DE76508C - Selbsttätige Feuerwaffe mit Cylinderverschlufs und Kastenmagazin. (2 - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Die in der Patentschrift Nr. 57117 beschriebene selbstthätige Feuerwaffe mit Cylinderverschlufs und Kastenmagazin hat in weiterer Ausbildung der durch die in der Patentschrift Nr. 59354 beschriebenen Vereinfachungen bezw. Verbesserungen folgende Abänderung erfahren. ,

An Stelle der zur Verbindung des Laufes, des Kastenmagazins und des Verschlufscylinders zu einem starren Ganzen dienenden Knaggenscheibe k (Patent Nr.. 57117) ist ein vorn im Kastenmagazin auf- und niederbewegbarer, behufs Herstellung der Verbindung durch die den Verschlufscylinder umgebende Hülse hindurchgreifender doppelarmiger Keil angeordnet, welcher in hochgehobener Stellung den Verschlufscylinder mit dem Kastenmagazin verbindet und in der Verschlufsstellung hinter dem Lauf erhält. Dieser doppelarmige Keil ist vorn in dem Kastenmagazin gelagert, wodurch der besondere Raum für den Keil und das Keillager vor dem Kastenmagazin, wie bei der Anordnung Patent Nr. 59354 erforderlich, zum Wegfall gebracht und neben der hierdurch bewirkten Raumersparnifs bedeutend an Gewicht gewonnen ist. Zugleich ermöglicht die Anordnung eines doppelarmigen Keiles eine Vereinfachung des Schlofsmechanismus, indem er gestattet, den zwischen seinen Armen hindurchgehenden Verschlufscylinder als Patronenschieber und bei Anbringung eines geeignet gestalteten federnden Hakens als Patronenauszieher zu benutzen.

In den Fig. 1 bis 10 der Zeichnung ist diese Anordnung in Anwendung auf eine Pistole dargestellt.

Fig. ι zeigt bei abgenommener Decke die Ansicht des Schlofsmechanismus in geschlossenem Zustande, Hahn gespannt.

Fig. 2 zeigt die Ansicht des Schlosses zum Laden bereit, Hahn ebenfalls gespannt.

Fig. 3 zeigt das sogenannte starre Ganze, den Lauf mit der Verschlufshülse und dem Kastenmagazin, jedoch ohne Verschlufseylinder und ohne Verschlufskeil, während

Fig. 4 die Ansicht des starren Ganzen von oben und

Fig. 5 die hintere Ansicht des starren Ganzen zeigt.

Fig. 6 zeigt den Verschlufscylinder in Seiten- und Oberansicht.

Fig. 7 a zeigt den doppelarmigen Verschlufskeil in drei Ansichten und

Fig. 7 b den Verschlufskeil in Verbindung mit dem Verschlufscylinder bei hochgehobener Stellung.

Fig. 8 zeigt einen dreiarmigen Hebel zur Bethätigung des Verschlufskeiles in Seiten- und Oberansicht.

Fig. 9 zeigt die Schleuder mit Kette.

Fig. ίο zeigt den Anker und

Fig. 11 den Hahn in Vorder- und Seitenansicht.

Diese Theile stehen mit einander in folgendem Zusammenhang:

Der Lauf r r ist in die Verschlufshülse b b, welche mit dem Kastenmagazin α α aus einem Stück gearbeitet oder fest mit demselben verbunden ist, fest eingeschraubt. Das Magazin hat, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist, einen der Form der Patrone entsprechenden Querschnitt, ist also vorn enger als hinten. Der Verschlufscylinder c, Fig. 6, besitzt an beiden Seiten Führungsleisten, welche am vorderen Ende bei c^l und c ² unterbrochen sind und Theile der Widerlager für den doppelarmigen Keil bilden, während sich die anderen Theile dieser Widerlager in der Verschlufshülse b befinden, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist, so dafs der Lauf mit der Verschlufshülse und dem Magazin mit dem Verschlufscylinder in der Verschlufsstellung Fig. 1 durch den Verschlufskeil fest verbunden ist und ein starres Ganzes gebildet ist, welches beim Schufs insgesammt zurückweicht.

Der Doppelkeil k wird vermittelst eines hier auf der rechten Seite des Kastenmagazins angeordneten, mit seiner Achse z'¹ in ein an der hinteren Kastenwand befindliches Lager eingesetzten dreiarmigen Verschlufshebels i bethätigt, dessen vorderer, mit einem Schlitze z'⁴ versehener Arm i in einen Zapfen k³ auf der rechten Seite des Doppelkeils eingreift. Der nach unten stehende Arm z'² ist mit einer Warze i³ ausgestattet, gegen welche sich die Warze w³ des Ankers beim Vorgange .des starren Ganzen anlegt, dadurch den Arm z'² zurückbehält und bewirkt, dafs der Arm i nach abwärts geht oder den Keil nach unten zieht, so dafs der Verschlufs geöffnet wird. Der nach hinten ragende Arm z⁵ steht, wenn der Verschlufs offen oder noch nicht ganz hergestellt ist, so weit nach oben, dafs der vorschlagende Hahn h, wie Fig. 2 zeigt, mit seiner Nase /?² auf ihn auftrifft, ihn '■hinabdrückt und so den Verschlufs entweder herstellt oder aber, wofern dem ein Hindernifs entgegensteht, von demselben abgehalten wird, den Schlagstift zu treffen.

■ Der Verschlufscylinder wird durch eine Schleuder s¹ mit Schleuderkette s^l bewegt. Die Schleuder s dreht sich am hinteren unteren Ende des Kastenmagazins um einen bei s² gelagerten Zapfen, wobei sie auf der linken Wand des Kastenmagazins gleitet. Die mittelst Scharniers angegliederte Kette s^l greift mit einer Oese an einen Stift c³, · Fig. 6, an einer Seite des Verschlufscylinders und wird in einem unten in der Verschlufshülse angebrachten Schlitz b²b*, Fig. 4, geführt. Die in dem Schlitz angebrachte seitliche Aussparung b dient dazu, das Aufschieben der Oese s⁴ auf den Stift c^s zu ermöglichen, bezw. das Abnehmen der Schleuder s¹ zu gestatten. Ein unbeabsichtigtes Abgleiten der Kette bezw. Oese von dem Stift wird durch den auf der Schleuder aufliegenden Anker m verhindert. Die Schleuder ist mit zwei Stiften s⁵ und s^e versehen. An den Stift s ⁵ greift ein Anker m mit seiner Nase m^l an, wenn die Schleuder und damit der Verschlufscylinder zurückgezogen werden soll. Dagegen greift der Anker m mittelst der Nase m² an den Stift s⁶ an, wenn die Schleuder und damit der Verschlufscylinder wieder nach vorn getrieben werden soll. Das Aus- und Einhaken der Nasen m¹ und w² des Ankers m von den Stiften s⁵ und s⁶ bezw. an denselben wird mittelst entsprechend gestalteter schiefer Flächen oder Curven am Anker durch dessen Hin- und Herschwingung bewerkstelligt.

Der Hahn h ist hinter dem Kastenmagazin auf einem in der rechtsseitigen Kastenwand angebrachten Zapfen/?¹ drehbar gelagert. Derselbe wird von der Schlagfeder ν ν, welche im Schafte der Pistole befestigt ist, bethätigt. Das Spannen des Hahnes erfolgt beim Zurückgehen des starren Ganzen durch eine unten an dem rückwärtigen Theil der Verschlufshülse befindliche Nase α³, Fig. 1 bis 3.

Der Abzug \ ist auf der rechten Schlofskastenwand auf einem Zapfen drehbar angebracht.

Die Verbindung zwischen dem starren Ganzen und dem Anker m wird durch eine Lenkstange q, Fig. 1, 2 und 8, bewirkt, welche an den oberen Arm eines um den Hahnzapfen h¹ drehbaren Hebels angreift, während der untere Arm Z¹ dieses Hebels den Anker m bewegt. Der Hebel Z¹/² ist mit einem Arm I³ versehen, welcher eine Feder 0 0, Fig. 1 und 2, spannt bezw. umgekehrt mit Hülfe dieser Feder gedreht wird und nach Aufhören des Gasdruckes eine Rückbewegung des Hebels P /² und der damit verbundenen Theile bewirkt.

Der Schlofsmechanismus wirkt wie folgt:

Wie in der Patentschrift Nr. .57117 beschrieben, weicht der Lauf mit Verschlufshülse, dem Kastenmagazin und den daran und darin befindlichen Theilen, also das starre Ganze insgesammt infolge der Rückwirkung beim Schusse heftig zurück. Hierbei wird mittelst der Nase a³ der Hahn h und mittelst der Triebstange q und des angegliederten Ankerhebels Γ² und /' die Schlofsfeder 0 0 gespannt, welche Stellung in Fig. 2 gezeigt ist. Gleichzeitig wird der Anker m durch den Arm l^l nach vorn geführt, Fig. 2, und die am Anker befindliche Warze m³ zum Anlegen an die Warze z'³ am Arm z² des Verschlufshebels gebracht. Nach Aufhören des Gasdruckes treibt die gespannte Schlofsfeder 0 0 das starre

Ganze vermittelst des Armes Γ² und der Triebstange q wieder nach vorn, wobei sich folgende Vorgänge nach einander abspielen:

Im ersten Moment des Vorgehens stützt die Warze m^% am Anker m die Nase ζ³ des Verschlufshebelsi² derart, dafs der Hauptarm i dieses Hebels nach unten schnellt, hierbei den Doppelkeil k nach unten bewegt und den Verschlufs öffnet. Ist dieses geschehen, so legt sich die Nase m¹ des Ankers m gegen den Stift s⁵ an der Schleuder s und wirft diese lebhaft zurück, wobei der an die Kette s¹ bei 5* angegliederte Verschlufscylinder mit zurückgeschnellt ' wird und gleichzeitig die Patronenhülse auszieht und niederwirft.

Der nach dem Zurückwerfen der Schleuder s noch weiter zurückweichende Anker m wird inzwischen durch eine schiefe Fläche rechts von Ot² nach oben gedrückt, so dafs die Nase w¹ sich von dem oberen Stift.?⁵ abhebt, wogegen die Nase m'² des Ankers sich gegen den unteren Stift s^e, Fig. 2, legt und nun beim weiteren Rückgange die Schleuder mit Kette und Verschlufscylinder wieder nach vorn wirft. Der Verschlufscylinder führt hierbei die oberste Patrone mit Magazin in bekannter Weise in den Lauf ein. Ist dieses geschehen, so wird die Nase wz² des Ankers durch die Form des oberen Schlitzes wieder von dem Stift s⁶ der Schleuder abgehoben, so dafs der Anker frei wird und die Triebstange q das starre Ganze, das in diesem Moment noch nicht ganz vorn angelangt ist, weiter nach vorn- treiben kann. Dieser Weg wird zum Schliefsen des Verschlusses in der Weise benutzt, dafs die vorrückende schiefe Fläche i ^β am Verschlufshebel i sich an einem in der rechten Schlofskastenwand befestigten festen Stift e vorbeischiebt, dadurch in die Höhe geht, den Doppelkeil mit nach oben nimmt und den Verschlufs herstellt. Wird nun der gespannte Hahn abgedrückt, so weicht das starre Ganze beim Schusse, wie zuvor geschildert, zurück und,das Spiel des Schlofsmechanismus beginnt von neuem.

Sollte der Fall eintreten, dafs aus irgend welchem Grunde der Doppelkeil k verhindert wird, gar nicht oder nicht ganz nach oben zu treten und der Verschlufs nicht oder nicht vollständig hergestellt werden, so befindet sich der rückwärtige Arm i⁵ des Verschlufshebels i ganz oder nahezu oben unter der Verschlufshülse. Wird nun abgefeuert, so mufs der Hahn /?² von oben her auf den Arm ζ'⁵ aufschlagen, bevor er den Schlagstift treffen kann. Durch diesen Aufschlag wird dann entweder der Verschlufs hergestellt, worauf der Hahn dann auch auf den Schlagstift trifft, oder aber der Hahn wird bei einem die Aufwärtsbewegung des doppelarmigen Keiles k nicht gestattenden Hindernisse am Aufschlagen auf den Schlagstift verhindert.

Ein gleicher Fall würde bei zu frühzeitigem Abdrücken des Hahnes eintreten, so dafs jede Gefahr zu frühzeitiger Zündung ausgeschlossen ist.

Der Verschlufscylinder schiebt bei seinem Rückgange die inzwischen aus dem Magazin nach oben geförderte Patrone mit seiner Stirnseite vor sich her und in den Lauf. Der am Verschlufscylinder angebrachte Auszieher — in der Zeichnung nicht dargestellt — legt sich hierbei mit seiner in bekannter Weise hakenförmig gestalteten Nase hinter den Rand der Patrone, so dafs dieselbe beim Rückgang des Cylinders, wie üblich, ausgeworfen wird.

Der Verschlufscylinder ist' mit schwalbenschwanzförmigen Führungsleisten, Fig. 5, versehen, mittelst welcher er in entsprechend geformten Nuthen der beiden Kastenwände gleitet und dadurch eine gute, sichere Führung erhält.

Der linksseitige Deckel der Pistole ist abnehmbar eingerichtet. Sämmtliche Theile können nach Beseitigung dieses Deckels ohne Werkzeug herausgenommen und wieder eingesetzt werden. Auch kann man das starre Ganze zugleich mit allen seinen Theilen herausnehmen , indem man es um die Verschlufshülsenachse dreht und dann sammt dem Lauf aus seinem Lager zurückzieht.

Anstatt den Verschlufshebeli, die Schleudern, den Anker τη, die Triebstange q und den Ankerhebel /²Z¹ lose auf ihre Achsen aufzusetzen, können dieselben natürlich auch mittelst Schrauben befestigt werden.

Das starre Ganze kann auch einfach durch eine in dem Schlofskasten umgelegte, sich gegen die hintere Stirnseite des Magazins stemmende Spiralfeder an Stelle der Schlofsfeder vorgetrieben werden. Die Triebstange q treibt dann den unteren Ankerhebel I¹ beim Rückgang des starren Ganzen nach vorn und beim Vorgange des letzteren nach hinten, so dafs das Schlofs nun wie bei der Schlofsfeder 0 0 fungirt. Die Anordnung einer solchen Spiralfeder wird namentlich dann angebracht sein, wenn der Mechanismus bei einem Infanteriegewehr Anwendung finden soll.

Ueberhaupt können' an Stelle der einzelnen Constructionstheile äquivalente Mittel angewendet werden. Z. B. kann an Stelle des rings geschlossenen Ankers m der in den Fig. ' 12 und 13 dargestellte scheerenförmige Anker η angeordnet werden. Derselbe besteht aus zwei gelenkig verbundenen Hebeln, deren nach dem Magazinkasten gerichtete Arme mit Nasen n^l w² versehen sind, welche zum Angriff an die Stifte s^Bs⁶ der Schleuder dienen. Diese Arme werden durch eine zwischen den nach hinten gerichteten Armen n^z n⁴ angebrachte

Feder μ⁵ stets gegen die Stifte s⁵s⁶ hin angedrückt , so dafs sie bestrebt sind, im gegebenen Moment hinter die Stifte zu greifen, wonach die Schleuder bethätigt werden kann. Nach der im einen oder anderen Sinne vollzogenen Wirkung wird, die Nase η², Fig. 12, bezw. die Nase n\ Fig. 13, mittelst eines auf dem Zapfen s² befestigten Excenters κ⁶ ausgelöst, wonach je die nicht ausgelöste Nase wieder in Wirkung treten kann.

Claims (2)

1. Patent-Ansprüche:

   ι . Bei der durch den Anspruch 1. des Patentes Nr. 57117 geschützten selbstthätigen Feuerwaffe mit Cylinderverschlufs und Kastenmagazin der Ersatz der Knaggenscheibe (It) und der dieselbe feststellenden Klinke (s) durch einen U-förmigen, im vorderen Th'eile des Kastenmagazins auf- und abbeweglichen Keil (k), welcher bei hergestelltem Verschlufs mit seinen Armen (k¹ k²). in zu beiden Seiten des Verschlufscylinders angeordnete Nuthen (c¹ c²) eintritt und dadurch die Verriegelung herstellt.
2. 2. An der unter 1. gekennzeichneten Feuerwaffenachstehende besondere Einrichtungen:

   a) ein an dem den Keil (k) auf- und abbewegenden Verschlufshebel (i) angebrachter Arm (i'²) mit Warze (i³), welcher beim Vorgehen des starren „Ganzen von einer Warze (m^a) am Anker (m) Widerhalt gewährt wird, wodurch der Verschlufshebel (i) mit dem Keil (k¹ Ar²J nach unten bewegt und der Verschlufs geöffnet wird;

   b) ein am Verschlufshebel (i) angebrachter, nach hinten ragender, eine vorzeitige Zündung hindernder Arm (i⁵), auf welchen bei nicht oder nicht ganz hergestelltem Verschlufs ein Ansatz (h?) des vorschnellenden Hahnes (In) trifft, um ihn behufs Herstellung des Verschlusses nach unten zu treiben;

   c) eine zur Vor- und Rückbewegung des Verschlufscylinders (c) dienende, mittelst einer Kette (s¹) an denselben angreifende, drehbar gelagerte Schleuder (s), welche durch die Bewegungen des starren Ganzen von einem Anker (m) mit Nasen (mⁱ m?) oder von gleichwerthigen Mitteln, wie von scheerenarlig verbundenen Hebeln mit Nasen (Vw², Fig. 12 und 13,), hin- und hergeschwungen wird;

   d) eine mit dem starren Ganzen gelenkig verbundene Triebstange (q), welche während des Rückganges des starren Ganzen mittelst eines Hebels (In¹) und eines daran angebrachten Gliedes (I³) die Feder (0 0) spannt, so dafs diese nach Aufhören des Gasdruckes das starre Ganze durch dieTheile (I^s Ph^q) wieder vortreibt;

   e) der Antrieb des Ankers (m) oder gleichwerthiger Mittel durch einen Arm (I¹) des Hebels (h^l);

   f) eine Nase (a^s) am starren Ganzen, welche bei dessen Rückgang den Hahn (In) spannt und nach dem Wiedervorgehen das Vorschlagen des Hahnes gestattet;

   g) die Herstellung des Verschlusses beim Ende des Wiedervorgehens des starren Ganzen mittelst eines im Schlofskasten festen Stiftes (e), welcher an einen mit schiefer Ebene versehenen Arm (i^e) des Verschlufshebels (i) anstöfst und dabei letzteren hebt.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.