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Verfahren zur Herstellung von Futtermitteln Die Beschaffung ausreichender
Mengen von Futtereiweiß aus. eigener Erzeugung ist bekanntlich in den letzten Jahren
eine der wichtigsten Aufgaben der deutschen Landwirtschaft geworden, an deren Lösung
man außer durch die tatkräftige Verbesserung des Grünlandes, die verstärkte Einführung
des Zwischenfruchtfutteranbaues und die Förderung der Gärfutterbereitung auch durch
die Herstellung .von Futtermitteln, die synthetische Stickstoffverbindungen enthalten,
arbeitet. Im Rahmen der Bestrebungen, die Eiweißlücke auf die letztgenannte Art
und Weise zu schließen, hat man in Iden letzten Jahren schon erfolgreich Harnstoff
mit Zuckerrübentrocken,-schnitzeln, mit Kartoffelflocken, mit melassierter_Kleie
und mit Leinkuchenmehl vermischt und so die sog. Amidschnitzel, Amidflocken, Amidkleie
und Amidleinkuchen hergestellt.
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Mit all diesen Futtermittelzubereitungen ist es möglich, einen gewissen
Anteil des Eiweißbedarfes der Wiederkäuer durch die Verfütterung einfacher synthetischer
Stickstoffverbindungen zu decken. Daß das nur bei Wiederkäuern zum Erfolg führt,
findet seine Erklärung darin, daß die Verwertung der einfachen Stickstoffverbindungen
zunächst durch Mikroorganismen geschieht und diese in genügend
großer
Menge nur in den Verdauungsorganen der Wiederkäuer vorkommen.
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Der Harnstoff vermag weiterhin das Futtereiweiß in bexrächtlichem
Umfange nur dann zu ersetzen, wenn er erstens in einer Form verabreicht wird, in
der er den Pansenbäkterien als langsam und stetig fließende Stickstoffquelle zur
Verfügung steht und zweitens in inniger Verbindung mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten
verfüttert wird. Ein unter Verwendung einfacher synthetischer Stickstoffverbindungen
hergestelltes Futtermittel ruß demzufolge um so nutzbringender zu verfüttern sein,
je weitgehender es den vorstehend angegebenen Bedingungen Rechnung trägt.
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Wenn nun auch die seither bekannten Amidfuttermittel ,diese Bedingungen
in wirtschaftlich auswertbarem Maße erfüllen, so sind in ihnen die Träger, an die
durch das Herstellungsverfahren der Harnstoff in besonderer Form festgelegt wird,
an sich schon durchaus brauchbare, gute Futtermittel. Zur restlosen Ausnutzung des
Harnstickstoffes werden sie dennoch vielfach in einer zweckmäßig zusammengesetzten
Mischung mit Kraftfuttermitteln., so 'z, B. Erdnuß-, Kokos,- und Palmkernkuchen,
an die landwirtschaftliche Praxis abgegeben.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Verfahren, das ausgelaugte
Obsttrester, die, falls sie als Futtermittel überhaupt verwandt werden sollen, in
Anbetracht ihres hohen Rohfasergehaltes und der nur geringen Verdaulichkeit nur
als Rauhfutter, also Beifutter zu anderweitigen hochwertigen Futtermitteln, verabreicht
werden können, in ein vollwertiges Futtermittel dadurch überführt, daß Aminosäuren
und Säurearide, insbesondere Harnstoff, mittels Melasselösung an die bei der Pektinherstellung
als Abfallstoffe anfallenden ausgelaugten, feinporigen, getrockneten und zerkleinerten
Obsttrester adsorbiert werden. Die Verwendung des vorstehend näher gekennzeichneten
Ausgangsstoffes als Stickstoffverbindungsträger weist verschiedene fortschrittliche
Merkmale auf, was sich aus nachstehenden Tatsachen und Überlegungen ergibt.
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Durch die bei der gewerblichen Pektinherstellung üblichen Verfahrensmaßnahmen
werden den Obsttrestern ungefähr 5o% ihrer Trockensubstanz entzogen, ohne daß dadurch
das Volumen merklich vermindert wird. Die Extraktion der Interzellularsubstanzen
(Pektin und dessen Begleitstoffe) hat demzufolge das Gefüge der Trester durch eine
Unzahl feinster Poren aufgelockert und somit die Oberfläche stark vergrößert. Es
sind weiterhin keine wachsartigen, wäßrige Flüssigkeiten abstoßenden Stoffe mehr
in ihnen enthalten, wodurch ihre leichte, gleichmäßige und vollständige Durchdringung
mit der Lösung der Stickstoffverbiiidungen gewährleistet wird. Die zurückbleibenden
Pflanzenzellmembranstoffe sind gewissermaßen von einem Labyrinth feinster Kanäle
durchzogen, die eine besonders große innere Oberfläche und durch ihre Kapillarwirkung
überdies noch ein erhöhtes Aufnahmevermögen für Flüssigkeiten verbürgen. Dadurch
sind die Voraussetzungen gegeben, Stickstoffverbindungen in Melasse gelöst, also
in inniger Verbindung mit Kohlenhydraten, in verhältnismäßig großen Mengen und gleichmäßigster
Verteilung adsorptiv an den Träger so zu binden, daß jedwede schädliche Wirkung
der im Pansen der Wiederkäuer vorkommenden Urease mit Sicherheit ausgeschlossen
wird.
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Durch die Urease wird bekanntlich der Harnstoff aufgespalten, wobei
Ammoniak entsteht, aus dem die in den Verdauungsorganen der Wiederkäuer vorkommenden
Mikroorganismen ihr eigenes Körpereiweiß aufbauen, das dann vom Wirtstier verdaut
und zur Fleisch- und Milchbildung verwendet wird. Erfolgt nun diese an sich notwendige
Harnstoffaufspaltung unter Ammoniakbildung infolge ungenügender adsorptiver Bindung
des Harnstoffs an seinen Träger schneller, als die Mikroorganismen das dabei gebildete
Ammoniak zu assimilieren vermögen, so bewirkt das letztere eine starke Alkalisierung
des Panseninhalts, die zu schweren gesundheitlichen Schädigungen mit bisweilen tödlich
verlaufenden Vergiftungen führt.
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Das Verfahren der Erfindung wird in nachstehender Weise ausgeführt.
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Die getrockneten ausgelaugten Obsttrester werden zuerst möglichst
fein zerkleinert, danach entstaubt und dann. mit einer Lösung von Melasse und Stickstoffverbindungen,
wie Säureariden oder Aminosäuren, in Wasser gleichmäßig durchtränkt. Dann werden
die, wie vorstehend angegeben, gleichmäßig durchfeuchteten-Trester auf einer Darre
in an sich bekannter Weise getrocknet.
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Auf diese Weise gelingt es, die: bei der Pektinfahrikation in großen
Mengen als Abfallstoffe, also lästige Nebenerzeugnisse anfallenden ausgelaugten
Obsttrester, die fast nur noch aus Pflanzenzellmembranstoffen bestehen und bisher
in der Hauptsache nur unter Verrottung als Düngemittel Verwendung gefunden haben,
in ein hochwertiges Futtermittel zu überführen und damit einer besonders nutzbringenden
Verwertung zuzuführen. Das Verfahren der Erfindung wird durch nachfolgende Ausführungsbeispiele
näher erläutert: Ausführungsbeispiele i. 18 kg Harnstoff werden in ungefähr
40 1 Wasser gelöst; alsdann werden dieser Lösung 18 kg Melasse zugefügt und
in die
auf diese Weise erhaltene Melasseharnstofflösung 72 kg getrocknete,
zerkleinerte und ausgelaugte Obsttrester eingetragen. Die gleichmäßig durchfeuchteten.
Trester werden in dünner Schicht auf einer Müger-Darre ausgebreitet und getrocknet,
bis der Wassergehalt weniger als i o% beträgt. Die Trockensubstanz des alsdann anfallenden
Futtermittels hat nachstehende Zusammensetzung: Rohprotein ............ 6,82%, Rohfett
............... 5,49°h, Rohfaser, (Henneberg-Stohmann) ........... 27,44%, N-freie
Extraktstoffe .... 38,40%, Asche . . . . . . . . . . . . . . . . 3,78%, Harnstoff
. . . . . . . . . . . . . . 18,070/0. 2. 240 g Glykokoll werden in 5oo ccm Wasser
gelöst, und die wäßrige Glykokolllösung wird mit 9o g Melasse verschnitten. Alsdann
werden in die wäßrige Glykokoll-Melasse-Lösung 36o g, wie in. Beispiel i angegeben,
vorbehandelte Obsttrester eingetragen. Durch Weiterverarbeitung nach den Angaben
von Beispiel i wird ein. Futtermittel erhalten, dessen Trockensubstanz nachstehende
Zusammensetzung aufweist: Rohprotein ............ 4,53%, Rohfett ...............
3,22%, Rohfaser (Henneberg-Stohmann.) . . . . . . . . . . . 22,140/0, N-freie Extraktstoffe
.... 29,780/0,
Asche ......:.......... 3,09%, Glykokoll . . . . . . . . .
. . . . 37,24% .