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Verfahren zum Färben von Mischungen von Gebilden aus synthetischen
höhermolekularen Polyamidverbindungen und Faserstoffen tierischen Ursprungs oder
animalisierten Faserstoffen mit sauren Wollfarbstoffen. Man kann Färbungen auf Gebilden
aus synthetischen hochmolekularen Polyamidverbindungen, z. B. aus Fäden, Garnen
und Geweben, dadurch erzeugen, daB man diese Gebilde mit Farbstoffen färbt, die
in der Woll- und Seidenfärberei Verwendung finden.
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Synthetische hochmolekulare Polyamide sind beispielsweise erhältlich
durch Erhitzen von Monoaminoalkylcarbonsäuren oder von Diaminen und zweibasischen
Carbonsäuren oder den Amide bildenden Derivaten der genannten Carbonsäuren. Verbindungen
dieser Art und die daraus erhältlichen Gebilde sind beschrieben in den amerikanischen
Patentschriften 2 071 253, 2 130 523 und 2:130 948, ferner in den britischen Patentschriften
461 236, 461237, 474 999 und 487 734 und in den französischen Patentschriften
790 52=, 824 548 und 827 798. Ferner sind Polyamide erhältlich durch Umsetzung
von Diisocyanaten mit Verbindungen, die im Molekül mindestens 2 austauschbare Wasserstoffatome
enthalten (vgl. deutsche Patentschrift 728 98z). Durch Polymerisation von monomeren
Lactamen mit mehr als sechs Ringgliedern nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift
748 7,53 erhält man gleichfalls Erzeugnisse, die nach dem vorliegenden
Verfahren gefärbt werden können.
Ähnliche Erzeugnisse werden erhalten,
wenn man nach dem Verfahren der französischen Patentschrift 855 814 Urethanverbindungen
entweder für sich oder mit anderen, mit Urethanverbindungen kondensationsfähigen
Verbindungen zusammen erhitzt. Ferner werden Polyamide erhalten, wenn man gesättigte
Dicarbonsäureamide mit aliphatischen gesättigten Diaminen oder Dichloriden erhitzt.
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Es hat sich nun gezeigt, daß die Polyamidverbindungen zu den in der
Woll- und Seidenfärberei verwendeten sauren Farbstoffen in den meisten Fällen eine
außerordentlich hohe Affinität besitzen, so daß es nicht gelingt, bei Mischungen
aus Faserstoffen aus Polyamidverbindungen und tierischen Fasern oder animalisierten
Fasern in der für Wolle üblichen Färbeweise beide Faserarten gleich tief zu färben.
Die Polyamidkunstseide nimmt aus dem sauren Färbebad einen sehr erheblichen Teil
des Farbstoffs auf, so daß die Wolle hell bleibt, während die Polyamidkunstseide
eine tiefe Färbung zeigt. Ähnlich liegen die Verhältnisse beim Färben von Mischgarnen
aus Polyamidkunstseide mit Naturseide.
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Es wurde nun gefunden, daß es gelingt, Mischungen aus Faserstoffen
aus Polyamidverbindungen und tierischen oder animalisierten Faserstoffen fasergleich
zu färben, wenn man den saure Wollfarbstoffe enthaltenden Färbebädern faseraffine
wasserlösliche organische Säuren oder deren Salze zusetzt. Dabei wird das Aufziehen
der Farbstoffe auf die Polyamidverbindungen zugunsten der anderen Faserstoffe zurückgehalten.
Die Zusatzmittel sind zum Teil auch in neutralen Bädern wirksam.
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Als faseraffine organische Säuren seien beispielsweise genannt: aromatische
Sulfon-, Carbon- oder Sulfocarbonsäuren und deren Salze, z. B. Salicylsäure, Phthalsäure,
i - Benzylaminobenzol - 4 - sulfonsäure, Naphthalinsulfonsäuren, Benzylnaphthalinsulfonsäuren,
Naphtholsulfonsäuren, Anthrazensulfonsäuren, Sulfonsäuren, die durch Sulfonieren
von Phenol und Kondensation mit -Chlorbenzylchlorid entstehen, Kondensationserzeugnisse
aus Naphthalin-2-sulfonsäure und Formaldehyd, ferner Kondensationserzeugnisse aus
höhermolekularen Fettsäuren mit Oxy- oder Aminoalkylsulfonsäuren undAminoalkylcarbonsäuren,
beispielsweise Oleylmethyltaurin, Oleylsarcosin, Ölsäureester der Oxyäthansulfonsäure,
Methyltaurin der Trüsobutylphenylessigsäure sowie Schwefelsäureester höherer Fettalkohole.
Die genannten faseraffinen Säuren werden zweckmäßig dem Färbebad unmittelbar zugegeben.
Man kann aber auch die Faserstoffgemische vor dem Färben mit den Säuren vorbehandeln.
Beispiele i.. Eine Mischung aus 5o Teilen Wolle und 5o Teilen Fäden aus synthetischen
hochmolekularen Polyamidverbindungen, die durch Polymerisation des Lactams der Aminocapronsäure
nach dem Verfahren der deutschen Patentschrift 748 253 hergestellt sind, wird i
Stunde schwach siedend gefärbt unter Zusatz von 2 °/o des Azofarbstoffs aus diazotierter
i-Amino-4-acetylaminobenzol-2-sulfonsäure sauergekuppelt mit 7,-Amino-8-oxynaphthalin-6-sulfonsäure,,
io °/o Natriumsulfat wasserfrei, 4 °/o Schwefelsäure (66° B6) und 3 °/o oleyl -
N - methyl - arninoäthansulfonsaurem Natrium; Flottenverhältnis z : 50. Man erhält
eine fasergleiche, rote Färbung.
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Eine ähnliche Wirkung wird durch Zusatz des Ölsäureesters der Oxyäthansulfonsäure
an Stelle des oleyl - N - methyl - aminoäthansulfonsauren Natriums erzielt.
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2. Ein Mischgewebe aus gleichen Teilen Wolle und Polyamidkunstseide
wird i Stunde schwach siedend gefärbt unter Zusatz von 2 °/o des Farbstoffs
sowie io °/o wasserfreiem Natriumsulfat, 4 °/o Schwefelsäure (66° B6) . und io °/o
salicylsaurem Natrium; Flottenverhältnis = : 5o: Man erhält eine fasergleiche, blaue
Färbung.
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Ein ähnliches Ergebnis erhält man durch Zusatz des Kondensationserzeugnisses
aus Naphthalin-2-sulfonsäure und Formaldehyd oder von i-benzylaminobenzol-4-sulfonsaurem
Natrium oder von triisobutylphenylacetyl-N-methyl-aminoäthansulfonsaureln Natrium
an Stelle des salicylsauren Natriums.
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3. Ein Mischgarn aus gleichen Teilen Wolle und Polyamidkunstseide
wird i Stunde schwach kochend gefärbt unter Zusatz von 2 % des Farbstoffs
Nr. 974 (Schultz, Farbstofftabellen, 7.Aufl.), io°/o wasserfreiem Natriumsulfat,
5 % Essigsäure (3o°/oig) und 1o % benzylnaphthalinsulfonsaurem Natrium mit Nachsatz
von 2 °/o Schwefelsäure (66° B6); Flottenverhältnis = : 5o. Man erhält eine fasergleiche,
dunkelblaue Färbung.
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Eine ähnliche Wirkung wird erzielt durch Ersatz des benzylnaphthalinsulfonsauren
Natriums durch dibutylnaphthalinsulfonsaures Natrium oder i-benzylaminobenzol-4-sulfonsaures
Natrium oder das Kondensationserzeugnis aus Phenol, Schwefelsäure und Chlorbenzylchlorid.
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4. Mischfasern aus gleichen Teilen Wolle und Polyamidkunstseide werden
i 1/2 Stunden schwach siedend gefärbt unter Zusatz von 2 % des Azofarbstoffs aus
diazotiertem i-N-Äthyl-N-4'-aminobenzoylaminonaphthalin und i-Benzoylamino-8-oxynaphthalin-4-6-disulfonsäure,
io °/o wasserfreiem Natriumsulfat, 6 ()/o Ammoniumacetat und 5 °/o des Ölsäureesters
der Oxyäthansulfonsäure unter Nachsatz von 2 °/o Essigsäure; Flottenverhältnis i
:5o. Man erhält eine fasergleiche, rote Färbung.
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5. Eine Mischung aus 50 Teilen Wolle und 50 Teilen Fäden
aus synthetischen hochmolekularen Polyamidverbindungen wird i'/, Stunden unter Zusatz.
von 3°/Q
der komplexen Chromverbindung des Azofarbstoffs aus diazotierter
i-Amino-2-oxynaphthalinsulfonsäure und i-Oxyna.phthalin-8-sulfonsäure, io °/o Schwefelsäure
(66'B6) und io °/o Dodecylalkoholsulfonat gefärbt; Flottenverhältnis x : 5o. Man
erhält eine fasergleiche, grünstichigblaue Färbung.
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6. Eine Mischung aus gleichen Teilen unerschwerten Seidengarns und
Fäden aus synthetischen hochmolekularen Polyamidverbindungen wird i Stunde bei go°
in mit io °/o Essigsäure gebrochenem Bastseifenbad gefärbt unter Zusatz von 3 l)/,
des Farbstoffs Nr. iigg (Schultz, Farbstofftabellen, 7. Aufl.) und 10 °/o
des Kondensationserzeugnisses aus Phenol-Schwefelsäure mit Chlorbenzylchlorid; Flottenverhältnis
i :5o. Man erhält eine fasergleiche, blaue Färbung.
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An Stelle des genannten Kondensationserzeugnisses kann mit gleichem
Erfolg auch benzylnaphthalinsulfonsaures Natrium verwandt werden.
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7. Eine Mischung aus 5o Teilen Kaseinfaser und 5o Teilen Fasern aus
synthetischen hochmolekularen Polyamidverbindungen wird i Stunde bei 8o° mit 2 °/o
des Farbstoffs
unter Zusatz von 5 % Essigsäure (3o°/oig) und io 11/o des Kondensationserzeugnisses,
das durch Sulfonieren von Phenol und Kondensation mit Chlorbenzylchlorid erhältlich
ist, gefärbt; Flottenverhältnis 1 : 50. Man erhält eine fasergleiche, blaue Färbung.
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B. Ein Mischgarn aus gleichen Teilen Kaseinfaser und Polyamidkunstseide
wird i Stunde bei 8o° gefärbt unter Zusatz von 2 °/o des Azofarbstoffs
sowie 5 ()/o Essigsäure (3o('/oig) und io °/o benzylnaphthalinsulfosaurem Natrium;
Flottenverhältnis i : 5o. Man erhält eine fasergleiche, bordorote Färbung.
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Zum Schutz der Kaseinfaser kann dem Färbebad außerdem etwas Formaldehyd
zugesetzt werden, womit gleichzeitig auch eine Temperaturerhöhung des Färbebades
verbunden sein kann.