-
Verfahren zur Gewinnung von Torffasern aus Moor und daraus hergestellte
Werkstoffe Die in den verschiedenen Moorvorkommen enthaltenen pflanzlichen Fasern
werden bisher entweder zu Feuerungszwecken verwandt oder nach Trocknung in Zerreißmaschinen
zerkleinert, um sie dann als Isolierfüllstoffe, Streutorf usw. zu verwenden. In
diesen Zerreißmaschinen werden aber die Fasern zerrissen und sind dann für die Herstellung
von hochwertigen Werkstoffen schlecht verwendbar. Im übrigen ist es bisher noch
nicht möglich, aus diesen Fasern, selbst wenn man sie unbeschädigt gewinnen würde,
durch Pressen einen hoch-,vertigen, festen Werkstoff zu machen, da die Faserpreßlinge
die Tendenz einer starken Rissebildung zeigen.
-
Nach der vorliegenden Erfindung werden die Torffasern dadurch gewonnen,
daß das in reichlich Wasser aufgeschlemmte Moor nach Bearbeitung in bekannten Schlagrührwerken
oder Separatoren durch eine oder mehrere kegelstumpfförmige Siebtrommeln zur Abtrennung
der durch die Schlagrührwerke freigesetzten Fasern geleitet werden, worauf die dabei
abgesonderten und eingedickten Fasern auf ein unter Spritzdüsen angeordnetes, zweckmäßig
durch Druckwalzen laufendes Siebtransportband gebracht werden.
-
Nach einem weiteren Verfahren werden die aus dem Moor gewonnenen Torffasern
zur Herstellung eines wertvollen festen Werkstoffes in einem Kocher unter Druck
einer Temperatur von mehr als 1000 ausgesetzt. Nach dieser Behandlung weisen die
aus diesen Fasern hergestellten Preßlinge die Tendenz zur Rissebildung und ungleichmäßigen
Schrumpfung
nicht mehr auf. Wahrscheinlich wird durch den unter Druck stattfindenden Kochprozeß
das gebundene Wasser in der Torffaser so verändert, daß es durch Pressen ausgepreßt
werden kann.
-
Bei Mooren mit günstiger Faserbeschaffenheit ist auch eine unmittelbare
Verarbeitung in einem Kocher ohne Druck, also ohne Aufarbeitung der Torffaser, im
Schlagrührwerk oder Separator nach dem Verfahren gemäß den Ansprüchen t bis 3 möglich.
-
1? in besonders wertvolles Produkt aus den so gewonnenen Torffasern
besteht in einer Leichtbau-oder Dämmplatte als Zwischenlage, die zu beiden Seiten
mit einer Hartplatte furniert ist. Eine solche furnierte Platte aus Torffaser zeichnet
sich durch große Isolationsfähigkeit, Festigkeit und Billigkeit aus und stellt einen
hochwertigen Werkstoff dar, der z. B. in der Bauindustrie als Wände, Decken und
Fußboden, Türen, Dachplatten und zur Herstellung von Möbeln usw. Verwendung finden
kann. Auch können Dämmplatte und Hartplatte einzeln als Werkstoff für vielseitigen
Gebrauch verwendet werden.
-
In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Vorrichtung zur Ausführung
der Verfahren dargestellt. Es zeigt Fig. 1 die kegelstumpfförmige Siebtrommel im
Schnitt, Fig. 2 die Fasertransportvorrichtung und das Siebtransportband im Schnitt,
Fig. 3 und 4 die Presse zur Herstellung der Preßlinge im Schnitt, Fig. 5 eine furnierte
Torffaserplatte im Schnitt. Das in viel Wasser aufgeschlemmte Moor wird zunächst
durch Schlagrührwerke oder Separatoren, wie sie in der Zellstoffindustrie zum Aufschlagen
der gekochten Zellfaser verwendet werden, aufgeschlagen, damit die Fasern sich von
dem faserlosen Torf lösen und etwa vorhandene Faserbündel zerteilt werden, so daß
die Fasern nach diesen Arbeitsgängen frei in dem dünnflüssigen Brei lierumschwimmen.
-
Die aufgeschlagene Torfmasse wird dann einer kegelstumpfförmigen Siebtrommel
a zugeleitet, die derart in einem Bade b angeordnet ist, daß der untere Teil des
Siebmantels im Wasser rotiert. Der Brei tritt durch die kleinere Öffnung über den
Ring c ein und wird dann bei der Rotation der Trommel in der Weise aussortiert,
daß die Fasern im Mantel zurückgehalten werden. Um ein weiteres Auswaschen dieser
Fasern zu ermöglichen, ist in der Mitte der Trommel ein Spritzrohre angeordnet,
das in der Hohlwelle d gelagert ist. Die von dem Siebmantel aussortierten Fasern
treten an der größeren Öffnung aus und werden hier von der mit Schlagleisten f versehenen
Trommel g auf das Siebtransportband h (Fig. 2) geworfen. Die Schlagleisten können
auch auf der Siebtrommel angeordnet werden.
-
Bei der Verschiedenartigkeit der Moorfasern kann es erforderlich sein,
mehrere solcher Siebtrommeln hintereinander anzuordnen, in der Weise, daß die erste
Trommel nur die längeren Fasern aussortiert, während die nachfolgende bzw. folgenden
immer feiner werden.
-
Die auf (las Siebtransportband h abgeworfenen Fasern werden zun'ichst
durch die darüber angeordneten Spritzdüsen oder Brausen i noch einreal gereinigt
und gelangen dann unter die Druckwalzen j, unter welchen die Torffasern ausgequetscht
und von anhaftenden Moorteilchen befreit werden.-Das weitere Verfahren zur Verarbeitung
der so gewonnenen reinen Torffasern zu einem hochwertigen, festen Werkstoff hat
die Aufgabe, die Bildung von Rissen in den Preßlingen und eine ungleiche Schrumpfung
zu verhindern, die die Festigkeit der aus diesen Fasern hergestellten Platten beeinträchtigen.
Das ist erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Fasern vor der Pressung unter
einem Druck von etwa 3 bis io Atmosphären und einer Temperatur von etwa 15o° und
mehr einem Kochprozeß unterworfen werden, was zweckmäßig durch Einleiten von Wasserdampf
in einen Kocher erfolgt. Weiterhin wird durch diesen Kochprozeß einmal eine wesentliche
Erleichterung in der Entwässerung beim nachfolgenden Formen und Pressen der Fasern
zu einem Preßling erzielt, während andererseits die Zeit zum Trocknen dieser Preßlinge
erheblich abgekürzt wird. Die Pressung der Torffasern in den bekannten Pressen ist
nicht so einfach, wie es bei Holzfasern der Fall ist, da, wie bereits ausgeführt,
das Wasser viel schwerer aus der Torffaser zu entfernen ist als aus anderen Fasern.
Beim Zusammenpressen der nassen, in Formeinrichtungen vorgeformten und vorentwässerten
Platte bilden sich Wasseradern, die die nasse Torffaserplatte zerreißen.
-
Diese Schwierigkeiten sind nach der Erfindung dadurch beseitigt, daß
nicht nur unter der Faserplatte k ein Siebgewebe m angeordnet ist,
sondern auch oberhalb der Platte, so daß das Wasser auch nach der oberen Plattenfläche
austreten kann. Weiterhin besteht die Erfindung darin, die Wirkung dieser Siebgewebe
dadurch zu erhöhen, daß zwei übereinander angeordnete Siebgewebe m angeordnet werden,
die durch eine perforierte Platten getrennt sind. Diese Anordnung und Ausbildung
der Siebgewebe bewirkt, daß einmal das Wasser auf kürzestem Weg aus dem Preßling
austreten und abgeleitet werden kann, wodurch die Rissebildung wirksam verhindert
wird, und daß andererseits beim nachfolgenden Trockenprozeß in der Presse der Dampf
leichter austreten kann; dadurch wird verhindert, daß unter dem Einfluß des Druckes
und des Wasserdampfes eine Verkokung der Torffasern auftritt, die die Festigkeit
der Platten ganz bedeutend herabsetzt. Nunmehr kann der Wasserdampf auf beiden Seiten
der Platte auf schnellstem Wege austreten, so daß dieser übelstand nicht mehr auftreten
kann. Dieser Effekt ist von besonderer Bedeutung.
-
Da die mit diesen doppelseitigen Siebgeweben hergestellten Platten
auf beiden Seiten rauh sind, in der Praxis aber die Platte meist auf der einen
Seite
glatt gewünscht wird, ist es in diesem Fall notwendig, nach der Pressung das Sieb
auf der einen Seite zu entfernen und eine glatte Metallplatte o einzuführen, um
mit dieser Platte noch einmal zu pressen, bis die Seite vollkommen glatt ist. Soll
dagegen auch die freie Seite raub bleiben, beispielsweise um sie besser verputzen
zu können, so wird die Pressung und Trocknung mit den beiderseits angeordneten Siebgeweben
zu Ende geführt.
-
Die Dämmplatten p aus diesen Torffasern können in an sich bekannter
Weise hergestellt werden; sie können für sich für vielerlei Zwecke Verwendung finden,
sie können aber auch mit je einer der nach dem beschriebenen Verfahren hergestellten
Hartplatte r (Fig. 5) furniert werden und in dieser Form für viele Zwecke, besonders
der Bauindustrie Verwendung finden. Gibt man der Dämmplatte als Zwischenlage der
furnierten Platte ein spezifisches Gewicht von etwa o,4 bis 0,5, so erzielt
man eine hohe Biegefestigkeit, wodurch sich die Platte auch als Fußbodenbelag als
Ersatz für Dielungsbretter eignet.
-
Läßt man die Deckplatten auf der einen Seite überstehen (Fig.5), so
bilden sich Nut und Federn, mittels @N-elclier die 1'latteti leicht verbunden werden
können.