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Verfahren zur Herstellung von Kautschukwaren mit angelagerten oder
eingebetteten Textileinlagen Zur Herstellung ein- oder beiderseitig mit einem Kautschuküberzug
versehener Textilwaren war es üblich, die Textilunterlage ein-oder beiderseitig
mit einer Kautschuk-Benzin-Quellung zu bestreichen und sodann zu trocknen und zu
vulkanisieren. In letzter Zeit wurde auch vorgeschlagen, solche überzüge unmittelbar
aus einer wässerigen Dispersion des Kautschuks o. dgl. mittels Elektrophorese dadurch
herzustellen, daß man die Ware um eine in die Dispersion tauchende, als Elektrode
dienende leitende Trommel führte, wobei die Stromstärke, die Zusammensetzung der
Dispersion und die Drehgeschwindigkeit der Trommel bzw. die Tauchdauer der Ware
der gewünschten Stärke und Qualität des Überzuges entsprechend gewählt wurden. Es
ist möglich, die Bekleidung auch derart vorzunehmen, daß man aus der flüssigkeitsdurchlässigen
Niederschlagungsunterlage koagulierende Ionen in die Kautschukdispersion treten
läßt, indem man z. B. die Niederschlagungsunterlage mit koagulierenden Lösungen
tränkt. Andererseits ist auch bekannt, die Ware vor der Imprägnierung oder vor dem
Überziehen mit verschiedenen für sich bekannten Appreturmassen zu appretieren, um
hierdurch den Grad des Eindringens'des durch die Elektrophorese erzeugten Niederschlages
in die Ware regeln zu können.
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Bei den meisten dieser Verfahren war entweder die Haftfestigkeit oder
die Beschaffenheit des Überzuges oder aber die Stärke desselben nicht zufriedenstellend.
In den meisten Fällen waren die Verfahren nur zum überziehen endloser bzw. bandförmiger
Ware geeignet. Aus mehreren Kautschukschichten und mehreren Textileinlagen bestehende
Verbundwaren konnten überhaupt nicht oder nur in unvollkommener Güte erzeugt werden.
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Die Erfindung ermöglicht die Herstellung solcher Waren in tadelloser
Güte und besteht dem Wesen nach darin, daß man die zu imprägnierenden oder überziehenden
Faserstoffe, Gewebe u. dgl. durch Agglomerieren des Kautschuks aus seiner wässerigen
Dispersion mittels durch die Unterlage hindurch stattfindender Ionenwanderung, hauptsächlich
aus einer reinen oder mit Zusatzstoffen (wie Vulkanisationsmittel, Beschleuniger,
Farbstoffe, Füllstoffe usw.) versetzten, vulkanisierten oder unvulkanisierten natürlichen
Kautschukmilch oder irgendeiner wässerigen Dispersion von Kautschuk, Guttapercha,
Balata oder Kautschukregenerat, vor der Bildung des Niederschlages mit einer den
Ionendurchtritt gestattenden gleichen oder verschiedenen Dispersion des zu agglomerierenden
Stoffes vollkommen durchtränkt.
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In den meisten Fällen wird man zur Durchtränkung die gleiche Dispersion
benutzen können, welche auch nachträglich zur Imprägnierung durch Agglomeration
verwendet werden soll.
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Durch das erfindungsgemäße Durchtränken der zu bekleidenden Ware wird
die
Haftfestigkeit des erzeugten Agglomerats in außerordentlich
hohem Grade erhöht.
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Es ist zwar bereits vorgeschlagen worden, bei der elektrophoretischen
Niederschlagung von Kautschuk die metallische Elektrode, bevor man sie zur Niederschlagung
verwendet, mit einem überzug zu versehen, der zum Teil aus Kautschukmilch besteht;
doch ist dabei keine Gewebeeinlage in den Niederschlag eingefügt worden. Auch hat
man vorgeschlagen, die zur Niederschlagung verwendeten Tonformen mit der Serumflüssigkeit
der Kautschukmilch zu tränken; aber auch hier handelte es sich nicht um die Erhöhung
der Haftfähigkeit des Kautschukniederschlages auf der Unterlage. Auch für Gewebe
wurde bereits ein Tränken mit kolloidalen Stoffen vorgeschlagen, bevor der Kautschuk
auf das Gewebe elektrophoretisch niedergeschlagen wurde. Damit sollte aber im Gegensatz
zum vorliegenden Verfahren das Eindringen der Kautschukteilchen in das Gewebe verhindert
werden.
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Die erfndurgsgemäße Vorbehandlung der Textilwaren ermöglicht ferner
das vollkomin.en verläßliche Anhaften von aus wässerigen Dispersionen auf beliebige
Weise erzeugten frischen Agglomerathäutchen an der Textilware. So kann man z. B.
auf einer beliebigen Unterlage in beliebig an und für sich bekannter Art (z. B.
elektr ophor etisch oder durch Benutzung koagulierend wirkender Tauchformen u. dgl.)
einen mehr oder minder starken Kautschukniederschlag aus einer wässerigen Dispersion
des Kautschuks erzeugen, sodann die erfindungsgemäß mit einer geeigneten Dispersion,
z. B. Kautschukmilch, durchtränkte Textilware an die frische Niederschlagsschicht
anschmiegen und nunmehr das Agglomerieren weiteren Dispergats in der bzw. auf der
Textilware fortsetzen, wobei zur Agglomerierung entweder dieselben oder andere Dispersionen
oder Mittel benutzt werden können wie zur Erzeugung der ersten Schicht.
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Man kann z. B. in einem elektrophoretischen Apparat die (z. B. metallische)
Niederschlagungsunterlage zuerst auf bekannte Art mit einer agglomerierten Kautschukschicht
bedekken, an diese die mit Kautschukmilch durchtränkte Textilware anschmiegen und
in derselben Vorrichtung die elektrophoretische Niederschlagung fortsetzen, so daß
nunmehr das Agglomerat sich im Innern und bei -längerer Dauer des Prozesses auch
auf der Außenseite der Textilware ablagern wird.
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Man kann aber auch derart verfahren. daß z. B. eine mit koagulierend
wirkenden Stoffen getränkte Tauchform in eine wässerige Regeneratdispersion getaucht
und hierdurch mit einem Regenerathäutchen bedeckt wird. Es wird nun ein z. B. mit
einer wässerigen Dispersion von halbvulkanisiertem Kautschuk getränktes Textilerzeugnis
an die Form angeschmiegt und sodann die Form z. B. in gewöhnliche Kautschukmilch
getaucht. Da sowohl die zuerst auf der Form erzeugte frische Regeneratschicht -als
auch die die Hohlräume des Artikels ausfüllende Kautschukmilch für die aus der Form
stammenden agglomerierenden Ionen durchlässig sind, wird die Außenseite der Ware
bald mit einer Kautschukschicht überzogen sein, deren Stärke von der Konzentration
der Dispersion, von dem Wirkungsgrade des aus der Form stammenden Agglomerierungsmittels
und von der Zeitdauer abhängig sein wird.
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Eine weitere Ausführungsart könnte darin bestehen, daß gemäß dem ersten
Beispiele in einer elektrophoretischen Vorrichtung eine Niederschlagsschicht z.
B. mit einem erfindungsgemäß getränkten Textilbande vereinigt und sodann das Band
mit dem anhaftenden elektr ophoretischen Niederschlag in eine zweite elektrophoretische
Vorrichtung geführt wird. In dieser wird entweder die früher nach außen gekehrte
Seite des Bandes mit einem gleichartigen oder anders gearteten Niederschlag bedeckt
oder aber die in der ersten Vorrichtung nach innen gekehrte, mit der zuerst erzeugten
Niederschlagsschicht bedeckte Seite nach außen gekehrt und mit einer neuen Schicht
derselben oder abweichender Zusammensetzung überzogen. Schon dieses Beispiel zeigt
zur Genüge die vielseitige Ausführungsmöglichkeit des Verfahrens.
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Selbstverständlich können die einzelnen Schichten vor oder auch während
ihrer Vereinigung mit weiteren Schichten in an und für sich bekannter Weise teilweise
entwässert bzw. getrocknet werden, wobei man jedoch darauf zu achten hat, daß vor
der Fertigstellung des Erzeugnisses die Trocknung nicht so weit gehen darf, daß
der Durchtritt der die Niederschlagung bewirkenden Ionen durch die bereits gebildeten
Schichten behindert wird.
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Die Erfindung ermöglicht auch die Herstellung von mehrere Textileinlagen
enthaltenden Kautschukwaren, die bisher bekanntlich nur durch Zusammenbau der einzelnen
unv ulkanisierten Bestandteile und Fertigstellung in der Vulkanisierpresse in genügend
verläßlicher Güte erzeugt werden konnten. Gemäß der Erfindung kann an eine frische
bzw. nicht ganz ausgetrocknete Niederschlagsschicht die durchtränkte Einlage stets
verläßlich angeheftet werden, so daß es ein leichtes ist, z. B. an die eine oder
an beide Seiten eines mit frischem Kautschukniederschlage überzogenen Textilerzeugnisses
weitere Textilflächen
anzuheften und diese weiter mit Niederschlagsschichten
zu sättigen oder zu überziehen, worauf wieder weitere Textilschichten in gleicher
Weise angeheftet werden können.
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Selbstverständlich kann das Verfahren sowohl fortlaufend (z. B. bei
Erzeugung endloser Waren) als auch absatzweise erfolgen.
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Als Beispiel der absatzweisen Arbeit sei die Anbringung von Ventilflecken
für Schläuche von Luftreifen erläutert.
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Eine dem Ventilfleck entsprechend geformte Niederschlagungsunterlage
(z. B. aus Zink) wird in an und für sich bekannter Weise mit einer dünnen elektrophoretisch
agglomerierten Kautschukschicht bedeckt, sodann aus der Dispersion gehoben und gegebenenfalls
teilweise getrocknet. Nun schmiegt man einen mit Kautschukmilch durchtränkten Gewebering
an den noch feuchten Niederschlag und taucht die Form wieder in die Dispersion,
in der das Niederschlagen fortgesetzt wird. Wenn die nunmehr niedergeschlagene zweite
Kautschukschicht die entsprechende Stärke erreicht hat. liebt man die Form wieder
aus dem Bade und schmiegt an die neue Schicht - gegebenenfalls nach teilweiser Trocknung
derselben - ein elliptisch zugeschnittenes Gewebestück an, worauf die Form wieder
in die Dispersion zurückgebracht und die zweite Textillage mit einer dritten Niederschlagsschicht
bedeckt wird. Da die Ränder des fertigen Stückes eine abnehmende Stärke aufweisen
müssen, ist es zweckmäßig, durch Anordnen entsprechender Schirme die Schichtstärken
an diesen Stellen zu regeln.
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Auf diese Weise können nicht nur ausgesprochene Faserstoffe, wie Papier,
Textilien usw., sondern auch beliebige andere durchlässige, poröse u. dgl. Stoffe
überzogen bzw. imprägniert werden.