Veit Vaelske

Die Gedenkschrift für Günter Poethke (8.9.1939-12.12.2020) versammelt Beiträge aus der griechisch-römischen Altertumswissenschaft und Ägyptologie und gibt damit einen Querschnitt durch Günter Poethkes Interessens- und Arbeitsgebiete.

Neben Editionen griechischer Papyri aus hellenistischer und römischer Zeit, Erörterungen neuer Dokumente aus dem pharaonischen bis spätantiken Ägypten, Aufsätzen zu griechischen Inschriften außerhalb Ägyptens und einem Beitrag zur Restaurierung von Papyri bietet der Band in Form biographischer Notizen zu Günter Poethke Informationen über die wechselvolle Geschichte der Altertumswissenschaften in der DDR. Erstmals wird auch ein Blick auf Poethke als Übersetzer in der DDR geworfen.

Der Sammelband wird durch Indices erschlossen. Als Querschnitt zu Forschungsfragen der Klassischen Philologie, Archäologie und Ägyptologie ist er für jeden Altertumswissenschaftler von Interesse.

Die im Oktober 2011 verteidigte und mit der Note "summa cum laude" bewertete Arbeit beschäftigt sich mit der Auswertung aller bis 2011 bekannt gewordener Zeugnisse, die im Nahen Osten auf eine Kenntnisnahme und Verehrung der ägyptischen Götter Isis, Sarapis, Apis, Harpokrates etc. hindeuten. Eine grundlegende Materialaufnahme mithilfe eines DAAD-Stipendiums erfolgte 2003 bis 2004 in allen Levanteländern. Die im Zuge dieser Recherchen allerdings ausufernde Materialbasis führte dazu, den Fokus der Dissertation auf die südliche Levante zu richten. Zeitlich wurden vor allem die Jahrhunderte der hellenistischen und römischen Beherrschung des Gebiets näher untersucht.
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This thesis, defended in October 2011 and rated "summa cum laude", evaluates testimonies that became known until 2011, which in the Middle East point to a recognition and worship of the Egyptian gods Isis, Sarapis, Apis, Harpocrates, etc. , Basic material was collected with the help of a DAAD scholarship in 2003-2004 in all Levant countries. However, in the course of these researches, a sprawling material base led to the focus of the dissertation on the southern Levant. In particular, the centuries of Hellenistic and Roman domination of the area were examined more closely.

The analysis of a bronze shabti from the royal necropolis at Tanis (ca. 1000 BC) has revealed its manufacturing of Wadi Arabah-copper. The connection with the mining region, which synchronously supplied also Phoenicia and Greece, was renewed already during dynasty 21, not only under Pharaoh Sheshonq I (dyn. 22).

Analysis of the drawings on a 5th century AD papyrus containing a list of multiplications. On the recto, an eagle with XI monogram emblematises the Christian notion of resurrection and ascent of the soul. On the verso, what was earlier considered just an ornament is in fact a geographical map of an Eastern Desert wadi and is fashioned following patterns of older Egyptian cartography.

This chapter discusses Egyptian figurines, particularly between 664 and 332 BCE, reviewing the major excavations where figurines have been found and published, the primary types of Late Period figurines, and some of the major issues related to date and interpretation.

Since 2008 the excavation work of the Tell Basta Project/German-Egyptian Joint Mission focuses not only on the area inside the Great Temple of Bastet but also on its periphery. Thus it has become possible to question the common state of research, according to which the history of the town and temple of Bubastos during the Roman period is intransparent, if the site was not even abandoned. After surveying different kinds of sources, the article tries to indicate that the Great Temple was not deserted but in fact still used as a sanctuary or at least as a public building.

"Einzigartige Privatsammlung
Für seinen Sommersitz in Klein-Glienicke trug Prinz Carl von Preußen eine der – im 19. Jahrhundert deutschlandweit – reichsten fürstlichen Privatsammlungen antiker Fragmente zusammen. Viele der antiken Objekte, aber auch Antikenkopien oder -nachahmungen, wurden als Garten- und Brunnenfiguren aufgestellt oder rein dekorativ im Gartenhof des Schlosses, im und am Casino sowie in bzw. an der „Kleinen Neugierde“, einem Teepavillon, als Wand- oder Bodenschmuck eingelassen. Weitere Stücke, wie die auf der Wiese im Pleasureground gruppierten Architekturfragmente, bilden einen malerischen Akzent in dem von Peter Joseph Lenné (1789-1866) gestalteten Landschaftsgarten. Die Bildwerke gehören somit zu wesentlichen Gestaltungselementen des Schloss- und Gartenensembles, das als eines der wertvollsten Zeugnisse für die gestalterische Auseinandersetzung mit der Antike durch den Bauherrn und die beteiligten Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), Ludwig Persius (1803-1845) und Ferdinand von Arnim (1814-1866) gilt.

Kenntnisse über Kunst und die Antike wurden dem jungen Prinzen im Unterricht durch den Berliner Archäologieprofessor Aloys Hirt (1759-1837) vermittelt. Mit dessen Schriften bereitete er sich auf seine erste Italien-Reise 1822/23 mit seinem Vater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840) und seinem Bruder Prinz Wilhelm (1797-1888) vor. Die Leidenschaft für das Sammeln jedoch weckte in ihm sein Erzieher Johann Heinrich Carl Freiherr von Menu (1772-1846), ab 1820 von Minutoli, der selbst – vor allem in Ägypten – als Ausgräber tätig war."

"Erarbeitet wurde der Katalog von dem Berliner Archäologen Sepp-Gustav Gröschel, unter Mitarbeit von Veit Vaelske und Sebastian Prignitz, unterstützt von Daniela Siegel. Gefördert durch die Reinhold und Elisabeth Schulze-Stiftung konnten die Glienicker Antiken erstmals vollständig erschlossen werden.
https://www.spsg.de/forschung-sammlungen/bestandskataloge/antiken-ii/

The early period of the Libyan oasis Siwa, contemporaneous to the Archaic and Classical
ages of Greece, is relatively unknown and not yet sufficiently explored. So, until now it has
only been conjecture that a lively cultural exchange already took place during the seventh
century B.C., while for the sixth century B.C. the application of Greek architectural
knowledge to the building of the oracular temple of Ammon at Siwa can be confirmed.
Nonetheless, the conjecture has always lacked local evidence of religiously motivated
frequentation by Greeks before the fifth century B.C. The gap in our knowledge is about
to be filled by reappraisal of the marble statuette of a reclining ram that was brought by the explorer Gerhard Rohlfs from Siwa to Berlin in 1869. The sculpture is an imported votive offering dating to the end of the sixth century B.C. It can be compared to other pre-Hellenistic evidence of the adoption of Egyptian religious habits and iconographies by Greeks.

This article is based on a lecture given at Aegypten Forum Berlin, which for the first time discussed most of the Egyptianizing tombs at Berlin cemeteries. Even though the number of sepulcral monuments has been reduced by war and demolition, a typology can be established, covering obelisks, three-dimensional buildings, epitaphs, pyramids, distinguished details and originals. In conclusion the reasons for choosing an Egyptianizing tomb are discussed. The popular idea that Egyptian style marked a interreligious platitude can be rejected based on selected examples.

Nach 1945 erlebte die traditionsreiche Berliner Papyrusforschung an der Deutschen Akademie der Wissenschaften eine Renaissance. Das ermöglichte ein bis in die Kaiser- und Weimarer Zeit zurückwurzelndes Netzwerk ehemaliger Mitarbeiter und Verbündeter in Berlin, Jena und Leipzig. Diese Akteure etablierten und dirigierten die notwendigen Strukturen an der Akademie und später auf der Museumsinsel ebenso wie zwischen ihnen die Besetzung von Stellen ausgehandelt oder Versuche politischer Vereinnahmung routiniert abgewehrt wurden. Der Vortrag beschreibt eine bis in die Zeit nach 1989 lebendige konservative "Unterströmung"; dieses Modell wird benutzt und erläutert in Kontrast zu statischen Termini wie "Nischen" oder "Freiräume". Ausgewertet werden dazu Archivbestände in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, den Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, der Humboldt-Universität zu Berlin und im Privatbesitz.

Lange wurde die Forschung von der Vorstellung beherrscht, dass im östlichen Mittelmeerraum um 1200 v. Chr. aufgrund einer allgemeinen, alle wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereiche erfassenden Katastrophe die sogenannte Bronzezeit endete. Danach folgten die vermeintlich dunklen Jahrhunderte der frühen Eisenzeit, deren Lebenswirklichkeit von verschütteten kulturellen Traditionen, vom Abbruch alter Handelsnetzwerke und von der Ausbildung kleinteiliger, isolierter Gemeinwesen geprägt gewesen sein soll. Mittlerweile wird dieses Weltuntergangsszenario differenzierter gesehen. Aber nach wie vor hindert der Mangel an Informationen daran, die Entwicklung der frühen Eisenzeit (12. - 10. Jh.) genauer zu beschreiben. Das gilt insbesondere für Ägypten, wo für die 21. Dynastie nur sehr wenige historische Quellen zur Verfügung stehen. Der Vortrag geht von Forschungsergebnissen des Copper Trails Project aus, das die geologische Herkunft und Verteilung des strategischen Rohstoffes Kupfer bestimmt und interpretiert. Zusätzlich werden weitere Möglichkeiten diskutiert, mit Hilfe archäologischer und archäometrischer Methoden Ägyptens internationale Bedeutung und Verpflechtung im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. zu erfassen.

Lange wurden die Jahrhunderte um 1000 v. Chr. als „Dark Ages“ beschrieben: Der Kollaps der bronzezeitlichen Politien und ihrer Wechselbeziehungen während des 12. Jh. schien zu einer „Regionalisierung der Kulturen” (J. Assmann) und zu einer Reduzierung globaler Kontakte geführt zu haben. Allerdings besteht die Möglichkeit, die Situation aufgrund des Mangels an Schriftquellen zu verkennen. Aufgrund des Fehlens von Staatsarchiven und diplomatischen Korrespondenzen, wie sie für die Späte Bronzezeit noch zur Verfügung stehen, müssen eisenzeitliche Netzwerke vorrangig in der Verteilung von Waren und strategischen Rohstoffen nachvollzogen werden. Das Copper Trails Project ist ein Forschungsverbund zur Provenienzbestimmung von Kupfer in archäologischen Objekten; entsprechende Daten zur Metallzirkulation können als Indikatoren für wirtschaftliche bzw. politische Beziehungen herangezogen werden. Aktuelle Pilotstudien liefern Aufschluss darüber, aus welchen Minengebieten Phönizien und Ägypten mit Kupfer versorgt wurden. Es zeichnet sich ab, dass die früheisenzeitliche Mittelmeerwelt enger vernetzt war, als bislang angenommen worden ist.

Traditionally, the Phoenicians are implicated in metal trade and production especially in regard to copper and copper alloys. This picture, though comprehensive in a global perspective, needs further specification and gets especially blurry when it comes to the Phoenician homeland. What do we know exactly about the provenance and the processing of copper and bronzes in the coastal cities of Phoenicia? The answer to this question so far has to be negative. The project "Early Iron Age Copper Trails in the Mediterranean", started
at Humboldt-Universität zu Berlin in cooperation with Deutsches Bergbau-Museum Bochum and the Direction générale des antiquités du Liban, focuses on cataloguing and analyzing provenanced and stratified copper/bronze-findings from the Lebanese coast. The intention is to evaluate common assumptions and to establish a factual basis concerning the industrial and economic complex of the Phoenician cities within their commercial setting in the Mediterranean.

The research on terracottas in Egypt momentarily undergoes a certain paradigm shift. The progress of ongoing excavations does not only produce an increase of material, it also offers the opportunity to overcome the ambiguous studying of iconographies of uncontextualized objects, and to examine historical configurations of coroplastic production and terracotta usage. It has become possible to ask for workshops, for the development of series or for local preferences, as well as for the implications of a longue durée of Egyptian terracotta art respectively for aspects of cross-fertilization with other areas of coroplastic production outside Egypt. Among the many variables that  have to be determined, the question for polyvalence is still open: Terracotta types or series can have endured different constructions of meaning during their life span. The significance that applied for one replica, might not have for the other. Using specific examples this presentation will measure the extent of the phenomenon and point out hermeneutic ramifications.

Begründet unter Mohammed Ali in den 1830er Jahren wuchs das im östlichen Nildelta gelegene Zagazig zu einer der wichtigsten Stadte Agyptens neben Alexandria und Kairo heran. Zu dieser Bedeutung fuhrte nicht nur die ökonomische Stellung Zagazigs, sondern auch die unmittelbare Nachbarschaft zu der antiken Metropole Bubastos. Während letztgenannter Ort häufiger Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses geworden ist und vom Tell Basta Project erforscht wird, ist die neuzeitliche ägyptische Stadt noch weithin unbekannt. Ursprünglich vorwiegend europäisch geprägt und von vielen immigrierten Griechen - sogenannten Αιγυπτιωτες - bewohnt, hat Zagazig in jüngerer Zeit einen massiven demographischen Wandel erlebt, der sich nicht zuletzt im Stadtbild ablesen lässt. Der Vortrag befasst sich erstmals ausführlich mit der Geschichte dieser ägyptischen Stadt und erörtert dafür Textquellen sowie Architekturbeispiele, die vor allem der Periode zwischen 1850 und 1950 entstammen.

During various excavations in Lower Egypt clay statuettes have been found, consisting of separately formed horses and mounted bearded riders. The distinctive appearance has led not only to different identifications, but also to ethnic interpretations. Common are appellations such as ‘Scythians’ or ‘Persian Riders’ whereby a connection with a multi-ethnic Nile Delta is implied. This reading might be supported by the dating of the figurines to the third century BC, in the Egyptian Late Period, separating the type from Egyptian coroplastic production during the later Hellenistic Period or the Roman Period. The Tell Basta Project so far has found about 65 fragments of horse-and-rider-figurines of this iconographic pattern; enough material to assess in comparison with previous discussions and to try to establish a classification for this specific terracotta group. (state of knowledge 2012)