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Stereofarbbilder, welche nicht aus zwei naturfarbigen Bildern bestehen.
Um naturfarbige Stereobilder, insbesondere für die kinematographische Projektion,
mit möglichst wenig Materialaufwand, d. h. weniger als 2 X 3 Farbenteilbildern,
zu gewinnen und die Verwendungsmöglichkeit von Filterbrillen zu erreichen, hat man
den Weg eingeschlagen, vier oder drei zur vollen Farbenbildung ausreichende Teilbilder
stereoskopisch verteilt aufzunehmen und den Augen der Beschauer entsprechend so
zuzuordnen, daß das eine Auge beispielsweise ein rotes und grünes Teilbild empfängt,
das andere Auge ein grünes und blaues Teilbild. Die beiderseitigen stereoskopischen
Farbeindrücke verschmelzen alsdann in gewissem Maße zu einem Raumbild in den Mischfarben.
Hierbei tritt aber nicht nur der bekannte Mangel des Farbenwettstreits der beiden
Bildhälften auf, der sich durch Abgleichen der Helligkeiten bestenfalls nur für
Personen mit normalen Farbenempfindlichkeiten annähernd beheben läßt ; es ergibt
sich daneben der schwerwiegende, die Einführung solcher Verfahren in die Kinematographie
hemmende Nachteil, daß derartige stereoskopische Projektionsfarbbilder zur Betrachtung
immer besonderer Hilfsmittel bedürfen, andererseits zur Vorführung als gewöhnliche,
nichtstereoskopische Farbenbilder (naturfarbige Filme) ungeeignet sind, weil die
zur vollen Farbenwiedergabe erforderlichen Teilbilder stereoskopisch verschieden
sind und deshalb dem freien Auge Farbensäume zeigen bzw. bei Ausschalten der einen
stereoskopischen Hälfte in den Farben völlig unbefriedigend wirken.
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Dieser Mangel beschränkter Anwendbarkeit der bisherigen stereoskopischen
Farbenbilderkombinationen ist bisher von anderer Seite nicht beachtet bzw. seine
Behebung nicht für mölich gehalten worden. In seiner Erkenntnis' und der allgemeinen
Formulierung der Möglichkeit zu seiner Behebung, nämlich der Forderung des Aufbaues
von farbigen Stereobildern, die nicht dreifarbige Doppelbilder sind, in der Art,
daß durch Ausschalten der stereoskopischen Gegenteilbilder und eventuelle Farben?yorrektion
ein naturfarbiges Bild für gewöhnliche Betrachtung übrigbleibt, besteht der wesentliche
Fortschritt der vorliegenden Erfindung: Von den zur Lösung des dargelegten Problems
beschreitbaren verschiedenartigen Wegen seien im nachstehenden Ausführungsbeispiele
für farbige Stereobilder mit insgesamt drei oder vier oder fünf Teilbildern näher
erläutert.
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Handelt es sich um die Vorführung von naturfarbigen Stereobildern,
bei welchen jede Phase aus insgesamt drei Teilbildern besteht und bei denen für
stereoskopische Betrachtung z. B. dem linken Auge das rote und blaue Teilbild a
+ b, dem andern das grüne Teilbil(l d irgendwie zugeordnet werden, so kann man die
Umwandlungsmöglichkeit dadurch
erreichen, daß man ein dreifarbiges,
gemäß obigem stereoskopisch verteiltes Bild a + b bzw. d abwechseln läßt mit einem
gewöhnlichen, nichtstereoskopischen dreifarbigen Bild mit" den Farbenanteilen A
-E- B + C, und für nichtstereoskopische Vorführungen entweder alle stereoskopisch
aufgenommenen Bilder a + b -E- d
ausschaltet oder nur den stereoskopischen
Gegenanteil, d. h. Teilbild d, falls a + b und A +
B + C vom gleichen Standpunkt aufgenommen bzw. die Teilbilder a -j-
b, falls d und A + B + C vom gleichen Standpunkt
aufgenommen sind, unter gleichzeitiger Korrektion der entstehenden Farbenverschiebungen.
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Geht man zu vier Teilbildern über, so kann man zu den Teilbildern
a und b ein nichtstereoskopisches Ergänzungsbild c vom gleichen Standpunkt aus in
jeder Phase zugleich mit dem stereoskopischen Gegenbild d mit aufnehmen und in irgendeiner
Weise c mit d austauschbar gestalten, z. B. durch Fixierung beider Ergänzungsbilder
c und d, oder nur des nichtstereoskopischen Ergänzungsbildes c auf einem besonderen
hinzuzufügenden Aufnahmematerial, oder in der Weise, daß alle Teilbilder dauernd
miteinander verbunden sind, sei es als schwarz-weiße durch optische Hilfsmittel
farbig durchstrahlte Bilderserie, in der auch das eine Teilbild öfters oder länger
zur Betrachtung kommen kann als die andern, oder als Rasterbild oder subtraktives
Kombinationsbild (z. B. alle vier Teilbilder oder je zwei übereinanderliegend),
wobei dann der nicht gewünschte Farbenanteil durch Ausblenden oder Ausfiltern auf
die verschiedenste Weise ausgeschaltet werden kann.
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Besonders günstige Wiedergabemöglichkeiten, vor allem für die einfache
Betrachtungsmethode mittels Filterbrillen, erzielt man, wenn man von dem einen Standpunkt
aus ein normales Dreifarbenbild ABC in den Grundfarben aufnimmt und zur Betrachtung
bringt und für die Wiedergabe des stereoskopischen Gegenbildes D in der Hauptsache
nur Licht aus den Übergangsbereichen zwischen den Grundfarben verwendet. Da bei
den Teilbildern ABC die Intensitäten in den Übergangsbereichen und Grundfarbenenden
an sich gering sind, ergibt die Ausgrenzung und Verwendung der Übergangsbereiche
für das Gegenbild -selbst bei Einbeziehung der Nachbarpartien höchstens eine sehr
willkommene Sättigung des nichtstereoskopischen Farbenbildes und eine sehr vorteilhafte
Lichtausnutzung.
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Statt durch Filter kann die Farbenaussonderung natürlich auch in bekannter
Weise durch spektrale Zerlegung, durch Polarisation oder Interferenz erfolgen, ferner,
ebenso wie der Farbenausgleich, durch Lichtstrahlen besonderer spektraler Art erleichtert
werden.
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Stereofarbbilder der vorstehenden Art aus vier Anteilen, die sich
in der mannigfachsten Form und naturgemäß mit wesentlich geringeren Kosten als zwei
Dreifarbenbilder aufbauen lassen,. z. B. als getrennte, optisch gefärbte, gleichzeitig
oder nacheinander beleuchtete Schwarzweißbilder, als Rasterbilder, als subtraktive
Bilder mit ineinandergreifenden stereoskopischen Bildanteilen, als Kombinationen
aus diesen usw., zeigen bei der stereoskopischen Betrachtung völlige Freiheit vom
Farbenwettstreit und volle Farbentreue, weil das eine Auge alle drei Farben empfängt
und das Gegenbild nur eine geringe Färbung aufweist, die im Gesamteindruck, falls
nötig, leicht zu korrigieren ist.
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Aus der geringen Farbensättigung des stereoskopischen Gegenbildes
erwächst ferner der Vorteil, daß ungenügend dichte Sperrfilter, die in der Gegenüberstellung
Rot gegen Grün recht störende stereoskopische Farbensäume an weißen Grenzlinien
ergeben würden, sich hier in der Hauptsache nur in einer leichten Unschärfe äußern;
ferner, daß Verschiebungen und Unterschiede in dem Helligkeitsverhältnis j der beiden
stereoskopischen Farbengruppen, abgesehen von der Sättigung, ohne Einfluß.auf den
Farbeneindruck bleiben. Der Sättigungsverlust wiederum kann, da nach dem Obigen
die Farbensättigung andererseits durch die Ausgrenzung der Übergangsbereiche verbessert
wird, was besonders bei subtraktiven Bildern, z. B. nach dem Uvachromverfahren,
in Erscheinung tritt, leicht geringgeha.lten werden, da für den stereoskopischen
Effekt bereits eine mäßige Helligkeit des stereoskopischen Gegenbildes ausreicht.
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Im übrigen besteht die Möglichkeit, die beiden Übergangsbereiche getrennt
für zwei in der Farbe des Einzelbereichs aufgenommene und projizierte Bilder zur
Farbenwiedergabe mit heranzuziehen. Auch in diesem Falle der Erweiterung auf fünf
Teilbilder bleibt gegenüber dem stereoskopiscl_en Dreifarbendoppelbild der wesentliche
Vorzug einfacher Betrachtungsmöglichkeit durch Filterbrillen bestehen.
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Zur Ausschaltung des Gegenbildes für gewöhnliche, nichtstereoskopische
Betrachtung bedarf es, wie ohne weiteres ersichtlich, lediglich der Einschaltung
eines Sperrfilters, wobei, wie bei der stereosizopischen Wiedergabe, evtl. durch
Verwendung fluoreszierender oder phosphoreszierender Mittel Teile des absorbierten
Lichts in Licht der durchgelassenen Bezirke nutzbar umgewandelt werden können.
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Bei der Aufnahme der Bilder wird es vielfach vorteilhaft sein, den
Spektralbereich etwas anders als bei der Wiedergabe zu wählen, insbesondere bei
dem Gegenbild einen größeren Spektralbereich wirken zu lassen als bei der Projektion,
z. B. damit das Gegenbild mit kleiner Objektivöffnung, also größerer Tiefe,
aufgenommen
werden kann, was den Vorteil größerer Gesamttiefe, als für einfache Farbenaufnahmen
erreichbar, ergibt; ferner damit bei Rasterbildern gleiche Belichtungszeit für alle
Bildelemente ohne Lichtschwächung für die übrigen Anteile gewonnen werden kann.
Andererseits wird man den Spektralbereich, der bei der Wiedergabe (Projektion) nicht
zur Benutzung gelangt, im allgemeinen auch bei der Aufnahme ausschalten. Im Fall
der Benutzung des Übergangsbereichs zwischen Rot und Grün (Projektionsfarbe Orange
bis Gelbgrün) kann man beispielsweise das ganze Rot und Grün oder einen Teil davon
auf die Gegenbildaufnahme verwenden und im Falle der Benutzung beider Übergangsbereiche
analog die Gegenbildaufnahme mit isochromatischem Filter über das ganze Spektrum
ausdehnen. Besonders geeignet für dergleichen Variationen sind Rasterbilder mit
auswechselbarer Färbung, z. B. solche nach dem Prinzip von Keller-Dorian-Berthon.
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Im übrigen läßt sich bei Rasterbildern mit stereoskopisch oder in
anderer Weise formverschiedenen Bildanteilen, was von anderer Seite noch nicht beachtet
worden ist, eine Helligkeitsabgleichung der formverschiedenen Gruppen außer durch
gleichhelle Spektrenteilung auch bei beliebiger Farbenausgrenzung dadurch gewinnen,
daß man, wie bei dem Farbenausgleich der gewöhnlichen Rasterfarbplatte, den Gesamtflächenanteil
der bei der Betrachtung zu dunkel erscheinenden Rasterteilbilder entsprechend erhöht.
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Schließlich sei darauf hingewiesen, daß auch die bisherigen Stereofarbbilder
aus vier paarweise verteilten Farbanteilen durch Mitaufnahme eines Ergänzungsbildes
zugleich für gewöhnliche Betrachtung geeignet gemacht werden können, wie denn der
Erfindungsgedanke überhaupt auf eine bestimmte Bildzahl nicht beschränkt ist.