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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich allgemein auf das Gebiet der
analytischen Chemie.
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Genauer
gesagt bezieht sich die vorliegende Erfindung auf eine hochparallele
Art des Präsentierens und
Sondierens multipler chemischer Verbindungen mit Anwendungen für die kombinatorische
Bibliothek-Synthese, Screening mit ultrahohem Durchsatz und diagnostische
Assays für
multiple Agenzien und Sensoren. Die vorliegende Erfindung stellt
mehrere Farbcodes vor, um Sammlungen von Trägerpartikeln wie kolloidale Kügelchen
zu markieren; außerdem
beschreibt die vorliegende Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
in situ-Abfrage von Kügelchen
oder Sammlungen von Kügelchen
mit Hilfe der Mehrfarben-Fluoreszenzabbildung
und Spektralanalyse einzelner Kügelchen,
um die chemischen Identitäten
von auf den Kügelchen
verankerten Verbindungen festzustellen. Das Codieren von Kügelchen
mittels einfacher und erweiterter einfacher Farbcodes sowie mittels
binärer
und erweiterter binärer
Farbcodes kann durch die Messung der Größe und Form der Kügelchen
oder anderer chemisch-physikalischer
Eigenschaften wie die im Kern der Kügelchen vorliegende Polarisierbarkeit
erweitert werden.
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Hintergrund der Erfindung
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1-Chemische Festphasen-Bibliotheken
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Ein
aufkeimendes Paradigma für
Leit-Entdeckungen in der pharmazeutischen und damit zusammenhängenden
Industrie, wie Biotechnologie für
die Landwirtschaft, ist das Zusammensetzen neuer synthetischer Verbindungsbibliotheken
mit Hilfe neuer Verfahren der „kombinatorischen" Festphasen-Synthese.
Kombinatorische Chemie bezieht sich auf einen Satz von Strategien
für die
parallele Synthese und das Testen multipler Verbindungen oder Mischungen
von Verbindungen, entweder in Lösung
oder in festen Trägern
in Form kugelförmiger
Harze („Kügelchen"). Im Allgemeinen
bringt eine kombinatorische Synthese mit M Vorläufern in jedem von N Reaktionsschritten
M^N Verbindungen. Zum Beispiel produziert eine kombinatorische Synthese
4^N Oligonukleotide in N Schritten, die jeweils 4 Oligonukleotid-Vorläufer verwenden;
ebenso produziert eine kombinatorische Synthese von N Schritten,
in denen jeweils 20 Aminosäure-Vorläufer verwendet
werden, 20^N Oligopeptide.
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1.1 – Chemische
Bibliotheken mit einem Kügelchen/einer
Verbindung
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Eine
Anwendung der kombinatorischen Synthese, die geeignet ist, um sehr
große
chemische Bibliotheken zu produzieren, basiert auf festen Trägern in
Form von Harzen in Kugelform („Kügelchen") und kodiert Reaktionsschritte
in einer Strategie des „Trennens,
Koppelns und Rekombinierens" („divide,
couple and recombine",
DCR) (1), die auch als „Harz-Spaltungs"-Synthese bezeichnet wird. Die resultierenden
chemischen Bibliotheken mit „einem
Kügelchen/einer
Verbindung" enthalten
10^6 bis 10^8 Verbindungen. Diese Bibliotheken werden gescreent,
indem eine große
Vielzahl von chemischen und biochemischen Assays durchgeführt wird,
um einzelne Verbindungen zu identifizieren, die eine positive Antwort
hervorrufen. Die chemische Identität derartiger Verbindungen kann
mittels direkter Analyse bestimmt werden.
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Zwei
Verfahren der direkten Analyse sind das Mikro-Sequenzieren und die Massenspektrometrie.
Beide Verfahren erfordern die physikalische Isolierung von Synthesekügelchen,
die Verbindungen von Interesse aufweisen, und beide erfordern eine
separate chemische Analyse auf Basis von erheblichen Mengen an Verbindung – einige
zehn bis einige hundert Picomol. Das Mikro-Sequenzieren, das auf
Bibliotheken von Oligopeptiden und Oligonukleotiden beschränkt ist,
unterscheidet nicht zwischen Stereoisomeren. Mit der Massenspektrometrie
ist es nicht möglich,
zwischen Vorläufern
gleicher Masse, wie D- und L-Aminosäuren oder
Leucin und Isoleucin zu unterscheiden. Das Erfordernis einer direkten
chemischen Analyse für
eine erhebliche Menge an Verbindung diktiert die Verwendung von
großkugeligen
Harzen (ein typischer Kügelchendurchmesser
beträgt
130 μm),
um sicherzustellen, dass picomolare Mengen jeder Verbindung gewonnen
werden können,
auch wenn es immer wünschenswerter
wird, ein Screening der Verbindungsbibliothek mit hohem Durchsatz
in verkleinerten Umgebungen durchzuführen, um die erforderlichen
Mengen an Probe und Reagenzien zu reduzieren und den Durchsatz zu
erhöhen.
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1.2 – Chemische
Bibliotheken mit einem codierten Kügelchen/einer Komponente
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Ein
Ansatz zur Überwindung
der erheblichen Einschränkungen
standardmäßiger chemischer
Bibliotheken mit einem Kügelchen/einer
Verbindung besteht darin, chemische Verbindungsidentitäten zu kodieren. Dies
erleichtert die Identifizierung von Verbindungen, die nicht für die direkte
Bestimmung mittels Micro-Sequenzierung oder Massenspektrometrie
geeignet sind. Ein Kodierungsverfahren verwendet die Co-Synthese von
Peptiden und Oligonukleotiden, um die Identität von nicht sequenzierbaren
Syntheseprodukten darzustellen (Nikolaiev et al., „Peptide-Encoding
for Structure Determination of Non-Sequenceable Polymers Within Libraries
Synthesized and Tested an Solid-Phase Supports", Peptides Res. 6, 161 (1993)). Ein
zweites Verfahren, das mit einer größeren Vielfalt chemischer Reaktionsbedingungen
kompatibel ist, verwendet einen Satz von Anhang-Molekülen (tagging
molecules), um die Reaktionsgeschichten von Kügelchen aufzuzeichnen.
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Eine
Anwendung des letzteren Verfahrens verwendet einen Satz von vor-synthetisierten,
chromatographisch unterscheidbaren molekularen Tags T1, T2, ...,
TM, um einen chemischen binären
Code zu erstellen. Im Stand der Technik sind molekulare Tags strukturell
verwandte Moleküle
(
2), die an Hand ihrer charakteristischen
gaschromatographischen Retentionszeiten identifiziert werden können (Still
et al., „Complex combinatorial
libraries encoded with tags",
U.S. Patent No. 5,565,324 ).
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Bei
jedem Schritt der DCR-Synthese wird jedem abgeteilten Aliquot ein
einzigartiger Tag aus dem Satz zugesetzt, um die Reaktion aufzuzeichnen,
die mit diesem Aliquot durchgeführt
wird. Dieses Konzept kann an Hand der Untersuchung der Schritte
einer zweistufigen Synthese dargestellt werden, wobei in Stufe 1
die Reagenzien R1 1,
R1 2 und R1 3 und in Stufe 2
die Reagenzien R2 1,
R2 2 und R2 3 verwendet werden,
um neun Produkte zu ergeben. Die Reagenzien der ersten Stufe sind
an Hand ihrer binären
Adressen 01(R1 1),
10(R1 2) und 11(R1 3) einzigartig identifiziert,
und die Reagenzien der zweiten Stufe sind an Hand der binären Adressen
01(R2 1), 10(R2 2) und 11(R2 3) einzigartig identifiziert.
Jede binäre Adresse
wird chemisch an Hand eines Satzes molekularer Tags dargestellt:
T1 (wobei 01 in Stufe 1 R1 1 darstellt),
T2 (wobei 10 in Stufe 1 R1 2 darstellt)
und T2T1 (wobei 11 in Stufe 1 R1 3 darstellt) und analog mit T3 (wobei 01
in Stufe 2 R2 1 darstellt),
T4 (wobei 10 in Stufe 2 R2 2 darstellt)
und T4T3 (wobei 11 in Stufe 2 R2 3 darstellt).
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Eine
Abfolge von Reaktionsschritten wird aufgezeichnet, indem einfach
binäre
Adressen verknüpft werden.
So würde
11.01, von rechts nach links gelesen, die Abfolge „Reagens
R2 3 in Stufe 2,
Reagens R1 1 in Stufe
1" bezeichnen. Die
chemische Darstellung dieser Abfolge lautet T4T3.T1, und das Vorhandensein
dieses speziellen Satzes von Tags auf dem Kügelchen zeigt die chemische
Identität
des auf den Kügelchen
verankerten Syntheseprodukts an. Diese Strategie ist leicht auf
größere Reaktionen
zu verallgemeinern. Zum Beispiel können 7 Reagenzien, die in jedem
Reaktionsschritt verwendet werden sollen, an Hand der binären Adressen 001(R1 1), 010(R1 2), ..., 111(R1 7) einzigartig identifiziert
werden. Diese Tag-Strategie des Standes der Technik ist zwar besser
als Verfahren nach dem Prinzip „ein unkodiertes Kügelchen/eine
Verbindung", sie
weist aber dennoch drei Einschränkungen
auf. Erstens müssen
einzelne Kügelchen
von Interesse physisch vom Rest abgetrennt werden; ferner müssen molekulare
Tags chemisch oder photochemisch vom Kügelchen abgespalten werden,
und die abgespaltenen Tags müssen
gesammelt werden; und schließlich
muss eine chemische Analyse (z.B. Gaschromatographie) durchgeführt werden.
Diese zahlreichen zeit- und
arbeitsintensiven Arbeiten nehmen viel vom erhöhten Durchsatz wieder weg,
der durch die Strategie der DCR-Synthese gewonnen wurde.
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1.3 Screening und Optimierung der Leitverbindung
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Die
hohe Spezifität
der typischen biologischen Substrat-Ziel-Interaktionen impliziert, dass
die große Mehrheit
der Verbindungen in einer Bibliothek für ein bestimmtes Ziel inaktiv
ist. Daher besteht die Aufgabe des Screenings darin, jene wenigen
Verbindungen in der Bibliothek zu identifizieren, die bei der Bindung
oder in funktionellen Assays Aktivität aufweisen. Übliche Ziele
beinhalten Enzyme und Rezeptoren sowie Nukleinsäuren.
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Um
das rasche Screening und Scoring einer ganzen Bibliothek synthetischer
Verbindungen anzuwenden, die in der Praxis 10^4 bis 10^8 Verbindungen
enthält,
sind systematische Screening-Verfahren
erforderlich, wenn diese Aufgabe innerhalb eines vertretbaren Zeitrahmens
erledigt werden soll. Es sind mehrere Assay-Formate beschrieben
worden, um das Screening von kombinatorischen Bibliotheken auf Kügelchen-Basis zu
implementieren. Diese beinhalten: Reaktion einer Sammlung von Kügelchen,
die unter dem Einfluss der Schwerkraft absetzen gelassen werden,
mit einem Enzym-markierten oder Fluorophor-markierten Zielmolekül, gefolgt von visuellem Nachweis
(Lam et al., „A
new type of synthetic Peptide library for identifying ligand-binding
activity", Nature
354 (1991)); Inkubation von Kügelchen
mit radioaktiv markierten Zielmolekülen und folgender Agarose-Immobilisierung
von Kügelchen
und autoradiographischer Nachweis (Kassarjian, Schellenberger and
Turck, „Screening
of Synthetic Peptide Libraries with Radio-labeled Acceptor Molecules", Peptide Res. 6,
129 (1993)); und teilweise Freisetzung von Verbindungen von Kügelchen
zum Testen in der Lösungsphase
(Salmon et al., „Discovery
of biologically active peptides in random libraries: Solution-Phase
testing after staged orthogonal release from resin beads", Proc. Natl. Acad.
Sc. USA 90, 11708 (1993)).
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WO95/32425 stellt ein Verfahren
zur Herstellung von kombinatorischen Bibliotheken unter Verwendung
eines Verfahrens zum Codieren kombinatorischer Bibliotheken mit
Fluorophor-markierten
Kügelchen
zur Verfügung.
Gemäß diesem
Verfahren wird eine erste kombinatorische Bibliothek hergestellt,
indem ein Satz von Reaktionen an Kügelchen mit Tags durchgeführt wird,
um ein codiertes erstes Register (d.h. Schritt in der Synthesesequenz)
zu erhalten. Unter Verwendung ähnlicher
Reaktionsschritte wird eine zweite kombinatorische Bibliothek hergestellt,
wobei jedoch die Kügelchen
mit Tags vor der ersten Reaktionssequenz kombiniert und getrennt
und vor der zweiten Reaktionssequenz sortiert werden. Weitere Bibliotheken
werden wie die zweite Bibliothek hergestellt, außer, dass der Schritt des Sortierens
bei jeder weiteren Bibliothek vor einem anderen Register stattfindet.
WO95/32425 lehrt also nur
das individuelle Markieren des ersten Schrittes und das physische
Abtrennen der Kügelchen,
um jede modifizierte kombinatorische Bibliothek zu identifizieren.
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Nederlof
et al., Cytometry, 13, 839-845 (1992) lehrt die Verwendung der Verhältnis-Markierung
(ratio labelling) als einen Weg, die Anzahl der gleichzeitig nachweisbaren
Sonden über
die sieben bisher verwendeten hinaus zu erhöhen. Bei diesem Ansatz werden
Verhältnis-markierte
Sonden an Hand des Verhältnisses der
Farbintensität,
nicht nur der speziellen verwendeten Farben, identifiziert. Die
Fluoreszenz-Verhältnisse werden
gemessen und als zusätzliche
codierende Farben verwendet. Dieses Verfahren erfordert die doppelte Markierung
von Sonden mit verschiedenen Verhältnisses von Markern. Das Verfahren
ist nicht speziell auf synthetische kombinatorische Bibliotheken
ausgerichtet. Daher ist das Gebiet von Nederlofs Verfahren der Nachweis
multipler DNA/RNA-Sequenzen durch Hybridisierung in situ und ist
daher für
das Gebiet der Codierung synthetischer chemischer Bibliotheken nicht
relevant.
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Speiche,
Ballard & Ward,
Nature Genetics, 12, 368 (1996) beschreiben ein Verfahren zur Charakterisierung
komplexer chromosomaler Karyo-Typen unter Verwendung von Multi-Fluoreszenz-Hybridisierung
in situ. Anstatt Verhältnis-
und Doppel-Markierungen zu verwenden wie Nederlof, verwenden Speiche
et al. Einen Satz von sechs fluoreszierenden Farbstoffen mit Spektralemissions-Peaks,
die über
den Bereich der photometrischen Antwort verteilt sind, um 27 kombinatorisch
markierte Sonden sichtbar zu machen. Speiche et al. offenbaren kein
Verfahren zur Codierung synthetischer kombinatorischer Bibliotheken.
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Still
et al., Proc. Nat'l.
Acad. Sci., 90, 10922-926 (1993) offenbaren ein Verfahren zur Synthese
kombinatorischer Bibliotheken mit Tags unter Verwendung eines binären Codes,
der auf verschiedenen elektrophoren Tags basiert. Dieses Verfahren
erfordert die Verwendung von photo-spaltbaren molekularen Tags,
die verschieden substitutierte Aryl-Anteile umfassen, die über eine
aliphatische Kohlenwasserstoffkette von variabler Länge verbunden
sind, wodurch die Tags, wenn sie abgespalten werden, mittels Kapillar-Gaschromatographie mit
elektrochemischem Nachweis distinkt trennbar sind. Bei diesem Verfahren
wird kein Farb-Nachweis verwendet. Das Verfahren erfordert auch
das Abspalten vom festen Träger,
um die Sequenz zu analysieren. In einer damit in Zusammenhang stehenden
Arbeit (
U.S. 5,721,099 )
offenbaren Still et al. Verfahren zur Herstellung codierter kombinatorischer
Bibliotheken, aber auch dieses Verfahren erfordert die Abspaltung
der Identifikations-Tags vor der Analyse der codierten Reaktionsgeschichte.
Im Gegensatz dazu stellt die vorliegende Erfindung einen in situ-Ansatz
zur Abfrage codierter kombinatorischer Bibliotheken zur Verfügung und
stellt einen Fortschritt gegenüber
den herkömmlichen
Verfahren zur Codierung von Bibliotheken dar. Der Erfolg der vorliegenden
Erfindung ist angesichts der früheren
Ansätze
unerwartet, da für
eine Spektralanalyse, die in heterogenen Medien durchgeführt wird,
Streuphänomene
zu erwarten gewesen wären,
die Spektralsignale an das Rauschen abgeben, was zu praktischen
Schwierigkeiten beim genauen Nachweis der in relativer Häufigkeit
vorhandenen Informationen für
Fluorophor-Tags
führt.
Die vorliegende Methodik zeigt zum ersten Mal einen Weg auf, um
diese praktischen Probleme beim Codieren in situ und der Abfrage
von kombinatorischen Bibliotheken zu lösen.
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II – Multi-Agent
Monitoring und Diagnostik
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Diagnostische
Panels weisen multiple Chemien auf, um unbekannte Lösungen auf
das Vorhandensein multipler Agenzien zu screenen. Die Blutgruppen-Spezifität wird zum
Beispiel dadurch bestimmt, dass eine unbekannte Blutprobe auf ein
Panel von oberflächengebundenen
Antikörpern
getüpfelt
wird, deren Anordnung im Panel ihre Antigen-Spezifität widerspiegelt.
Die Antigen-Bindung an einen bestimmten Fleck im Panel zeigt die
chemische Identität
des Antigens an und verstärkt
die Blutgruppe. Eine weitere Umsetzung des gleichen Konzepts der
Darstellung mehrerer diagnostischer Sonden in einem räumlich codierten
Panel oder einer Anordnung beinhaltet das Screening von Mutationen
mittels eines Assays, mit dem auf Hybridisierungen von DNA an einem
einer großen
Anzahl von in Frage kommenden passenden Strängen getestet wird, die schachbrettartig
in bekannten Positionen auf einem ebenen Substrat platziert werden.
Dies kann dadurch erreicht werden, dass Tröpfchen, die distinkte Sonden
enthalten, abgegeben werden, oder es kann die in situ-Synthese von Oligonukleotidsträngen verschiedener
Zusammensetzung beinhalten.
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Räumliches
Codieren hängt
vom Herstellungsverfahren des Panels oder der Anordnung ab, um die chemische
Identität
zu wahren, was zusätzlich
Zeit und Geld kostet. In dem Maße,
in dem die Anzahl der Felder des Schachbretts zunimmt, steigt auch
die Herausforderung, die erforderliche Anordnung herzustellen. Außerdem müssen die
Sonden immobilisiert werden – üblicherweise
mittels Adhäsion
an der Oberfläche
eines ebenen Substrats – um
die Integrität
des räumlichen
Codierungsschemas zu erhalten. In der Praxis kann dieses Assayformat
problematisch sein: Die Akkumulation der Proben kann langsam sein,
und die Zugänglichkeit der
Sonden kann eingeschränkt
sein.
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III – Derzeitige
Anwendungen des Mehrfarben-Fluoreszenznachweises
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung
für die
in situ-Abfrage und das Entfalten (deconvolution) kombinatorischer
Bibliotheken auf Basis von Kügelchen
unter Verwendung von Mehrfarben-Fluoreszenz-Abbildung und Spektralanalyse.
Jüngste
Anwendungen der Mehrfarben-Fluoreszenz-Spektroskopie
auf das Sequenzieren von DNA und das Chromosomenfärben stellen
Anforderungen an die Empfindlichkeit und Wellenlängen-Selektivität, die über jene
hinausgehen, die in herkömmlichen
Anwendungen, wie der Bestimmung von Verhältnissen von Fluoreszenzintensitäten, zu
finden sind.
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Im
Zusammenhang mit dem Sequenzieren von DNA sind verschiedene Konfigurationen
für den
raschen Nachweis der Vierfarb-Fluoreszenz beschrieben worden. Diese
beinhalten einen gewidmeten Photomultiplier-Röhrendetektor für jede Emissionswellenlänge, mit
entsprechenden Sätzen
von Strahlenteilern in der optischen Bahn, um räumlich getrennte Strahlen zu
erzeugen; einen einzelnen Detektor und ein rotierendes Filterrad,
um den gewünschten
Satz von Wellenlängen
in einem multiplexen Aufzeichnungsmodus auszuwählen; oder eine dispergierende
Anordnung, die auf einem Prisma oder Gitter beruht, um das von mehreren Fluorophoren
emittierte Licht anhand der Wellenlänge zu teilen. Diese Konfigurationen
nützen
jüngste
Fortschritte in der Technologie ladungsgekoppelter Vorrichtungen
(charge-coupled device, CCD) aus, um Spektren auf einer integrierenden
Linie einer rechteckigen CCD-Anordnung aufzuzeichnen (Karger et
al., „Multiwavelength
fluorescence detection for DNA sequencing using capillary electrophoresis", Nucl. Acids Res.
19, 4955 (1991)).
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bietet ein Verfahren zur Konstruktion mehrerer
Farbcodes zum Zwecke der exklusiven Markierung von Mitgliedern einer
Gruppe von Kügelchen
oder äquivalenten
Gegenständen
(„Kügelchen"), um die chemische
Identität
der Kügelchen
und so die Identität
von an die Kügelchen
gekoppelten chemischen Verbindungen zu erhalten. Diese Farbcodes
basieren auf einem Satz von codierenden Fluorophoren mit unterscheidbaren
Wellenlängen,
Lebensdauern im Erregungszustand und Intensitätsniveaus, wobei das Letztere
durch die Anpassung der Häufigkeit
des Farbstoffs gesteuert wird. Genauer gesagt beschreibt die vorliegende
Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Codierung und in
situ-Abfrage eines Satzes von distinkten Chemien auf Basis von Kügelchen.
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Binäre und erweiterte
binäre
Farbcodes bieten eine große
Codierungskapazität
und stellen eine allgemeine Strategie zur Codierung von Reaktionsgeschichten
mit mehreren Schritten dar, wie jene, die bei Synthesestrategien
nach dem Prinzip „Trennen-Koppeln-Rekombinieren" (divide, couple,
recombine, DCR) für kombinatorische
chemische Bibliotheken anzutreffen sind, wie sie hier geschildert
und diskutiert werden.
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Einfache
und erweiterte einfache Farbcodes bieten eine effiziente Strategie,
um einen kleineren Satz distinkter Chemien zu codieren, wie sie
für Panels
typisch sind, die multiple Ziele oder Sonden in biochemischen Assays
einschließlich
diagnostische und Umgebungstests mit mehreren Agenzien und anderen
biochemischen Assays aufweisen.
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Alle
Farbcodes können
erweitert werden, indem man die unterscheidbaren Merkmale der Kügelchen, wie
die Form und Größe oder
andere geeignete chemisch-physikalischen Parameter variiert, die
mit den Kernen der Kügelchen
assoziiert sind, wie z.B. die Polarisierbarkeit.
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Die
Identität
der Verbindung, die an einem speziellen Kügelchen verankert ist, wird
in situ durch optisches Sondieren einzelner Kügelchen bestimmt, um den Farbcode
zu lesen, wie hier beschrieben ist. Dies stellt die Identifizierung
von auf den Kügelchen
verankerten chemischen Verbindungen sicher, ohne dass eine physische
Abtrennung erforderlich wäre,
und ohne dass eine separate chemische Analyse erfolgen muss.
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Die
Codierungsstrategie der vorliegenden Erfindung ist mit allen Formaten
der kombinatorischen Synthese und des Screening auf Basis von Kügelchen
kompatibel, die bisher beschrieben worden sind. Eine bevorzugte
Anwendung, die den Vorteil hat, dass sie die Verkleinerung und Automatisierung
des Screenings und Decodierens ermöglicht, beruht auf ebenen Anordnungen
von Kügelchen,
die angrenzend an eine ebene Elektrodenoberfläche gebildet, aufrechterhalten
und manipuliert werden können.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Andere
Ziele, Merkmale und Vorteile der Erfindung, die oben in der kurzen
Erläuterung
diskutiert sind, werden leichter verständlich, wenn man sie zusammen
mit der folgenden detaillierten Beschreibung einer Ausführungsform,
die so zu verstehen ist, dass sie nur zur Erläuterung dient, und den dazugehörigen Zeichnungen betrachtet,
die Aspekte dieser Ausführungsform
widerspiegeln, worin:
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1 eine
Darstellung der kombinatorischen Synthese nach dem Prinzip „Teilen-Koppeln-Rekombinieren" ist;
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2 eine Darstellung der Markierung einzelnder
Synthesekügelchen
mit chemischen Tags („bar
codes") ist. Beispiele
für Molekülstrukturen,
die für
derartige Tags verwendet werden, werden ebenfalls dargestellt: verschiedene
Tags werden durch Variation von n und Ar erzeugt;
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3 eine Darstellung von zwei alternativen
Verfahren zur Platzierung der Fluorophor- oder Chromophor-Tags (F)
auf Synthesekügelchen
ist;
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4 eine
Darstellung der binären
Farbcodierung mit Fluorophoren Y, B, G und R ist. Das Beispiel zählt codierte
Populationen von Kügelchen
auf, die mittels kombinatorischer Peptidsynthese unter Verwendung
der Reagenzien R1 1,
R1 2, R1 3 und R1 4 in
Stufe 1 und der Reagenzien R2 1,
R2 2, R2 3 und R2 4 in
Stufe 2 hergestellt werden (siehe auch Tabelle I);
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5 eine Darstellung der Emissionsspektren
der CyDye-Familie
von im Handel erhältlichen
fluoreszierenden Farbstoffen ist, deren Spektralcharakteristika
in der zur Figur gehörenden
Tabelle zusammengefasst sind (Amersham LIFE SCIENCE, Catalog of Multicolor
Fluorescent Reagents, 1995, dessen Inhalt hier durch Bezugnahme
aufgenommen ist);
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6 eine Darstellung einer willkürlichen
Kügelchenanordnung
ist, die nach dem einfachen Farbcode (simple color code) SCC (l
= 1, m = 5) codiert ist;
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7 eine
Darstellung eines Mehrfarben-Fluoreszenz-Mikroskops mit integrierter Spektralanalyse
ist, basierend auf der Dispersionsoptik.
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8 eine Darstellung mehrerer Geometrien
von Mehrfarben-Fluoreszenz-Abbildung
und Spektrometrie ist.
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9 eine Darstellung eines Beispiels eines
festen Trägers
mit einer Hydroxy-funktionalen Gruppe an seiner Oberfläche ist,
modifiziert mit einem Linker, der in einem mehrstufigen Verfahren
gebildet wurde, das die Entfernung einer Mmt-Schutzgruppe und die darauffolgende
Umsetzung mit einem aktivierten Ester eines fluoreszierenden Farbstoffs
gemäß der vorliegenden
Erfindung beinhaltet.
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Detaillierte Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsform
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Implementierung der Farbcodes
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Die
erfindungsgemäße Strategie
des Farbcodierens bietet ein Verfahren, um einen Satz von Fluorophoren – oder,
allgemeiner gesagt, von Chromophoren – auf jedem Kügelchen
zu platzieren, um die chemische Identität der Verbindung auf diesem
Kügelchen
einzigartig zu codieren. Genauer gesagt werden bei jedem Kopplungsschritt
im Zuge der DCR-kombinatorischen Synthese an jedes Kügelchen
ein oder mehrere Fluorophore angehängt. Die Decodierung basiert
auf der Bestimmung der relativen Häufigkeit von Fluorophoren auf einem
Kügelchen
von Interesse mittels optischer Abfrage in situ.
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Fluorophore
können
auf zwei Arten zugesetzt werden. Beim ersten Verfahren wird das
Fluorophor direkt einer kleinen Fraktion der entstehenden Verbindungen
zugesetzt, wodurch die weitere Synthese dieser Fraktion von entstehender
Verbindung terminiert wird (3A). Beim
zweiten Verfahren wird die Markierung kovalent an reservierte Reaktionsstellen
angehängt,
die nicht die entstehende Verbindung sind, um sicherzustellen, dass
Vorläufer
nicht durch das Markieren terminiert werden (3B). Beim
ersten Verfahren und bei den meisten Anwendungen des zweiten Verfahrens
ist die Menge x des Fluorophoren, die jedem Kügelchen zugesetzt wird, unterstöchiometrisch
in Bezug auf die entstehende Verbindung, wobei x typischerweise
im Bereich von 0,001 bis 0,1 Mol-Äquivalente entstehender Verbindung
auf dem Kügelchen
ist. Drei Faktoren bestimmen die Wahl von x. Erstens darf die Dichte
von Tags auf den Kügelchen
nicht materiell die Synthese und die folgenden Screening-Assays
stören.
Zweitens muss die Dichte von Tags auf den Kügelchen ausreichend niedrig
bleiben, um Komplikationen durch Fluoreszenz-Energie-Übertragung
zu vermeiden. Drittens müssen markierte
Stellen in ausreichender Anzahl vorhanden sein, um die Erfordernisse
der Signalerkennung und Unterscheidung zu erfüllen, wie hier beschrieben
ist.
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Um
die Farbcodierungsstrategie umzusetzen, nützt die vorliegende Erfindung
drei Eigenschaften von Fluorophoren, um ein Alphabet von Fluorophor-Tags
zu konstruieren, nämlich:
Emissions-Wellenlänge,
Lebensdauer im erregten Zustand und Emissionsintensität. Die Anzahl
der verfügbaren
Fluorophoren mit unterscheidbaren Emissionsmaxima und/oder Lebensdauern
im erregten Zustand wird mit mF bezeichnet,
die Anzahl der unterscheidbaren Intensitätsniveaus, die durch die Anpassung
der relativen Mengen von Fluorophoren (z.B. x, 2x, 3x, ...) gesteuert
werden, wird mit mI bezeichnet, und so ist
die Größe des Alphabets
von Fluorophor-Tags m = mF*mI.
Die Oberflächen
von markierten Kügelchen
weisen eine Vielzahl distinkter Fluorophore auf (siehe 4).
Die optische in-situ Abfrage dieser mehrfärbigen Kügelchen dient zur Aufzeichnung von
Emissionsspektren, von welchen die relative Häufigkeit von Fluorophoren ermittelt
wird, um den Farbcode zu entziffern, wie hier diskutiert und veranschaulicht
ist.
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Binäre
Farbcodes
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Eine
Ausformung dieses Codes ist ein binärer Farbcode (Binary Color
Code, BCC) unter Verwendung von m
F Fluorophoren,
alle mit m
I = 1. Dieser BCC codiert bis
zu 2^m
F distinkte Verbindungen. Bei diesem
BCC können
sich die m
F Fluorophore in ihrer Lebensdauer
im erregten Zustand, ihren Emissionsmaxima oder in beidem unterscheiden.
Zweckmäßigerweise
werden für
das folgende spezifische Beispiel Fluorophore verwendet, die sich
nur in ihren Emissionsmaxima („Farben") unterscheiden.
Die kombinatorische Synthese von 16 Produkten in zwei Reaktionsschritten,
jeweils unter Verwendung eines Satzes von N = 4 Reagenzien, würde folgendermaßen codiert
werden: Tabelle I
Schritt
1: R1 1(00)
Schritt
2: R2 1(00) | Keine Farbe
Keine
Farbe | R1 2(01)Rot
R2 2(01)Blau | R1 3(10)Grün
R2 3(10)Gelb | R1 4Rot + Grün(11)
R2 4(11)Gelb + Blau |
R2 1, R1 1 | 00.00 NN.NN | Keine Farbe | R2 3, R1 1 10.00 | YN.NN Y |
R2 1, R1 2 | 00.01 NN.NR | R | R2 3, R1 2 10.01 | YN.NRY R |
R2 1, R1 3 | 00.10 NN.GN | G | R2 3, R1 3 10.10 | YN.GN YG |
R2 1, R1 4 | 00.11 NN.GR | GR | R2 3, R1 4 10.11 | YN.GR YGR |
R2 2, R1 1 | 01.00 NB.NN | B | R2 4, R1 1 11.00 | YB.NN YB |
R2 2, R1 2 | 01.01 NB.NR | BR | R2 4, R1 2 11.01 | YB.NR YBR |
R2 3, R1 3 | 01.10 NB.GN | BG | R2 4, R1 3 11.10 | YB.GN YBG |
R2 2, R1 4 | 01.11 NB.GR | BGR | R2 4, R1 4 11.11 | YB.GR YBGR |
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Die
binäre
Darstellung von vier Reagenzien ist R1(00),
R1 2(01), R1 3(10) und R1 4(11) für die in
Schritt 1 verwendeten Reagenzien und R2 1(00), R2 2(01), R2 3(10) und R2 4(11) für
jene in Schritt 2. Wie oben korrespondieren Sequenzen von Reaktionsschritten
mit verknüpften
binären
Codes, und in dem Beispiel werden alle 4^2 = 16 möglichen
Sequenzen mit 4-stelligen
Ketten dargestellt. Die Sequenz „Reagens R2 3 in Schritt 2, Reagens R1 4 in Schritt 1" würde
also durch die Kette 10.11 (von rechts nach links zu lesen) dargestellt.
Unter Verwendung eines Alphabets von vier Fluorophoren, deren Farben
wie oben mit R, G, B und Y bezeichnet und zugeordnet (Y, B, G, R)
werden, um 4-stellige Ketten darzustellen, werden die 2^4 möglichen
Ketten (gelesen von rechts nach links) in BCC (m = 4) codiert, wie
in Tabelle I und 4 zu sehen ist.
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Eine
zweite Wiedergabe des Farbcodes ist ein binärer Farbcode unter Verwendung
von m
F Fluorophoren mit variierenden relativen
Häufigkeiten
und daher variierenden Intensitäten
in jedem Schritt. Der resultierende erweiterte binäre Farbcode
(eXtended Binary Color Code, XBCC) codiert 2^(m
F *m
I) distinkte Verbindungen.
Wenn zum Beispiel ein Alphabet (2G, 2R, G, R) mit nur zwei distinkten
Farben verwendet wird, um 4-stellige Ketten darzustellen, werden
2^4 mögliche
Ketten (von rechts nach links gelesen) in XBCC (m
F =
2, m
I = 2) codiert, wie in Tabelle II dargestellt
ist. In dem Beispiel erfordert die Entfaltung (deconvolution) die
Unterscheidung von vier distinkten Intensitätsniveaus für jedes der beiden Emissionsbande.
Bei N Schritten kann die Anzahl der im erweiterten binären Farbcode
XBCC (m
F, m
I) zu
unterscheidenden Intensitätsniveaus
sogar bis zu N
*m
I betragen.
Die erreichbare Intensitätsunterscheidung
wird schließlich
durch das Signal-Rausch-Verhältnis
beschränkt,
das bei der Spektralanalyse einzelner Kügelchen erreichbar ist. Tabelle II
Schritt
1: R1 1(00)
Schritt
2: R2 1(00) | Keine
Farbe
Keine Farbe | R1 2(01)Rot
R2 2(01)2Rot | R1 3(10)Grün
R2 3(10)2Grünn | R1 4(11)Rot + Grün
R2 4(11)2Rot + 2Grün |
R2 1, R1 1 | 00.00
NN.NN | Keine
Farbe | R2 3, R1 1 10.00 | 2GN.NN
GG |
R2 1, R1 2 | 00.01
NN.NR | R | R2 3, R1 2 10.01 | 2GN.NR
GGR |
R2 1, R1 3 | 00.10
NN.GN | G | R2 3, R1 3 10.10 | 2GN.GN
GGG |
R2 1, R1 4 | 00.11
NN.GR | GR | R2 3, R1 4 10.11 | 2GN.GR
GGGR |
R2 2, R1 1 | 01.00
N2R.NN | RR | R3 4, R1 1 11.00 | 2G2R.NN
GGRR |
R2 2, R1 2 | 01.01
N2R.NR | RRR | R2 4, R1 2 11.01 | 2G2R.NR
GGRRR |
R2 2, R1 3 | 01.10
N2R.GN | RRG | R2 4, R1 3 11.10 | 2G2R.GN
GGGRR |
R2 2, R1 4 | 01.11
N2R.GR | RRRG | R2 4, R1 4 11.11 | 2G2R.GR
GGGRRR |
-
Ein
weiteres Beispiel beschreibt die Farbcodierung von Produkten, die
in einer kombinatorischen Synthese unter Verwendung von 7 Reagenzien
im ersten Schritt und 6 Reagenzien in jedem der letzten zwei Schritte
hergestellt werden. Die Reagenzien werden als binäre Adressen
R1(001), R2(010), R3(011), ..., R7(111) dargestellt. Zum einfacheren
Aufschreiben lassen wir die Hochzahl für die in verschiedenen Schritten verwendeten
Reagenzien (R) weg.
-
m
F = 4 (Farben wie oben bezeichnet) und m
I = 2. Das folgende XBCC, basierend auf einem
Alphabet mit 8 Buchstaben (2Y, 2B, 2G, 2R, Y, B, G, R) und dargestellt
in Tabelle III kann verwendet werden, um die 7*6*6 = 252 Syntheseprodukte
zu codieren, die in der Synthese erzeugt werden. Während die
Konstruktion von XBCC 9-stellige Ketten erfordern würde, um
den gesamten Satz von 8^3 = 512 = 2^9 Konfigurationen darzustellen,
die mit allen möglichen
Verknüpfungen
von 3-stelligen Ketten erzeugt werden, können die tatsächlichen
252 erforderlichen Konfigurationen dieses Beispiels in der Tat im
Satz von 2^8 möglichen
8-stelligen Ketten
untergebracht werden, indem man Ersetzungen vornimmt, wie im Beispiel
angegeben. Sc wird also die Reaktionssequenz „Reagens 6 in Schritt 3, Reagens
1 in Schritt 2, Reagens 3 in Schritt 1" mittels XBCC (m
F =
4, m
I = 2) dargestellt (von rechts nach
links zu lesen) als R6.R1.R3 = 2X2B.N.G = 2G2RY.N.G und entspricht
daher GGGRRY. Tabelle III
R1
000 | R2
001 | | R3
010 | | R4
011 | | R5
100 | R6
101 | R7
110 |
Schritt | N | R | G | GR | B | BR | BG | NICHT
VERWENDET: |
1(7) | | | | | | | | BGR |
Schritt | N | Y | 2R | 2RY | 2G | 2GY | | NICHT VERWENDET: |
2(6) | | | | | | | | 2G2R, 2G2RY |
Schritt | N | 2B | 2Y | 2Y2B | 2X | 2X2B | | |
3(6) | | | | | | | | |
- Anmerkung: Machen Sie standardmäßig die
folgenden Ersetzungen: 2X<-2G2R,
2X2B<-2G2RY
-
Einfache Farbcodes
-
Im
Gegensatz zur komplizierten Aufgabe der Codierung von Reaktionsgeschichten
in einer mehrstufigen kombinatorischen Synthese erfordern viele
Anwendungen nur die Unterscheidung eines beschränkten Satzes von Chemien. Für diesen
Zweck können
einfache Farbcodes (Simple Color Codes, SCC) konstruiert werden.
Diese Farbcodes erreichen zwar nicht die Codierkapazität der entsprechenden
binären
Farbcodes, sie sind jedoch in vielen Fällen absolut geeignet, wenn
die chemischen Unterscheidungen von Interesse in einem einzigen
Reaktionsschritt hervorgebracht werden, wie die Koppelung einer
diagnostischen Sonde an ein Kügelchen.
Beispiele derartiger eingeschränkter
chemischer Komplexität
beinhalten Abtast-Anwendungen sowie Monitoring und Diagnostik mit
multiplen Agenzien.
-
Wie
bei den binären
Farbcodes nützt
die Konstruktion einfacher Farbcodes unterscheidbare Wellenlängen, Lebensdauern
und Intensitäten
verfügbarer
Fluorophore. Eine allgemeine Version von SCC, basierend auf insgesamt
m Fluorophoren, wird unter Verwendung gleicher Mengen von 1 Fluorophoren
konstruiert, um jede distinkte chemische Spezies von Interesse zu
codieren, wobei gilt: 1 ≤ l ≤ m. In diesem
Code ist der Satz möglicher
Farbkombinationen gleich groß wie
die Anzahl möglicher
Konfigurationen, S_r(l, m), einer Probe der Größe l, gezogen mit Ersatz von
einem Reservoir von m, S_R(l, m) – (m + l – 1)!/l!(m – l)!. Der Ersatz ermöglicht mehrere
Fälle von
einer Farbe in jeder Kette.
-
Wenn
zum Beispiel 4 distinkte Fluorophore (m = 4) zur Verfügung stehen
und Kombinationen von 3 (l = 3) – in gleicher relativer Häufigkeit – für jede distinkte
chemische Spezies von Interesse verwendet werden, würde der
generalisierte SCC insgesamt 20 verschiedene Konfigurationen bieten.
Diese sind in Tabelle IV aufgelistet, wobei mit R, G, B und Y die
Farben in einem 4-färbigen
Alphabet bezeichnet sind. Der SCC (l = 3, m = 4) codiert so einzigartig
die Produkte, die in einem einzigen Koppelungsschritt von bis zu
20 verschiedenen Antikörpern
an Trägerkügelchen
erzeugt werden; jede von 20 Reaktionsgefäßen erhält eine Mischung von drei Fluorophoren
gemäß dem in
Tabelle IV angeführten
Satz. Das Vorhandensein mehrerer bekannter Fluorophoren bietet die
Basis, um Koinzidenz-Verfahren hervorzurufen, um schwache Signale
zu erkennen und zu beobachten und so die Empfindlichkeit des Assays
zu erhöhen. Tabelle IV
(R,R,R) | (G,G,G) | (B,B,B) | (Y,Y,Y) |
(R,R,G) | (G,G,B) | (B,B,Y) | |
(R,R,B) | (G,G,Y) | | |
(R,R,Y) | | | |
(R,G,G) | (G,B,B) | (B,Y,Y) | |
(R,G,B) | (G,B,Y) | | |
(R,G,Y) | | | |
(R,B,B) | (G,Y,Y) | | |
(R,B,Y) | | | |
(R,Y,Y) | | | |
-
Es
können
erweiterte einfache Farbcodes (eXtended Simple Color Codes, XSCC)
konstruiert werden, indem die relativen Häufigkeiten von Fluorophoren
variiert werden, um einen Satz von unterscheidbaren Intensitätsniveaus
für jede
Fluorophoren-Spezies
im Alphabet zu erzeugen. Wie XSCC ermöglicht auch XSCC die Steuerung
von ml Intensitätsniveaus für jede von mF Fluorophoren-Spezies
im Alphabet.
-
Besonders
leicht realisierbar ist der Spezialfall von SCC und XSCC, wo l =
1 ist; nur ein einziges Fluorophore markiert jede chemische Spezies
von Interesse.
-
Weitere Verbesserungen
-
Alle
hier bisher diskutierten Farbcodes können durch Variieren bestimmter
chemisch-physikalischer Parameter der Kügelchen weiter verbessert werden.
Zum Beispiel kann die Anzahl codierter Konfigurationen jeweils einem
Satz von Kügelchen
angeknüpft
werden, deren jeweilige Form, Durchschnittsgröße, Polarisierbarkeit oder
andere chemisch-physikalische Eigenschaften ausreichend verschieden
sind, um unterscheidbar zu sein. Durch die Verwendung von S verschiedenen
Sätzen
von Kügelchen
erhöht
sich die Anzahl codierter Konfigurationen, dargestellt mit XBCC(m),
auf S*2^m.
-
BCC
und XSCC codieren die Identität
chemischer Verbindungen gemäß der relativen
Häufigkeit
von Fluorophoren, die an jedes Kügelchen
gekoppelt sind. Daher sind alle Permutationen einer Kette von Fluorophor-Tags äquivalent,
da sie zu der gleichen relativen Häufigkeit führen. Es ist uns jedoch nicht
entgangen, dass die Implementierung des Farbcodes, wobei die Markierung
zur Terminierung von Verbindungen führt (siehe 3A)
auch eine Aufzeichnung der Ordnung enthält, in welcher verschiedene
Farbmarkierungen jedem einzelnen Kügelchen zugesetzt wurden. Daher
bringt die Analyse der Molekulargewichte markierter Verbindungen
die Ordnung ans Tageslicht, in welcher die Markierung erfolgte.
-
Chemische Realisierung des erweiterten
binären
Farbcodes
-
Die
Realisierung eines chemischen Farbcodes beruht auf einem Satz („Alphabet") von chemisch aktivierten
Fluorophoren mit minimal überlappenden
Absorptions- und Emissionsspektren. Wir diskutieren hier den Fall
des erweiterten binären
Farbcodes; andere Codes können
auf analoge Weise realisiert werden. Obwohl die Implementierung
eines erfindungsgemäßen Farbcodes
hier an Hand einer spezifischen Familie von Fluorophoren dargestellt
ist, ist das Verfahren ebenso für
die Implementierung mit anderen Fluorophoren und Chromophoren geeignet,
deren distinkte Spektralmerkmale dazu dienen, ein Alphabet von Tags
zu konstruieren, wie es hier beschrieben ist. Ein Beispiel für ein geeignetes
Alphabet von sechs Farben wird von der CyDye(TM)-Familie von Indocyanin-Farbstoffen zur
Verfügung
gestellt, die in 5 angeführt ist.
-
Die
Syntheseschritte in diesem Beispiel sind wie folgt (unter Verwendung
einer standardmäßigen Fmoc
Hauptketten-Schutz-Chemie
(Atherton & Sheppard, „Solid
Phase Peptide Synthesis: A Practical Approach", IRL Press at Oxford University Press,
Oxford, 1989)) Tabelle V
1) Entschützen von α-Aminogruppe |
2) Aufteilen
der Harzpopulation in eine kleine Anzahl von Aliquoten |
3) Für jedes
Harz-Aliquot unterstöchiometrisches
Koppeln mit codierendem CyDye-aktiviertem Ester durchführen; typische
Konzentration: ≈ 0,001
bis 0,1 Mol Farbstoff(e) pro Mol α-Amino. |
4) Für jedes
Harz-Aliquot eine Koppelungsreaktion mit codierter Aminosäure durchführen. |
5) Harz-Aliquote
zusammengeben. |
6) Schritte
1-5 für
jede beliebige Position in der Aminosäuresequenz wiederholen. |
-
Dieses
Verfahren vermeidet die Übertragung
von Fluoreszenzenergie zwischen verschiedenen Farbstoffen. Erstens
inaktiviert das Markieren jeglicher Aminosäuresequenz, wie es hier beschrieben
ist, diese Sequenz und beendet sie so. In der Folge wird in jede
Sequenz nur ein einziger Farbstoff aufgenommen, und die Energieübertragung
innerhalb der Sequenz wird vermieden. Zweitens stellen geringe Dichten
von auf der Harzoberfläche
immobilisierten Farbstoffen (siehe Schritt 3 oben) sicher, dass
die seitlichen Abstände
zwischen markierten Aminosäuresequenzen
wesentlich größer sind
als die relevanten Förster-Radii
für eine
Fluoreszenzenergieübertragung
zwischen den Strängen.
Dies ist eine Manifestation des bekannten Phänomens der „Pseudo-Verdünnung" bei der Festphasensynthese.
-
Die
praktische Anwendbarkeit des Verfahrens in Tabelle V ist durch Markieren
von standardmäßigen Kügelchenharzen
für die Kombinationssynthese
demonstriert worden (NovaSyn TG Aminoharz, NovaBiochem, „Combinatorial
Chemistry" Catalog,
San Diego, CA, 1997). Insbesondere haben wir SCC (l = 1, m = 6) sowie
XSCC (l = 1, mF = 1, ml =
5) mit einzelnen Farbstoffen und mit multiplen Farbstoffen der CyDye-Serie konstruiert
und gezeigt, dass Farben bereits bei einem Molverhältnis von
0,0001 mittels Fluoreszenz-Mikroskopie
unterscheidbar sind. Außerdem
haben wir gezeigt, dass die Farbstoffkoppelungschemie mit der Proteinsynthese
kompatibel ist, wie in Tabelle V beschrieben ist.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann verwendet werden, um die Farbcodierung von kombinatorischen
Aminosäure-
oder Peptid-Bibliotheken
zu realisieren; in Tabelle VI sind Beispiele dafür zusammengefasst. Ein geeignetes
Reportersystem ist ein Anti-β-Endorphin monoklonaler
Antikörper
(mAb), der gegen ein Epitop in Form einer N-terminalen Aminosäuresequenz
N
tes-YGGFL gerichtet ist, wobei Y Tyrosin
bedeutet; die Bindung des primären
Anti-β-Endorphin mAb an
sein Ziel wird mit einem Kaskade-blau markierten sekundären Anti-Maus-Antikörper nachgewiesen
(Erregung bei 396 nm, Emission bei 410 nm). Tabelle
VI
Binärer Farbcode
(BCC)
Bit 1: Cy2 Bit 3: Cy5
Bit 2: Cy3 Bit 4: Cy7 | XXGFL-βAla-BBAD
X
= Gly, Ala, Tyr, Phe | 16
= 4x4 Spezies erzeugt
16 = 2^4 Spezies erzeugt |
2-stufiger
erweiterter BCC | ZXXFL-βAla-BEAD | 252
= 7*6*6 Spezies erzeugt |
Bit
1: Cy2 Bit 5: Cy5 | Z
= Gly, Ala, Glu, Lys, | 256
= 2^8 Spezies codiert |
Bit
2: 2*Cy2 Bit 6: 2*Cy5 | Phe,
Tyr, D-Tyr | |
Bit
3: Cy3 Bit 7: Cy7 | X
= Gly, Ala, Glu, Lys, | |
Bit
4: 2*Cy3 Bit 8: 2*Cy7 | Phe,
Tyr | |
3-stufiger
erweiterter BCC | XXXXL-βAla-BEAD | 4096
= 8^4 Spezies erzeugt |
Bit
1: Cy2 Bit 7: Cy5 | X
= Gly, Ala, Ser, Asn, | 4096
= 2^12 Spezies codiert |
Bit
2: 2*Cys2 Bit 8: 2*Cy5 | Glu,
Lys, Phe, Tyr | |
Bit
3: 4*Cy2 Bit 9: 4*Cy5 | | |
Bit
4: Cy3 Bit 10: Cy7 | | |
Bit
5: 2*Cy3 Bit 11 2*Cy7 | | |
Bit
6: 4*Cy3 Bit 12: 4*Cy7 | | |
-
Obwohl
das erfindungsgemäße Verfahren
unter Bezugnahme auf Peptide und Peptid-Vorläufer dargestellt ist, ist das
Verfahren ebenso für
jegliche andere chemischen Vorläufer
und Verbindungsklassen geeignet, die mittels kombinatorischer DCR-Synthese hergestellt
worden sind (Calbiochem-NovaBiochem, „Solid Phase Organic Chemistry
Handbook", San Diego,
CA, 1997).
-
Die
nach den geoffenbarten Verfahren hergestellten Verbindungen haben
Anwendungsmöglichkeiten als
therapeutische Agenzien bei der Behandlung von Bluthochdruck, Entzündungen
und Analgesie. Mit den geoffenbarten Verfahren ausgewählte Enkephalin-Analoge
können
z.B. als schmerzstillende Arzneimitel nützlich sein. Organische Verbindungen,
wie Benzodiazepine, die als Muskelentspannungsmittel nützlich sind, können auch
mit den geoffenbarten Verfahren ausgewählt werden.
-
Diagnostik und Umgebungs-Monitoring multipler
Agenzien
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht
eine neue Anwendung diagnostischer Assays und Tests, die gleichzeitig
nach mehreren Reagenzien und Pathogenen sondieren. Im Gegensatz
zum räumlichen
Codieren diagnostischer Panels im gesamten Stand der Technik können nun
beliebige Zusammenstellungen mehrerer Arten von Kügelchen,
die an Hand ihrer jeweiligen Farbcodes unterscheidbar sind, gemischt
und parallel gehandhabt werden. Zum Beispiel kann bei der Anwendung
immunodiagnostischer Assay-Formate
auf Kügelchen-Basis
die Farbcodierung genützt
werden, wie sie hier beschrieben ist, um eine Vielzahl von spezifischen, auf
Kügelchen
verankerten Antikörpern
zu zeigen, wobei jede Art einem bestimmten Farbcode zugeordnet ist, um
nach einer Vielzahl von Agenzien in der Umgebung zu suchen.
-
Eine
bevorzugte Anwendung eines diagnostischen Assays mit multiplen Agenzien
verwendet beliebige Anordnungen chemisch codierter Kügelchen
(6). Die Bestimmung der Blutgruppe
würde zum
Beispiel nur fünf
verschiedene Typen von Kügelchen
erfordern, eine Aufgabe, die mit SCC (l = 1, m = 5) leicht zu lösen ist.
Diese Realisierung von Vorrichtungen für diagnostische Tests und Umgebungs-Monitoring
würde die
Verkleinerung und Integration mehrerer Tests und die automatisierte
Bedienung auf Basis der Spektralablesung erleichtern.
-
In situ-Abfragen und Decodierung von farbcodierten
Kügelchen
-
Die
optische Anordnung in 7 bietet die Integration von
zwei essentiellen Fähigkeiten:
mikroskopische Fluoreszenz-Abbildung
und Mehrfarben-Fluoreszenz-Analyse einzelner Kügelchen. Letztere dient dazu, die
relativen Häufigkeiten
mehrerer auf der Oberfläche
der Kügelchen
vorhandener Fluorophore zu bestimmen.
-
Die
Verwendung eines Mikroskop-Objektivs mit hoher numerischer Öffnung (N.A.
= 0,7) (702) dient dazu, die Sammlungseffizienz sowie die
räumliche
Auflösung
zu maximieren. Die wesentlichsten zusätzlichen Komponenten von 7 sind:
ein Lang-Pass-Filter, um kein gestreutes Erregungslicht (704)
durchzulassen, einen dichromatischen Strahlenteiler (706),
um die Strahlen für
die Bildung des Abbilds durch die Feldlinse (708) zu teilen,
und Spektralanalyse mittels Fokussierung des Lichts (mittels Linse 710)
auf der spaltförmigen Öffnung eines
Gitter-Monochromators (712) oder, alternativ dazu (nicht dargestellt)
auf der Eintrittspupille einer optischen Faser, die mit einem Gitter-Monochromator
gekoppelt ist; mehrfarbige Spektren werden mit einer CCD-Anordnung
(714) aufgezeichnet. Unendlichkeit-korrigierte optische Komponenten
bieten eine praktische Implementierung.
-
Während einfache
Lang-Pass-Filter in DNA-Sequenzierungs-Anwendungen verwendet worden sind, um
mit einer einzigen Wellenlänge
zugeführtes
gestreutes Erregungslicht abzuhalten, können Interferenzfilter so gestaltet
werden, dass sie mehrere enge (10 nm) Pass-Bänder bei mehreren Emissionswellenlängen bieten,
die für
die hier diskutierte CyDye-Familie von Fluorophoren charakteristisch
sind. Ähnliche
Herstellungsverfahren können
für den
dichromatischen Spiegel verwendet werden. Diese Überlegungen sind insbesondere für eine Epifluoreszenz-Geometrie,
einen Spezialfall der Reflexionsmikroskopie, relevant.
-
Zu
den geeigneten instrumentellen Realisierungen der Aufnahme von Spektralinformationen
von einzelnen farbcodierten Kügelchen
oder Sammlungen von farbcodierten Kügelchen gehören die fließcytometrische
Analyse und die Multispektralabbildung. Die letztere gestattet die
Sammlung von Spektralinformationen von einzelnen oder mehreren Kügelchen
im Sichtfeld eines Mikroskops oder einer anderen Abbildungsvorrichtung,
wie sie in 7 angedacht ist.
-
Für die Multispektralabbildung
geeignete Verfahren beinhalten: Multiplexieren distinkter Wellenlängen von
einfallendem und emittiertem Licht und Belichtung mit einer Überlagerung
mehrerer Wellenlängen,
gefolgt von der dispersiven Abbildung mit Hilfe eines Gitters oder
Prismas (siehe 7), oder gefolgt von der interferometrischen
Analyse des emittierten Lichts.
-
Das
erste Verfahren ist bei Verwendung passender optischer Pass-Band-Filter
leicht anzuwenden; diese werden in Filterräder montiert und in der Bahn
des einfallenden und emittierten Lichts eines Mikroskops positioniert.
Die synchronisierte Rotation der zwei Filterräder führt passende Paare von Erregungs-
und Emissionsfiltern (eine Reflexionsgeometrie erfordert auch einen
geeigneten dichromatischen Spiegel) in die Lichtbahn ein, wodurch
eine sich wiederholende Serie von Abbildungen bei jeder der distinkten
Wellenlängen
produziert wird, die für
eine der Filter/Spiegel-Kombinationen ausgewählt sind. Dieses Prinzip wird
zum Beispiel beim Fluorescence Imaging MicroSpectrophotometer realisiert,
das von Kairos Scientific (Santa Clara, CA) entwickelt wurde.
-
Beim
zweiten Verfahren werden distinkte Wellenlängen für die Belichtung mit einer
Multi-Pass-Band-Filter/Spiegel-Kombination erzeugt; ein Prisma wird
in die abgehende Bahn eingeführt.
Diese Konfiguration erleichtert die gleichzeitige Spektralanalyse
mehrerer Kügelchen,
die sich in einem rechteckigen Stück des Gesichtsfelds des Mikroskops
befinden. Das von Kügelchen
in diese Stuck emittierte Licht wird auf den Eingangsspalt des Prismas
abgebildet und in seine Spektralkomponenten zerlegt. Dieses Prinzip
wird beim PARISS Imaging Spectrometer Attachment realisiert, das
von LightForm (Belle Meade, NJ) entwickelt wurde. Beim dritten Verfahren
wird Licht aus dem gesamten Gesichtsfeld interferometrisch analysiert:
Ein filmförmiger
Strahlenteiler in der Ausgangsbahn erzeugt zwei (kohärente) Lichtstrahlen,
die von einem Spiegel reflektiert und rekombiniert werden. Wenn
der Strahlenteiler gedreht wird, wird zwischen den beiden Lichtstrahlen
eine kleine Differenz der Bahnlänge
eingeführt,
was zu Interferenzstreifen führt,
wenn die beiden Strahlen rekombiniert werden. Diese Streifen enthalten die
gesamte Spektralinformation, die in dem vom Gesichtsfeld eines Mikroskops
emittierten Licht enthalten ist (Garini et al., Bioimaging 4, 65-72
(1996)). Das heißt,
wenn der Strahlenteiler gedreht wird, wird für jede Position innerhalb des
Gesichtsfelds ein kontinuierliches Spektrum erzeugt, was zu einer
dreidimensionalen Darstellung der Daten führt. Dieses Prinzip wird im
SpectraCube-System realisiert, das von Applied Spectral Imaging
(Carlsbad, CA) entwickelt und vertrieben wird. Im Gegensatz zum
ersten Verfahren erzeugen das zweite und dritte Verfahren ein kontinuierliches
Spektrum, was die Spektralklassifikation überlappender Emissionsbande
erleichtert.
-
Die
Anordnungen in 8 bieten zusätzliche
Flexibilität
beim Abhalten von Streulicht durch die räumliche Trennung der Sammlung
des einfallenden und emittierten Lichts bei der Transmissions- und
Sperr-Mikroskopie, wie in 8A bzw. 8B dargestellt
ist. Außerdem
besteht auch hier die Möglichkeit,
speziell ausgebildete Multi-Pass-Band-Interferenzfilter in der Bahn
des abgegebenen Lichts zu verwenden.
-
Die
Anforderungen an die Empfindlichkeit des mehrfarbigen Fluoreszenznachweissystems
rühren
von der Anzahl der Fluorophoren jeder Farbe her, die auf einem gewählten Kügelchen
erwartet werden. Ein Kügelchen
mit dem Radius R und einer Oberfläche von A = 4πR^2 beherbergt
bis zu N = A/a Moleküle
der Moleküloberfläche a, oder
N* = xN Fluorophore. Bei a = 30A und 0,01 < x < 0,1
kann ein Kügelchen
mit 10 μm Durchmesser
10^7 ≤ N* ≤ 10^8 Fluorophore
tragen. Im Vergleich dazu basiert die Abbildung kleiner runder Domänen mit
10 μm Durchmesser
innerhalb eines monomolekularen Films aus einem Phospholipid, das
1 Mol% eines fluoreszierenden Analogs enthält und auf eine Luft-Wasser-Grenzfläche beschränkt ist,
auf einer vergleichbaren Anzahl von Fluorophoren und wird durch
die Verwendung einer Silicium-verstärkten Ziel-(silicon-intensified
target, SIT) Kameratechnologie leicht erreicht. Die Refraktionseigenschaft
von Kügelchen
in wässeriger
Lösung
verstärkt
die Effizienz der Lichtsammlung des gesamten Systems noch weiter.
-
In situ-Abfrage und Decodierung von farbcodierten
Kügelchen-Anordnungen
-
Die
vorliegende Erfindung bietet eine Methodik zur Farbcodierung von
Kügelchen
und beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung für die in
situ-Abfrage und Decodierung von farcodierten Kügelchen und Sammlungen von
Kügelchen
mittels Mehrfarben-Fluoreszenz-Abbildung und Spektralanalyse. Dieses
Verfahren ist mit allen Assayformaten für Kügelchen kompatibel, die bisher
beschrieben worden sind, wie hier diskutiert ist.
-
Die
Erfindung basiert auf einem Format, das eine besonders effiziente
Umsetzung von Kügelchen-Assays
auf der Basis der erfindungsgemäßen Verfahren
und Vorrichtungen bietet, und verwendet ebene Kügelchenanordnungen. Dieses
Format erleichtert das hochparallele Screening der Enzymaktivität, Rezeptor-Ligand-Bindung, Antikörper-Antigen-Erkennung
sowie DNA- oder RNA-Hybridisierung
etc. So kann eine dicht gepackte Anordnung von Kügelchen mit 100 μm Durchmesser
der Größenordnung
von 10^4 Kügelchen
in einem Gebiet von nur 1 cm^2 enthalten, was die Untersuchung von
bis zu 10^4 Verbindungen/cm^2 in einem einzigen Pass ermöglicht.
Die sofortige Bestimmung der chemischen Identitäten ermöglicht die effiziente Anwendung
wiederholter Screenings, in welchen mehrere Kopien jeder Art von
Kügelchen
untersucht werden, um ein statistisch haltbares Ranking von Verbindungen
zu erhalten, die positive Assay-Scores ergeben. Des weiteren bietet
sich die Implementierung der vorliegenden Erfindung in einem ebenen
Kügelchen-Anordnungsformat
für die
Automatisierung an. Automatisierte Operationen bringen die Herstellung
ebener Kügelchen-Anordnungen
mit sich, gefolgt von der Fluoreszenzabbildung der Anordnung, um
die Kügelchen
zu finden, die der Spektralanalyse und dem prozessbegleitenden Decodieren
unterworfen werden sollen. Die intrinsische Bestimmungsempfindlichkeit
der Fluoreszenz, dargestellt auf dem Niveau der Bestimmung einzelner
Fluorophore, ermöglicht
es, die Größe der Synthesekügelchen
erheblich zu reduzieren. Dies wiederum erleichtert die Verkleinerung
und den Einschluss in ein geschlossenes System mit den zusätzlichen
Vorteilen der Reduktion der erforderlichen Menge synthetisierter
Verbindung und der Menge Reagenzien, die im Laufe des Screenings verbraucht
werden.
-
Ein
Verfahren zur Bildung ebener Anordnungen von Kügelchen besteht darin, sich
auf das durch die Schwerkraft hervorgerufene Absetzen der Kügelchen
aus einer Suspension zu verlassen, um eine (statische) Schicht von
Kügelchen
oder eine Anordnung von Kügelchen-Clustern
auf einem ebenen Substrat zu erzeugen. Ein zweites Verfahren verwendet
dynamische ebene Anordnungen von Kügelchen, die angrenzend an
ebene Oberflächen
gebildet werden und in situ unter externer Kontrolle manipuliert
werden, zum Beispiel durch die Licht-kontrollierte elektrokinetische
Ansammlung von Partikeln in der Nähe von Oberflächen (Light-controlled Electrokinetic
Assembly of Particles near Surfaces, LEAPS). LEAPS ist eine Technolgie,
die die Möglichkeit bietet,
auf Abruf dynamische ebene Anordnungen von Kügelchen in wässeriger
Lösung
zu bilden und sie in einem designierten Gebiet einer ebenen Elektrodenoberfläche zu platzieren
und zu halten, wie in der ebenfalls anhängigen PCT-Anmeldung dargelegt
ist, die am 24. April 1997 eingereicht wurde und den Titel „Light
Controlled Electrokinetic Assembly of Particles Near Surfaces" trägt, basierend
auf der vorläufigen
U.S.-Anmeldung mit der Seriennummer
60/016,642 , eingereicht am 25. April 1996.
-
Dynamische
ebene Anordnungen von Kügelchen
haben zusätzliche
Vorteile bei der Umsetzung automatisierter Screening-Assays in einer
verkleinerten, umschlossenen Umgebung. Suspensionen von Kügelchen
aus einem Synthese-Pool werden in eine Sandwich-Fließzelle geladen, wo ebene Anordnungen
von Kügelchen
angrenzend an die ebenen Wände
der Zelle gebildet werden; Screening-Assays erfolgen in ebenem Anordnungsformat,
um Leitverbindungen zu identifizieren, ohne dass ein zeitaufwändiger und
fehleranfälliger Schritt
einer physikalischen Abtrennung erfolgen müsste; nach der Fertigstellung
des geplanten Assays werden die Anordnungen der Kügelchen
auseinandergenommen und die Suspension der Kügelchen verworfen, um die Fließzelle für einen
weiteren Zyklus fertig zu machen. Im Beispiel würde eine Redundanz von 10,
d.h. das Vorhandensein von 10 Kopien von Kügelchen des identen Typs und
Farbcodes noch immer das Screening von 1000 Verbindungen auf einmal
erleichtern, würde
jedoch die Qualität
jeglicher pharmakokinetischer Charakterisierung erheblich verbessern.
Die Vorteile der Verkleinerung würden
durch die Verwendung kleiner Synthesekügelchen noch erhöht. Chemisch
und physikalisch gut definierte Kügelchen im erforderlichen Größenrahmen
(10 μm Durchmesser)
sind von zahlreichen kommerziellen Quellen erhältlich. Die sind mittels LEAPS leicht
zu manipulieren, um dynamische ebene Anordnungen von Kügelchen
mit hoher Dichte zu bilden. Dies stellt sicher, dass die Screening-Assays
in einem hochgradig parallelen Format an einer großen Anzahl
von Proben durchgeführt
werden können,
und dies bietet wiederum die Basis für hochgradig wiederholendes Screening
und eine robuste pharmakokinetische Charakterisierung möglicher
Leitverbindungen.
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Die
vorliegende Erfindung wird mit Hilfe der folgenden Experimentendetails
besser zu verstehen sein. Ein Fachmann wird jedoch leicht bemerken,
dass die diskutierten spezifischen Verfahren und Ergebnisse nur dazu
dienen, die Erfindung, wie sie in den danach folgenden Ansprüchen beschrieben
ist, beispielhaft darzustellen.
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Beispiel 1
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1. Farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
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a. Herstellung von farbcodierten PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
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- (1) Cy2 (ex = 489 nm, em = 506 nm)-farbcodierte
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
50
mg NovaSyn TG Amino-Mikrokügelchen
(NovaBiochem; 130 μm
Durchmesser, 15 μMol
Amin) wurden in 10 ml DMF 30 min lang bei 25°C äquilibriert. Der Überstand
wurde mittels Filtration abgetrennt, und 100 μl DMF, 1 μl TEA und 15 μl 1 mM Cy2-bisfunktionaler NHS-Ester
(Amersham; 15 nMol) wurden in DMF zugesetzt. Die Reaktionsmischung
wurde 1 h lang bei 25°C
geschüttelt,
2 μl (20 μMol) n-Butylamin
wurden zugesetzt, und die Reaktionsmischung wurde weitere 30 min
bei 25°C
geschüttelt.
Der Überstand
wurde entfernt, und die Mikrokügelchen
wurden zwei Mal mit 5 ml DMF gewaschen, zwei Mal mit 5 ml Chloroform gespült und im
Vakuum getrocknet.
- (2) Cy3 (ex = 550 nm, em = 570 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass in parallelen Reaktionen
15 μl 0,001,
0,01, 0,1 und 1 mM Cy3-monofunktionaler NHS-Ester (Amersham; 0,15,
1,5 und 15 nMol) verwendet wurden, und der Schritt mit n-Butylamin
wurde ausgelassen.
- (3) Cy3,5 (ex = 581 nm, em = 596 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass 15 μl 1 mM Cy3,5-monofunktionaler
NHS-Ester (Amersham; 15 nMol) verwendet wurde, und der Schritt mit
n-Butylamin wurde ausgelassen.
- (4) Cy5 (ex = 649 nm, em = 670 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass 15 μl 1 mM Cy5-monofunktionaler
NHS-Ester (Amersham; 15 nMol) verwendet wurde, und der Schritt mit
n-Butylamin wurde ausgelassen.
- (5) Cy5,5 (ex = 675 nm, em = 694 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass 15 μl 1 mM Cy5,5-monofunktionaler
NHS-Ester (Amersham; 15 nMol) verwendet wurde, und der Schritt mit
n-Butylamin wurde ausgelassen.
- (6) Cy7 (ex = 743 nm, em = 767 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass 15 μl 1 mM Cy7-bisfunktionaler NHS-Ester
(Amersham; 15 nMol) verwendet wurde.
- (7) Cy3/Cy5-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass sowohl Cy3-monofunktionaler
NHS-Ester als auch Cy5-monofunktionaler NHS-Ester (jeweils 15 μl von 1 mM Ausgangslösung) verwendet
wurden, und der Schritt mit n-Butylamin wurde ausgelassen.
- (8) Cy2/Cy3/Cy5/Cy7-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen:
Diese
Herstellung war ident mit (1), außer dass Cy2-bisfunktionaler NHS-Ester,
Cy3-monofunktionaler NHS-Ester, Cy5-monofunktionaler NHS-Ester und Cy7-bisfunktionaler
NHS-Ester zugesetzt wurden (jeweils 15 μl von 1 mM Ausgangslösung).
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b. Stabilität von Cy3-codierten PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
gegenüber
Festphasen-Peptidsynthese-Bedingungen.
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Cy3-codierte
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
wurden einem Zykluseiner Festphasen-Peptidsynthese unterworfen.
50 mg Mikrokügelchen
und 5 mg Fmoc(Lys)Boc-OBT [hergestellt durch Umsetzung von 94 mg Fmoc(Lys)Boc-OH
(NovaBiochem; 0,2 mMol), 48 mg DCC (Aldrich; 0,22 mMol) und 27 mg
HOBT (Aldrich; 0,2 mMol) in 2 ml DMF für 0,5 h bei 25°C, Zentrifugieren
bei 2000 × g
für 5 min
bei 25°C
und Verwendung von 100 μl
des Überstandes]
in 100 μl
DMF wurden 0,5 h lang bei 25°C
geschüttelt.
Die Mikrokügelchen
wurden filtriert, in 100 μl
20% Piperidin in DMF 15 min lang bei 25°C suspendiert, zwei Mal mit
5 ml CHCl3 gewaschen und getrocknet. Die
UV/VIS-Extinktions- und Fluoreszenz-Eigenschaften der Cy3-codierten
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
waren unverändert.
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c. Optische Eigenschaften farbcodierter
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
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Auf
ihre optischen Eigenschaften untersuchte Mikrokügelchen schlossen ein:
Cy3
(ex = 550 nm, em = 570 nm)-farbcodierte PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
mit vier verschiedenen Intensitätsniveaus,
hergestellt wie in Abschnitt a-(2) oben beschrieben durch Umsetzung
der Kügelchen
mit 0,001, 0,01, 0,1 und 1 mM Cy3, sind mit b3-0001, b3-001, b3-01
bzw. b3-1 bezeichnet; als Gruppe werden alle Cy3-codierten PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
mit b3-x bezeichnet.
Cy5 (ex = 649 nm, em = 670 nm)-farbcodierte
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen,
hergestellt wie in Abschnitt a-(2) oben beschrieben durch Umsetzung
der Kügelchen
mit 1 mM Cy5, sind mit b5-1 bezeichnet.
Cy3/Cy5-farbcodierte
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen,
hergestellt wie in Abschnitt a-(2) oben beschrieben durch Umsetzung
der Kügelchen
mit 1 mM Cy3/Cy5, sind mit b35-1 bezeichnet.
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Ein
Aliquot getrockneter Mikrokügelchen
wurde in DMF suspendiert und auf einer Siliciumscheibe (silicon
wafer) dispergiert; DMF wurde durch sanfte Erwärmung verdampft. Alle folgenden
Beobachtungen wurden an der Luft durchgeführt.
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(1) Fluoreszenzabbildung
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Die
Beobachtungen wurden mit einem Zeiss UEM Mikroskop gemacht, das
für Epifluoreszenz
ausgerüstet
war; es wurden Kombinationen von Erregungsfilter/dichromatischem
Spiegel/Emissionsfilter, entworfen für Cy3 und Cy5 (Chroma Technologies,
Brattleboro, VT) in Verbindung mit einer 100 W Halogen-Lichtquelle und
Objektiven mit 10×,
25× und
40× Vergrößerung verwendet.
Die Abbildungen wurden gegebenenfalls mit einer SIT-Kamera (Cohu,
San Diego, CA) aufgezeichnet.
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Alle
Mikrokügelchen
wiesen einen hellen Umfangs-„Ring” hoher
Intensität
auf, der ≤ 5%
des Partikeldurchmessers entsprach, was darauf hinweist, dass die
Markierung primär
mit der Oberfläche
jedes Partikels assoziiert war und nicht so sehr mit dem Inneren.
Selbst die undeutlichsten Partikel, vom Typ b3-0001, waren mit einem
25x/0.45NA Objektiv und der SIT-Kamera leicht zu beobachten. Mikrokügelchen
vom Typ b3-0001 erschienen blasser als die Mikrokügelchen
vom Typ b3-001, jedoch um weniger als den erwarteten Faktor 10. Dieses
Phänomen
bleibt noch zu untersuchen, es könnte
jedoch auf ein Löschen
der Fluoreszenz hindeuten. Jeder gegebene Satz von Cy3-codierten
Mikrokügelchen
wies von Partikel zu Partikel Variationen in der Farbe auf: einige
Partikel erschienen orange, andere gelb. Partikel vom Typ b5-1 erschienen
hellrot.
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(2) Fluoreszenzspektren
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Um
die Machbarkeit der in situ-Abfrage farbcodierter Mikrokügelchen
zu demonstrieren, wurden Fluoreszenzspektren von einzelnen farbcodierten
PEG-Polystyrol-Mikrokügelchen
mit Hilfe eines PARISSTM Abbildungs-Spektrophotometers
(Prototyp zur Verfügung
gestellt von LightForm, Belle Meade, NJ) mit einem 50 μm breiten
Eingangsspalt, gebogenem Prisma und Raumtemperatur CCD-Anordnung,
die zur Integration auf dem Chip in der Lage war, aufgezeichnet.
Das Instrument wurde auf den Kamera-Port eines Zeiss UEM Mikroskops
montiert. Bei dieser Konfiguration können mehrere Kügelchen,
die entlang der Längsdimension
des projizierten Spalts aufgereiht sind, abgebildet und spektral
analysiert werden. Es wurde nur eine ungefähre Wellenlängenkalibrierung vorgenommen.
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Spektren,
die eine Fluoreszenzintensität
als eine Funktion der Wellenlänge
aufwiesen, wurden für
die mit Cy3 bzw. Cy5 codierten Mikrokügelchen separat erhalten und
wiesen die folgenden Spektralcharakteristika auf:
b3-x: Spektren
wurden für
alle Arten von Partikeln erhalten; spezifische Merkmale beinhalteten:
für b3-0001: Verhältnis Signal-Rauschen
(signal to noise, S/N) 2, Verhältnis
Signal-Hintergrund
(signal to background, S/B) ≈ 1,5;
für b3-001:
S/N ≈ 4,
S/B ≈ 2 (mit
einer CCD-Integrationszeit von ca. 10 s); ein Glätten brachte eindeutig charakteristische
Spektralmerkmale zum Vorschein; für b3-1: S/N > 10;
b5-1: Es
wurden sehr reine Spektren aufgezeichnet, alle mit einer leichten
Schräge
in Richtung hoher Wellenlänge;
b35-1:
Es wurden sehr reine Spektren beider Markierungen aufgezeichnet,
wobei zwischen den geeigneten Filtern umgeschaltet wurde, um die
Betätigung
eines Filterrades zu simulieren. Bei dieser Konzentration wiesen
die Spektren (genommen mit 10 Mal kürzerer Integrationszeit als
jene, die für
b3-01 und b3-001 verwendet wurde) kein erkennbares Rauschen auf.
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2. Farbcodierte makroporige Polystyrol-Mikrokügelchen
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a. Herstellung farbcodierter makroporiger
Polystyrol-Mikrokügelchen
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50
mg Amino-Biolinker-PM1-1000 Amino-Oligoethylenglykol-funktionalisierte
makroporige Polystyrol-Mikrokügelchen
(Solid Phase Sciences; 35 μ Durchmesser,
7 μMol Amin)
wurden in 2 ml DMF 20 min lang bei 25°C äquilibriert Der Überstand
wurde durch Filtrieren entfernt, und 100 μl DMF, 1 μl TEA und 70 μl 1 mM Cy3-monofunktionaler
NHS-Ester (Amersham; 70 nMol) wurden zugesetzt. Nach 1 Stunde bei
25°C unter Schütteln wurde
der Überstand
durch Filtrieren entfernt, und die Mikrokügelchen wurden zwei Mal mit
5 ml DMF gewaschen, zwei Mal mit 5 ml CHCl3 gewaschen
und im Vakuum getrocknet.
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b. Optische Eigenschaften farbcodierter
makroporiger Polystyrol-Mikrokügelchen
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Eine
visuelle Inspektion unter Verwendung der unter Beispiel 1 beschriebenen
Konfiguration zeigte erhebliche Variationen der Fluoreszenzintensität zwischen
den Kügelchen.
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3. Farbcodierte Festglas-Mikrokügelchen
(„pelikuläre Mikrokügelchen")
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a. Herstellung farbcodierter pelikulärer Mikrokügelchen
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(1) Epoxid-funktionalisierte pelikuläre Mikrokügelchen:
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4
g feste Normalglas-Mikrokügelchen
(Duke Scientific; 40 ±3 μ Durchmesser;
4,8 × 107 Mikrokügelchen),
7 ml Xylol, 2,34 ml 3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan
(Aldrich; 1 mMol) und 0,117 ml Diisopropylethylamin (Aldrich; 0,7
mMol) wurden 18 h lang bei 80°C
geschüttelt.
Nach Abkühlen
auf Zimmertemperatur wurden die Mikrokügelchen filtriert, mit 40 ml
Methanol gewaschen, mit 40 ml Diethylether gewaschen und im Vakuum getrocknet.
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(2) MMT-NH-PEG-funktionalisierte pelikuläre Mikrokügelchen:
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Mikrokügelchen
von (1) wurden in einer Lösung
von 200 mg Mono-MMT-1,13-trioxotridecadiamin
[0,4 mMol; hergestellt durch Mischen von 7 g MMT-Cl (Aldrich; 23
mMol) und 11,3 ml 4,7,10-Trioxa-1,13-tridecandiamin
(Aldrich; 51 mMol) in 150 ml 1:1:1 Methylenchlor:Pyridin:Acetonitril
für 18
h bei 25°C,
dann Isolieren des erforderlichen Addukts mittels Chromatographie
auf Silicagel] in 6 ml Xylol suspendiert. Es wurden ca. 10 mg Natriumhydrid
(Aldrich; 0,4 mMol) zugesetzt, und die Suspension wurde 18 h lang
bei 40°C
unter einem Trockenrohr geschüttelt.
Die Mikrokügelchen
wurden dann filtriert und nacheinander mit 20 ml Methanol, 10 ml Wasser,
20 ml Methanol und 20 ml Chloroform gewaschen und im Vakuum getrocknet.
Die getrockneten Mikrokügelchen
wurden durch Umsetzen mit 5% Essigsäureanhydrid, 5% 2,6-Lutidin,
8% N-Methylimidazol in 10 ml Tetrahydrofuran 1 h lang bei 25°C unter Schütteln ge-„capped", nacheinander in
2 × 5
ml Methanol, 2 × 5 ml
Chloroform und 2 × 5
ml Diethylether gewaschen und im Vakuum getrocknet.
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(3) H2N-PEG-funktionalisierte
pelikuläre
Mikrokügelchen:
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Mikrokügelchen
aus (2) wurden 0,5 h lang bei 25°C
unter Schütteln
mit 1 ml 3% TFA in CH2Cl2 behandelt.
Auf Basis der Quantifizierung der freigesetzten Monomethoxytrityl-Kationen
(ε478 = 3,47 × 104 M–1 cm–1) waren
die Ladedichten von H2N-PEG wie folgt:
15
fMol H2N-PEG pro Mikrokügelchen
1,1 × 1010 Moleküle
H2N-PEG pro Mikrokügelchen
0,022 Moleküle H2N-PEG pro Å2
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Wenn
man ≈ 0,04
verfügbare
Silanolgruppen pro Å2 Normalglas annimmt, betrug die Aufpfropfeffizienz (grafting
efficiency) 50%.
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(4) Farbcodierte PEG-funktionalisierte
pelikuläre
Mikrokügelchen:
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Zu
20 mg H2N-PEG-funktionalisierten pelikulären Mikrokügelchen
(4,2 nMol Amin) wurden 97 μl
DMF, 2 μl
TEA und 0,8 μl
1 mM Cy3-monofunktionaler
NHS-Ester (Amersham; 0,8 nMol) zugesetzt, und die erhaltene Suspension
wurde 18 h lang bei 25°C
geschüttelt.
Die Mikrokügelchen
wurden dann filtriert und nacheinander mit 5 ml DMF, 5 ml Methanol,
5 ml Chloroform und 5 ml Diethylether gewaschen und im Vakuum getrocknet.
Basierend auf der Quantifizierung der verbrauchten Cy3-monofunktionalen
NHS-Ester (ε552 = 1,5 × 105 M–1 cm–1)
waren die Ladungen der Cy3-Dichten wie folgt:
1 fMol Cy3 pro
Mikrokügelchen
6 × 108 Moleküle
Cy3 pro Mikrokügelchen
0,001
Molekül
Cy3 pro Å2
0,07 Moleküle Cy3 pro Molekül verfügbares H2N-PEG
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b. Optische Eigenschaften von Cy3-codierten
PEG-funktionalisierten
pelikulären
Mikrokügelchen:
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Eine
visuelle Inspektion unter Verwendung der in Beispiel 1 beschriebenen
Konfiguration ergab gleichmäßig fluoreszente
Mikrokügelchen.