Camilla Miglio

Rilkes Capri

Wenn er auf Reisen ist, nimmt Rilke immer wieder eine Herausforderung von der Landschaft an, um seine Sinnes- und  Wahrnehmungsschwellen auf die Probe zu stellen. Man denke an seine Reise durch Spanien, oder an die neue Schule des Sehens, die Paris dargestellt hat, nur um zwei Hauptbeispiele zu nennen.
Mehrfach ist Rilkes Art und Weise, sich mit der Italienischen Landschaft ästhetisch und poetisch auseinander zu setzen. In diesem Beitrag wird versucht, seine Art, die mobile, schwingende Landschaft von Capri wahrzunehmen. Er war in Capri während und hauptsächlich nach seiner Pariser Rodin-Zeit, als er an den Neuen Gedichten arbeitete (1904 mit Clara, und dann 1906-1907).  Stark ist in diesen Gedichten sein Bestreben, die Insel als Natur und als Text mit allen Sinnen zu lesen, um dieses Land geo-poetisch und ästhetisch umzusetzen: Steinhaftigkeit, Lichter in denen man sich einen dynamischen Kontur zu erkennen gibt, und die gleichlaufende Unschärfe der Bilder in Raum veranlasst durch immerwährende Verwandlung von Wind, Meeresrauschen und Himmel. Die Poesie, die Rilke in diesem Bruchstück von Italien-Reise dem Leser anbietet, kann als Poetik und Ästhetik der Bewegung beschrieben werden, die in der Rekonstruktion von seiner poetischen Quête nach der physischen, konkreten (Schrift)spur des Unsichtbaren durch das Sichtbare, von seiner Suche nach einer verborgenen Spur in einer Natur, die abstrakt und konkret entschlüsselt und erdichtet, geschrieben und gesungen werden kann. Viele Elemente der Poetik, die er in Capri durchgeblickt, werden erst nach Jahren zur Reife kommt. Tatsächlich entwickelt sich in dieser Lebens-und Schaffensphase auf Capri eine Art privates Eleusinischen Mysteriums, dessen Stufen, "Pathosformeln" und Mythologemen bei näheren Lesen der Gedichte, Briefe, und biografischen Aufzeichnungen erkennbar sind. Kore, als Pathosformel der "Bewegung" weis den Weg auf die Sonette, die einem jungen Mädchen-Tänyering gewidmet sein werden.

Camilla Miglio, " ll  nuovo  soggetto nomade  tra teorie  femministe, linguaggi scientifici e postmemory: Ulrike Draesner",  pp. 35-46 (The New Nomadic Subject Throughout Feminist Theories, Scientific Codes and Postmemory: Ulrike Draesner)
Multilingualism, Plural Languages, translation. Ulrike Draesner
Although born and raised in Germany, thanks to her figurative yet autobiographical way of thinking, Ulrike Draesner embodies a prototypical type of nomadic subject. In her last novel Seven Leaps from the Edge of the World (2014) she expounds the viewpoints of a bunch of characters spanning four generations and two countries (Germany and Poland).
The narration focuses on the difficult process of gathering family memories of a traumatic past of war and violence, displacement and
resettlement. Human relationships are another core point of the novel, aimed at describing emotional responses to the process of reconstruction of the past. Draesnaer’s poetic voice and her previous works are still present in this final, powerful attempt to use a descriptive language and to experiment new ways and techniques of narration to stress the different narrators’ point of view and emotional involvement.