Tatort Dangast: Schmutzige Geschäfte
Von Gitte Jurssen
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Über dieses E-Book
Die Kommissare Kim und Koller rufen eilig ihr Team zusammen, um die Kinder zu finden und die entsprechenden Hintergründe aufzuklären. Auch Kollers treuer Schäferhund Kobold kommt wieder zum Einsatz und dank seiner bewährten Spürnase fügen sich weitere Puzzlestücke zusammen.
Bald darauf erkennt die Polizei, dass es sehr weitreichende Verbindungen ins Kinderhandel- und Drogenmilieu gibt, die von dem Aufklärungsteam wirklich das Äußerste abverlangen.
Eine wilde und so niemals erwartete Abfolge von Ereignissen beginnt.
Gitte Jurssen
Über die Autorin: Gitte Jurssen ist seit etlichen Jahren Dangastliebhaberin. In ihrer gemütlichen Ferienwohnung vor Ort hat sie viel Zeit verbracht, bevor sie sich zu einer Dangast-Krimi-Reihe entschlossen hat. Unter ihrem richtigen Namen sind bereits einige Romane erschienen, aber dieses Projekt hat ein Alleinstellungsmerkmal verdient. Deshalb entschied sie sich für ein Pseudonym.
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Buchvorschau
Tatort Dangast - Gitte Jurssen
Über dieses Buch:
In Dangast herrscht große Aufregung. Nach dem beliebten Osterfeuer mit vielen Teilnehmern werden in der Nacht darauf Zwillinge aus der Klinik Wattengold entführt. Eine sofortige und groß angelegte Suche bleibt ohne Ergebnis.
Die Kommissare Kim und Koller rufen eilig ihr Team zusammen, um die Kinder zu finden und die entsprechenden Hintergründe aufzuklären. Kims Nichte ist über Ostern zu Besuch und trägt unbewusst zur Klärung des Falles bei. Auch Kollers treuer Schäferhund Kobold kommt wieder zum Einsatz und dank seiner bewährten Spürnase fügen sich weitere Puzzlestücke zusammen. Bald darauf erkennt die Polizei, dass es sehr weitreichende Verbindungen ins Kinderhandel- und Drogenmilieu gibt, die von dem Aufklärungsteam wirklich das Äußerste abverlangen.
Eine wilde und so niemals erwartete Abfolge von Ereignissen beginnt.
Inhaltsverzeichnis
Schmutzige Geschäfte
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Danksagung
Schmutzige Geschäfte
Die Sonne versank langsam am Horizont des Jadebusens und das Watt vor Dangast schimmerte geheimnisvoll wie dunkler Samt. Die Rinnsale, die die Tide noch nicht aus ihren Betten gezogen hatte, blitzten auf wie Spiegel, die der Dunkelheit trotzten. Der Anblick war fast unwirklich und auch wunderschön, aber er hatte keinen Sinn dafür. Sein Blick haftete an den Zwillingen, die am Rande des Watts mit ihren Plastikeimern, dick eingepackt, voller Eifer mit langstieligen Schaufeln Schlick in ihre bunten Eimer füllten. Es war recht kühl, aber das konnte ihrem emsigen Spieltrieb nichts anhaben. Sie waren fünf Jahre alt, so viel hatte sein Auftraggeber ihm verraten. Er seufzte angestrengt in sich hinein. Warum mussten es unbedingt diese Zwillinge sein? Meistens hieß es immer nur: Zwei Jungen, möglichst blond, nicht älter als fünf, nicht jünger als drei Jahre alt, oder so ähnlich. Bisher hatte er auch immer nur ein Kind besorgen müssen und er war sich noch nicht wirklich sicher, wie er das jetzt mit zwei so überaus quirligen Jungen bewerkstelligen sollte. Aber die Ferien gingen zu Ende und der Mittelsmann würde genau umMitternacht an dem verabredeten Treffpunkt sein. Also musste es noch heute geschehen.
Kapitel 1
Mittwoch, 05.04.2023
Er hatte einen jungen Spielkreishelfer ausgekundschaftet, der vermutlich knapp bei Kasse war und sich in den Ferien etwas Geld dazuverdienen wollte. Er hatte ihm weisgemacht, er wäre der Vater der Jungen und wollte sie einfach nur mal von weitem sehen. Die Mutter hätte aber etwas dagegen und er würde sich auch definitiv nicht zu erkennen geben. Er hatte ihm ein reichliches Taschengeld in die Hand gedrückt und der Junge hatte ihn daraufhin etwas verlegen und irritiert angesehen. Oder war sogar schon Misstrauen in seinem Blick? Egal, er musste schließlich ein gewisses Risiko eingehen. So war es immer. Er hatte sich den ganzen Tag auf dem Parkplatz der Haut-Klinik Wattengold aufgehalten, um nach seinen Opfern Ausschau zu halten. Er hatte sein Glück kaum fassen können, als ihm schon am ersten Tag die Zwillinge über den Weg gelaufen waren. Am Aufnahmetag liefen die Ankömmlinge meistens wie aufgescheuchte Hühner umher, um sich zu orientieren. Einige Väter hatten es sich nicht nehmen lassen, ihre Familie zu bringen, und deshalb fiel es nicht weiter auf, als er sich zwischen diese mogelte und so das Gelände ungehindert in Augenschein nehmen konnte. Auf dem Spielplatz der Einrichtung entdeckte er dann den jungen Spielkreishelfer, der gerade den Platz säuberte und harkte. Er verwickelte ihn freundlich in ein Gespräch und erfuhr, dass dieser nur in den Osterferien hier arbeiten würde. Das kam ihm sehr entgegen, denn sobald der Helfer weg wäre, würde wahrscheinlich kein Hahn mehr nachdiesem krähen. Vorsichtshalber hatte er sorgfältig sein Aussehen verändert, indem er sich einen Vollbart angeklebt, eine dicke Brille aufgesetzt und eine tief in die Stirn gezogene Mütze getragen hatte. Beim Blick in den Spiegel musste er schmunzeln; er erkannte sich fast selber nicht mehr. Der Junge sollte schließlich nichts weiter beitragen, als ihm mitzuteilen, wann die Zwillinge Ausflüge an den Strand unternehmen würden. Dazu hatte er ihm die Nummer seines Prepaid-Handys gegeben, das er beizeiten entsorgen würde. Genauso, wie er es nach Erledigung eines Auftrages immer handhabte.
Kapitel 2
Ostersonntag, 9. April 2023
Hauptkommissarin Christin Kim freute sich über den ersten längeren Besuch ihrer Nichte Rieke, die ihre Osterferien bei ihr verbringen sollte. Der Anlass war, dass Riekes Mutter, die Schwester von Christin, wegen eines Leistenbruchs in die Klinik eingeliefert werden musste und ihr geschiedener Ehemann auf eine bereits lange gebuchte Thailandreise nicht Verzichten wollte. Rieke war inzwischen zehn Jahre alt, ein aufgewecktes und fröhliches Mädchen.
Kim und ihre Schwester Karin besaßen eine Ferienwohnung in Dangast, die sie von ihrer Mutter geerbt hatten, nachdem diese vor neun Jahren gestorben war. Ihre Mutter war überglücklich gewesen, dass sie die Geburt ihrer Enkelin noch mitbekommen hatte. Oft hatte sie ihr Bedauern darüber geäußert, dass Kim kein Kind hatte und sich das wohl offensichtlich auch nicht ändern würde. Seit dem Tod ihrer Mutter vermieteten Kim und ihre Schwester die Wohnung an Feriengäste, aber zu Ostern trafen sie sich seither jedes Jahr dort im größeren Kreis, um gemeinsam das Fest zu verbringen. Dieses Jahr war es anders gekommen.
Am Ostersamstag hatten Kim, ihr Lebensgefährte Michael Kaper und Rieke, wie auch in den Jahren zuvor am Dangaster Osterfeuer teilgenommen. Weil es recht kalt und ungemütlich war, gingen sie schon recht frühzeitig in die Ferienwohnung, was Rieke zunächst gar nicht gefallen wollte. Nachdem sie anschließend aber Riekes Lieblingsspiel „Monopoly gespielt hatten, war sie wieder schnell versöhnt und lenkte das Gespräch geschickt auf den Dangaster „Osterwald
, den sie deshalb so getauft hatte, weil Kim und Michael regelmäßig in dem kleinen Geestwald vor dem Kurhaus Ostereier für sie versteckt hatten. Kim hatte etwas süffisant angemerkt, dass der Osterhase wohl eher jüngere Kinder im Sinn hätte, aber das schmunzelte Rieke mit einem gewieften Lächeln weg und erwiderte: „Wir können ja trotzdem mal schauen, ob da noch was zu holen ist".
Michael und Kim hatten sich zwar etwas erstaunt und amüsiert angesehen, aber dann doch noch schnell ein paar Eier aus dem Schrank geholt, die Michael im Wäldchen versteckte, während Kim ihre Nichte geschickt ablenkte. Das Wetter war glücklicherweise umgeschlagen. Die Sonne schien jetzt wärmer und versöhnlich und hatte, genau wie das Kind, jetzt endlich mitgespielt. Rieke strahlte, nachdem der Osterkorb nach ausgiebiger Suche doch recht gefüllt war. „Seht ihr, ich hatte doch recht, frohlockte sie. „Auch für Zehnjährige ist noch was drin
.
Nachdem sie jetzt fröhlich voraus gehüpft war, wäre sie beinahe mit einem Mann zusammengestoßen, der wohl hinter einem Baum gestanden hatte. Er drehte sich spontan weg und verschwand rasch und unerkannt im Gebüsch, ohne etwas zu sagen. Da Kim und Michael noch recht weit weg waren und sich angeregt unterhielten, hatten sie es nicht mitbekommen.
Sie hatten den Osterwald gerade verlassen, um einen Gang über den Flohmarkt an der Rennweide zu machen, als Kims Smartphone summte. Erstaunt sah sie auf dem Display, dass ihr Chef Meisner versuchte, sie trotz der Osterfeiertage zu erreichen.
„Hallo Chef! Frohe Ostern", grüßte sie fröhlich, bevor er zu Wort kam.
„Von wegen frohe Ostern, bellte er unwirsch. „Aus der Wattengold-Klinik sind Zwillinge verschwunden. Da ist nichts mehr mit Freizeit jetzt. Bitte fahren Sie sofort dort hin und kümmern sich. Die Bereitschaft und die Spusi sind schon vor Ort.
Kim musste schlucken und war auf einen Schlag hoch konzentriert. „Okay, ich bin eh gerade in Dangast. Ich bin in zehn Minutendort."
Michael und Rieke sahen sie aus großen Augen an. „Wir wollten doch gleich ins Krankenhaus zu Mama", jammerte Rieke.
„Tut mir wirklich leid. Aber aus der WattengoldKlinik sind Zwillinge verschwunden, das kann und darf ich nicht ignorieren. Das werdet ihr einsehen. Ihr müsst ohne mich fahren. Sie gab noch ein paar Anweisungen, was sie ins Krankenhaus mitnehmen sollten und wo sie das finden würden, bevor sie sich verabschiedete. „Tut mir wirklich sehr leid
, erklärte sie noch einmal leise und drückte die schmollende Rieke kurz an sich.
Kapitel 3
Als Kim in der Klinik ankam, herrschte dort ein derart hektisches Treiben, wie es sonst wohl nur selten vorkam. Die Mütter und auch die Väter, die anlässlich des Osterfestes ihre Familien besuchen durften, liefen aufgeregt und desorientiert herum. Als sie sich als Hauptkommissarin Kim zu erkennen gab, stürmten etliche Fragen auf sie ein, die sie beim allerbesten Willen nicht beantworten konnte. Sie hob beschwichtigend die Hände und beschwor so souverän wie möglich: „Bitte meine Damen und Herren, lassen Sie mich doch zunächst einmal ein Bild von der Lage bekommen."
Eine Mitarbeiterin der Klinik trat auf sie zu und schleuste sie durch die Menge in ein Büro, in dem sich wohl gerade, wie Kim vermutete, die Eltern der Zwillinge befanden. Zwei weitere Personen im Raum stellten sich als Klinikleiterin und als eine Psychologin vor. Als Kim sich ebenfalls vorstellte, sprang die Mutter der Vermissten vehement hoch und baute sich vor ihr auf.
„Sie müssen sie finden", schrie sie hysterisch und griff mit ihren Händen nach Kims Oberarmen, weil sie ihre Fassung jetzt vollends verloren hatte. Ihr Mann stand sofort auf und zog sie behutsam auf den Stuhl zurück.
Die Psychologin ergriff ihre Hand und sprach beruhigend auf sie ein. „Bitte, Frau Degen, die Kommissarin wird tun, was immer sie kann. Dabei warf sie Kim einen aufmunternden Blick zu, der das Ganze trotz ihrer Professionalität an die Substanz ging. Sie setzte sich nahe zu den Eheleuten und sagteleise: „Bitte schildern Sie mir doch, was genau passiert ist.
Erneut sprang die Mutter auf und empörte sich: „Was passiert ist? Meine Jungs sind verschwunden! Einfach weg! Sie sind einfach weg! Genau das ist passiert!"
„Bitte setzten Sie sich doch wieder, Frau Degen. Ich bitte Sie. Ich will Ihnen doch helfen", insistierte Kim.
„Versprechen Sie mir zuerst, dass Sie sie finden werden."
Kim atmete tief durch. „Ich kann Ihnen versprechen, dass ich alles mir Mögliche unternehmen werde, um sie zu Ihnen zurückzubringen. Aber erzählen Sie mir doch bitte zunächst, was Sie wissen."
„Das können Sie nicht! Nicht wahr? Geben Sie es zu, Sie können es nicht versprechen! Geben Sie es wenigstens zu!"
Erneut versuchte die Psychologin, die Mutter zu besänftigen. „Ich würde Ihnen jetzt gerne eine Spritze zur Beruhigung geben. Sind Sie damit einverstanden?"
Kim fragte sich, warum das nicht schon längst geschehen war. Sie wandte sich jetzt an den Vater, der das alles mehr oder weniger teilnahmslos über sich ergehen ließ. Nach außen wirkte er sehr ruhig, was in dieser Situation eher ungewöhnlich war. Er sah starr auf den Tisch und begann dann zunächst etwas stockend.
„Wir waren beim Osterfeuer. Er sah zu Kim auf. „Mit wir meine ich alle, also quasi die ganze Klinik. Unsere Jungs sind sehr lebhaft und ich hatte alle Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Immer wieder versuchten sie, so nahe wie möglich an dasFeuer zu gelangen.
Er machte eine kleine Pause und sah erneut auf den Tisch, als ob er da eine Erklärung für alles finden würde.
„Ich hatte Bedenken, dass Lasse und Emil die Gefahr des Feuers unterschätzen und auch meine Frau war der Meinung, es sei besser zu gehen. Aber die anderen wollten nicht und so blieben wir zunächst auch noch. Es war schon dämmrig, als wir endlich aufbrachen. Mir war das eigentlich schon zu spät. Alle Väter brachten ihre Familien in ihre Unterkünfte in der Klinik. Auch ich tat das. Meine Familie wollte auch direkt zu Bett gehen. Meine Frau war sichtlich müde und sie meinte, es sei gar nicht so einfach, die Jungen ohne mich zu bändigen. Ich musste darüber lächeln, weil ich mich sonst oft außen vor gefühlt habe."
Herr Degen schmunzelte leicht in sich hinein. Wahrscheinlich hatte er in diesem Moment komplett vergessen, was geschehen war. Kim verstand das.
„Und wie ging es dann weiter?, versuchte sie, ihn wieder behutsam auf die Spur bringend. Er sah sie aus großen Augen an. „Es ging leider eben nicht weiter. Ich habe mich verabschiedet und bin gegangen. Am nächsten Morgen rief meine Frau dann ganz außer sich an und erklärte, dass die Zwillinge verschwunden seien. Ich stutzte, wollte es zunächst auch gar nicht glauben. Ich versuchte, mehr aus ihr herauszubekommen. Das war aber in der Situation nicht möglich. So habe ich mich direkt wieder auf den Weg hierher gemacht. Glücklicherweise hatte ich mich in Varel im Friesenhof einquartiert, weil wir den ersten Ostertag noch zusammen verbringen wollten. Hier vor Ort hatte ich kein Zimmer mehrbekommen.
Wieder machte er eine kleine Pause und sah auf den Tisch.
„Als ich ankam, hat die Klinikleiterin mir mitgeteilt, was geschehen war. Aber niemand hatte angeblich etwas gesehen oder bemerkt. Die Betten der Jungen seien morgens leer gewesen. Das war alles, was sie dazu beitragen konnte. Meine Frau war völlig in Panik und schrie immer wieder: 'Sie müssen doch irgendwo sein! Wir müssen sie sofort suchen!' Ein anwesender Mitarbeiter hat behauptet, sie hätten schon die ganze Klinik abgesucht, aber vergeblich. Meine Frau wollte das nicht akzeptieren und wiederholte immer wieder: 'Aber irgendwo müssen sie doch sein.' Leider hat sie sich geweigert, von der diensthabenden Ärztin, die hinzugekommen war, ein Beruhigungsmittel anzunehmen. Sie entschied, sie wolle bei klarem Verstandbleiben. Er sah vom Tisch auf und blickte in Kims Augen. „Mehr kann ich im Moment leider auch nicht dazu beitragen.
Kim nickte empathisch. „Verstehe."
Sie bat die Klinikleiterin um eine Liste der derzeitigen Patienten mit den entsprechenden Adressen. Außerdem forderte sie eine schnellstmögliche Verstärkung zur Vernehmung aller derzeit Anwesenden an. Niemand dürfe das Gelände ohne ihre Erlaubnis verlassen, erklärte sie. Das würde alles zwar vom Prozedere her sehr lange dauern, aber sie hielt es für die einzig richtige Entscheidung. Anschließend inspizierte sie das Zimmer der Familie Degen, in dem die Spurensicherung inzwischen mit ihrer Arbeit fertig war. Frieder Soltau, der Chef der Vareler Kriminaltechnischen Untersuchung war noch vor Ort. Er sah sichtlich mitgenommen aus, als er sich an Kim wandte: „Meine Enkel sind auch in dem Alter. Wer tut so was?"
Kim fragte, ob er irgendwelche konkreten Hinweise auf einen eventuellen Täter gefunden hätte. Er verneinte. Bis auf eine Menge verschiedener Fingerabdrücke hätte er leider nichts entdecken oder sichern können.
Kim sah sich im Raum um. Im Bett eines der beiden Kinder lag ein ehemals weißer Kuschelhase, der schon reichlich „abgeliebt aussah. Sie sah Frieder Soltau an. „War nur ein Hase hier?
, fragte sie.
„Ja, wahrscheinlich hat der Täter einen zweiten mitgenommen. Ich habe es auch schon bemerkt und mir direkt meine Gedanken dazu gemacht."
„Wo lag der Hase, als Sie angekommen sind?"
„Er lag neben dem einen Kinderbett, erklärte er. „Nach der Untersuchung habe ich ihn erst einmal ins Bett gelegt.
„Möglicherweise hat der Täter ihn angefasst. Wir lassen ihn vorsorglich auf Spuren untersuchen. Hat außer Ihnen noch jemand anders den Hasen angefasst?"
„Nein, da bin ich mir ganz sicher." Er packte das Stofftier in eine Plastiktüte und nahm es an sich. Nachdem er gegangen war, klopfte Kim an die Türen der Nachbarzimmer, um die Bewohner zu befragen. Aber dort war niemand anwesend. Sie ging zur Rezeption, um sich die Namen geben zu lassen. Auch die anschließende Befragung ergab keine brauchbaren Erkenntnisse. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen.
Kapitel 4
Dienstag, 11. April 2023
Die bisher vorherrschende fröhliche Osterstimmung hatte sich in Luft aufgelöst, als die Nachricht über das Verschwinden der Zwillinge das Kommissariat in Varel erreichte. So nach und nach trudelten alle wieder ein, um ihren Dienst aufzunehmen. Nach den Morden vor zwei Jahren war es glücklicherweise recht ruhig zugegangen, wenn man von der außerordentlich mühseligen Arbeit im Dezernat Wirtschaftskriminalität absah, in dem Hauptkommissar Jannek Koller sich mit diversen Drogenvergehen und einem üblen Clan mit miesen Geschäften abmühte. Er hatte sich seinen Kollegen Felix Henrich ins Boot geholt, weil der sich wegen seines zwar abgebrochenen Jurastudiums dennoch sehr gut in rechtlichen Angelegenheiten auskannte.
Felix blühte regelrecht auf, wenn er sich, umgeben von zahlreichen Gesetzbüchern und komplizierten Texten, die niemand so richtig verstand, einigelte. Nach der oft körperlichen
