase umfassend eine Aminosäuresequenz
nach 1, welches die Kultivierung einer Zelle gemäß der Erfindung
in einem geeigneten Nährmedium
und gegebenenfalls die Isolierung des resultierenden Enzyms umfaßt, stellt
ebenfalls eine Ausführungsform
der Erfindung dar. Brotverbesserungszusammensetzungen umfassend
die Zelle gemäß der Erfindung
werden ebenfalls als Teil der Erfindung beansprucht. Die neuen Produkte
führen
auch zu verbes serten Verfahren zur Herstellung eines Backprodukts
durch Backen einer Mehlzusammensetzung, das Verwendung der Brotverbesserungszusammensetzung
gemäß der Erfindung
umfaßt,
und verbesserte Prozesse zur Verarbeitung eines cellulosehaltigen Materials,
um Bier, Papier, Stärke,
Gluten etc. herzustellen, oder zur Zersetzung von cellulose- und/oder hemicellulosehaltigem
Abfall, und die Erfindung ist auf eine Zelle gerichtet, die eine
bestimmte Funktion in einem Verfahren besitzt, welche die rekombinante
DNA enthält,
die wenigstens ein Enzym kodiert. Die Erfindung betrifft insbesondere
eine Zelle mit einer Funktion auf dem Gebiet der Nahrungsmittelverarbeitung
und auch Zellen mit einer Funktion in Verfahren, in denen ein cellulosehaltiges
Rohmaterial eingesetzt wird, wie z. B. Verfahren zur Herstellung
von Bier, Papier, Stärke,
Gluten etc., und Verfahren zur Zersetzung von cellulosehaltigem
Abfall wie z. B. landwirtschaftlicher Abfall, Abfall aus Papierfabriken
etc.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung Zellen mit einer Funktion im Fermentationsprozeß, konkreter
Zellen mit einer Funktion im Verfahren zur Herstellung von Backprodukten.
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Die
erfindungsgemäße Zelle
ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Zelle für
das Verfahren, in dem sie eine Funktion besitzt, bei Expression
der rekombinanten DNA der Erfindung, polyfunktionell wird. Beispielsweise
wird im Falle eines Fermentationsverfahrens, wie z. B. der Herstellung
von Brot, Hefe als Zelle mit einer speziellen Funktion in diesem
Verfahren eingesetzt. Eine Hefezelle gemäß der Erfindung weist nicht
nur ihre normale Funktion auf, d. h. eine Funktion, welche eine
Hefe, der die rekombinante DNA fehlt, ebenfalls ausüben kann,
sondern hat in diesem Verfahren der Brotherstellung auch noch eine
weitere Funktion. Ein Beispiel einer solchen zusätzlichen Funktion ist die Expression
und Ausscheidung mindestens der reifen Form der Xylanase.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft insbesondere eine Zelle mit einer
Funktion bei der Herstellung von Backprodukten. Zellen, die rekombinaten
DNA, kodierend für
Enzyme, die aus der Gruppe von Enzymen mit amylolytischer und/oder
hemicellulolytischer und/oder cellulolytischer Aktivität ausgewählt sind,
enthalten, sind geeignet.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung von Xylanase
durch eine polyfunktionelle Zelle wie oben beschrieben, umfassend
die Kultivierung einer solchen polyfunktionellen Zelle in einem
geeigneten Nährmedium
und gegebenenfalls Isolierung der resultierenden Enzymform. In einem
solchen Verfahren ist das Enzym vorzugsweise aus der Gruppe von
Enzymen mit amylolytischer und/oder hemicellulolytischer und/oder cellulolytischer
Aktivität
ausgewählt.
Ein geeignetes Medium zur Durchführung
des Verfahrens gemäß der Erfindung
kann aus dem Medium bestehen, in dem das Verfahren, für welches
die Zelle polyfunktionell ist, durchgeführt wird. Bei dem Verfahren
zur Herstellung eines Backprodukts kann das Medium beispielsweise
der Teig sein, der gebacken werden soll. Natürlich können auch die anderen üblichen
Medien zur Kultivierung von Zellen eingesetzt werden. Die Wahl der
Medien wird davon abhängen,
ob das Enzym in situ eingesetzt werden soll oder isoliert werden
muß. In
einigen Fällen
wird es ausreichen, das Medium zu verwenden, welches das Enzym enthält, und
in anderen Fällen
wird das Enzym aus dem Medium zu isolieren sein.
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Die
Erfindung betrifft ferner die Verwendung einer solchen polyfunktionellen
Zelle, z. B. in den oben beschriebenen Verfahren, wie Nahrungsmittelverarbeitung
und Verfahren, die ein cellulosehaltiges Rohmaterial verwenden,
vorzugsweise in einem Verfahren zur Herstellung eines Backprodukts.
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Mehl,
Hefe, Wasser und Salz sind die Grundbestandteile von Brot und anderen
Backprodukten. Über Jahrhunderte
hinweg wurden Materialien, die eine posi tive Wirkung auf die Handhabbarkeit
des Teiges oder die Qualität
des Backprodukts besitzen, bei der Herstellung von Brot und ähnlichen
Backprodukten, aus Gründen
der Bequemlichkeit im folgenden als "Brotherstellung" bezeichnet, zugesetzt. Diese Additive,
als "Brotverbesserer" bezeichnet, enthalten
Enzyme aus Malz oder mikrobiellen Ursprungs, welche eine wichtige
Rolle in den verschiedenen Stadien der Brotherstellung spielen,
nämlich
der Herstellung des geschlagenen Brotteiges, der Fermentation, dem
Backen und der Lagerung des Brotprodukts.
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Eines
der relevanten Charakteristika von Brot welches durch Zusatz spezieller
Enzyme beeinflusst wird, ist das sogenannte Brotvolumen. Zum Erhalt
eines hohen Brotvolumens in der Praxis werden Zusammensetzungen,
die cellulolytische, hemicellulolytische und/oder amylolytische
Enzyme enthalten, zugesetzt. Die im Handel erhältlichen Zusammensetzungen
mikrobiellen Ursprungs, meistens von einem Pilz von einer der Gattungen
Aspergillus und Trichoderma stammend, sind im wesentlichen ungereinigte
komplexe Mischungen unterschiedlicher Enzymaktivitäten, wodurch
nicht genau bekannt ist, welche Enzyme in der Zusammensetzung vorliegen
und welche eine brotverbessernde Wirkung aufweisen. Dieses fehlende
Wissen verhindert eine weitere Brotverbesserung und verhindert insbesondere
die Steuerung der verschiedenen Teigverarbeitungs- und Broteigenschaften,
wie z. B. das Brotvolumen.
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Eine
weitere Untersuchung des Verfahrens zur Herstellung von Backprodukten
führte
zu der Entdeckung, daß neben α-Amylase
mindestens ein Xylanase-Enzym für
das Brotvolumen ebenfalls von Bedeutung ist. Eine Xylanase ist ein
Enzym, welches die Zersetzung von Xylanen, die im Pentoseanteil
von Stärke"Tailings" vorkommen, katalysiert.
Der Begriff "Tailings" betrifft einen Anteil
von, z. B., Weizenstärke,
der aus wasserunlöslicher
Hemicellulose (Pentosane und Arabinoxylane) und beschädigter Stärke besteht.
Dieser Anteil wird als Zwischen- oder Oberschicht des Stärkepellets
während
der Zentrifugation einer Teigsuspension gebildet, welche durch Waschen
des Teigs, um den Glutenanteil zu entfernen, erhalten wurde.
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In
der Literatur wurden bereits verschiedene Xylanasen, einschließlich Xylanasen
der Bakterienspezies Bacillus pumilus (Panbangred et al., Mol. Gen.
Genet. 192, 335–341,
1983, und Fukusaki et al., FEBS Lett. 171, 197–201, 1984), Bacillus subtilis
(Paice et al., Arch. Microbiol. 144, 201–206, 1986) und Bacillus circulans (Yang
et al., Nucl. Acids Res. 16, 7187, 1988), der Hefe Aureobasidium
(Leathers, Biotech. Lett. 10, 775–780, 1988) und des Pilzes
Aspergillus niger (Fournier et al., Biotechnology and Bioengineering
27, 539–546,
1985), beschrieben.
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Aus
der europäischen
Patentanmeldung
EP-A-0338452 ist
bekannt, daß die
Eigenschaften von Teig und die Qualität von Brot verbessert werden
können
durch die Zugabe verschiedener Enzymzusammensetzungen zum Teig,
einschließlich
einer Enzymzusammensetzung, die Hemicellulose abbauende Aktivität oder Xylanase-Aktivität aufweist,
wobei deren Ursprung nicht weiter spezifiziert ist. Eine solche
hemicellulolytische Enzymzusammensetzung ist eine relativ undefinierte
Enzymmischung, die verschiedene hemicellulolytische Enzyme mit unterschiedlichen
Wirkungen auf die Teig- und Broteigenschaften enthalten kann. Die
Anwesenheit von Xylanasen mit brotverbessernder Wirkung in kleinerem
oder größerem Umfang
ist das zufällige
Ergebnis der Art und Weise, auf welche die Enzymzusammensetzung,
die als Brotverbesserer dienen soll, erhalten wurde. Eine kontrollierte
weitere Optimierung von Brotverbesserern war jedoch nicht möglich aufgrund des
Fehlens des erforderlichen Wissens und geeigneter rekombinanter
DNA-Konstrukte, kodierend für
eine Xylanase mit brotverbessernder Wirkung, welche zu einer hohen
Produktion einer solchen Xylanase eingesetzt werden konnten.
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Für den Zweck
dieser Erfindung soll "brotverbessernde
Wirkung" im allgemeinen
eine günstige
Wirkung auf irgendeine Eigenschaft des hergestellten Backprodukts
(einschließlich
Brot) oder den Teig, aus dem das Back- oder Brotprodukt hergestellt
wird, bedeuten und soll insbesondere eine günstige Wirkung auf das Brotvolumen
bedeuten.
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Die
Forschung, auf welcher die Erfindung beruht, wurde auf die Identifizierung
und Klonierung eines Gens (xylA), kodierend für ein Enzym, Xylanase mit brotverbessernder
Wirkung, das von einem Pilz der Spezies Aspergillus niger Var. awamori
stammt, ausgedehnt sowie auf die Transformation unterschiedlicher
Spezies von Wirtszellen in solcher Weise, daß das Gen in diesen Wirtszellen
exprimiert wird oder exprimiert werden kann. Die Erfindung umfaßt rekombinantes
DNA-Material wie in den Ansprüchen
definiert.
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Der
Begriff "reifende
Form" bezieht sich
auf die verschiedenen Formen, in denen das Enzym nach der Expression
des assoziierten Gens auftreten kann, nämlich sowohl auf die natürlich vorkommenden
als auch die nicht natürlich
vorkommende Präpro-Form
und auf die endgültige
reife Form des Enzyms, die nach der Abspaltung eines "Leader"-Peptids resultiert.
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Die
Erfindung betrifft rekombinantes DNA-Material, umfassend DNA mit
einer Nucleotidsequenz, die eine Xylanase mit einer Aminosäuresequenz
wie in 1 gezeigt kodiert, und insbesondere rekombinantes DNA-Material,
umfassend DNA mit einer Nucleotidsequenz, die eine reifende Form
von Xylanase kodiert, wie in 1 gezeigt.
Die Erfindung betrifft auch rekombinantes DNA-Material, umfassend
DNA mit einer Nucleotidsequenz, die eine reifende Form von Xylanase,
wie oben definiert, mit einer zu der Nucleotidsequenz von 1 äquivalenten
Nucleotidsequenz mit Deletionen, Insertionen oder Änderungen
im Vergleich zu der Nucleotidsequenz von 1 kodiert,
so daß die
Nucleotidsequenz mit Deletionen, Insertionen oder Änderungen entweder
der Aminosäuresequenz
wie in 1 gezeigt oder der reifen Xylanase wie in 1 gezeigt
entspricht.
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Darüber hinaus
kann die rekombinante DNA viele andere Informationstypen enthalten,
wie z. B. regulatorische Sequenzen (insbesondere einen Transkriptionspromotor)
und einen Vektoranteil, der gewöhnlich
mit einem oder mehreren Markergen(en) versehen ist. Diese anderen
Informationstypen werden oft mit dem ausgewählten Wirt in Zusammenhang
stehen. So werden beispielsweise der Vektor, die Markergene und
die regulatorischen Sequenzen in Abhängigkeit von dem ausgewählten Wirt
gewählt
werden.
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Die
rekombinante DNA kann auch andere Gene enthalten, die im ausgewählten Wirt
exprimiert werden sollen. Ein solches Gen kann vorteilhafterweise
wenigstens ein weiteres Enzym kodieren, wobei das weitere Enzym
amylolytische und/oder hemicellulolytische und/oder cellulolytische
Aktivität
aufweist.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist eine Zelle, welche genetisches
Material enthält,
das sich von erfindungsgemäßem rekombinantem
DNA-Material wie oben definiert ableitet, und insbesondere eine
solche Zelle, die zur Expression von wenigstens der reifenden Form
von Xylanase, kodiert von diesem rekombinanten DNA-Material, in
der Lage ist. Bevorzugt ist eine solche Zelle, die auch eine polyfunktionelle
Zelle gemäß der Erfindung
ist, und insbesondere eine solche polyfunktionelle Zelle, welche
zur Expression des rekombinanten DNA-Materials, das für eine reifende
Form der Xylanase wie oben definiert kodiert, unter Bedingungen,
die im Rohmaterial während
der Herstellung eines Backprodukts vorliegen, in der Lage ist.
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Sowohl
eine polyfunktionelle Zelle, enthaltend rekombinante DNA, die wenigstens
ein Enzym gemäß der Erfindung
kodiert, als auch eine Zelle, enthaltend rekombinantes DNA-Material,
gemäß der Erfindung
kodiert (sowie die Kombination davon) kann entweder eine Zelle sein,
welche selbst das direkte Resultat einer Genmanipulation ist, oder
eine Zelle, die in irgendeiner Weise von einer Zelle abstammt, welche
durch eine solche Genmanipulation transformiert wurde. Die Erfindung
erstreckt sich ferner sowohl auf lebende Zellen, als auch auf Zellen,
die nicht mehr leben.
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Im
Prinzip kennt die Erfindung keine speziellen Beschränkungen
hinsichtlich der Art der Zellen, wobei solche Zellen, die zur Expression
einer reifenden Form von Xylanase fungalen Ursprungs in der Lage
sind, bevorzugt sind. Die Zellen werden jedoch vorzugsweise aus
der Gruppe bestehend aus Bakterienzellen, Pilzzellen, Hefezellen
und Pflanzenzellen ausgewählt.
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Bevorzugte
Beispiele von hervorragend geeigneten Wirtszellen sind
- (a) Pilzzellen von einer der Gattungen Aspergillus und Trichoderma,
insbesondere Pilzzellen von einer der Spezies Aspergillus niger
Var. niger, Aspergillus niger Var. awamori, Aspergillus nidulans,
Aspergillus oryzae, Trichoderma reisei und Trichoderma viride;
- (b) Hefezellen von einer der Gattungen Saccharomyces, Kluyveromyces,
Hansenula und Pichia, insbesondere Hefezellen von einer der Spezies
Saccharomyces cerevisiae, Saccharomyces carlbergensis, Kluyveromyces
lactis, Kluyveromyces marxianus, Hansenula polymorpha und Pichia
pastoris;
- (c) Pflanzenzellen einer Pflanzengattung, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Erbse, Kartoffel
und Tabak, wie z. B. Pflanzenzellen von einer der Spezies Solanum
tuberosum und Nicotiana tabacum; und
- (d) Bakterienzellen von einer der Bakteriengattungen Bacillus,
Lactobacillus und Streptococcus, wie z. B. Bakterien der Spezies
Bacillus subtilis.
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Zellen
gemäß der Erfindung
wie oben definiert (polyfunktionelle und/oder einfach rekombinante
DNA enthaltend, die für
eine reifende Form der Xylanase wie oben definiert kodiert) können als
Mittel zur Vervielfältigung
der rekombinanten DNA oder als Mittel zur Herstellung wenigstens
eines Enzyms, das von der rekombinanten DNA kodiert wird, z. B.
der reifenden Form von Xylanase, von Bedeutung sein.
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Im
Falle von Enzymprodukten ist es möglich, die Zelle einzusetzen,
um Enzym zu produzieren, und entweder das Enzym aus dem Kulturmedium
zu isolieren oder das Medium, welches das Enzym enthält, nach Entfernung
der Zellen als solches zu verwenden, oder im Falle der polyfunktionellen
Zellen die Zellen selbst zu verwenden, um das Enzym in situ in dem
Verfahren zu produzieren, für
das sie polyfunktionell sind.
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Eine
direkte Verwendung der Zellen selbst ist beispielsweise möglich, wenn
der Wirtsstamm ohne Bedenken bei der Herstellung von Nahrungsmitteln
eingesetzt werden kann, wie das bei verschiedenen Pilz-, Hefe-,
Pflanzen- und Bakterienspezies der Fall ist. In Verbindung mit Brotherstellung
können
die Hefestämme, welche
gemäß der vorliegenden
Erfindung genetisch manipuliert sind, beispielsweise direkt eingesetzt
werden.
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Teilweise
in Abhängigkeit
vom gewählten
Wirt wird das für
Xylanase kodierende Gen entweder mit oder ohne in diesem Gen vorliegende(n)
Introns eingesetzt werden, entweder mit seinen eigenen Transkriptionsterminationssignalen
oder aus einem anderen Gen stammenden und entweder mit seiner eigenen
Leader-Sequenz oder mit einer Signalsequenz, die von einem anderen
Gen stammt. Zur Transformation von Hefe, wie z. B. Saccharomyces
cerevisiae (Bäckerhefe),
ist es bevorzugt, daß die
Introns entfernt werden und daß die
eigene Leader-Sequenz durch eine Signalsequenz ersetzt wird, die
für Hefe
geeignet ist, wie z. B. die Signalsequenz des Invertase-Gens, was
ein korrektes Processing und Ausscheiden des reifen Proteins sicherstellt.
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Die
Entfernung von Introns ist nach Transformation von Bakterien, wie
z. B. Bacillus subtilis, erforderlich. In diesem Fall kann z. B.
die α-Amylase-Signalsequenz als
Signalsequenz eingesetzt werden.
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Geeignete
Transformationsverfahren und geeignete Expressionsvektoren, die
beispielsweise mit einem geeigneten Transkriptionspromotor, geeigneten
Transkriptionsterminationssignalen und geeigneten Markergenen zur
Selektion transformierter Zellen versehen sind, sind bereits für viele
Organismen, einschließlich verschiedener
Bakterien-, Hefe-, Pilz- und Pflanzenspezies, bekannt. Für Hefe sei
beispielsweise auf Tajima et al., Yeast 1, 67–77, 1985 verwiesen, welche
die Expression eines fremden Gens unter der Kontrolle des durch
Galactose induzierbaren GAL7-Promotors in Hefe zeigen, und für Bacillus
subtilis beispielsweise auf
EP-A-0
157 441 , welche ein Plasmid pMS48, enthaltend den SPO2-Promotor als Expressionsvektor
beschreibt. Für
andere Möglichkeiten
in diesen und anderen Organismen wird auf die allgemeine Literatur
verwiesen.
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Ein
noch weiterer Aspekt der Erfindung besteht aus einem Verfahren zur
Herstellung einer reifenden Form einer Xylanase von Aspergillus-Ursprung,
umfassend das Kultivieren einer polyfunktionellen Zelle gemäß der Erfindung,
die zur Expression einer reifenden Form von Xylanase in der Lage
ist und/oder einer Zelle, die zur Expression des rekombinanten DNA-Materials
gemäß der Erfindung
in der Lage ist, in einem geeigneten Nährmedium und gegebenenfalls
das Isolieren der resultierenden reifenden Form von Xylanase. Der
Begriff "Isolieren
der resultierenden reifenden Form von Xylanase" umfaßt auch eine partielle Reinigung,
bei der eine Enzymzusammensetzung gewonnen wird, welche die relevante
Xylanase umfaßt.
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Weitere
Aspekte der vorliegenden Erfindung sind eine Brotverbesserungszusammensetzung
umfassend eine transformierte Zelle gemäß der Erfindung, die eine polyfunktionelle
Zelle gemäß der Erfindung
sein kann. Die polyfunktionelle Zelle enthält rekombinantes DNA-Material,
das für
eine reifende Form der Xylanase, insbesondere die reife Xylanase,
kodiert und ferner ein Gen enthält,
das mindestens für
ein weiteres Enzym kodiert, das ausgewählt ist aus der Gruppe von
Enzymen mit amylolytischer und/oder hemicellulolytischer und/oder
cellulolytischer Aktivität,
zusätzlich
zu einer reifenden Form der Xylanase, insbesondere der reifen Xylanase.
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Die
Erfindung wird nun mit Hilfe einer ausführlichen Beschreibung der Identifizierung,
Klonierung und Expression einer als Brotverbesserer geeigneten Xylanase
erläutert
werden. Bei der in den Beispielen beschriebenen experimentellen
Arbeit wird der Pilzstamm Aspergillus niger Var. awamori CBS 115.52
(ATCC 11358) als Quelle für
die Xylanase verwendet. Nach Untersuchungen, die von den Erfindern
durchgeführt
wurden, ist dieser Stamm nach Induktion mit Weizenkleie in der Lage,
eine Xylanase mit brotverbessernden Eigenschaften zu produzieren,
während
das Kulturmedium eine α-Amylase-Aktivität, eine
niedrige Glucanase-Aktivität
und eine niedrige Protease-Aktivität unter diesen Induktionsbedingungen
aufweist. Die Menge an Xylanase, die von dem Wildtypstamm produziert
wird, ist jedoch zur Verwendung in einem kommerziellen Verfahren
zu niedrig. Aus diesem Grund stellt die Erfindung auch Genmanipulationen
bereit, welche eine biotechnische Produktion der Xylanase im kommerziellen
Maßstab
ermöglichen.
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Die
durchgeführte
experimentelle Arbeit umfaßt
die Isolierung des Gens, das für
ein Xylanase-Enzym kodiert, (das xylA-Gen) aus einer Genbank von
chromosomaler Aspergillus niger Var. awamori-DNA, erstellt in einem λ-Vektor.
Für diese
Isolierung wurde eine Sonde mit einer Zusammensetzung, die sich
von der N-terminalen Aminosäuresequenz
des gereinigten reifen Proteins, wie durch die Erfinder bestimmt,
ableitet, hergestellt. Mit Hilfe dieser Sonde wurde eine Anzahl
von λ-Klonen
isoliert, welche möglicherweise
das Gen enthielten. Ein DNA-Fragment aus diesen positiven λ-Klonen wurde
subkloniert. Anschließend
wurde die DNA-Sequenz eines Teils des klonierten chromosomalen DNA-Fragments bestimmt.
Mit Hilfe dieser Ergebnisse und derjenigen einer mRNA-Analyse wurde die
Länge des
xylA-Gens, die Länge
der mRNA und die Anwesenheit und Position eines Introns bestimmt.
Aus den Daten konnte abgeleitet werden, daß das xylA-Gen für ein Protein
von 211 Aminosäuren
(eine Prä(pro)-Form) kodiert, worin
dem reifen Protein von 184 Aminosäuren ein "Leader"-Peptid
von 27 Resten vorangeht.
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Drei
Expressionsvektoren, enthaltend das Xylanase-Gen einschließlich des
xylA-Terminators, wurden konstruiert. In einem dieser Vektoren gehen
dem xylA-Gen seine eigenen Expressionssignale voran. In dem zweiten
Vektor wurden die xylA-Expressionssignale (bis zu dem ATG-Codon)
durch die konstitutiven Expressionssignale des Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase
(gpdA)-Gens von
Aspergillus nidulans (siehe Punt et al., Gene 69, 49–57, 1988)
ersetzt, während
in dem dritten Vektor die induzierbaren Expressionssignale des Glucoamylase
(glaA)-Gens von Aspergillus niger Var. niger dem xylA-Gen vorangehen.
Alle Expressionsvektoren enthalten das Acetamidase (amdS)-Gen von
Aspergillus nidulans als Selektionsmarker, wie von K. Wernars, "DNA mediated transformation
of the filamentous fungus Aspergillus nidulans", Doktorarbeit, Landbouw Hogeschool
Wageningen 1986, beschrieben. Mit Hilfe dieses Selektionsmarkers
können
Transformanten erhalten werden, worin der Vektor, und folglich auch
das xylA-Gen, in großer
Kopienzahl in dem Genom integriert ist.
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Transformanten
mit mehreren Kopien wurden durch Transformation der Aspergillus-Stämme A. niger Var.
awamori und A. niger Var. niger N402 mit den obengenannten Expressionsvektoren
erhalten. In Schüttelkolbenexperimenten
wurde. die Produktion von Xylanase gemessen nach Kultivierung der
resultierenden Transformanten in verschiedenen Medien. Die Ergebnisse
(maximale Produktionsniveaus) sind in der unten angegebenen Tabelle
A aufgeführt,
worin die Xylanase-Aktivitat in 10
3 Einheiten
(E) pro ml ausgedrückt
ist. Eine Einheit ist definiert als diejenige Menge an Enzym, welche
pro Minute eine Menge reduzierender Gruppen aus Xylan freisetzt,
die 1 mg Xylose äquivalent
ist. Tabelle A Überblick über die
maximalen Xylanase-Produktionsniveaus in Schüttel kolbenexperimenten nach
Kultivierung in verschiedenen Medien
Stamm | Promotor | Xylan-reiches
Medium | Stärkekleie |
A.
niger | | | |
Var.
awamori | xyl
A Ek. | 15 | 0 | 0 | 14 |
A.
niger | | | |
Var.
niger N402 | xyl
A Ek. | 5 | n.
b. | n.
b. | 4 |
A.
niger | | | |
Var.
awamori | xyl
A Mk. | 59 | 78 |
A.
niger | | | |
Var.
niger N402 | xyl
A Mk. | n.
b. | 120 |
A.
niger | | | |
Var.
niger AB4.1 | xyl
A Mk. | 36 | 140 |
A.
niger | | | |
Var.
awamori | gpdA
Mk. | 20 | 32 |
A.
niger | | | |
Var.
niger N402 | gpdA
Mk. | 11 | 12 |
A.
niger | | | |
Var.
awamori | glaA
Mk. | 71 | 45 |
A.
niger | | | |
Var.
niger N402 | glaA
Mk. | 54 | 72 |
- Ek.: Einzelkopie-Wildtypstamm
- Mk.: Mehrfachkopie-Transformanten
- n. b: nicht bestimmt
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Nach
Induktion mit Xylan produzieren die "xylA"-Mehrfachkopie-Transformanten
mit xylA-Promotor von A. niger Var. awamori und A. niger Var. niger
N402 wesentlich mehr Xylanase als die Wildtypstämme A. niger Var. awamori und
A. niger Var. niger. Daraus und aus den Daten, die bei der Molekularanalyse
des Gens erhalten wurden, kann geschlossen werden, daß das klonierte
Gen für
eine funktionelle Xylanase kodiert. Ferner ist aus dem Obenstehenden
ersichtlich, daß die
Mehrfachkopie-Transformanten zur Überproduktion des aktiven Enzyms
imstande sind. Bei Backtests weist diese Enzymzusammensetzung ebenfalls
die gewünschten
Eigenschaften auf.
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Mehrfachkopie-Transformanten
der Wirtsstämme
mit dem heterologen gpdA- oder
glaA-Promotor sind ebenfalls zu einer erhöhten Produktion von aktiver
Xylanase in der Lage. In reichem Medium produzieren die "gpdA"-Transformanten eine
deutlich größere Menge
an Xylanase als der A. niger Var. awamori-Wildtypstamm. Jedoch sind
die bei den durchgeführten
Tests beobachteten Produktionsniveaus wesentlich niedriger als das
Niveau, welches bei den Tests mit "xylA"-Mehrfachkopie-Transformanten
erhalten wurde. Nach Induktion mit Stärke sind die Produktionsniveaus
von "glaA"-Mehrfachkopie-Transformanten vergleichbar
mit denjenigen von "xylA"-Mehrfachkopie-Transformanten in
Xylan-Medium.
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In
Medium mit Weizenkleie produzieren die besten "xylA"-Mehrfachkopie-Transformanten
von A. niger Var. awamori wesentlich mehr Xylanase als dies in Xylan-Medium
der Fall ist. In diesem Medium erreichen die besten "xylA"-Transformanten von A. niger Var. niger
N402 ein sehr hohes Xylanase-Produktionsniveau.
Die am meisten produzierenden "gpdA"-Mehrfachkopie-Transformanten von
sowohl A. niger Var. awamori als auch von A. niger Var. niger N402
in Kleie produzieren ebensoviel Xylanase wie in reichem Medium.
In Medium mit Weizenkleie ist die Produktion durch "glaA"-Transformanten von
A. niger Var. awamori niedriger als in Stärke. In diesem Medium produzieren
jedoch die "glaA"-Transformanten von
A. niger Var. niger N402 mehr als in Stärke.
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Die
durch Aspergillus niger Var. niger N402-Transformanten erreichte
Produktion ist höher
als diejenige von Aspergillus niger Var. awamori-Transformanten.
Das Produktionsniveau der A. niger Var. awamori-Transformanten kann
jedoch weiter erhöht
werden durch Verwendung geeigneter Mutantenstämme von A. niger Var. awamori,
wie z. B. A. niger Var. awamori #40, welcher eindeutig mehr Xylanase
als der Wildtypstamm produziert. Die Mutante A. niger Var. awamori
#40 wurde mittels Mutagenese von A. niger Var. awamori-Sporen und
Selektion hinsichtlich Xylanase-Produktion erhalten. In Kleie-Medium
produzierte die „xylA"-Transformante A.
niger Var. awamori #40 190.000 E Xylanase, welches eine beträchtliche
Zunahme gegenüber
der am besten produzierenden A. niger Var. awamori-Transformante darstellt.
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Weitere
Experimente betrefffen die Isolierung und Verwendung der so produzierten
Xylanase als. Brotverbesserer (siehe Beispiel II) und Expressionsexperimente
in einem Hefestamm und einem Bakterium (Beispiele III bzw. IV).
Demgegenüber
demonstriert Beispiel V die Verwendung einer polyfunktionellen Hefe
gemäß der Erfindung
bei der Herstellung von Brot, wodurch diese Hefe während der
Fermentation von magerem Brotteig Xylanase produziert.
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Erläuterung der Figuren
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1 zeigt
die DNA-Sequenz von einem Teil eines etwa 2,1 kb langen PstI-PstI-Fragments von Aspergillus
niger Var. awamori, das in dem Plasmid pAW14B vorliegt, welches
Fragment ein für
eine Xylanase kodierendes Gen enthält, als das xylA-Gen bezeichnet.
Das Translationsstartcodon und das Stopcodon sind doppelt unterstrichen.
Das 49-bp-Intron ist unterstrichen. Der Anfang des reifen Proteins
ist angezeigt. Die Aminosäuresequenz
des Proteins (sowohl der Prä(pro)-Form
als auch des reifen Proteins) ist, unter Verwendung des Ein-Buchstaben-Codes,
ebenfalls in 1 angegeben.
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2 zeigt
die Restriktionskarte des Bereichs der genomischen DNA von A. niger
Var. awamori, der das xylA-Gen umfaßt, in die Phagen λ-1 und λ-14 kloniert.
Die verwendeten Abkürzungen
stehen für:
S: SalI; E: EcoRI; H: HindIII; P: PstI; B: BamHI; S#: SalI-Stelle,
von dem Polylinker von λ-EMBL3
stammend; D: Sau3A. Der massive Balken zeigt ein PstI*-BamHI-Fragment
von 1,2 kb an, das mit Xyl06 hybridisiert.
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3 zeigt
das Plasmid pAW14B, erhalten durch eine Insertion eines A. niger
Var. awamori-SalI-Fragments von 5,3 kb in pUC19.
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4 zeigt
das Plasmid pAW14S, enthaltend das xylA-Gen mit seinem eigenen Promotor
und amdS als Selektionsmarker.
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5 zeigt
das Plasmid pAW14B-2, enthaltend eine Translationsfusion des xylA-Gens
mit dem A. nidulans-gpdA-Promotor.
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6 zeigt
das Plasmid pAW14S-2, enthaltend eine Translationsfusion des xylA-Gens
mit dem Aspergillus nidulans-gpdA-Promotor und amdS als Selektionsmarker.
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7 zeigt
das Plasmid pAW14S-3, enthaltend eine Translationsfusion des xylA-Gens
mit dem Aspergillus niger-glaA-Promotor und amdS als Selektionsmarker.
-
8 zeigt
die Nucleotidsequenzen des DNA-Fragments BAK1 und der synthetischen
Oligonucleotide, aus denen dieses Fragment aufgebaut ist.
-
9 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pBAK1.
-
10 zeigt
die Nucleotidsequenzen des DNA-Fragments BAK2 und der synthetischen
Oligonucleotide, aus denen dieses Fragment aufgebaut ist.
-
11 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pBAK21.
-
12 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2901.
-
13 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2904.
-
14 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2921.
-
15 zeigt
die Nucleotidsequenzen des DNA-Fragments BAK4 und der synthetischen
Oligonucleotide, aus denen dieses Fragment aufgebaut ist.
-
16 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2950.
-
17 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2951.
-
18 zeigt
die Nucleotidsequenz des in vitro amplifizierten S. cerevisiae-PGK-Promotors. In
der doppelsträngigen
Sequenz sind die Primer in Fettdruck dargestellt, das ATG-Startcodon
befindet sich vor einem schattierten Hintergrund und die Restriktionsstellen
EcoRI, BglII, BspMI und HindIII sind angezeigt.
-
19 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2918.
-
20 zeigt
die Nucleotidsequenzen des DNA-Fragments BAK5 und der synthetischen
Oligonucleotide, aus denen dieses Fragment aufgebaut ist.
-
21 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2920.
-
22 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2922.
-
23 ist
eine schematische Darstellung der Konstruktion des Plasmids pUR2923.
-
BEISPIEL I
-
Klonierung und Charakterisierung des Xylanase-Gens
(xylA) von Aspergillus niger Var. awamori
-
1.1 Isolierung des Aspergillus niger Var.
awamori xylA-Gens
-
Zur
Isolierung des xylA-Gens aus chromosomaler DNA von Aspergillus niger
Var. awamori wurden verschiedene Sonden, bestehend aus Mischungen
von Oligonucleotiden, synthetisiert (Tabelle B). Die Zusammensetzung
dieser Mischungen wurde aus der N-terminalen Aminosäuresequenz
von gereinigtem Xylanase-Protein abgeleitet. Tabelle
B Sonden,
die von der N-terminalen Aminosäuresequenz
des Xylanase-Proteins
abgeleitet sind N-terminale
Aminosäuresequenz
des Xylanase-Proteins:
-
Xyl01:
Eine Mischung von 256 Oligonucleotiden mit einer Länge von
23 Desoxynucleotiden, deren Sequenz komplementär zu demjenigen Teil des kodierenden
Stranges ist, welcher für
die Aminosäuren
5–12 kodiert.
-
Xyl04:
Ein Oligonucleotid mit einer Länge
von 47 Desoxynucleotiden, dessen Sequenz komplementär zu demjenigen
Teil des kodierenden Stranges ist, welcher für die Aminosäuren 2–17 kodiert.
-
Xyl05:
Eine Mischung von 144 Oligonucleotiden mit einer Länge von
23 Desoxynucleotiden, deren Sequenz komplementär zu demjenigen Teil des kodierenden
Stranges ist, welcher für
die Aminosäuren
10–17 kodiert.
-
Xyl06:
Eine Mischung von 256 Oligonucleotiden mit einer Länge von
47 Desoxynucleotiden, deren Sequenz komplementär zu demjenigen Teil des kodierenden
Stranges ist, welcher für
die Aminosäuren
2–17 kodiert.
-
In
Xyl05 und Xyl06 sind nicht alle Basen, welche möglicherweise auftreten können, an
der dritten Position der Codons eingeführt, um nicht mehr als 256
Oligonucleotide in der Mischung zu erhalten.
-
Mit
Hilfe von Southern-Blot-Analyse wurde festgestellt, daß bei Verdauungen
von chromosomaler DNA – unter
stringenten Bedingungen – nur
eine Bande mit den eingesetzten Sonden hybridisiert. Bei dem EcoRI-,
SalI- und BamHI-Verdau von Aspergillus niger Var. awamori-DNA hybridisiert
eine Bande von 4,4, 5,3 bzw. 9,5 kb mit sowohl Xyl01, Xyl04 als
auch Xyl06. Mit Xyl05 wurde kein klares Signal bei 41°C gefunden.
Auf Grundlage dieses Ergebnisses wurde eine λ-Genbank von Aspergillus niger
Var. awamori-DNA bei 65°C
mit der Oligonucleotidmischung Xyl06 als Sonde hybridisiert. Von
den 65.000 getesteten Plaques (entsprechend 32mal dem Genom) hybridisierten
drei Plaques (λ-1, λ-14 und λ-63) mit dieser Sonde.
Nach Hybridisierung von Verdauungen von λ-1- und λ-14-DNA mit Xyl06 wurde eine hybridisierende
Bande von > 10 kb
in dem EcoRI-Verdau
von λ-1
gefunden. Die Größe der hybridisierenden
Bande in dem λ-14-und dem chromosomalen EcoRI-Verdau
betrug 4,4 kb. Bei dem SalI-Verdau von λ-1 hybridisiert eine 4,6-kb-Bande;
bei dem SalI-Verdau von λ-14
ist dies, wie bei chromosomaler DNA, eine 5,3-kb-Bande. Ein 1,2-kb-PstI-BamHI-Fragment
(2) hybridisiert auch mit Xyl06. Auf Grundlage
der Restriktionsmuster mit verschiedenen Enzymen und Kreuzhybridisierung
von λ-1-
und λ-14-Verdauungen
mit dem 5,3-kb-SalI-Fragment von λ-14
wurde bestätigt,
daß diese λ's überlappende
Fragmente des Genoms von Aspergillus niger Var. awamori enthielten.
Ebenfalls bestätigte
die homologe Hybridisierung von induzierter Gesamt-RNA mit λ-1, λ-14 bzw.
dem 5,3-kb-SalI-Fragment von λ-14
die Anwesenheit von xylA-Sequenzen auf diesen λ's. Eine Hybridisierung wurde bei einer
Xylan-induzierten mRNA von etwa 1 kb festgestellt. Deren Größe entspricht
derjenigen des mRNA-Moleküls,
welches mit Xyl06 hybridisiert.
-
1.2 Subklonierung des A. niger Var. awamori-xylA-Gens
-
Die
mit Xyl06 hybridisierenden SalI-Fragmente von λ-1 (4,6 kb) bzw. λ-14 (5,3
kb) wurden in beiden Orientierungen in die SalI-Stelle von pUC19
kloniert, was das Plasmid pAW1 (A und B) bzw. das Plasmid pAW14
(A und B, siehe
3) ergab. Das PstI-BamHI-Fragment
von 1,2 kb, welches mit Xyl06 hybridisiert, und das benachbarte
BamHI-PstI-Fragment von 1,0 kb aus pAW14A bzw. pAW1A wurden in M13mp18
und M13mp19, gespalten mit BamHI und PstI, subkloniert, was zu den
m18/m19AW-Vektoren von Tabelle C führte. Tabelle C Einzelsträngige Subklone von λ-1- und λ-14-Fragmenten
Fragment | Resultierende
Vektoren |
pAW1A
BamHI-PstI* | (1,2
kb) | m18AW1A-1/m19AW1A-1 |
pAW14A
BamHI-PstI* | (1,2
kb) | m18AW14A-1/m19AW14A-1 |
pAW1A
PstI-BamHI | (1,0
kb) | m18AW1A-2/m19AW1A-2 |
pAW14A
PstI-BamHI | (1,0
kb) | m18AW14A-2/m19AW14A-2 |
-
1.3 Bestimmung der Transkriptionsrichtung
des xylA-Gens
-
Die
Transkriptionsrichtung des xylA-Gens wurde im wesentlichen mittels
Spot-Blot-Hybridisierung
von ss-DNA von m18AW14A-1 bzw. m19AW14A-1 mit Xyl06 bestimmt. Es
wurde festgestellt, daß ss-DNA
von m19AW14A-1 (5'*PstI-BamHI3') mit dieser Sonde
hybridisiert. Nachdem die Sequenz von Xyl06 gleich derjenigen des
nicht-kodierenden Stranges ist, enthält m19AW14A-1 den kodierenden
Strang. Auf dieser Grundlage wurde die in 2 gezeigte
Transkriptionsrichtung bestimmt. Diese Richtung wird durch die Ergebnisse
eines Primerverlängerungsexperiments
bestätigt.
-
1.4 Identifizierung des xylA-Gens
-
Die
DNA-Sequenz eines Teils des Promotorbereichs wurde durch Sequenzanalyse
von pAW14 mit Xyl06 als Primer (5'-Abschnitt des Gens) bestimmt. In diesem
Bereich wurde ein Primer Xyl11 mit der Sequenz 5'-GCA TAT GAT TAA GCT GC-3' ausgewählt, womit
die DNA-Sequenz des komplementären
Stranges von m18AW14A-1 und m18AW1A-1 bestimmt wurde. Die Ergebnisse
zeigten, daß diese
Vektoren eine DNA-Sequenz enthielten, welche mit derjenigen von
Xyl06 im wesentlichen identisch war, während die von der Basenpaarsequenz
abgeleitete Aminosäuresequenz
mit der N-terminalen Aminosäuresequenz
des reifen Xylanase-Proteins identisch war. Somit war die Klonierung
von mindestens dem 5'-Ende
des xylA-Gens erwiesen. Die Anwesenheit des vollständigen xylA-Gens in den Vektoren
pAW14 und pAW1 schien auf Grundlage der Position am 5'-Ende des Gens auf
den SalI-Fragmenten (2) und der Größe der xylA-mRNA (etwa 1 kb)
plausibel.
-
1.5 Sequenzanalyse
-
Die
Basensequenz des xylA-Gens wurde in beiden Richtungen sowohl in
dem m13AW14- als auch in dem m13AW1-Subklon mit Hilfe des Sanger-Didesoxy-Verfahrens (Sanger
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 74, 5453–5467, 1977) bestimmt. Die
Sequenz um die stromabwärts
der PstI*-Stelle gelegene BamHI-Stelle herum
(2) wurde durch Sequenzanalyse von doppelsträngiger pAW14-
und pAW1-DNA bestimmt. Kompressionen werden durch Verwendung von
dITP an Stelle von dGTP aufgeklärt.
Bei den unabhängigen
Klonen λ-1
und λ–14 ist
eine identische xylA-Sequenz bestätigt. Die vollständige (kodierende)
Sequenz des Prä(pro)-Xylanase-Gens
ist in 1 dargestellt. Dem reifen Xylanase-Protein geht
ein Leader-Peptid von 27 Aminosäuren
voraus. Zwischen den Alaninresten an den Positionen 16 und 17 ist
wahrscheinlich eine Spaltstelle für die Signalpeptidase vorhanden.
Aus der Länge
des Leader-Peptids kann geschlossen werden, daß eine zweite Prozessierungsstelle
im Protein vorhanden ist. Die Spaltung der Bande zwischen Arg (27)
und Ser (28) findet möglicherweise
durch eine KEX2-ähnliche
Protease statt.
-
1.6 Lokalisierung des Introns
-
In
dem xylA-Gen wurde ein Intron von 49 oder 76 bp (231–279 oder
231–306,
siehe 1) auf Grundlage der Anwesenheit von Sequenzen
vorausgesagt, die "Donor"- und "Akzeptor"-Stellen von Introns
in Aspergilli entsprechen. Ein definitiver Beweis der Abwesenheit
eines 76-bp-Introns wurde erhalten durch Isolierung eines Xylanase-Peptids
mit der Sequenz Tyr-Ser-Ala-Ser-Gly... Dieses Peptid kann nur in
dem Protein ab Position 302 lokalisiert sein (siehe 1).
-
1.7 Bestimmung des 3'-Endes des xylA-Gens
-
Die
Position des Stopcodons des xylA-Gens (Position 683 in 1)
wurde aus DNA-Sequenzdaten abgeleitet. Dieses Stopcodon wurde bestätigt, da
die Aminosäuresequenz
eines Peptids identisch ist mit der C-terminalen Amino säuresequenz,
die von DNA-Sequenzdaten abgeleitet wurde (Position 641–682 in 1).
-
1.8 Beurteilung von DNA- und Proteindaten
-
Auf
Grundlage der obigen Daten ist das Gen, welches für eine Xylanase
von Aspergillus niger Var. awamori kodiert, auf einem 5,3-kb-SalI-Fragment
kloniert. Die DNA-Sequenz des Gens, die Position des Introns und
die Länge
der mRNA wurden bestimmt. Die festgestellte N-terminale Aminosäuresequenz
des reifen Proteins wurde durch die DNA-Sequenz vollständig bestätigt. Auf
Grundlage der obigen Daten kann geschlossen werden, daß das xylA-Gen
für ein
Protein von 211 Aminosäuren
kodiert und daß die
ersten 27 Aminosäuren
posttranslational entfernt werden. Die aus der DNA-Sequenz des xylA-Gens
abgeleitete Aminosäuresequenz
zeigt einen hohen Grad an Homologie zu der Aminosäuresequenz
von Xylanasen von Bacillus pumilus (201 Aminosäuren) und Bacillus circulans
(213 Aminosäuren,
einschließlich
Signal).
-
2. Expressionsvektoren
-
Drei
Expressionsvektoren wurden konstruiert, die das genomische xylA-Gen
vom Translationsstart bis einschließlich des xylA-Terminators
enthielten. Diese Vektoren wurden von pAW14B abgeleitet (3).
-
2.1 Vektor pAW14S mit einem Aspergillus
niger Var. awamori-xylA-Promotor
-
Der
Vektor pAW14S (4) umfaßt ein chromosomales 5,3-kb-DNA-Fragment
von Aspergillus niger Var. awamori, auf dem sich das xylA-Gen mit
seinen eigenen Expressionssignalen befindet. Ferner ist ein 5,3-kb-Fragment
von Aspergillus nidulans, auf dem das Acetamidase (amdS)-Gen lokalisiert
ist, auf diesem Plasmid vorhanden. In pAW14S weisen das amdS- und
das xylA-Gen die gleiche Transkriptionsrichtung auf.
-
2.2 Vektor pAW14S-2 mit einem Aspergillus
nidulans-gpdA-Promotor
-
Das
Plasmid pAW14S-2 (6) unterscheidet sich von pAW14S
darin, daß das
Aspergillus niger Var. awamori-Fragment, das stromaufwärts des
ATG-Codons des xylA-Gens liegt, durch die konstitutiven Expressionssignale
(bis zu dem ATG-Triplett) des Glyceraldehyd-3-phosphatdehydrogenase
(gpdA)-Gens von Aspergillus nidulans ersetzt ist. In dem Plasmid
weisen das amdS- und das xylA-Gen
die gleiche Orientierung auf. Die richtige Verbindung zwischen dem
gpdA-Promotor und
dem ATG-Codon des xylA-Gens wurde mit Hilfe eines synthetischen
DNA-Fragments erhalten. Bei der Konstruktion wurde das Plasmid pAW14B-2,
worin der amdS-Selektionsmarker fehlt, ebenfalls erhalten (5).
-
2.3 Vektor pAW14S-3 mit einem Aspergillus
niger Var. niger-glaA-Promotor
-
Der
Vektor pAW14S-3 (7) umfaßt die induzierbaren Expressionssignale
des Glucoamylase (glaA)-Gens von Aspergillus niger Var. niger bis
zu dem ATG-Codon,
gefolgt von Aspergillus niger Var. awamori-Sequenzen, die am ATG-Triplett des xylA-Gens
beginnen. Darüber
hinaus umfaßt
dieses Plasmid auch das Aspergillus nidulans-amdS-Gen als Selektionsmarker.
Das amdS-Gen und das xylA-Gen weisen die gleiche Orientierung auf.
-
Mit
Hilfe des amdS-Selektionsmarkers können Transformanten mit den
drei obengenannten Plasmiden erhalten werden, worin der Vektor,
und folglich auch das (gegebenenfalls hybride) xylA-Gen, in großer Kopienzahl
in das Genom integriert wurde, um die Produktion des Xylanase-Proteins
zu erhöhen.
-
3. Transformation von Aspergillus
-
Die
Transformationsfrequenz von Aspergillus niger Var. awamori variierte
von 0,03 bis 0,23 (AW) Transformanten pro μg Vektor-DNA. Insgesamt resultierte
dies in fünf
AW14S (xylA-Promotor)-, vierzig AW14S-2 (gpdA-Promotor)- und acht
AW14S-3 (glaA-Promotor)-Transformanten. Bei der fortgesetzten Untersuchung
erwies es sich, daß verschiedene
Transformanten ein abweichendes Wachstumsverhalten aufwiesen. Eine
davon, AW14S #1, ergab richtig sporulierende (AW14S #1A) und schlecht
sporulierende (AW14S #1B) Kolonien.
-
Die
Transformation von Aspergillus niger Var. niger N402 lief effizienter
ab als diejenige von Aspergillus niger Var. awamori. Bei pAW14S,
pAW14S-2 und pAW14S-3 wurden 0,3, 0,3 bzw. 1 (AB) Transformante(n) pro μg DNA gefunden.
Zwanzig pAB14S (xylA-Promotor)-, dreißig pAB14S-2 (gpdA-Promotor)-
und sechzehn pAB14S-3 (glaA-Promotor)-Transformanten wurden ausgestrichen.
-
Eine
Cotransformation von Aspergillus niger Var. niger pyrG AB4.1 mit
pAW14S und dem Aspergillus niger Var. niger pyrG-Gen in pAB4.1 ergab
0,2 Transformanten pro μg
pAW14S-DNA, wenn beide Marker selektioniert wurden. Nach der ersten
Selektion auf amdS wurden zwei Transformanten pro μg DNA gefunden, während die
Frequenz bei der ersten Selektion für pyrG etwa 20 μg pAW14S-DNA
war. Es sah so aus, daß etwa
30% der Cotransformanten (AB4.1-14S) beide Marker besaßen. Sechs
davon wurden weiter analysiert.
-
4. Analyse von Mehrfachkopie-Transformanten
-
4.1 Analyse von A. niger Var. awamori-"xylA"-Transformanten (AW14S)
nach Kultivierung in einem Medium mit Xylan als Induktor
-
Nach
der Kultivierung von AW14S-Transformanten mit Xylan als Induktor
war das in dem Medium nach 10 Tagen erhaltene Xylanase-Produktionsniveau
signifikant höher
als mit dem Wildtypstamm Aspergillus niger Var. awamori. Nach Lagerung
der Medien bei 4°C
ist das Enzym vollkommen stabil. Die Produktionsniveaus in Xylan-Medium
sind in der folgenden Tabelle D aufgeführt. Tabelle D Xylanase-Produktionsniveaus (in 10
3 E/ml) von AW14S-Transformanten nach unterschiedlichen
Kulturperioden in Xylan-Medium bei 25°C
Nr. | 3
Tage | 10
Tage |
1A | 28 | 58 |
2 | 21 | 56 |
3 | 20 | 31 |
4 | 25 | 58 |
5 | 8 | 22 |
Wt | 5 | 13 |
-
4.2 Analyse von Aspergillus niger Var.
niger N402-"xylA"-(Co)transformanten
(AB4.1-14S) nach Kultivierung in Medium mit Xylan als Induktor
-
Die
Xylanase-Aktivität
des Wirtsstammes Aspergillus niger Var. niger pyrG AB4.1 und von
sieben AB14S-1-Pyr+-Cotransformanten wurde in Xylan-Medium nach
48 bzw. 72 Stunden Kultivierung bestimmt (siehe Tabelle E). Aspergillus
niger Var. niger AB4.1 produziert wenig Xylanase (etwa 5.000 E).
Für vier
von sieben Cotransformanten wurde eine hohe Xylanase-Aktivität von etwa
30.000 E gefunden. Die anderen Cotransformanten produzierten etwas
weniger Xylanase. Tabelle E Xylanase-Produktionsniveaus (in 10
3 E/ml) von AB4.1-14S- und AB14S-Transformanten nach
unterschiedlichen Kulturperioden in Xylan-Medium bei 25°C
AB4.1-14S | 48
Stunden | 72
Stunden |
#1 | 36 | 36 |
#6 | 31 | 20 |
#12 | 29 | 23 |
#23 | 10 | 6 |
#42 | 15 | 10 |
#44 | 21 | 30 |
#45
pyrG | 22 | 18 |
AW.Wt | 3 | 7 |
N402 | 3 | 5 |
AB4.1 | 4 | 5 |
-
4.3 Charakterisierung des überproduzierten
Xylanase-Enzyms
-
Aus
der stark erhöhten
Xylanase-Aktivität
im Medium von Mehrfachkopie-"xylA"-Transformanten von Aspergillus niger
Var. awamori und Aspergillus niger Var. niger N402 läßt sich
schließen,
daß das
klonierte Gen für
Xylanase aus Aspergillus niger Var. awamori kodiert und daß die Transformanten
zur Überproduktion
von aktiver Xylanase imstande sind. Die Anwesenheit des gewünschten
Produkts wurde durch proteinchemische Analyse des Mediums von AW14S
#1A gezeigt. Ein dominierendes Protein war im Medium vorhanden.
Der isoelektrische Punkt (pI) und die N-terminale Aminosäuresequenz
dieser Hauptkomponente waren identisch mit denjenigen von gereinigter
Xylanase aus Wildtyp-Aspergillus
niger Var. awamori. Der gefundene pI-Wert entsprach dem Wert, der
für das
reife Protein von 184 Aminosäuren
berechnet wurde, für
das die Zusammensetzung von der DNA-Sequenz abgeleitet worden war.
Bei Backtests erwies sich die produzierte Xylanase auch als im Besitz
der gewünschten
Eigenschaften.
-
4.4 Analyse von "gpdA"-Transformanten
von A. niger Var. awamori (AW14S-2) und A. niger. Var. niger (AB14S-2)
nach Kultivierung in reichem Medium
-
Sechs
AW14S-2-Transformanten wurden in reichem Medium kultiviert (Tabelle
F). Nach zwei bis drei Tagen wurde eine Xylanase-Aktivität, die von
15.000 bis 20.000 E variierte, im Medium von drei Transformanten
gefunden, während
die anderen drei weniger als die Hälfte dieser Aktivität produzierten.
Der Wildtyp-Stamm
produziert keine Xylanase in reichem Medium. Darüber hinaus wurden 10 AB14S-2-Transformanten
getestet. Drei davon produzierten etwa 11.000 E Xylanase nach 40
h, welches Niveau für
wenigstens bis zu 72 Stunden aufrechterhalten wurde. Die anderen
fünf produzierten
weniger Xylanase-Enzym, während
die Aktivität
in dem Medium von #21B innerhalb von 24 Stunden von 9.000 auf 0
E fiel.
-
Es
wurde gezeigt, daß das
Produktionsmaximum der am besten produzierenden AW14S-2- und AB14S-2-Transformanten
im allgemeinen reproduzierbar ist. Das Maximum wird jedoch nicht
erreicht, wenn das Myzel in großen
Globuli wächst,
während
ein höheres
Maximum (19.000 statt 11.000 E) in einer von zwei parallelen Kulturen
von AB14S-2 #5 gefunden wurde. Die Produktionsniveaus sind in Tabelle
F aufgelistet.
-
Die
Ergebnisse zeigen, daß es
möglich
ist, aktive Xylanase mit Hilfe einer Translationsfusion des gpdA-Promotors
und des xylA-Gens zu produzieren. Die Produktion durch sowohl AW14S-2-
als auch AB14S-2-Transformanten, reguliert durch den gpdA-Promotor
in reichem Medium, ist jedoch geringer als die Xylanase-Produktion
von "xylA"-Transformanten in
Medium mit Xylan. Tabelle
F Xylanase-Produktionsniveaus
(in 10
3 E/ml) von AW14S-2- und AB14S-2-Transformanten nach
unterschiedlichen Kulturperioden in reichem Medium bei 25°C
AW14S-2 | | 24
h | 48
h | 72
h |
#1 | | < 1 | 3 | > 3 |
#4 | | 1 | 2 | 2 |
#10 | | 11 | 15 | 13 |
#22Δ | * | 4 | 20 | 20 |
#36 | | 3 | 7 | 7 |
#39 | * | 10 | 16 | 12 |
AB14S-2 | 24
h | 40
h | 48
h | 66
h | 72
h |
#2 | | 4 | 4 | 9 | |
#5Δ | 3 | 11 | 11 | 11 | 12 |
doppelt | | 15 | 16 | 19 | |
#7Δ | 1 | 5 | 5 | 5 | 4 |
#8 | | 4 | 3 | 4 | |
#11 | < 1 | < 1 | 1 | 1 | 0 |
#14 | | 2 | 2 | 3 | |
#16Δ | 3 | 10 | 10 | 11 | 10 |
#17Δ | 3 | 10 | 11 | 10 | 10 |
#18 | 1 | 5 | 8 | 10 | 8 |
#21B | | 4 | 8 | 9 | 00 |
-
Δ bei Wiederholung
der Kultur gefundene Maxima; eine von zwei parallelen Kulturen von
AB14S-2 #5 ergab ein höheres
Maximum. In reichem Medium produzieren A. niger Var. awamori und
die Transformante AW14S #4 keine Xylanase.
-
4.5 Analyse von "glaA"-Transformanten
von Aspergillus niger Var. awamori (AW14S-3) und Aspergillus niger Var.
niger (AB14S-3) nach Kultivierung in Medium mit Stärke als
Induktor
-
Einige
AW14S-3-Transformanten und der Aspergillus niger Var. awamori-Wildtypstamm wurden
in Stärke-Medium
kultiviert (Tabelle G). Eine Xylanase-Aktivität von 67.000 E/ml wurde in
dem Medium einer Transformante nach 90 Stunden Kultivierung gefunden,
während
zwei andere Transformanten bis zu 36.000 E/ml produzierten. Das
Produktionsmaximum von sechs analysierten AB14S-3-Transformanten
liegt einen Tag früher
als dasjenige von AW14S-3-Transformanten.
Nach 63 Stunden Kultivierung wurde eine Aktivität von 51.000 E/ml in dem Medium
einer Transformante gefunden, zwei andere produzierten etwa 43.000
E/ml. Die Ergebnisse zeigen, daß die
Translationsfusion zwischen dem glaA-Promotor und dem xylA-Gen in
der richtigen Art und Weise vorgenommen ist. Sowohl AW14S-3- als
auch AB14S-3-Transformanten produzieren im wesentlichen genausoviel
Xylanase-Enzym in Stärke-Medium,
reguliert durch den glaA-Promotor, als "xylA"-Transformanten
in Medium mit Xylan. Tabelle G Xylanase-Produktionsniveaus (in 10
3 E/ml) der "glaA"-Transformanten
AW14S-3 und AB14S-3 nach unterschiedlichen Kulturperioden (Stunden)
in Stärke-Medium
bei 25°C
| 40
Stunden | 63
Stunden | 90
Stunden |
AW14S-3 | | | |
#1 | | 37 | 37 |
#2 | 4 | 14 | 15 |
#4 | 8 | 31 | 36 |
#7 | 16 | 49 | 67 |
AB14S-3 | | | |
#4 | 23 | 51 | 29 |
#5 | 19 | 37 | 21 |
#7 | 23 | 44 | 18 |
#8 | 17 | 28 | 32 |
#14 | 21 | 43 | 19 |
#16 | 6 | 21 | 10 |
-
4.6 Analyse von "xylA"-Transformanten
nach Kultivierung in Medium mit Weizenkleie
-
Aus
den Ergebnissen (Tabellen H und I) ist ersichtlich, daß das Produktionsniveau,
welches für AW14S
#4 bei Kultivierung in Medium mit Weizenkleie beobachtet wird, höher ist
als dasjenige in Xylan-Medium. Ein hohes Produktionsniveau wurde
mit AB4.1-1.4S (#1 und #44)- und AB14S (#5 und #14)-Transformanten erhalten.
Die mit diesen Transformanten erhaltene Xylanase-Aktivität wurde als so hoch wie 140.000
E/ml bestimmt. Dies bedeutet eine beträchtliche Erhöhung gegenüber der
Produktion in Xylan-Medium (30.000 E/ml). Es scheint ferner, daß das Produktionsniveau
dieser Aspergillus niger Var. niger-Transformanten auch nach Verlängerung
der Kultivierungsperiode aufrechterhalten wird, wie dies früher bei
Aspergillus niger Var. awamori-"xylA"-Transformanten in Xylan-Medium gefunden
wurde.
-
4.7 Analyse von "gpdA"-Transformanten
nach Kultivierung in Medium mit Weizenkleie
-
AW14S-2
#22 und #39 produzierten bis zu 28.000 E/ml Xylanase. Die Transformanten
AB14S-2 #5 und #17 produzierten relativ wenig Xylanase (Aktivität bis zu
15.000 E/ml) mit Weizenkleie, wie auch in reichem Medium gefunden
wurde. Die Produktionsniveaus sind in den Tabellen H und I aufgelistet.
-
4.8 Analyse von "glaA"-Transformanten
nach Kultivierung in Medium mit Weizenkleie
-
Die
getesteten AW14S-3 (#1 und #7)-Transformanten produzierten bis zu
25.000 bzw. 45.000 E/ml Xylanase in Medium mit Weizenkleie, welches
für beide
etwa 60–65%
der in Stärke
gefundenen Werte darstellt (Tabelle I). Mit AB14S-3 (#4 und #14)-Transformanten
wurde jedoch eine höhere
Produktion mit Weizenkleie als in Stärke festgestellt. Die bestimmten
Produktionsniveaus sind 1,5 mal höher als in Stärke. Eine
Produktion von 72.000 E/ml wurde mit AB14S-3 erhalten. Ein Wert
von 66.000 E/ml wurde mit AB14S-3 #14 gefunden (Tabelle I). Tabelle H Xylanase-Produktionsniveaus (in 10
3 E/ml) einiger AW- und AB-"xylA"- und "gpdA"-Transformanten nach
verschiedenen Kultivierungsperioden in kleiehaltigem Medium bei
25°C
| 40
h | 63
h | 4
Tage | 7
Tage | 12
Tage |
Aw
Wt | | | 1 | 2 | 16 | 17 |
AW14S | #4 | 8 | 20 | 27 | 61 | 80 |
AB14S | #14 | 6 | 74 | 114 | 126 | 122 |
AB4.1-14S | #1 | 17 | 87 | 123 | 135 | 145 |
AW14S-2 | #22 | 17 | 22 | 22 | 34 | 33 |
AW14S-2 | #39 | 18 | 22 | 21 | 24 | 20 |
AB14S-2 | #5 | 13 | 15 | 11 | 8 | 8 |
AB14S-2 | #17 | 9 | 13 | 11 | 7 | 7 |
Tabelle I Xylanase-Produktionsniveaus (in 10
3 E/ml) von AW- und AB-Transformanten nach
unterschiedlichen Kulturperioden in Weizenkleie-Medium bei 25°C
| 2
Tage | 3
Tage | 4
Tage | 7
Tage | 9
Tage | 14
Tage |
Aw
Wt | | | 2 | 8 | 10 | 11 |
N402
Wt | | | 4 | 2 | 1 | |
AW14S | | | | | | |
#1A | | | 18 | 39 | 51 | |
#4 | | | 34 | 67 | 76 | 76 |
AB14S | | | | | | |
#5 | 45 | 80 | 100 | 111 | 109 | 118 |
#14 | 45 | 77 | 79 | 100 | 92 | |
AB4.1-14S | | | | | | |
#1 | | 95 | | 90 | 73 | |
#44 | | | 121 | 144 | 148 | 145 |
AW14S-2 | | | | | | |
#22 | | | 22 | 29 | 29 | |
#39 | | | 17 | 26 | 28 | |
AB14S-2 | | | | | | |
#5 | 15 | 14 | | 12 | - | |
#17 | 10 | 11 | | 9 | - | |
AW14-S-3 | | | | | | |
#1 | | | 18 | 26 | 25 | |
#7 | | | 37 | 45 | 45 | 41 |
AB14S-3 | | | | | | |
#4 | 72 | 54 | 44 | 23 | 17 | |
#14 | 64 | 66 | 69 | 55 | 55 | 55 |
-
4.9 Beurteilung der Ergebnisse
-
Die
in Tabelle A zusammengefaßten
Ergebnisse zeigen, daß Mehrfachkopie-Transformanten von
Aspergillus niger Var. awamori (AW14S) und Aspergillus niger Var.
niger (AB14S) nach Induktion ihres eigenen xylA-Promotors mit Xylan
bzw. Weizenkleie als Induktor zur Überproduktion von aktiver Xylanase
imstande sind. Die Expression von Xylanase durch Mehrfachkopie-Transformanten
von Aspergillus niger Var. awamori und Aspergillus niger Var. niger
N402 mit dem xylA-Gen unter der Kontrolle des gpdA-Promotors (AW14S-2 bzw.
AB14S-2) und dem glaA-Promotor (AW14S-3 bzw. AB14S-3) zeigt an,
daß Xylanase
in einem breiten Spektrum von Substraten produziert werden kann.
Die Variabilität
in den Produktivitäten
zwischen den verschiedenen Transformanten kann das Ergebnis von
Unterschieden in der Kopienzahl und/oder Unterschieden in der Integrationsstelle
in das Genom sein. Natürlich
könnten
auch die Testbedingungen eine signifikante Auswirkung auf die Xylanase-Produktion
haben. Zur Optimierung der Produktion werden jedoch Stämme bevorzugt
werden, die eine relativ hohe Produktivität zeigen.
-
5. Materialien und Methoden
-
5.1 Stämme
und Plasmide
-
In
den Experimenten wurden die folgenden Stämme und Plasmide verwendet:
- – Aspergillus
niger Var. awamori-Stamm CBS 115.52, ATCC 11358;
- – Aspergillus
niger Var. niger-Stamm N402, eine cspA1-Mutante (kurze Conidiophoren)
von Aspergillus niger Var. niger, ATCC 9029, CBS 120.49;
- – Aspergillus
niger Var. niger AB4.1, eine pyrG-Mutante von Aspergillus niger
Var. niger N402, beschrieben von Van Hartingsveldt et al., Mol.
Gen. Genet. 206, 71–75,
1987;
- – Escherichia
coli-Stamm JM109 (hinsichtlich der Plasmidisolierung siehe Yanisch-Perron
et al., Gene 33, 103–119,
1985);
- – Escherichia
coli-Stamm NM539 (zur Konstruktion und Amplifizierung der Lambda-Genbank);
- – Plasmid
pGW325, enthaltend das amdS-Gen von Aspergillus nidulans, siehe
K. Wernars, "DNA-mediated transformation
of the filamentous fungus Aspergillus nidulans", Doktorarbeit, Agricultural University
of Wageningen, 1986;
- – Plasmid
pAB4.1, enthaltend das pyrG-Gen von Aspergillus niger Var. niger
N402, siehe Van Hartingsveldt et al., Mol. Gen. Genet. 206, 71–75, 1987;
- – Plasmid
pAN52-1, beschrieben von Punt et al., Gene 56, 117–124, 1987;
und Plasmid pAN52-6, beschrieben von P. J. Punt, J. Biotechn., in
Druck;
- – Vektor λ-EMBL3 (zur
Konstruktion einer Aspergillus niger Var. awamori-Genbank), erhältlich von
Promega Biotec.
-
Ein
Escherichia coli-JM109-Stamm, enthaltend das Plasmid pAW14B, wurde
bei dem Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS) von Baarn, Niederlande,
unter der Nummer CBS 237.90 am 31. Mai 1990 hinterlegt.
-
5.2 Aspergillus-Transformation
-
Aspergillus
niger Var. awamori-Protoplasten wurden aus Myzel mit Hilfe von Novozym
234 (NOVO) hergestellt. Die Ausbeute an Protoplasten betrug 1–5 × 107/g Myzel und die Überlebensfähigkeit betrug 3–8%. Mittels
Transformation wurden 3–8 × 105 lebensfähige
Protoplasten mit 5, 10 oder 20 mg Plasmid-DNA, welche zweimal einer
CsCl-Reinigung unterzogen worden waren, inkubiert. Transformierte
Protoplasten wurden auf osmotisch stabilisierten Selektionsplatten
(Acetamid als Stickstoffquelle) ausplattiert und bei 25°C inkubiert. Nach
6–10 Tagen
waren Kolonien sichtbar. Die Transformation von Aspergillus niger
Var. niger N402 bzw. A. niger Var. niger AB4.1 wurde im Prinzip
wie oben beschrieben durchgeführt.
Im Falle von Aspergillus niger Var. niger-pyrG AB4.1 wurde jedoch
Uridin dem Medium zugesetzt. Bei der Cotransformation von A. niger
Var. niger AB4.1 wurde pAW14S- und pAB4.1-DNA in einem Gewichtsverhältnis von
4:1 gemischt; Transformanten wurden auf Acetamid-Platten mit Uridin
(amdS-Selektion), ohne Uridin (amdS- und pyrG-Selektion) bzw. auf
Minimalmedium-Platten mit Nitrat (pyrG-Selektion) selektioniert.
Nach 4–5
Tagen wurden Kolonien sichtbar. (Co)transformanten wurden zweimal
auf Acetamid-Platten
ausgestrichen. Um große
Mengen an Sporen zu erhalten, wurden Sporen von dem zweiten Ausstrich
auf Platten mit reichem Medium ausgestrichen und 5–6 Tage
lang bei 25–28°C inkubiert.
Die resultierenden Sporen wurden als Suspension (108–109 Sporen/ml) aufbewahrt oder an Silicagel
adsorbiert, so daß die
Sporen für
einen langen Zeitraum aufbewahrt werden können.
-
5.3 Konstruktion einer A. niger Var. awamori-Genbank
-
Chromosomale
DNA wurde aus Myzel von Aspergillus niger Var. awamori isoliert.
Die hochmolekulare DNA wurde mit Sau3Al partiell gespalten, anschließend folgte
die Isolierung von Fragmenten von 13–17 kb nach Elektrophorese
auf einem 0,4%igen Agarosegel. Von diesen Fragmenten wurden 0,4
mg mit 1,2 mg λ-EMBL3-DNA
ligiert, welche mit BamHI und EcoRI gespalten worden war. Die Ligierungsmischung
wurde mit Hilfe eines in vitro-Verpackungssystems (Amersham) mit
Phagenhüllen
versehen. Durch Transduktion von E. coli NM539 wurde eine Genbank
von etwa 154.000 Plaques erhalten. Diese repräsentierten etwa 75 × das Genom
von A. niger Var. awamori. 65.000 Plaques wurden auf Nitrocellulosefilter überführt (in
doppelter Ausführung).
-
5.4 Hybridisierungsexperimente
-
Southern-Blot-Analyse:
Die Hybridisierung von Verdauungen chromosomaler A. niger Var. awamori-DNA
mit den radioaktiv markierten Oligonucleotidmischungen Xyl04 und
Xyl06 (47-mere) wurde in 6 × SSC bei
68°C, 62°C bzw. 56°C durchgeführt; für Xyl01
und Xyl05 (23-mere) wurde eine Hybridisierungstemperatur von 41°C angewandt.
Die gewählte
Hybridisierungstemperatur lag mindestens 5°C unter der berechneten Schmelztemperatur.
Bluts wurden bei der Hybridisierungstemperatur mit 5 × bzw. 3 × SSC gewaschen.
Die Hybridisierung erfolgte bei 68°C in 6 × SSC, wobei die letzten Waschschritte
bei derselben Temperatur mit 2 × bzw.
0,4 × SSC
durchgeführt
wurden.
-
Northern-Blot-Analyse:
Nicht-induzierte Gesamt-RNA von A. niger Var. awamori wurde aus
Myzel von Kulturen aus reichem Medium isoliert (nach 3 Tagen Kultivierung
bei 25°C).
Die induzierte RNA stammte aus Kulturen, in denen 1% Xylan oder
4% Weizenkleie als Induktor verwendet wurden. Myzel wurde aus den
zuletzt genannten Kulturen nach unterschiedlichen Kulturperioden
gewonnen. Nach 3 bzw. 6 Tagen wurde Myzel aus Medium mit Weizenkleie
isoliert. Myzel aus Xylan-Medium wurde nach 6 bzw. 11 Tagen Kultivierung
gewonnen. Die Hybridisierungsbedingungen waren mit denjenigen bei
der Southern-Blot-Analyse
identisch.
-
5.5 Kultivierungsbedingungen
-
Medien:
Xylan-Medium enthält
1% Xylan, 0,67% Hefeextrakt mit Aminosäuren (Difco) und 0,1% Casaminosäuren. Medium
mit Weizenkleie besteht aus 4 g Weizenkleie in 50 ml Leitungswasser,
wozu 50 ml einer Salzlösung
(pH 5,0) bis zu einer Endkonzentration von 0,5% (NH4)2SO4, 0,15% KH2PO4, 0,025% MgSO4 und 0,025% KCl zugegeben werden. Reiches
Medium für
Expressionstests ist Minimalmedium (0,05% MgSO4, 0,6%
NaNO3, 0,05% KCl, 0,15% KH2PO4 und Spurenelemente) mit 1% Glucose, 0,2%
Trypticase (BBL), 0,5% Hefeextrakt, 0,1% Casaminosäuren und
Vitamin. Stärke-Medium
enthält
5% Stärke
und 0,1% Glucose in Minimalmedium. Die Medien wurden 30 Min. lang bei
120°C sterilisiert.
Medium (100 ml in einem 500-ml-Kolben) wurde mit 2 × 105 Sporen/ml angeimpft, gefolgt von Kultivierung
in einem Luft-Inkubator (300 UpM) bei 25°C für unterschiedliche Zeiträume. Kulturen
mit Weizenkleie als Induktor (Tabelle I) wurden mit 4 × 105 Sporen/ml angeimpft.
-
5.6 Bestimmung von Xylanase-Aktivität in Medium
von Aspergillus-Kulturen
-
Die
Xylanase-Aktivität
wurde bestimmt durch Feststellung der Bildung von reduzierenden
Zuckern. Verfahren: Eine (verdünnte)
Mediumprobe wurde zu 125 μl
2%igem Xylan (Sigma) in 0,5 M Natriumacetat, pH 5,0, bei 40°C zugegeben,
gefolgt von Inkubation der Reaktionsmischung für 30 Min. bei 40°C. Die Reaktion wurde
unmittelbar mit 0,5 ml 2-Hydroxy-3,5-dinitrobenzoesäure (DNS)-Reagens gestoppt,
gefolgt von Auffüllen
des Volumens mit Wasser bis zu 1 ml. Die Reaktionsmischung wurde
5 Min. lang bei 100°C
erwärmt
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die OD wurde bei 534 nm gegen eine Blindprobe bestimmt. Die Xylanase-Aktivitätsbestimmung
einer Probe wurde mindestens zweimal durchgeführt. 0,5 M Natriumacetat, pH
5,0, wurde zur Verdünnung
der Medien eingesetzt.
-
5.7. Selektion von Transformanten
-
Bei
der Analyse der vielen Transformanten wurden die Wirtsstämme und
etwa 6 Transformanten aus einer Serie in reichem oder selektivem
Medium kultiviert, dem folgte die Bestimmung des Xylanase-Produktionsniveaus.
Zwei Transformanten aus jeder Serie, mit der höchsten Xylanase-Produktion,
wurden erneut im gleichen Medium analysiert. Darüber hinaus wurde das Produktionsniveau
dieser Transformanten in Medium mit Weizenkleie bestimmt.
-
5.8 Konstruktion von Expressionsvektoren
-
pAW14S
(mit dem Aspergillus niger Var. niger-xylA-Promotor): Der Expressionsvektor
pAW14S (4) wurde konstruiert durch Insertion
eines 5,0-kb-EcoRI-Fragments
des Plasmids pGW325, auf dem sich das Aspergillus nidulans-amdS-Gen befindet, in
die EcoRI-Stelle des Polylinkers von pAW14B (3). In pAW14S
besitzen das amdS- und xylA-Gen dieselbe Transkriptionsrichtung.
-
pAW14S-2
(mit dem A. nidulans-gpdA-Promotor): das lineare 1,8-kb-Stul-NcoI-Fragment von pAN52-1,
auf dem sich der A. nidulans-gpdA-Promotor (bis zu dem ATG-Triplett)
befindet, wurde mit dem 7,2-kb-NcoI*-SmaI-Fragment von pAW14B, erhalten
durch partielle Verdauung mit NcoI und vollständige Verdauung mit SmaI, ligiert.
Die Transformation von E. coli JM109 führte zu der Isolierung des
Plasmids pAW14B-1 (9,0 kb). Das 7,2-kb-NruI*-NcoI*-Fragment von
pAW14B-1, erhalten durch partielle Verdauung mit NcoI und vollständige Verdauung
mit NruI, wurde mit einem synthetischen Fragment (79 bp, Nucleotide
Nr. 1–78
des kodierenden Stranges und Nucleotide Nr. 4–78 des Matrizenstranges),
bestehend aus xylA-Sequenzen ab dem ATG-Triplett, ligiert, was pAW14B-2
(5) ergab. Das 5,0-kb-EcoRI-Fragment von pGW325
(Aspergillus nidulans-amdS-Gen) wurde in die nur einmal vorkommende
EcoRI-Stelle von pAW14B-2 eingeführt, was
pAW14S-2 ergab (6). Das amdS- und das xylA-Gen weisen die gleiche
Orientierung in diesem Plasmid auf. Die Verbindung des gpdA-Promotors
mit dem ATG-Codon des xylA-Gens sowie die Sequenz des synthetischen
Fragments wurde mittels DNA-Sequenzanalyse verifiziert.
-
pAW14S-3
(mit dem glaA-Promotor von A. niger Var. niger N402): pAN52-6 wurde
partiell mit Xmnl gespalten (3 Stellen). Das lineare 7,5-kb-Fragment,
auf dem sich der glaA-Promotor von A. niger Var. niger N402 befindet,
wurde isoliert. Nach der Spaltung dieses Fragments mit BssHII wurde
ein 7,35-kb-BssHII-XmnI-Fragment
mit einem synthetischen DNA-Fragment (etwa 150 bp) ligiert, welches
enthielt das 3'-Ende
des glaA-Promotors bis zu dem ATG-Triplett, gefolgt von dem xylA-Gen
von dem ATG-Triplett bis zu der im Gen gelegenen NruI-Stelle mit
einem BssHII-Terminus dahinter. Das so erhaltene Plasmid pAN52-6.URL
wurde nach Auffüllen
der NcoI-Stelle mit NcoI und mit NruI gespalten. Die DNA-Sequenz
des synthetischen Fragments in pAN52-6.URL wurde überprüft. Der
glaA-Promotor wurde
durch Ligierung des 2,5 kb langen "aufgefüllten NcoI"-NruI-Fragments von pAN52-6.URL mit dem etwa
10 kb langen NruI-Fragment von pAW14S vor das xylA-Gen plaziert.
Die Insertion dieses Fragments in der richtigen Orientierung ergab
pAW14S-3 (7).
-
BEISPIEL II
-
Backtests
-
Die
brotverbessernde Wirkung der Xylanase, welche nach Isolierung aus
der Fermentationsbouillon erhalten worden war, wurde getestet durch
Messen der Volumenerhöhung
von belgischen Brötchen,
die nach Zusatz von zunehmenden Mengen an Enzym und Teig gebacken
wurden. Die Xylanase wurde wie folgt isoliert.
-
Die
Aspergillus niger Var. awamori-Transformante AW14S.1A wurde 7 Tage
lang in einem Medium mit 4% Weizenkleie in einem Fermenter kultiviert,
der ein Betriebsvolumen von 8 l besaß. Die Xylanase-Produktion betrug
etwa 85.000 E/ml. Die Pilzzellen wurden mittels Filtration durch
ein Gazetuch entnommen. Ammoniumsulfat wurde dann unter Rühren bis
zu 50 Gewichtsprozent 6 Liter Filtrat zugesetzt. Das Präzipitat
wurde in einem Sorvall GSA-Rotor 20 Min. lang mit 10.000 g zentrifugiert.
Das Pellet wurde in 500 ml destilliertem Wasser suspendiert und
dann erneut mit 10.000 g zentrifugiert. Der Überstand wurde dann durch Ultrafiltration
mit Hilfe einer Amicon PM10-Ultrafiltrationsmembrane auf ein Volumen
von 60 ml konzentriert. Zur Entfernung des Ammoniumsulfats wurde
die Ultrafiltration nach Verdünnung
mit destilliertem Wasser auf 300 bzw. 600 ml zweimal wiederholt.
Das schließlich
erhaltene Material, das in einem Volumen von 50 ml vorlag, wurde
dann gefriergetrocknet. Die Ausbeute betrug 4,8 g mit einer spezifischen
Aktivität
von 60.000 E/mg (56% über
alle Schritte). Zur Verwendung in Backtests wurde die Xylanase mit
Stärke
auf eine Konzentration von 240 E/mg gemischt.
-
600
ml Wasser, 20 g Salz, 20 g Zucker (Sucrose), 50 g Hefe (Koningsgist
von Gist Brocades) und 0, 50, 100 oder 200 mg/kg Xylanase (240 E/mg)
wurden zu 1000 g Weizenmehl Banket Extra (von Wessanen) zugegeben.
Die Teigspezies wurden in einem Eberhardt-Kneter 10 Min. lang bei
einer Teigtemperatur von 24°C
geknetet. Nach 20 Min. Fermentation bei 28°C wurde der Teig geschlagen,
in kleine Teigportionen von etwa 50 g aufgeteilt und erneut in einer
Treibkammer 60 Min. lang bei 35°C
bis 38°C
fermentiert. Die Teigportionen wurden dann 20 Min. lang bei 230°C gebacken.
Die spezifischen Volumina (in ml/g) wurden bestimmt, indem das Volumen
(in ml), mit Hilfe des Samenverdrängungsverfahrens bestimmt,
durch das Gewicht (in g) geteilt wurde.
-
Für ein Mittel
von 10 Brötchen
wurden die folgenden Ergebnisse erhalten:
Enzymniveau | 0 | 50
ppm | 100
ppm | 200
ppm |
spezifisches
Volumen | 6,8 | 7,9 | 8,7 | 8,9 |
-
Die
gleichen Trends lassen sich feststellen, wenn darüber hinaus
andere brotverbessernde Bestandteile wie Vitamin C, Fett, Emulgatoren
und α-Amylase
zugesetzt werden. Andere Eigenschaften wie Teigverarbeitung und
Krumenstruktur werden durch Zugabe des Xylanase-Enzyms ebenfalls
positiv beeinflußt.
-
BEISPIEL III
-
Herstellung von Aspergillus niger Var.
awamori-Xylanase durch Saccharomyces cerevisiae
-
Als
Beispiel der heterologen Produktion von Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase durch Mikroorganismen
wurden Expressionsvektoren zur Expression der Xylanase in Saccharomyces
cerevisiae, reguliert durch den induzierbaren GAL7-Promotor (Nogi
und Fukasawa, 1983), konstruiert. Der GAL7-Promotor bewirkt die
Produktion von Enzym unter Induktionsbedingungen: Wachstum auf Medium
mit Galactose als einziger Kohlenstoffquelle (Hopper und Rowe, 1978).
Die Verwendung dieses Promotors zur induzierten Produktion heterologer
Proteine wurde bereits beschrieben (Tajima et al., 1985). Das für Xylanase
kodierende Pilzgen wurde zuerst durch Entfernung des Introns (nicht-kodierende
Sequenz) mit Hilfe eines synthetischen DNA-Fragments zur Expression
in Saccharomyces cerevisiae geeignet gemacht. Dieselbe Technik wurde
zur Bereitstellung einer korrekten Verbindung des Xylanase-Gens
mit dem GAL7-Promotor
von Saccharomyces cerevisiae eingesetzt. Fakultativ wurde auch eine
Signalsequenz von Saccharomyces cerevisiae, die Invertase-Signalsequenz, eingeführt, um
die Ausscheidung des Pilzenzyms Xylanase durch die Hefe Saccharomyces
cerevisiae zu realisieren. Es wurden sowohl autonom replizierende
Vektoren als auch (Mehrfachkopie)-Integrationsvektoren zur Produktion
der Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase durch die Hefe Saccharomyces
cerevisiae eingesetzt. Alle Klonierungsverfahren wurden in dem E.
coli-Stamm JM109 (Yanisch-Perron et al., 1985) und alle Verfahren
und Techniken gemäß Maniatis
et al. (1982) durchgeführt.
-
Konstruktion des Vektors pUR2901
-
Die
Konstruktion des ersten Zwischenprodukts betraf die korrekte Entfernung
des Introns aus dem Xylanase-Gen, d. h., ohne Veränderung
oder Störung
der kodierenden Sequenz. Die in 8 dargestellten
synthetischen DNA-Oligonucleotide (BAK 02, 03, 04, 05, 06, 07, 08,
09, 10, 23 und 24) wurden verschmolzen und miteinander ligiert,
was das Fragment BAK1 ergab. Das Fragment BAK1 mißt 205 bp
und umfaßt
das SacI-KpnI-Xylanase-Fragment (bp 185–bp 427), aus dem das Intron
entfernt wurde. Die synthetischen DNA-Oligonucleotide wurden auf
solche Weise gestaltet, daß nach
Entfernung des Introns eine korrekte Verbindung mit den Fragmenten
hergestellt ist, so daß der
offene Leserahmen (kodierend für
Xylanase) nicht gestört
ist. Zur Vereinfachung der weiteren Konstruktion wurde die SacI-Stelle
in eine XhoI-Stelle geändert.
Auf der 5'-Seite
wurde das Fragment mit einer EcoRI-Stelle versehen. Die Ligierungsmischung
wurde mit den Restriktionsenzymen KpnI und EcoRI verdaut und das
richtige 205-bp-Fragment mit Hilfe von Agarosegelelektrophorese
zur Abtrennung des Fragments und Gelelution zur Isolierung des Fragments
aus dem Agarosegel isoliert. Das KpnI-EcoRI-BAK1-Fragment wurde
in die KpnI- und die EcoRI-Stelle des Vektors pTZ19R (erhalten von
Pharmacia) kloniert, was pBAK1 ergab (siehe 9). Das
inserierte Fragment in dem konstruierten Plasmid pBAK1 wurde mittels
Sequenzanalyse überprüft.
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Die
weiteren Konstruktionen betrafen die Realisierung einer korrekten
Verbindung des Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase-Gens mit
dem Saccharomyces cerevisiae-GAL7-Promotor. Für diesen Zweck wurden die in 10 dargestellten
synthetischen DNA-Oligonucleotide (BAK13, 14, 15, 18, 19, 20, 21,
25, 26, 27 und 28) verschmolzen und ligiert, was Fragment BAK2 ergab.
Das Fragment BAK2 mißt
202 bp und umfaßt den
synthetischen Übergang
von der SacI-Stelle des GAL7-Promotors über die Invertase-Signalsequenz
zu dem reifen Xylanase-Gen bis zur SacI (bp 185)-Stelle. Zur Vereinfachung
der weiteren Konstruktion wurde die SacI-Stelle auf gleiche Weise
wie bei der Konstruktion von pBAK1 in eine XhoI-Stelle geändert. Eine
zusätzliche
EcoRI-Stelle wurde
auf der 5'-Seite
des Fragments bereitgestellt. Die Ligierungsmischung wurde mit EcoRI
und XhoI verdaut und das richtige 202-bp-BAK2-Fragment isoliert. Das Plasmid pBAK1
wurde mit EcoRI und XhoI verdaut und das BAK2-Fragment mit den gleichen
Termini wurde in die Vektorfragmente kloniert, was das Plasmid pBAK21
ergab (siehe 11). Das inserierte BAK2-Fragment wurde mittels
Sequenzanalyse überprüft. Bei
dem Plasmid pBAK21 wurde die Verbindung der Fragmente BAK1 und BAK2
mit der XhoI-Stelle auf solche Weise bewirkt, daß der für Xylanase kodierende offene
Leserahmen korrekt wiederhergestellt wurde. Das Plasmid pBAK21 enthält daher
den Saccharomyces cerevisiae-GAL7-Promotorübergang ab der SacI-Stelle,
die Saccharomyces cerevisiae-Invertase-Signalsequenz (einschließlich eines
ATG-Startcodons)
und die Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase (kodierend. für reife
Xylanase), woraus das Pilz-Intron (nicht-kodierende Sequenz) korrekt
bis zu der KpnI-Stelle (dem 5'-Abschnitt
des Xylanase-Gens) entfernt wurde.
-
Das
Plasmid pAW14B wurde mit KpnI und BamHI verdaut und das 327-bp-KpnI – BamHI-Fragment, enthaltend
den 3'-Abschnitt
des Xylanase-Gens, wurde isoliert. Das Plasmid pBAK21 wurde ebenfalls
mit KpnI und BamHI verdaut und das Vektorfragment isoliert. Das
isolierte 327-bp-Fragment und das Vektorfragment wurden miteinander
ligiert, was das Plasmid pUR2901 ergab (siehe 12).
Das Plasmid pUR2901 wurde mittels Restriktionsenzymanalyse überprüft. Das
Plasmid pUR2901 enthält
die S. cerevisiae-GAL7-Promotor-Fusionsstelle an der SacI-Stelle,
die S. cerevisiae-Invertase-Signalsequenz (einschließlich eines ATG-Startcodons)
und das vollständige
Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase-Gen
(kodierend für
die reife Xylanase), aus dem das Pilz-Intron (nicht-kodierende Sequenz)
korrekt entfernt wurde.
-
Konstruktion des S. cerevisiae-Expressionsvektors
pUR2904
-
Die
Konstruktion des Expressionsvektors pUR2904 begann mit dem Plasmid
pUR2740. Das Plasmid pUR2740 ist ein Derivat von pUR2730 (Overbeeke,
1987), das zur Produktion von α-Galactosidase
in S. cerevisiae verwendet wurde. Das Plasmid pUR2740 unterscheidet
sich nicht wesentlich von pUR2730, einige überflüssige Sequenzen im nicht-funktionellen
Anteil des Vektors wurden entfernt. Das Plasmid pUR2740 ist ein
E. coli/S. cerevisiae-Shuttlevektor. Es wurde der 2-μm-Replikationsursprung
verwendet und das S. cerevisiae-LEU2d-Gen diente als Selektionsgen für die Replikation
in S. cerevisiae. Das Plasmid pUR2740 wurde mit SacI und HindIII
verdaut und das Vektorfragment wurde isoliert. Als Ergebnis dieser
Verdauung wurde das α-Galactosidase-Gen
entfernt. Das Plasmid pUR2901 wurde ebenfalls mit SacI und HindIII
verdaut und das 730-bp-Fragment, umfassend die S. cerevisiae-GAL7-Promotor-Fusionsstelle
an der SacI-Stelle, die S. cerevisiae-Invertase-Signalsequenz (einschließlich eines
ATG-Startcodons) und das vollständige
A. niger Var. awamori-Xylanase-Gen (kodierend für reife Xylanase), wurde isoliert.
Das pUR2740-Vektorfragment und das 730-bp-Fragment von pUR2901 wurden
miteinander ligiert, was pUR2904 ergab (siehe 13).
Das Plasmid pUR2904 wurde mittels Restriktionsenzymanalyse überprüft. Das
Plasmid pUR2904 ist der Expressionsvektor für die Produktion der Aspergillus
niger Var. awamori-Xylanase durch die Hefe Saccharomyces cerevisiae.
Das Plasmid pUR2904 ist ein E. coli/S. cerevisiae-Shuttlevektor. Es
enthält
die für
Xylanase kodierende DNA-Sequenz mit der damit fusionierten Invertase-Signalsequenz;
die Invertase-Signalsequenz wird für die Ausscheidung der Xylanase
sorgen. Die DNA-Sequenz in pUR2904 kodiert für genau dieselbe Xylanase wie
der A. niger Var. awamori-Wildtypstamm. Während der Ausscheidung wird
das resultierende Fusionsprotein im Prinzip einer Prozessierung
durch die Saccharomyces cerevisiae-Signalpeptidase unterliegen,
was zu ausgeschiedenem reifem Xylanase-Enzym führt. Die Expression der Xylanase
wird durch den Galactose-induzierbaren Saccharomyces cerevisiae-GAL7-Promotor
reguliert.
-
Analyse der Produktion von A. niger Var.
awamori-Xylanase durch S. cerevisiae
-
Hefezellen
des Saccharcmyces-Stammes SU10 (α,
leu2, ura3, his3, cir+; hinterlegt bei dem Centraalbureau voor Schimmelcultures,
P. O. Box 273, 3740 AG Baarn, Niederlande, unter der Nummer CBS
323.87) wurden mit dem Plasmid pUR2904 nach dem Sphäroplasten-Verfahren
(Beggs, 1978) transformiert. Die resultierenden leu+-transformierten
Hefezellen wurden hinsichtlich der Anwesenheit von Xylanase analysiert.
Die Hefezellen wurden zweimal über
Nacht auf MM-Medium (0,67% Hefe-Stickstoff-Base w/o Aminosäuren, 2% Glucose),
ergänzt
mit Uracil und Histidin, gezüchtet.
Anschließend
wurden die Hefezellen in ein zehnfach größeres Volumen von YPG-Medium
(1% Hefeextrakt, 2% Bactopepton, 5% Galactose) überführt und gezüchtet, bis die Hefezellen die
stationäre
Phase erreicht hatten. Die Hefezellen wurden unter mechanischer
Bewegung bei 30°C
kultiviert. Die Hefezellen wurden von dem Medium mittels Zentrifugation
abgetrennt. Das Medium wurde hinsichtlich der Anwesenheit der Xylanase
mit dem Enzym-Assay wie in Beispiel I beschrieben analysiert. Das
Expressionsniveau der Xylanase betrug etwa 10.000 Einheiten in 1
ml Medium. Mit Hilfe isoelektrischer Fokussierung (siehe Beispiel
I) wurde gezeigt, daß die
von Saccharomyces cerevisiae produzierte Xylanase identisch ist
mit der Xylanase, welche vom Wildtyp Aspergillus niger Var. awamori
produziert wird. Die Funktionalität der von Saccharomyces cerevisiae
produzierten und ausgeschiedenen Xylanase wurde in Backtests gezeigt,
die wie in Beispiel II beschrieben durchgeführt wurden. Die oben beschriebenen
Ergebnisse zeigen, daß die
Hefe Saccharomyces cerevisiae in der Lage ist, Aspergillus niger
Var. awamori-Xylanase effizient zu produzieren und auszuscheiden.
-
Konstruktion des S. cerevisiae-Expressionsvektors
pUR2921 (Mehrfachkopie-Integration)
-
Die
Expression des Xylanase-Gens von Aspergillus niger Var. awamori
in Saccharomyces cerevisiae wurde auch mit Hilfe eines integrationsfähigen Vektorsystems
untersucht. Für
diesen Zweck wurde das Hochkopie-Integrationssystem
eingesetzt (Lopes, 1989)
-
Die
Konstruktion des Expressionsvektors pUR2921 begann mit dem Plasmid
pUR2778. Das Plasmid pUR2778 ist ein mehrfach integrationsfähiges Plasmid,
welches sich in den ribosomalen DNA-Locus von S. cerevisiae integriert.
Es wurde zur stabilen Mehrfachkopie-Integration der α-Galactosidase-Expressionskassette
in S. cerevisiae eingesetzt. Es enthält auch Vektorsequenzen zur
Replikation und Selektion in E. und das S. cerevisiae-LEU2d-Gen
als Selektionsgen für
Hefe. Das Plasmid pUR2778 ist ein Derivat von pMIRY2 (Lopes, 1989),
aus dem das SmaI-BglII-Fragment, enthaltend die Spirodella oligorhiza-DNA,
entfernt und das BamHI-HindIII-Fragment, enthaltend einen Teil der
rDNA-Sequenzen, durch das BglII-HindIII-Fragment von pUR2730 (Overbeeke,
1987), enthaltend die α-Galactosidase-Expressionskassette,
ersetzt wurde. Das Plasmid pUR2778 wurde mit SacI und HindIII verdaut
und das Vektorfragment aus einem Agarosegel isoliert. Als Ergebnis
dieser Verdauung wurde die für α-Galactosidase
kodierende Sequenz, einschließlich
der Invertase-Signalsequenz,
entfernt. Dieses Vektorfragment wurde mit dem 730-bp-SacI-HindIII-Fragment
von pUR2901, welches auch zur Konstruktion von pUR2904 eingesetzt
wurde, ligiert, was das Plasmid pUR2921 ergab (siehe 14).
Das 730-bp-SacI-HindIII-Fragment von pUR2901 umfaßt die S.
cerevisiae-GAL7-Promotor-Fusionsstelle
an der SacI-Stelle, die S. cerevisiae-Invertase-Signalsequenz (einschließlich des ATG-Startcodons)
und das vollständige
A. niger Var. awamori-Xylanase-Gen (kodierend für reife Xylanase), aus dem
das Pilz-Intron (nicht-kodierende Sequenz) korrekt entfernt wurde.
Das Plasmid pUR2921 wurde mittels Restriktionsenzymanalyse überprüft. Das
Plasmid pUR2921 ist ein Expressionsvektor zur Produktion der Aspergillus
niger Var. awamori-Xylanase durch die Hefe Saccharomyces cerevisiae.
Das Plasmid pUR2921 enthält
Sequenzen des ribosomalen DNA-Locus der chromosomalen S. cerevisiae-DNA.
Nachdem er keinerlei Hefe-Replikationsursprünge enthält, wird der Vektor nach Transformation
in S. cerevisiae an dem ribosomalen DNA-Locus integrieren. Wenn
das Plasmid pUR2921 in einen S. cerevisiae-leu2-Stamm transformiert
wird, werden unter selektiven Bedingungen aufgrund der niedrigen
Expression des LEU2-Marker-Gens des Plasmids pUR2921 mehrfache Kopien
des Vektors integrieren. Als Ergebnis dieses Prozesses wird die
Xylanase-Expressionskassette in mehrfachen Kopien im Hefechromosom
vorliegen. Nachdem die Xylanase-Expressionskassette genau dieselbe
ist wie in dem Plasmid pUR2904 wird dieser S. cerevisiae-Stamm das
reife Xylanase-Enzym auf dieselbe Weise ausscheiden wie der S. cerevisiae-Stamm
mit dem Plasmid pUR2904.
-
Analyse der Produktion von A. niger Var.
awamori-Xylanase durch S. cerevisiae
-
Hefezellen
des Saccharomyces-Stammes SU50 (YT6-2-1, a, leu2, his4, can1, cir°; Erhart
und Hollenberg, 1981) wurden nach dem Sphäroplasten-Verfahren mit dem
Plasmid pUR2921, linearisiert mit HpaI, transformiert. Die resultierenden
leu+-transformierten Hefezellen wurden hinsichtlich Xylanase-Produktion analysiert
wie für
die SU10-Hefezellen beschrieben, die mit dem Plasmid pUR2904 transformiert
wurden. Für diese
Hefezellen wurde das MM-Medium nur mit Histidin ergänzt. Das
Expressionsniveau betrug etwa 60.000 Einheiten, ausgeschieden in
1 ml Medium.
-
Referenzen
-
- Beggs, J. D. (1978), Nature 275: 104–109.
- Erhart, Hollenberg (1981), Curr. Genet. 3: 83–89.
- Hopper, J. E. und Rowe, L. B. (1978), J. Biol. Chem. 253: 7566–7569.
- Lopes, T. S., Klootwijk, J., Veenstra, A. E., van der Aar, P.
C., van Heerikhuizen, H., Raué,
H. A. und Planta, R. J. (1989), Gene 79: 199–206.
- Maniatis, T., Fritsch, E. F. und Sambrook, J. (1982), Molecular
Cloning. A laboratory manual, Cold Spring Harbor Laboratory.
- Nogi, Y. und Fukasawa, T. (1983), Nucleic Acids Res. 11: 8555–8568.
- Overbeeke, N., Fellinger, A. J. und Hughes, S. G. (1987), PCT
International. WO 87/07641 .
- Tajima, M., Nogi, Y. und Fukasawa, T. (1985), Yeast 1: 67–77.
- Yanisch-Perron, C., Viera, J. und Messing, J. (1985), Gene 33:
103–119.
-
BEISPIEL IV
-
Produktion von Aspergillus niger Var.
awamori-Xylanase durch Bacillus subtilis
-
Als
Beispiel der heterologen Produktion von Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase durch einen
prokaryotischen Mikroorganismus wurden Expressionsvektoren zur Produktion
von Xylanase durch Bacillus subtilis konstruiert. Verschiedene Vektorsysteme,
Promotoren und Signalsequenzen sind für die Produktion heterologer
Proteine bekannt. Für
dieses Beispiel wurde der SP02-Promotor
und eine α-Amylase-Signalsequenz zur
Expression des Xylanase-Enzyms
verwendet. Diese Vorgehensweise war erfolgreich zur Expression der Pflanzen-α-Galactosidase
in B. subtilis (Overbeeke et al., 1990).
-
Zur
Konstruktion eines Vektors für
die Expression von Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase durch Bacillus
subtilis wurden zur Expression von Xylanase in Saccharomyces cerevisiae
konstruierte Plasmide (siehe Beispiel III), in welchen das Intron
(nicht-kodierte Sequenz) des Xylanase-Gens korrekt entfernt war,
als Ausgangspunkt verwendet. Die Entfernung des Introns ist essentiell,
da ein prokaryotischer Mikroorganismus wie Bacillus subtilis im
Gegensatz zu dem Eukaryoten Aspergillus niger Var. awamori nicht
in der Lage ist, Introns durch ein als Splicing bezeichnetes Verfahren
zu entfernen.
-
Konstruktion des Vektors pUR2950
-
Die
in 15 gezeigten synthetischen DNA-Oligonucleotide
(BAK 15, 18, 26, 27, 41 und 42) wurden verschmolzen und miteinander
ligiert, was das Fragment BAK4 ergab. Das Fragment BAK4 mißt 107 bp
und umfaßt
die DNA-Sequenz, die für
reife Xylanase kodiert, bis zu der SacI-Stelle (bp 185 in 1).
Zur Vereinfachung der weiteren Konstruktion wurde die SacI-Stelle
in eine XhoI-Stelle
geändert,
ohne die abgeleitete Aminosäuresequenz
zu verändern.
Darüber
hinaus wurde das erste Codon der reifen Xylanase, kodierend für Alanin,
verändert,
um eine korrekte Verbindung der reifen Xylanase mit der α-Amylase-Signalsequenz
in der weiteren Konstruktion zu erhalten. Das Codon GCT wurde zu
GCC, ebenfalls für
Alanin kodierend, abgeändert.
So wurde eine SacII-Stelle auf der 5'-Seite des BAK4-Fragments geschaffen.
Angrenzend an diese SacII-Stelle wurde das BAK4-Fragment mit einer
EcoRI-Stelle versehen. Die Ligierungsmischung wurde mit EcoRI und
XhoI verdaut und das 107-bp-EcoRI-XhoI-Fragment wurde aus einem Agarosegel
isoliert. Das Plasmid pUR2901 (siehe Beispiel III) wurde mit EcoRI
und XhoI verdaut und das BAK4-Fragment wurde in das Vektorfragment
mit den gleichen Restriktionsenzymtermini kloniert, was pUR2950
ergab (siehe 16). Das inserierte Fragment
BAK4 in pUR2950 wurde mittels Sequenzanalyse überprüft. In dem Plasmid pUR2950
wurde die Verbindung der Fragmente BAK4 und BAK1 mit Hilfe der XhoI-Stelle
auf solche Weise durchgeführt,
daß der
offene Leserahmen, kodierend für
den 5'-Abschnitt
von Xylanase, korrekt wiederhergestellt wurde. Darüber hinaus
wurde, wie in Beispiel III beschrieben, das Intron des Xylanase-Gens
korrekt entfernt. Dementsprechend enthält das Plasmid pUR2950 die
DNA-Sequenz ab dem ersten Alanin-Codon von reifer Xylanase, worin
eine SacII-Stelle an dieser Stelle erzeugt wurde, und das Aspergillus
niger Var. awamori-Xylanase-Gen, kodierend für reife Xylanase, aus dem das
Pilz-Intron (nicht-kodierende Sequenz) korrekt entfernt wurde.
-
Konstruktion des B. subtilis-Expressionsvektors
pUR2951
-
Das
Plasmid pUR2601 (Overbeeke, 1990) wurde als Ausgangspunkt für die Konstruktion
verwendet, in der das in pUR2950 vorliegende reife Aspergillus niger
Var. awamori-Xylanase-Gen mit der α-Amylase-Signalsequenz zur Ausscheidung
des zu produzierenden Enzyms fusioniert wurde, wobei dieses Fusionsgen durch
den SP02-Promotor reguliert wird. Das Plasmid pUR2601 wurde mit
SacII und HindIII verdaut und das Vektorfragment mit dem SPO2-Promotor und der α-Amylase-Signalsequenz
wurde isoliert. Das SacII-HindIII-Fragment von pUR2950 mit dem reifen
Xylanase-Gen wurde isoliert und mit dem pUR2601-Vektorfragment ligiert,
was das Plasmid pUR2951 ergab (17). In
dem Plasmid pUR2951 wurde die α-Amylase-Signalsequenz
in genau der richtigen Weise mit dem reifen Xylanase-Gen fusioniert.
Mit der Ligierungsmischung wurde der Bacillus subtilis-Stamm DB104
(Kawamuri und Doi, 1984) unter Verwendung des Protoplasten/PEG-Verfahrens
(Chang und Cohen, 1979) mit Kanamycin zur Selektion transformiert.
Das Plasmid pUR2951 wurde mittels Restriktionsenzymanalyse überprüft.
-
Analyse der Produktion von A. niger Var.
awamori-Xylanase durch B. subtilis
-
Nachdem
der DB104-Stamm etwas restliche Protease-Aktivität aufweist, ist eine Fermentation
von DB104 mit pUR2951 unter kontrollierten Bedingungen erforderlich,
um eine Proteolyse des ausgeschiedenen Enzyms zu vermeiden. Die
von Overbeeke et al. (1990) zur Produktion von Pflanzen-α-Galactosidase
durch B. subtilis beschriebene Vorgehensweise kann als Ausgangspunkt
zur Produktion von Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase durch
Bacillus subtilis verwendet werden. Bei dieser Fermentation wird
den Glucose- und Ammoniumniveaus während der Fermentation spezielle
Aufmerksamkeit geschenkt.
-
Referenzen
-
- Chang, S., und Cohen, S. N. (1979), Mol. Gen. Genet. 182:
77–81.
- Kawamura, F., und Doi, R. H. (1984), J. Bacteriol. 160: 442–444.
- Overbeeke, N., Termorshuizen, G. H. M., Giuseppin, M. L. F.,
Underwood, D. R., und Verrips, C. T. (1990), Appl. Environ. Microbiol.
56: 1429–1434.
-
BEISPIEL V
-
Produktion von Aspergillus niger Var.
awamori-Xylanase durch Saccharomyces cerevisiae während der
Fermentation von magerem Brotteig
-
Als
Beispiel der direkten Verwendung von Zellen, welche die Aspergillus
niger Var. awamori-Xylanase in Nahrungsmitteln produzieren, wurde
ein Saccharomyces cerevisiae-Stamm, welcher die Xylanase während der
Fermentation von magerem Brotteig produziert, konstruiert. Für diesen
Zweck muß der
S. cerevisiae-Stamm die Xylanase unter Bedingungen ausscheiden,
die während
der Fermentation von Weizenteig vorliegen. Magerem Weizenteig wird
kein Zucker zugesetzt und deshalb sind die Hauptkohlenstoffquellen
für die fermentierende
Bäckerhefe
Glucose und Maltose. Das Xylanase-Gen sollte deshalb durch einen
Promotor reguliert werden, welcher durch Glucoserepression nicht
beeinflußt
wird. Promotoren der Gene des glycolytischen Stoffwechselwegs (GAPDH,
PGK, ADH1, PYK, etc.) der Hefe sind für diesen Zweck sehr geeignet.
Nur als Beispiel wurde der Promotor des Phosphoglyceratkinase (PGK)-Gens
von Saccharomyces cerevisiae eingesetzt. Dieser Promotor wird zur
Expression zahlreicher heterologer Proteine, beispielsweise der
Produktion von Humaninterferon-Alpha (Tuite et al., 1982), durch
S. cerevisiae eingesetzt.
-
Die
bevorzugte Weise, um die Expression eines Enzyms während der
Brotherstellung zu erreichen, ist die Verwendung eines integrationsfähigen Vektors
(Einzelkopie- oder Mehrfachkopie-Integration), obwohl autonom replizierende
Vektoren ebenfalls eingesetzt werden können.
-
Der
GAL7-Promotor aus dem Plasmid pUR2921, zur Expression der Aspergillus
niger Var. awamori-Xylanase in Saccharomyces cerevisiae verwendet
(siehe Beispiel III), wurde durch den PGK-Promotor ersetzt. S. cerevisiae-Stämme, die
mit diesem neuen Vektor transformiert wurden und das Xylanase-Enzym
in glucosehaltigen Kulturmedien ausscheiden, könnten zur Brotherstellung verwendet
werden. Die Zugabe dieser Hefe zu Teig vor dem Mischen führt zur
Ausscheidung des Xylanase-Enzyms während der Brotherstellung und übt somit
die positive Wirkung dieses brotverbessernden Enzyms aus, was zu
einem erhöhten
spezifischen Volumen des Brotes führt.
-
Konstruktion des Plasmids pUR2918
-
Zur
Fusion der Saccharomyces cerevisiae-PGK-Promotorsequenzen mit dem
Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase-Gen waren mehrere Vorgehensweisen
möglich,
unter anderen die Schaffung einer geeigneten Restriktionsendonukleasestelle
am Ende des Promotors mit Hilfe von stellengerichteter Mutagenese, welche
ein DNA-Molekül
ergeben konnte, das beispielsweise mit der SacI-Stelle zwischen dem GAL7-Promotor und
der Invertase-Signalsequenz von pUR2904, demjenigen Plasmid, welches
zur Expression der reifen Xylanase durch Saccharomyces cerevisiae
eingesetzt wurde, fusioniert werden konnte. Ein weiterer Weg zur Schaffung
geeigneter Restriktionsstellen am Ende eines DNA-Moleküls ist mit Hilfe einer in vitro-Amplifizierungstechnik
von DNA, die als Polymerasekettenreaktion bekannt ist. Diese PCR-Technik
wurde zur Erzeugung eines DNA-Moleküls eingesetzt, das alle wichtigen
Sequenzen des Saccharomyces cerevisiae-Phosphoglyceratkinase-Promotors
bis zu dem ATG-Startcodon enthält,
mit einer EcoRI- und einer BglII-Stelle an seinem 5'-Ende und einer BspMI-Erkennungssequenz
und einer HindIII-Stelle (siehe 18) 3' des ATG-Startcodons. Die
zur Amplifizierung verwendeten Primer waren PGP01: 5'-GGA ATT CAG ATC
TTG AAT TGA TGT TAC CCT CAT AAA GCA CGT G-3' und PGP02: 5'-CCC AAG CTT ACC TGC TGC GCA TTG TTT
TAT ATT TGT TGT AAA AAG TAG ATA ATT ACT TCC-3'. Matrizen-DNA war pUR2801, ein Hefe-Expressionsvektor
mit dem vollständigen
Saccharomyces cerevisiae-PGK-Promotor.
Die Reaktionsmischung (Gesamtvolumen 100 μl) setzte sich wie folgt zusammen:
etwa 1 ng pUR2801, gespalten mit SalI, 100 pMol PGP01 und 100 pMol PGP02,
1 E Amplitaq-Polymerase (Perkin Elmer), 0,2 mMol/l eines jeden dNTP:
dATP, dCTP, dGTP und dTTP, 1,5 mMol/l MgCl2,
50 mMol/l KCl, 10 mMol/l Tris HCl, pH 8,3 (bei 25°C), 0,001%
(Gew./Vol.) Gelatine. Nach 2 Minuten Inkubation bei 95°C wurden
25 Zyklen der folgenden Temperaturschritte durchgeführt: 1 Min.
bei 95°C,
1:45 Min. bei 52°C,
2 Min. bei 72°C.
Nach diesen Zyklen wurde die Reaktionsmischung 5 Min. lang bei 72°C gehalten,
bevor sie auf 4°C
abgekühlt
wurde. Alle Temperaturzyklen wurden in einem Perkin Elmer-DNA-Thermocycler
durchgeführt.
60 μl wurden
aus der Reaktionsmischung mit Ethanol gefällt und anschließend die
Bande von etwa 600 bp aus einem Agarosegel isoliert. Die isolierte
DNA wurde dann mit EcoRI und HindIII gespalten und wiederum aus
einem Agarosegel isoliert. Dieses DNA-Fragment beginnt mit einem kohäsiven EcoRI-Ende,
gefolgt von einer BglII-Stelle
und der Sequenz von Position –568,
bezogen auf das ATG-Codon, bis zu dem ATG-Codon des Saccharomyces
cerevisiae-Phosphoglyceratkinase-Promotors.
Dem ATG-Codon folgt eine BspMI-Stelle und eine kohäsive HindIII-Stelle. Das Mehrzweckklonierungsplasmid pTZ19R
(erhalten von Pharmacia) wurde mit EcoRI und HindIII gespalten und
mit dem PGK-Promotorfragment ligiert, was pUR2918 ergab (siehe 19).
Das Plasmid wurde mittels Sequenzanalyse überprüft.
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Konstruktion des Plasmids pUR2920
-
Zur
Fusion des PGK-Promotors von pUR2918 mit dem Xylanase-Gen wurden
die in 20 gezeigten synthetischen DNA-Oligonucleotide
(BAK14, 15, 18, 19, 20, 21, 51, 52 und 53) verschmolzen und miteinander ligiert,
was zu dem Fragment BAK5 führte.
Die Oligonucleotide BAK51 und BAK53 waren nicht phosphoryliert, um
eine Selbstligierung des resultierenden Fragments zu vermeiden,
und das Fragment wurde anschließend aus
einem Agarosegel isoliert. Das Fragment BAK5 mißt 169 bp und umfaßt die Invertase-Signalsequenz
und das reife Xylanase-Gen bis zu der XhoI-Stelle für eine korrekte
Fusion mit dem Fragment BAK1 (siehe Beispiel III). Es unterscheidet
sich von dem früher
genannten Fragment BAK2 (Beispiel III) an beiden Enden. Am 5'-Ende enthält es ein
kohäsives
Ende unmittelbar vor dem zweiten Codon der Invertase-Signalsequenz,
um eine exakte Fusion mit der PGK-Promotorsequenz in pUR2918 zu
ergeben. An der 3'-Seite
der XhoI-Stelle enthält es
ein zusätzliches
kohäsives
HindIII-Ende. Das Plasmid pUR2918 wird mit BspMI und HindIII geschnitten
und mit dem Fragment BAK5 ligiert, was das Plasmid pUR2920 ergibt
(siehe 21). Das inserierte Fragment BAK5
wurde mittels Sequenzanalyse überprüft.. Das
Plasmid pUR2920 enthält
den Saccharomyces cerevisiae-Phosphoglyceratkinase (PGK)-Promotor
von Nucleotid-568, bezogen auf das ATG-Startcodon, bis zu dem ATG-Startcodon,
die Saccharomyces cerevisiae-Invertase-Signalsequenz in korrekter
Fusion mit diesem ATG-Codon und das Aspergillus niger Var. awamori-Xylanase-Gen
bis zu der SacI-Stelle. Zur Vereinfachung der weiteren Konstruktion
wurde die SacI-Stelle wie in Beispiel III beschrieben in eine XhoI-Stelle
geändert.
-
Konstruktion der Plasmide pUR2922 und
pUR2923
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Der
episomale Expressionsvektor pUR2904 auf 2-Micron-Basis (siehe Beispiel
III) wurde zur Konstruktion eines Plasmidvektors für die Expression
des Xylanase-Gens, reguliert durch den PGK-Promotor, in S. cerevisiae
eingesetzt. Das Plasmid pUR2920 wurde mit BglII und XhoI gespalten
und das 735-bp-Fragment, enthaltend
den PGK-Promotor, die Invertase-Signalsequenz und das Xylanase-Gen
bis zu der XhoI-Stelle, wurde aus einem Agarosegel isoliert. Das
Plasmid pUR2904 wurde ebenfalls mit BglII und XhoI gespalten und das
große
Vektorfragment isoliert. Als Ergebnis dieser Verdauung wurden der
GAL7-Promotor und
die Invertase-Signalsequenz entfernt. Dieser pUR2904-Vektor wurde
mit dem BglII-XhoI-Fragment von pUR2920 ligiert, was pUR2922 ergab
(siehe 22). Plasmid pUR2922 unterscheidet
sich von dem Saccharomyces cerevisiae-Expressionsvektor pUR2904
(Beispiel III), da es den Saccharomyces cerevisiae-Phosphoglyceratkinase-Promotor
anstelle des GAL7-Promotors vor der Invertase-Signalsequenz enthält.
-
Zur
Konstruktion eines Mehrfachkopie-Integrationsvektors mit der PGK-Xylanase-Expressionskassette
diente das Plasmid pUR2792 als Ausgangspunkt. Das Plasmid pUR2792
ist ein Derivat von pMIRY2 (Lopes, 1989). Es enthält einen
BglII-HindIII-Polylinker anstelle des BglII-HindIII-Abschnitts,
welcher die S. oligorhiza-DNA enthält, und der Abschnitt zwischen
der BalI-Stelle in der pAT153-Sequenz und der HindIII-Stelle in der
rDNA-Sequenz wurde deletiert. Das Plasmid pUR2792 wurde mit BglII
und HindIII gespalten und die Vektorbande aus einem Agarosegel isoliert.
Das BglII-HindIII-Fragment, enthaltend die PGK-kontrollierte Xylanase-Expressionskassette,
wurde aus dem Plasmid pUR2922 isoliert und mit dem pUR2792-Vektor
ligiert, welcher mit BglII-HindIII gespalten worden war. Das resultierende
Plasmid pUR2923 (siehe 23) ist ein Saccharomyces cerevisiae-Mehrfachkopie-Integrationsplasmid,
welches den Saccharomyces cerevisiae-Phosphoglyceratkinase-Promotor
bis zu dem ATG-Startcodon,
die Saccharomyces cerevisiae-Invertase-Signalsequenz mit diesem
Promotor fusioniert und das reife Xylanase-Gen von Aspergillus niger
Var. awamori im Leserahmen mit der Invertase-Signalsequenz fusioniert
enthält.
Das Intron (nicht-kodierende Sequenz) wurde aus dem Xylanase-Gen
korrekt entfernt.
-
Hefezellen
des Saccharomyces cerevisiae-Stammes SU50 wurden nach dem Sphäroplasten-Verfahren
mit dem Plasmid pUR2923, mit HpaI linearisiert, transformiert (siehe
Beispiel III). Die resultierenden leu+-transformierten Hefezellen
wurden hinsichtlich Xylanase-Produktion analysiert wie für die SU50-Hefezellen mit dem
Plasmid pUR2921 beschrieben, mit einer Änderung, der Verwendung vom
YPD-Medium (1% Hefeextrakt, 2% Bactopepton, 2% Glucose) anstelle
von YPG im letzten Kulturschritt. Das Expressionsniveau betrug etwa
10.000 Einheiten, ausgeschieden in 1 ml Medium.
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Produktion von Xylanase durch pUR2923-enthaltende
Hefe in Teig
-
Saccharomyces
cerevisiae-SU50-Zellen, enthaltend das in mehrfacher Kopie in das
Hefechromosom integrierte Plasmid pUR2923, wurden in einem Backtest
wie im folgendem beschrieben eingesetzt. Die Erhöhung des Brotvolumens durch
die Zugabe von Xylanase wird durch eine enzymatische Veränderung
der Stärke-Tailings
verursacht, wodurch der Teig in der Lage ist, die gasbildende Aktivität der Hefe
in dem Teig stärker zu
nutzen. Eine Hefe mit einem hohen Gasbildungsvermögen ist
deshalb erforderlich, um den vollen Nutzen aus der Zugabe des Xylanase-Enzyms
zu ziehen. Nachdem der SU50-Stamm ein Laborstamm ist, besitzt er keine
guten Gasbildungseigenschaften. Für einen Backversuch mit dem
Xylanase-erzeugenden SU50-Hefestamm ist somit die Ergänzung mit
einem gut gasbildenden Hefestamm erforderlich.
-
Der
im folgenden beschriebene Backtest basierte auf dem 10-Gramm-Mikrolaib-Test (Shogren und Finney,
1984). Die Formulierung des Teigs war 10 g Weizen mehl (Columbus:
MENEBA, Niederlande); 0,15 g NaCl; 5,9 ml Wasser; 0,2 g Preßhefe (Koningsgist;
Gist-Brocades, Niederlande). Ergänzungen
dieser Formulierung (Xylanase-produzierende und -nicht-produzierende
Hefe, Xylanase-Enzym) wurden unmittelbar vor dem Mischen des Teiges
in Wasser gelöst.
Das Mischen geschah 5 Min. lang in einem 10-g-Mixograph von National
Manufacturing Co. Lincoln, NE. Nach dem Mischen wurde der Teig 80
Min. lang bei 30°C
unter zweimaligem Auswalzen, einmal Auswalzen bei 40 Min. und einmal
bei 80 Min., fermentiert. Die zum Auswalzen verwendeten Ausziehwalzen
hatten einen Abstand von 2,0 mm. Nach der Fermentation wurde der
Teig geformt und vor dem Backen 70 Min. lang bei 30°C imprägniert.
Das Backen fand 12 Min. lang bei 240°C statt. Nach dem Wiegen wurde
das Volumen der Laibe mit Hilfe der Zwergrapssamenverdrängung gemessen.
-
Ergänzungen
zum Teig waren: Saccharomyces cerevisiae SU50 mit pUR2923 (Xylanase-produzierende
Hefe), Saccharomyces cerevisiae SU50 (Ausgangsstamm) und gereinigtes
Xylanase-Enzym. Die verwendeten SU50-Hefestämme wurden zuerst auf selektiven
Medien gezüchtet:
YNB w. o. Aminosäuren
(Difco) und 20 g/l Glucose, ergänzt
mit 60 mg/l Leucin (nur SU50-Ausgangsstamm) und 20 mg/l Histidin.
Diese Kulturen wurden 40 Stunden lang bei 30°C gezüchtet und dann 5 ml verwendet,
um 45 ml YPD (siehe oben) anzuimpfen, und 16 Stunden lang bei 30°C gezüchtet. Hefezellen
wurden durch Zentrifugation gewonnen, einmal mit frischem YPD gewaschen
und erneut zentrifugiert. Unterschiedliche Mengen des (nassen) Pellets
wurden unmittelbar vor dem Mischen des Teiges in 5,9 ml Wasser resuspendiert.
Die Menge an zugesetzter gereinigter Xylanase, falls eingesetzt,
betrug 5 μl
einer Lösung
von 40 E/μl
(200 E). Die Wirkung der verschiedenen Ergänzungen auf das spezifische
Volumen (S. V.) des Brots ist in der folgenden Tabelle dargestellt:
Ergänzung | S.
V. (ml/g) |
keine | 3,31 |
keine | 3,40 |
5
mg SU50 | 3,40 |
15
mg SU50 | 3,39 |
50
mg SU50 | 3,66 |
5
mg SU50; 200 E Xylanase | 3,78 |
15
mg SU50; 200 E Xylanase | 3,97 |
50
mg SU50; 200 E Xylanase | 4,01 |
5
mg SU50:pUR2923 | 3,88 |
15
mg SU50:pUR2923 | 4,03 |
50
mg SU50:pUR2923 | 4,31 |
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Aus
den in dieser Tabelle dargestellten Ergebnissen ist ersichtlich,
daß der
Hefestamm, welcher die Xylanase produziert (SU50:pUR2923), auf das
spezifische Volumen des Brots eine positive Wirkung ausübt, vergleichbar
mit derjenigen der Zugabe von gereinigtem Xylanase-Enzym. Der Ausgangsstamm,
bei Zugabe in äquivalenten
Mengen, hebt diese Wirkung nicht auf. Natürlich wird diese Wirkung durch
die Mischung einer Bäckerhefe
mit gutem Gasbildungsvermögen
und einer gentechnisch manipulierten Laborhefe erzielt. Dieselbe
positive Wirkung kann jedoch erhalten werden, wenn eine Bäckerhefe
mit gutem Gasbildungsvermögen
in vergleichbarer Weise manipuliert wird, um die Pilz-Xylanase zu produzieren.
Ferner können
diese Hefestämme
manipuliert werden, um andere Enzyme mit brotverbessernden Eigenschaften
(α-Amylasen,
Hemicellulasen etc.) zu produzieren.
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Referenzen
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- Lopes, T. S., Klootwijk, J., Veenstra, A. E., van der Aar,
P. C., van Heerikhuizen, H., Raué, H. A. und Planta, R. J.
(1989), Gene 79: 199–206.
- Shogren, M. D. und Finney, K. F. (1984), Cereal Chem. 61: 418–423.
- Tuite, M. F., Dobson, M. J., Roberts, N. A., King, R. M., Burke,
D. C., Kingsman, S. M. und Kingsman, A. J. (1982), EMBO Journal
1: 603–608.