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Diese
Erfindung bezieht sich auf die Verwendung modifizierter Antikörper zur
Induzierung immunologischer Toleranz in Menschen oder Tieren.
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Antikörper oder
Immunoglobuline umfassen zwei schwere Ketten, die durch Disulfidbindungen miteinander
verbunden sind, und zwei leichte Ketten, wobei jede leichte Kette
durch Disulfidbindungen mit der jeweiligen schweren Kette verbunden
ist. Jede schwere Kette verfügt
an einem Ende über
eine variable Domäne,
der mehrere konstante Domänen
folgen. Jede leichte Kette verfügt
an einem Ende über eine
variable Domäne
und an dem anderen Ende über
eine konstante Domäne,
wobei die variable Domäne
der leichten Kette nach der variablen Domäne der schweren Kette und die
konstante Domäne
der leichten Kette nach der ersten konstanten Domäne der schweren
Kette ausgerichtet ist. Die konstanten Domänen in den leichten und schweren
Ketten sind nicht direkt in das Binden des Antikörpers an Antigen involviert.
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Die
variablen Domänen
von jedem Paar leichter und schwerer Ketten bilden die Antigenbindungsstelle.
Die variablen Domänen
der leichten und schweren Ketten haben dieselbe allgemeine Struktur;
jede Domäne
umfaßt
vier Strukturregionen, deren Sequenzen relativ konserviert sind,
verbunden durch drei komplementätsbestimmende
Bereiche (CDRs). Die CDRs werden nahe bei den Strukturregionen gehalten.
Die CDRs benachbarter variabler Domänen leichter und schwerer Ketten
tragen zusammen zur Bildung der Antigenbindungsstelle bei.
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Hintergrund der Erfindung
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Antikörper, die
auf speziell ausgewählte
Antigene gerichtet sind, sind zur Behandlung verschiedenster Zustände verwendet
worden. Beispielsweise sind Campath-1 monoklonale Antikörper (mAb)
erfolgreich zur Induzierung der Remissionen bei Lymphom- und Leukemiepatienten
und zur Behandlung von Rheumatoidarthritis und Vaskulitis verwendet worden.
Das Zielantigen, CD52 (auch als CDw52 bezeichnet; siehe z. B. Xia
et. al., 1991), ist ein GPI- verankertes
Glycoprotein von Lymphozyten und Monozyten (und Teilen des männlichen
Fortpflanzungssystems). Es verfügt über eine
außergewöhnlich kurze Peptidsequenz
von 12 Aminosäuren
und ein einzelnes, komplexes, N-gebundenes Oligosaccharid an Asn3
(Hale et. al., 1990; Xia et. al., 1991). CD52 ist ein gutes Target
für das
Antikörper-vermittelte
Abtöten
und ist daher ein effektives Zelloberflächenmolekül für die verschiedensten therapeutischen
Regime, in denen die Reduktion der Lymphozyten ein Ziel ist (z.
B. Entfernung von Zellen aus Spenderknochenmark zur Verhinderung
der Graft-versus-host-Krankheit, Behandlung von Leukämie und
Lymphom und Immunosuppression).
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Mehrere
Ratten-Anti-human-CD52-Campath-1-mAb wurden durch die Fusion der
Y3-Ratten-Myelomlinie
mit Milzzellen aus einer mit humanen T-Lymphozyten immunisierten
Ratte erzeugt (Hale et. al., 1983). Obgleich die klinische Wirksamkeit
der Ratten-Campath-1-mAb
regelmäßig demonstriert
worden ist, zeigten viele Patienten eine Anti-Antikörper-Antwort (Antiglobulin-Antwort)
gegen das xenogene Protein, die die Wiederbehandlung mit dem therapeutischen
Antikörper
verhinderte. Die Antikörpertherapie
ist oftmals durch die Antiglobulinantwort eingeschränkt. Die
antiidiotypische Komponente (Anti-Id; die gegen die AbV-Regionen
und insbesondere die Ab-Bindungsstelle gerichtet ist) inhibiert
die Bindung des Ab an sein Target, während sowohl die Anti-Id- als
auch die anti-isotypische Komponente (gerichtet gegen die konstanten
Regionen) die Antikörperclearance
beschleunigen. Das Hauptaugenmerk ist auf die neutralisierende Wirkung
der Antiglobulinantwort gerichtet. Wie Antiglobulinantworten im allgemeinen,
interferieren Anti-Id-Antworten mit der klinischen Wirksamkeit eines
therapeutischen Ab durch die Bildung von Ab-Aggregaten, die schnell aus
dem Körperkreislauf
geklärt
werden, was die Chance auf eine Interaktion mit dem Targetantigen verringert.
Leider enthalten die meisten Antiglobulinseren anti-Id-Antikörper. Dies
ist bei einer Vielzahl therapeutischer mAb demonstriert worden und
wird besonders nach wiederholten Behandlungen deutlich.
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Zur
Reduktion der Immunogenität
des Ratten-IgG2b-Campath-1-Antikörpers,
YTH34-5, wurden die Genfragmente, die VL und VH kodieren, durch "CDR-Transplantation" der Nagetier-hypervariablen
Regionen auf humane Strukturregionen humanisiert (Jones et. al.,
1986; Reichmann et. al., 1988). Dies wurde durch das Spleißen der
CDR-Sequenzen, die den Ratten-Campath-1-Antikörper kodieren, auf eine Sequenz,
die die humane Strukturhauptkette kodiert, bereitgestellt durch
die kristallographisch gelösten
Myelomproteine NEW (für
VH) und REI (für VL),
durchgeführt.
Das resultierende Protein hatte einen niedrigen Antigenbindungstiter
und die Modellierung der humanisierten V-Region zeigte, daß der Rest
27 in der VH-Struktursequenz für
die Konservierung der Schleifenstruktur von CDR1 entscheidend war.
Dieser Rest wurde aus dem in NEW (Ser) zu finden Rest wieder in
den Ratten-Rest Phe umgewandelt, was zur Wiederherstellung der Antigenbindung führte. Während der
Modellierung wurde auch eine weitere Veränderung vorgeschlagen (NEW-Rest
Ser zum Ratten-Rest Thr). In Funktionsassays hatte diese Substitution
jedoch keine Wirkung auf die Antigenbindung, die Doppelmutante (Ser27
zu Phe27 und Ser30 zu Thr30) exprimierte jedoch das meiste Protein
und wurde daher zur Produktion therapeutischer humanisierter Campath-1-Ab,
bezeichnet mit Campath-1H (Reichmann et. al., 1988;
EP 0 308 404 ) verwendet. Da viele
humane VH-Strukturen Threonin an Position 30 aufweisen, wurde diese
Veränderung nicht
als ein weiteres Risiko für
die Immunogenität des
Antikörpers
angesehen. Humanisierte VL und VH wurden dann genetisch mit den
konstanten Regionen leichter Ketten bzw. schwerer Ketten eines Menschen
fusioniert. Kurz gesagt, besteht der humanisierte Campath-1-Antikörper aus
humanen Resten an allen Positionen außer denen, die die 3 CDRs der leichten
Kette, die 3 CDRs der schweren Kette und die Reste Phe27 und Thr30
in VH der schweren Kette kodieren.
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In
klinischen Versuchen wurde herausgefunden, daß die humanisierte Version
(Campath-1H) viel weniger immunogen ist als der Ratten-IgG2b-Campath-1-Antikörper. Die
Humanisierung verringert die Immunogenität des Nagetier-mAb, obgleich
sowohl der Idiotyp als auch der Allotyp eines humanisierten mAb
noch immer ein Target für
humorale Antworten sein kann. Tatsächlich ist in einigen Allotyp-angepaßten Empfängern von
Campath-1H eine Sensibilisierung auf den Idiotyp dokumentiert worden
(Isaacs et. al., 1992; Lockwood et. al., 1993). Diese Antworten waren
durch die Gegenwart von anti-Id in den Seren der Patienten erkennbar.
Ein Patient erzeugte Hochtiter-Anti-Id, das mit der gesamten Gruppe
des CD52-mAb kreuzreagierte.
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Eine
Strategie zur weiteren Verringerung der Immunogenität von Campath-1H
könnte
die Retransplantation der 6 CDR-Schleifen auf genau festgelegte
humane Keimbahn-Strukturregionen
sein. Der Großteil
der humanisierten V-Regionen nutzte bisher umgeordnete V-Gene als
Akzeptorstruktursequenz. Dies war der Fall, wo Campath-1H als Struktursequenzen
aus Myelomproteinen zur Bereitstellung von Akzeptorsequenzen sowohl
für VH
als auch VL verwendet wurden. Umgeordnete V-Gene enthalten oftmals
somatische Mutationen, die im Verlauf der Affinitätsreifung
erworben werden. Diese werden für
das Individuum, aus dem die umgeordneten Gene stammen, einzeigartig
sein und können
daher in einem anderen Individuum als fremd angesehen werden. Es
besteht jedoch die Möglichkeit,
daß die
Retransplantation (Regrafting) neue idiotypische Epitope, gebildet
durch die Gelenkregionen, die CDR-Reste und neue Strukturreste umfassen,
einführen
wird. Ferner kann die Humanisierung allein das Problem der Anti-Id-Antworten
nicht lösen,
da die menschliche Bevölkerung
ausgezüchtet
ist und es unwahrscheinlich ist, daß alle Patienten einen gegebenen
humanisierten mAb tolerieren. Selbst in konstanten Antikörperregionen
gibt es viele verschiedene Allele, die allotypische Marker tragen,
an denen natürlich
vorkommende Antiglobulinantworten demonstriert werden können. Das
Problem ist für
V-Regionsegmente noch komplexer, die im Vergleich zu konstanten
Regionen sowohl im Allotyp als auch im Haplotyp einen höheren Variationsgrad
zeigen.
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Ein
anderer Ansatz ist die Induzierung von Toleranz für die potentiellen
Fremdpeptide, die in der Campath-1H-V-Region enthalten sind. Wir
wissen, daß die
Antiglobulinantwort selbst eine B-Zellenantwort ist, die CD4+T-Zellen-abhängig ist.
Isaacs und Waldmann (1994) demonstrierten, daß Mäuse, die aus CD4+T-Zellen abstammten,
nicht auf einen fremden zellbindenden mAb reagieren konnten (Ratte-Anti-Maus-CD8-mAb).
Die CD4+T-Zell-Depletion wurde durch Erwachsenen-Thymektomie in
Kombination mit der Verabreichung eines depletierenden CD4-mAb durchgeführt.
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In
diesen Mäusen
wurde die Reaktion auf einen nachfolgend verabreichten mAb oder
SRBC gemessen. Mäuse,
denen es an CD4+T-Zellen mangelte, gaben weder eine Antiglobulin- noch eine Anti-SRBC-Antwort,
was zeigt, daß die
Anti-Ig-Antwort, wie die Anti-SRBC-Antwort, klassischerweise CD4+T-Zellen-abhängig ist.
Zur Erzeugung von T-Zellhilfe und zum Erhalt der geeigneten T-Zellenantwort,
muß der
verabreichte Ab als ein Proteinantigen prozessiert und wahrscheinlich
im Kontext eines MHC-Moleküls
der Klasse II durch eine geeignete Antigen-präsentierende Zelle präsentiert
werden. Daher können
zur Verringerung der Immunogenität einer
humanisierten V-Region zwei Hauptstrategien angewandt werden. (1)
Wir können
das Antikörpermolekül selbst "inaktivieren", wobei Strategien
zur Eliminierung aller potentiellen T-Helfer-Epitope übernommen
werden, oder (2) wir können
alle potentiellen T-Helfer-Epitope auf eine Weise präsentieren,
die bei diesen Epitopen anstelle von Reaktivität Toleranz induziert.
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"Silencing" (Inaktivierung)
des Antikörpermoleküls:
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- a) In der Theorie mögen wir fähig sein, den Antikörper selbst
zu inaktivieren, so daß das
Immunsystem Fremddeterminanten nicht erkennen wird. Dies wäre möglich, wenn
wir die VL- und
VH-Aminosäuresequenzen
auf Motive scannen könnten, die
an MHC-Klasse-II-Moleküle
binden können. Wenn
wir so einen Schlüsselrest(e)
in einem potentiellen Klasse-II-Peptid
identifizieren könnten, der/die
nicht in die Antikörperspezifität oder -affinität involviert
ist/sind, dann könnte(n)
dieser/diese durch ortsgerichtete Mutagenese an einen Rest(e), der/die
eine Assoziation mit Klasse-II-Molekülen nicht erlaubt/erlauben,
verändert werden.
T-Helfer-Peptide sind nicht zufällig,
und jedes Protein verfügt
nur über
eine begrenzte Anzahl an Peptiden, die an MHC-Klasse-II-Moleküle und auch
an T-Zell-Antigenrezeptoren binden können. Dies ist derzeit jedoch
nicht möglich,
da Klasse-II-Bindungspeptide bisher nicht ausreichend als durch
das Scannen von Proteinsequenzen zu identifizieren charakterisiert
worden sind. Dies ist zum Teil dem heterogenen Wesen von Klasse-II-Peptiden
zuzuschreiben. Natürlich
prozessierte Peptide, isoliert aus MHC-Klasse-II-Molekülen, sind
im allgemeinen größer, längenvariabel
und verfügen
im Vergleich zu prozessierten Peptiden, isoliert aus MHC-Klasse-I-Molekülen, über zwei
gezackte Enden an C- und N-Termini. Während Klasse-I-abgeleitete
Peptide meistens eine einheitliche Länge von 8–9 Aminosäureresten aufweisen, verfügen MHC-Klasse-II-assoziierte
Peptide über
12–24
Aminosäuren
(Rudensky et. al., 1991; Hunt et. al., 1992; Rudensky and Janeway,
1993). Klasse-I-abgeleitete Peptide verfügen über Sequenzmotive mit spezifischen
Ankerresten an bestimmten Positionen, durch die sich ihre Seitenketten
in die Bindungstaschen der Peptidbindungsfurche einfügen können, und
die Peptidbindungsfurche ist an beiden Enden geschlossen. Im Gegensatz
dazu sind Klasse-II-Peptide in einer verlängerten Konformation gebunden,
die über
beide Enden einer "offenen" Antigenbindungsfurche
herausragt; eine hervortretende nicht-polare Tasche, in die sich
eine Ankerpeptidseitenkette nahe einem Ende der Bindungsfurche einfügt (Brown
et. al., 1993).
- b) Andere Strategien, die zum "Inaktivieren" des Antikörpers übernommen werden könnten, wären, wenn
wir Klasse-II-Peptid-Bindungsmotive vorhersagen könnten. Beispielsweise
könnte
eine die Insertion einer Protease-Spaltstelle in irgendein potentielles
Klasse-II-Epitop umfassen, um so die Chance auf den Peptidabbau
zu erhöhen,
bevor sie im Zusammenhang mit Klasse II präsentiert werden können. Alternativ
kann die Insertion von Motiven in eine V-Region wie Gly-Ala-Wiederholungen
den Abbau der V-Region in Peptide, die mit Klasse- II-Molekülen assoziieren
könnten,
inhibieren. In einem System wurde gezeigt, daß EBNA1-Gly-Ala-Wiederholungen ein cis-wirkendes
Inhibierungssignal erzeugten, das die Antigen-prozessierung während der MHC-Klasse-I-beschränkten Präsentation
störte, wodurch
die CTL-Erkennung inhibiert wurde (Levitskaya et. al., 1995). Obgleich
jeder dieser Ansätze
für die
Zukunft in gewisser Weise von Bedeutung sein könnte, basieren auch sie auf
der Vorhersage potentieller MHC-Klasse-II-Peptide aus einer Proteinsequenz
humanisierter VL- und VH-Regionen und sind daher durch unzureichende
Kenntnisse über
Consensusmotive für
Klasse-II-Peptide eingeschränkt.
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Induktion von Toleranz gegen
T-Helferepitope
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Statt
auf ausreichende Kenntnisse über Klasse-II-Peptid-Motive
richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Induktion von Toleranz
gegen therapeutische Antikörper.
1986 beschrieben Benjamin et. al. und Cobbold et. al. die unerwartete
Fähigkeit
eines zellbindenden mAb: während
es möglich war,
Toleranz gegen die Fc-Region (Anti-Isotyp-Toleranz) zu induzieren,
blieb der Idiotyp unter äquivalenten
Bindungen antigen. Überdies
konnte relativ leicht Toleranz gegen einen nicht-zellbindenden mAb
induziert werden, wohingegen ein zellbindender mAb als stark immunogen
angesehen wurde.
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Isaacs
und Waldmann (1994) verwendeten in einer Vorstudie nicht-zellbindende "Mischmolekül"-Derivate eines zellbindenden
Ab zur Induktion von Toleranz gegen die Wildtypform. Der zellbindende
Antikörper
war ein Anti-CD8-mAb in einem Mausmodell. Die nicht-zellbindenden
Derivate wurden durch Paarung der relevanten L- und H-Ketten mit
einer irrelevanten H- bzw. L-Kette erzeugt. Die relevante H-Kette,
gepaart mit einer irrelevanten L-Kette, wurde
durch Grenzwertverdünnungsklonen
des ursprünglichen
Hybridoms, das eine Myelom-Leichtkette (aus dem Y3-Fusionspartner)
sowie die spezifische Anti-CD8-H- und L-Ketten exprimierte, erhalten. Es wurde
eine Variante des Hybridoms, das die Myelom-L-Kette und die spezifische Anti-CD8-H-Kette, aber
nicht die Anti-CD8-L-Kette exprimierte, erhalten. Auf diese Weise
wurde auch ein Klon, der nur die relevante L-Kette exprimiert, erhalten.
Dieser Klon wurde dann an ein Hybridom, das eine irrelevante Spezifität (Antihuman
CD3) exprimiert, fusioniert, und es wurde eine Variante ausgewählt, die
die relevante Anti-CD8-L-Kette mit der irrelevanten Anti-CD3-H-Kette
exprimierte. Da Proteine vor der T-Zellen-Präsentation zu Peptiden prozessiert
werden, können
T-Zellen ungeachtet ihrer Partnerkette Helferpeptide aus Antigen-spezifischen
H- und L-Ketten "sehen". In diesem Fall gab
es keinen Vorteil für
die Toleranzinduktion unter Verwendung nicht-zellbindender Mischmolekülderivate
eines therapeutischen mAb in vivo im Vergleich zu einer Isotypangepaßten Kontrolle,
was darauf schließen
läßt, daß sich in
dem verwendeten Mausstamm die meisten (oder alle) Helferepitope
in der konstanten Region befanden.
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In
der Praxis wäre
die Verwendung dieser "Mischmoleküle" Antigen-spezifischer
und irrelevanter Immunoglobulinketten für die Humantherapie nicht machbar,
da die irrelevanten H- und
L-Ketten selbst einige Helferepitope tragen würden, was die Fähigkeit
zum Erhalt von Toleranz gegen die relevanten H- und L-Ketten komplizierter
machen würde. Ebensowenig
würde man
erwarten, die B-Zellen, die idiotype Determinanten, gebildet durch
die Kombination der relevanten H- und L-Ketten des Antikörpers, "sehen", zu tolerieren.
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Campath-1
ist ein zellbindender mAb, und daher wäre ein effektives Tolerogen
zur Verwendung damit, wie eine nicht-zellbindende Form des therapeutischen
mAb, von Vorteil. Selbiges gilt für andere therapeutische Antikörper, die über Zellbindungseigenschaften
verfügen,
und nicht zellbindende Varianten davon.
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Die Erfindung
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Die
Erfindung liefert daher (i) einen Antikörper, wie in Anspruch 1 spezifiziert,
der eine modifizierte Version eines therapeutischen Antikörpers mit Affinität für ein Zelloberflächenantigen
ist, wobei der Antikörper
im Vergleich zu dem therapeutischen Antikörper aufgrund einer Modifikation
oder Modifikationen am Antikörpermolekül eine reduzierte
Affinität
für das
Antigen aufweist, wobei der Antikörper mindestens ein Epitop
umfaßt,
das ebenfalls in dem therapeutischen Antikörper vorliegt und in dem vorgesehenen
Patienten eine Immunantwort auslöst,
für die Herstellung
eines Medikaments, das eine Immuntoleranz für den therapeutischen Antikörper auslöst.
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Bevorzugt
ist die Affinität
des modifizierten Antikörpers
für das
Antigen auf 50% oder weniger der Affinität des therapeutischen Antikörpers für das Antigen
reduziert. Stärker
bevorzugt ist die Affinität
auf 10% oder weniger, oder auf 1% oder weniger der Affinität des therapeutischen
Antikörpers
reduziert. Die Affinität
muß ausreichend
reduziert sein, damit der Antikörper
gemäß der Erfindung
als ein Tolerogen in bezug auf den therapeutischen Antikörper agieren kann.
Der Ausdruck "nicht-zellbindende
Variante" wird hierin
zur Bezeichnung von Antikörpern
gemäß der Erfindung
verwendet, obgleich die Antikörper
gemäß der Erfindung
noch über
etwas Bindungsaffinität für das Zelloberflächenantigen
verfügen
können.
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Die
Fähigkeit
des modifizierten Antikörpers Immuntoleranz
für einen
therapeutischen, zellbindenden Antikörper auszulösen, beruht darauf, daß in dem
nicht-zellbindenden Antikörper
mindestens ein Epitop vorliegt, das ebenfalls in dem therapeutischen Antikörper vorliegt,
der eine Immunantwort in dem vorgesehenen Patient auslöst.
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Der
nicht-zellbindende Antikörper
toleriert bevorzugt anti-idiotypische Antworten, zumindest die hypervariablen
V-Domänenregionen
des therapeutischen Antikörpers
und bevorzugt auch die Strukturregionen. Daher verfügt der tolerisierende
Antikörper wünschenswerterweise über eine
Aminosäuresequenz,
die der des therapeutischen Antikörpers in diesen Regionen ähnelt. Bevorzugt
besteht zwischen den variablen Domänen des nicht-zellbindenden
Antikörpers
und des therapeutischen Antikörpers
eine Aminosäuresequenzidentität von > 90% oder > 95% oder > 99%. Am stärksten bevorzugt
sind die Unterschiede auf alle Aminosäuresubstitution(en) beschränkt, die
die Antigenbindungsaffinität
in dem nicht-zellbindenden Antikörper
ausreichend reduzieren muß/müssen.
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Bevorzugt
löst auch
der nicht-zellbindende Antikörper
Toleranz für
die konstanten Regionen des therapeutischen Antikörpers aus.
Daher ähneln
die konstanten Domänen
des nicht-zellbindenden Antikörpers
denen des therapeutischen Antikörpers,
mit einer Aminosäuresequenzidentität von > 90% oder > 95% oder > 99%. Am stärksten bevorzugt
sind die konstanten Domänen
des nicht-zellbindenden Antikörpers
und des therapeutischen Antikörpers
identisch und daher allotypisch übereinstimmend.
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Die
Offenbarung nutzt ferner Fragmente eines hierin beschriebenen Antikörpers, wobei
die Fragmente Toleranz auslösen
können.
Solche Fragmente umfassen einwertige und zweiwertige Fragmente wie
Fab-, Fab'- und
F(ab')2-Fragmente.
Auch enthalten sind Einkettenantikörper. Die bevorzugten Merkmale
solcher Fragmente sind die hierin in bezug auf die nicht-zellbindenden Antikörper gemäß der Erfindung
beschriebenen. Die nicht-zellbindenden Fragmente können mit
den entsprechenden therapeutischen Antikörperfragmenten oder mit therapeutischen
Antikörpermolekülen verwendet
werden.
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Die
reduzierte Bindungsaffinität
der nicht-zellbindenden Antikörper
kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. In der hierin beschriebenen
bevorzugten Ausführungsform
reduziert eine Veränderung
der CDRs, die eine oder zwei oder mehr Aminosäuresubstitutionen umfassen,
die Bindungsaffinität.
Alternativ können
Aminosäuresubstitutionen
in anderen Teilen des Antikörpermoleküls zur Reduktion
der Bindungsaffinität
verwendet werden. Bekanntermaßen
beeinflussen Aminosäuresubstitutionen
in den Strukturregionen signifikant die Bindungsaffinität (Reichmann
et. al., 1988). Eine andere Alternative außerhalb des durch die anhängenden Ansprüche definierten
Umfangs der Erfindung ist eine einwertige Form des therapeutischen
Antikörpers.
Einwertige Antikörper
weisen im Vergleich zu ihren zweiwertigen Gegenstükken reduzierte
Bindungsaffinität
auf. Einwertige Formen können
zum Beispiel Fab-Fragmente oder einkettige Antikörper oder irgendwelche anderen
genetisch hergestellten Antikörperfragmente,
die eine einzelne Bindungsstelle behalten, sein. Einwertige Varianten
können
auch durch Mutation des Cysteinrestes, der an der Disulfidbrückenbildung
(H-H) beteiligt ist (z. B. cys→ser oder
cys→ala)
erzeugt werden. Die Reduktion der Bindungsaffinität eines
einwertigen Antikörpers
kann im Vergleich zu seinem zweiwertigen Gegenstück zum Auslösen von Toleranz ausreichen.
Bevorzugt kann der einwertige Antikörper Fc-Rezeptoren oder den
Bestandteil des Komplementsystems Clq oder beide nicht binden. Eine
oder beide dieser Eigenschaften kann/können durch geeignete Mutationen eingeführt werden
(siehe z. B. Morgan et. al.,
WO 94/29351 ,
veröffentlicht
am 22. Dezember 1994, und Winter et. al.,
EP 0 307 434 B1 ).
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Die
nicht-zellbindenden Antikörper
können daher
eine von mehreren Arten von Antikörpern sein, einschließlich genetisch
hergestellter Antikörper. Überdies
werden die Antikörper
im allgemeinen eine Abstammungsmischung bilden. Beispielsweise können sie
chimär,
z. B. humane konstante Regionen mit variablen Rattendomänen; oder
humanisiert oder CDR-gepfropft oder anderweitig umgeformt sein (siehe
z. B. Cabilly et. al.,
US-Patent
Nr. 4,816,567 ; Cabilly et. al.,
Europäisches Patent Nr. 0 125 023
B1 ; Boss et. al.,
US-Patent
Nr. 4,816,397 ; Boss et. al.,
Europäisches
Patent Nr. 0 120 694 B1 ; Neuberger, M. S. et. al.,
WO 86/01533 ; Neuberger,
M. S. et. al.,
Europäisches Patent
Nr. 0 194 276 B1 ; Winter,
US-Patent
Nr. 5 225 539 ; Winter,
Europäisches
Patent Nr. 0 239 400 B1 ; Queen et. al.,
US-Patent Nr. 5,585,089 ; Queen et.
al.,
Europäisches Patent
Nr. 0 451 216 B1 ; Adair et. al.,
WO 91/09967 , veröffentlicht am 11. Juli 1991;
Adair et. al.,
Europäisches Patent Nr.
0 460 167 B1 und Padlan, E. A. et. al.,
Europäisches Patent Nr. 0 519 596
A1 . Siehe auch Newman, R. et. al., Biotechnology, 10: 1455–1460 (1992),
das sich mit primatisierten Antikörpern befaßt, und Huston et. al.,
US-Patent Nr. 5,091,513 ;
Huston et. al,
US-Patent Nr.
5,132,405 ; Ladner et. al.,
US-Patent Nr.
4,946,778 und Bird, R. E. et. al., Science. 242: 423–426 (1988),
das sich mit einkettigen Antikörpern befaßt). Campath-1H
wird als humanisiert betrachtet, obgleich er zwei Aminosäuresubstitutionen
in den Strukturregionen enthält.
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Idealerweise
kommt der modifizierte Antikörper
dem therapeutischen Antikörper,
auf dem er basiert, so nahe wie möglich. Die Verabreichung einer solchen "Minimalmutante" vor der Injektion
des zellbindenden therapeutischen mAb kann zum Tolerantmachen gegen
alle T- und die
meisten B-Zellepitope in dem therapeutischen mAb verwendet werden. Klassische
Experimente zeigen, daß die
Toleranz effektiver durch T-Zellen als durch B-Zellen aufrechterhalten
wird. Da jedoch die meisten B-Zellantworten, einschließlich die
Anti-Id-Antwort, T-Zellhilfe
erfordern, auch wenn eine B-Zelle auf ein gegebenes Antigen anspricht,
wird die Antikörperproduktion
durch das Stadium der Responsivität der T-Zellen bestimmt (Chiller
et. al., 1971). Daher wird bevorzugt eine nicht-zellbindende Variante
mit minimalen Unterschieden, die zur ausreichenden Reduktion ihre
Affinität
für das
Zelloberflächenantigen
notwendig sind, damit sie als ein Tolerogen verwendet werden kann, verwendet.
Unter Verwendung von Techniken wie Röntgenstrahlenkristallographie,
Computermodellierung und ortsgerichtete Mutagenese, und ebenso genetischer
Verfahren wie Phagendisplay, ist es möglich, geeignete nicht-zellbindende
Varianten für
jeden zellbindenden therapeutischen Antikörper zu gestalten.
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Der
modifizierte Antikörper
liegt bevorzugt in biologisch reiner Form vor und ist wünschenswerterweise
zu mindestens 95% (bezogen auf das Gewicht) frei von anderen biologischen
Materialien.
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Wie
hierin verwendet, ist unter dem Ausdruck "Zelloberflächenantigen" ein Antigen zu verstehen, das auf Zelloberflächen, jedoch
nicht notwendigerweise ausschließlich auf Zelloberflächen zu
finden ist.
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Wie
hierin verwendet, bezieht sich der Ausdruck "therapeutischer Antikörper" auf einen Antikörper, der
Menschen oder Tieren für
die gewünschte Wirkung,
insbesondere bei der Be handlung einer Krankheit, verabreicht werden
kann. Solche therapeutischen Antikörper werden im allgemeinen
monoklonale Antikörper
und im allgemeinen genetisch hergestellt sein.
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In
den anhängenden
Figuren:
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Zeigt 1 die
Campath-1H-Schwerketten-Minimalmutantenkonstrukte, hergestellt wie
in den Beispielen beschrieben.
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Zeigt 2 die
PCR-Mutagenesestrategie zur Herstellung der Mutantenkonstrukte aus 1.
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Zeigt 3 pGEM9zf,
enthaltend die Wildtyp-Campath-1H-Schwerkette, und die Substitution von
Mutantenfragmenten in der schweren Kette.
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Zeigt 4 eine
schematische Darstellung einer Ausführungsform eines einwertigen
nicht-zellbindenden
therapeutischen Antikörpers.
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Verwendung rationalen Designs zur Erzeugung
einer "Minimalmutante"
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In
einer Ausführungsform
zur Herstellung einer nicht-zellbindenden Variante eines therapeutischen
mAb werden Aminosäurereste,
die in das Binden an das Targetantigen involviert sind, identifiziert. Bezogen
auf die Anzahl an Resten, die die VL- und VH-Domänen umfassen, sind die, die
direkt in Interaktionen mit dem Antigen involviert sind, eher wenige (Novotny
et. al., 1983). Und obgleich die Ab-Bindungsstelle aus bis zu 6
hypervariablen Schleifen besteht, können 1 oder 2 dieser Schleifen
in der Interaktion dominierend sein. Kann/können ein Schlüsselrest
oder -reste identifiziert werden, kann/können dieser/diese durch ortsgerichtete
Mutagenese in einen Rest, der die Antigenbindung reduzieren wird
(reduzieren oder aufheben), umgewandelt werden. Da diese Reste am
wahrscheinlichsten innerhalb der hypervariablen Schleifenstrukturen
und nicht in der Struktursequenz, die diese Schleifen stützt, zu
finden sein werden, werden kleine Veränderungen die Gesamtstruktur
des Ab nicht signifikant auseinander brechen.
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Modellaufbau von Ag-Bindungsstellen zur
Definition von Schlüsselresten
für die
Mutagenese:
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Da
die konstanten Regionen und variablen Regionen von Ab-Molekülen sehr ähnliche
Sequenzen und Strukturen aufweisen, sind unter Verwendung relativ
weniger gelöster
Kristallstrukturen allgemeine Prinzipien hinsichtlich der Ab-Struktur
definiert worden. Heute befinden sich ungefähr 50 Strukturen von Ab-Fragmenten
in der Brookhaven-Protein-Datenbank, und von diesen sind 20% auf
eine Auflösung
von 2,0 Angström
oder besser verfeinert worden. Da die Strukturwissensbasis steigt,
wird die vergleichende Ab-Modellierung (Modellierung durch Homologie)
zuverlässiger,
da die Auswahl an strukturellen Matrizes größer ist. Variable Regionen
(VL und VH) unterschiedlicher Ab-Strukturen können als eine strukturelle
Matrize kombiniert werden, nachdem ihre am stärksten konservierten Reste überlagert
wurden. Darm werden Seitenkettenkonformationen überdeckter Reste modelliert.
Die CDR-Schleifen
werden durch die Identifikation strukturell ähnlicher Schleifenmatrizes
(oftmals verfügen
Schleifen mit derselben Länge
und ähnlicher
Sequenz über ähnliche Hauptkettenkonformationen)
modelliert. Diese CDR-Sequenzen fallen oftmals in kanonische Schleifenmotive
(ausschließlich
H3 verfügen
zwischen 50 und 95% Maus-VL (kappa) und -VH über Schleifensequenzen, die
mit den klassischen kanonischen Motiven übereinstimmen). Die kanonischen
Schleifenhauptketten können
dann auf das Modell der Struktur gespleißt werden, und die CDR-Seitenkettenkonformationen
können
basierend auf den Konformationen der Reste, die an den entsprechenden Stellen
in anderen Schleifen derselben kanonischen Struktur zu finden sind,
modelliert werden. Schließlich
wird das Modell oftmals unter Verwendung von Computerprogrammen,
die störende
stereochemische Hindernisse minimieren, verfeinert.
-
Die
vergleichende Modellbildung wird mit steigender Größe der Strukturdatenbank
mehr und mehr verwendet, wodurch mehr strukturelle Matrizes zur
Verfügung
stehen. Auch die höhere
Anzahl verfügbarer
Computerprogramme stellt sicher, daß die Modelle immer genauer
werden. Beispielsweise kam die gelöste Kristallstruktur von Campath-1H
sehr nahe an die Struktur, die durch Molekülmodellierung vorhergesagt
wurde, heran. Aus den Modellierungsdaten konnten wir vorhersagen,
daß die
in den Beispielen beschriebenen Mutationen 1 und 2 wahrscheinlich
eine schädigende
Wirkung auf das Binden an CD52 haben werden. Die Kristallstruktur
bestätigte
diese Vorhersagen und sagte auch vorher, daß Mutation 3 die Bindung an
CD52 unterbrechen würde.
-
Es
ist klar, daß zur
Erzeugung einer nicht-zellbindenden Version eines therapeutischen Ab
wünschenswerterweise
mit einer gelösten
Kristallstruktur, bevorzugt co-kristallisiert mit Antigen, gestartet
wird, so daß der/die
Schlüsselkontaktrest(e) für einen
Rest(e), der/die die Antigenbindung zerstört/zerstören, identifiziert und substituiert
werden können.
In vielen Fällen
könnte
jedoch ein gutes Molekülmodell
die notwendigen Informationen liefern. Ist das Molekülmodell
von schlechter Qualität
(zum Beispiel, wenn in der Datenbank die geeigneten strukturellen
Matrizes nicht exisiteren), werden CDR-Austauschexperimente (wie
in den Beispielen beschrieben) Informationen darüber liefern, auf welche CDRs man
sich für
die Mutation konzentrieren muß.
Alanin-Scanning-Mutagenese (die jeden Rest sequentiell zu Ala mutiert)
durch diese Regionen kann den/die Schlüsselrest(e), involviert in
die Antigenbindung, identifizieren (Cunningham and Wells, 1989).
Wenn ein einzelner Rest an Ala geändert wird, was die Bindung
verringert aber nicht zerstört,
kann diese Position für
drastischere Mutationen targetiert werden (zum Beispiel eine Substitution,
die einen Ladungsunterschied erzeugt), um so nach Bedarf die Bindung weiter
zu reduzieren.
-
Alternative
Verfahren zum Erhalt nicht-zellbindender Versionen therapeutischer
Antikörper
umfassen Gentechniken wie Phagendisplay unter Verwendung fehlerauslösender PCR
(Gram et. al., 1992) und Cycling von V-Regiongenen (z. B. als sFv-Konstrukte)
durch einen bakteriellen Mutatorstamm (z. B. mutD5)(Low et. al.,
1996). Solche Genverfahren können
leistungsfähige
Screeningsystemen liefern.
-
Die
Erfindung wird nun in den folgenden Beispielen weiter beschrieben.
Obgleich das spezielle Beispiel für Campath-1H in diesem Dokument
gegeben ist, ist die Erfindung nicht auf Antikörper, die auf Campath-1H basieren,
beschränkt.
Es wird ersichtlich, daß andere
zellbindende therapeutische Antikörper, speziell die, die in
wiederholten Dosen gegeben werden, unter Verwendung dieser Strategie
verbreitet stärker
akzeptiert werden.
-
BEISPIELE
-
A. Erzeugung einer "Minimalmutante"
-
Wir
haben ein Verfahren erfunden, mit dem bestimmt werden kann, welche
der CDR-Schleifen des
humanisierten Campath-1-mAb die wichtigsten für das Binden an CD52 sind.
Es wurden genetisch die Mutanten VL oder VH konstruiert, in denen
jede der 6 hypervariablen Regionen (wie von Kabat et. al (1987)
unter Verwendung von Aminosäuresequenzanordnungen
der V-Regionen in den Proteindatenbanken definiert) individuell
für die
entsprechende CDR aus der V-Region, die während der Humanisierung die
humane VL- oder VH-Akzeptorsequenz
bereitstellte (REI bzw. NEW), ausgetauscht wurde. Die hergestellten
V- Regionen wurden
als Fab-Fragmente in E. coli unter Verwendung des pHEN-Vektors exprimiert
(Hoogenboom et. al., 1991). In diesem System wurde die peIB-Leader-Sequenz
zur direkten Proteinexpression an Periplasma verwendet, wo die Assoziation
der L-Kette und der abgestumpften H-Kette stattfindet (Hoogenboom
et. al., 1991). Bei der Untersuchung dieser Fab-Fragmente hinsichtlich
der Bindung an das immobilisierte CD52 wurde herausgefunden, daß der Austausch
von (VH) CDR2 von NEW durch das humanisierte Campath-1-Fab die Bindung an
CD52 vollständig
zerstörte.
Das Auswechseln von (VH) CDR3 reduzierte die Bindung an CD52 um
das 8-fache, während
das Auswechseln von (VH) CDR1 und (VL) CDR3 die Bindung um das 3-fache
reduzierte. Keine Veränderung
der Bindung wurde detektiert, wenn (VL) CDR1 oder (VL) CDR2 ausgewechselt wurden.
Aus diesen Ergebnissen wird ersichtlich, daß (VH) CDR2 einen oder mehrere
Schlüsselrest(e),
die für
die Antigenbindung notwendig sind, enthielt. DNA, die die "Wildtyp"-H-Kette von humanisiertem
Campath-1 kodiert (Reichmann et. al., 1988) wurde als PCR-Matrize
für die
ortsgerichtete Mutagenese verwendet. Diese Schwerkettensequenz kodiert
humanes Protein an allen Positionen, außer den drei VH-CDR-Regionen
und den Positionen 27 und 30 der ersten Strukturregion. Wir konzentrierten
uns auf die H2-Schleife in VH CDR2 zur Erzeugung von Mutationen,
die die Bindung des Ab an CD52 aufheben würden. H2 ist die tatsächliche
Schleifenstruktur (Chothia und Lesk, 1987), die in dem VH CDR2 aus 19
Aminosäuren,
das gemäß der Definition
von Kabat als "hypervariabel" bezeichnet wird
(Kabat et. al., 1987), zu finden ist (siehe 1). Bekannt
ist, daß wenige
Schlüsselreste
in den Schleifen- und/oder Strukturregionen relativ wenige CDR-Schleifenkonformationen
bestimmten und kanonische Schleifenmotive für einen Großteil der CDR, einschließlich VHCDR2
identifiziert worden sind (Chothia und Lesk, 1987). Da die Schleifenstrukturen
aus der β-Barrelstruktur
der V-Region zur Herstellung von Kontakt mit Antigen herausragen,
hätten
die Mutationen in der Schleife die größte Chance zur Zerstörung der
Antigenbindung, während
die Ab-Struktur konserviert wird. Im allgemeinen begrenzten wir
die Veränderung der
H2-Schleife außer
der H-Ketten-mut6, die eine zusätzliche
Mutation in dem Rest unmittelbar vor H2 enthielt, wie nachstehend
ausführlich
erörtert.
-
Zusammenfassung der Minimalmutantenkonstrukte der
Campath-1H-Schwerkette (1)
-
- Mutation 1 ist ein einzelner Ladungsunterschied an Rest
52b von Lys zu Asp. Aus der Molekülmodellierung des Campath-1H-Ab
wurde vorhergesagt und von der Kristallstruktur gestützt, daß die Seitenkette dieses
Restes aus der Ag-Bindungstasche in Richtung des Antigens herausragt.
Da davon ausgegangen wurde, daß die
positive Ladung von Lys mit den negativ geladenen Phosphatgruppen
des GPI-Ankers von CD52 interagiert, kann es sein, daß diese einzelne
Mutation die Antigenbindung zerstören wird.
- Mutation 2 ist ein einzelner Ladungsunterschied an Rest 52a
von Asp zu Lys. Aus der Molekülmodellierung
des Campath-1H-Ab wurde vorhergesagt, daß diese Veränderung die Antigenbindung
beeinträchtigen
könnte.
- Mutation 3 ist ein einzelner Ladungsunterschied an Rest 53 von
Lys zu Asp. Aus der Kristallstruktur des Campath-1H-Ab wird deutlich,
daß ein
Großteil
dieser Restseitenkette lösungsmittelzugänglich ist
und daher in die Interaktion mit den negativ geladenen Phosphatgruppen
des GPI-Ankers von CD52 involviert sein kann, wie bei Mutation 1.
- Mutation 4 ist eine Doppelmutation, die die jeweiligen Substitutionen
der Mutanten 1 und 3 (Lys52b und Lys53 zu Asp) umfaßt.
- Mutation 5 ist eine Dreifachmutation, die die jeweiligen Substitutionen
der Mutanten 1, 2 und 3 (drei Ladungsunterschiede: Asp52a zu Lys;
Lys52b und Lys53 zu Asp) umfaßt.
- Mutation 6 ist eine Dreifachmutation, die die jeweiligen Substitutionen
der Mutanten 1 und 2 (zwei Ladungsunterschiede Asp52a zu Lys; Lys52b
zu Asp) und eine weitere Mutation von Arg52 zu Ala umfaßt. Es ist
gezeigt worden, daß Rest
52 zwischen drei unterschiedlichen Campath-1-Abs mit hoher, geringer und
mittlerer Affinität
unterscheidet und daher direkt in die Affinitätsmaturierung involviert sein
kann. Dies wiederum läßt auf eine
Rolle bei der Antigenbindung schließen.
-
Für jede dieser
Schwerkettenmutationen wurde(n) die Veränderung(en) auf Oligonucleotidprimern
1B und 2A (2) kodiert. PCR wurde unter Verwendung
eines 5'-Primers,
der an die Leader-Sequenz bindet und eine Upstream-HindIII-Stelle
(Primer 1A) enthält,
und des Primers 1B zur Erzeugung eines 200-bp-Fragments an "Wildtyp"-Campath-1-Schwerketten-DNA durchgeführt. Dem ähnlich wurde
unter Verwendung von Primer 2B (der an CH1 bindet und eine BstXI-Stelle
enthält,
gefolgt von einer EcoRI-Stelle) und Primer 2A ein 440-bp-Fragment erzeugt.
Diese Fragmente wurden gelgereinigt und dann in einer einzelnen
PCR-Reaktion vereinigt. Primer
1A und Primer 2B wurden nach dem ersten Kreislauf zugegeben (wodurch
2 Stücke überlappender
DNA vor der Amplifikation binden konnten). Nach der PCR wurden die
Fragmente gelgereingit und mit HindIII und EcoRI aufgeschlossen
und zur Verifizierung von Sequenz in Zwischensequenzierungsvektoren
(PUCK 9 oder pGEM3zf) transferiert. Durch eine einmal vorhandene
PstI-Stelle in der Campath-1H-VH und eine einmal vorhandene BstXI-Stelle
in der CH1-Region konnten die Mutanten-V-Regionen (und ein Teil
der CH1-Sequenz) als PstI-BstXI-Fragmente isoliert werden, so daß die Mutation(en)
in sechs verschiedenen DNA-Kassetten, flankiert von PstI- und BstXI-Stellen,
kodiert werden konnte(n). Zur Erzeugung der Mutanten-Campath-1H-Schwerketten
wurde das ursprüngliche Schwerkettenkonstrukt
(in dem Zwischenvektor pGEM9zf) mit PstI und BstXI geschnitten und
das Fragment wurde entfernt. Die verbleibende DNA (die die Campath-1H-Schwerketten-Leader-Sequenz
und die V-Region stromaufwärts
der PstI-Stelle plus die CH1-Region
stromabwärts
der BstXI-Stelle, gefolgt vom Gelenk (hinge), CH2, CH3 in pGEM9zf
kodiert) wurde gelgereinigt (3). Dann
wurden Ligierungen eingestellt, in denen jede der DNA-Kassetten, die
die oben beschriebenen Mutation(en) enthielt, mit der gelgereinigten
pGEM9zf/PstI-BstXI geschnittenen Campath-1H-Schwerketten-DNA verbunden war.
Diese sechs mutagenisiert Campath-1H-Schwerketten wurden dann durch
Digerieren mit HindIII und Gelreinigung isoliert, gefolgt von der
Ligierung in den HindIII geschnittenen Säugerexpressionsvektor pBAN-2.
Dieser Vektor wird aus dem pNH316-Vektor, der einen Neomycinselektierbaren Marker
enthält,
unter der Kontrolle des Maus-Metallothionein-Promotors und der starken
Human-β-Actin-Promotor/Polyadenylierungssignale
zur Expression des gewünschten
Genproduktes abgeleitet (Page and Sydenham, 1991). Als diese Fragmente
in eine einzelne HindIII-Restriktionsstelle eingeführt worden waren,
wurde die Ausrichtung jedes Fragments durch DNA-Sequenzierung überprüft.
-
Campath-1H-Leichtkettenkonstrukt zur Co-Transfektion:
-
DNA,
die die humanisierte "Wildtqyp"-Campath-1H-Leichtkette
kodiert (humane Sequenz an allen Resten, außer den drei CDRs in der V-Region) wurde
aus einem Zwischenvektor als ein HindIII-bis-EcoRI-Fragment isoliert.
Dieses Fragment wurde gelgereinigt und dann in den HindIII-EcoRI
geschnittenen. Säugerexpressionsvektor
pRDN-1 ligiert. Dieser Vektor wurde aus dem pLD9-Vektor abgeleitet,
der einen "außer Funktion
gesetzten" Dihydrofolatreduktase-(dhfr-)-selektierbaren
Marker (das Enhancer-Element des SV40-Promotors ist entfernt worden,
damit sich die Genexpressionsstärken
in Gegenwart von Methotrexat erhöhen
konn ten) und die starken Human-β-Actin-Promotor/Polyadenylierungssignale
zur Expression des gewünschten
Genproduktes (Page und Sydenham, 1991) enthält.
-
Co-Transfektion von Campath-1H-Leichtketten-DNA und
Mutanten-Schwerketten-DNA:
-
Das
Expressionssystem, das zur Erzeugung hoher Konzentrationen an humanisiertem
Campath-1H-Ab in der Vergangenheit verwendet wurde, ist das verbreitet
verwendete Säugerexpressionssystem
mit Genamplifikation unter Verwendung von Ovarialzellen des chinesischen
Hamsters (CHO-Zellen), denen es an Dihydrofolatreduktase (dhfr)
mangelt, und die Verwendung starker β-Actin-Promotoren zur Selektion
und Amplifikation der gewünschten Genprodukte
(Page und Sydenham, 1991).
-
Die
folgenden Transfektionen (TF) wurden durchgeführt:
- TF1: Pseudo ("leer” pRDN-1
plus "leer" pBAN-2)
- TF2: nur Leichtkette (Leichtkette/pRDN-1 plus "leer" pBAN-2)
- TF3: Leichtkette/pRDN-1 plus H-Kettenmutante 1/pBAN-2
- TF4: Leichtkette/pRDN-1 plus H-Kettenmutante 2/pBAN-2
- TF5: Leichtkette/pRDN-1 plus H-Kettenmutante 3/pBAN-2
- TF6: LeichtkettelpRDN-1 plus H-Kettenmutante 4/pBAN-2
- TF7: Leichtkette/pRDN-1 plus H H-Kettenmutante 5/pBAN-2
- TF8: Leichtkette/pRDN-1 plus H-Kettenmutante 6/pBAN-2
- TF9: Leichtkette/pRDN-1 plus H-Ketten-"Wildtyp"/pBAN-2
-
DNA
(20 μg Leichtkette/pRDN-1
plus 20 μg Schwerkette/pBAN-2)
wurde in einer sterilen Eppendorf-Pipette gemischt, ethanolgefällt und
es wurde zweimal mit 70%igem Ethanol gespült. Die DNA-Pellets wurden
in steriler Tris-EDTA resuspendiert.
-
Für jede Transfektion
wurde die DNA mit 60 μl
20 mM HEPES (pH 7,4) in einem 5-ml-Polystyrolröhrchen verdünnt. In einem anderen Röhrchen wurden
120 μl DOTAP
liposomales Transfektionsreagens (Boehringer Mannheim) mit 80 μl 20 mM HEPES
(pH 7,4) verdünnt.
Dann wurde das DNA/HEPES dem verdünnten DOTAP zugegeben, vorsichtig gemischt
und bei Raumtemperatur 15 min stehengelassen. Das Kulturmedium (IMDM
+ 5% FKS + HT) wurde aus einem T75-Kolben angesaugt, der dhfr-defiziente
CHO-Zellen enthielt, die bei ungefähr 50%iger Konfluenz wuchsen.
Das DNA/DOTAP wurde dann zusam men mit 10 ml frischem Kulturmedium in
den Kolben gegeben. Der Kolben wurde 24 h bei 37°C in 5% CO2 kultiviert.
Das DNA/DOTAP wurde dann aus dem Kolben angesaugt und den Zellen
15 ml frisches Kulturmedium zugegeben. Nach weiteren 24 h wurde
die Selektion durch die Entfernung des Kulturmediums und Zugabe
des Selektionsmediums (IMDM + 5% dialysiertes FKS + 1 mg/ml G418)
initiiert. Die Zellen wurden bei 37°C in 5% CO2 kultiviert, und
wenn notwendig wurde frisches Selektionsmedium zugegeben. Die Kulturüberstände wurden
dann durch ELISA auf die Gegenwart von Antikörper wie nachstehend beschrieben,
getestet.
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Detektion von sekretiertem Ab in Transfektionsüberständen durch
ELISA:
-
Mikrotiterplatten
wurden mit 50 μl/Loch
Antihuman-Ig-Fc (Sigma, Katalognummer 1-2136) in PBS mit 2,5 μg/ml über Nacht
bei 4°C
beschichtet. Der Beschichtungs-Ab wurde entfernt und die Platten durch
die Zugabe von 100 μl/Loch
Blockierungspuffer (PBS + 1% BSA + 5% FKS + 1% wärme-inaktiviertem, normalem
Kaninchenserum (NRS)) über
Nacht bei 4°C
blockiert. Die Transfektionsüberstände wurden
für mindestens
1 h bei Raumtemperatur zugegeben (50 μl/Loch). Die Löcher wurden
mit PBS/0,5% Tween-20 (PBS/Tween) gewaschen. Biotinyliertes Schaf-Antihuman-Ig
(Amersham, Katalognummer RPN 1003), verdünnt 1/5000 in Blockierungspuffer, oder
biotinylierte Ziegen-Antihuman-kappa-Leichtkette (Sigma, Katalognummer
B-1393), verdünnt 1/1000
in Blockierungspuffer, wurden für
1 h bei Raumtemperatur zugegeben (50 μl/Loch). Die Löcher wurden
mit PBS/Tween gewaschen und 50 μl/Loch
ExtrAvidin-Peroxidase (Sigma, Katalognummer E-2886) wurden für 30 min
bei Raumtemperatur zugegeben. Die Löcher wurden noch einmal gewaschen
und 100 μl/Loch
des Substrats o-Phenylendiamindihydrochlorid (Sigma, Katalognummer
P-7288) wurden zugegeben. Eine Farbveränderung wurde bei 492 nm unter
Verwendung eines Multiskan Plus-Mikrotiterplatten-Lesegerätes gemessen.
-
Detektion der Bindung an Campath-1-Antigen
durch ELISA:
-
Mikrotiterplatten
wurden mit 50 μl/Loch
Anti-Maus-Ig-Fc (Sigma, Katalognummer M-4280) in PBS mit 2,5 μg/ml über Nacht
bei 4°C
beschichtet. Der Beschichtungs-Ab wurde entfernt und die Platten durch
die Zugabe von 100 μl/Loch
Blockierungspuffer (PBS + 1% BSA + 5% FKS + 1% wärme-inaktiviertem NRS) über Nacht
bei 4°C
blockiert. Das gereinigte rekombinante Campath-1-Ag-Fusionsprotein
(eine Sequenz, die die CD52-Peptidhauptkette kodiert, fusioniert
an eine Sequenz, die Maus-CH2- und -CH3-Domänen kodiert, und gerei nigt
auf einer Protein-A-Säule)
wurden dann mit 4 μg/ml
in jedes Loch (50 μl/Loch)
in PBS über
Nacht bei 4°C
gegeben. Die Löcher
wurden dann mit PBS/Tween gewaschen, und die Transfektionsüberstände wurden
für mindestens
1 h bei Raumtemperatur zugegeben (50 μl/Loch). Die Löcher wurden
mit PBS/Tween gewaschen und biotinyliertes Schaf-Antihuman-Ig (Amersham, Katalognummer
RPN 1003), verdünnt 1/5000
in Blockierungspuffer, wurde für
1 h bei Raumtemperatur zugegeben (50 μl/Loch). Die Löcher wurden
mit PBS/Tween gewaschen und 50 μl/Loch
ExtrAvidin-Peroxidase (Sigma, Katalognummer E-2886) wurden für 30 min bei Raumtemperatur zugegeben.
Die Löcher
wurden noch einmal gewaschen und 100 μl/Loch des Substrats o-Phenylendiamindihydrochlorid
(Sigma, Katalognummer P-7288) wurden zugegeben. Eine Farbveränderung
wurde bei 492 nm gemessen.
-
Bewertung nicht-bindender Mutanten durch
ELISA:
-
In
ELISA-Assays bindet gereinigter "Wildtyp"-Campath-1H-Ab stark
ein rekombinantes Campath-1-Ag-Fusionsprotein. Für einen Vergleich zur Bewertung
nicht-zellbindender Antikörper
kann die Konzentration des Wildtyp-Ab heruntertitriert werden, bis
die Bindung genau detektierbar ist. Dies kann als "1-Ab-Bindungseinheit" bezeichnet werden.
Eine geeignete nicht-bindende Mutante des Wildtyps wird bei einem
Vielfachen dieser Konzentration, z. B. dem 100-fachen oder 1.000-fachen
oder bevorzugt dem 10.000-fachen dieser Konzentration an Wildtyp-Campath-1H-Ab
keine detektierbare Bindung zeigen.
-
Bewertung nicht-bindender Mutanten in
vivo:
-
Es
wird ein alternatives Verfahren, daß zur Bewertung des Nichtbindungspotentials
angewendet werden kann, beschrieben. Da wir wissen, daß der Wildtyp-Campath-1H-Ab
eine starke Antiimmunoglobulinantwort in transgenen Mäusen, die
humanes CD52 exprimieren, auslöst
(siehe nächster
Abschnitt für
Details über
diese Mäuse),
können
gereinigte, deaggregierte Präparate
der Mutanten in vivo zur Bewertung, ob sie immunogen sind, verwendet
werden. Kann eine Antiglobulinantwort bei Dosen zwischen 1 μm und 1 mg
deaggregierter Mutante pro Maus nicht detektiert werden, ist dies
ein gutes Anzeichen dafür, daß die Mutante
CD52 nicht binden kann.
-
B. In-vivo-Modelle für Toleranzinduktion:
-
Zum
Testen der Fähigkeit
der Minimalmutanten von Campath-1H gegen den Wildtyp-Campath-1H-Ab in
vivo zu tolerisieren werden transgene Mäuse verwendet. Beispielsweise können transgene Mäuse, die
humanes CD52 hinter einem Maus-CD2-Promotor zur Simulation der Expression von
CD52 auf T-Zellen exprimieren, verwendet werden.
-
Zur
Erzeugung solcher Mäuse
kann ein genomisches 2,8-kb-Fragment, enthaltend die 2 Exons des
humanen CD52-Gens, sowie eine 4,5-kb-Upstream- und 3'-flankierende Sequenz
des humanen CD2-Gens in das Genom transgener Mäuse eingeführt werden. Es wird angenommen,
daß 3' an dem humanen CD2-Gen
starke Kontrollregionen vorliegen, die die hohen Konzentrationen
und eine gewebespezifische Expression des Gens bestimmen (Greaves
et. al., 1989). Durch dieses Verfahren wurden vier CD52/CBA-Stämme etabliert,
die das Transgen übertrugen.
Tatsächlich
wurde durch die Analyse der Färbung
des peripheren Blutes ihrer Nachkommen durch Fluoreszenz-aktivierte
Zellsortierung und 2-Farb-Färbung
gezeigt, daß die
Zellen, die Maus-CD3 exprimieren (T-Zellen) auch humanes CD52 exprimierten.
Diese Mäuse
wurden zur Homozygotie gezüchtet,
und mehr als 95% ihrer T-Zellen exprimieren hohe Konzentrationen
an humanem CD52 auf der Zelloberfläche.
-
Die
Mäuse produzieren
eine ausgeprägte Antiglobulinantwort
(Titer von 1/1000 oder größer) gegen
Wildtyp-Campath-1H bei Dosen von 1 bis 10 mg/Maus. Diese Antiglobulinantwort
umfaßt
eine Anti-Id-Komponente, wenn die CDR-Schleifen eine Rattensequenz
sind. Die Wirksamkeit der Minimalmutanten gegen die folgende Provokation
des Wildtyp-Campath-1H-Ab
zu tolerisieren, kann folgendermaßen bewertet werden:
- 1. Intravenöse
Verabreichung einer Einzeldosis (0,5 bis 1 mg/Maus, Tag 0) von jeder
nicht-zellbindenden
Mutante oder des irrelevanten Kontroll-Ab (deaggregiert durch Ultrazentrifugation),
gefolgt von der Provokation mit 1 bis 10 mg Wildtyp-Campath-1H-Ab
bei 4 bis 6 Wochen. Schwanzblutungen 10 Tage nach der Provokation
wurden durch ELISA auf Campath-1H-Anti-Id-Spezifität getestet.
- 2. Intravenöse
Verabreichung mehrer Dosen (0,5 bis 1 mg/Maus) der deaggregierten
nicht-zellbindenden
Mutante oder des Kontroll-Ab über
2 Monate vor der Provokation mit 1 bis 10 mg Wildtyp-Campath-1H-Ab.
Schwanzblutungen 10 Tage nach der Provokation wurden durch ELISA
auf Campath-1H-Anti-Id-Spezifität
getestet. In beiden Fällen
ist der irrelevante Kontroll-Ab ein Isotyp-angepaßter, nicht-zellbindender
Ab in Mäusen
wie Campath-9, der ein humanisierter Anti-CD4-Ab ist (Gorman et.
al., 1991).
-
C. Wie die Strategie an die Humantherapie
angepaßt werden
kann:
-
Eine
gewisse Menge (z. B. 500 mg) der nicht-zellbindenden Form des therapeutischen
Antikörpers
würde einem
Patienten, der die Behandlung mit dem therapeutischen Antikörper erwartet,
verabreicht. Bevorzugt ist der verabreichte nicht-zellbindende Antikörper frisch
deaggregiert (zum Beispiel mittels Passage durch einen feinen Filter).
Später (zum
Beispiel 7 Tage) würde
die Wildtypform des therapeutischen Antikörpers verabreicht, wobei während dieser
Zeit die T-Zellen und B-Zellen tolerisiert werden würden.
-
1:). Weitere Betrachtungen:
-
- 1. Es sollte leichter sein, gegen eine Minimalmutante
als gegen HGG oder Mischketten-Ab-Moleküle zu tolerisieren.
-
In
den Toleranzmodellen von Benjamin et. al. (1986) wurde die Toleranz
gegen polyklonales HGG in Mäusen
nach der Depletion von CD4+T-Zellen, aber auch unter Verwendung
von deaggregiertem Material induziert. Es wurde herausgefunden,
daß Toleranz
gegen diese löslichen
Proteine relativ leicht erreicht werden kann. Auch in der Arbeit
von Isaacs und Waldmann (1994) wurde den nicht-zellbindenden Mischketten-Ab-Molekülen (irrelevante
und antigenspezifische H- und L-Ketten) während der Toleranzinduktion
CD4-Ab gegeben, oder nicht-zellbindende Formen als Tolerogene selbst
nach ihrer Deaggregation verwendet.
-
In
unserem modifizierten Ansatz zum Auslösen von Toleranz unter Verwendung
einer Minimalmutante wird die Fremdheit des Proteins geringer als die
von polyklonalem HGG oder der Mischketten-Ab-Moleküle in Mäusen sein.
In Fällen,
wo der therapeutische mAb humanisiert ist, bestehen nur die CDR-Schleifen
(und in einigen Fällen
einige Strukturpositionen) aus Nagersequenz. Daher ist es möglich mit
einer deaggregierten Minimalmutante in Abwesenheit eines CD4-mAb
zu tolerisieren. Aber auch wenn die CD4-Verabreichung erforderlich
war, war ein humanisierter, therapeutischer CD4 verfügbar (CAMPATH-9;
Gorman et. al., 1991). Die Studien an transgenen Tieren sollten
auf diese Details gerichtet sein.
- 2. Erzeugung
einer einwertigen Form der Minimalmutante (4). Diese
Option liegt außerhalb des
Umfangs der vorliegenden Erfindung und ist nur zur Veranschaulichung
enthalten.
-
Bisher
betrachteten wir die Toleranzinduktion unter Verwendung einer Minimalmutante,
die im wesentlichen dem therapeutischen Wildtyp ähnelt, außer minimale Restveränderungen,
die die Antigenbindung unterbrechen werden. Zudem schlagen wir eine
einwertige Form vor, die auch signifikant kleiner ist als die Minimalmutante.
-
In
einer Ausführungsform
ist die einwertige Form ein Einketten-Fv [gebildet durch VL, einen
kurzen Peptidlinker (wie denen in Huston et. al., 1991) und der
mutierten VH], das genetisch mit der Sequenz fusioniert ist, die
das Gelenk-CH2-CH3 von Human-IgG1 kodiert. Dieses Konstrukt wird
in Verbindung mit einer abgestumpften schweren Kette (nur Gelenk-CH2-CH3; Routledge et.
al., 1991) exprimiert, so daß ein
Protein exprimiert wird, das im wesentlichen aus einer einzelnen
Ab-Bindungsstelle und einer funktionalen IgFc-Domäne besteht.
Es wird davon ausgegangen, daß die
Immunogenität
der verschiedenen Peptidlinker in Anbetracht ihrer kleinen Größe (im allgemeinen
14 bis 18 Reste lang) und Abundanz kleiner Reste (z. B. Gly und
Ser), die die Linker bilden, vernachlässigbar ist. Eine beliebte
Wahl ist der 15-Reste-Linker
(Gly4Ser)3, in dem die Serinreste der Peptidhauptkette
extra Hydrophilie verleihen (um so deren Einschiebung zwischen die
variablen Domänen
während
des Faltens zu inhibieren) und der andererseits frei von Seitenketten
ist, die das Domänenfalten
verkomplizieren könnten
(Huston et. al., 1988).
-
SFv
sind in Sängerzellen
aus einer Vielzahl unterschiedlicher Antikörper exprimiert worden und es
ist gezeigt worden, daß sie
sich durch funktionale Aktivität
in die korrekte Konformation für
die Antigenbindung falten (Gilliland et. al., 1996). Der Fc-Teil
ist eine bevorzugte Besonderheit, der eine Serumhalbwertszeit sicherstellen
soll, die mit der der Minimalmutante und des therapeutischen Wildtyp-Ab
vergleichbar ist, während
Einwertigkeit sicherstellt, daß die
Bindung an CD52 aufgrund der sinkenden Avidität stark reduziert wird. Wir
haben bereits in den CDR-Austauschexperimenten (Abschnitt A1) gezeigt,
daß der
Campath-1-Ab in einwertiger Form schlecht an CD52 bindet. Neben
der Verringerung der Avidität
des Moleküls
kann die kleinere Größe ein Vorteil
sein: in klassischen Toleranzexperimenten wurde herausgefunden,
daß, je
kleiner das Molekül, um
so besser löste
es Toleranz aus (Parish und Ada, 1969; Anderson, 1969; Miranda et.
al., 1973). Durch die Kombination von Einwertigkeit mit einer nicht-zellbindenden
Mutante kann ein überaus
wirksames Tolerogen erhalten werden.
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