-
Vorrichtung zur Gewinnung verspinnbarer Fasern aus Schilfstengeln
u. dgl. und Verfahren zum Aufschließen von Schilf Die bisher bekannten Verfahren
zur- Gewinnung verspinnbarer Fasern aus Schilfstengeln u. dgl. haben den Nachteil,
daß das Aufschließen mit Hilfe von scharfen Reagenzien oder über Gärungsvorgänge
vorgenommen und dabei nur die Faser gewonnen wird, während die übrigen wertvollen
Bestandteile, insbesondere die Stärke, verlorengehen. Häufig leidet sogar die Faser
selbst unter der Wirkung der scharfen Reagenzien.
-
Dieser übelstand soll nach der Erfindung dadurch beseitigt werden,
daß zur Gewinnung verspinnbarer Fasern aus Schilfstengeln u. dgl. -auf rein mechanischem
Weg eine Vorrichtung dient, die aus einem mit einem unteren Abfluß versehenen Behälter
besteht, in dem hinter einem Riffelwalzenpaar mit geringer Riffelhöhe zwei Walzenpaare
mit größerer Riffelhöhe angeordnet sind, zwischen denen eine Befeuchtungsstelle
für Blas Gut eingeschaltet ist. An die Riffelwalzen schließt sich zunächst eine
Ausbreitvorrichtung in Form einer Glattwalze und einer Gegenwalze an, die auf ihrem
Umfang schraubenförmig verteilte Stifte trägt, und weiterhin abwechselnd Riffelwalzenpaare
mit Längs- oder mit Querriffeln, von denen die Querriffelivalzen in der Arbeitsrichtung
hintereinander versetzte Riffeln tragen. In diese Vorrichtung werden die Schilfblätter
und -wurzeln erfindungsgemäß mit dem dicken Ende voran eingeführt, so daß der darin
enthaltene Saft durch den Walzendruck in seiner natürlichen Steigungsrichtung vorwärts
gepreßt und damit eine kapillare Zersprengung des Gefüges erreicht wird. Die Folge
davon ist eine weitgehende mechanische Trennung der einzelnen Faserbündel.
-
Auf das so bearbeitete Gut wird nach dem Laufen durch ein oder mehrere-Walzenpaare
ein
Sprühregen geleitet, der nicht nur die ausgetretenen Pflanzensäfte abspült, sondern
auch alle zwischen den Fasern lagernden lös-: liehen und mechanisch fortspülbaren
Sto9 teilchen entfernt. Auf diese Weise wer die durch keinerlei chemische Vorgänge
5.
gegriffenen Fasern schließlich beim Freilegen-' getrennt, während die übrigen
Nutzstoffe, insbesondere die Stärke, der Zucker und die Zellmembran, sich in dem
gesammelten Spülmittel befinden und daraus gewonnen werden können.
-
Es ist zwar bereits bekannt, Flachsstengel u. dgl. zum Freilegen der
Fasern zwischen zusammenarbeitenden Walzenpaaren hindurchzuführen, dabei - das Gut
zu berieseln und die Berieselungsflüssigkeit in einem darunter befindlichen Behälter
aufzufangen. Die Vorrichtung eignet sich jedoch nicht zum Bearbeiten von Schilf
zur Gewinnung verspinnbarer Fasern.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung gemäß
der Erfindung dargestellt. Es zeigen Abb. i die Vorrichtung im Längsschnitt, Abb.2
eine-Draufsicht auf die Vorrichtung. Das aufzuschließende Gut, und zwar sowohl die
Blätter als auch die Wurzeln, wird bei a mit dem dicken Ende voran in die Maschine
eingeführt und hier von dem ersten Riffehu,lzenpaar i erfaßt. Dieses Walzenpaar
mit einer feinen Längsriffelung bewirkt ein Breitquetschen des Gutes und drückt
gleichzeitig den Pflanzensaft in die feinsten Kanäle, die dadurch aufgesprengt werden.
Das hinter dem Walzenpaar i angeordnete Walzenpaar 2 besitzt grobe Längsriffelungen
und walkt das Gut durch. Hinter diesem Walzenpaar ist eine Stützplatte b vorgesehen,
über welche da' s Gut nach dem Durchlaufen des Walzenpaares 2 geführt wird. Oberhalb
dieser Stützplatte b ist ein Spülrohr G angeordnet, welches an seinem der Stützplatte
b zugekehrten Teil feine Bohrungen enthält. Die Bohrungen sind dabei so angeordnet,
daß das Wasser sowohl. auf die Walzen als- auch auf das auf der Platte b befindliche
Gut gespritzt wird, und zwar nicht senkrecht, sondern im spitzen Winkel zu den Walzenmänteln
bzw. zu der Platte b. Dadurch wird eine gute Spülwirkung erzielt. Neben kaltem Wasser
kann aus dem Rohr c auch warmes Wasser mit oder ohne Druck auf das zu bearbeitende
Gut geleitet werden. -Eine kurz vor dem nächsten Walzenpaar 3 vorgesehene langborstige
Bürstenleiste d löst noch die leicht anhaftenden Stoffteilchen von dem Gut ab, welche
dann gleichfalls mit weggespült werden.
-
Das Walzenpaar 3, das wieder mit groben Längsriffeln versehen ist,
walkt das Gut erneut und quetscht gleichzeitig die beim Spülen aufgenommenen Flüssigkeitsmengen
aus. Dabei werden mit der austretenden Flüssigkeit syeitere Stoffteilchen, die aus
dem Gut me-"2janisch oder chemisch herausgelöst sind, geschwemmt.
-
eim Walzenpaar q. ist die obere Walze iit halbkugelförmigen Knöpfen
e oder mit Stiften besetzt, die von der Mitte der Walze aus in rechts- bzw. linksgewundener
Schraube auf der Walzenoberfläche liegen. Die untere Walze ist zylindrisch - ausgebildet
und besitzt eine glatte Oberfläche. Hinter diesem Walzenpaar q., das zum Ausbreiten
des Gutes dient, ist wieder eine . aus einer Stützplatte b, einem Spülrohr c und
einer Bürste d bestehende Reinigungsstufe vorgesehen, an die sich das Walzenpaar
5 anschließt, das wieder mit Längsriffeln besetzt ist und das Gut erneut walkt und
quer zur Faserlängsrichtung quetscht.
-
Das folgende Walzenpaar 6 ist mit einer mittelstarken Längsriffelung
versehen und glättet das wellenförmig gequetschte Gut, das darauf einer weiteren
Reinigungsstufe mit einer Stützplatte b, einem Spülrohr c und einer Bürste d zugeführt
wird.
-
Im Anschluß an diese dritte Reinigungs stufe wird das Gut dem Walzenpaar
7 zugeführt, das mit einer groben ringförmigen Riffelung versehen ist, wodurch das
Gut in der Längsrichtung der Fasern gewalkt wird.
-
Nach dem Durchlaufen des Walzenpaares 7 wird das Gut in einer vierten
Reinigungsstufe, bestehend aus einer Stützplatte b, einem Spülrohr c und einer Bürste
d, erneut berieselt, ausgewaschen und gereinigt, um danach dem Walzenpaar 8 zugeführt
zu werden, das wieder mit Längsriffeln versehen ist und das Gut quer zur Faserlängsrichtung
walkt und quetscht.
-
Das sich anschließende Walzenpaar g «eist wieder ringförmige Riffeln
auf und wirkt somit @ in Längsrichtung auf die Fasern ein.
-
Hinter dem Walzenpaar 9 ist wiederum eine Reinigungsstufe der beschriebenen
Art vorgesehen.
-
Die anschließenden Walzenpaare i o, i i und 12 dienen der Trocknung
des Gutes und besitzen eine glatte, zylindrische Oberfläche. Zwischen diesen Walzenpaaren
wird das Gut gründlich ausgequetscht und getrocknet. Das Trocknen kann dabei noch
durch zusätzliche Beheizung des Walzenpaares 12 bzw. der Walzenpaare i z und 12
beschleunigt werden.
-
Der Druck zwischen den einzelnen Walzenpaaren ist in üblicher Weise
durch verstellbare Druckfedern regelbar.
-
Die Walzen können aus Metall, Porzellan (Ton), künstlichem oder natürlichem
Gummi hergestellt und auch mit Überzügen aus Leder, Gummi, Papier, Filz o. dgl.
versehen werden.
Die Spülrohre c können axf, eine gemeinsame Zuleitung
angeschlossen werden, aber auch Einzelzuleitungen erhalten. In jedem Falle sind
an ihnen Einzelhähne angebracht, die eine Regelung des Zuflusses und damit des Wasserdruckes
ermöglichen.
-
Bei f verlassen die freigelegten Fasern die Vorrichtung.
-
Unter dem Walzensystem ist eine Wanne mit geneigtem Boden und mit
einer Ausflußöffnung g angeordnet, durch die die gelösten bzw. die mechanisch weggeschwemmten
Stoffteilchen in einen untergestellten Behälter abfließen. An Stelle einer Wanne
mit einem Abfluß g kann auch eine solche mit mehreren Abteilungen und mehreren Ausflüssen
g Verwendung finden, wodurch dann ein getrenntes Auffangen der an den einzelnen
Bearbeitungs-bzw. Reinigungsstufen abfließenden Flüssigkeiten ermöglicht ist. Die
ganze .Vorrichtung wird von einer Haube abgedeckt, die leicht abgenommen werden
kann, so daß die Walzen und die übrigen Mäschinenelemente jederzeit zugänglich sind.
-
Die anfallenden Fasermengen werden der Einwirkung einer einfachen
Nachröste in Wasser ausgesetzt. Diese Nachröste kann sehr kurzfristig sein, da der
größte Teil der sonst mit Hilfe der Wasserröste durchzuführenden Arbeit, wie Entfernung
der vergärbaren organischen Stoffe, Freilegen der Faserbündel, Vermorschen fester
Membranen usw., durch vorheriges Abtrennen der in Frage kommenden Stoffe bereits
geleistet wurde. Die derart gewonnenen Fasermengen enthalten nur noch so viel vergärbar
e organische Beimengungen (Reste von Stärke, Zucker, Kleber u. a.), als zum Ablauf
der Gärung erforderlich sind. SchließlichesNachwaschen, Trocknen und Hecheln läßt
eine zugfeste, geschmeidige und seidig glänzende Faser entstehen.