Verfahren zur Herstellung eines haltbaren Desinfektionsmittels. Es ist bekannt, wässrige, mit Säuren oder sauren Salzen versetzte Lösungen von Rhodansalzen als Desinfektionsmittel zu benutzen. Beim Zusammenbringen der wäss- rigen Rhodansalzlösungen mit Säuren oder sauren Salzen zeigt sich aber der Übelstand, dass die Lösungen nach kurzer Zeit Schwefel wasserstoff entwickeln, und dass der Säure gehalt der Lösungen beim Stehen dement sprechend mehr und mehr abnimmt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Ver fahren zur Herstellung eines haltbaren Desinfektionsmittels in Form eäner Lösung, das dadurch gekennzeichnet ist, dass ein R.hodanid, ein Säurespender und ganz geringe Mengen solcher Metalle oder Metallverbin- dungen, welche imstande sind, die Schwefel wasserstoffentwicklung zu verhindern, in ein Lösungsmittel eingetragen werden, wodurch auf antikatalytischem Wege eine Zersetzung des Rhodanids hintangelhalten wird.
Zur Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens kommen als geeignete Zusatz stoffe vor allem solche in Betracht, deren Metalle in Säuren schwer lösliche Sulfide zu bilden vermögen, wie insbesondere Kupfer, Silber, Quecksilber, Wismut, Blei und deren, Verbindungen, ferner Molybdänsäure und in gewissem Grade auch Chromsesquiogyd, wohingegen solche Stoffe wie Titansäure, Vanadinsäure, Uranoxyd, 1llanganogyd oder Cerogyd, die Sehv=efelwasserstoffentwicklung nicht zu verhindern vexmögen,
ausscheiden. Die gemäss der Erfindung zuzusetzenden Mengen der in Rede stehenden Metalle bezw. Metallverbindungen sind ganz wesentlich g o eringer als fdie zur Umsetzung der an- gewandten Rhodanide stöchiometrisch er forderlichen.
Zwar ist es bekannt, ein Gemisch von Rhoda.nverbindungen und Kupferverbindun gen als Mittel zum Beizen von Saatgut zu verwenden. Danach sohlen die Rhodan- verbindungen und Kupferverbindungen in stöchiometrischem Verhältnis angewandt werden, so dass sich aus ihrer Lösung Kupfer rhodanür abzuscheiden vermag.
Die Wir kung, auf die es für die vorliegende Erfin- dung ankommt, nämlich die sonst beim Zu sammenbringen von Rhodansalzlösungen mit Säuren; oder sauren Salzen schnell auf tretende Schwefelwa.sserstoffbildung zu ver hindern oder hintanzuhalten, war bei dem bekannten Verfahren weder erkannt noch angestrebt. Von einem Zusatz von Säuren oder sauren Salzen zu den Rhodanverbindun- gen ist dort im allgemeinen: überhaupt keine Rede.
Nur an einer Stelle heisst es, da.ss eine vorzeitige Ausscheidung von Kupferrhodanür in Abwesenheit von Reduktionsmitteln durch Zusatz von Säuren oder sauren Salzen ver mieden oder verzögert -erden könne. Dass a <B>,</B> bt -r hierbei die, Kupferverbindungen tD etwa befähigt wären, eine Schwefelwasserstoff- entwieklung zu verhindern, war ebenfalls nicht erkannt.
Die Wirkung des Verfahrens wird durch folgende Vergleichsbeispiele erläutert:
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)Verden:
<tb> 1. <SEP> 25g <SEP> Natriumrhodanid,
<tb> <B>2 <SEP> 5</B> <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat,
<tb> 450g <SEP> Wasser <SEP> zu
<tb> 500 <SEP> g <SEP> gelöst, <SEP> so <SEP> zeigt <SEP> eine <SEP> solche
<tb> 10%ige <SEP> Lösung schon nach 1- oder 2tägigem Stehen eine unangenehme Schwefelwasserstoff- Abspal tung, die sich dauernd fortsetzt.
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Löst <SEP> man <SEP> dagegen:
<tb> 2. <SEP> 2 <SEP> 5 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid,
<tb> 25 <SEP> g <SEP> Ka.liumbisulfat,
<tb> 4:i0 <SEP> g <SEP> )Vasser <SEP> zu
<tb> 500g <SEP> auf <SEP> und <SEP> setzt <SEP> dazu
<tb> 0,05 <SEP> g <SEP> Kupfersulfat <SEP> kristallisiert,
<tb> (= <SEP> 0.1ö <SEP> des <SEP> Salzgemisches <SEP> = <SEP> 0.01
<tb> der <SEP> 10 <SEP> % <SEP> igen <SEP> Lösung),
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so <SEP> nimmt. <SEP> diese <SEP> Lösung <SEP> eine, <SEP> gelbe <SEP> bis <SEP> rötlieh gelbe <SEP> Farbe <SEP> an. <SEP> Sehwefelwasserstoffgerucli
<tb> macht <SEP> sich <SEP> auch <SEP> nach <SEP> langem <SEP> Stehen <SEP> nicht
<tb> bemerkbar.
<tb> Löst <SEP> man:
<tb> 3. <SEP> ?5 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid,
<tb> 25 <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat,
<tb> 450g <SEP> Wasser <SEP> zu
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500 <SEP> g <SEP> auf <SEP> und <SEP> setzt
<tb> 0,02g <SEP> metallisches <SEP> Kupfer
<tb> (= <SEP> 0,04 <SEP> % <SEP> des <SEP> Salzgemisches <SEP> =
<tb> 0,004% <SEP> der <SEP> 10%igen <SEP> Lösung) zweekmässig in feiner Pulverform hinzu, so entsteht eine haltbare, gleichfalls gelblich rote Lösung, welche völlig frei vom Geruch nach Schwefelwasserstoff bleibt.
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Löst <SEP> man:
<tb> 4. <SEP> 25 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid,
<tb> 25 <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat.
<tb> 450 <SEP> g <SEP> Wasser <SEP> zu
<tb> 500 <SEP> g <SEP> auf <SEP> und <SEP> setzt
<tb> 0,05g <SEP> Mo03 <SEP> zu, so entsteht eine haltbare, von Schwefel- wasserstoffentwicklung freie Lösung. Sie ist dunkelrot gefärbt.
Die nach .dem vorliegenden Verfahren herstellbaren Lösungen eignen sich für Desinfektionszwecke sehr gut und weisen einen etwa gleichbleibenden Säuretiter auf.
Zweckmässigerweise setzt man die als Stabilisatoren wirkenden Metalle oder Me tallverbindungen der sauren Lösung des R:hodanids zu.
Man kann aber auch die das Auftreten von Schwefelwasserstoff verhindernden klei nen Mengen Zusätze der genannten Art statt den Lösungen schon dem trockenen Gemisch des R.hodanids und des Säurespenders bezw. einem der Bestandteile des herzustellenden Gemisches bezw. der herzustellenden Lösung, also beispielsweise dem festen Rhodanid zu setzen und hernach einst lösen.
Soll das Desinfektionsmittel in Verbin dung mit Pflanzenschleimen, also in Form eines Gels verwendet werden, was für gewisse Anwendungszwecke besonders günstig ist, so empfiehlt es sieh, die Menge der zuzusetzen den Metallei bezw. Metallverbindungen erheb lich zu erhöhen. Für diese Anwendungsform eignet sich im übrigen besonders der Zusatz der freien Metalle in feinverteilter Form, zumal diese dabei auch gleichmässig in dem Gel suspendiert bleiben.
Aber auch die Wirksamkeit der freien Metalle ist in diesem Falle günstiger. Beispielsweise kann man bei Herstellung eines Gels, das auf 1 kg Pflan zenschleim je 1,25 kg Natriumrhodanid und Kaliumbisulfat in wässriger Lösung enthält, etwa 5-6 g Kupfer oder Silber in feinver teilter metallischer Form zusetzen, um ein dauernd gegen das Auftreten von freiem Schwefelwasserstoff geschütztes Präparat zu erhalten.
Bezüglich der Verwendung von Pflanzen schleimen zur Erhöhung der Viskosität der Lösungen zu dem Zwecke, die desinfizierende Wirkung des sauren Rhodans durch erhöhte Haftung zu lokalisieren und für längere Zeit wirksam zu erhalten, ist aber folgendes zu beachten:
Es ist bekannt, dass Rhodansalze auf viele Stoffe lösend wirken, beispielsweise wirkt Rhodan verflüssigend auf Gelatinelösungen. # Weiterhin ist bekannt, dass sauer reagierende Lösungen den Viskositätsgrad eines Schleimes von cremeartiger bis ölartiger Konsistenz derart verändern, dass .die Lösung ihre Visko sität allmählich verliert unddamit den oben erwähnten Zweck zur Hauptsache nicht mehr erfüllen kann.
Gelatine ist deswegen nicht verwendbar. Viskose Eiweisslösungen verlie ren durch ,den Zusatz saurer Rhodanidlösun- gen gleichfalls ihre Viskosität und scheiden i daher ebenfalls aus. Das im Handel befind liche, zur Herstellung viskoser Lösungen häufig benutzte Pektin erfüllt bei frischer Herstellung saurer Rhodanidlösungen zu nächst zwar seinen Zweck.
Es tritt aber im i Laufe von nur wenigen Wochen eine weit gehende Verflüssigung ein, wodurch .die Prä parate unbrauchbar weirden. In gleicher Weise verhalten sich auch viele Pflanzen schleime, beispielsweise solche von Lein sauren, Quittenkernen, Flohsamen, Salep- wurzeln, Cubeben und dergl.
Es hat sich nun überraschenderweise ge zeigt, dass man gute, haltbare, viskose, saure Rhodanidlösungen herstellen kann, wenn man als Bindemittel Tragant verwendet. Hier liegen die Dinge sogar geradezu um gekehrt als in den andern Fällen. Bei Ver einigung des Tragants mit,der sauren Rhoda- nidlösung tritt nach einiger Zeit eine Er höhung der Dickflüssigkeit ein. Dieser Zustand bleibt so gleichmässig bestehen, dass das Präparat während langer Zeit brauchbar bleibt.
Man stellt die viskose, saure Rhodanid- lösung in der praktisch üblichen Weise her, indem man eine für den jeweiligen Grad,der Viskosität eirforderlichie Menge von Tragant- pulver mit Glycerin gut verreibt und dieses Tragant-Glycerin unter ständigem Rühren zu der sauren Rhodanidlösung gibt,
die zweckmässig in der oben beschriebenen Weise mit geringen Mengen der dort angegebenen Arten von Metallen oder Metallverbindungen versetzt ist. Es entsteht so die beabsichtigte brauchbare viskose, saure Rhodanidlösung. Beispielsweise kann man folgendermassen verfahren: 11 Teile Tragant werden mit 20 Teilen Borsäure gemischt und mit 300 Teilen Gly- cerin (1,23 spez. Gewicht) fein verrieben.
Diese Anreibung löst man dann in 404, Teilen Wasser zu einer viskosen Masse auf und setzt so viel einer konzentrierten, (durch Zusatz von Natriumbisulfat, Salzsäure, Phosphorsäure oder dergl. auf einen px-Wert von etwa<B>1,7</B> eingestellten, also, sauren, durch ganz geringe Mengen von Kupfersulfat oder dergl.
stabi lisierten Rhodanidlösung und Wasser unter gutem Vemmischen zu, bis das Endgewicht 1000 g beträgt und- diese viskose Lösung einen Rhodanionengehalt von. rund 1,8 % mit dem pH-Wert von etwa 1,7 aufweist.
Der Zusatz von Glycerin kann auch un terbleiben.
Die erfindungsgemäss hergestellten: Desin fektionsmittel können für das gesamte Gebiet der allgemeinen Desinfektion, wie z. B. für die Desinfektion von Räumen, Möbeln, Eisenbahnwaggons, ärztlichen Instrumenten, Waschgefässen, Wäsche usw. verwendet werden.
Der Schutz für das vorliegende Verfahren wird nur insoweit beansprucht, als es sich nicht um @diei Herstellung von Desinfektions mitteln zur therapeutischen, oder prophylak- tischen Behandlung des menschlichen oder tierischen Körpers handelt.