WÄSSRIGE ZWEI- ODER MEHRKOMPONENTIGE WÄSSRIGE EPOXIDHARZ-PRIMERZUSAMMENSETZUNG
Technisches Gebiet Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Epoxidharz-Primerzusammensetzungen.
Stand der Technik
Primer werden schon seit langem verwendet, um die Haftung von kleb- und Dichtstoffen auf diversen Substraten zu verbessern. Epoxidharzzusammensetzungen sind bekannt dafür, dass sie ein relativ gutes Haftspektrum auf verschiedensten Substraten aufweisen. Deshalb sind schon länger Epoxidharzzusammensetzungen als Primer bekannt. Diese Epoxidharz- Primerzusammensetzungen basieren auf Epoxidharzen und sind einkomponentig und enthalten typischerweise Lösungsmittel. Üblicherweise sind diese Primer physikalisch härtend, indem sie durch das Verdampfen des Lösungsmittels einen Polymerfilm bilden.
Diese rein physikalisch härtenden Primer weisen jedoch insbesondere mit Polyurethan klebstoffen einige Nachteile auf. Zweikomponentige Epoxidharzzusammensetzung mit einer Harzkomponente und einer Aminkomponente werden schon seit langem als Klebstoffe und Beschichtungen eingesetzt. Aufgrund der Problematik der Verwendung von Lösungsmittel, insbesondere was Regulierungen bezüglich VOC (Volatile Organic Compounds) angeht, werden vom Markt wegen Arbeitshygiene- und Gefahrensaspekten zunehmend lösungsmittelfreie Primer gefordert. Derartige Primersysteme sind jedoch schwierig zu formulieren.
Zweikomponentige wässrige Zusammensetzungen bestehen aus einer Epoxidharzkomponente und einer Polyaminkomponente werden bereits als Beschichtungen oder als Bestandteil von Epoxidharz-Zementmörtelmassen, wie beispielsweise in EP-A-O 567 831 offenbart, eingesetzt. Sie werden auch als Primer für das Verkleben oder Beschichten von Beton mit Epoxidharz- Klebstoffen oder -Beschichtungen eingesetzt.
Derartige zweikomponentige wässrige Primerzusammensetzungen wurden aber bisher nicht als Primer für feuchtigkeitshärtende Klebstoffe eingesetzt, da sie vielfach über eine ungenügende Haftung, insbesondere nach Kataplasma-Lagerung verfügen.
Darstellung der Erfindung
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, wässrige
Epoxidharz-Primerzusammensetzungen zur Verfügung zu stellen, welche zu verbesserten Haftungen von feuchtigkeitshärtenden Polyurethanklebstoffen, führen und insbesondere die Haftung nach einer Kataplasma-Lagerung verbessern.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass diese Aufgabe durch eine zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung gemäss Anspruch 1 gelöst werden kann.
Insbesondere hat sich gezeigt, dass durch den Zusatz von Russ und/oder Epoxysilan und/oder Epoxysiloxan und/oder Aminosilan und/oder Aminosiloxan und/oder Mercaptosilan die Haftung stark verbessert wird.
Es hat sich weiterhin gezeigt, dass insbesondere Primerzusammen- Setzungen mit Epoxid-Festharz zu einer starken Verbesserung führen.
Weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung bilden die Verwendung derartiger zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzungen als Primer für Polyurethan klebstoffe und/oder Polyurethandichtstoffe sowie ein Verfahren zur Verklebung oder zum Abdichten und die daraus resultierenden Artikel.
Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Wege zur Ausführung der Erfindung Die vorliegende Erfindung betrifft zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzungen, welche aus einer ersten Komponente K1 , einer zweiten Komponente K2 und allenfalls mindestens einer weiteren Komponente bestehen.
Die Komponente K1 enthält mindestens Wasser und ein Epoxidharz A.
Die Komponente K2 enthält mindestens ein Polyamin B.
Weiterhin enthält die zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primer- zusammensetzung Russ und/oder mindestens ein Epoxysilan ES und/oder mindestens ein Epoxysiloxan ESx und/oder mindestens ein Aminosilan AS und/oder mindestens ein Aminosiloxan ASx und/oder mindestens ein
Mercaptosilan MS mit der Massgabe, dass im Falle der Anwesenheit von
Epoxysilan ES und/oder Epoxysiloxan ESx diese oder dieses nicht in derselben Komponente wie das allenfalls vorhandene Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx vorhanden ist.
Das Epoxidharz A weist vorzugsweise mehr als eine Epoxidgruppe pro Molekül auf und ist vorzugsweise ein Epoxid-Flüssigharz oder ein Epoxid- Festharz. Der Begriff „Epoxid-Festharz" ist dem Epoxid-Fachmann bestens bekannt und wird im Gegensatz zu „Epoxid-Flüssigharzen" verwendet. Die Glastemperatur von Festharzen liegt über Raumtemperatur, d.h. sie lassen sich bei Raumtemperatur zu schüttfähigen Pulvern zerkleinern.
Bevorzugte Epoxid-Flüssigharze weisen die Formel (IX) auf
Hierbei stehen die Substituenten R' und R" unabhängig von einander entweder für H oder CH3. Weiterhin steht der Index s für einen Wert von 0 bis 1. Bevorzugt steht s für einen Wert von kleiner als 0.2.
Es handelt sich somit vorzugsweise um Diglycidylether von Bisphenol- A (DGEBA), von Bisphenol-F sowie von Bisphenol-A/F (Die Bezeichnung ,A/F' verweist hierbei auf eine Mischung von Aceton mit Formaldehyd, welche als Edukt bei dessen Herstellung verwendet wird). Solche Flüssigharze sind beispielsweise als Araldite® GY 250, Araldite® PY 304, Araldite® GY 282 (Huntsman) oder D.E.R.™ 331 oder D.E.R.™ 330 (Dow) oder Epikote 828 (Resolution) erhältlich.
Bevorzugte Epoxid-Festharze weisen die Formel (X) auf
Hierbei stehen die Substituenten R'" und R"" unabhängig von einander entweder für H oder CH3. Weiterhin steht der Index r für einen Wert von > 1.5, insbesondere von 2 bis 12.
Derartige Epoxid-Festharze sind kommerziell erhältlich als reine Fest- Stoffe oder als wässrige Dispersionen, beispielsweise von Dow oder Huntsman oder Resolution.
Besonders bevorzugt ist das Epoxidharz A ein Epoxid-Festharz A. Epoxid-Festharze zeigen gegenüber Epoxid-Flüssigharzen den grossen Vorteil, dass eine damit formulierte zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung bedeutend schneller klebfrei ist, was für den Einsatz als Primer natürlich einen wesentlichen Vorteil darstellt, indem die Wartezeit zwischen dem Auftrag des Primers und eines Kleb- oder Dichtstoffes auf dem Primer stark verkürzt werden kann.
Weitere geeignete Epoxidharze A sind einerseits Epoxyharze mit N-
Glycidyl-Gruppen, wie beispielsweise der folgenden drei Formeln,
insbesondere, wie sie als Araldite® MY 721 , MY 722, MY 720, MY 9512 oder MY 510 wie sie von Huntsman oder Epon HPT 1072 von Shell kommerzialisiert werden.
Andererseits sind weitere geeignete Epoxidharze A solche, welche auf aliphatischen Glycidylethern basieren, wie beispielsweise die Epoxidharze der folgenden zwei Formeln
wobei Ra für einen linearen oder verzweigten Alkylrest, insbesondere mit 4 bis 8-C-Atomen, steht.
Andererseits sind weitere geeignete Epoxidharze A solche, welche die folgende Formel aufweisen
R1 = H oder Methyl und z = 0 bis 7.
Insbesondere handelt es sich hierbei um Phenol- oder Kresol- Novolake (R2 = CH2).
Solche Epoxidharze sind unter dem Handelnamen EPN oder ECN sowie Tactix®556 von Huntsman kommerziell erhältlich, verschiedene EPN und ECN -Typen werden auch beispielsweise von Huntsman als Dispersion in Wasser angeboten.
Andererseits sind weitere geeignete Epoxidharze A Glycidylester, wie sie beispielsweise als Araldite® PT 910 oder PY 184 von Huntsman kommerzialisert werden.
Als meist geeignete Epoxidharze A haben sich Bisphenol-A-
Diglycidylether-Festharze, insbesondere mit einem Epoxidequivalentgewicht (EEW) zwischen 700 und 750 g/eq, erwiesen.
Der Anteil von Epoxidharze A am Gewicht der ersten Komponente K1 beträgt vorzugsweise 80 bis 30 Gew.-%, insbesondere 65 bis 50 Gew.-%.
Die erste Komponente K1 enthält weiterhin Wasser. Das Wasser wird in bekannter Art und Weise mit dem Epoxidharz A und allenfalls weiteren Bestandteilen der ersten Komponente vermischt. Je nach verwendetem Epoxidharz entsteht eine Emulsion oder Dispersion. Bevorzugt ist eine Dispersion. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere derartige Epoxidharz- Dispersionen bevorzugt sind, in welchen das Epoxidharz A ein Epoxid- Festharz A ist und welches einen Durchmesser im Volumenmittel (Volume Average Diameter) von kleiner als 1 μm, insbesondere zwischen 0.25 μm und 0.75 μm, bevorzugt zwischen 0.4 und 0.6 μm, aufweist.
Es ist dem Fachmann klar, dass auch kommerziell erhältliche Epoxidharz-Emulsionen oder Epoxidharz-Dispersionen als Komponente K1 oder Teil davon verwendet werden. Insbesondere bevorzugt werden Epoxidharzdispersionen, wie sie von Cognis als Waterpoxy® 1422 oder von Air Products als Ancarez 550™ AR550 Waterborne Epoxy Resin vertrieben werden.
Allenfalls können anschliessend weitere Bestandteile der Komponente K1 in diese Epoxidharz-Emulsion oder -Dispersion eingemischt werden.
Es kann allenfalls nötig oder von Vorteil sein, dass die erste Komponente K1 , weitere Bestandteile, wie sie dem Fachmann für die Herstellung von wässrigen Epoxidharz-Emulsionen oder -Dispersionen bereits bekannt sind, wie beispielsweise Lösungsmittel, Emulgatoren, Co-
Emulgatoren, Entschäumer, Bioeide, Pigmente, Füllstoffe, Reaktivverdünner oder Katalysatoren, aufweist.
Der Anteil von Wasser am Gewicht der ersten Komponente K1 beträgt vorzugsweise 20 bis 70 Gew.-%, insbesondere 35 bis 50 Gew.-%. Die Komponente K1 weist bei 25°C insbesondere eine Viskosität nach
Brookfield zwischen 50 mPas und 8000 mPas, vorzugsweise zwischen 90 mPas und 6000 mPas, besonders zwischen 90 mPas und 1000 mPas, auf.
Die zweite Komponente K2 enthält mindestens ein Polyamin B. Ein Polyamin weist stets mehrere, d.h. zwei oder mehr als zwei Aminogruppen auf. Das Polyamin B ist insbesondere ein Reaktionsprodukt, insbesondere ein Amidoamin, ein Polyamid oder ein Epoxidharz/Polyamin-Additionsprodukt.
In einer ersten Ausführungsform ist das Polyamin B ein Amidoamin. Beispielsweise sind dies Kondensationsprodukte von Carbonsäuren mit Polyaminen. Eine Möglichkeit hierfür stellt ein Monoamid einer Fettsäure und eines Polyalkylenamins dar.
In einer zweiten Ausführungsform ist das Polyamin B ein Polyamid. Derartige Polyamide weisen gleichzeitig mehrere Amidgruppen und mehrere Aminogruppen auf. Eine Möglichkeit hierfür sind Kondensationsprodukte aus Polycarbonsäuren und Polyaminen.
In einer dritten Ausführungsform ist das Polyamin B ein Epoxidharz/ Polyamin-Additionsprodukt. Derartige Epoxidharz/Polyamin-Additionsprodukte lassen sich beispielsweise aus einer Vielzahl möglicher dem Fachmann bekannter Polyamine und Epoxidharzen, insbesondere Bisphenol-A- Diglycidylether, erhalten. Als hierfür bevorzugte Polyamine sind Ethylendiamin, Polyethylenediamine oder Polyoxyalkylendiamine oder -thamine, insbesondere wie sie unter dem Namen Jeffamine® von Huntsman vertrieben werden. Besonders handelt es sich beim Reaktionsprodukt um dasjenige eines Diglycidylethers von Bisphenol-A und/oder Bisphenol-F mit einem Polyoxyalkylendiamin oder Polyoxyalkylenthamin, insbesondere mit einem Polyoxyalkylendiamin. Ein besonders geeigneter Epoxidharz/Polyamin- Additionsprodukt ist dasjenige, welches in EP-A-O 567 831 als Bis(diamin)-di- epoxidaddukt bezeichnet wird.
Der Anteil von Polyamin B am Gewicht der zweiten Komponente K2 beträgt typischerweise 5 bis 90 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 70 Gew.-%, insbesondere 10 bis 60 Gew.-%.
Weiterhin ist es von Vorteil, wenn die zweite Komponente K2 Wasser enthält, typischerweise in einer Menge von 20 bis 95 Gew.-%, vorzugsweise von 20 bis 70 Gew.-%, insbesondere von 35 bis 50 Gew.-%.
Es ist dem Fachmann klar, dass auch kommerziell erhältliche wässrige
Polyamine als Komponente K2 oder Teil davon verwendet werden können. Insbesondere bevorzugt werden wässrige Polyamine, wie sie beispielsweise von Cognis als Waterpoxy® 751 oder von Air Products unter der Linie mit dem Handelsnamen Anquamine®, insbesondere Anquamine® 419 oder Anquamine® 401 , zum Verkauf angeboten werden.
Es kann allenfalls nötig oder von Vorteil sein, dass die erste
Komponente K2, weitere Bestandteile, wie sie dem Fachmann für die
Herstellung von wässrigen Polyamin-Zusammensetzungen bereits bekannt sind, wie beispielsweise Lösungsmittel, Emulgatoren, Co-Emulgatoren,
Entschäumer, Bioeide, Pigmente, Füllstoffe oder Katalysatoren, aufweist.
Besonders Emulgatoren und Co-Emulgatoren werden vorteilhaft eingesetzt. In einigen Ausführungsformen, insbesondere in denjenigen, in denen als Polyamin B ein Epoxidharz/Polyamin-Additionsprodukt, welches in EP-A-O 567 831 als Bis(diamin)-diepoxidaddukt bezeichnet wird, eingesetzt wird, ist es von Vorteil, dass die zweite Komponente K2 einen Emulgator mit einer Polyoxyalkylendiamin-Struktur und/oder einen Coemulgator mit einer Poly(alkylen)polyaminstruktur enthält.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die erste Komponente K1 und/oder zweite Komponente K2 mindestens einen Emulgator und/oder Tensid.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform liegt das Epoxidharz A als Dispersion in Wasser in der ersten Komponente K1 und das Polyamin B als Emulsion oder Dispersion in Wasser in der zweiten Komponente K2 vor.
Weiterhin enthält die wässrige Primerzusammensetzung Russ und/oder mindestens ein Epoxysilan ES und/oder mindestens ein Epoxysiloxan ESx mindestens ein Aminosilan AS und/oder mindestens ein Aminosiloxan ASx und/oder mindestens ein Mercaptosilan MS.
Als Russ, dem Fachmann auch unter dem Fachmann unter dem englischen Begriff Carbon Black bekannt, bevorzugt wird insbesondere industriell hergestellter Russ.
Mit dem Begriff „SNan" werden im vorliegenden Dokument im engeren
Sinn Organo-Siliziumverbindungen bezeichnet, in denen zum einen mindestens eine, üblicherweise zwei oder drei hydrolysierbare Gruppen, insbesondere Alkoxy- oder Acyloxygruppen an das Silicium-Atom gebunden sind (über eine Si-O-Bindung), und die zum anderen mindestens einen direkt an das Silizium-Atom (über eine Si-C-Bindung) gebundenen organischen Rest aufweisen. Die Silane, welche hydrolysierbare Gruppen aufweisen, haben die Eigenschaft, bei Kontakt mit Feuchtigkeit zu hydrolysieren. Dabei bilden sich Organosilanole, das heisst Silizium-organische Verbindungen enthaltend eine oder mehrere Silanolgruppen (Si-OH-Gruppen). Da dem Fachmann klar ist, dass üblicherweise in Silanen zu mehr oder weniger grossem Anteil stets auch hydrolisierte bzw. teilhydrolysierte Silane, d.h. Silanole, vorhanden sind, werden deshalb Silanole in diesem Dokument auch als „Silane" im weiteren Sinn betrachtet. Somit bezeichnen „Silane" im weiteren Sinn in diesem Dokument Organo-Siliziumverbindungen, in denen zum einen mindestens eine, üblicherweise zwei oder drei hydrolysierbare Gruppen, insbesondere Alkoxy- oder Acyloxygruppen, oder OH-Gruppen an das Silicium-Atom gebunden sind (über eine Si-O-Bindung), und die zum anderen mindestens
einen direkt an das Silizium-Atom (über eine Si-C-Bindung) gebundenen organischen Rest aufweisen.
Durch nachfolgende Kondensationsreaktionen, bilden sich aus den Silanen Siloxane, das heisst Silizium-organische Verbindungen enthaltend eine oder mehrere Siloxangruppen (Si-O-Si-Gruppen), sowie mindestens zwei an Silizium über Si-C-Bindungen direkt gebundene organischen Reste. Die Epoxygruppe weist ein Oxiran-Strukturelement auf, d.h. O O
oder
Als „Aminosilane", „Mercaptosilane", beziehungsweise „Epoxysilane", werden Silane bezeichnet, deren organischer Rest mindestens eine Aminogruppe, Mercaptogruppe, beziehungsweise Epoxygruppe, aufweisen. Als „Aminosiloxane", beziehungsweise „Epoxysiloxans", werden Siloxane bezeichnet, deren organischer Rest mindestens eine Aminogruppe, beziehungsweise mindestens eine Epoxygruppe, aufweist. Als Aminogruppen gelten in diesem Dokument sowohl primäre, sekundäre als auch tertiäre Aminogruppen.
Das Epoxysilan ES trägt eine Epoxygruppe. 2-(3,4-Epoxycyclohexyl)- ethyl-thmethoxysilan und 2-(3,4-Epoxycyclohexyl)-ethyl-triethoxysilan sind Bespiele für Epoxysilane.
Weitere Beispiele für Epoxysilane ES sind solche Silane, welche eine Glycidyloxygruppe tragen.
Vorzugsweise weist das Epoxysilan ES die Formel (I) auf.
Hierbei steht R
1 für eine lineare oder verzweigte Alkylengruppe mit 1 bis 6 C-Atomen, insbesondere für Propylen.
Weiterhin steht R2 für H oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen oder für eine Acylgruppe und R3 für H oder für eine Alkylgruppe mit 1 bis 10 C- Atomen. Schliesslich steht a für einen Wert von 0, 1 oder 2.
Falls R2 eine Acylgruppe ist, wird die Acetylgruppe bevorzugt.
Bevorzugt ist R2 Methyl oder Ethyl, meist bevorzugt Methyl.
Bevorzugt ist a = 0.
Wenn a = 1 oder 2 ist, wird für R3 Methyl bevorzugt.
Als meist bevorzugte Epoxysilane ES gelten 3-Glycidyloxypropyl-tri- ethoxysilan und 3-Glycidyloxypropyl-trimethoxysilan, insbesondere 3-Glycidyl- oxypropyl-trimethoxysilan.
Das Aminosilan AS weist vorzugsweise mindestens eine primäre und/oder sekundäre Aminogruppe auf. Vorzugsweise weist das Aminosilan mindestens eine primäre Aminogruppe auf. Insbesondere bevorzugt ist das Aminosilan AS ein Aminosilan der Formel (II), (III), oder (IV):
H2N-R4-Si(OR%.b)(R6)b (II)
H2N N-R4-Si(OR%.b)(R6)b (m)
Hierbei steht R4 für eine lineare oder verzweigte Alkylengruppe mit 1 bis 6 C-Atomen, insbesondere für Propylen.
Weiterhin steht R5 für H oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen oder für eine Acylgruppe und R6 für H oder für eine Alkylgruppe mit 1 bis 10 C- Atomen. Schliesslich steht b für einen Wert von 0, 1 oder 2.
Falls R5 eine Acylgruppe ist, wird die Acetylgruppe bevorzugt. Bevorzugt ist R5 Methyl oder Ethyl, meist bevorzugt Methyl.
Bevorzugt ist b = 0. Wenn b = 1 oder 2 ist, wird für R6 Methyl bevorzugt.
Beispiele für derartige Aminosilane AS sind 3-Aminopropyl-trimethoxy- silan, 3-Aminopropyl-dimethoxymethylsilan, 3-Amino-2-methylpropyl-trime- thoxysilan, 4-Aminobutyl-trimethoxysilan, 4-Aminobutyl-dimethoxymethylsilan,
4-Amino-3-methylbutyl-trimethoxysilan, 4-Amino-3,3-dimethylbutyl-trimethoxy-
silan, 4-Amino-3,3-dimethylbutyl-dimethoxymethylsilan, 2-Aminoethyl-trime- thoxysilan, 2-Aminoethyl-dimethoxymethylsilan, Aminomethyl-trimethoxysilan, Aminomethyl-dimethoxymethylsilan, Aminomethylmethoxydimethylsilan, N-(2- Aminoethyl)-3-aminopropyl-trimethoxysilan, 3-[2-(2-Aminoethylamino)-ethyl- amino]-propyl-trimethoxysilan, sowie deren Analoga mit Ethoxy- oder Isoprop- oxygruppen anstelle der Methoxygruppen am Silicium.
Bevorzugt als Aminosilane AS sind 3-Aminopropyl-trimethoxysilan, N- (2-Aminoethyl)-3-aminopropyl-trimethoxysilan und 3-[2-(2-Aminoethylamino)- ethylamino]-propyl-trimethoxysilan. Meist bevorzugt als Aminosilane AS ist N-(2-Aminoethyl)-3-amino- propyl-trimethoxysilan.
In einer Ausführungsform ist das Aminosilan das Reaktionsprodukt eines der Aminosilane der Formel (II), (III) oder (IV) und mit mindestens eines Epoxysilans ES, insbesondere eines Epoxysilans der Formel (I). Derartige Reaktionsprodukte weisen Aminoalkohol-Struktur der Formel (V) auf.
Wenn das Aminosilan ein primäres Aminosilan ist entsteht zuweilen auch das Strukturelement der Formel (VI).
Diese Strukturelemente der Formeln (V) und (VI) können auch gleichzeitig vorhanden sein. Beispiel eines derartigen Aminosilanes AS der Formel (VII), welches ein mögliches Reaktionsproduktes des Aminosilans der Formel (II) und eines Epoxysilans der Formel (I) ist.
(vi,)
Das Mercaptosilan MS weist mindestens eine Mercaptogruppe auf.
Bevorzugt weisen die Mercaptosilane 3-Mercaptopropyl als organischen Rest des Silans auf. Als besonders bevorzugte Mercaptosilane MS gelten 3-Mer- captopropyl-trimethoxysilan und 3-Mercaptopropyl-triethoxysilan. Meist bevor- zugt als Mercaptosilan MS ist 3-Mercaptopropyl-trimethoxysilan.
Als Aminosiloxane ASx können insbesondere aus der Kondensation eines Aminosilans AS mit einem weiteren Silan unter Bildung mindestens einer Siloxan-Bindung hergestellt werden. Das weitere Silan kann auch ein Aminosilan AS sein. Insbesondere sind die Aminosiloxane ASx aminogruppen- tragende Silsesquioxane. Insbesondere weisen derartige Silsesquioxane Aminogruppen tragende Organoreste der Formeln Formel (IXa), (IXb) oder (IXc) auf.
H2N-R--- (IXa)
H2N N-R4- (|Xb)
Insbesondere bevorzugte Aminosiloxane, insbesondere amino- gruppentragende Silsesquioxane, sind diejenigen, welche neben der oder den n Aminogruppen weiterhin Phenyl- oder Alkylgruppen mit 1 bis 10 C-Atomen aufweisen, bevorzugt Methyl, aufweisen, welche direkt über eine Si-C-Bindung an Silizium gebunden sind.
Beispiele für geeignete Aminosiloxane ASx sind auch solche, wie sie unter dem Handelsnamen Dynasylan® HYDROSIL, insbesondere HYDROSIL 1151 , HYDROSIL 2775, HYDROSIL 2776, HYDROSIL 2909 oder HYDROSIL 2929, von Degussa kommerzialisiert werden.
Als Epoxysiloxane ESx können insbesondere aus der Kondensation eines Epoxysilane ES mit einem weiteren Silan unter Bildung mindestens einer Siloxan-Bindung hergestellt werden. Das weitere Silan kann auch ein Epoxysilan ES sein.
Insbesondere sind die Epoxysiloxane ESx epoxygruppentragende Silsesquioxane. Insbesondere weisen derartige Silsesquioxane Epoxygruppentragende Organoreste der Formel (IXa')
Insbesondere bevorzugte Epoxysiloxane, insbesondere Epoxy- gruppentragende Silsesquioxane, sind diejenigen, welche neben der oder den
Epoxygruppen weiterhin Phenyl- oder Alkylgruppen mit 1 bis 10 C-Atomen aufweisen, bevorzugt Methyl, aufweisen, welche direkt über eine Si-C-Bindung an Silizium gebunden sind.
Ein Beispiel für ein geeignetes Epoxysiloxan ESx ist Dynasylan® HYDROSIL 2926, wie es von Degussa kommerzialisiert werden.
Russ kann Teil der Komponente K1 oder K2 oder als weitere Komponente oder Teil einer weiteren Komponente sein. Es ist bevorzugt, dass Russ nicht Teil der ersten Komponente K1 ist. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Stabilität der Epoxidharzdispersion oder -Emulsion negativ beeinflusst wird, wenn Russ Teil der ersten Komponente K1 ist. Bevorzugt ist Russ Teil der zweiten Komponente K2.
Das Epoxysilan ES und/oder Epoxysiloxan ESx ist/sind vorteilhaft Teil der ersten Komponente K1 oder einer weiteren Komponente. Es muss jedoch darauf geachtet, werden, dass in dieser weiteren Komponente kein Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx und/oder Mercaptosilan MS vorhanden ist, da sonst eine Reaktion erfolgen würde.
Das Aminosilan AS kann Teil der Komponente K1 oder K2 oder als weitere Komponente oder Teil einer weiteren Komponente sein. Aus
Stabilitätsgründen ist es vorteilhaft, wenn das Aminosilan nicht Teil der ersten
Komponente K1 ist. Bevorzugt ist das Aminosilan AS Teil der zweiten Komponente K2.
Aminosiloxan ASx kann Teil der Komponente K1 oder K2 oder als weitere Komponente oder Teil einer weiteren Komponente sein. Aus
Stabilitätsgründen ist es vorteilhaft, wenn das Aminosiloxan nicht Teil der ersten Komponente K1 ist. Bevorzugt ist das Aminosiloxan ASx Teil der zweiten Komponente K2.
Mercaptosilan MS kann Teil der Komponente K1 oder K2 oder als weitere Komponente oder Teil einer weiteren Komponente sein. Bevorzugt ist das Mercaptosilan MS Teil der zweiten Komponente K2.
Es kann von Vorteil sein, wenn eine Mischung von Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx und/oder Mercaptosilan MS als weitere Komponente oder als Teil einer weiteren Komponente eingesetzt wird.
Es kann allenfalls nötig oder von Vorteil sein, dass die weiteren Komponenten weitere Bestandteile, wie beispielsweise Wasser, Lösungsmittel, Emulgatoren, Co-Emulgatoren, Entschäumer, Bioeide, Pigmente, Füllstoffe oder Katalysatoren, aufweisen.
In einer Ausführungsform weist die zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung drei Komponenten auf und dass es die dritte Komponenten K3 ist, welche Russ und/oder und/oder Epoxysilan ES und/oder Epoxysiloxan ESx und/oder Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx und/oder Mercaptosilan MS enthält
In einer anderen Ausführungsform weist die zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung zwei Komponenten
auf, in welcher das Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx und/oder Mercaptosilan MS Teil der zweiten Komponente K2 sind. Ein allenfalls vorhandenes Epoxysilan ES und/oder Epoxysiloxan ESx sind/ist dann Teil der ersten Komponente K1.
Der Anteil des Russes am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentigen wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 20 bevorzugt 0 bis 10 Gew.-%, insbesondere 3 bis 10 Gew.-%.
Der Anteil des Epoxysilan ES am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.5 bis 2 Gew.-%.
Der Anteil des Epoxysiloxans ESx am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.05 bis 2 Gew.-%.
Der Anteil des Aminosilan AS am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.5 bis 2 Gew.-%.
Der Anteil des Aminosiloxans ASx am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.05 bis 2 Gew.-%.
Der Anteil des Mercaptosilans MS am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung beträgt vorteilhaft 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.5 bis 2 Gew.-%.
Vorteilhaft ist der Anteil der Gewichtsumme von Epoxysilan ES und Epoxysiloxane ESx und Aminosilan AS und Aminosiloxan ASx und
Mercaptosilan MS am Gewicht der zwei- oder mehrkomponentige wässrige
Primerzusammensetzung 0 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0.5 bis 3 Gew.-%.
Es ist vorteilhaft, wenn die zwei- oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung - abgesehen von den allenfalls vorhandenen Epoxysilan ES und/oder Epoxysiloxan ESx und/oder Aminosilan AS und/oder Aminosiloxan ASx und/oder Mercaptosilan MS, sowie die bei der Hydrolyse entstehenden Alkohole - keine organischen Verbindungen enthalten, welche als VOC (=Volatile Organic Compounds) entweder gemäss nach EU-Richtline 2004/42/EG definiert sind, indem sie einen Siedepunkt von höchstens 2500C bei einem Standarddruck von 101 ,3 kPa aufweisen; oder gemäss der Schweizer Verordnung über die Lenkungsabgabe auf flüchtige organische Verbindungen definiert sind, indem sie einen Dampfdruck von mindestens 0.1 mbar bei 20 0C oder einen Siedepunkt von höchstens 2400C bei 1013.25 mbar aufweisen.
Die einzelnen Komponenten werden nach der Herstellung vorteilhaft in dichte Verpackungen verpackt. Die zwei oder mehrere Komponenten sind getrennt voneinander lagerstabil. Bei der Lagerung sollte darauf geachtet werden, dass die Temperatur möglichst nicht unter 5 °C, insbesondere nicht unter 00C fällt. Bei diesen Temperaturen ist die Stabilität der Emulsion und oder der Dispersion vielfach nicht mehr gewährleistet. Ebenso sollte die Temperatur nicht über 600C steigen.
Die zwei- oder mehrkomponentige wässrigen Primerzusammensetzung kann als Primer, insbesondere für Polyurethanklebstoffe und/oder Polyurethandichtstoffe, verwendet werden. Die beschriebene wässrige Haftvermittlerzusammensetzung eignet sich insbesondere als Primer, vorzugsweise als Primer für Kleb- und Dichtstoffe. Durch die Verwendung eines derartigen Primers wird die Haftung verbessert.
Ein derartiges Verfahren zur Verklebung oder zum Abdichten umfasstlgenden Schritte: i) Mischen der zwei oder mehr Komponenten einer zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung, wie sie vorgängig beschrieben wurde; ii) Applikation der gemischten Primerzusammensetzung auf ein zu verklebendes oder abzudichtendes Substrat S1 ; iii) Ablüften der Primerzusammensetzung; iv) Applikation eines Klebstoffes oder Dichtstoffes auf die abgelüftete Zusammensetzung, welche sich auf dem Substrat S1 befindet ; v) Kontaktieren des Klebstoffs oder Dichtstoffes mit einem zweiten
Substrat S2; oder i') Mischen der zwei oder mehr Komponenten einer zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung, wie sie vorgängig beschrieben wurde;; ii') Applikation der gemischten Primerzusammensetzung auf ein zu verklebendes oder abzudichtendes Substrat S1 ; iii') Applikation eines Klebstoffes oder Dichtstoffes auf die Oberfläche eines zweiten Substrates S2; iv') Kontaktieren des Klebstoffes oder Dichtstoffes mit der abgelüfteten
Zusammensetzung, welche sich auf dem Substrat S1 befindet; oder i") Mischen der zwei oder mehr Komponenten einer zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung, wie sie vorgängig beschrieben wurde; ii") Applikation der gemischten Primerzusammensetzung auf ein zu verklebendes oder abzudichtendes Substrat S1 ; iii")Ablüften der Primerzusammensetzung; iv")Applikation eines Klebstoffes oder Dichtstoffes zwischen die
Oberflächen des Substrates S1 und S2;
wobei das zweite Substrat S2 aus demselben oder unterschiedlichem Material wie das Substrat S1 besteht.
Das Mischen der zwei oder mehr Komponenten kann auf vielfältige Art und Weise erfolgen.
Das Ablüften kann allenfalls bei erhöhter Temperatur und/oder unter Umständen von Anblasen mit einem Gas erfolgen, was zu einer Verkürzung der Ablüftezeit führen kann.
Üblicherweise schliesst sich an den Schritt v), iv') oder iv") ein Schritt vi) des Aushärtens des Kleb- oder Dichtstoffes an.
Die Applikation der gemischten zwei- oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung kann mittels Tuch, Filz, Rolle, Sprühen, Schwamm, Pinsel, Tauchbeschichten oder dergleichen erfolgen und kann sowohl manuell als auch mittels Roboter erfolgen.
Klebstoffe und Dichtstoffe sind sehr ähnlich. Beide brauchen eine gute Haftung auf dem Untergrund, um ihre Funktion optimal zu erfüllen. Bei den Klebstoffen sind die Anforderungen an die Haftung, beziehungsweise an die Kräfte, die zwischen Substrat und Klebstoff übertragen werden müssen jedoch gegenüber den Dichtstoffen noch höher. Deshalb sind insbesondere Klebstoffe bevorzugt.
Als Klebstoff kann grundsätzlich jeder Klebstoff verwendet werden. Der meist bevorzugte Klebstoff ist ein feuchtig keitshärtender Klebstoff, wobei das Aushärten des Klebstoffes durch Aushärten mittels Feuchtigkeit, insbesondere Luftfeuchtigkeit, erfolgt. Einerseits sind dies Klebstoffe basierend auf Silan- gruppenterminierten Polymeren, wie sie dem Fachmann unter der Bezeichnung „MS-Polymere" bekannt sind oder auf Silangruppenterminierten PoIy- urethanen, wie sie dem Fachmann unter der Bezeichnung „SPUR" (Silane Terminated Polyurethanes) bekannt sind. Die vorteilhaften Haftverbesserungen haben sich jedoch insbesondere Polyurethanklebstoffen oder -dichtstoffen gezeigt, insbesondere Polyurethanklebstoffe, welche isocyanatgruppen aufwei-
sende Polyurethanprepolymere enthalten. Derartige Polyurethanklebstoffe sind kommerziell breit erhältlich insbesondere unter dem Namen Sikaflex® von Sika Schweiz AG.
Der Klebstoff weist typischerweise eine Dicke von mehr als 1 mm, bevorzugt zwischen 2 und 8 mm, auf.
Das Substrat S1 und/oder S2 können vielfältiger Art sein. Bevorzugt ist mindestens eines der Substrates S1 oder S2 ein mineralisches oder ein metallisches Substrat. Als metallische Substrate sind insbesondere Metalle und Legierungen, insbesondere Stähle, Aluminium und Buntmetalle sowie deren Legierungen geeignet.
Als mineralisches Substrat sind neben Beton, Mörtel und Backstein Insbesondere Glas oder Glaskeramik geeignet.
Weitere sehr geeignete Substrate sind poröse Substrate, wie beispielsweise Holz oder Polystyrol, insbesondere in Form von Dämmplatten.
Die Substrate können bei Bedarf vor dem Applizieren der zwei oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung, beziehungsweise des Dicht- oder Klebstoffes, vorbehandelt werden. Derartige Vorbehandlungen umfassen insbesondere physikalische und/oder chemische Reinigungs- verfahren, beispielsweise Schleifen, Sandstrahlen, Bürsten oder dergleichen, oder Behandeln mit Reinigern oder Lösemitteln.
So kann es insbesondere bei lackierten Untergründen, insbesondere Automobildecklacken, von Vorteil sein, auf die applizierte mehrkomponentige wässrigen Primerzusammensetzung einen zusätzlichen Primer, welcher für die Haftung auf Lack optimiert ist, zu verwenden.
Die zwei oder mehrkomponentige wässrige Primerzusammensetzung eignet sich insbesondere für das Verglasen von Fahrzeugen. Hierbei wird insbesondere die Glasscheibe, zumindest im Randbereich, wo typischerweise eine Glaskeramik angebracht ist, mit einer zwei oder mehrkomponentigen wässrigen Primerzusammensetzung vorbehandelt, während der Lackflansch typischerweise mit einem Lackprimer vorbehandelt wird. Die derartig vorbehandelte Scheibe wird mittel einkomponentigen Polyurethan klebstoff mit
dem allenfalls vorbehandelten lackierten Scheibenflansch eingeklebt, so dass eine kraftschlüssige dichte Verklebung entsteht.
Aus dem beschriebenen Verfahren zum Verkleben oder zum Abdichten entsteht ein Artikel.
Derartige Artikel sind von unterschiedlichster Art. Insbesondere handelt es sich hierbei um Artikel der industriellen Fertigung oder des Tief- oder Hochbaus. Ein derartiger Artikel kann ein Bauwerk sein, insbesondere ein Bauwerk des Hoch- oder Tiefbaus, oder er kann ein Transportmittel sein, beispielsweise ein Fahrzeug zu Wasser oder zu Lande oder zu Luft, insbesondere ein Automobil, ein Bus, ein Lastkraftwagen, ein Zug oder ein Schiff, oder ein Anbauteil davon. Besonders geeignet sind elastische Verklebungen im Fahrzeugbau, wie beispielsweise das Ankleben von Teilen, wie Kunststoffabdeckungen, Zierleisten, Flansche, Stosstangen, Führerkabinen oder andere Anbauteile, an die lackierte Karosserie eines Transportmittels, oder das Einkleben von Scheiben in die Karosserie. Als Fahrzeuge genannt werden sollen beispielsweise Automobile, Lastkraftwagen, Busse, Schienenfahrzeuge und Schiffe.
Besonders bevorzugt ist der Artikel ein Transportmittel, insbesondere ein Automobil, Bus, Lastkraftwagen, Schienenfahrzeug, ein Schiff oder ein Luftfahrzeug.
Mit den erfindungsgemässen Zusammensetzungen kann nach dem Mischen der zwei Komponenten einige Stunden zugewartet werden, bis sie appliziert werden, ohne dass die Haftung der darauf applizierten Klebstoffe negativ beeinflusst würde. Die erfindungsgemässen Zusammensetzungen weisen deshalb typischerweise Topfzeiten von mehreren Stunden, insbesondere mehr als 10 Stunden, auf. Lange Topfzeiten sind sehr vorteilhaft für die Applikationen. Es hat sich gezeigt, dass mit den erfindungsgemässen
Zusammensetzungen insbesondere die Haftung nach Kataplasma-Lagerung stark verbessert werden kann.
Weiterhin wurde gefunden, dass mit den erfindungsgemässen Zusammensetzungen nach dem Applizieren der Zusammensetzung auf diverse Substrate sehr lange zugewartet werden, bis der Klebstoff darauf appliziert wird, ohne dass die Haftung der darauf applizierten Klebstoffe negativ beeinflusst würde. Die erfindungsgemässen Zusammensetzungen weisen deshalb typischerweise Offenzeiten von mehreren Monaten, insbesondere mehr als 120 Tagen auf. Lange Offenzeiten sind sehr vorteilhaft für die Applikationen.
Es hat sich gezeigt, dass mit den erfindungsgemässen Zusammensetzungen insbesondere die Haftung nach Kataplasma-Lagerung stark verbessert werden kann.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass, wenn die zwei- oder mehrkomponen- tige wässrige Primerzusammensetzung Russ enthält, die Topfzeit stark verlängert werden kann, ohne dass die Ablüftezeit oder die Verarbeitungszeiten verlängert werden und insbesondere, dass die Haftung nicht verschlechtert wird.
Beispiele
Epoxidharz-enthaltende Komponente K1
Es wurden Ancarez™ AR550 Waterborne Epoxy Resin („AR550") von Air Products sowie Waterpoxy® 1422 („1422") von Cognis eingesetzt. Ancarez™ AR 550 ist eine Epoxid-Festharz-Dispersion eines
Bisphenol-A-Diglycidylether Festharzes (Epoxidequivalentgewicht (EEW) = 700 - 750 g/eq). Diese Epoxid-Festharz-Dispersion ist milchig weiss und weist einen Festkörpergehalt von 55 Gew.-%, ein Epoxidequivalentgewicht (EEW) von 1300 g/eq, eine Viskosität (25°C)(Brookfield) von 100 mPas sowie einen Durchmesser im Volumenmittel (Dv) von 0.5 μm auf.
Waterpoxy® 1422 ist eine Epoxid-Festharz-Dispersion eines Bisphenol-A-Diglycidylether Festharzes (Epoxidequivalentgewicht (EEW) = 500 - 700 g/eq. Diese Epoxid-Festharz-Dispersion ist milchig weiss und weist einen Festkörpergehalt von 54 Gew.-%, ein Epoxidequivalentgewicht (EEW) von 1200 g/eq, eine Viskosität (250C)(ASTM D 1824-65) von 2000 - 6000 mPas auf.
Zu diesen Epoxidharz-Dispersionen wurden gemäss Tabelle 1 gegebenenfalls weitere Komponenten hinzugefügt.
Polyamin enthaltende Komponente K2 wässhges Polyamin (WB)
Anquamine® 419, Air Products, Polyamin-Epoxidharzaddukt (Aktiv-H- Equivalentgewicht (AHEW) 284 g/eq, Wassergehalt 15% {„419")
Waterpoxy® 751 , Cognis, Polyamin-Epoxidharzaddukt, Gehalt 58.5 - 61.5
Gew.-%, Aminzahl 174 - 192 mg KOH/g. {„751")
Zu diesen wässrigen Polyaminen wurden gemäss Tabelle 1 gegebe- nenfalls weitere Komponenten hinzugefügt.
Tabelle 1 . Zusammensetzungen (Zahlen-Angaben in Gewichtsteilen)
WS 2926 = Dynasylan® HYDROSIL 2926 (Degussa)
2A187 = 3-Glycidyloxypropyl-trimethoxysilan,Silquest®A187 (GE
Silicones,Schweiz)
3A1120 = N-(2-Aminoethyl)-3-aminopropyl-trimethoxysilan,Silquest®A1120 (GE Silicones, Schweiz)
4HS 2627 = Dynasylan® HYDROSIL 2627 (Degussa)
Tabelle 1. (cont.) Zusammensetzungen (Zahlen-Angaben in
Gewichtsteilen) 3A1120 = N-(2-Aminoethyl)-3-aminopropyl-trimethoxy- silan,Silquest®A1120 (GE Silicones.Schweiz) 5Byk-012 = BYK(BM)12 (BYK-Chemie, Deutschland)
Die zwei Komponenten wurden zusammengemischt und mittels eines mit der Zusammensetzung getränkten Filzes auf das jeweilige Substrat aufgetragen, während 60 Minuten abgelüftet und eine Dreiecksraupe von SikaTack® Ultrafast („STUF") Sikaflex®-250 DM-2 („DM-2"), beziehungsweise Sikaflex®-250 HMV-2 („HMV-2"), bei 600C und 50% rel. Luftfeuchtigkeit mittels Auspresskartusche und Düse aufgetragen. Alle sind einkomponentige feuchtig keitshärtende Polyurethanklebstoffe, welche Polyurethanprepolymere mit Isocyanatgruppen enthalten und sind kommerziell erhältlich bei Sika Schweiz AG.
Substrate:
- Floatglass, Rocholl, Deutschland („Glas")
- ESG Keramik, Ferro 14251 , Rocholl, Deutschland („ESG") - Aluminium eloxiert E6EV1 , Rocholl, Deutschland („Al-elox")
- Orginaischeiben mit Keramikrand, Haftung wurde auf Keramik getestet: Scheibe 1 : Mazda 323, Safevue („Scheibe 1 ")
Scheibe 2: VW, Transport T4, Safevue („Scheibe 2") Scheibe 3: Toyota Corolla, Pilkington („Scheibe 3")
Das eloxierte Aluminium wurde unmittelbar vor Gebrauch mittels Scotch-Brite (3M) angeschliffen.
Alle Substrate wurden vor dem Auftragen der Zusammensetzungen mit einem mit Isopropanol getränkten Zellulosetuch abgewischt und während 10 Minuten abgelüftet.
Der Klebstoff wurde nach einer Aushärtezeit von 7 Tagen Klimaraumlagerung (,KL') (23°C, 50% rel. Luftfeuchtigkeit), sowie nach einer anschliessenden Wasserlagerung (,WL') in Wasser bei 23°C während 7 Tagen, sowie nach einer anschliessend Kataplasma-Lagerung (,CP') von 7 Tagen bei 700C, 100 % rel. Luftfeuchtigkeit, getestet.
Die Haftung des Klebstoffes wurde mittels .Raupentest' getestet. Hierbei wird die Raupe am Ende knapp über der Klebefläche eingeschnitten. Das eingeschnittene Ende der Raupe wird mit einer Rundzange festgehalten und vom Untergrund gezogen. Dies geschieht durch vorsichtiges Aufrollen der Raupe auf die Zangenspitze, sowie Plazieren eines Schnittes senkrecht zur Raupenziehrichtung bis auf den blanken Untergrund. Die Raupenabziehge- schwindigkeit ist so zu wählen, dass ca. alle 3 Sekunden ein Schnitt gemacht werden muss. Die Teststrecke muss mindestens 8 cm entsprechen. Beurteilt wird der nach dem Abziehen der Raupe auf dem Untergrund zurückbleibende Klebstoff (Kohäsionsbruch). Die Bewertung der Hafteigenschaften erfolgt durch visuelle Bestimmung des kohäsiven Anteils der Haftfläche: „P" in der Wertung bezeichnet eine Ablösung des Primers vom Untergrund. „PB" in der Wertung bezeichnet einen kohäsiven Bruch im Primer.
Je höher der Anteil an kohäsivem Bruch ist, umso besser wird die Verklebung eingeschätzt. Testresultate mit Kohäsionsbrüchen von weniger als 50 %, insbesondere weniger als 40 %, gelten typischerweise als ungenügend.
Die Haftresultate sind in den Tabellen 2, 3, 4, 5, 6 und 7 angegeben.
Tabelle 2. Haftung mit Sikaflex®-250 HMV-2 auf Originalscheiben.
Tabelle 3. Haftung mit SikaTack® Ultrafast oder Sikaflex®-250 DM-2 auf unterschiedlichen Substraten.
Tabelle 4. Haftung mit Sikaflex®-250 DM-2 und Sikaflex®-250 HMV-2 auf unterschiedlichen Substraten.
Die Ergebnisse der Tabellen 2, 3, und 4 zeigen, dass die erfindungsgemässen Zusammensetzungen insbesondere die Haftung der Klebstoffe nach einer Kataplasma-Lagerung stark verbessern.
In Tabelle 5 und 6 wurde nach der Mischung der zwei Komponenten unterschiedliche Zeit gewartet, bis die Zusammensetzung auf Glas appliziert wurde. Die vom Fachmann als Topfzeit bezeichnete Zeit, ist diejenige bei welcher keine Haftung mehr auftritt. Die für Tabelle 5 benutzen Zusammensetzungen weisen dementsprechend eine Topfzeit von mehr als 10 Stunden auf.
Tabelle 5. Haftung nach unterschiedlichen Wartezeiten zwischen Mischung und Applikation auf Glas mit unterschiedlichen Klebstoffen.
Es zeigt sich aus Tabelle 5, dass die erfindungsgemässen Beispiele bereits nach sehr kurzen Wartezeiten eine im Vergleich zum Vergleichsbeispiel stark verbesserte Haftung nach einer Kataplasma-Lagerung aufweisen.
Für Tabelle 6 wurden noch längere Wartezeiten eingehalten. Aus diesen Ergebnissen zeigt sich einerseits, dass die Haftung nach einer Kataplasma-Lagerung stark verbessert werden und anderseits, dass die erfindungsgemässen Zusammensetzungen eine bedeutend längere Topfziet aufweisen. Dies ist insbesondere bei den Russ-enthaltenden Zusammensetzungen der Fall.
In Tabelle 7 wurde nach der Applikation der Zusammensetzung auf Glas unterschiedliche Zeit gewartet, bis der Klebstoff appliziert wurde. Die vom
Fachmann als Offenzeit bezeichnete Zeit, ist diejenige bei welcher keine
Haftung mehr auftritt. Die für Tabelle 5 benutzen Zusammensetzungen weisen dementsprechend eine Offenzeit von mehr als 120 Tagen auf.
Tabelle 6. Haftung nach unterschiedlichen Wartezeiten zwischen Mischung und Applikation auf Glas mit unterschiedlichen Klebstoffen. * gel.= geliert.
Tabelle 7. Haftung nach unterschiedlichen Wartezeiten zwischen Applikation der Zusammensetzung auf Glas und Applikation des Klebstoffs.
Es zeigt sich aus Tabelle 7, dass die erfindungsgemässen Beispiele bereits nach sehr kurzen Wartezeiten eine im Vergleich zum Vergleichsbeispiel stark verbesserte Haftung nach einer Kataplasma-Lagerung aufweisen.