Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft eine als Einwellenanlage ausgeführte
Kombianlage, im wesentlichen bestehend aus einer Gasturbine,
einer Dampfturbine und einem dazwischengeschalteten Generator,
wobei zwischen Generator und Dampfturbine eine synchronisie
rende, selbstschaltende Kupplung so angeordnet ist, dass die
Gasturbine allein betreibbar ist.
Stand der Technik
Als Einwellenanlage ausgeführte Kombianlagen sind bekannt
(D. L. Chase and L. O. Tomlinson "Single Shaft Combined Cycle Power
Generation System", 9th Conference on Electric Power Supply
Industry, Hongkong 1992). Die Gasturbine und die Dampfturbine
treiben dabei den gemeinsamen Generator an. Das Konzept mit der
synchronisierenden, selbstschaltenden Kupplung weist den Vorteil
auf, dass die Gasturbine allein betrieben werden kann. Um nach
dem Abstellen der Anlage mit Revisionsarbeiten beginnen zu kön
nen, müssen die Abkühlzeiten der rotierenden Hauptkomponenten
abgewartet werden. Während dieser Abkühlzeit müssen der Gas
turbinenrotor und der Dampfturbinenrotor mittels einer Wellen
drehvorrichtung gedreht werden, um Verformungen infolge Wärme
spannungen zu vermeiden. Hierbei zeigt sich das bisherige Kon
zept mit einer Wellendrehvorrichtung als nachteilig, da die Gas
turbine in der Regel bereits nach einem Tag auf eine revisions
fähige Temperatur abgkühlt ist, die Dampfturbine hingegen bis zu
einer Woche Abkühlzeit bedarf.
Darstellung der Erfindung
Die Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer Kombi
anlage der eingangs genannten Art ein Revisionskonzept zu
schaffen, mit welchem nach dem Abstellen der Anlage der
Zugang zur Gasturbine beträchtlich früher erfolgen kann.
Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass sowohl die
Gasturbine als auch die Dampfturbine mit je einer eigenen
Wellendrehvorrichtung ausgerüstet sind, und dass während des
Betriebes der Dampfturbinen-Wellendrehvorrichtung die Kupp
lung ausgerückt ist.
Der Vorteil der Erfindung ist unter anderem darin zu sehen,
dass durch die Entkoppelung der Wellendrehvorgänge von
Gasturbine und Dampfturbine die Möglichkeit gegeben ist, die
längere Auskühlzeit der Dampfturbine, welche in der Regel
massgebend ist für die Wartezeit, zu Revisionszwecken der
andern Komponenten zu nutzen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
schematisch dargestellt. Die einzige Figur zeigt den Wellen
strang einer Kombianlage. Es sind nur die für das Verständnis
der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt. Nicht darge
stellt von der Anlage sind beispielsweise der mit den Abgasen
der Gasturbine beaufschlagte Abhitzekessel für die Dampf
erzeugung, der Dampf- und Wasserkreislauf der Dampfturbine
sowie die Brennkammer der Gasturbine.
Weg zur Ausführung der Erfindung
Der gemeinsame Wellenstrang der Einwellenanlage ist generell
mit 1 bezeichnet. Sie weist an einem Strangende eine Gastur
bine auf, bestehend aus der eigentlichen Turbine 2A und dem
Verdichter 2B, welcher die Verbrennungsluft bereitstellt. Am
andern Strangende ist eine Dampfturbine 3 auf der Welle ange
ordnet. Beide Strömungsmaschinen sind in Radiallagern 8 gela
gert. Der Axialschub der Gasturbine und der Dampfturbine wird
in je einem Axiallager 9 aufgenommen. In der Wellenmitte ist
ein Motor/Generator 4 in Radiallagern 10 gelagert. Nicht dar
gestellt sind die festen Kupplungen zwischen den einzelnen
Komponenten.
Zwischen Generator 4 und Dampfturbine 3 ist eine synchroni
sierende selbstschaltende Kupplung 6 vorgesehen, welche eine
an sich bekannte Zahnkupplung sein kann. Ihr obliegt die
Aufgabe, Dampfturbine und Gasturbine miteinander zu koppeln
resp. bei Bedarf zu entkoppeln. Diese Kupplung rückt automa
tisch ein, wenn die Dampfturbine die Gasturbine drehzahlmäs
sig überholen möchte. Ebenso selbsttätig rückt die Kupplung
aus, wenn die Dampfturbinendrehzahl gegenüber der Generator
drehzahl absinkt. Eine derartige Kupplung gestattet einer
seits den Gasturbinenbetrieb unabhängig vom Dampfturbinen
betrieb. Andererseits besteht die Möglichkeit, während des
Gasturbinenbetriebes die Dampfturbine mit Dampf anzufahren
und auf Nenndrehzahl zu beschleunigen, bei deren Erreichen
die Kupplung selbsttätig einrückt. Genau so einfach kann die
Dampfturbine unabhängig vom Betrieb der Gasturbine abgestellt
und abgekoppelt werden. Es versteht sich, dass für diesen
Fall ein entsprechend ausgelegter Dampf- und/oder Abgasbypass
vorhanden sein muss.
Gemäss der Erfindung ist sowohl die Gasturbine 2 als auch die
Dampfturbine 3 mit je einer eigenen Wellendrehvorrichtung 7A
bezw. 7B ausgerüstet, welche an hierzu geeigneten Stellen am
Wellenstrang angeordnet sind. Bei diesen Wellendrehvorrich
tungen kann es sich um übliche, wie schematisch angedeutet,
hydraulisch betätigte Klinken- und Zahnvorrichtungen handeln.
Der Sinn der zweifachen Drehvorrichtung an nur einem Wellen
strang ist darin zu sehen, dass Gasturbine und Dampfturbine
unabhängig voneinander gedreht werden können; nicht massge
bend hierfür ist der Fall, bei dem nur die Dampfturbine abge
stellt wird, die Gasturbine jedoch weiterbetrieben wird. Denn
durch die Schmierung der Kupplung wird die nicht durch Dampf
angetriebene Dampfturbine mit niedriger Drehzahl, d. h. ca
100-200 U/min mitgedreht, wenn die Gasturbine mit voller
Drehzahl läuft. Von Vorteil ist die Lösung mit zwei Wellen
drehvorrichtungen jedoch noch insofern, als jede Komponente
mit der für sie bestgeeigneten Drehzahl gedreht werden kann.
Die zweifache Drehvorrichtung 7A, 7B ergibt indes im Zusam
menhang mit der Betriebsweise der synchronisierenden selbst
schaltenden Zahnkupplung nur dann einen Sinn, wenn diese
Kupplung so ausgeführt ist, dass ein Einkuppeln erst frühe
stens bei einer Drehzahl oberhalb der für das Wellendrehen
benötigten Drehzahl erfolgt. Dies bedeutet, dass die Kupplung
so eingestellt ist, dass sie während des Betriebes der Dampf
turbinen-Wellendrehvorrichtung 7A ausgerückt ist. Dies steht
im Gegensatz zur allgemeinen Betriebsweise einer derartigen
Kupplung und zu den bisherigen Lösungen, bei welchem die
Kupplung einrückt, wenn die Dampfturbine die Gasturbine über
holen möchte. Und dies ist immer der Fall bei stillstehender
Gasturbine.
Die Anlage wird wie folgt betrieben:
- - Zum Anfahren wird bei selbsttätig abgekuppelter Dampf
turbine 3 die Turbine 2A und der auf der gleichen Welle ange
ordnete Verdichter 2B mittels des Motor/Generators auf Zünd
drehzahl hochgefahren. Nach der Zündung der Brennkammer wird
die Gasturbine auf Nenndrehzahl hochgefahren, synchronisiert
und belastet. Während dieser Periode dreht die Dampfturbine 3
infolge der Ölreibung in der Kupplung 6 mit niedriger Drehzahl
mit. Mit den Abgasen der Gasturbine 2A wird in einem Abhitze
kessel Dampf erzeugt, der zunächst via Bypass um die Dampf
turbine herum direkt in den Kondensator geleitet wird. Sowie
Dampf genügender Qualität im Abhitzkessel vorliegt, wird damit
die Dampfturbine beaufschlagt, die in der Folge ebenfalls auf
Nenndrehzahl beschleunigt. Bei Erreichen dieser Nenndrehzahl
wird infolge der Charakteristik der selbstschaltenden Zahnkupp
lung 6 die Dampfturbine ebenfalls synchronisiert und kann be
lastet werden.
- - Beim Abstellen der Anlage wird die Last der Gasturbine auf
ca. 15% Nennlast zurückgenommen. Danach wird die Dampfturbine
durch Umleiten des Dampfes über das Bypasssystem entlastet,
worauf sie ausläuft. Das negative Drehmoment auf die Kupplung
bewirkt, dass die Kupplung selbsttätig ausrückt. Danach wird
die Gasturbine abgestellt. Unter anderem infolge der Bremswir
kung des Verdichters reduziert sich die Drehzahl der Gasturbine
wesentlich schneller als jene der Dampfturbine. Fällt die Gas
turbinendrehzahl unter jene der Dampfturbine, so rückt nach
obigem die Kupplung wieder ein. Der gemeinsame Wellenstrang
läuft dann bis zum Stillstand aus. Als nächstes wird die Wel
lendrehvorrichtung 7A der Gasturbine in Betrieb genommen, was
bewirkt, dass die Kupplung wiederum selbsttätig ausrückt. Nun
mehr wird die Wellendrehvorrichtung 7B der Dampfturbine in Be
trieb genommen, welche den Dampfturbinenrotor in der Regel mit
ca. 5 Umdrehungen pro Stunde dreht. Die Kuplung ist nunmehr so
ausgelegt, dass der Turnbetrieb der Gasturbine jederzeit unter
brochen werden kann, ohne dass die Kupplung wieder einrückt.
Als Zahlenbeispiel kann angegeben werden, dass die Kupplung so
eingestellt wird, dass ein Einrücken erst ab einer Kupplungs
drehzahl von 400 Umdrehungen pro Minute erfolgt. Im Ergebnis
erlaubt diese Massnahme, dass Revisionsarbeiten an der Gastur
bine bereits nach der entsprechenden Abkühlzeit beginnen können,
während die Dampfturbine noch weiter gedreht werden muss.
Bezugszeichenliste
1
gemeinsamer Wellenstrang
2
Gasturbine
2
A Turbine
2
B Verdichter
3
Dampfturbine
4
Generator
6
synchronisierende selbstschaltende Zahnkupplung
7
A,
7
B Wellendrehvorrichtung
8
Radiallager
9
Axiallager
10
Generatorlager