DE270766C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- M 270766 KLASSE 21 a. GRUPPE
Dr. GUIDO MOELLER in BERLIN.
Da bisher kein Mikrophon bekannt ist, das eine so große Stromstärke zulassen würde, wie
es für den Zweck der direkten Einschaltung in einen Schwingungskreis notwendig ist, so sind
alle Versuche, bei der drahtlosen Telephonie mittels schneller elektrischer Schwingungen ein
Mikrophon der gewöhnlichen Konstruktion als direkten Sender oder als Funkenstrecke zu benutzen,
ergebnislos gewesen. Wenn es aber gelingtj ein Mikrophon zu konstruieren, durch das
ein erheblicher Strom geht, der den Ton wellen entsprechend verändert wird, so könnte man
beträchtliche Energiemengen in ungedämpfte elektrische Schwingungen umsetzen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Sendermikrophon für drahtlose Telephonie,
das aus einer auf einer Membran befestigten Vakuumröhre mit Oxydkathode, deren Oberfläche
veränderlich ist, besteht. Die Verände-
rung des Widerstandes und der Oberfläche der Oxydkathode ist dadurch ermöglicht, daß die
Kathodendrähte in Kohlenklötzchen enden, zwischen denen ein Kohlenstäbchen pendeln
kann. Durch diese Anordnung kann ein HaIbkontaktlichtbogen erzeugt werden. An der
Stelle, wo sich der Halbkontaktlichtbogen bildet, ist in geeigneter Weise eine Oxydmasse
der Erdalkalien angebracht.
Durch die von Wehnelt angegebenen Vakuumröhren mit Oxydkathode können beträchtliche
Ströme geschickt werden, die nur abhängig von der Temperatur der Oxydkathode und der Größe
ihrer wirksamen Oberfläche sind. Wie die meisten
. Vakuumfunkenstrecken läßt dieser Apparat die Elektrizität nicht kontinuierlich, sondern
nur oszillatorisch durch, worauf ihre Unterbrecherwirkung genau im Sinne der gewöhnlichen
Luftfunkenstrecken beruht. Wird nun. die von einem Heizstrom durchflossene Halbkontaktoxydkathode,
die so angeordnet sein muß, daß ihre Oberfläche oder ihr Widerstand durch SchwingunH&D— beeinflußt _ wird. durch
Schallwellen in Schwingungen versetzt, während ein Entladungsstrom die Röhre passiert, so ist
es klar, daß erstens der Oberflächenzustand an der Kathode sich ändern muß, indem die Kohlenstäbchen
sich bewegen oder wackeln, zweitens die Temperatur der Kathode Und damit die wirksame Oxydschicht eine Änderung erfahren
wird, und daß drittens auch die in Schwingung gesetzten Elektronen einen Antrieb oder eine
Verzögerung ihrer Geschwindigkeit erfahren.. Durch alle diese Ursachen müssen sich aber
der Elektronenstrom und damit die Schwingungen in einem parallel gelegten Schwingungskreise
ändern. Da diese Änderungen durch die Tonschwingungen erzeugt sind, so müssen sie
auch ihnen genau entsprechen.
Stellt man also einen Schwingungskreis her, bestehend aus der in einem Stromkreis eingeschalteten
Vakuumröhre mit veränderlicher Oxydkathode, einer parallel dazu geschalteten Spule und einem veränderlichen Kondensator,
so werden bei Stromdurchgang durch die Vakuumröhre in dem Schwingungskreise ungedämpfte
elektrische Schwingungen von beträchtlicher Energie erzeugt, die den sie erzeugenden
Tonwellen vollkommen entsprechend sind. Eine Antenne, die sich in Resonanz mit dem Erregerkreise befinden muß und zu deren
Abstimmung eine in dieselbe eingeschaltete variable Spule und ein veränderlicher Konden-
sator im Kreise selbst dienen, wird durch Transformation zum Mitschwingen erregt. Unbedingt
erforderlich ist der Sekundärkreis übrigens nicht, da man die Antenne auch direkt
an den Schwingungskreis legen kann.
Die vom Sender ausgesandten Schwingungen von schwankender Amplitude und Wellenlänge
rufen im Empfänger Schwingungen hervor, welche in genau gleicher Weise beeinflußt sind
ίο und bei Verwendung der üblichen. Vorrichtungen
hörbar werden.
Der Empfänger besteht aus einem gewöhnlichen Luftdraht mit einer veränderlichen Spule
nebst Kondensator, einem geeigneten Wellendetektor, z. B. der elektrolytischen Zelle von
Schloemilch, und dem Telephon.
Ein solches Sendermikrophon, bestehend aus einer Vakuumröhre mit veränderlicher Oxydkathode
auf einer Membran, verträgt also starke Ströme und erlaubt die Reichweite bei der
Telephonie bedeutend zu steigern, denn es kommt bei der Telephonie auf relative Änderungen
der elektrischen Schwingungen durch die akustischen an.
Man stellt eine solche Vakuumröhre mit Halbkontaktoxydkathode in der Weise her,
daß man zwei Kathodenzuleitungen an ihren Enden mit Kohlenklötzchen versieht, die ausgehöhlt
sind und in denen in geeigneter Weise eine Oxydmasse der Erdalkalien oder der seltenen
Erden angebracht ist. Zwischen den Kohlenklötzchen liegt ein leicht bewegliches Kohlenmittelstück in ähnlicher Weise wie es
bei den bekannten Kohlenmikrophonen der Fall ist.
Die Röhre wird, wie Fig. 2 zeigt, unter Vorschaltung eines geeigneten Widerstandes β an
eine Batterie gelegt, in der Weise, daß der die Kathode durchfließende Heizstrom parallel zum
Hauptstrom liegt. Man kann aber auch den Heizstrom für die Kathode einer besonderen
Batterie entnehmen. Der Heizstrom ist in beiden Fällen ebenfalls mit Hilfe eines Vorschaltwiderstandes
d einzuregulieren. In dem Moment, wo der Hauptstrom selbständig unterhalten
bleibt, kann der Heizstrom der Kathode ausgeschaltet werden, damit der Heizkörper
nicht zerstört wird. In diesem Falle bewirkt die durch Schallwellen hervorgerufene Kontakt änderung
zwischen dem glühend gewordenen Teil der Kathode und dem sich dagegen anlehnenden
Kontaktkörper eine genügende Variation der Temperatur und damit des die Röhre durchfließenden Stromes.
Die so in den Batteriestrom eingeschaltete Röhre wird, wie Fig. 1 zeigt, auf einem Resonanzboden,
z. B. einer gut schwingenden Holzmembran g von entsprechender Größe, befestigt, indem man unter die Rohrenden
kleine Holzstege h anbringt.
Die ganze Anordnung zeigt folgende, in beiliegender Zeichnung Fig. 1 und 2 dargestellte
Ausführungsform.
Von den Klemmen der Lichtleitung α in Fig. 2 geht der Gleichstrom über die Sicherungen b b
und die Drosselspulen c c, welche den Übertritt von Hochfrequenzschwingungen nach der
Batterie zu verhindern haben, über einen Vorschaltwiderstand e in die Vakuumröhre mit
Halbkontaktoxydkathode f, welche dadurch erregt wird, daß der Heizstrom die Kathode
erhitzt. Hierdurch werden in dem parallel geschalteten Schwingungskreise o-p-q, der aus
dem veränderlichen Kondensator p, der Selbstinduktion q, dem Hitzdrahtamperemeter 0 besteht,
elektrische Schwingungen erzeugt, die ungedämpft und kontinuierlich sind.
Die Antenne, die' sich in Resonanz mit dem Erregerkreise befinden muß, besteht aus dem
Luftleiter, einer variablen Spule r und einem Amperemeter s.
Die Wirkungsweise bei Übertragung von Tönen ist folgende:
Durch den Schalter α wird die Röhre in das
Netz geschaltet und dadurch zum Brennen gebracht. Es werden dann im Schwingungskreise o-p-q kontinuierliche Schwingungen erzeugt,
die induktiv auf die Antenne übertragen werden. Wenn gegen die Schallplatte g des
Vakuumröhrenmikrophons f gesprochen wird, werden hierdurch entsprechend den Sprechschwingungen
modifizierte elektrische Schwingungen im.Schwingungskreise erzeugt, die von
der Antenne in den Raum ausgesandt werden.
Die bereits angegebene Form einer der verwendeten Vakuumröhren mit veränderlicher
Halbkontaktoxydkathode ist in der Zeichnung (Fig. 1) wiedergegeben.
Das Vakuumrohr besteht aus einem kugelförmigen, hochevakuierten Glasgefäß f von
etwa 12 cm Durchmesser. In Ansatzröhren sind die Anoden i eingeschmolzen, welche aus
etwa 10 cm langem und 0,5 cm starkem Stahldraht bestehen. Diese Stahldrähte werden
zweckmäßig mit einem Glasrohr überzogen, so daß die Entladungen nur von den blanken
Enden der Anoden ausgehen können. Die Anoden können auch röhrenförmig gestaltet sein und erhalten dann an dem außen offenen
Ende einen Rippenkühler. In der Zeichnung (Fig. 1) ist eine Röhre mit nur einer Anode
dargestellt. Der Abstand der Anoden von der Kathode soll nicht unter 1 cm betragen.
Die Kathode k besteht, wie schon angegeben, aus zwei eisernen Zuleitungen, an deren Ende
sich Kohlenklötzchen I befinden, zwischen denen ein drittes Kohlenstück m pendelnd aufgehängt
ist. Eine andere Form der Kathode ist so ausgebildet, daß an dem einen Ende ein Kohlenklötzchen I befestigt ist, gegen das ein
anderes (m) an einer Messinglamelle federnd aufgehängtes Kohlenzylinderchen sich lose an-
legt, ähnlich wie es bei den bekannten Mikrophonen der Fall ist (Fig. ia und ib). Auch
kann man das eine Elektrodenende mit einer blanken Stahlscheibe versehen, gegen die das
pendelnde Kohlenstäbchen sich lose anlegt. Auch hat es sich bei stärkeren Strömen als
zweckmäßig erwiesen, um ein Festbacken der Kohlenstäbchen zu verhindern, den einen Teil
der Halbkontaktkathode, und zwar den Teil,
ίο der beim Heizkörper Anode ist, durch ein
Stäbchen aus Kupfer zu ersetzen. In der Nähe des Halbkontaktes, wo der Strom ihn zur
Weißglut erhitzt, muß sich die Oxydmasse η befinden, die entweder in die Kohlenkörper
hineingepreßt wird oder die in Form einer Scheibe auf die Kohlenzylinder aufgesetzt ist
(Fig. ib). Da der Halbkontaktlichtbogen im Vakuum brennt, so werden die Kontakte nur
wenig öder gar nicht abgenutzt.
ao Mittels einer besonderen Batterie von einigen Volt wird der Halbkontaktheizkörper auf
eine Temperatur von etwa 1000 bis 1400 ° erhitzt,
oder er wird parallel zum Hauptstromkreis gelegt und kann beim Angehen der Röhre
ausgeschaltet werden, um seine Abnutzung zu vermeiden.
Nachdem die leuchtende Entladung eingesetzt hat, was man an dem weißglühenden
Fleck an der Oxydkathode erkennt, von dem die Entladungen ausgehen, wird der Heizstromkreis
der Sicherheit wegen ausgeschaltet, da jetzt auch der Strom von selbst durch die
weißglühend gewordene Oxydkathode unterhalten wird.
Nach vorliegendem Patent soll allerdings die Temperatur der Oxydschicht bzw. der Oxydscheibe
durch die Änderung des Halbkontaktes beeinflußt werden, während die Kathode von einem Heizstrom durchflossen wird. Es hat
sich aber gezeigt, daß auch beim Ausschalten des Heizstromes, wenn einmal der Wehnelteffekt
eingetreten ist, auch eine Änderung des Oberflächenzustandes der Oxydkathode den die
Röhre passierenden Hauptstrom variiert, was sich dadurch erklärt, daß durch das Wackeln
des Kohlenkörpers an der empfindlichen Stelle der Oxydschicht der Oberflächenzustand und
damit die Temperatur des kleinen wirksamen Fleckes ebenfalls schon geändert wird.
Das oben beschriebene Mikrophon, bestehend aus einer Vakuumröhre mit. veränderlicher
Halbkontaktoxydkathode auf einer Membran eignet sich aber naturgemäß auch zur Übertragung
von Tönen unter Verwendung von Drahtleitungen zwischen Sender und Empfänger.
In diesem Falle kann die Anordnung wesentlich vereinfacht werden.
Claims (5)
1. Starkstrommikrophon für die Zwecke der Telephonie mit und ohne fortlaufendem
Draht, dadurch gekennzeichnet, daß eine Vakuumröhre mit veränderlicher Halbkontaktoxydkathode
auf einer Membran derart angebracht ist, daß die Röhre und damit die leicht bewegliche als Mikrophon ausgebildete
Oxydkathode beim Stromdurchgang durch die Schwingungen der Membran ihre Oberfläche und Temperatur ändert, wodurch
in dem Entladungsstrom, der die Röhre passiert, den Tonschwingungen entsprechende
Variationen der elektrischen Entladung hervorgerufen werden.
2. Verfahren zur Telephonie ohne fortlaufenden Draht, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Vakuumröhre mit einer · Halbkontaktoxydkathode nach Anspruch 1 und ein
geschlossener Schwingungskreis zu einem Sender zusammengestellt ist zwecks Erzeugung
ungedämpfter elektrischer Schwingungen.
3. St arkstrommikrophon nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die veränderliche Halbkontaktoxydkäthode als Kohlenmikrophon
ausgebildet ist, derart, daß die das Mittelstück tragenden Kohlenklötzchen oder das Mittelstück selbst in geeigneter
Weise mit einem wirksamen Oxyd versehen sind, das beim Wackeln des Kohlenstäbchens
und der beim Stromdurchgang dadurch hervorgerufenen Änderung der Temperatur der Halbkontaktstellen seine Temperatur
ändert.
4. Starkstrommikrophon nach Anspruchi, dadurch gekennzeichnet, daß die Halbkontaktoxydkäthode
aus Kohlen- bzw. Graphitscheibchen oder Kohlenklötzchen und einem sich lose dagegen anlehnenden Kupferklötzchen
oder Kupferzylinderchen besteht.
5. Verfahren zur Telephonie mit Drahtleitung, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Starkstrommikrophon nach Anspruch 1 und 3 als Sender dient, wobei nur sein
Mikrophoneffekt ohne Schwingungskreis Ver-Wendung findet.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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