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Verweilkatheter
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verweilkatheter, bestehend aus
einem flexiblen Schlauch, dessen körperaußenseitiges Ende einen Anschlußstutzen
und dessen körperinnenseitiges Ende Eintrittsöffnungen aufweisen, und auf dessen
körperinnenseitiges Ende ein flexibler Ballon aufschiebbar ist.
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Bei Verweilkathetern dieser Art, die für einen bestimmten Zeitraum
in der Einsetzlage im Körper verbleiben, ergeben sich, insb. dann, wenn diese Verweilkatheter
in die Harnröhre eingesetzt worden sind, mehr oder weniger große Infektionsgefahren,
so z.B. können Blasenentzündungen entstehen, die zu schwereren Erkrankungen wie
Nierenentzündungen führen können. Man weiß, daß die Infektion dabei aufwärts von
der Harnröhre über die Blase und dann über den Harnleiter zur Niere fortschreitet.
Untersuchungen haben ergeben, daß der Prozentsatz solcher durch die Anwendung von
Verweilkathetern verursachter Infektionen 4% und mehr aller untersuchten Fälle ausmacht.
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Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß etwa 95% aller Patienten mit
Verweilkathetern innerhalb von 4 Tagen Verweilzeit entsprechende Bakterien im Urin
aufweisen; die meisten sogar bereits innerhalb von 24 Stunden. Diese Entwicklung
von Bakterien ließ sich auch nicht durch prophylaktische Anwendung von Antibiotika
verhindern. Aus einer Veröffentlichung (Dr. Kass New England Journal of Medicine,
Vol.
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256; 556-7; 1957") geht hervor, daß der Weg der Bakterien
zur
Blase über die dünne Exudat-Schicht führt, die das Katheter innerhalb der Harnröhre
umgibt.
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Ein weiteres Problem beim Gebrauch solcher Katheter besteht darin,
daß der Harnröhrenkanal nicht überall steril ist.
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Es können deshalb während der Einsetzung des Katheters Bakterien,
z.B. von der Prostatadrüse in die Blase gelangen.
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Auch dies kann weder durch prophylaktisch noch systematisch verwendete
Antibiotika verhindert werden noch durch Antiseptika, die direkt in die Blase eingebracht
werden. Ein Patient mit einem Verweilkatheter weist deshalb einen offenen Verbindungsweg
für Bakterien zwischen dem Blaseninnern, der Harnröhre und seiner eigenen Außenhaut
auf.
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Ein weiterer wesentlicher Nachteil der Verwendung solcher Verweilkatheter
ergibt sich daraus, daß die jeweilige Katheter-Sterilisation nicht immer einwandfrei
ausgeführt wird und deshalb zu der sog. Harnröhren-Katheter-Infektion führt.
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Es ist aber auch bei sorgfältigster Durchführung der Katheter-Sterilisation
nicht möglich zu verhindern, daß ein eingesetztes Verweilkatheter nach 45 oder mehr
Stunden Infektionen hervorruft, die deshalb besonders gefährlich sind, weil sie
durchweg gegenüber den meisten Behandlungen resistent sind. Da die meisten dieser
Infektionen in der Prostatadrüse und in der Harnröhrenschleimhaut entstehen, die
das Katheter umgeben, besteht in solchen Fällen nur die Möglichkeit, das Katheter
zu entfernen und die infizierten Bereiche mit Antibiotika zu behandeln.
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Auch bei einer sehr sorgfältig durchgeführten Sterilisation des Katheters,
die den intraluminalen Weg der Infektion zumindest für einen begrenzten Zeitraum
verhindern kann, bleibt das Problem, daß die Katheteranwendung den Bakterien den
Weg
nach oben in Richtung auf die Blase außerordentlich erleichtert,
weil, wie bereits erwähnt, ein ständig offener Kanal zwischen dem Blaseninnern und
der äußeren Körperoberfläche des Patienten geschaffen wird. Die Chemoprophylaxis
kann dabei nur bestimmte unerwünschte Organismen vernichten; sie schafft dabei aber
häufig nur die Voraussetzung für Infektionen, die bedeutend schwieriger zu behandeln
sind.
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Ähnliche Schwierigkeiten entstehen auch bei Kathetern, die in den
Eingang der Speiseröhre zum Magen eingesetzt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verweilkatheter
so zu verbessern, daß die erwähnten Schwierigkeiten und nachteiligen Folgen vermieden
werden. Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß in der Wandung des flexiblen Schlauches
axiale Führungskanäle angeordnet sind, die körperinnenseitig im Innenraum des flexiblen
Ballons und körperaußenseitig in einen Anschlußstutzen münden, dabei können, wie
die Erfindung weiter vorsieht, in der Wandung des flexiblen Schlauches weitere axiale
Führungskanäle angeordnet sein, die mit in der Außenfläche des Schlauches verlaufenden,
nach außen offenen Rinnenkanälen verbunden sind. Zwischen diesen axialen Führungskanälen
und den Rinnenkanälen können radiale Verbindungskanäle angeordnet sein. Die Rinnenkanäle
werden zweckmäßig bei eingesetztem Katheter so angeordnet, daß sie sich im Bereich
der Länge der Harnröhre bis zu dem Ballon befinden; sie können zylinderspiralförmig
um den Außenumfang des Schlauches verlaufen. Es besteht weiter die Möglichkeit,
eine Mehrzahl von axialen Führungskanälen anzuordnen, die jeweils mit einem oder
mehreren voneinander getrennten Abschnitten der Rinnenkanäle verbunden sind. Die
axialen Führungskanäle können gemeinsam mit einem zentralen Führungskanal verbunden
sein, der einen körperaußenseitigen Anschlußstutzen
aufweist. Das
so ausgebildete Verweilkatheter läßt sich als Harnröhren-Verweilkatheter und auch
als Katheter zum Einsatz in der Mündung der Speiseröhre im Mageneingang verwenden.
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Mit dieser Ausbildung und Anwendung des erfindungsgemäßen Katheters
ist es nicht nur möglich, die Blase sehr effektiv zu entleeren und den austretenden
Urinfluß zu jedem Zeitpunkt und für jede bestimmte Zeitspanne genau zu messen; es
läßt sich auch jede gewünschte und abgemessene Menge von Lösungen, z.B. antiseptischen
oder antibiotischen in die Blase einbringen. Die Lösungen lassen sich ferner einzeln
oder gemeinsam in den Harnröhrenkanal und die Blase und auch gezielt abschnittsweise,
z.B. in die Blase und den Bereich der Prostatadrüse einbringen. Ferner lassen sich
Verletzungen der Schleimhaut der Harnröhre durch das Katheter und Stagnationen der
Sekretionsbildung der Schleimhaut der harnröhre vorbeugend verhindern. Die Verweilzeiten
werden erheblich verlängert, so daß auch die durch wiederholtes Einsetzen und Wiederherausnehmen
des Katheters häufig vergrößerte Infektionsgefahr vermieden wird. Bei Anwendung
des Katheters im Bereich der Speiseröhrenmündung in den Magen wird eine gute Abdichtung
der Öffnung erreicht, die das Einbringen von Reinigungslösungen in den Magen verhindert
und das Entlüften des Magens erleichtert.
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Die Erfindung wird anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen Fig. 1 die Ausbildung des Verweilkatheters
von der Seite gesehen,
Fig. 2 einen Axialschnitt im Bereich des
strichpunktiert dargestellten Kreises A in vergrößertem Maßstab, Fig. 3 einen Schnitt
nach der Linie 3-3 durch Fig. 2, Fig. 4 die Teilansicht eines Axialschnittes durch
die Wandung einer anderen Ausbildungsform des Katheters, Fig. 5 einen Axialschnitt
entsprechend der Darstellung nach Fig. 2 durch eine andere Ausbildungsform des Katheters,
Fig. 6 einen Schnitt nach der Linie 6-6 durch Fig. 5, Fig. 7 die Anordnung eines
eingesetzten Katheters in schematischer Darstellung, Fig. 8 eine Darstellung eines
Katheters eingesetzt in einen weiblichen Körper, Fig. 9 eine Teildarstellung einer
Einzelheit des Katheters im Axialschnitt, Fig. 10 die Darstellung einer weiteren
Ausbildungsform des Katheters von der Seite gesehen, Fig. 11 die teilweise axial
geschnittene Darstellung einer Einzelheit des Katheters nach Fig. 10 in vergrößertem
Maßstab und Fig. 12 das Katheter nach Fig. 10 in einen menschlichen Körper eingesetzt.
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Das Katheter nach Fig. 1 besteht aus dem flexiblen Katheterschlauch
11, der z.B. aus einer Silikonverbindung oder einem anderen Material einschließlich
Latex oder Gummi hergestellt ist. Der Katheterschlauch 11 weist ein geschlossenes
außen abgerundetes Einsatzende 12, das (Fig. 7 und 8) eine innerhalb der Blase 14
befindliche Eintrittsöffnung 13 aufweist. Das körperaußenseitige Ende 15 des Katheterschlauches
11 geht in einen Anschlußstutzen 15a über, der den aus der Blase 14 abgezogenen
Urinfluß in eine (nicht dargestellte) Weiterführungsleitung überleitet.
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In der Wandung des Katheterschlauches 11 (Fig. 2) ist ein Führungskanal
16 vorgesehen, der bei 16a im Innern des auf das körperinnenseitige Einsatzende
12 des Katheterschlauches 11 aufgeschobenen Ballons 17 mündet. Der Führungskanal
16 erstreckt sich über die Länge des Katheterschlauches 11, sein Ende 18 geht in
einen Anschlußstutzen 18a über. Wenn das Katheter mit seinem Einsatzende 12 bis
in die Blase 14 vorgeschoben ist, kann z.B. eine antiseptische Flüssigkeit in den
Anschlußstutzen 18a durch den Führungskanal 16 in den Ballon 17 eingebracht werden,
so daß dieser aufgefüllt wird und sich infolge seines Gewichtes so auf die Innenwand
der Blase 14 auflegt, daß er dort verankert ist und, was sehr wesentlich ist, eine
Abdichtung gegen den Durchtritt von Urin bildet. Ein solcher Durchtritt von Leck-Urin
von der Blase aus entlang der Außenseite des Katheters beeinträchtigt die Meßergebnisse
der Blasen-Drainage und trägt dazu bei, gram-negative Infektionen mit möglichen
systematischen Infektionen und Sepsis herbeizuführen.
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Zur Beseitigung der Gefahren, die sich aus einem Verlauf des Urins
an der Außenwandung des Katheters ergeben können, sind Mittel vorgesehen, die Außenwandungen
des Katheterschlauches 11
und die Harnleiterinnenwandungen 19a
vom Harnleitereingang 21 entlang dem Kanal des Harnleiters 19 bis zur Oberseite
der Prostatadrüse 22 (Fig. 1) oder bis zur weiblichen Blase 14 (Fig. 8) mit einer
entsprechenden Lösung zu beaufschlagen. Diese Mittel bestehen aus an den Außenwandungen
des Katheterschlauches 11 angeordnete Rinnen-Kanäle 23 mit einem verhältnismäßig
flachen Rinnenquerschnitt. Diese Rinnenkanäle 23 können geradlinig etwa parallel
zur Längsachse des Katheterschlauches 11, zylinderspiralförmig, serpentinenartig
oder auch in anderen Windungen ebenfalls so verlaufen, daß die in den Rinnenkanälen
23 befindliche Lösung in Richtung auf das Außenende des Katheterschlauches 11 zu
fließen vermag. Wie aus Fig. 1 zu ersehen, endet der Rinnenkanal 23 in der Nähe
des Ballons 17 und ist dort über einen Verbindungskanal 24 mit einem axialen Führungskanal
25 (Fig. 2) in der Wand des Katheterschlauches 11 verbunden. Dieser axiale Führungskanal
25 erstreckt sich von dem Verbindungskanal 24 durch den Katheterschlauch 11 bis
zu einer außerhalb dieses Katheterschlauches 11 befindlichen Erweiterung 26, die
in einen Anschlußstutzen 27 übergeht. In diesen Anschlußstutzen 27 ist (vgl. Fig.
9) ein Dichtblock 27a eingesetzt, der von der (nicht dargestellten) sterilen Injektionsnadel
für das Einbringen antiseptischer oder antibiotischer Flüssigkeiten in den Führungskanal
25 durchstochen werden kann. Die sterile Flüssigkeit strömt durch die gesamte Länge
des Führungskanals und von dort in die Rinnenkanäle 23 und überspült dabei die gesamte
äußere Oberfläche des Katheterschlauches 11 sowie die Schleimhaut des Harnleiters
19 und des Prostatakanals im Bereich der Prostatadrüse 22. Auf diese Weise werden
die Harnleiterinnenwand 19a, die Eichel und die littrische Drüse sowohl wie der
Prostatakanal und die Außenwandung des Katheterschlauches 11 badend überspült und
dabei jede entstandene Verkrustung aufgelöst oder mechanisch weggewaschen.
Ebenso
wird jede Bakterie, die sich auf dem Katheterschlauch 11 vor oder während des Einsetzens
befand, beseitigt. Die Möglichkeit einer Entzündung der Blase 14 wird erheblich
vermindert; ganz vermeiden läßt sie sich jedoch nicht.
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Das freie Strömen der Flüssigkeiten innerhalb des Rinnenkanals 23
im Bereich der Grenzen der Prostatadrüse 22 kann auch nicht wesentlich durch das
Anschwellen einer entzündeten Prostatadrüse 22 behindert werden, da diese sich nur
auf die verbleibenden Auflageflächen des Umfangs des Katheterschlauches 11 aufzulegen
vermag. Wären die Rinnenkanäle im Bereich der Prostatadrüse 22 nicht vorhanden,
dann würde diese sich so dicht um den Umfang des Katheterschlauches 11 legen, daß
ein Einströmen der Flüssigkeit in den Prostatakanal unmöglich würde.
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Das Katheter nach Fig. 4 ist dem vorstehend beschriebenen ähnlich;
es wurden deshalb für die unveränderten Elemente die gleichen Bezugs ziffern verwendet.
Der wesentliche Unterschied dieser Ausbildung gegenüber der beschriebenen besteht
darin, daß der hier mit 11a bezeichnete Katheterschlauch zwei separat versorgte
Rinnenkanäle 23a aufweist, die beide gemeinsam mit einem Führungskanal 25a über
Verbindungskanäle 24a verbunden sind. Es können auch mehr als zwei solcher Rinnenkanäle
23a vorhanden sein, z.B. drei oder vier. Diese Anordnung ist in den Fig. 5 und 6
wiedergegeben. Wie dort gezeigt, ist jeder der hier mit 28, 29 und 30 bezeichneten
Rinnenkanäle in Strömungsverbindung mit einem eigenen Führungskanal 25a, 25b bzw.
25c, die sämtlich in die Erweiterung 26 mit dem Anschlußstutzen 27 münden.
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Unabhängig von der gewählten Anzahl und Form der Rinnenkanäle und
der Anzahl der Führungskanäle in der Wand des Katheterschlauches soll jeweils ein
Optimum an vollständiger Überflutung der Außenfläche des Katheterschlauches und
der Harnleiterinnenwand erreicht werden, damit alle Bakterien und alle Verkrustungen
sowohl von der Umfangsfläche des Katheterschlauches als auch der Innenwandung des
Harnleiter-und Prostatakanals beseitigt werden.
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Aus den Fig. 10, 11 und 12 geht hervor, wie das Katheter bei Einsatz
in der Speiseröhre 31 verwendet werden kann, um diese lokal mit adstringenten Lösungen
zu behandeln. Solche Lösungen werden durch Verbindungskanäle 24 (Fig. 11), die von
einem Führungskanal 25 in dem Katheterschlauch 11 in die Rinnenkanäle 23 führen,
in der bereits beschriebenen Weise auf die Außenwandung des Katheterschlauches und
auf die Innenfläche der Wand 31a der Speiseröhre 31 aufgebracht. Um das Abfließen
der adstringenten Lösung nach unten an der Außenseite des Katheterschlauches 11
entlang in den Magen 32 zu verhindern, ist der Katheterschlauch in bekannter Weise
mit einem Ballon 17, der auf sein Einsteckende lib aufgesteckt ist, versehen. Dieser
Ballon 17 legt sich, wie bereits früher beschrieben, auf die Ränder der Eintrittsöffnung
der Speiseröhre 31 in den Magen 32, wenn er über den Katheterschlauch 11 mit einer
Flüssigkeit gefüllt worden ist.
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Um den Magen 32 zu entlüften, weist das Einsteckende 11b,da.
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über den Ballon 17 hinausragt, mit einer Mehrzahl von Perforationsausnehmungen
33 versehen, über die die Luft durch den Katheterschlauch 11 mittels an dessen anderem
Ende 34 angeordneter (nicht dargestellter) Saugeinrichtungen abgesaugt wird.