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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine implantierbare Vorrichtung mit einer spezifischen Oberflächenrauheit,
welche die in-vitro Bildung einer lösungsvermittelten Beschichtung,
eingeschlossen Calciumphosphat-Beschichtungen, erleichtert, in denen
biologisch aktive Substanzen co-gefällt bzw. co-präzipitiert
werden. Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren
zur Bereitstellung einer solchen Vorrichtung und die biomedizinische
Verwendung einer solchen Vorrichtung.
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Das US-Patent 5 456 723 offenbart
ein Implantat mit einer porösen
metallischen Oberfläche,
die mittels Sandstrahlen und einem reduktiven Säureätzen behandelt worden ist,
was zu einer Oberflächenmikrorauheit
mit einer maximalen Spitzen-zu-Tal-Höhe von etwa 20 bis 30 μm und einem
Abstand der Rauheit von etwa 1 bis 5 μm führt. Die extrem scharfe, kammähnliche
Struktur ist erforderlich, um ausreichende Haftung zwischen dem
Implantat und dem Beschichtungsmaterial (Hydroxlapatit) zu erzielen,
das auf derselben mittels Verankern des Hydroxylapatits im Implantat
gebildet wird.
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Ein Nachteil der meisten Hydroxylapatit-beschichteten
Implantate besteht darin, dass die Verankerung des Hydroxylapatits
auf dem Implantat hohe Verarbeitungstemperaturen erfordert, was
die Auswahl an Substratmaterialien einschränkt und zu höheren Verarbeitungskosten
führt.
Die früher
bevorzugte Technik des Beschichtens von Implantatmaterialien mit
Hydroxylapatit ist die Plasmaabscheidung (für einen Überblick siehe P. Serekian,
in „Hydroxylapatite
Coatings in Orthopaedic Surgery", Herausgeber Geesink und Manley,
Raven Press, NY, 1993, S. 81–87).
Ein anderer Nachteil der Plasmaabescheidungstechnik, zusätzlich zu
den involvierten hohen Temperaturen, liegt in der relativ großen Teilchengröße in der
Größenordnung
von 30 bis 70 μm.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
besteht darin, eine beschichtete implantierbare Vorrichtung bereitzustellen,
die in einer breiten Vielzahl von biomedizinischen Anwen dungen genutzt
werden kann (Chirurgie, Knochenersatz, Zahnprotesen, usw.). Die
Vorrichtung sollte zu einer effektiven Knochenbildung führen und
sollte gleichzeitig zu einem gewünschten
biologischen Effekt wie der Unterstützung der Knochenbildung, der
Vorbeugung von Infektionen oder Abstoßungen während oder nach der Implantation
führen,
die durch die Anwesenheit biologisch aktiver Substanzen wie Proteinen,
Wachstumsfaktoren, Lipiden, (Lipo)Polysacchariden, cytostatischen
Mitteln, Hormonen, Antibiotika oder anderen biologischen Mitteln
induziert werden. Wenn eine abbaubare Beschichtung erzeugt wird,
sollte der Abbau der Beschichtung aufgrund eines lösungsvermittelten
Prozesses oder eines zellvermittelten Prozesses zu einer weiteren
Exposition oder Freisetzung von biologisch aktiven Mitteln führen. Die
Herstellung bzw. Bearbeitung der Vorrichtung und die Temperatur,
bei der diese erzeugt wird, sollte keine nachteilige Wirkung auf
die biologische Aktivität
dieser Mittel haben.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch
einen Formgegenstand oder geformten Gegenstand, geeignet als ein Implantat,
aus einem festen, das heißt
nicht fluiden, porösen
oder nicht porösen
Material mit einer Oberflächennanorauheit,
die zur Bildung einer Verbundbeschichtung führt, wenn sie in bestimmte
Lösungen
eingebracht wird. Diese Lösungen
enthalten Calcium- und Phosphationen wie auch biologisch aktive
Mittel (beispielsweise Proteine, Wachstumsfaktoren, Lipide, (Lipo)Polysaccharide,
cytostatische Mittel, Hormone, Antibiotika) und können gesättigt oder übersättigt sein,
können
jedoch ebenfalls relativ verdünnt
sein. Die Beschichtung kann daher sowohl aus einer organischen Phase
wie dem biologisch aktiven Mittel als auch aus einer anorganischen
Phase (beispielsweise Calciumphosphat) bestehen. Die Einzigartigkeit
der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass biologisch aktive
Mittel gleichzeitig während
der Bildung der lösungsvermittelten Beschichtung
copräzipitiert
werden können.
Im Ergebnis kann eine spezifische Fläche bzw. ein Areal in der Beschichtung
oder die gesamte Dicke der Beschichtung mit dem oder den biologisch
aktiven Mittel(n) beladen werden, das bzw. die ihre Wirkung ausdrückt bzw.
ausdrücken,
wenn sie exponiert oder an der Oberfläche freigesetzt werden. In
Abhängigkeit
von der Zeit, zu der das biologisch aktive Mittel der Lösung zugesetzt
wird, kann dieses Mittel akkurat an beliebiger Stelle über die
Dicke der Beschichtung hinweg copräzipitiert werden, da die Beschichtungsbildung
ein zeitabhängiger
Prozess ist, und die Eliminierung des Mittels aus der Lösung führt zur
Bildung einer anorganischen Beschichtung (d. h.
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einer Calciumphosphatbeschichtung).
Unter Verwendung einer solchen Copräzipitationstechnik, über die
biologisch aktive Mittel wahlweise zu verschiedenen Zeitpunkten
und mit unterschiedlichen Konzentrationen copräzipitiert oder cogefällt werden
können,
kann zu einer breiten Vielzahl von Beschichtungen führen, und
zwar von relativ einfachen Beschichtungen, in denen eine homogene
Konzentration eines copräzipitierten biologisch
aktiven Mittels vorliegt, bis zu einer sehr komplexen Beschichtung,
enthaltend in verschiedenen Leveln verschiedene Konzentrationen
an verschiedenen biologisch aktiven Mitteln.
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Die Oberflächenrauheit ist ein wesentlicher
Faktor für
die Vorrichtung gemäß der Erfindung.
Die Oberflächenrauheit
wird hierin durch den mittleren Peakabstand, d. h. den mittleren
Abstand zwischen Vorsprüngen auf
der Oberfläche
(Ra-Wert) definiert. Dieser mittlere Peakabstand kann beispielsweise
mit Hilfe der Rasterelektronenmikroskopie (Scanning Electron Microscopy
= SEM) ermittelt werden. Im Allgemeinen kann der mittlere Peakabstand
1000 nm oder darunter bis hinab zu 10 nm betragen. Die geeignetste
Rauheit hängt
von der Natur der Materials des Gegenstandes ab. Für Gegenstände aus
Titan kann der mittlere Peakabstand beispielsweise von 10 bis 200
nm betragen, für
Polymermaterialien beträgt
der bevorzugte Peakabstand von 20 bis 500 nm, wogegen für Edelstahl
der Peakabstand vorteilhafterweise zwischen 50 und 1000 nm liegt.
Im Allgemeinen liegt der bevorzugte mittlere Peakabstand zwischen
2 und 500 nm.
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Die Tiefe der Oberflächenrauheit
des Gegenstandes ist weniger kritisch als der Peakabstand. Eine
minimale Tiefe ist jedoch wünschenswert,
insbesondere eine Peakhöhe – bezogen
auf die tiefsten Stellen der Oberfläche – von 20 nm bis etwa 2000 nm.
Die bevorzugte mittlere Tiefe ist in derselben Größenordnung
wie der mittlere Peakabstand und beträgt insbesondere von 50 nm bis
1000 nm. Die mittlere Tiefe kann auch mit Hilfe der Rasterelektronenmikroskopie
bestimmt werden.
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Das Substrat des implantierbaren
Gegenstandes kann aus verschiedenen Materialien bestehen. Diese
schließen
Metalle, insbesondere biokompatible Metall wie Titan, Tantal, Niob,
Zirkonium und Legierungen derselben wie auch Edelstahl ein. Eine
andere geeignete Klasse an biokompatiblen Materialien umfasst organische
natürliche
und synthetische Polymere wie Polyethylen, Polypropylen, Polytetrafluorethylen
(Teflon®), wobei
es sich auch um biologisch abbaubare Polymere wie Polyglykolsäure, Polymilchsäure oder
bestimmte Polysaccharide handeln kann. Keramische Materialien wie
Calciumphosphat, Aluminiumoxid oder Bioglas wie auch Verbundmaterialien
können
ebenfalls als Implantatsubstrat genutzt werden. Das Material kann
porös oder
nicht porös
sein. Wenn es porös
ist, unterscheiden sich die Poren von den Tälern der Oberflächenrauheit über die
Tiefe: das heißt
die Poren haben wesentlich größere Tiefen
als 2 μm
und die Oberflächenrauheit
kann auf den Porenwandungen überlagert
sein.
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Das Substrat mit der gewünschten
Oberflächenrauheit
kann effizient in vitro mit einer Schicht aus Calciumphosphat und
einem oder mehreren biologisch aktiven Mitteln beschichtet werden.
Die Verbundbeschichtung kann relativ dünn sein, in der Größenordnung
von beispielsweise 50 nm bis 200 μm,
insbesondere von 1 bis 50 μm.
Das Calciumphosphat bildet vorzugsweise kleine Kristalle, die eine
dem Amorphen ähnliche
Struktur bilden. Das Calciumphosphat kann jegliche Kombination von
Calcium- und Phosphationen darstellen, wahlweise zusammen mit beispielsweise
Hydroxiden, Chlorid, Sulfat, Nitrat als Anionen oder Wasserstoff,
Natrium, Kalium, Magnesium usw. als Kationen. Für ein schnelleres Verfahren
kann dem Abscheidungsschritt ein Präcalzifizierungsschritt vorgeschaltet
sein, und zwar unter Anwendung einer Lösung von Calcium- und Phosphationen
oder von zwei Lösungen,
enthaltend Calciumionen bzw. Phosphationen, die nacheinander aufgetragen werden.
Das biologisch aktive Mittel in der Beschichtung schließt ein,
ist jedoch nicht beschränkt
auf einzelne oder Kombinationen von Proteinen, Lipiden, (Lipo)Polysacchariden,
Wachstumsfaktoren, cytostatischen Mitteln, Hormonen und Antibiotika.
Beispiele solcher Mittel sind knochenmorphogenetische Proteine (bone
morphogenetic proteins = BMP), der basische Fibroblastenwachstumsfaktor
(bFGF), der transformierende Wachstumsfaktor (TGF-β), das osteogene
Wachstumspeptid (osteogenic growth peptide = OGP) usw.. Das Molekulargewicht
des biologisch aktiven Mittels kann von einigen zehn Dalton bis
Tausenden von Kilodalton reichen.
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Die Calciumbeschichtung kann aus
einer Lösung,
enthaltend Calcium- und Phosphationen sowie eines oder mehrere gelöste biologisch
aktive Mittel, aufgebracht werden. Die Lösung kann gesättig oder
sogar übersättigt sein,
sie kann jedoch ebenfalls verdünnt
sein. Dies ist ein wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung,
da es die Bildung einer Cal ciumphosphatbeschichtung aus praktisch
jeder Lösung
gestattet, die Calcium- und Phosphationen und das biologisch aktive
Mittel enthält.
Der pH-Bereich der Calciumphosphat enthaltenden Lösung kann
zwischen 4 und 10, vorzugsweise zwischen 6 und 8 liegen. Die Beladungsrate
der Beschichtung mit dem oder den biologisch aktiven Mittel(n) kann
von einigen Promill bis 60% (in Gewicht bezogen auf die Beschichtung)
reichen und hängt
von der Konzentration ab, in der dieses seine biologische Aktivität ausdrückt. Dies
kann durch Variieren der Konzentration des biologisch aktiven Mittels
in der Lösung
etabliert werden. Die Verbundbeschichtung kann so erzeugt werden,
dass sie aufgrund von lösungsvermittelten
oder zellvermittelten Prozessen zersetzt wird, oder kann als eine
stabile Beschichtung hergestellt werden, die nur geringe oder keine
Zersetzung zeigt.
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Die implantierbare Vorrichtung mit
der Verbundbeschichtung aus Calciumphosphat und biologisch aktivem
Mittel kann zur Beschleunigung, Förderung oder Induktion der
Knochenbildung führen,
wenn sie implantiert ist, und zwar dann, wenn das biologisch aktive
Mittel aus einem osteoinduktiven Protein oder Wachstumsfaktoren
zusammengesetzt ist.
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Die Erfindung stellt außerdem ein
Verfahren zur Produktion einer wie oben beschriebenen Vorrichtung bereit,
umfassend das Unterwerfen eines festen Materials unter eine Oberflächenbehandlung,
bis eine Oberflächenrauheit
mit dem erforderlichen mittleren Peakabstand (Ra-Wert) und der mittleren
Tiefe erhalten wird, und anschließendes Beschichten der Vorrichtung
mit Calciumphosphat, wahlweise zusammen mit einer biologisch aktiven
Substanz.
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Die Oberflächenbehandlung kann beispielsweise
ein Sandstrahlen oder eine Aufrauhbehandlung unter Anwendung herkömmlichen
Sandpapiers, Schmirgelpapiers oder Glaspapiers mit geeigneter Feinheit,
beispielsweise Grad 4000, wahlweise in Anwesenheit von Wasser oder
anderen Fluiden sein. Diamantpaste kann ebenfalls in der mechanischen
Oberflächenbehandlung
verwendet werden. Das Aufrauhen der Oberfläche kann weiterhin durch Pulverbestrahlung
unter Anwendung geeignet feiner Pulver erzielt werden. Die Oberflächenrauheit
kann auch über
eine chemische Behandlung mit einer starken, vorzugsweise mineralischen
sauren Lösung,
wahlweise gefolgt von Oxidationsmitteln wie Wasserstoffperoxid,
wahlweise gefolgt von Neutralisierungsschritten erzielt werden.
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Die beschichteten implantierbaren
Vorrichtungen gemäß der Erfindung
sind für
die biomedizinische Verwendung, d. h. als Knochenersatz, Gelenkprotese,
Zahnimplantat (Zahnersatz), als Maxillofacialimplantat, als Hilfe
für die
Wirbelchirurgie, als transkutane Vorrichtung (Stoma und dergleichen)
oder andere medizinische oder kosmetische Vorrichtungen bestimmt.
Solche Implantate können
als Knochenersatz oder Knochenversteifung dienen, können jedoch
auch als Mittel zum Fixieren einer Vorrichtung an einen speziellen
Knochen dienen.
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Beispiel 1
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Material und Methoden
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Man verwendete Ti-6Al-4V und Ti-Al-2,5Fe-Proben
mit 9,15 mm bzw. 5 mm Durchmesser und 1,5 mm Dicke. Sie wurden mit
SiC-Papier, 1200, 4000 Grad flach geschmirgelt und mit Diamant auf
1 μm herabpoliert. Proben
aus 316L Edelstahl, ca. 80 mm2 wurden ebenfalls
mit SiC-Papieren (1200 und 4000 Grad) abgeschmirgelt. Alle Proben
wurden mit Ultraschall in 90% Ethanol für 20 Minuten gereinigt, gefolgt
von einer 20-minütigen Doppelspülung mit
destilliertem Wasser, und unter einem Strom aus heißer Luft
getrocknet. Die Oberflächenrauheit
wurde mit einem Laserprofilometer (Perkin Elmer) gemessen. Tabelle
1 zeigt die Ergebnisse der folgenden Rauheitsparameter: Ra = arithmetisches Mittel der Rauheitshöhe, Rz = mittlere Spitze-zu-Tal-Höhe und Rmax = maximale Rauheitstiefe.
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Nach dem Polieren und Reinigen der
Oberfläche
wurden alle Proben bei 37°C
für 14
Tage in getrennten Polyethylenbehältern in HBSS eingetaucht.
Um einen konstanten Nachschub an Lösung zu gestatten, wurde diese
alle 48 Stunden ausgetauscht. Leere Polyethylenbehälter wurden
als Kontrolle benutzt. Eine Probe jeder zurückgewonnenen Lösung wurde
in einem 2 ml EppendorfTM-Hütchen bei
4°C gelagert.
Die Ca- und P-Konzentrationen in diesen Lösungen wurden später mittels
Atomadsorptionsspektrometrie (Varian SpectAA 300) und Spectrophotometrie
(Vitalab 21, Vitalab Scientific) ermittelt. Alle Ergebnisse sind
Mittelwert von mindestens drei Messungen.
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Alle Oberflächen wurden vor und nach dem
Eintauchen mittels Rasterelektronenmikroskopie (Philips SEM 525M)
betrachtet und mittels XRMA (Voyager XRMA System, NORAN instruments)
analysiert. Die Röntgenbeugung
(Philips Thin-film XRD) wurde zum Bestimmen der Struktur der Präzipitatschicht
eingesetzt, wogegen AFM zum Beobachten der Morphologie auf polierten
Titanlegierungen genutzt wurde.
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Ergebnisse und Diskussion
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1 zeigt
die Ca-Konzentrationen als Funktion der Zeit. In den Lösungen,
die in Kontakt mit den Legierungen waren, wurde eine monotone Abnahme
der Ca-Konzentrationen beobachtet. Dasselbe Phänomen wurde auch für die Kontroll-HBSS
beobachtet. Bis zum Tag 5 weisen alle Kurven vergleichbare Formen
auf, nach Tag 5 ist jedoch eine schnellere Abnahme für die Ti-6Al-4V-Proben
(1 μm) ersichtlich,
die 123 ± 1,5
ppm erreicht. Für
beide Proben Ti-6Al-4V (4000) und Ti-Al-2,5Fe (1 μm) nahm die
Ca-Konzentration nach Tag 7 schneller ab, wobei vergleichbare Ca-Endaufnahmekonzentrationen
erzielt wurden, und zwar von 61 ± 2,3 bzw. 63 ± 1,5 ppm.
Alle anderen Oberflächen
wiesen Calcium-Aufnahmewerte
zwischen 5 und 20 ppm auf.
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2 zeigt
die P-Konzentration als Funktion der Zeit. Die P-Aufnahmekurven, ähnlich den
Ca-Bestimmungen, zeigten ebenfalls eine Abnahme mit der Zeit. Ti-6Al-4V
(4000 und 1 μm)
und Ti-Al-2,5Fe (1 μm)
zeigten die höchste
P-Aufnahme von 29 ± 2,1,
34 ± 1,5
und 58,5 ± 2,2.
Diese Ergebnisse legen dar, dass ein Ca- und P-reiches Präzipitat
auf allen Oberflächen
aus dem HBSS gebildet wird. Tatsächlich
konnte man einen weißen
Film sehen, der auf dem Polyethylen abgeschieden war, das mit dem
HBSS in Kontakt stand. Ti-Al-2,5Fe (4000)
und (1200) zeigten die geringste Ca- und P-Aufnahme. Die Abnahme
bezüglich
Ca und P wurde dem Wachstum von Präzipitatkernen auf den Oberflächen aus
der HBSS-Lösung
zugeschrieben. Ein vergleichbares Verhalten fand sich bei Li et
al. [4] nach Eintauchen von Silikagel und aus Gel abgeleiteten Titanoxid
in eine simulierte Körperflüssigkeit;
Radin et al [2] berichteten ebenfalls über die Abnahme der Ca- und
P-Konzentration
in einer simulierten physiologischen Lösung nach Eintauchen von keramischen
Partikeln.
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3 zeigt
SEM-Mikrofotografien der Metalloberflächen nach Eintauchen in HBSS.
Im Vergleich der Fotografien in 3 ist
ersichtlich, dass die Präzipitatschicht
eine Plattenmorphologie aufweist, auf der „Körner" und/oder Kristalle wachsen.
Die XRMA zeigte eine höhere
Quantität
an Ca und P auf diesen Teilchen als in dem Plattenpräzipitat.
Es war möglich,
zu beobachten, dass die Platten auf einigen der Oberflächen, nämlich Ti-6Al-4V
(1200) und (1 μm),
Ti-AL-2,5Fe (1 μm)
und Edelstahl (1200) zerbrachen bzw. sprangen. Die Orientierung
der Frakturen scheint nicht von der Orientierung der Schleifspuren
abzuhängen,
da man ein statistisches Springen der Platten beobachten konnte.
Das auf Ti-6Al-4V
(4000) gebildete Präzipitat
zeigte bei derselben Vergrößerung wie
die anderen Betrachtungen eine kontinuierliche Textur. Frakturen
ließen
sich auf diesen Oberflächen,
der Ca- und P-reichen Schicht, nur bei Vergrößerungen über 2400 x beobachten.
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Li et al. [4] führten eine Serie von Experimenten
durch, in denen Silikagel in SBF eingetaucht wurde. Sie vermuteten,
dass die Steuerung des Apatitwachstums mit dem Ca/P-Mol Verhältnis der
Fluide in Beziehung steht. Fugishiro et al. [1] erhielten verschiedene
HA-Morphologien
durch Eintauchen von Fe und Ti in Ca(edta)2--NaHP2O4-Lösungen.
Verschiedene Konzentrationen an Ca(edta)2- hatten
eine direkte Auswirkung auf die Morphologie des Hydroxylapatitfilms.
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Die SEM-Beobachtungen legen nahe,
dass die Morphologie der Präzipitatschicht
sowohl vom Material als auch dem Oberflächenfinishing abhängt, da
die Eintauchflüssigkeit
in allen Experimenten gleich war.
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4 zeigt
eine AFM-Aufnahme einer Ti-Al-2,5Fe (1 μm) Probe. Es ist ersichtlich,
dass die calciumphosphatreiche Beschichtung sich aus der Agglomeration
von sperischen Teilchen zusammensetzt. Ähnliche Ergebnisse wurden für die Ti-6Al-4V
(1 μm) Oberflächen erhalten.
Es scheint, als ob die Bildung der Beschichtung mit der heterogenen
Präzipitation
von Kernen beginnt, die mit der Zeit zusammenkommen, bis die gesamte
Oberfläche
bedeckt ist. Es war zu bemerken, dass die Legierungsoberflächen 4000
und 1200 von Ti-Al-2,5Fe
keine Plattenpräzipitate
aufwiesen. Es ließen
sich nur kleine verteilte Abscheidungen beobachten, die eine Kristallen ähnliche
Morphologie aufwiesen. Die XRMA-Beobachtung auf den flachgeschliffenen
Oberflächen
zeigte die Anwesenheit weder von Calcium noch von Phosphat. Dieselbe
Beobachtung auf den Kristallen zeigte die Anwesenheit der Legierungselemente,
von Ca und P, in Verbindung mit Si. Si scheint als Kern für die Ausfällung und
das Wachstum der Kristalle zu wirken. Diese Verunreinigung beruht
vermutlich auf dem während
der Oberflächenvorbereitung
verwendeten SiC-Schmirgelpapier. Entweder war die Entfettung und Reinigung
der Oberfläche
nicht ausreichend, um auf diesen Oberflächen das SiC zu entfernen,
oder einige der SiC-Teilchen könnten
in der Legierungsoberfläche
verankert sein, da das Ti-Al-2.5Fe ein weicheres Material als die
anderen Legierungen darstellt.
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5 zeigt
XRMA-Spektren, gemessen an einer Ti-6Al-4V (4000) Probe vor und
nach dem Eintauchen in HBSS. Man kann die Anwesenheit der Legierungselemente
wie auch wohldefinierte Ca-und P-Peaks auf dem Spektrum nach Immersion
beobachten. Das berechnete Ca-P-Verhältnis beträgt 1,56 ± 0,03, was anzeigt, dass
das Präzipitat
wahrscheinlich hauptsächlich
aus Tricalciumphosphat besteht.
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6 zeigt
XRD-Spektren von nicht eingetauchten (A) und eingetauchten (B) Ti-6Al-4V
(1 μm) Oberflächen. Auf
den eingetauchten Proben kann man das Erscheinen eines wohldefinierten
[002]-Peaks und eines breiteren Peaks beobachten, der aus der Verbindung
der Peaks [211] und [112] zu bestehen scheint, was die amorphen
Eigenschaften des Calciumphosphats anzeigt. Diese Ergebnisse legen
nahe, dass die Präzipitatschicht
eine amorphe, apatitähnliche
Struktur aufweist. Vergleichbare Ergebnisse wurden für die Ti-Al-2,5Fe (1 μm) Proben
erhalten.
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Die Dicke dieser Schicht wurde zuvor
mittels SEM-Betrachtung bestimmt und liegt bei ca. 5 μm. Li et al.
[4] beobachteten die Entwicklung von Hydroxylapatitabscheidungen
auf von Gel abgeleitetem Titanoxid als Funktion der Zeit, nach Eintauchen
in eine simulierte Körperflüssigkeit.
In den anfänglichen
Stufen detektierten sie verteilte Präzitate über die gesamte Oberfläche, die
hinsichtlich der Zahl und Größe anstiegen,
bis schließlich
die gesamte Oberfläche
von einer 10 μm
dicken Beschichtung bedeckt war. Ducheyne et al. [5] berichteten über die
Bildung kleiner Abscheidungen auf Titanscheiben nach einer eintägigen Exposition
an eine simulierte physiologische Lösung. Zwei Wochen differenzieller
Immersion waren erforderlich, um eine Apatitschicht mit einer Dicke
von 1 μm
zu erzeugen.
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Hanawa et al. [3] berichteten ebenfalls,
dass sich Apatit natürlich
auf Titan bildet, wenn man Titan in eine Lösung eintaucht, deren pH vergleichbar
desjenigen einer Bioflüssigkeit
ist. Sie beschrieben eine Dicke von 7 nm des auf Ti-6Al-4V gezogenen
Apatitfilms, was es dieser Schicht unmöglich macht, irgendwelche Eigenschaften
von Calciumphosphat in dieser Umgebung aufzuweisen.
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Die vorliegenden Ergebnisse zeigen
an, dass ein Calciumphosphat mit einer apatitähnlichen Struktur sich natürlicherweise
auf den Oberflächen
von polierten Titanlegierungen bildet. Die Dicke dieser Schicht macht
diese zu einer geeigneten Oberfläche
für die
Knocheninduktion. Dicken von mindestens 1 μm sind erforderlich, damit Calciumphosphat
seine Eigenschaften zeigt und die Knocheninduktion verursacht [5].
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Schlußfolgerungen
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Die Morphologie der Calciumphosphatpräzipitate
hängt von
dem metallischen Substrat und dessen Oberflächeneigenschaften ab. Es ist
möglich,
eine natürlich
ausgebildete Calciumphosphatbeschichtung zu erzeugen, indem man
Metalle wie Titanlegierungen und Edelstahl in HBSS eintaucht. Ti-6Al-4V
(4000) scheint diejenige Oberfläche
zu sein, die für
die Erzeugung kontinuierlicher und besser haftender, apatitähnlicher
Beschichtungen, die zur Knocheninduktion befähigt sind, am meisten zu bevorzugen
ist.
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Beispiel 2: Bestimmung
der Calciumphosphat-Tiefenverteilung auf einem Substrat aus Titanlegierung
unter Anwendung der Photoelektronenspektroskopie mit Röntgenstrahlanregung
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Dieses Beispiel veranschaulicht die
Bestimmung der Tiefenverteilungen ausgewählter Elemente in einer Calcium,
Phosphor und Sauerstoff enthaltenden Beschichtung auf einer Probe
aus Titanlegierung unter Anwendung der Tiefenprofilablesung mit
Hilfe der Photoelektronenspektroskopie mit Röntgenstrahlanregung (XPS oder
ESCA).
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Materialien
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Bei den Proben handelte es sich um
Titanlegierungsplatten, die gemäß dem Verfahren
aus Beispiel 1 oberflächenbehandelt
worden waren, um eine Calciumphosphatbeschichtung zu erzeugen, wenn
man sie in Calcifizierungslösungen
oder simulierte Körperfluide
eintauchte. Die Proben wurden direkt auf einem standardisierten
XPS-Probenhalter unter Anwendung einer Federclipanordnung ohne Vorbehandlung
befestigt. Die äußere Beschichtungsoberfläche war
ausreichend elektrisch leitfähig,
so dass keine elektrostatischen Aufladungsprobleme während der
Röntgenbestrahlung
oder des Ionenstrahlätzens
auftraten. Alle Analysen erfolgten unter Anwendung einer Surface
Science Instruments (SSI) M-Sonde,
betrieben bei einem Basisdruck von 3 × 10–9 Torr.
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Methoden
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Ein Übersichtsspektrum wurde von
der Oberfläche, „wie empfangen"
aufgezeichnet, um die Oberflächenzusammensetzung
der Beschichtung zu ermitteln und dadurch die für das Tiefenprofil zu überwachenden Elemente
zu bestimmen. Das XPS-Tiefenprofil wurde durch alternierendes Sputtern
von Argonionen (über eine
Fläche
von etwa 2 × 2
mm) und Datensammeln (aus einer Fläche von etwa 300 μm Durchmesser
zentral im geätzten
Krater) erhalten. Bei den analysierten Elementen handelte es sich
um Kohlenstoff, Sauerstoff, Calcium, Phosphor, Magnesium und Titan.
Die Ätzzeit
pro Schritt betrug variabel von 15 bis 120 Sekunden pro Zyklus und
die Ätzgeschwindigkeit
betrug 3 nm/Minute unter Anwendung einer gesamten Sputterzeit von
4470 Sekunden.
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Ergebnisse
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Die chemische Oberflächenzusammensetzung
(in Atomprozent) der Beschichtungen „wie erhalten" betrug: 44,9%
Kohlenstoff, 33,8% Sauerstoff, 10,5% Calcium, 8,8% Phosphor, 2,0%
Magnesium und 0% Titan (7).
Das Tiefenprofil der Beschichtung zeigte einen graduellen Übergang
von Calcium und Phosphor aus der Beschichtung zum Substrat, was
auf den Einbau dieser Elemente in die Oberfläche (Oxidschicht) und somit
auf eine chemische Bindung zwischen Beschichtung und Substrat hinweist
(8). Die Schicht aus
Calcium, Sauerstoff und Phosphor (Calciumphosphat) wird auf etwa
90 nm geschätzt,
unter Annahme einer Sputtergeschwindigkeit von 3 nm pro Minute,
wie auf einem Tantalpentoxidfihn auf Tantal calibriert, wobei die „Grenzfläche" als
der Punkt definiert ist, an dem das Titan etwa 50% seines Endwertes
erreicht. Eine dünne Schicht
aus Titanoxid trennt die Calciumphosphatschicht von dem Substrat
aus Titanlegierung. Die Grenzfläche
zwischen dem Calciumphosphat und dem Titan zeigt Änderungen
der Sauerstoff-, Phosphor-, Calcium- und Titanchemien. Die Spitzenbindungsenergien
gemäß XPS von
Calcium und Phosphor nehmen an der Grenzfläche mit dem Titan ab, wo sich
eine Titanoxidschicht findet. Ein Grenzflächenbereich tritt wahrscheinlich
an der Grenze auf und Sauerstoff ist im Calciumphosphat abgereichert,
um Titandioxid an der Grenzfläche zu
bilden. Metallisches Titan findet sich unterhalb des Grenzflächenbereichs.
Magnesium wird in einer Menge von 2–4 Atom-% über die Calciumphosphatschicht
hinweg detektiert und steigt in der Konzentration mit der Tiefe
zur Grenzfläche
mit dem Titan(oxid) hin an. Kohlenstoff findet sich in der Masse
des Titans.
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Schlußfolgerungen
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Die auf der Titanlegierung als Substrat
ausgebildete Calciumphosphatschicht ist chemisch über deren Oberflächenoxidschicht
an das Substrat gebunden.
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Beispiel 3: Herstellung
von biomimetischen Calciumphosphatbeschichtungen auf metallischen
Implantaten und Copräzipitation
von Proteinen
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Dieses Beispiel veranschaulicht eine
neue zweistufige chemische Behandlung zur Herstellung eines Implantats
mit einer spezifischen Oberflächenrauheit,
was zu einer metallischen Oberfläche
führt,
welche die schnelle Präzipitation
von biomimetischen Calciumphosphat-Beschichtungen (Ca-P) aus in
vitro übersättigten Calcifizierungslösungen (supersaturated
calcification solutions = SCS) erlaubt. Das vorliegende Verfahren
hat die folgenden Vorteile gegenüber
den herkömmlichen
Techniken für
den Auftrag von Beschichtungen: Aufgrund der spezifischen Oberflächenrauheit
ist zu erwarten, dass (i) die direkt aus der SCS induzierten biomimetischen
Beschichtungen chemisch an metallische Substrate gebunden sind und
höhere
Knochenbindungsfähigkeiten
zeigen, dass (ü)
die Beschichtungen auf komplex geformten und/oder makroporösen Implantaten erzeugt
werden können
und dass (iii) es sich hierbei um einen steuerbaren und kosteneffektiven
Weg zur Gewinnung von Ca-P-Beschichtungen handelt. Um das Potential
der biomimetischen Calciumphosphatbeschichtungen als wirkstofffreisetzende
Träger
zu untersuchen, wurden Rinderserumalbumin (BSA) und Ca-P-Beschichtungen
auf vorbehandelten Titanoberflächen
mittels Eintauchen in 0,2 Gew.-% BSA enthaltendes SCS copräzipitiert.
Von den BSA/ Ca-P-Beschichtungen wurde angenommen, dass sie als
mögliches
wirkstofffreisetzendes System dienen.
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Materialien und Methoden
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Eine neu entwickelte, zweistufige
chemische Behandlung wurde an den metallischen Materialien der Implantate
durchgeführt,
d. h. einem im Handel erhältlichen
reinen Titan (commercially pure titanium = cp. Ti), geglühtem Ti6Al4V
und porösem
Tautal (Ta), um eine spezifische Oberflächenrauheit zu erzielen. Während dieser
Behandlung wurden zwei Serien chemischer Reagenzien für Titan
(cp. Ti und Ti6Al4V) und Tantal als Implantatmaterialien genutzt,
die zur Anwesenheit einer spezifischen Oberflächenrauheit führten, die
für die Herstellung
der Beschichtung erforderlich ist. Für die ersteren wurden die Proben
mit einer Mischung aus HCl und H2SO4 behandelt, gefolgt von Eintauchen in eine
NaOH-Lösung.
Die porösen
Tantalproben wurden mit einer Mischung aus HCl, H2SO4 und HF behandelt, gefolgt von Eintauchen
in H2O2.
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Zwei Arten an SCS mit verschiedenen
Ca- und P-Konzentrationen, eine schnelle Calcifizieungslösung (fast
calcification solution = FCS) und eine im Handel erhältliche
Hanks balanced salt solution (HBSS) wurden zum Herstellen der biomimetischen
Ca-P-Beschichtungen
verwendet. Um die Ca-P-Kernbildung auf den metallischen Oberflächen zu
fördern,
wurde eine Vorcalcifizierungsbehandlung (Prä-Ca-Behandlung) auf der Hälfte der
behandelten Proben vor dem Eintauchen in SCS durchgeführt. Diese
Prä-Ca-Behandlung erfolgte durch
Inkubieren der Proben in 0,5 N NaHP2O4 über
Nacht und anschließendes
Transferieren derselben in gesättigtes
Ca(OH)2 für fünf Stunden. Die Lösung zur
Copräzipitation
von BSA und Ca-P-Beschichtungen wurde durch Auflösen von 0,2 Gew.-% BSA in FCS
hergestellt. Die unbehandelten Metalle wurden ebenfalls als Kontrollen
eingetaucht. Das zum Eintauchen benutzte Volumen der FCS-Lösung betrug
15 ml pro Quadratzentimeter Oberfläche der Probe. Die Proben wurden
in versiegelte Polystyrolbehälter
bei 37°C
in einem kalibrierten Wasserbad eingetaucht. Elektronenrastermikroskopie
(SEM) zusammen mit Energiedisperserröntgenbeugung (EDX = energy
disperse Xray), der Röntgenbeugung
(XRD) und der Infrarotspktrometrie (IR-Spektrometrie) wurden zum
Charakterisieren der erhaltenen Ca-P-Beschichtungen genutzt.
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Ergebnisse
-
Die biomimetischen Ca-P-Beschichtungen
wurden durch Eintauchen sowohl in FCS und HBSS auf den behandelten
cp. Ti und Ti6Al4V-Proben schnell präzipitiert, unabhängig davon,
ob das Prä-Ca-Verfahren durchgeführt wurde
oder nicht. Die Prä-Ca-Behandlungen
konnten jedoch die Präzipitätionsgeschwindigkeiten der
Ca-P-Beschichtungen gemäß der Auflistung
in Tabelle 2 dramatisch beschleunigen.
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9 zeigt,
dass eine biomimetische Ca-P-Beschichtung von etwa 16 μm Dicke auf
behandeltem cp. Ti nach 16 Stunden Immersion in FCS mit Prä-Ca ausgebildet
wurde. Die Beschichtung wurde mit der Immersionszeit dicker, wie über die
EDX-Ergebnisse ( 10)
und die XRD-Ergebnisse (11)
angezeigt. Die Präzipitationsgeschwindigkeit
der Ca-P-Beschichtung in HBSS ist langsamer als in FCS. Die Beschichtung
aus HBSS ( 12) war jedoch
viel dichter als diejenige aus der FCS. Die Beschichtung aus HBSS
besteht hauptsächlich
aus Apatit (13). Biomimetische
Ca-P-Beschichtungen konnten auch nach der Behandlung auf porösen Ta-Proben
präzipitiert
werden (14). Die Änderung
des Oberflächengehaltes
der Probe wurde mittels EDX detektiert, wie in 15 gezeigt. Es ist zu bemerken, dass
auf keiner der unbehandelten Proben nach zwei Wochen Eintauchen
in FCS oder HBSS eine Beschichtung beobachtet wurde, sogar mit Prä-Ca-Behandlung. Die Bildung
einer spezifischen Titanoxid- und Tantaloxid-Schicht nach ihren
Behandlungen ist wahrscheinlich der Hauptgrund für die induktive Präzipitation
der Ca-P-Beschichtungen
mittels der in vitro Immersion in SCS. Das Verfahren der Behandlungen
für Titanimplantate
und Tantal konnte nicht ausgetauscht werden, da ansonsten keine
Ca-P-Beschichtung
gewonnen wurde. Es ist im Ergebnis interessant, dass die Ergebnisse
der Copräzipitation
von BSA und Ca-P-Beschichtung positiv waren. Die IR-Analysen ( 16) zeigten das offensichtliche
Vorhandensein von BSA in der Ca-P-Beschichtung auf cp. Ti nach Eintauchen
in FCS an. Freisetzungsexperimente von BSA aus BSA / Ca-P-Beschichtungen sind
in Beispiel 4 beschrieben.
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Schlußfolgerungen
-
Die Ergebnisse dieser biomimetischen
Calciumphosphatbeschichtung und der Protein-Copräzipitationsuntersuchung
haben gezeigt, dass:
- – die neuentwickelte, zweistufige
chemische Behandlung ein effektives Verfahren zur Herstellung bioaktiver
metallischer Implantatoberflächen
ist, welches die schnelle Präzipitation
von haftenden biomimetischen Ca-P-Beschichtungen durch in vitro
Eintauchen in SCS gestatten. Die für die Behandlung der Titan-Implantatmaterialien
und von Tantal erforderlichen Chemikalien unterscheiden sich voneinander.
- – die
Präzipitation
von Ca-P-Beschichtungen mit Hilfe der Vorcalzifizierung der behandelten
Proben vor den Immersionen dramatisch beschleunigt werden konnte.
- – die
Präzipitationsgeschwindigkeit
und -zusammensetzung der Ca-P-Beschichtungen durch Steuern der Komponenten
der SCS (FCS oder HBSS) zum Eintauchen bzw. für die Immersion eingestellt
werden können.
- – einige
Proteine wie BSA mit den biomimetischen Ca-P-Beschichtungen copräzipitierte
werden können. Von
solchen Verbundbeschichtungen mit anderen – bioaktiven – adsorbierten
organischen Molekülen
wird angenommen, dass sie dazu in der Lage sind, als mögliche wirkstofffreisetzende
Systeme zu dienen.
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Beispiel 4: Freisetzung
von Rinderserumalbumin (BSA) aus den Calciumphosphat (Ca-P)/BSA-Beschichtungen
auf oberflächenbehandeltem
im Handel erhältlichen
reinen Titan
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Copräzipitation von BSA
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Im Handel erhältliche, rechteckige Blöcke einer
Größe von 10 × 10 × 2 mm wurden
als Substrate verwendet. Die zweistufige Behandlung und Vorcalzifizierung
wurden wie in Beispiel 3 beschrieben an den Metallen durchgeführt. Die
zur Immersion bzw. zum Eintauchen verwendete übersättigte Calcifizierungslösung (SCS)
wurde durch Lösen
von 0,2% BSA in 0,8 ACS hergestellt. Alle Proben wurden in einem
37°C Wasserbad für zwei Tage
lang eingetaucht.
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Freisetzungsexperimente
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Der BSA-Gehalt in Lösung wurde
mit Hilfe des Verfahrens zur Bestimmung des organischen Gesamtkohlenstoffes
(TOC-Verfahren) gemessen. Vier Blöcke mit Ca-P/BSA-Beschichtung wurden
vollständig
durch 40 ml 0,5 N HCL-Lösung
gelöst,
um die Konzentration an BSA in der Ca-P/BSA-Lösung zu detektieren. Vier Proben
wurden in 20 ml 0,01 M PBS pH 4 (eingestellt unter Verwendung von
HCL) bei 37°C
eingetaucht. Zu bestimmten Zeitpunkten wurden 5 ml der Eintauchlösung zur
TOC-Messung entnommen und anschließend jedes Mal auf 20 ml mit
frischem PBS, pH 4, aufgefüllt.
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Ergebnisse
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BSA-Konzentration in der
Ca-P/BSA-Beschichtung
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Die Ca-P/BSA-Beschichtungen auf fünf Proben
wurden vollständig
abgelöst
und anschließend
unter Verwendung einer Waage ausgewogen. Das Gewicht der Ca-P/BSA-Beschichtung auf
jeder Probe kann auf einen Mittelwert von 1,5 mg abgeschätzt werden.
Die Kohlenstoffkonzentration in der Beschichtung wurde zu 15% berechnet
und die BSA-Konzentration
betrug etwa 30%, da die Kohlenstofikonzentration im BSA über dasselbe
Verfahren auf etwa 50% bestimmt wurde.
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BSA-Freisetzungkurve
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Die in das PBS freigesetzte Menge
an BSA wurde gegen die Eintauchdauer aufgetragen, wie in 17 gezeigt. Es ist angedeutet,
dass unter diesen experimentellen Bedingungen BSA relativ schnell
in den ersten zwei Tagen der Immersion freigesetzt wurde und dass
anschließend
die Freisetzungsgeschwindigkeit etwas abnahm. Der Hauptgrund hierfür könnte darin
bestehen, dass das PBS am Anfang sehr sauer war (pH = 4) und dass
die Beschichtung sehr schnell gelöst wurde. Nach einer bestimmten
Eintauchdauer nahm der pH-Wert
zu. Die pH-Werte des PBS am 7. und 14. Tag wurden zu 5,628 und bzw.
5,584 bestimmt. Setzt man diese Ergebnisse zu der tatsächlichen
in vivo-Situation in Beziehung, in der der pH-Wert etwa 7 betragen
wird, zeigen diese Ergebnisse an, dass ein graduell, langsam freisetzendes
System erhalten wird, unter der Annahme, dass die Inkubation von
48 Stunden in einem sauren Medium mit zahlreichen Wochen, wenn nicht
Monaten der Implantation in einem Organismus vergleichbar ist.
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Schlußfolgerungen
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Dieses Experiment zeigt, dass Proteine
wie BSA in einer Calciumphosphatbeschichtung copräzipitiert werden
können,
und dass sie anschließend
aus der Beschichtung freigesetzt werden können. Obwohl BSA verwendet
wurde, um die Machbarkeit bzw. Durchführbarkeit dieser Technik zu
untersuchen, ist klar, dass eine Verbundbeschichtung aus Ca- P/biologisch aktivem
Mittel als eine Art Wirkstoffübermittlungssystem
genutzt werden kann und daher Potential auf dem medizinischen Gebiet
aufweist.
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Tabelle
1 – Messerlebnisse
der Oberflächenrauheit
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Tabelle
2
– Liste der Ca
2+-
und HPO
4
2-Konzentrationen,
Präzipitationsgeschwindigkeit
und Zusammensetzung der Ca-P-Beschichtungen auf cp. Ti und Ti6Al4V
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Figurenüberschriften
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1 – Ca-Konzentration
als Funktion der Zeit
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2 – P-Konzentration
als Funktion der Zeit
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3 – SEM-Aufnahmen
der Metalloberflächen
nach Eintauchen in HBSS; A: Ti-6AL-4V
(1200); B: Ti-6Al-4V (4000); C: Ti-6Al-4V (1 μm); D: Ti-Al-2,5Fe (1 μm); E: Ti-Al-2,5Fe
(4000); F: Edelstahl (1200)
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4 – AFM-Aufnahmen
einer Ti-Al-2,5Fe (1 μm)
Probe nach Eintauchen in HBSS. Steigende Vergrößerung von Feld 0 bis 3. Abtastlänge von
Feld 3: 1,5 μm.
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5 – XRMA-Spektren,
aufgenommen an einer Ti-Al-4V (4000) Probe vor (A) und nach Eintauchen (B)
in HBSS.
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6 – XRD-Spektren,
aufgenommen auf einer nicht eingetauchten (A) und einer eingetauchten
(B) Ti-6Al-4V (1 μm)
Oberfläche.
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7 – Chemische
Zusammensetzung der Oberfläche
(in Atomprozent) der Beschichtung (wie erhalten).
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8 – Tiefenprofil
der Beschichtung von Beschichtung zu Substrat.
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9 – Rasterelektronenmikroskopie
der Ca-P-Beschichtung (CP), ausgefällt auf cp. Ti (Ti) nach 16 Stunden
Eintauchen in FCS mit Pre-Ca.
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10 – EDX-Spektren
der cp. Ti-Oberflächen
unbehandelt, behandelt und eingetaucht in FCS mit Pre-Ca für unterschiedliche
Stunden. Die Schulter des O kα-Peaks
ist nach der Behandlung deutlich zu sehen. Die Ca-und P-Gehalte stiegen mit
Dauer der Eintauchzeit an.
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11 – XRD-Muster
der cp. Ti-Oberflächen
nach unterschiedlichen Stunden des Eintauchens in FCS mit Pre-Ca.
Die Zählrate
der Apatitpeaks wird mit steigender Immersionszeit höher. Nach
etwa acht Stunden beginnt sich Octacalciumphosphat (OCP) zu bilden.
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12 – Rasterelektronenmikroskopie
einer dichten Ca-P-Beschichtung (CP), präzipitiert auf cp. Ti aus HBSS
nach einer Woche Immersion mit Pre-Ca. Die Schicht zwischen der
Beschichtung und dem Substrat ist die Titanoxidschicht (OL), gebildet
als Ergebnis der Behandlung. Man beachte die Oberflächenrauheit
des Implantats, auf dem die Calciumphosphatbeschichtung ausgebildet
wurde.
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13 – Dünnfilm-Röntgenbeugungsmuster
einer dichten Ca-P-Beschichtung, abgeschieden mittels Eintauchen
in HBSS mit Pre-Ca für
eine Woche.
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14 – Rasterelektronenmikroskopie
von porösem
Tantal (Ta) nach zwei Tagen Eintauchen in FCS mit Pre-Ca. Die Beschichtung
hat sich über
das poröse
Material hinweg gebildet.
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15 – EDX-Spektren
von (a) unbehandeltem, (b) behandeltem und (c) Pre-Cabehandeltem,
zwei Tage in FCS eingetauchten porösen Tantal (Ta) als Probe.
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16 – IR-Spektren
von BSA (a) und cp. Ti-Oberflächen
nach zwei Tagen Immersion in FCS, enthaltend 0,2 Gew.-% BSA (b)
und nur FCS (c). Das Vorhandensein von vier Adsorptionsbanden des
BSA im Spektrum (b} zeigt die Copräzipitation von BSA mit der
biomimetischen Calciumphosphatbeschichtung an.
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17 – Die in
PBS freigesetzte Menge an BSA als Folge der Immersionsdauer.
-
Literaturzitate
-
- 1. Y. Fujishiro, T. Sato und A. Okuwaki, „Coating
of hydroxyapatite on metal plates using thermal dissociation of
calcium -EDTA chelate in phophate solutions under hydrothermal conditions",
7. Mater. Sc: Mater in Med. 6, S. 172–176, 1995
- 2. S. R. Radin und P. Ducheyne, J. Biom. Mater. Res., 27, S.
35, 1993
- 3. T. Hanawa, „Titanium
and its oxide film: a substrate for forming apatite", in Proc. of
the Bone Biomaterial Interface Workshop, Toronto, Dec. 1990, Hrsg.:
J. E. Davies, Univ. Toronto Press, S. 49–61, 1991
- 4. P. Li, Doktorarbeit, Leiden University (1993)
- 5. P. Ducheyne, S. Radin und K. Ishikawa, „The rate of calcium phosphate
precipitation on metal and ceramics, and the relationship to bioactivity",
in Bone Bonding Biomaterials, P. Ducheyne, T. Kokubo & C. A. van Blitterswijk
(Hrsg.), Reed Healthcare Communications, S. 213–218, 1992