DE76462C - Verfahren, zwei Stoff kanten zusammen zu nähen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

PATENTSCHRIFT

KLASSE 52: Nähmaschinen.

Patentirt im Deutschen Reiche vom l. August 1893 ab.

Bedient man sich zum Zusammennähen von geschnittenen Stoff- oder Waarenkanten, z. B. der gewirkten Handschuhe, der Ueberwendlich-Nähmaschine, so werden die beiden Waarentheile zusammengelegt, in einer geringen Entfernung von der Waarenkante von der Nähnadel durchstochen und der Faden wird als Schleife über die Waarenkanten geführt. Diese Nähweise hat den Nachtheil, dafs die beiden über der Naht -liegenden Waarenkanten sich nicht umlegen, sondern nach dem Auseinanderschlagen beider Waarentheile eine Wulst bilden.

Auch ist es schwer, leicht ausfranzende Waaren, z. B. Handschuhstoff, auf diese Weise überwendlich zusammen zu nähen, weil dann das Durchstechen entsprechend tief unter der Waarenkante erfolgen mufs und die abgenähte Kante wegen ihrer Höhe das feste Anziehen des Stiches erschwert, so dafs sich die Naht nach dem Auseinanderschlagen der Wäare breit ziehen läfst.

Um die genannten Nachtheile zu beseitigen, wird folgendes Verfahren angewendet.

Die beiden Waarentheile α und b, Fig. 3, werden flachliegend der Nähmaschine vorgelegt, darauf wird jede Kante rechtwinklig umgebogen, die Umbiegungen werden an einander gedrückt und nun mit einer Zickzacknaht übernäht, so dafs die Nadel einmal den einen und darauf den anderen Waarentheil durchsticht. Hierdurch werden die zwei Waarenkanten derart mit einer Naht verbunden, dafs die über der Durchstechung der Nadel, nach der früheren Nähart, vorstehenden Waarenkanten von der Zickzacknaht niedergehalten werden, welch letztere gleichzeitig das Ausfranzen bezw. Ausreifsen verhindert.

Die Mittel zu diesem Verfahren bestehen in einer Zunge c, Fig. 2 und 1, welche im Zusammenspiel mit dem Schlitz Ii₁ des Stoffdrückers d sowohl das Umbiegen als auch das Aneinanderdrücken dieser Umbiegungen besorgen. Die Waarentheile α und b, Fig. 3, werden dicht und flach an einander gelegt bezw. an einander gehalten. Sobald die Kanten an die Zunge c gelangen, biegen sie sich, wie der Schnitt E-F zeigt, nach oben. Die Zunge c reicht einen verstellbaren Betrag in den Schlitz rf,, Fig. 2, des Stoffdrückers rf hinein, so dafs die Kanten CL₁ und.O₁, Fig. 3, vor dem Eintritt in den Stoffdrücker sich nicht niederlegen können, sondern dicht hinter der Zunge c an einander gedrückt werden, wie Schnitt C-D zeigt. Am Ende des Stoffdrückerschlitzes rf,, Fig. 2, befindet sich ein gröfserer Ausschnitt rf₂, um der einmal rechts, einmal links von der Nahtmitte in den Stoff einzustechenden Nadel Platz zu lassen. Anfangs besorgt der erste Stich das Umlegen der Waarenkante, worauf der umgegebogene Waarentheil unter das hintere Ende rf³ des Stoffdrückers gelangt und letzterer das Niederdrücken bewirkt.

Als Zickzacknaht kann irgend eine derartige Naht benutzt werden, z. B. wie diejenige Fig. 4 der gezeichneten Nähmaschine. Ferner kann eine flache oder eine Cylinder-Nähmaschine in Verwendung kommen. Hauptsache ist, dafs die Nadel rechtwinklig zur Nahtrichtung bei jedem .Stich verschoben wird und die Fängerbewegung

sich dem Hin- und Hergang der Nadel anpafst. In der gezeichneten Nähmaschine bildet die Stoffdrückerstange f, Fig. i, den Drehzapfen der Nadelstangenlager g_x. Ein Steg g^ verbindet die beiden Lager und trägt ein Plättchen g_% mit einer schiefen Ebene, welches gegen die Rolle h eines Winkelhebels /?, h.₂ durch eine Feder gezogen wird. Eine Schwingung des Hebels H₁ h₂ veranlafst die seitliche Bewegung der Nadelstange g. Der Fänger i hat dieser seitlichen Bewegung zu folgen und trägt hierzu die Welle k, die von der Hauptwelle m mit der Uebersetzung ι : 2 bewegt wird, ein Excenter Z, an welches sich die beiden Rollen Z₁ und Z₂ anlegen. Die übrigen Theile, mit Ausnahme der beschriebenen Zunge und des Stoffdrückers, sind die der gewöhnlichen Cylinder-Nähmaschine.

Claims (1)

1. Patent-Ansprüche:

   Ein Verfahren, zwei Stoffkanten zusammenzunähen, welches darin besteht, dafs die beiden Waarentheile flachliegend der Nähmaschine . vorgelegt, jede Kante rechtwinklig aufgebogen, beide an einander gedrückt und mit einer Zickzacknaht so übernäht werden, dafs die Stiche der Naht die Aufbiegungen nach einer Seite niederlegen, hierdurch vor Ausfranzungen schützen und die lästige Wulst vermeiden.
   Zur Ausführung des unter. 1. gekennzeichneten Verfahrens eine auf der Arbeitsplatte liegende Zunge (c), durch welche die Waarenkanten aufgebogen werden, im Zusammenspiel mit einem geschlitzten Drückerfufs (d), welcher das Aneinanderrücken der aufgebogenen Kanten ((X₁ b_x) besorgt.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.