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Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffperoxyd Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffperoxyd durch hydrolytische Zersetzung
von Perschwefelsäure und deren Salzen und Destillation des gebildeten Wasserstoffperoxyds,
wobei in mehreren Stufen gearbeitet wird.
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Es ist bereits eine Reihe von Verfahren zur Durchführung derartiger
Prozesse bekanntgeworden, bei denen jedoch die zahlreichen Schwierigkeiten, die
in verfahrenstechnischer und apparativer Hinsicht bei dieser Art der Gewinnung von
Wasserstoffperoxyd auftreten, bisher nicht insgesamt so befriedigend gelöst werden
konnten, daB es möglich war, Wasserstoffperoxyd mit optimalen Ausbeuten und unter
weitestgehender Erhöhung der Lebensdauer der verwendeten Verfahrensvorrichtungen
in reiner Form zu erhalten.
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Über die Vorgänge bei der Zersetzung der Perschwefelsäure herrscht
in der Fachwelt im wesentlichen Klarheit, vor allem darüber, daB diese Zersetzung
auf der Hydrolyse der Überschwefelsäure in Carosche Säure und Wasserstoffperoxyd
beruht. Man hat auch schon erkannt, daB besonders in diesem Teil des Prozesses die
Gefahren des Zerfalls der Aktivsauerstoffprodukte und des Angriffs auf das
Apparaturmaterial
sehr groß sind. Es sind daher Verfahren bekanntgeworden, die den Prozeß im wesentlichen
in zwei Stufen zerlegen und beispielsweise durch Vorwärmung der zu destillierenden
Flüssigkeit vor Einführung in den Verdampfer die Erreichung einer Temperatur anstreben,
bei der die Hydrolyse verhältnismäßig rasch abläuft. Auch für die Gewinnung von
Wasserstoffperoxyd aus Lösungen von Ammoniumpersulfat und Ammoniumbisulfat ist man
bereits ähnlich verfahren, indem zunächst 'die Zersetzung der Persulfate und dann
die Destillation des Wasserstoffperoxyds aus der gebildeten Lösung vorgenommen wurde.
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Bei einem anderen, stufenweise , durchgeführten Verfahren werden die
Dämpfe jeweils von der Flüssigkeit getrennt, darauf der Destillationsrückstand mit
Wasser verdünnt, um ihn in diesem Zustand in einer ersten Stufe erneut zu destillieren.
Hierbei ergibt sich selbstverständlich eine ungünstige Wärmeökonomie, da die zur
Verdünnung eingesetzten Wassermengen stets erneut wieder erwärmt werden müssen;
außerdem soll dieses Verfahren in Glasapparaturen durchgeführt werden, die empfindlich
sind und in den kritischen Stadien des Prozesses die Möglichkeit einer die Ausbeute
schädigenden Überhitzung nicht mit Sicherheit ausschließen. Bei einem weiteren Verfahren
dieser Art, bei dem der Dampf am Ende der ersten Stufe von der. Flüssigkeit getrennt
wird und nach Überhitzung in der zweiten Stufe im Gegenstrom wieder in Kontakt mit
der restlichen Flüssigkeit gelangt, ist gerade die Überhitzung die Quelle von Verlusten
und Schwierigkeiten. Schließlich ist noch ein Verfahren zu erwähnen, das ebenfalls
mehrstufig arbeitet und bei dem in allen Stufen gleichzeitig mit der Konzentrierung
der Lösung durch äußere Wärmezufuhr bereits eine Destillation des Wasserstoffperoxyds
durchgeführt wird. Die in den einzelnen Stufen entstandenen Dämpfe werden jeweils
getrennt aufgefangen und verwertet.
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Im allgemeinen wurde als Werkstoff für die Verdampfer bisher Blei
benutzt, jedoch ist auch schon die allgemeine Feststellung getroffen, daß man Verdampferteile
oder Verdampfer aus Graphit verwenden kann, jedoch werden nähere Anleitungen über
die Bedingungen, unter denen Graphit einzusetzen ist, nicht gegeben.
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Bei den erläuterten Verfahren sind die Arbeitsbedingungen auch bei
zweistufiger Durchführung nicht dem zeitlichen Ablauf der Vorgänge bei der Hydrolyse
und Destillation angepaßt, so daß stets ein verhältnismäßig hoher Aufwand an Energie,
also ein hoher Dampfverbrauch, erforderlich ist und andererseits die Gefahr der
Überhitzung der äußerst empfindlichen Lösungen, die zu Ausbeuteverlusten und Angriffen
auf den Verdampferwerkstoff führt, nicht mit Sicherheit auszuschließen ist. Insbesondere
erlauben diese Prozesse nicht die Einhaltung solcher Verweilzeiten, die dem zeitlichen
Ablauf der Hydrolysenvorgänge entsprechen.
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Es wurde nun gefunden, daß man unter Vermeidung der obengenannten
Nachteile zu einem Produkt von großer Reinheit und Stabilität unter gleichzeitig
starker Senkung des Dampfverbrauchs gelangen und die Lebensdauer der Destillationsapparaturen
dadurch erhöhen kann, daß die hydrolytische Zersetzung und Destillation in drei
unmittelbar aufeinanderfolgenden Stufen derart durchgeführt wird, daß in der ersten
Stufe unter Einhaltung kurzer Verweilzeiten und bei rascher Wärmeübertragung auf
die die Perverbindungen enthaltende Flüssigkeit im wesentlichen die Hydrolyse und
die Konzentration durch Wasserverdampfung vorgenommen wird, während in der zweiten
Stufe mit erheblich höheren Verweilzeiten, die etwa das Drei- bis Siebenfache von
der der ersten Stufe betragen kann, bei langsamer Wasserverdampfung hauptsächlich
die Destillation des Wasserstoffperoxyds durchgeführt wird. Daran schließt sich
erfindungsgemäß in einer dritten Stufe die Abtreibung der Restmengen des Peroxyds
unter unmittelbarer Zuführung von Heizdämpfen in die Abtreibkolonne an.
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Wie erwähnt, erfolgt somit in der ersten Stufe im wesentlichen die
Hydrolyse der Überschwefelsäure zu Caroscher Säure und Wasserstoffperoxyd, wobei
in kurzer Zeit infolge der raschen Wärmeübertragung auf die Flüssigkeit hier der
überwiegende Anteil der Eindampfarbeit geleistet wird. Die rasche Durchführung der
Hydrolyse in dieser Stufe ermöglicht eine weitgehende Ausschaltung der die Ausbeute
schädigenden Zersetzungsreaktionen und ergibt eine schnelle Konzentrierung der die
Perverbindung hauptsächlich noch enthaltenden Lösungen.
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Der Hauptvorgang in der zweiten Stufe besteht dagegen in der Destillation
des Wasserstoffperoxyds, die nun im Gegensatz zur ersten Stufe unter möglichst milden
Bedingungen, d. h. unter geringer und langsamer Wärmezufuhr bei gegenüber der ersten
Stufe erheblich erhöhten Verweilzeiten, die zweckmäßig das Drei- bis Siebenfache
betragen, vorgenommen wird. In der dritten Stufe wird sodann der Rest des Wasserstoffperoxyds
in einer Abtreibkolonne derart ausgetrieben, daß dieser Kolonne der Heizdampf unmittelbar
zugeführt wird, während die Wärmezufuhr in den ersten beiden Stufen von außen, also
durch indirekten Dampf, erfolgt. Erfindungsgemäß ist es wesentlich, die Destillation
des Wasserstoffperoxyds bereits in der zweiten Stufe möglichst weit zu treiben,
um den Dampfverbrauch der dritten Stufe, in der nur die restlichen Mengen des Wasserstoffperoxyds
ausgetrieben werden sollen, möglichst niedrig zu halten.
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Aus dem gleichen Grunde wird gemäß der Erfindung in allen drei Stufen
mit geringen Heizdrücken, und zwar mit solchen zwischen o,2 und r atü gearbeitet.
Im Hinblick auf den Dampfverbrauch hat sich die Einhaltung von Heizdampfdrücken
zwischen 0,3 und o,6 atü als besonders günstig erwiesen.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
soll bereits in der ersten Stufe mindestens 300/" zweckmäßig sogar 30 bis
400/0 des ursprünglichen Flüssigkeitsvolumens verdampft werden, während in der zweiten
Stufe die Volumenverminderung durch Verdampfung nur etwa weitere ro °/o betragen
soll, so daß nach Durchführung dieser Stufe sich das ursprüngliche Flüssigkeitsvolumen
auf etwa die Hälfte vermindert hat.
Da die Destillation des Wasserstoffperoxyds
den Hauptvorgang der zweiten Stufe bildet, ist es wesentlich, in dieser Stufe mindestens
700/" vorzugsweise mindestens 8o °/a, des Wasserstoffperoxyds zur Destillation zu
bringen, während in der ersten Stufe nur untergeordnete Mengen, z. B. zwischen 5
und 3o °/o, destillieren sollen, um sowohl die Gefahr der Zersetzung möglichst weitgehend
auszuschließen als auch erhöhte Angriffe auf den Verdampferwerkstoff tunlichst zu
vermeiden.
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Unter Einhaltung der erfindungsgemäßen Arbeitsbedingungen in den verschiedenen
Stufen ergeben sich hinsichtlich des jeweils abdestillierten Flüssigkeitsvolumens
und des destillierten Anteils an Wasserstoffperoxyd demgemäß etwa folgende Zahlen:
Destilliertes |
Flüssigkeits- Destilliertes |
H,Dz |
Volumen |
z. Stufe . . . . . . . . 36,05 2O,2 |
2. Stufe . . . . . . . . 50,80 80,5 |
3. Stufe ........ 47,40 94,0 |
Die Aufstellung zeigt, daß die erste Stufe im wesentlichen mit der Eindampfungsarbeit
für die Flüssigkeit belastet ist, während die Destillation hauptsächlich in der
zweiten Stufe erfolgt und die Austreibung der Restmengen an Wasserstoffperoxyd in
der dritten Stufe bis zu Destillationsausbeuten von weit über 9o °/o führt.
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Entsprechend den verschiedenen Verweilzeiten in den einzelnen Stufen
und ihrer unterschiedlichen Wärmebeaufschlagung hat es sich als zweckmäßig erwiesen,
bei dem Verfahren der Erfindung den Werkstoff für die in den einzelnen Stufen jeweils
verwendeten Apparaturen, insbesondere für die Verdampfer, Kolonnen und gegebenenfalls
auch Rohrleitungen, in seinen Eigenschaften diesen Bedingungen anzupassen. Da für
die erste Stufe bei kurzen Verweilzeiten eine rasche Wärmezufuhr wesentlich ist,
wird für diese als Apparatebaustoff erfindungsgemäß ein inerter Werkstoff mit hoher
Wärmeleitfähigkeit gewählt, der wie z. B. Platin, Edelstähle oder Tantal gegen heiße
Überschwefelsäure beständig ist. Besonders bewährt hat sich für diese Stufe als
Baustoff Graphit, der durch seine gute Wärmeleitfähigkeit eine rasche Wärmeübertragung
auf die Flüssigkeit ermöglicht und überraschenderweise weder von gelöster Überschwefelsäure
oder ihren Verbindungen angegriffen wird noch selbst auf derartige empfindliche
Lösungen in nennenswertem Umfang zersetzend wirkt. Von besonderem Vorteil ist der
Umstand, daß Graphit im allgemeinen Eisenverbindungen nur in geringen Mengen enthält,
die zudem während des Betriebs schnell herausgelöst werden und somit die Haltbarkeit
der Reaktionsprodukte nicht mehr ungünstig beeinflussen können. In dieser Hinsicht
zeigt der Graphit weitgehend Ähnlichkeit mit den bisher für diese Zwecke vielfach
verwendeten keramischen Materialien, jedoch begünstigt die hohe Wärmeleitfähigkeit
die erfindungsgemäß wichtige rasche Wärmeübertragung auf die zu hydrolysierenden
gelösten Perverbindungen und ermöglicht überdies eine einfache konstruktive Gestaltung
der unter Wärmezuführung arbeitenden Apparateteile.
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In der zweiten Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens kommt es insbesondere
auf die Einhaltung milder Arbeitsbedingungen unter möglichst geringem Wärmeverbrauch
an. Mit Vorteil wird also hier als Baustoff bei der Durchführung des vorliegenden
Verfahrens ein Werkstoff gewählt, der durch seine geringe Wärmeleitfähigkeit die
Gefahr der Entstehung von örtlichen Überhitzungserscheinungen ausschließt und eine
gute Temperaturhaltung über einen langen Flüssigkeitsweg ermöglicht. Aus diesem
Grunde hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Vorrichtungen für die zweite Stufe
aus Blei oder Bleilegierungen, insbesondere Hartblei, herzustellen, die unter den
in dieser Stufe vorliegenden Bedingungen auf die zu destillierende Flüssigkeit und
die Destillationsprodukte praktisch keinerlei Zersetzungswirkung ausüben und selber
genügend beständig sind. Die Erzielung von gegenüber der ersten Stufe verlängerten
Verweilzeiten kann entweder durch Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit, z.
B. durch Vergrößerung der Rohrquerschnitte, oder durch Verlängerung des Flüssigkeitsweges
bei gleicher Strömungsgeschwindigkeit, und schließlich durch eine Kombination der
beiden genannten Maßnahmen in der zweiten Stufe erreicht werden.
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Da in der dritten Stufe lediglich die Austreibung der Restmengen des
in der zweiten Stufe bereits weitgehend destillierten Wasserstoffperoxyds erfolgen
soll und vorzugsweise unter direkter Einleitung von Dampf in die Flüssigkeit gearbeitet
wird, läßt sich als Baustoff für die Abtreibkolonne dieser Stufe mit Vorteil ein
Werkstoff von geringer Wärmeleitfähigkeit, insbesondere keramisches Material, verwenden.
Auf diese Weise werden größere Wärmeverluste in dieser Stufe vermieden.
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Die für die Apparaturen der verschiedenen Stufe zu verwendenden Werkstoffe
werden also zweckmäßigerweise so gewählt, daß ihre Wärmeleitfähigkeit von der ersten
zur dritten Stufe abnimmt.
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Durch diese Maßnahmen bei der dreistufigen Arbeitsweise wird, wie
schon mehrfach erwähnt, der Ablauf der Hydrolysen im wesentlichen in die erste Stufe
verlegt, so daß das Destillationsgemisch die Graphitstufe in einer Zusammensetzung
verläßt, die die optimalen Bedingungen für die weitere Destillation schafft. Die
Zusammensetzung von Dampf und Flüssigkeit, wobei der Dampf in der Hauptmenge aus
Wasserdampf mit nur geringen Anteilen von dampfförmigem Wasserstoffperoxyd besteht,
verleiht dem Gemisch die Eigenschaften, die für eine gute Benetzung der Rohrwandungen
in der zweiten Stufe, in der vorzugsweise Blei verwendet wird, notwendig sind. Die
Flüssigkeit weist hier auch eine genügend hohe Konzentration an Schwefelsäure auf,
die zur Förderung des Ablaufs der Hydrolyse erwünscht ist. Infolgedessen kann erfindungsgemäß
der sonst mit Recht gefürchtete starke Angriff im Bleirohr, der zu empfindlichen
Verlusten an Wasserstoffperoxyd
führt, nicht auftreten, da alle
diese gefährlichen Phasen des Zerfalls in der ersten Stufe und hier bevorzugt in
einem Graphitrohr stattfinden. Erst wenn ein Gleichgewicht zwischen Destillationsgeschwindigkeit
und der Geschwindigkeit der zweiten Hydrolyse, nämlich der Bildung von Wasserstoffperoxyd
aus Caroscher Säure erreicht ist, sind auch bei Verwendung eines Bleirohres in der
zweiten Stufe keine Verluste an Wasserstoffperoxyd einerseits und keine Angriffe
auf das Rohrmaterial andererseits zu befürchten. Es ist ein wesentlicher Fortschritt
bei der Durchführung des Verfahrens der Erfindung, daß die Vorgänge, die sich für
die zweite Stufe schädlich auswirken könnten, in der ersten bereits hauptsächlich
abgeschlossen sind.
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Zur besseren Ausnutzung der Wärmeübergangsfläche werden die Verdampfer
der ersten und zweiten Stufe mit Vorteil derart angeordnet, daß sie von der Flüssigkeit
und dem dampfförmigen Destillationsprodukt im Gleichstrom durchlaufen werden, während
in der Abtreibkolonne der dritten Stufe der Dampf derart abgenommen wird, daß er
der Flüssigkeit entgegenströmt. Weiterhin ist es verfahrensgemäß günstig, die die
Perverbindungen enthaltende Flüssigkeit dem Verdampfer in der ersten Stufe an seinem
unteren Ende zuzuführen, während die Zuführung in der zweiten Stufe sowohl am oberen
wie auch am unteren Ende erfolgen kann, ohne daß hierdurch der Verlauf der Destillation
nennenswert beeinflußt wird. Um den Weg der Flüssigkeit im Verdampfer der zweiten
Stufe ohne unwirtschaftliche Erhöhung des Raumbedarfs möglichst lang gestalten zu
können, wird der. betreffende Verdampfer mit Vorteil als Rohrschlange ausgebildet,
wie dies in den Abb, i und 2 dargestellt ist.
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Abb. i zeigt schematisch die Ausgestaltung einer Gewinnungsanlage
für Wasserstoffperoxyd nach dem Verfahren der Erfindung, bei dem der Verdampfer
der zweiten Stufe von oben nach unten von der Flüssigkeit -durchlaufen wird, während
in Abb. 2 bei sonst gleicher Ausgestaltung der Apparatur die zu destillierende Flüssigkeit
von unten in die Destillationskolonne eintritt.
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In Abb. i bedeutet i den im vorliegenden Fall als Rohr ausgebildeten
Zersetzungsverdampfer für die erste Stufe. Als Werkstoff für das Rohr kann vorteilhafterweise
Graphit gewählt werden. Das eigentliche Verdampferrohr i ist mit einem Mantel 2
umgeben, in den bei 3 der Heizdampf eingeführt wird, der bei q. zusammen mit dem
Kondensat austritt. Die die Perverbindungen enthaltende Flüssigkeit wird in das
Rohr i erfindungsgemäß am unteren Ende bei 5 eingeleitet und verläßt das Rohr nach
kurzer Verweilzeit bei 6. Von hier aus gelangt sie in den Verdampfer 7, in dem als
Hauptvorgang die Destillation des Wasserstoffperoxyds in der zweiten Stufe stattfindet.
Die Flüssigkeit durchläuft die Spirale 8 von oben nach unten und führt die dampfförmigen
Destillationsprodukte in gleicher Richtung der Kolonne der dritten Stufe zu. Die
Beheizung des Verdampfers 7 erfolgt mit indirektem Dampf, der bei 9 eingeführt wird
und den Heizraum zusammen mit dem Kondensat bei io verläßt. Der zweiten Stufe ist
die Abtreibkolonne ii der dritten Stufe nachgeschaltet, in der die Flüssigkeit und
das dampfförmige Destillationsprodukt im Gegenstrom geführt werden. Die Flüssigkeit
mit dem Destillat tritt bei 12 in die Abtreibkolonne ein, in die bei 13 der Dampf
eingeblasen wird. Der Dampf wird im oberen Teil der Kolonne bei 14 abgezogen und
gelangt von hier aus beispielsweise in die in der Abbildung nicht gezeichnete Produktkolonne,
während der Destillationsrückstand die Abtreibkolonne ii bei 15 verläßt.
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Die gleichen Bezugszeichen wie in Abb. i gelten auch für die Abb.
2, die sich von der vorhergehenden lediglich darin unterscheidet, daß das Produkt
der ersten Stufe von unten in die Rohrspirale 8 eintritt und so die vorzugsweise
aus Blei- bzw. Hartbleilegierungen bestehende Rohrschlange von unten nach oben durchströmt.
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Wie schon mehrfach erwähnt, wird erfindungsgemäß in der ersten Stufe
als Baustoff für den Verdampfer Graphit verwendet. Es hat sich jedoch gezeigt, daß
dieser Werkstoff eine gegebenenfalls verhältnismäßig hohe Porosität aufweist. Es
ist daher in den meisten Fällen erforderlich, die verwendeten Graphit-Bauelemente
durch eine entsprechende Vorbehandlung abzudichten, um die Füllung der Poren mit
der zu verdampfenden Flüssigkeit oder dem Heizdampf bzw. den entsprechenden Kondensaten
zu verhindern. Zu diesem Zweck können beispielsweise dichte Metallschichten, insbesondere
solche aus inerten Metallen wie etwa Blei oder Gold auf die Graphitrohre aufgebracht
werden. Es genügen bei Gold schon verhältnismäßig dünne Überzüge von etwa 5o #t,
um die gewünschte Abdichtung zu erzielen. Bei Verwendung von Gold läßt sich die
Lebensdauer der Graphitrohre in einem Maße steigern, das den verhältnismäßig geringen
Goldaufwand in vollem Umfange rechtfertigt.
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Es hat sich gezeigt, daß man eine zuverlässige Abdichtung der Poren
in den Graphit-Bauelementen auch dadurch erwirken kann, daß diese mit gegen die
Angriffe der zu behandelnden Flüssigkeiten beständigen Stoffen ausgefüllt werden,
vorteilhaft indem man die inerten Stoffe sich in den Poren selbst in feinverteilter
Form bilden läßt. Zu diesem Zweck können beispielsweise poröse Graphitrohre, vorteilhaft
unter Verwendung von Vakuum mit Bariumchloridlösung und anschließend mit Schwefelsäure
imprägniert werden, so daß in den Poren Bariumsulfat ausfällt und dadurch ein wirksamer
Verschluß entsteht. Die abdichtende Wirkung des Bariumsulfats kann weiterhin durch
die Verwendung von Wasserglas unterstützt werden, aus dem unter Einwirkung von Säure
in den Poren feinverteiltes Siliciumdioxyd ausgeschieden wird. Als besonders vorteilhaft
hat sich für die vorgenannten Zwecke die Abdichtung durch kombinierte Behandlung
mit kalten und heißen Lösungen von Bariumchlorid, Schwefelsäure und Wasserglas erwiesen,
wobei zweckmäßigerweise als letzte Stufe eine Imprägnierung mit heißer, verdünnter
Schwefelsäure gewählt wird. Werden derartig behandelte Rohre nachträglich noch mit
einem Lack, insbesondere aus einem wärme-und
säurebeständigen Kunstharz,
z. B. einer gelösten Polyvinylverbindung oder unter Vakuum imprägniert, so wird
die Abdichtung durch die infolge der in den Poren vorhandenen Schwefelsäurereste
eintretende Quellung des Lackes noch erheblich verbessert.
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Das Verfahren nach der Erfindung führt unmittelbar zur Gewinnung eines
besonders säurearmen Wasserstoffperoxyds, das im allgemeinen in ioo ccm nur etwa
o,oi bis 0,03 g und weniger Schwefelsäure enthält. Es erlaubt weiterhin,
die konstante Einhaltung hoher Destillationsausbeuten von 9o °/o u-:d mehr bei äußerst
sparsamem Heizdampfverbrauch. Der durchschnittliche Aufwand an Dampf pro kg ioo°/oiges
Wasserstoffperoxyd beträgt etwa 18 kg, während bei den älteren bekannten Verfahren
mindestens 3o kg Dampf pro kg Wasserstoffperoxyd erforderlich waren. Als besonders
vorteilhaft hat sich dabei die Möglichkeit der Anwendung von niederen Heizdampfdrucken
erwiesen. Das Verfahren der Erfindung ist gegenüber den bisher bekannten Destillationsmethoden
auch wesentlich weniger katalytempfindlich, so daß die Verarbeitung von Lösungen,
die mehr als 3 mg, z. B. 6 bis io mg Eisen/Liter enthalten, noch ohne nennenswerte
Zersetzung möglich ist. Im allgemeinen liegt bei der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens der Zersetzungsverlust unterhalb von 5 bis 60/" wobei der Verlust
an aktivem Sauerstoff in der Rückstandssäure unter 3 °/o bleibt. Die zweckmäßige
Auswahl der Werkstoffe für die Verfahrensvorrichtungen in den einzelnen Stufen und
ihre Anpassung an die jeweils vorliegenden Betriebsbedingungen wirkt sich neben
einer erheblichen konstruktiven Vereinfachung vor allem auf die Lebensdauer der
Verdampfer bzw. Kolonnen günstig aus. Das Verfahren der Erfindung führt somit, abgesehen
von der Möglichkeit der unmittelbaren Gewinnung eines hochwertigen Produktes in
hoher Ausbeute bei sparsamstem Energieaufwand, zu weiteren wesentlichen technischen
und wirtschaftlichen Vorteilen.