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DE19948644A1 - Neue Peptaibole mit neuroleptischer Wirkung - Google Patents

Neue Peptaibole mit neuroleptischer Wirkung

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DE19948644A1
DE19948644A1 DE1999148644 DE19948644A DE19948644A1 DE 19948644 A1 DE19948644 A1 DE 19948644A1 DE 1999148644 DE1999148644 DE 1999148644 DE 19948644 A DE19948644 A DE 19948644A DE 19948644 A1 DE19948644 A1 DE 19948644A1
Authority
DE
Germany
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aib
ala
sepedonium
formula
peptaibols
Prior art date
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Withdrawn
Application number
DE1999148644
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English (en)
Inventor
Matthias Kronen
Heike-Tilla Huelsmann
Brigitte Schlegel
Albert Haertl
Stephan Heinze
Udo Graefe
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Leibniz Institut fuer Naturstoff Forschung und Infektionsbiol eVi
Original Assignee
Leibniz Institut fuer Naturstoff Forschung und Infektionsbiol eVi
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Publication date
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    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C07ORGANIC CHEMISTRY
    • C07KPEPTIDES
    • C07K7/00Peptides having 5 to 20 amino acids in a fully defined sequence; Derivatives thereof
    • C07K7/04Linear peptides containing only normal peptide links
    • C07K7/08Linear peptides containing only normal peptide links having 12 to 20 amino acids
    • AHUMAN NECESSITIES
    • A61MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
    • A61KPREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
    • A61K38/00Medicinal preparations containing peptides

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  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Organic Chemistry (AREA)
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  • Biochemistry (AREA)
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  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Molecular Biology (AREA)
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Abstract

Gegenstand der Erfindung sind neue Peptaibole der allgemeinen Formel I, DOLLAR A N-Acetyl-L-Trp-L-Ala-Aib-Aib-L-Leu-Aib-L-Gln-X-L-Gln-L-Leu-Y-L-Gln-L- DOLLAR A Leucinol DOLLAR A worin Y für Aib steht und X L-Ala-Aib-Aib, Aib-L-Ala-Aib oder Aib-Aib-L-Ala bedeutet, oder worin Y für L-Ala steht und X L-Ala-Aib-Aib bedeutet. DOLLAR A Die neuen Peptaibole werden nach Fermentation von Sepedonium sp. DSM 10602 mit Hilfe üblicher chromatographischer Verfahren isoliert und für eine Anwendung als Arzneimittel, insbesondere Neuroleptika, bereitgestellt.

Description

Die Erfindung betrifft neue Peptaibole, die von dem Pilz Sepedonium spec. DSM 10602 während der Fermentation synthetisiert werden und sich im Myzel und in der Kulturbrühe anhäufen, ein Herstellungsverfahren für diese Verbindungen und ihre Verwendung als pharmakologischer Wirkstoff, insbesondere als Arznei- und Pflanzenschutzmittel.
Naturstoffe verschiedenster Strukturen werden bekanntermassen durch Mikroor­ ganismen produziert, wobei Peptidantibiotika eine grosse Subklasse der bekann­ ten antibakteriellen und antifungalen Wirkstoffe bilden, die aus verschiedenen pro- und eukaryotischen Mikroorganismen isoliert werden können.
Peptidischen Antibiotika und strukturell ähnliche Wirkstoffe, wie z. B. Enzyminhibi­ toren oder Rezeptorantagonisten, zeichnen sich durch interessante biologische Wirkungen aus (z. B. diverse antimikrobielle Aktivitäten, kanzerostatische, kardio­ tone, immunmodulatorische Wirkungen, Wachstumsförderung von Nutztieren, Wirkungen als Insektizide usw.; siehe z. B. Gräfe, U., Biochemie der Antibiotika, Spektrum Heidelberg, 1992; Takeuchi et al., J. Antibiot. 44, 263-272, 1991; Kaneda, M., J. Antibiot. 44, 792-796, 1991, W. Steglich et al. Römpp, Chemie- Lexikon Naturstoffe, W. Steglich et al., G. Thieme Stuttgart 1997).
Eine besondere Untergruppe der Peptidwirkstoffe bilden die Peptaibole, lineare Peptide mit bis zu 20 Aminosäurebestandteilen, die sich durch einen besonders hohen Gehalt an a-Aminoisobuttersäure (Aib) auszeichnen (Brückner, H. und Przybylski, M., J. Chromatogr. 296, 263-275, 1984; Pandey, R. C. et al., J. Anti­ biot. 27, 274-282, 1974; Przybylski, M. et al., Biomed. Mass. Spectrom. 11, 569-582, 1984). Für einzelne Vertreter der Peptaibole wurden antimikrobielle Eigen­ schaften und morphogene Wirkungen auf Pilze berichtet (Argoudelis, A. et al., J. Antibiot. 27, 321-328, 1974; Dornberger, K. et al., J. Antibiot. 48, 977-989, 1995).
Von Interesse ist insbesondere der biologische Wirkmechanismus der Peptaibo­ le, der eine Ionenkanalbildung in biologischen Membranen beinhaltet (siehe z. B. Grigoriev, P. et al., Biochim. Biophys. Acta 1237, 1-5, 1995).
Darüber hinaus wurde für eine Reihe von Peptidwirkstoffen gezeigt, dass sie mit Rezeptoren von Zellen oder mit Enzymen zellulärer Signalketten interagieren und somit antagonistische, agonistische, inhibitorische und stimulatorische Wir­ kungen hervorrufen (Miyata, S. et al., J. Antibiot. 45, 74-82, 1992; Kamiyama et al., J. Antibiot. 45, 424-427, 1992; Weber et al., J. Antibiot. 44, 164-171, 1991).
Ampullosporin wurde kürzlich als erster und bisher einziger Vertreter der Peptai­ bole beschrieben, der eine neuroleptische Wirkung am Versuchstier aufweist (Ritzau et al., J. Antibiot. 50, 722-728, 1997; DE 197 40 030 A1).
Wie andere für diverse Anwendungen vorgesehenen und eingesetzten Wirkstof­ fe weist das genannte Ampullosporin bei seinem Einsatz als Neuroleptikum Mängel auf, dadurch gekennzeichnet, dass unbefriedigende Wirkungen vorhan­ den sind und dass eine zu hohe Toxizität, unerwünschte Nebenwirkungen oder eine unvorteilhafte Pharmakokinetik auftreten.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, neue Peptaibole mit neuroleptischer Wir­ kung zur Verfügung zu stellen, die potentiell verbesserte Anwendungseigen­ schaften besitzen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Ampullosporin­ bildende Pilzstamm Sepedonium spec. DSM 10602 in einem Nährmedium mit Kohlenstoff- und Stickstoffquelle sowie den üblichen anorganischen Salzen fer­ mentiert wird, in dem die neuen Peptaibole, vorzugsweise neben dem bekannten Ampullosporin, in der Kulturbrühe angehäuft werden, anschliessend aus der Kulturbrühe isoliert, in reiner Form gewonnen und gegebenenfalls in chemische Derivate überführt werden.
Die Erfindung betrifft somit neue Peptaibole der allgemeinen Formel I,
N-Acetyl-L-Trp-L-Ala-Aib-Aib-L-Leu-Aib-L-Gln-X-L-Gln-L-Leu- Y- L-Gln -L-Leucinol
I,
worin Y für Aib steht und X L-Ala-Aib-Aib, Aib-L-Ala-Aib oder Aib-Aib-L-Ala be­ deutet, oder worin Y für L-Ala steht und X L-Ala-Aib-Aib bedeutet.
Insbesondere betrifft die Erfindung die folgenden Peptaibole:
Peptaibol 1 der Formel I, worin X L-Ala-Aib-Aib und Y Aib ist (Seq ID Nr. 1),
Peptaibol 2 der Formel I, worin X Aib-L-Ala-Aib und Y Aib ist (Seq ID Nr. 2),
Peptaibol 3 der Formel I, worin X Aib-Aib-L-Ala und Y Aib ist (Seq ID Nr. 3),
Peptaibol 4 der Formel I, worin X L-Ala-Aib-Aib und Y L-Ala ist (Seq ID Nr. 4).
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung der Peptaibole der Formel I; insbesondere der Peptaibole 1, 2, 3 und 4, das dadurch gekennzeich­ net ist, daß man Sepedonium sp. DSM 10602 in einem Nährmedium kultiviert, bis sich diese Verbindungen in der Kulturbrühe anhäufen und man sie nachfol­ gend daraus isoliert.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung der Peptaibole der Formel I als pharmakologisch wirksame Stoffe, insbesondere als neurolepti­ sche und antipsychotische Arzneimittel.
Arzneimittel, die ein oder mehr als ein Peptaibol der Formel I enthalten, und die unter Verwendung der üblichen Träger- und Hilfsstoffe hergestellt werden, sind ebenfalls Gegenstand der Erfindung.
Die erfindungsgemässen Peptaibole besitzen Molmassen von 1607 Da und 1635 Da.
Als Kulturbrühe wird das Nährmedium, welches das darin gewachsene Pilzmyzel enthält, bezeichnet.
Die erfindungsgemässen Peptaibole werden durch den Stamm Sepedonium spec. DSM 10602 produziert. Der Stamm Sepedonium spec. DSM 10602 ist durch spezifische morphologische Merkmale charakterisiert (siehe unten).
Der Mikroorganismenstamm Sepedonium spec. DSM 10602 wurde bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSMZ) in Braunschweig, Mascheroder Weg 1b, 38124 Braunschweig Deutschland, am 21.3.1996, gemäß den Bedingungen des Budapester Vertrages hinterlegt.
Sepedonium spec. DSM 10602 bildet bei Kultivierung auf Malzagar reichlich My­ zel, die Hyphen sind verzweigt, septiert, hyalin und 3-5 µm dick. Die Lufthyphen werden zu Conidienträgern, die zwei Conidientypen, Neurosporen und Bla­ stosporen, bilden. Aleurosporen sind runde, kräftig goldgelbe, stark warzige (Warzen 16-21 µm Durchmesser, 1,2 µm lang, basal teilweise miteinander ver­ bunden), solitäre Thalloconidien, die terminal am gesamten Mycel entstehen. Blastoconidien sind langgestreckte, fast zylindrische, apikal mitunter kopfige, später konische, dann abgerundete, basal wenig verschmälerte, oft auffallend gestutzte, 8-28/3.5-5 µm große Conidien. Conidiogene Zellen haben apikal oft eine Kragenstruktur, die die Basis der heranwachsenden Blastoconidie um­ schließt.
In einem Medium mit einer Kohlenstoffquelle, einer Stickstoffquelle und den übli­ chen Mineralsalzen produziert Sepedonlum spec. DSM 10602 die erfindungs­ gemässen Peptaibole. Anstelle des Stammes Sepedonium spec. DSM10602 können auch dessen Mutanten und Varianten eingesetzt werden. Als Mutanten und Varianten gelten alle jene Mikroorganismen der Spezies, die in der Lage sind, die erfindungsgemässen Verbindungen zu synthetisieren.
Solche Mutanten können in an sich bekannter Weise durch physikalische Mittel, beispielsweise Bestrahlung mit Ultraviolett- oder Röntgenstrahlen, oder chemi­ sche Mutagene erzeugt werden.
Das Screening nach Mutanten und Varianten, die die erfindungsgemässen Ver­ bindungen synthetisieren, kann durch Bestimmung der biologischen Aktivität der in der Kulturbrühe angehäuften Wirkstoffe, beispielsweise durch Austesten der antibiotischen Wirkung auf bekannte Testkeime anhand der dem Fachmann be­ kannten Methoden durchgeführt werden.
Als bevorzugte Kohlenstoffquellen für die aerobe Fermentation eignen sich as­ similierbare Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, wie z. B. Glucose, Lactose, Gly­ cerol, Mannitol oder deren Gemische sowie kohlenhydrathaltige Naturprodukte, wie Malzextrakt.
Als Stickstoffquelle eignen sich Aminosäuren, Peptide und Proteine sowie deren Abbauprodukte, wie Tryptone oder Peptone, ferner Fleischextrakte, gemahlene Samen, beispielsweise von Mais, Weizen, Bohnen, Soja oder der Baumwoll­ pflanze, Destillationsrückstände der Alkoholherstellung, Fischmehle oder Hefeex­ trakte, aber auch Ammoniumsalze und Nitrate.
Die Bildung der Peptaibole entsprechend der allgemeinen Strukturformel I er­ folgt gut in Nährmedien, die 0,2-6% Glycerol, bevorzugt 2-4% Glycerol, 1% Glucose, 0,01-1% Pepton, bevorzugt 0,1-0,6% Pepton, enthalten, aber be­ sonders gut auf Glucose-Ammoniumsalz-Medien, die 0.5-5% D-Glucose, be­ vorzugt 1-3% D-Glucose und 1-5% (NH4)2SO4, bevorzugt 2-4%, enthalten.
Die Kultivierung erfolgt aerob, beispielsweise submers unter Schütteln oder Rüh­ ren in Schüttelkolben oder Fermentoren, gegebenenfalls unter Einleiten von Luft oder Sauerstoff oder unter Verwendung von Standkulturen in Glasflaschen. Die Fermentation kann beispielsweise in Steilbrustflaschen, Erlenmeyer- oder Rund­ kolben verschiedener Volumina erfolgen. Sie wird in einem Temperaturbereich zwischen 15-37°C, besonders bevorzugt zwischen 20-30°C, durchgeführt. Der pH-Wert liegt zwischen 4 und 7, bevorzugt zwischen 4,5 und 6,5. Der Mikro­ organismus wird unter diesen Bedingungen 5-28 Tage, bevorzugt 7-18 Tage, kultiviert. Die Fermentation kann im Labormaßstab (Kulturvolumina zwischen 100 ml und 250 ml) durchgeführt werden.
Vorteilhafterweise kultiviert man in mehreren Stufen, d. h. zunächst werden eine oder mehrere Vorkulturen in einem flüssigen Nährmedium hergestellt, die dann in das eigentliche Produktionsmedium, die Hauptkultur, beispielsweise im Ver­ hältnis 1 : 5-1 : 20, überimpft werden.
Die Vorkultur erhält man, indem man ein versportes Myzel von z. B. Malzagar- Nährböden in eine Nährlösung überführt, beispielsweise durch Einimpfen von Myzel-bewachsenen Agarstücken, und diese 7-28 Tage, vorzugsweise 7 Tage, inkubiert.
Das Pilzmyzel kann beispielsweise erhalten werden, indem man den Stamm et­ wa 7-28 Tage, bevorzugt 7 Tage, auf einem Nährboden, wie z. B. Malz-Agar oder Kartoffel-Glucose-Agar, wachsen läßt.
Die erfindungsgemäßen Peptaibole sind in wechselnden Anteilen in der Kultur­ brühe, vorzugsweise im Myzel, enthalten. Unter den angegebenen Kulturbedin­ gungen wird nur ein geringer Anteil an Ampullosporin A (Ritzau et al., J. Antibiot. 50, 722-728, 1997) gebildet.
Zum Testen der Wirkstoffkonzentration im Kulturmedium oder in den einzelnen Isolierungsstufen können die üblichen dem Fachmann vertrauten Methoden der biologischen Aktivitätsbestimmung, z. B. der Agardiffusions-Lochplattentest oder die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie, beispielsweise an Kieselgel RP18 mit Acetonitril/Wasser/Triethylamin-Mischungen als Laufmittel verwendet wer­ den. Die Detektion bei der dünnschichtchromatographischen Auftrennung kann durch Iod-Dampf oder durch Färbeagentien, z. B. Vanillin/H2SO4 (konz.), erfol­ gen.
Die Isolierung der Peptaibole aus der Kulturbrühe erfolgt nach bekannten Me­ thoden unter Berücksichtigung der chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften der Produkte. Zur Isolierung der Peptaibole wird am Ende der emersen Fermentation im Labormaßstab wasserunlösliches organisches Lö­ sungsmittel, wie z. B. Essigsäureethylester, zur Kulturlösung zugesetzt und damit die Kulturbrühe vollständig extrahiert. Zur Isolierung des Ampullosporins aus submersen Kulturansätzen wird am Ende der Fermentation fermentativ Kul­ turmedium und Myzel getrennt und das Myzel mit organischen Lösungsmitteln, wie Methanol oder Aceton, vorzugsweise Methanol, extrahiert.
Weitere Mengen an Peptaibolen werden durch Extraktion der vom Myzel abge­ trennten Kulturlösung mit wasserunlöslichen organischen Lösemitteln, wie z. B. Essigsäureethylester, gewonnen.
Nach Einengen der Extrakte und gegebenenfalls Reextraktion des Methanolex­ traktes des Myzeis mit wasserunlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie z. B. Essigsäureethylester oder Dichlormethan, erfolgt die Isolierung der Peptaibole unter Einsatz üblicher chromatographischer Adsorbentien bzw. Trägermateriali­ en, wie z. B. Kieselgel oder organophile Dextrangele.
Durch sequentielle Anwendung der Säulenchromatographie an Kieselgel, der Gelpermeations-Chromatographie an organophilen Dextrangelen unter Verwen­ dung von polaren organischen Lösungsmitteln, wie z. B. Methanol, der Mittel­ druckchromatographie an Kieselgel RP18 unter Verwendung von Acetoni­ tril/Wasser-Gemischen sowie der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie un­ ter Verwendung von Methanol/Wasser- und Acetonitril/Wasser-Gemischen, fer­ ner Umkristallieren aus Acetonitril oder Hexan/Chloroform-Gemischen werden schließlich die reinen Peptaibole 1, 2, 3 und 4 erhalten.
Die chemische Identität der Peptaibole 1, 2, 3 und 4 entsprechend der in der all­ gemeinen Formel I gezeigten chemischen Konstitution wird durch die Ergebnisse der hochauflösenden Massenspektrometrie (FAB-MS, Quadrupol-Electrospray- CID-MS/MS) sowie durch hochauflösende 500 MHz-Protonen- und 125 MHz- 13C-, 1D und 2D NMR-Spektroskopie bewiesen.
Die antibakteriellen und antifungalen Wirkungen der Peptaibole können durch die dem Fachmann bekannten Methoden, wie beispielsweise die Bestimmung der minimalen Hemmzonenkonzentration (MHK) im Agarplattendiffusionstest (Deutsches Arzneimittelbuch, Stuttgart, 9. Ausgabe, 1986, Deutscher Apothe­ kerverlag Stuttgart, S. 47-48 u. S. 424-428) aufgezeigt werden.
Die neuen Peptaibole 1-4 sind gegen Bakterien, vorzugsweise gegen gramposi­ tive Organismen, wie z. B. Bacillus subtilis ATCC 6633 und Sfaphylococcus au­ reus SG 511 wirksam. Geringere Wirksamkeit besteht ferner gegen Hefen, wie Sporobolomyces salmonicolor SBUG 549, Rhodotorula rulera IMET 25030 und Klyuveromyces marxianus IMET 25148 (Tabelle 1).
Die erfindungsgemäßen Peptaibole sind stark neuroleptisch am Versuchstier Maus wirksam. Sie senken langanhaltend die Körpertemperatur ebenso ab, wie das bekannte Neurotherapeutikum Chlorpromazin. Sie sind daher für die thera­ peutische Anwendung als Neuroleptika und Anxyolytika in der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen, wie z. B. Schizophrenie, sehr gut geeignet.
Die erfindungsgemässen Peptaibole können als solche in Substanz (Einzelsubstanz) oder in Mischung mit geeigneten Hilfsstoffen oder Trägermate­ rialien verabreicht werden.
Die so hergestellten erfindungsgemässen Arzneimittel werden im allgemeinen oral oder parenteral appliziert, aber auch eine rektale Anwendung ist möglich. Geeignete feste oder flüssige galenische Zubereitungsformen sind beispielswei­ se Granulate, Pulver, Tabletten, Dragees.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Ausführungsbeispiele näher erläu­ tert.
Ausführungsbeispiele 1a. Herstellung von Vorkulturen des Stammes Sepedonium spec. DSM 10602
Zur Gewinnung eines versporten Myzels wird der Stamm Sepedonium spec. DSM 10602 15 Tage bei 25°C auf einem Nährboden folgender Zusammenset­ zung (g/l) kultiviert: Malzextrakt 40, Hefeextrakt 4, Agar 15, destilliertes Wasser pH 6.0 (Sterilisation 25 min bei 110°C).
1b. Die Herstellung einer emersen Standkultur bzw. einer Vorkultur des Stammes Sepedonium spec. DSM 10602 erfolgt in 1 l Erlenmeyerkolben mit 250 ml Nährmedium folgender Zusammensetzung (g/l): D- Glucose 15; (NH4)2SO4 3.5; KH2PO4 2.0; MgSO4.7 H2O, ZnSO4.7 H2O 0.008; CaCO3 5.1. Die Beimpfung erfolgt mit 2 cm2-Aeralen von Oberflächenkulturen des Stammes Sepedonium spec. DSM 10602, die auf Agarmedium entsprechend Beispiel 1a angezogen wurden.
1c. Herstellung von Schüttelkulturen des Stammes Sepedonium spec. DSM 10602
Es werden 1 l Erlenmeyerkolben mit eingebauten Schikanen mit jeweils 250 ml Nährmedium folgender Zusammensetzung (g/l) verwendet: D-Glucose 15; (NH4)2SO4 3.5; KH2PO4 2.0; MgSO4.7 H2O 0.5; ZnSO4.7 H2O 0.008. Die Beimpfung erfolgt wie unter 1a und 1b beschrieben. Es kann als Vorkulturmedi­ um auch Kartoffel-Glucose-Agar (Difco) verwendet werden.
2. Gewinnung der Peptaibole 1, 2, 3 und 4 aus der Kulturbrühe
Die gesamte Kultur wird im Verhältnis 2 : 1 (Kulturbrühe/Lösungsmittel) mit Ethyl­ acetat extrahiert, und der Extrakt wurde nach Trocknen über Natriumsulfat bis zum Rückstand im Vakuum eingeengt.
3. Chromatographische Auftrennung der Peptaibole 1-4
Die Peptaibole 1, 2, 3 und 4 werden aus dem eingeengten Ethylacetatextrakt von 20 l Fermentationsbrühe durch die nachfolgenden chromatographischen Aufarbeitungsschritte erhalten:
Zunächst wird der Rückstand des eingeengten Extraktes auf eine Chromatogra­ phiesäule, gefüllt mit Dextrangelen, wie z. B. Sephadex LH-20, in Methanol ge­ geben. Mit dem gleichen Lösungsmittel werden zunächst ölige Begleitkomponen­ ten eluiert, danach eluiert man die Hauptmenge an Peptaibolen sowie nachfol­ gend niedermolekulare Verunreinigungen. Ausbeute: 1,8 g. In einer zweiten säulenchromatographischen Reinigungsstufe erfolgt die Chromatographie an Kieselgel 60 unter Verwendung von Chloroform/Methanol/Triethylamin (9 : 1; 0.1; v/v) als Eluent. Ausbeute: 1,1 g. Eine weitere Anreicherung der Peptaibole und des koproduzierten Ampullosporins kann durch nochmalige Säulenchromatogra­ phie an organophilen Dextrangelen, wie Sephadex LH-20, in Methanol erfolgen. Das auf diese Weise erhaltene Gemisch der Peptaibole 1-4 kann durch Hochleistungsflüssigkeitschromatographie unter Verwendung von Reverspha­ sen-Kieselgelen (z. B. RP18) und eines binären Gradienten Wasser-Acetonitril (95 : 5 zu 5 : 95, 30 min) aufgetrennt werden. Die reinen Peptaibole können aus Acetonitril oder Chloroform-Hexan-Mischungen umkristallisiert werden. Bei­ spielsweise beträgt die Ausbeute der Aufarbeitung eines 20 l- Fermentationsansatzes (Umkristallisation aus Acetonitril oder Chloroform/Hexan- Mischungen) 50 mg 1, 10 mg 2, 3 mg 3 und 2 mg 4.
4. Strukturaufklärung
Die Struktur der neuen Peptaibole entsprechend allgemeiner Formel I wird durch die massenspektrometrischen und kernresonanzspektroskopischen Untersu­ chungen bestätigt.
Tabelle 1 zeigt die physikochemischen Eigenschaften. Das Molekulargewicht, die chemische Formel und die Sequenz der Aminosäuren in den neuen Peptai­ bolen wurde durch hochauflösende Electrospray-Massenspektrometrie und Tan­ dem-Massenspektrometrie (CID-MS/MS, MSn) bestimmt. Die Chiralitätsanalyse wurde durch seine Hydrolyse, Derivatisierung der erhaltenen Aminosäuren mit Marfey's Reagenz und HPLC-Analyse unter Vergleich mit chiralen Aminosäure­ derivaten durchgeführt.
Tabelle 1
Physikochemische Eigenschaften der Peptaibole 1, 2, 3 und 4
5. Biologische Wirksamkeit
Die Peptaibole 1, 2, 3 und 4 zeigen in einer Dosis von 1-100 mg/kg Körpergewicht an der Maus eine dosisabhängige Abnahme der Körpertemperatur bis zur Raumtemperatur in der gleichen Größenordnung wie das bekannte Neurolepti­ kum Chlorpromazin (Thompson, E. B. Drug Bioscreening, Drug Evaluation Techniques in Phamacology, Chapter 3: Antipsychotic activity; VCH New York, Weinheim, Basel, Cambridge, S. 25-22, 1990).
Ferner induzieren sie die Pigmentbildung durch den Pilzstamm Phoma destrucfi­ va und wirken antibakteriell und fungizid gegen grampositive Bakterien und phytopathogene Pilze.
SEQUENZPROTOKOLL

Claims (8)

1. Verbindungen der Formel I,
N-Acetyl-L-Trp-L-Ala-Aib-Aib-L-Leu-Aib-L-Gln-X-L-Gln-L-Leu- Y- L-Gln -L-Leucinol
I,
worin Y für Aib steht und X L-Ala-Aib-Aib, Aib-L-Ala-Aib oder Aib-Aib-L-Ala bedeutet, oder worin Y für L-Ala steht und X L-Ala-Aib-Aib bedeutet.
2. Verbindung der Formel I gemäß Anspruch 1, worin X L-Ala-Aib-Aib ist und Y für Aib steht.
3. Verbindung der Formel I gemäß Anspruch 1, worin X Aib-L-Ala-Aib ist und Y für Aib steht.
4. Verbindung der Formel I gemäß Anspruch 1, worin X Aib-Aib-L-Ala ist und Y für Aib steht.
5. Verbindung der Formel I gemäß Anspruch 1, worin X L-Ala-Aib-Aib ist und Y für L-Ala steht.
6. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man Sepedonium sp. DSM 10602 in einem Nährmedium kultiviert, bis sich diese Verbindungen in der Kulturbrühe anhäufen, und man sie nachfolgend daraus isoliert.
7. Verwendung der Verbindungen der Formel I gemäß Anspruch 1 als Arzneimittel für die Behandlung von neurologischen Erkrankungen.
8. Arzneimittel enthaltend eine Verbindung der Formel I gemäß Anspruch 1 nebst üblichen Hilfs- und Trägerstoffen.
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