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Kunstdarm.
Die vorliegende Erfindung betrifft künstliche Wursthüllen.
Kunstdärme mannigfacher Art sind bekannt. So ist bereits seit langem vorgeschlagen worden, zur Herstellung von künstlichen Hüllen für Würste dünne Baumwollgewebe mit durch alaungehärteter Gelatine zu imprägnieren, um die künstliche Hülle oder Haut widerstandsfähig zu machen und den Inhalt derselben vor Fäulnis zu schützen. Kunstdärme, deren Grundlage Gewebe bilden, haben sich jedoch in der Praxis nicht bewährt, da der Stoff beim Aufschneiden der Wurst zerfasert. Zudem sind solche Kunstdärme auch teuer. Pergamentpapier mit verschiedenen Überzügen ist gleichfalls für Kunstdärme schon benutzt worden. Zur Herstellung von einseitig gefärbten Kunstdärmen sollen ferner sowohl pergamentierte als auch nicht pergamentierte Papiersorten, z.
B. aus gewissen Maulbeerbäumen, tauglich sein, die vor oder nach dem Kleben zu einem Schlauch auf einer Seite vorzugsweise mit Hämoglobin oder dessen Abkömmlingen als Bindemittel für den Farbstoff behandelt werden.
Zur Herstellung eines Ausgangsstoffes für Kunstdärme, dem die Eigenschaft zukommen soll, sich im feuchten Zustande auszudehnen und beim Trocknen zusammenzuziehen, ist in der deutschen Patentschrift Nr. 568820 vorgeschlagen worden, die langen, biegsamen und festen Pflanzenfasern der Familien Edgeworthia, Broussonetia und Wilkstroemia, insbesondere der Pflanzenarten Mitzumata, Kodzu und Gampi, der Behandlung mit gelösten Cellulosederivaten, gegebenenfalls unter Zusatz von Weichmachungsmitteln zu unterwerfen, das Lösungsmittel zu entfernen und das verbleibende Zellulosederivat zu regenerieren. Abgesehen davon, dass für dieses Verfahren nur Pflanzenfasern ganz besonderer Art brauchbar sind, ist die Erzeugung solcher Kunstdärme schwierig und kostspielig.
Die vorliegende Erfindung löst die Aufgabe, in einfacher Weise eine künstliche Hülle zu schaffen, die allen Ansprüchen genügt und sich erforderlichenfalls einem durch allmählichen Wasserverlust verringertem Volumen der Wurstfülle anzupassen vermag, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn es sich um längere Zeit zu lagernde Waren, wie Dauerwürste, handelt.
Die Kunstdärme gemäss der Erfindung bestehen aus Papier als Grundstoff, der mit Eiweissstoffen, z. B. Gelatine od. dgl., behandelt ist, und sind dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern eines entsprechend reissfesten, aber saugfähigen (harzleimfreien oder harzleimarmen) Papiers in die zweckmässig gehärteten Eiweissstoffe vollständig eingebettet sind. Die Imprägnierung besteht aus zweckmässig mit Formaldehyd behandelter, nicht voll ausgehärteter Gelatine. Ein für die neuen Kunstdärme geeignetes harzleimfreies Papier wird beispielsweise in gleicher Weise hergestellt wie das übliche Packpapier mit dem Unterschied, dass der Leimungsprozess in Fortfall kommt.
Die Verwendung von bei entsprechender Reissfestigkeit saugfähigem, also harzleimfreien oder harzleimarmen, Papier ermöglicht es, eine Imprägnierung, insbesondere mit Gelatine, bis zu einem solchen Grade zu vollziehen, dass das Imprägnierungsmittel die einzelnen Fasern des Papiers vollständig eingebettet enthält, derart, dass das Imprägnierungsmittel nicht einen einzigen Überzug auf der äusseren Oberfläche, wie dies bei der Behandlung von geleimtem Papier der Fall ist, sondern einen wesentlichen Bestandteil der Struktur des imprägnierten Papiers bildet. Taucht man z.
B. ein harzleimfreies Papier in eine Lösung von Gelatine, die mit einem Härtungsmittel versetzt ist (beispielsweise in eine Lösung, die 250 g Gelatine auf 4 bis 5 Liter Wasser mit einem Zusatz von etwa 8% einer 40% igen Formaldehydiösung enthält), so erhält man nach dem Trocknen und allenfalls einer Nachbehandlung mit Glycerin (welche Behandlung zum Geschmeidigmachen von erhärteter Gelatine an sieh bekannt ist), ein zur Herstellung von künstlichen Wursthüllen besonders geeignetes Material. Ein derartiges ungeleimtes Packpapier zeigt nach der Imprägnierung eine vollständig
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ausreichende Festigkeit, um in Form einer in üblicher Weise durch Verkleben oder Vernähen der Längsränder hergestellten schlauchförmigen Hülle dem Druck beim Füllen zu widerstehen.
Die Härtung der Eiweissstoffe kann der der Imprägnierung auch nachfolgen. Sie erfolgt vorzugsweise durch eine Behandlung mit Formaldehyd, doch können auch alle sonstigen bekannten Methoden zur Härtung bzw.
Koagulierung von Eiweissstoffen zur Anwendung gelangen. Die getrockneten Kunstdärme können, wie bereits dargelegt, noch durch ein Glycerinbad geführt werden und dann neuerlich getrocknet werden. Durch Zusammenwirkung des saugfähigen Grundstoffes (der aus diesem Grunde keine Sprödigkeit besitzt) und der in die Fasern eingelagerten elastischen Tränkungsmasse gewinnt man ein Material, welches nach der Zurichtung zum Kunstdarm und der Füllung quellfähig und schrumpffähig bleibt. Nach einem Anquellen kann ein solcher Kunstdarm auch, wenn gewünscht, vor dem Füllen gewendet werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Kunstdarm, bestehend aus Papier als Grundstoff, der mit Eiweissstoffen, z. B. Gelatine od. dgl., behandelt ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern eines entsprechend reissfesten aber saugfähigen (harzleimfreien oder-armen) Papiers in die zweckmässig gehärteten Eiweissstoffe vollständig eingebettet sind, so dass das Papier durchgehend imprägniert ist.