Hydraulische Servolenkung
Die Erfindung betrifft eine hydraulische Servolenkung für ein Fahrzeug nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Insbesondere in Kraftfahrzeugen sind hydraulische Servolenkungen bekannt, bei denen zusätzlich zu einer von einem Lenkaktuator in Abhängigkeit von einer Sollwerteingabe an einer Lenkhandhabe unterstützten Lenkbewegung eine von einer Servoeinrichtung erzeugten Hilfs-Lenkbewegung additiv überlagert wird. Auf diese Weise lässt sich etwa die Lenkbewegung von gelenkten Rädern des Fahrzeugs geschwindigkeitsabhängig variieren.
Die DE 20304336 U1 beschreibt eine hydraulische Servolenkung für ein Fahrzeug, mit einer ersten Druckmittel-Fördereinrichtung, die als Steuer-Hydraulikpumpe mit einer Lenkhandhabe verbunden ist und mit einer zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung, die als Modulator-Pumpe ausgebildet ist. Über eine aufwendige Schaltung von Ventilen, Rückschlagventilen und einem Druckspeicher wird der Druckmittel- Förderstrom der Modulator-Pumpe auf den Druckmittel-Förderstrom der Steuer- Hydraulikpumpe addiert und einem Lenkaktuator zugeführt. Auf diese Weise lassen sich grundsätzlich vier Betriebsarten der hydraulischen Servolenkung u.a. der Betrieb der Servolenkung nach Maßgabe von Fahrzeuggeschwindigkeit und Fahrzeuggierrate darstellen.
Die US 5845736 beschreibt eine hydraulische Servolenkung in der Art einer „steer-by- wire"- Lenkung für ein Fahrzeug. Es wird u.a. eine steer-by-wire- Lenkung vorgeschlagen, deren hydraulisches Servoventil als Drehschieberventil ausgebildet ist, wobei zwei Steuerelemente des Drehschieberventils nach Maßgabe einer Sollwerteingabe an einer Lenkhandhabe von einem elektrischen Servomotor gegeneinander verdreht werden und ein Druckmittel-Förderstrom einem hydraulischen Lenkaktuator zugemessen wird. Der von dem Drehschieberventil gesteuerte Druckmittel-Förderstrom lässt sich außerdem über einen in dem Drehschieberventil integrierten hydraulischen Stellzylinder oder Lenkmoment- Stellmotor nach Maßgabe von Fahrzeug- und Fahrtparametern verstimmen und übersteuern. Der hydraulische Stellzylinder oder Lenkmoment-Stellmotor wird über Wegeventile vom Förderdruck einer zusätzlichen Hydraulikpumpe beaufschlagt.
Die bekannten hydraulischen Servolenkungen bauen aufwendig, da der Druckmittel- Förderstrom ihrer zusätzlichen , zweiten Druckmittel-Fördereinrichtungen über Ventile und Drucksensorik geregelt wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine hydraulische Servolenkung zu schaffen, deren zweiter Druckmittel-Förderstrom kostengünstig und einfach darstellbar ist.
Die Aufgabe wird mit einer hydraulischen Servolenkung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Der Druckmittel-Druck der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung wird direkt durch die Drehzahl oder das Drehmoment des elektrischen Stellmotors und ohne sich einer hydraulischen Regelstrecke zu bedienen, gesteuert indem dem elektrischen Stellmotor ein elektrisch oder elektronisch direkt geregeltes Stromsignal oder Spannungssignal, das feldorientiert sein kann, zugeführt wird und der Druckmittel- Förderstrom dem in dem Lenk- oder Drehschieberventil angeordneten Lenkmomentstellmotor zugeführt wird.
Bevorzugte Ausführungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der hydraulischen Servolenkung ist die einen Druckmittel-Förderstrom zur Beeinflussung oder Übersteuerung der Lenktätigkeit des Fahrers vorgesehene zweite Druckmittel-Fördereinrichtung als Geberzylinder, bevorzugt als doppelt-wirkender Geberzylinder gebildet. Ein Kolben in dem hydraulischen Geberzylinder verdrängt dazu in Abhängigkeit von seiner Verschieberichtung zu beiden Seiten in Arbeitsräumen des Geberzylinders . befindliches Druckmittel. Der Kolben wird bevorzugt direkt von einer Spindel, die ein Abtriebsglied des elektrischen Stellmotors bildet, durchragt und bei Rotation der Spindel axial in deren Längsrichtung verschoben. Auf diese Weise beeinflusst die Drehzahl und das Drehmoment des elektrischen Stellmotors direkt den Druckmittel- Druck der solchermaßen gebildeten zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung. Das Gewinde der Spindel bildet mit dem Kolben des Geberzylinders eine nicht selbsthemmende Bewegungsschraube. Es sind Einrichtungen vorgesehen, mit deren Hilfe die zweite Druckmittel-Fördereinrichtung zu Kompensationszwecken mit dem Lenkaktuator synchronisiert werden kann. Der Druck in dem Lenkaktuator und der
Verschiebeweg des Lenkaktuators entspricht dem Verhältnis der Stirnflächen des Kolbens in dem Geberzylinder und den Stirnflächen eines Kolbens in dem Lenkmomentstellmotor. Durch die Spindel, welche den Kolben in dem Geberzylinder dichtend durchragt, ist das Drehmoment des elektrischen Stellmotors proportional zu dem erzeugten Druck in dem Geberzylinder. Die Stromaufnahme des elektrischen Stellmotors ist damit proportional zu dem Druck in dem Lenkmomentstellmotor.
Es kann zweckmäßig sein, anstelle des Geberzylinders eine zweiseitig fördernde Druckmittel-Pumpe in der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung vorzusehen, die von dem elektrischen Stellmotor angetrieben ist. Die Drehzahl und das Drehmoment des vorzugsweise direkt mit der Druckmittel-Pumpe getrieblich verbunden elektrischen Stellmotors bestimmt auf diese Weise die Ansteuern ng des Lenkaktuators. Es kann zweckmäßig sein die Druckmittel-Pumpe als einseitig fördernde Druckmittel-Pumpe zu bilden und die Förderrichtung in Arbeitsräume des Lenkmomentstellmotors durch ein Wegeventil zu bestimmen.
Das Drehmoment des elektrischen Stellmotors der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung ist proportional zu dem Druckmittel-Druck in dem Lenkmomentstellmotor des Lenkventils.
Es kann zweckmäßig sein, insbesondere um Lufteinschlüsse aus dem Druckmittel in der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung zu entfernen, wenn die Arbeitsräume der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung und insbesondere die Arbeitsräume des Lenkmomentstellmotors in dem Lenkventil über Blenden fluidisch mit einem Druckmittelbehälter in Verbindung stehen.
Der Systemdruck in dem hydraulischen Kreislauf an der zweiten Druckmittel- Fördereinrichtung läßt sich indirekt durch die elektrische Stromaufnahme des elektrischen Stellmotors ermitteln, da der Druck in dem betreffenden hydraulischen Kreislauf proportional zu dem Strom es elektrischen Stellmotors ist. Die erfindungsgemäße hydraulische Servolenkung eignet sich zur Fahrzeug- und Fahrtparameter-abhängigen Steuerung der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung und damit des an dem Lenkaktuator und in den Arbeitsräumen eines hydraulischen Stellers des Lenkatuators anliegenden Druckes.
Die hydraulische Servolenkung kann sowohl als Hilfskraft- als auch als Fremdkraftlenkung in der Art einer steer-by-wire - Lenkung ausgebildet sein.
Die Erfindung wird nun näher anhand eines Ausführungsbeispiels und anhand der beiliegenden Zeichnung beschrieben.
Fig. 1 zeigt einen schematischen Längsschnitt durch eine hydraulische Servolenkung,
Fig. 2 zeigt einen schematischen Längsschnitt durch eine weitere hydraulische Servolenkung,
Fig. 3 zeigt ein Ersatzschaltbild einer zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung einer hydraulischen Servolenkung.
In Figur 1 ist ein schematischer Längsschnitt durch wesentliche Bauteile einer hydraulischen Servolenkung 1 , die als Hilfskraft-Lenkung für ein Kraftfahrzeug ausgebildet ist , gezeigt. In einem zylinderförmigen Gehäuse 20 eines als Drehschieberventil ausgebildeten Lenkventils 17 ist in einer Drehschieberbuchse 21 ein Drehschieber 22 koaxial angeordnet. Das Lenkventil 17 besitzt einen Druckanschluß 23, der von einer ersten Druckmittel-Fördereinrichtung 2 mit Druckmittel aus einem Behälter 24 beaufschlagt ist. Ferner weist das Lenkventil 17 einen Niederdruckanschluß 25 auf, der ebenfalls mit dem Behälter 24 fluidisch verbunden ist. An dem Lenkventil 17 sind diametral zu dem Niederdruckanschluß 25 und Druckanschluß 23 zwei Druckmittelleitungen 26,27 angeordnet, die fluidisch mit je einem Arbeitsraum 14,14' eines hydraulischen Lenkaktuators 3 verbunden sind. Die Arbeitsräume 14, 14' sind zu beiden Seiten eines Kolbens des als Servozylinder ausgebildeten hydraulischen Lenkaktuators 3 angeordnet. Das Lenkventils 17 weist eine offenen Mitte auf, wobei alle genannten Druckmittelleitungsanschlüsse an dem Lenkventil 17 miteinander kommunizieren, wenn die Drehschieberbuchse 21 und der Drehschieber 22 relativ zueinander eine Mittellage einnehmen. Der Drehschieber 22 ist mit der Drehschieberbuchse 21 durch einen axial durch diese Bauteile des Lenkventils 17 verlaufenden Drehstab 28 miteinander und begrenzt zueinander verdrehbar verbunden.
Ist die hydraulische Servolenkung 1 als Hilfskraftlenkung ausgebildet, so ist eine Lenkhandhabe 4 drehfest mit dem Drehschieber 22 verbunden, womit der
Drehschieber 223 der Drehstab 28 und nachlaufend auch die Drehschieberbuchse 21 in dem Gehäuse 20 verdreht werden können. An der Drehschieberbuchse 21 ist - nur teilweise dargestellt - ein Abtriebsglied 29, wie etwa ein Ritzel festgelegt, das mit einer Zahnstange zur Lenkwinkelverstellung ein oder mehrerer gelenkter Räder des Fahrzeugs kämmt, wie in Fig. 1 und Fig. 2 dargestellt. Ist die hydraulische Servolenkung 1 als Fremdkraftlenkung ausgebildet, so wird der Drehschieber 22 über einen Elektromotor oder einen hydraulischen Servomotor verdreht und relativ zu der Drehschieberbuchse 21 verdreht.
Werden der Drehschieber 22 relativ zu der Drehschieberbuchse 21 zueinander in der einen oder anderen Richtung aus ihrer Mittelstellung verdreht, wird der Druckmittel- Förderstrom der ersten Druckmittel-Fördereinrichtung 2 durch das Lenkventil 17 differenziert in die eine oder andere Druckmittelleitung 26,27 gelenkt und dadurch eine in die eine oder andere Richtung gerichtete Stellkraft in den Arbeitsräumen 14, 14' des Lenkaktuators 3 erzeugt, wobei dieser additiv zu der Stellkraft auf der Zahnstange zur Lenkwinkelverstellung der gelenkten Räder beiträgt.
Um unabhängig von der Sollwerteingabe eines Lenkmoments und/oder Lenkwinkels an der Lenkhandhabe, die Aktion des Lenkaktuators 3 durch einen weiteren, bevorzugt Fahrtzeug- und Fahrtabhängigen Parameter, wie Seitenwind, Fahrzeuggierrate, Fahrzeuggeschwindigkeit, Beladungszustand, Richtung und Größe der Fahrzeugbeschleunigung beeinflussen zu können, ist eine zweite Druckmittel- Fördereinrichtung 5, die von einem elektrischen Stellmotor 6 angetrieben wird, vorgesehen.
In den in den Figuren 1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispielen wird der Druckmittel-Förderstrom der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung 5 indirekt auf den Druckmittel-Förderstrom der ersten Druckmittel-Fördereinrichtung 2 überlagert, indem dieser einem Lenkmomentstellmotor 16 in dem Lenkventil 17 zugeführt wird. Um erfindungsgemäß auf einfach Weise einen in Richtung und Druck gesteuerten Druckmittel-Förderstrom der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung 5 zu erzeugen, ist in dem Ausführungsbeispiel in Fig. 1 ein direkter Antrieb eines Geberzylinders 7 durch den elektrischen Stellmotor 6 vorgesehen, sodaß in Abhängigkeit von der Drehrichtung und der Anzahl der Umdrehungen eines Rotors 30 des elektrischen Stellmotors 6 ein Kolben 9 mit einer drehfest mit dem Rotor 30 verbundenen Spindel 8 angetrieben wird. Der Rotor 30 und ein Stator 31 des elektrischen Stellmotors 6 sind
in dem Ausführungsbeispiel in Fig. 1 koaxial zu der Längsachse 32 des Geberzylinders 7 angeordnet. Es kann auch eine andere Anordnung etwa mit zwischen der Spindel 8 und dem elektrischen Stellmotor 6 angeordneten Getriebe vorgesehen werden. Die Spindel 8 weist ein nicht selbsthemmendes Gewinde 10 auf, sodaß der Geberzylinder 7 und der elektrische Stellmotor 6 von dem Lenkmomentstellmotor 16 übersteuerbar bleibt und auch synchronisierbar mit dem Lenkventil 17 und dem Lenkaktuator 3 ist. Ein Wegeventil 33 vermag den Geberzylinder 7 und den zweiten Druckmittel-Förderstrom fluidisch von den übrigen Komponenten der hydraulischen Servolenkung 1 zu trennen. In der Stellung des Wegeventils 33 wie in Fig. 1 entspricht der Druck in den Arbeitsräumen 15,15' des Lenkmomentstellmotors 16 dem Verhältnis der Flächen zwischen den Kolben 9 und 34 des Geberzylinders 7 und des Lenkmomentstellmotors 16. Das Drehmoment des elektrischen Stellmotors 6 ist proportional zu dem Druck in den Arbeitsräumen 14, 14' des Geberzylinders 7. Wird der eine oder andere Arbeitsraum 15,15' des hydraulischen Lenkmomentstellmotors 16 in dem Lenkventil 17 mit Druckmittel beaufschlagt - in Abhängigkeit von der Richtung und der Länge des Verschiebeweges des Kolbens 9 in dem Geberzylinder 7 - wird an den Anschlüssen der Druckmittelleitungen 26,27 des Lenkaktuators 3 an dem Lenkventil 17 eine mehr oder weniger große Druckdifferenz eingestellt und der Lenkaktuator 3 führt einen Stellhub unabhängig von der Sollwerteingabe an der Lenkhandhabe 4 aus. Dies kann durch ein Stellsignal einer Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung der hydraulischen Servolenkung 1 erfolgen, das eine Änderung der zugeführten Leistung etwa durch Änderung des Stromes oder der Spannung oder der Frequenz des Stromes, feldorientiert, bewirkt.
In Figur 2 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel einer hydraulischen Servolenkung 1 gezeigt, mit dem Unterschied zu der Servolenkung in Figur 1 , dass die zweite Druckmittel-Fördereinrichtung 5 von einer zweiseitig fördernden Druckmittel-Pumpe 11 gebildet ist, deren Druck und Förderrichtung direkt proportional zu der Drehzahl und der Drehrichtung des sie antreibenden elektrischen Stellmotors 6 ist. Für gleiche Bauteile gelten dieselben Bezugszeichen wie in Figur 1.
In Figur 3 ist ein Ausführungsbeispiel einer zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung 5 gezeigt, die eine einseitig fördernde Druckmittel-Pumpe 12 aufweist, die von dem elektrischen Stellmotor 6 angetrieben wird. Der Druckmittel-Förderstrom der Druckmittel-Pumpe 12 wird von einem 3/2 Wegeventil 13 das von der Steuerungs-
und/oder Regelungseinrichtung des Fahrzeugs angesteuert ist, wahlweise den Arbeitsräumen 15,15' des Lenkmomentstellmotors 16 zugemessen.
In Fig. 2 sind die Verdrängungsräume der jeweiligen zweiten Druckmittel- Fördereinrichtung 5 über Blenden 18,18' mit einem Druckmittelbehälter 19 fluidisch verbunden, wodurch ein offener Druckmittel-Kreislauf gebildet ist, der den Abtransport von Gaseinschlüssen in dem Druckmittel ermöglicht.
Der Druck des Druckmittels der zweiten Druckmittel-Fördereinrichtung 5 läßt sich indirekt durch die Stromaufnahme des elektrischen Stellmotors 6 ermitteln.