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Verfahren und Vorrichtuni zur Vorscheidung von Rübenzuckersäften Nach
den neuesten Erkenntnissen wird die Scheidung vorn Rühenzuckersäften in zweckmäßiger
Weise in zwei Stufen, in die Vor-und in die Hauptscheidung, zerlegt, und zwar hat
sich ergeben, daß die Vorscheidung von ganz besonderer Wichtigkeit ist. Der Erfolg
einer gut ausgeführten Vorscheidung hängt von der Art der Ausflockung der im Saft
befindlichen kolloidalen Stoffe ab, die im isoel@ektrischen Punkt bei pIi-Werten
zwischen r o, 8 und I I, I 'auftritt. Um ein gutes Ausflocken der Kolloide in diesem
Gebiet zu erreichen, muß der Saft eine gewisse Zeit lang auf diesem p,I-Wert gehalten
werden. Wird dagegen das Gebiet dieses günstigsten pH-Wertes infolge einer zu großen
Kalkzugabe zu rasch durchlaufen, so- findet keine Ausflockung der Kolloide statt,
und dererwünschte Erfolg tritt nicht ein. Außerdem treten später bei der Filtration
des Schlammsaftes Schwierigkeiten insofern ein, als diese sehr schwer vonstatten
;geht und die Dauer der Filtration oft ungebührlich verlängert wird.
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Von einer guten Vorscheidung ist demgemäß zu fordern, daß der optimale
isoelektrische Punkt .sicher erreicht und daß eine gewisse Zeit lang. der optimale
Zustand in dem Saft aufrechterhalten wird. Bei den bisher bekannten Verfahren zur
- Saftscheidung werden beispielsweise die für die. Vors-cheidung benötigten Kalkmengen,
die etwa o,2 4/o, gerechnet auf die Rübenmenge, betragen, dem Rohsaft auf einmal
zugeführt, und zwar ,entweder in Form von festem Kalk oder Kalkmilch, wobei 'der
in Rohsaftm:eßgefäßen öder Vorscheidegefäßen befindliche Rohsaft gut durchgemischt
wird. Bei diesem Verfahren ist selbstverständlich eine dauernde Betriebskontrolle
notwendig. Nach einem anderen bekannten Vorschlag wird die für' die Vorgcheidung
benötigte Kalkmenge in Höhe von o,2 bis 0,3 %, gerechnet auf die Rübenmenge,
im Verlauf von etwa 15 Minuten in gleichmäßigem Strom in dein Rohsaft eingegossen.
Ferner wurde auch vorgeschlagen, die Vorscheidung mit Portionen von je o,05 % Ca
0 in Abständen von i/2 Minute vorzunehmen. Bei einem. Teil der bekannten Verfahren
wird der optimale Punkt zu rasch durchlaufen, und es kann somit der Erfolg der Vorscheidung
in Frage gestellt werden. Auch lassen sich örtliche Übervorscheidungen nicht vermeiden,
die ebenfalls auf die Güte der Scheidung nachteiligen Einfluß haben. Bei dem erwähnten
bekannten Verfahren, bei dem ein gleichmäßiger Zufluß der Kalkmenge in etwa 15 Minuten
erfolgt,
wird der isoelektrische Punkt zwar langsam durchlaufen, doch dauert dieses Verfahren
eine verhältnismäßig lange Zeit.
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Zweck der Erfindung ist @es, ein Verfahren anzugeben, das ein sicheres
Erreichen des optimalen isoelektrischen Punktes unter Aufrechterhaltung dieses Zustandes
während eines genügend langen Zeitraumes gewährleistet, so daß die Gefahren und
Nachteile der bekannten Verfahren vermieden werden. Gemäß der Erfindung wird vorgeschlagen,
die jur Vorscheidung notwendige Kalkmenge in Form von Kalkmilch oder ungelöschtem
Kalk im Verlauf zweier Verfahrensstufen zuzugeben. In der ersten Verfahrensstufe
erfolgt unter Umrühren die Zugabe einer Kalkmenge, die den optimalen isoelektrischen
Punkt angenähert zu erreichen gestattet, wobei jedoch ein Überschreiten dieses Punktes
vermieden wird. Zu diesem Zweck werden durch eine Vorrichtung etwa o, 15
% Kalk, auf die Rübenmenge gerechnet, dem Safte rasch, zweckmäßig in einem Zeitraum
von höchstens i Minute, zugegeben, wobei ein gutes Durchmischen erfolgt. Nach dieser
ersten Kalkzugabe wird zw@eckmäßigerweise der Saft zunächst ohne weitere Kalkzugabe
eine Zeitlang durchgemischt, um örtliche Übervorscheidungen im Saft zu vermeiden.
Anschließend wird in der zweiten Verfahrensstufe die für Vorscheidung notwendige
Restmenge an ungelöschtem Kalk bzw. Kalkmilch in Höhe von etwa o, i o %'- gerechnet
auf die Rübenmenge, während einer längeren Zeitdauer in jeweils kleinen Mengen der
Scheidepfanne zugeführt. Die Alkalität des Saftes steigt während dieser Zeit sehr
langsam, und es wird mit Sicherheit erreicht, daß der optimale Punkt langsam durchschritten
wird und der Scheidesaft sich während einer genügend langen Zeit auf diesem Punkt
befindet. Auf diese Weise wird ein gutes Ausflocken der Kolloide in geeigneter Form
gewährleistet. Bei dem neuen Verfahren erübrigt sich im Geigensatz zu den bekannten
Verfahren eine chemische Überwachung :der Vorscheidung, und die Scheidung wird mit
größerer Sicherheit in kürzerer Zeit erreicht als bisher.
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In den Zeichnungen ist schematisch .eine Vorrichtung zur Ausübung
des Verfahrens dargestellt.
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Abb. i ist eine Ansicht und Abb. z eine Seitenansicht der Vorrichtung
gemäß der Erfindung.
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In das Rohs,aftmischgefäß a ragt die Rührvorrichtung b hinein, über
dem Mischgefäß ist das Kalkmilchgefäß c ,angeordnet, in welchem ein Schöpfwerk d
eingebaut ist. Das Schöpfwerk besteht aus einer Scheibe, die wahlweise in beiden
Drehrichtungen umlaufen kann. An dieser-Scheibe .sind auf der einen Seite große
.Bechere und auf der anderen Seite kleine Becher/ angeordnet, und zwar derart, daß
bei Umlauf in der einen Richtung nur die Becher e und bei Umlauf in entgegengesetzter
Richtung nur die Becher/ schöpfen. Die geschöpfte Kalkmilch fließt über Rinnen ä
dem Gefäß a zu.
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Die Arbeitsweise ist folgende: Nachdem das. Gefäß a mit Rohsaft gefüllt
ist, wird das Rührwerk b in Tätigkeit gesetzt, und das Schöpfwerk d dreht sich in
der Richtung, in welcher die großen Becher e die nötige Kalkmilchmenge von o, 15
% Kalk, auf die Rübenmenge gerechnet, in das Gefäß a schöpfen. Das Rührwerk bleibt
dauernd in BLw; -gung. Nach Ablauf der für die Zufuhr dieser Kalkmenge notwendigen
Zeit wird die Umlaufrichtung des Schöpfradesd gewechselt, so daß nunmehr die kleinen
Becher f die restliche Kalkmenge von 0,05 bis o,i 0;o dem Gefäß :zuteilen.
Diese Restmenge wird durch die kleinen Becher zweckmäßig in etwa 5 Minuten in die
Scheidepfanne geschöpft, und zwar unter gleichzeitigem starkem Rühren dies Saftes.
Der optimale Punkt wird infolgedessen ganz langsam durchschritten und somit der
,gewünschte Erfolg mit Siclherheit gewährleistet. Zwischen dem Umschalten der Umlaufvorrichtung
des Rührwerkes wird zweckmäßigerweise eine Pause von etwa i Minute eingelegt, um
auch ,alle Saft- und Kalkteilchen gleichmäßig zu durchmischen.
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Die Temperatur des Saftes beträgt etwa 35 bis 45'; der aus der Batterie
kommende Rohsaft wird demnach vor der Scheidung nicht angewärmt. Nach beendeter
Vorscheidung wird die zur Fertigscheidung benötigte Kalkrestmenge in Form von Kalkmilch
oder festem Kalk in die Pfanne a oder in besondere Scheidepfannen gegeben. Nach
.dem Fertigscheiden wird der Saft, ehe @er in die Saturation kommt, angewärmt und
gut durchgerührt.