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Verfahren zur Herstellung von als Kondensatordielektrikum oder Isolierstoff
dienenden Metalloxyden Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung
von als Kondensatordielektrikum oder Isolierstoff dienenden Metalloxyden. An sich
sind verschiedene Metalloxyde auf Grund ihrer teilweise brauchbaren Isoliereigenschaften
für derartige Zwecke bereits verwendet worden. Jedoch stellten sich bei allen Anwendungsfällen
nachteilige Erscheinungen ein, beispielsweise daß die Verlustwinkel groß waren oder
daß die Isoliereigenschaften der Oxyde infolge halbleitender Stellen sehr schwankten.
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Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die Metalloxyde bezüglich
der Beeinflußbarkeit ihrer elektronischen Leitfähigkeit durch Sauerstoff sich verschieden
verhalten. Es hat sich herausgestellt, daß die meisten homogenen leitenden Oxyde
entweder die Eigenschaft haben, ihre Warm- oder Kaltleitfähigkeit mit zunehmendem
Sauerstoffgehalt dauernd zu erhöhen oder dauernd zu erniedrigen. Die ersten werden
mit Oxydationshalbleiter und die letzten mit Reduktionshalbleiter bezeichnet. Dabei
ist zu beachten, daß die Oxydation oder Reduktion eines Oxyds in dem Intervall,
in welchem Zusammenhang mit der Leitfähigkeit besteht, nie bis zur Bildung einer
neuen Phase, also einer höheren Oxydphase oder der Metallphase, fortschreitend zu
denken ist; die Oxydation und Reduktion soll vielmehr nur in einer Veränderung des
relativen Sauerstoffgehaltes der betreffenden Oxydphase selbst, deren chemische
Formel also nicht verändert wird, bestehen.
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Versuche zeigen, daß ein Teil der Oxyde am schlechtesten leitet, wenn
möglichst wenig Sauerstoff darin ist, der andere, wenn möglichst viel Sauerstoff
darin
ist. Darüber hinaus ist aber an einigen Oxydationshalbleitern
(Ni 0) nachgewiesen, daß in ihrem sauerstoffreichsten Zustand ein absoluter Überschuß
von Sauerstoff vorhanden ist; auf jede iooo. bis 2ooo. NiO-Gruppe kommt dann ein
.überschüssiges Sauerstoffatom. Dagegen zeigen die sauerstoffärmsten Oxydationshalbleiter
mit aller meßbaren Genauigkeit die stöchiometrische Zusammensetzung. Daraus, daß
bei einem Oxydationshalbleiter eine desto größere Leitfähigkeit vorhanden ist, je
größer der ihm durch die Vörbehandlung eingeimpfte Sauerstoffgehalt ist, und daraus,
daß mit abnehmendem Sauerstoffgehalt noch nie eine vom Sauerstoffgehalt unabhängige
Grundleitfähigkeit oder gar ein Wiederanstieg der Leitfähigkeit gefunden worden
ist, schließt man für die Erfindung, daß die Leitfähigkeit nur von dem überschüssigen
Sauerstoff herrührt, also verschwindet, wenn der Sauerstoffüberschuß verschwindet.
Da bei den Reduktionshalbleitern das umgekehrte Verhalten beobachtet wird (Verminderung
der Leitfähigkeit bei wachsendem Sauerstoffdruck, Erhöhung bei vermindertem Sauerstoffdruck),
wird man hier als Ursache der Leitfähigkeit solche Einbettung in das Oxydgitter
ansehen, die mit abnehmendem Sauerstoffgehalt an Zahl zunehmen. Da nun der abnehmende
äußere Sauerstoffdruck nach thermodynamischen Gesetzen einem zunehmenden Partialdruck
der metallischen Komponente über dem Oxyd entspricht und man annehmen muß; daß die
Zahl der überschüssigen in das Oxyd eingebauten Metallatome zu diesem metallischen
Partialdruck parallel ansteigt und abfällt, wird man für die Reduktionshalbleiter
annehmen, daß ihre Leitfähigkeit nur von einem Metallüberschuß herrührt und verschwindet,
wenn der Metallüberschuß verschwindet.
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In Tabelle I sind die als Oxydations- bzw. Reduktionshalbleiter nachgewiesenen
Oxyde zusammengestellt. Die in Elektrolytgleichrichtern wirksamen Metalloxyde werden
für die Erfindung den Reduktionshalbleitern gleichgesetzt.
Tabelle I |
Oxydationshalbleiter Reduktionshalbleiter |
Ni0 Zn0 |
Co o Cd 0 |
u02 Pb 0 |
Ba0 |
Ti 02 |
w03 |
u o, |
Mo 03 |
Oxyde der Ventilmetalle: |
Al, Ta, Bi, Ce, Nb |
Wird eine Oxydschicht durch Bildung einer oberflächlichen Oxydhaut auf ihrem Muttermetall
hergestellt, so schreitet nach einiger Zeit der Bildungsprozeß nur noch sehr langsam
weiter fort, und es kann für die Zusammensetzung der Oxydschicht an der Außen- und
Innenseite nahezu thermodynamisches Gleichgewicht mit den betreffenden Nachbarphasen
(Sauerstoff oder Luft von außen, Metall innen) angenommen werden. Bei der Abkühlung
der Oxydschicht auf Zimmertemperatur (bei thermischer Oxydation) oder Unterschreitung
der Formierspannung (bei anodischer elektrolytischer Oxydation) bleibt dann dieser
Zustand »eingefroren« bestehen: die Schichten besitzen außen einen wesentlich höheren
Sauerstoffgehalt als innen. Dadurch ist bedingt, daß jede durch einen Anlaufvorgang
entstandene Schicht eines Oxydations- oder Reduktionshalbleiters eine größenordnungsmäßige
Variation ihrer spezifischen Leitfähigkeit innerhalb der Schicht aufweisen muß,
und zwar müssen die Oxydationshalbleiter die Zone guter Leitfähigkeit außen, die
Reduktionshalbleiter die gute Leitfähigkeit innen haben. In beiden Fällen werden
die bei der betreffenden Temperatur erreichbaren unteren Grenzwerte der spezifischen
Leitfähigkeit, die an sich vielfach zu Isolations- und Kondensatorzwecken ausreichen,
nur in einem ganz kleinen Teil der Schicht, innen oder außen, realisiert; vorgeschaltet
ist eine besser, aber immer noch nicht metallisch leitende Schicht, die den Durchschlag
erleichtert und die Verluste erhöht. Deshalb haben bisher alle Versuche, mit derart
hergestellten Oxydschichten Kondensatoren oder durchschlagsichere Isolierschichten
herzustellen, kein befriedigendes Ergebnis gehabt.
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Der Weg, zu besseren Ergebnissen zu gelangen, ist durch die Erfindung
gegeben. Man muß erfindungsgemäß nach der Herstellung die Oxydschichten, soweit
sie Oxydationshalbleiter sind, in ihrer ganzen Tiefe auf den kleinstmöglichen Sauerstoffgehalt
bringen, d. h. hieraus ergibt sich die Regel, die Metalloxyde, deren Leitfähigkeit
bei sinkendem Sauerstoffdruck abnimmt, mit reduzierenden Stoffen zu behandeln, ohne
daß dabei jedoch eine Reduktion bis zur Metallfaser erfolgt.
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Bei den Oxydationshalbleitern ist für jedes Oxyd bei einer bestimmten
Behandlungstemperatur der kleinstmögliche Sauerstoffgehalt dann erreicht, wenn das
Oxyd im Gleichgewicht mit seiner festen Metallphase oder dem Dampf der Metallphase
steht. Die Behandlungstemperatur muß so hoch sein, daß sich das Sauerstoffgleichgewicht
innerhalb einer für die Fabrikation brauchbaren Zeit einstellt; je dicker die Schicht
und, bei Preßoxyden, je dichter der Preßkörper ist, desto länger wird dieser Prozeß
dauern. Allgemein vorzuschreiben ist Temperung im Gleichgewicht mit der Metallphase
bei so hohen Temperaturen, daß sich bei der vorliegenden Schichtdicke das völlige
Sauerstoffgleichgewicht innerhalb der Schicht während einiger Stunden einzustellen
vermag. Für NiO-Schichten sind z. B. über iooo° C erforderlich. Der Prozeß kann
in der Weise erfolgen, daß man zunächst bei irgendwelchen Temperaturen eine genügend
dicke Anlaufschicht herstellt, -dann eine Schicht des Muttermetalls aufdampft oder
aufspritzt oder durch Anreduzieren der Schicht aufbringt und dann das Ganze auf
die Tempertemperatur bringt.
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Mit Ni0 sind auf diese Weise spezifische Kaltwiderstände von ioi°
Ohm - cm und mehr, mit Co 0 wohl ähnliche erzielt worden.
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Statt die Oxydationshalbleiterschicht im Gleichgewicht mit ihrem Muttermetall
zu tempern, kann man sie auch in einer Gasatmosphäre tempern. deren
reduzierende
Eigenschaften so dosiert sind, daß sie nahe an die des Metalls selbst heranreichen.
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Man kann das so ausdrücken: Der Sauerstoffpartialdruck des reduzierenden
Gases muß fast so klein sein wie der Sauerstoffpartialdruck des Oxyds im Gleichgewicht
mit seinem Muttermetall bei der betreffenden Temperatur. Sind die verlangten Sauerstoffpartialdrücke
sehr klein, so kann man sie durch Puffergemische, wie C 0-C OZ oder H2-H, 0 herstellen.
Eine Unterschreitung des Gleichgewichtssauerstoffpartialdruckes würde zu fortschreitender
Metallisierung der Oxydoberfläche führen; man kann das nur zulassen, wenn die Sauerstoffdiffusion
oder die Diffusion des Reduktionsgases durch die gebildete Metallschicht wesentlich
langsamer vor sich geht als die Sauerstoffdiffusion im Innern des Oxyds uriclawenn
die Oxydschicht selbst genügend homogen ist. Sonst bilden sich, bevor das Oxyd von
den letzten Sauerstoffspuren befreit ist, Kurzschlüsse aus, wie das beim Glühen
gewisser Oxydschichten in Wasserstoffatmosphäre beobachtet wird. Wird Sauerstoffverarmung
der Schicht in einer Gasatmosphäre bewirkt, so ist dafür zu sorgen, daß bis zum
Aufbringen der Elektrode nicht wieder Sauerstoff in die Schicht eindringt und auch
während der späteren Betriebszeit nicht eine allmähliche Sauerstoffvergiftung stattfindet.
Dichte metallische Elektroden, besonders aus unedlem Metall oder dem Muttermetall
des Oxyds, sind hierbei noch besser als z. B. Kolloidal-Graphit-Elektroden. Es ist
zweckmäßig, zwischen dem unedlen Metall, z. B. Al, und der Oxydschicht, z. B. Ni
0, zunächst eine ganz dünne Schicht des unedlen Metalloxyds A1203 zu bilden. Diese
Schicht verhindert das Durchreduzieren des ursprünglichen Oxyds.