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Die Erfindung betrifft eine bipolare Koagulationspinzette gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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In der Medizin ist es im Bereich der Hochfrequenz-Chirurgie seit längerer Zeit bekannt, Wechselstrom mit hoher Frequenz durch den menschlichen Körper zu leiten, um Gewebe gezielt zu schneiden oder zu koagulieren. Hierbei können zwei Techniken angewendet werden, die monopolare oder die bipolare Technik. Die bipolare Technik weist den Vorteil auf, dass der Strom im Gegensatz zur monopolaren Technik nur durch einen kleinen Teil des Körpers fließt, indem zwei gegeneinander isolierte Elektroden direkt an die Operationsstelle geführt werden und der Stromkreis über das dazwischen liegende Gewebe geschlossen wird. Da im umliegenden Gewebe kein Strom fließt, wird dieses nicht geschädigt, was den Vorteil hat, dass Geräte am Patienten wie z.B. ein EKG nicht beeinträchtigt werden. Diese Methode wird für kritische und präzise Anwendungen, wie beispielsweise in der Neurochirurgie eingesetzt.
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Bipolare Koagulationspinzetten sind in der Medizintechnik weit verbreitet. Es ist bekannt, dass beim Koagulieren ohne Spülen, also am trockenen Gewebe, das Gewebe oder Teile davon an der Pinzette hängen oder kleben bleiben können. Dies kann dazu führen, dass das Gewebe zwar gerinnt, aber durch das Entfernen der Pinzette wieder aufreißt. Es kann aber auch passieren, dass während des Vorgangs des Koagulierens die Pinzettenspitzen mit koaguliertem, also geronnenem, Blut überzogen werden und so eine isolierende Schicht über den Spitzen entsteht, die ein weiteres Koagulieren erschwert oder sogar unmöglich macht.
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Dies geschieht beispielsweise, wenn in Blutansammlungen koaguliert wird.
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In der Patentliteratur sind bipolare Koagulationspinzetten, mit denen auch eine Spülung des Gewebes durchgeführt werden kann, bekannt. So ist z.B. aus den Schriften
US 4 096 864 A1 sowie aus der
DE 44 40 158 A1 eine bipolare Koagulationspinzette bekannt, bei der einer der oder beide Schenkel hohl sind und eine Spülflüssigkeit durch diesen Hohlraum geleitet werden kann. Ein Nachteil dieser Koagulationspinzetten besteht darin, dass die Pinzetten aus einem einzigen Teil bestehen und somit nach jedem Gebrauch sehr gründlich gereinigt werden müssen, um für einen neuen Patienten verwendet werden zu können. Dies ist mit sehr hohem Aufwand verbunden.
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Aus der
US 4 567 890 A1 ist bekannt, dass ein Spülschlauch bzw. eine Röhre an der Innenseite eines oder beider Schenkel der Pinzette in einer Laufrille bis zum Ende des bzw. der Schenkel geführt wird, wobei die Pinzette durch ein System an Kupplungsringen, Haken oder ähnlichem so geöffnet und geschlossen werden kann, dass Spülflüssigkeit fließen kann oder daran gehindert wird, zu fließen. Ein Vorteil dieser Pinzette ist, dass durch die spezielle Anordnung ein automatisches Starten der Spülung erfolgt, wenn die Pinzette geschlossen wird, und ein automatisches Anhalten erfolgt, wenn die Pinzette wieder geöffnet wird. Ein Nachteil dieser Erfindung ist, dass sie eine komplizierte Herstellung erfordert.
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Aus der
DE 20 2005 015 626 U1 ist eine Spülleitungsanordnung bekannt, bei der der Spülschlauch an der schmalen Seite eines oder beider Schenkel der Pinzette mittels verformbaren Elementen befestigt ist und bis fast zu deren Spitze geführt wird, wo er dann offen endet. Ein Vorteil dieser Anordnung ist, dass der Spülschlauch leicht ausgewechselt werden kann und einfach vorne abgeschnitten und dann nach vorne nachgeschoben werden kann, wenn er verschmutzt wurde. Ein Nachteil dieser Erfindung ist allerdings, dass der Spülschlauch nach mehrmaligem Abschneiden ausgewechselt werden muss, da er zu kurz wird und bei der Verwendung eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Spülschlauch verschmutzt wird.
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Zusätzlich hat diese Anordnung, wie alle oben genannten, den Nachteil, dass der Spülschlauch immer in der Nähe der Koagulationsspitzen ist und so die Sicht auf das zu behandelnde Gewebe versperrt oder zumindest beeinträchtigt. Dies ist für den Operateur nachteilig, da die Positionierung ungenau werden kann und er einiges an Zeit mit der Positionierung verliert, was bei einer Operation nicht erwünscht ist.
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Deshalb ist es eine Aufgabe der Erfindung, die oben genannten Probleme zu lösen. Speziell ist es die Aufgabe der Erfindung, eine bipolare Koagulationspinzette bereitzustellen, bei der der Spülschlauch so angeordnet ist, dass das zu spülende Gewebe effektiv gespült wird und der Spülschlauch dem Operateur nicht die Sicht auf die zu behandelnde Stelle versperrt. Dabei soll die bipolare Koagulationspinzette einen einfachen Aufbau aufweisen, so dass sie leicht zu reinigen ist und keine hohen Herstellungskosten verursacht.
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Diese Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch eine bipolare Koagulationspinzette mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
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Erfindungsgemäß wird dieses Problem dadurch gelöst, dass eine bipolare Koagulationspinzette einen zumindest an einem ihrer Schenkel auswechselbar angeordneten Spülschlauch aufweist, wobei das distale Ende des Spülschlauchs mit einem ersten Abstand zu dem distalen Ende des zumindest einen Schenkels hin offen endet, und der zumindest eine Schenkel einen Kanal aufweist, in dem der Spülschlauch geführt ist. Ein Vorteil dieser Anordnung ist, dass freie Sicht auf das Gewebe ermöglicht wird. Außerdem wird die Wahrscheinlichkeit eines Verschmutzens des Schlauchs verringert.
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In den Unteransprüchen 2 bis 12 sind vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung beschrieben.
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Vorteilhafterweise endet der Kanal in einem zweiten Abstand zu dem distalen Ende des zumindest einen Schenkels, wobei vorzugsweise der erste Abstand größer ist als der zweite Abstand. Diese Anordnung verstärkt den Vorteil der freien Sicht auf das Gewebe bei der Behandlung und verringert die Wahrscheinlichkeit eines Verschmutzens des Schlauchs weiter. Zudem kann eine durch den Kanal fließende Spülflüssigkeit aufgrund der Kapillarwirkung durch diesen Kanal zum distalen Ende des zumindest einen Schenkels weiterfließen, wodurch ein effektives Spülen des Gewebes möglich ist.
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Vorteilhafterweise liegt der Abstand zwischen dem distalen Ende des Spülschlauchs und dem distalen Ende des Kanals zwischen 2 mm und 8 mm, vorzugsweise bei 5 mm oder zwischen 40% und 60% des zweiten Abstands des distalen Endes des Kanals zu dem distalen Ende des zumindest einen Schenkels. Durch diese Anordnung wird sichergestellt, dass die durch den Kanal fließende Spülflüssigkeit effektiv zum Gewebe fließt und dabei die Sicht auf das Gewebe genügend frei ist. Ferner ist ebenfalls die Wahrscheinlichkeit eines Verschmutzens des Schlauchs gering.
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Bei einer weiteren Ausführungsform ist der Kanal vorteilhafterweise in den zumindest einen Schenkel eingearbeitet. Der Vorteil hierbei ist, dass die Herstellung der Pinzette vereinfacht wird.
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Bei einer anderen Ausführungsform wiederum weist vorteilhafterweise der zumindest eine Schenkel einen Grundkörper und eine an einem distalen Ende davon angebrachte Koagulationsspitze auf, wobei zumindest auf einem Teil des Grundkörpers und zumindest auf einem Teil der Koagulationsspitze eine Führungsplatte angeordnet ist, wobei der Kanal in der Führungsplatte angeordnet ist. Diese Anordnung hat den Vorteil, dass durch die Zusammensetzung des Schenkels aus den unterschiedlichen Einzelteilen ein Austauschen einzelner Teile, z.B. der Koagulationsspitze oder der Führungsplatte, vereinfacht wird und dabei aber die Herstellung nicht maßgeblich erschwert wird.
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Des Weiteren kann vorteilhafterweise das distale Ende der Führungsplatte abgeschrägt sein. Dies bewirkt, dass bei gleichbleibender Effizienz der Spülwirkung die Sicht auf das Gewebe noch stärker verbessert wird. Außerdem wird die Wahrscheinlichkeit eines Verschmutzens des Schlauchs weiter verringert.
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Bei der bipolaren Koagulationspinzette ist vorteilhafterweise an dem Kanal eine Vielzahl von Klemmelementen angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass dadurch der Spülschlauch in dem Kanal gehalten werden kann. Die Anzahl der Klemmelemente kann variieren, ist aber bevorzugt 3 bis 5.
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Bei einer weiteren Ausführung ist das distale Ende des Spülschlauchs abgerundet, was ein Ausfransen des Schlauches vermindert und ein Führen in dem Kanal erleichtert.
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Vorteilhafterweise ist der Außendurchmesser des Spülschlauches zwischen 0,8 mm und 2 mm, wodurch eine Verwendung des Spülschlauchs abhängig von der Größe und Ausführungsform der Pinzette gewährleistet ist.
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Ferner besteht der Spülschlauch vorzugsweise aus einem autoklavierbaren Kunststoff, sodass der Schlauch einfach sterilisierbar ist. Auch kann der Spülschlauch, vorzugsweise an seinem proximalen Ende, vorteilhafterweise einen Anschluss für eine Spülpumpe aufweisen. Dies ermöglicht ein gleichmäßiges Bereitstellen von Spülflüssigkeit.
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Der besondere Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt darin, dass durch die Anordnung des Spülschlauchs in dem Kanal und durch die Tatsache, dass der Spülschlauch nicht bis zur Koagulationsspitze vorgeführt wird, die Sicht des Operateurs nicht behindert wird, aber dennoch eine effektive Spülung des Gewebes erfolgt. Auch kann der Spülschlauch einfach ausgetauscht werden, in dem die Klemmelemente gelöst werden und der Spülschlauch aus dem Kanal herausgenommen wird. Ferner ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Spülschlauch bei der Verwendung verschmutzt wird, relativ gering, da er mit einem Abstand zum zu behandelnden Gewebe angeordnet ist. Das Spülen funktioniert dadurch, dass die Spülflüssigkeit aufgrund der Kapillarwirkung vom distalen Ende des Spülschlauchs durch den Kanal zur Koagulationsspitze weiterfließt.
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Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnungen genauer beschrieben. Es zeigt:
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1 verschiedene Ansichten eines Schenkels einer Koagulationspinzette,
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2 eine vergrößerte Ansicht eines vorderen Endes eines Schenkels wie in 1 gezeigt und
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3 eine Querschnittansicht eines Spülschlauches mit einem verrundeten distalen Ende.
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1 und 2 zeigen den prinzipiellen Aufbau einer erfindungsgemäßen bipolaren Koagulationspinzette. Diese bipolare Koagulationspinzette hat zwei Schenkel, wobei der zweite Schenkel in den Figuren nicht gezeigt ist. Wie in 1 oder 2 gezeigt weist der Schenkel einen Grundkörper 1 auf, welcher vorzugsweise eine Länge L von beispielsweise etwa 15,78 cm aufweist. An dem distalen Ende des Grundkörpers 1 ist eine Koagulationsspitze 6 aus einem leitenden Material, vorzugsweise Silber, in Verlängerung des Grundkörpers 1 angebracht. Zudem hat jeder der Schenkel auf seiner Innenseite eine auf dem Grundkörper 1 und einem Teil der Koagulationsspitze 6, die den Grundkörper 1 verlängert, angebrachte Führungsplatte 2, die einen Kanal 3, in dem ein Spülschlauch 4 geführt wird, und Klemmelemente 5, an denen der Spülschlauch 4 im Kanal 3 gehalten wird, aufweist. Diese Führungsplatte 2 erstreckt sich über das Ende des Grundkörpers 1 hinaus, vorzugsweise um die Länge l2 von vorzugsweise 6,85 mm. Die Dicke d1 der Führungsplatte 2 ist vorzugsweise 1,2 mm. Die Breite b2 der Führungsplatte 2 ist vorzugsweise gleich der des Grundkörpers 1, vorzugsweise 2,6 mm am distalen Ende, und die Breite b1 der Koagulationsspitze 6 ist vorzugsweise 1,7 mm. Vorteilhafterweise ist das distale Ende der Führungsplatte 2 zur Koagulationsspitze 6 hin in Richtung des Grundkörpers 1 abgeschrägt. Vorteilhafterweise verringert sich die Dicke d1 von 1,2 mm auf die Dicke d2 0,68 mm auf einer Länge l1 von 2,53 mm.
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Der Schenkel weist einen insbesondere in der Führungsplatte 2 eingearbeiteten Kanal 3 auf. Dieser Kanal 3 geht vom proximalen Ende des Schenkels der Koagulationspinzette zum distalen Ende des Schenkels der Pinzette. Das distale Ende 9 des Kanals 3 endet in einer Ausführungsform nicht am distalen Ende des Schenkels, also dem distalen Ende 8 der Koagulationsspitze, sondern endet in einem vordefinierten Abstand L2 davor. In dem Kanal 3 wird ein von der Größe her passender Spülschlauch 4 geführt, dessen distales Ende 7 in einem vordefinierten Abstand L3 vor dem distalen Ende 9 des Kanals 3 endet.
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Wie in 2 gezeigt, endet das distale Ende 7 des Spülschlauchs 4 in einem Abstand L1 vor dem distalen Ende 8 der Koagulationsspitze 6. Das distale Ende 9 des Kanals 3 endet in einem Abstand L2 vor dem distalen Ende 8 der Koagulationsspitze 6, so dass das distale Ende 9 des Kanals 3 und das distale Ende 7 des Spülschlauchs 4 einen Abstand L3 voneinander aufweisen. Dieser Abstand L3 liegt vorzugsweise zwischen 2 und 8 mm, bevorzugt beträgt er 5 mm. Der Abstand L3 beträgt vorzugsweise zwischen 40% und 60% des Abstands L2. Der Spülschlauch 4 wird mittels Klemmelementen 5 in dem Kanal 3 gehalten, so dass der eingestellte Abstand L3 zwischen dem distalen Ende 7 des Spülschlauchs 4 und dem distalen Ende 9 des Kanals 3 sich nicht leicht oder ungewollt verändern kann.
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Wie in 3 gezeigt ist der Spülschlauch 4 an seinem distalen Ende 7 offen und dieses Ende 7 ist vorzugsweise abgerundet. Der Durchmesser D des Spülschlauchs 4 ist nicht auf ein bestimmtes Maß beschränkt, er hängt vielmehr davon ab, welche Pinzettengröße verwendet werden soll. So kann der Durchmesser D beispielsweise 0,8 mm bis 2 mm betragen.
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Die erfindungsgemäße bipolare Koagulationspinzette kann beispielsweise bei Operationen am Gehirn oder an anderen Körperstellen eingesetzt werden, wo es wichtig ist, einen genauen Punkt des Gewebes zu treffen, um die Blutung dort zu stoppen und gleichzeitig eine effektive Spülung vorzunehmen. Bei dieser Arbeit ist es wichtig, dass das Instrument so beschaffen ist, dass es dem Operateur nicht die Sicht auf die zu behandelnde Stelle versperrt oder diese einschränkt. Durch die erfindungsgemäße Anordnung des Spülschlauchs 4 mit einem Abstand L1 zu dem distalen Ende 8 der Koagulationsspitze 6 und ggfs. einem Abstand L3 zu dem distalen Ende 9 des Kanals 3, der es ermöglicht, dass die Spülflüssigkeit aufgrund der Kapillarwirkung zum distalen Ende 8 des Schenkels, insbesondere der Koagulationsspitze 6, weiterfließen kann, ist es möglich, den Spülschlauch 4 sehr weit, d. h. in dem vordefinierten Abstand L1, von dieser Koagulationsspitze 6 weg zu halten, so dass der Operateur eine freie Sicht auf das zu behandelnde Gewebe hat, ohne dass dabei die Spülwirkung leidet. Somit ist der große Vorteil der Erfindung, dass sowohl freie Sicht auf das Gewebe möglich ist, als auch, dass das zu koagulierende Gewebe mit Flüssigkeit gespült werden kann, so dass kein Ankleben an der Koagulationsspitze 6 geschieht und auch das Gewebe nicht aufreißen kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Grundkörper
- 2
- Führungsplatte
- 3
- Kanal
- 4
- Spülschlauch
- 5
- Klemmelement
- 6
- Koagulationsspitze
- 7
- Distales Ende des Spülschlauchs
- 8
- Distales Ende der Koagulationsspitze
- 9
- Distales Ende des Kanals
- L1
- Abstand
- L2
- Abstand
- L3
- Abstand
- l1
- Länge
- l2
- Länge
- D
- Außendurchmesser des Spülschlauchs
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 4096864 A1 [0005]
- DE 4440158 A1 [0005]
- US 4567890 A1 [0006]
- DE 202005015626 U1 [0007]