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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel zum Verformen von
menschlichen Haaren, d.h. ein Dauerwelimittel, das eine
ausgezeichnete Wellwirkung besitzt, jedoch auf das Haar auch bei
mehrfacher Anwendung keinerlei schädigende Wirkung ausübt und ein
minimales Hautsensibilisierungspotential aufweist.
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Die Dauerwellung erfordert bekanntlich zwei Behandlungsschritte:
Die reduktive Spaltung der Cystin-Disulfidbrücken des Haares
durch Einwirkung eines Reduktionsmittels und die anschließende
Neutralisierung bzw. Fixierung durch Aufbringung eines
Oxidationsmittels, wodurch die Cystin-Disulfidbrücken
wiederhergestellt werden.
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Das überwiegend eingesetzte Reduktionsmittel ist auch heute noch
Thioglykolsäure, insbesondere als Ammoniumsalz, obwohl zahlreiche
andere Thio-Verbindungen für diesen Zweck vorgeschlagen wurden,
die sich jedoch in der Praxis nicht durchgesetzt haben.
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Die Thioglykolat enthaltenden Zusammensetzungen werden
üblicherweise bei einem pH-Wert zwischen 8 und 10, insbesondere 8,5 bis
9,5, eingesetzt, was bei wiederholter, zeitlich nahe
zusammenliegender Anwendung zu Haarschädigungen führen kann.
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Man hat bereits versucht, diese Nachteile durch die Schaffung
sogenannter "saurer Dauerwellmittel" zu überwinden, deren
Anwendungs-pH-Wert bei etwa 6,8 bis 7,8, d.h. um den Neutralpunkt
herum, liegt. Der in diesen zusammensetzungen meistbenutzte
reduzierende Wirkstoff ist der Thioglykolsäuremonoglycerinester. Es hat
sich jedoch gezeigt, daß diese Substanz bei manchen Benutzerinnen
hautreizend, insbesondere sensibilisierend, wirkt, so daß auch
diese Lösung nicht optimal ist.
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Es wurde nunmehr gefunden, daß diese Probleme dadurch überwunden
werden können und Dauerwellmittel, die bei einem pH-Wert wirken,
wo keine Haarschädigung auftritt, die jedoch gleichwohl eine gute
Wellwirkung aufweisen, erhalten werden, wenn man ein Mittel
einsetzt, das als Reduktionsmittel ein Gemisch aus
1,3-Propandiolmonothioglykolat und geringen Mengen 1,3-Propandioldithioglykolat
alleine oder im Gemisch mit weiteren Reduktionsmitteln enthält.
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Aus der DE-A 22 55 800 sind bereits Dauerwellmittel bekannt, die
als aktive Wirkstoffe, d.h. Reduktionsmittel, Ester aus
mehrwertigen Alkoholen und niederen Mercaptocarbonsäuren enthalten. Als
solcher ist unter anderem auch der
1,2-Propylenglykolmonothioglykolsäureester genannt.
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Diese Linie findet ihre Fortsetzung in der WO-A 93/01791, die ein
azeotropes Gemisch aus zwei Isomeren des
1.2-Propandiolmonothioglykolats und ihren Einsatz als Reduktionsmittel in
Dauerwellmitteln beschreibt.
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In bezug auf 1,3-Propandiolmonothioglykolat ist diesem Stand der
Technik keinerlei Hinweis zu entnehmen.
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Das erfindungsgemäß als Reduktionsmittel zum Einsatz gelangende
1,3-Propandiolmonothioglykolat (PMTG) ist besonders optimal
hinsichtlich seiner haarverformenden Eigenschaften, wenn sein Gehalt
aus 1,3-Propandioldithioglykolat weniger als 10 Gew.-%,
insbesondere weniger als 5 Gew.-%, berechnet auf PMTG, beträgt.
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Optimale Wellergebnisse werden dann erhalten, wenn der Gehalt des
Diesters nicht mehr als 1 Gew.-% beträgt.
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Die Herstellung des 1,3-PMTG erfolgt durch direkte Veresterung
von 1,3-Propandiol mit Thioglykolsäure bei etwa 150 bis 200 ºC.
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Nach dem Abdestillieren der überschüssigen Ausgangsprodukte wird
das 1,3-Propandiolmonothioglykolat bei einem Siedepunkt von 89
bis 91 ºC bei 0,2 mmHg erhalten.
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Die Wasserloslichkeit des 1,3-GMTG liegt bei mehr als 25 Gew.-%,
diese hohe Wasserlöslichkeit begünstigt die Anwendbarkeit in
Dauerwellmitteln.
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Der bevorzugte Anteil an 1,3-GMTG in den erfindungsgemäßen
Dauerwellmitteln liegt vorzugsweise bei 5 bis 25 Gew.-%, bezogen auf
die Gesamtzusammensetzung der das Reduktionsmittel enthaltenden
Phase (d. h., ohne Fixier- bzw. Neutralisationsmittel),
vorzugsweise zwischen etwa 10 und etwa 20 Gew.-%.
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Wenn andere Reduktionsmittel im Gemisch mit 1,3-GMTG in den
erfindungsgemäßen Dauerwellmitteln vorhanden sind, so liegt deren
Anteil vorzugsweise unterhalb von 50 %, bezogen auf den
Gesamtanteil als Reduktionsmittel.
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Derartige weitere Reduktiorismittel sind dabei beispielsweise
Thioglykolsäure, Thiomilchsäure und deren Salze, andere
Thioglykolsäure- und Thiomilchsäureester wie beispielsweise
1,2-Propandiolmonothioglykolat- oder -thiolactat, Thioaminosäuren und deren
Derivate, z. B. Cystein und seine Salze, M-Acetylcystein,
Thioglycerylether der in der DE-A 42 09 327 beschriebenen Struktur,
etc.
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In jedem Fall stellt jedoch das 1,3-PMTG den Hauptanteil des
Gesamt-Reduktionsmittels, vorzugsweise etwa 65 bis 100% desselben,
dar.
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Für den Fall, daß das 1,3-PMTG im Gemisch mit weiteren
Reduktionsmitteln eingesetzt wird, ist sein Anteil am
Gesamt-Reduktionsmittel-Gehalt natürlich entsprechend herabzusetzen; die
Menge ist von Art und Anteil des weiteren Reduktionsmittels
abhängig.
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Der Gesamtgehalt an Reduktionsmitteln beträgt üblicherweise 2,5
bis etwa 15 Gew.-%, berechnet auffreie Thioglykolsäure als
Bezugssubstanz.
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Die Reduktionsmittel enthaltenden Dauerwellpräparate können,
falls erforderlich, einen Gehalt an Alkalisierungsmitteln
aufweisen. Die Menge ist abhängig vom reduzierenden Wirkstoff und dem
angestrebten pH-Wert der Zusammensetzung. vorzugsweise enthält
die Reduktionsmittel-Zusammensetzung etwa 0,1 bis etwa 5,
insbesondere etwa 0,5 bis etwa 2,5 Gew.-% desselben.
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Bevorzugte Alkalisierungsmittel im Rahmen der Erfindung sind
Ammoniumcarbamat, Ammoniak und/oder Ammonium(bi)carbonat. Es wird
die Einstellung eines pH-Wertes im Bereich zwischen etwa 6,5 und
etwa 8,5, vorzugsweise 7 bis 8, angestrebt.
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Die erfindungsgemäß zum Einsatz kommenden Dauerwellmittel
enthalten vorzugsweise auch Tenside. Deren Anteil liegt bei etwa 0,1
bis etwa 10, insbesondere etwa 1 bis etwa 5 Gew.-%, der das
Reduktionsmittel enthaltenden Zusammensetzung.
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Sowohl bei den in den Reduktionsmittel-Zusammensetzungen als auch
bei den in den Fixiermitteln eingesetzten Tensiden handelt es
sich vorzugsweise um die bekannten anionaktiven Produkte, die
gegebenenfalls auch in Kombination mit nichtionischen Tensiden zum
Einsatz gelangen.
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Geeignete anionische Tenside sind besondere die bekannten
Alkylethersulfate und -carbonsäuren, insbesondere in Form ihrer
Alkalisalze, sowie Eiweiß-Fettsäure-Kondensate.
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Geeignete nichtionische Tenside sind insbesondere
C&sub8;-C&sub1;&sub8;-Fettalkoholpolyglykolether, Fettsäurepolyglykolester, Fettsäure
alkanolamidef Aminoxide und vor allem C&sub8;-C&sub1;&sub8;-Alkylpolyglykoside.
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Es können auch amphotere Tenside wie die bekannten Betaine und
Amidobetaine sowie, insbesondere in kationischen Fixierungen,
kationaktive Tenside wie guaternäre Ammoniumverbindungen
eingesetzt werden.
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Ein weiterer wünschenswerter Bestandteil der erfindungsgemäß
verwendeten Reduktionsmittel-Zusammensetzungen ist ein
C&sub3;-C&sub6;-Alkandiol bzw. dessen Ether, insbesondere Mono-C&sub1;-C&sub3;-alkylether.
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Bevorzugte Substanzen sind in diesem Zusammenhang 1,2- und 1,3-
Propandiol, 1-Methoxypropanol(-2), 1-Ethoxypropanol (-2), 1,3- und
1,4-Butandiol, Diethylenglykol und dessen Monomethyl- und
Monoethylether sowie Dipropylenglykol und dessen Monomethyl- und
Monoethylether.
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Der Anteil dieser Diole liegt vorzugsweise zwischen 0,5 und 30,
vorzugsweise etwa 1 bis etwa 15, insbesondere etwa 5 bis etwa
10 Gew.-% der Reduktionsmittel-Zusammensetzung.
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Neben den C&sub3;-C&sub6;-Alkandiolen bzw. deren Ethern können zusätzlich
auch Propylenaarbonat (4-Methyl-1,3-dioxolan-2-on),
N-Alkylpyrrolidone, Glycerin und Harnstoff Verwendung finden.
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Die erfindungsgemäß eingesetzten Mittel können selbstverständlich
alle in Dauerwellmitteln üblichen Stoffe enthalten, auf deren
detaillierte Aufzählung hier verzichtet wird, und als (wäßrige)
Lösungen, Emulsionen, Cremes, Schäume etc. vorliegen.
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Zur Vermeidung von Wiederholungen wird vielmehr auf den Stand der
Technik verwiesen, wie er beispielsweise in "Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry", Vol. A12 (1986), S. 588 bis 591,
sowie insbesondere in der Monographie von K. Schrader,
"Grundlagen und Rezepturen der Kosmetika", 2. Auflage (1989, Hüthig-
Verlag), S. 823 bis 840, sowie in dem Übersichtsartikel von
D. Hollenberg et al. in "Seifen-Öle-Fette-Wachse" 117 (1991),
S. 81 - 87, beschrieben ist.
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Die dort geoffenbarten Zusammensetzungen und Einzelbestandteile,
auf die ausdrücklich Bezug genommen wird, können auch im Rahmen
der vorliegenden Erfindung verwendet werden.
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Falls erwünscht, kann vor dem Auftrag des Reduktionsmittels noch
ein Vorbehandlungsmittel appliziert werden, wie es beispielsweise
in der DE-A 37 40 926 beschrieben ist. Nach dem Aufbringen dieses
Vorbehandlungsmittels wird das Haar aufgewickelt und die
Reduktionsmittel-Zusammensetzung aufgetragen. Nach etwa 15- bis
30-minütiger Einwirkung und Spülung erfolgt die Fixierung mit
Behandlung durch die üblichen und aus dem Stand der Technik hinreichend
bekannten Peroxid- oder Bromat-Zusammensetzungen.
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Falls erwünscht, kann selbstverständlich eine an sich bekannte
Zwischenbehandlung zwischen Reduktions- und Neutralisationsphase
erfolgen.
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Die folgenden Beispiele dienen der Illustration der Erfindung.
Beispiel 1
Dauerwelle für normales Haar
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1,3-Propandiolmonothioglykolat ,
(< 1 % 1,3-Propandioldithioglykolat) 17,5 (Gew.-%)
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Ammoniumbicarbonat 0,9
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Kationisches Polymer 0,5
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C&sub9;-C&sub1;&sub1;-Alkylpolyglucosid (P.G. 1,3) 1,0
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Lösungsvermittler
(Ricinusölpolyglykolfettsäureester) 0,5
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Parfumöl 0,4
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Wasser @ 100,0
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Eingestellt mit NH&sub3; auf pH 7,0.
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Diese Dauerwell-Lösung wurde auf gewickeltes Haar aufgebracht,
nach 20-minütiger Einwirkung ausgespült und mit der folgenden
Wasserstoffperoxid-Zusammensetzung in üblicher Weise fixiert:
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Wasserstoffperoxid 1,00 (Gew.-%)
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Natriumlauryldiglykolethersulfat 2,50
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Phenacetin 0,02
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Wasser @ 100,00
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Eingestellt mit H&sub3;PO&sub4; auf pH 3,5.
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Es wurde eine ausdrucksvolle, haltbare Dauerwellung erhalten,
wobei keinerlei Hautsensibilisierung auftrat.
Beispiel 2
Dauerwelle für normales Haar
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1,3-Propandiolmonothioglykolat
(< 2,5 % 1,3-Propandioldithioglykolat) 17,50 (Gew.-%)
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Ammoniumcarbamat 0,75
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Chlorophyllin 0,05
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Eiweißhydrolysat 0,30
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Cocoamidopropylbetain 1,00
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Lösungsvermittler
(Ricinusölpolyglykolfettsäureester) 0,50
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Parfumöl 0,40
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Wasser @ 100,00
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Eingestellt mit NH&sub3; auf pH 7,2.
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Es wurde wie in Beispiel 1 verfahren, wobei das Wellergebnis
aufgrund der Anwesenheit des Chlorophyllins (vgl. EP-A 515 768) noch
ausgeprägter war als das mit der Zusammensetzung nach Beispiel 1
erzielte.
Beispiel 3
Dauerwelle für poröses Haar
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1,3-Propandiolmonothioglykolat
(< 5 % 1,3-Propandioldithioglykolat) 14,5 (Gew. -%)
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Ammoniumhydrogencarbonat 0,5
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1,2-Propandiol 6,0
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Laureth-23 1,0
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Parfumöl 0,5
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Wasser @ 100,0
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Eingestellt mit Ammoniak auf pH 6,6.
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Bei der Anwendung auf porösem Haar wird eine Dauerwelle mit
ähnlichen Eigenschaften erzielt wie mit der in Beispiel 1
beschriebenen Zusammensetzung.
Beispiel 4
Universal anwendbare Dauerwelle
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1,3-Propandiolmonothioglykolat
(< 1 % 1,3-Propandioldithioglykolat) 18,0 (Gew.-%)
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Ammoniumthioglykolat 1,0
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Diammoniumdithiodiglykolat 2,0
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Nonoxynol-20 1,0
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Parfumöl 0,4
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Wasser @ 100,0
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Mit NH&sub3; eingestellt auf pH 8,0.
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Mit dieser Zusammensetzung wird eine exzellente Wellwirkung ohne
jedwede Sensibilisierung bei Kundin und Friseur erreicht.