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Laila Ali Blitz-K.o. wie einst der Vater

Zum Auftakt ihrer Boxkarriere war die Tochter des "Größten" die Schnellste: Vor den Augen ihres Vaters Muhammad Ali begab sich Laila Ali auf dessen Spuren und schickte ihre Gegnerin nach nur 31 Sekunden mit einer Links-Rechts-Kombination ins Reich der Träume.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Verona - Laila Ali hat mit einem Blitz-Knockout sich selbst und ihren legendären Vater ins Staunen versetzt. "Ich hätte niemals gedacht, das es so schnell geht. Und auch Dad war völlig überrascht, wie gut ich boxen kann", erzählte die jüngste Tochter von Muhammad Ali den über 100 anwesenden Journalisten nach ihrem gelungenem Debüt als Profiboxerin. Vor den Augen des an der parkinsonschen Krankheit leidenden Ex-Weltmeisters hatte die 21-Jährige im vollbesetzten Turning Stone Casino von Verona im US-Bundesstaat New York am Samstag ihre sechs Jahre ältere Herausforderin April Fowler aus Michigan nach 31 Sekunden mit einer links-rechts Kombination an den Kopf auf die Bretter geschickt.

Der finale Schlag in dem ungleichen Duell der beiden Schwergewichtlerinnen war so hart, dass die als Kellnerin tätige Mutter (74,2 kg) von zwei Kindern minutenlang liegen blieb und erst durch fremde Hilfe aus dem Seilquadrat gebracht werden konnte. Die "schöne Laila" (75,2 kg), die nicht einmal getroffen wurde, war von der kolossalen Wirkung ihrer Fäuste so erschrocken, dass sie das rasche Ende nicht wahr haben wollte. Vielmehr sprach sie auf ihre regungslos daniederliegende Gegnerin entgeistert ein: "Steh auf, steh auf, wir wollen weiterkämpfen". Doch April Fowler, die ihren bisher einzigen Kampf im März 1998 auch verloren hatte, rührte sich nicht.

"April tut mir Leid. Sie war aber nicht mein letztes Opfer. Egal, wer mit mir im Ring steht, sie werden alle K.o. gehen. Ich möchte Weltmeisterin werden", tönte der Ali-Sprössling schon wenige Minuten später - ganz in so, wie es ihr Vater einst liebte. Wann Laila, die mit weißen Boxershorts und einem weiß-schwarzen Top antrat, das nächste Mal ihre Fäuste fliegen lässt, ist genauso ungewiss, wie die Höhe ihrer Börse. Sie soll im sechsstelligen Bereich liegen.

Die Show während und nach dem Kampf gehörte der charismatischen, jungen Dame aus Los Angeles, wo sie ihren Lebensunterhalt bislang als Besitzerin eines Nagelstudios und als Model verdiente. Vor dem Fight allerdings stand ein anderer im Mittelpunkt - ihr 57 Jahre alter Vater, der eigentlich nicht möchte, dass Laila boxt. Als der Olympiasieger von 1960 die Arena betrat, brach ein Blitzlichtgewitter über ihn herein. Mit Ovationen wurde "Der Größte" von den 2600 Zuschauern minutenlang frenetisch gefeiert. Die TV-Stationen mussten danach jedoch den Saal wieder verlassen. Das Casino hatte sich mit eigenem Equipment die alleinigen Aufnahmerechte gesichert.

Starren Blickes und zittrigen Leibes saß Muhammad Ali direkt am Ring, rechts neben ihm seine jetzige Ehefrau Lonnie, links neben ihm Lailas Mutter Veronica, von der er sich 1984 in dritter Ehe scheiden ließ. Ali, der vor 18 Jahren seinen letzten Profikampf bestritten und seiner Tochter im Sommer als Sparringspartner gedient hatte, gehörte auch zu den ersten Gratulanten in der Kabine. "Dad sagte mir, dass er sehr stolz auf mich sei", berichtete Laila, die entgegen all ihrer vorherigen Aussagen lange wusste, das ihr Vater kommen würde. "Ich durfte es aber nicht sagen."