2. Gebiet der Erfindung und bekannte technische Lösungen
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur gesonderten Ausgabe
von auf einem Bildschirm angezeigten Informationen in Blindenschrift, wofür als
Darstellungsmedium ein rückverformbarer Kunststoff eingesetzt wird.
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Für die Zwecke der Erfindung wird der Terminus "Blindenschrift" nicht im engeren Sinn,
sondern in dem Sinn benutzt, daß damit alle anderen Ausführungen von Schriftzeichen,
Zeichen und Mustern in ertastbarer Form zum Lesen gemeint sind. Unter
"Blindenschriftträgerbahn, wird jedwede Art von Bahnen als Trägermaterial zur Speicherung der
Blindenschrift verstanden. Mit "Rückführen der Blindenschriftträgerbahn in den
Ausgangszustand" wird die Korrektur oder das Löschen der gesamten Blindenschrift oder eines Teils
davon und die Wiederherstellung der Ausgangsform ohne darauf aufgezeichnete
Blindenschrift bezeichnet.
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Zum Zweck der Zugänglichmachung von Bildschirminformationen für Sichtbehinderte ist
die Aufzeichnung der Informationen in Blinden- oder Reliefpunktschrift erforderlich, die mit
Hilfe der Finger ertastet werden kann. Bei der Blindenschrift handelt es sich um ein
System der Wiedergabe von Texten in Form von Kombinationen aus ertastbaren Zeichen,
die so gestaltet sind, daß sie durch Sichtbehinderte erfühlt werden können. Jedes Zeichen
wird durch eine Anzahl von erhabenen Punkten in einem Feld auf dem hauptsächlich aus
Faserrohstoff hergestellten Papier für die Blindenschrift dargestellt.
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Ein Braille-Display ist eine Einrichtung zur Darstellung, bei der eine Anzahl von Stiften in
entsprechenden Kombinationen wie bei der Blindenschrift von einer Unterlage abgehoben
wird. Die Aufzeichnung der Bildschirminformationen in Blinden- oder Reliefpunktschrift
macht zwei Arbeitsgänge erforderhch, zunächst die Bildung von blindenschriftkodierten
Informationen aus den Textinformationen mit Hilfe einer Software zur Umkodierung der
Schriftzeichen in Blindenschriftzeichen und anschließend die Steuerung einer
Blindenschriftprägemaschine zum Prägen auf Blindenschriftpapier oder eines Braille-Displays für
die Ausgabe in Reliefpunktschrift.
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Die herkömmlichen Verfahren der Aufzeichnung von Bildschirminformationen in
Blinden- oder Reliefpunktschrift weisen jedoch die folgenden Mängel auf.
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Beim Prägen auf einer Blindenschriftprägemaschine muß bei jedem Wechsel von einer
Anzeigeeinheit des Bildschirms zur anderen ein neuer Bogen unbeschriebenen
Blindenschriftpapiers verwendet werden. Einmal geprägt, können die herkömmlichen
Blindenschriftpapierbögen nicht wiederverwendet werden, und dies ist ein erheblicher Kostenpunkt
bei der Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift, denn die Bildschirme sind
für große Datenmengen ausgelegt. Bei dem Braille-Display handelt es sich hingegen um
eine Einrichtung, die immer nur eine Informationsmenge von etwa einer Zeile gleichzeitig
anzeigen kann. Somit wird eine über Gebühr lange Zeit benötigt, um den gesamten Inhalt
eines Bildschirms anzuzeigen. Würde man das Braille-Display zur Wiedergabe von
Informationsmengen eines vollständigen Bildschirms umkonstruieren, so entstünde eine so
komplizierte Einrichtung, daß sich hinsichtlich ihrer Herstellung und Wartung zu viele
Schwierigkeiten ergäben, als daß ein solches Vorhaben sinnvoll wäre.
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Zu den Patentschriften, die den Stand der Technik verkörpern und der vorliegenden
Erfindung am nächsten kommen, zählt die Patentschrift JP-A-2-134 674. Darin wird
folgendes offenbart:
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Verfahren zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift, das die Umkodierung
der auf einem Bildschirm angezeigten Informationen in blindenschriftkodierte
Informationen, die Darstellung der blindenschriftkodierten Informationen auf einer
Blindenschriftträgerbahn aus einem rückverformbaren Kunststoff mit Hilfe von Heizköpfen, den
anschließenden Transport der Blindenschriftträgerbahn zu einem Ausgabefenster, so daß
ein Leser die ertastbaren Informationen in Blindenschrift lesen kann, danach die
Einwirkung von Druck auf mindestens einen Abschnitt der geprägten
Blindenschriftträgerbahn zum Löschen der auf der Blindenschriftträgerbahn aufgezeichneten
Informationen, die Rückführung der Blindenschriftträgerbahn in den Ausgangszustand und die
Wiederholung der vorstehend aufgeführten Schritte umfaßt, wodurch die auf dem
Bildschirm angezeigten Informationen kontinuierlich in Blindenschrift darstellbar sind.
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System zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift, zu dem ein
Bildschirmgerät, ein Wandler zur Umkodierung der Bildschirminformationen in blindenschriftkodierte
Informationen, Heizköpfe zur Darstellung der vom Wandler gelieferten
blindenschriftkodierten Informationen auf einer Blindenschriftträgerbahn, Zuführungsmittel für die
kontinuierliche Zuführung der aus einem rückverformbaren Kunststoff gebildeten
Blindenschriftträgerbahn
zu den Heizköpfen, ein hinter den Heizköpfen angeordnetes
Ausgabefenster, so daß ein Nutzer Zugang zu den in Blindenschrift umgewandelten Informationen
auf der Blindenschriftträgerbahn erhält, sowie nach dem Ausgabefenster angeordnete
Löschrollen zur Druckbeaufschlagung mindestens eines Teils der Blindenschriftträgerbahn
gehören.
3. Ziel und zusammenfassende Darstellung der Erfindung
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Die unter dem Aspekt der vorstehenden Erläuterungen gemachte Erfindung betrifft ein
Verfahren und ein System zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift,
wofür eine Blindenschriftträgerbahn aus einem rückverformbaren Kunststoff eingesetzt
wird, was ein einfaches Löschen der aufgezeichneten Blindenschriftzeichen und die
Rückführung der Blindenschriftträgerbahn in ihren Ausgangszustand ohne die
aufgezeichnete Informationen zur erneuten Nutzung ermöglicht.
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Das oben genannte Ziel wird durch Anwendung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift erreicht, wozu die Umkodierung der
Informationen in Blindenschrift, das Prägen der Informationen in Blindenschrift mit Hilfe
einer Blindenschriftprägemaschine auf einer aus rückverformbarem Kunststoff bestehenden
Blindenschriftträgerbahn, der anschließende Transport der Blindenschriftträgerbahn zu
einem Ausgabefenster, so daß der Nutzer diese lesen kann, danach das Erhitzen
zumindest des geprägten Abschnitts der Blindenschriftträgerbahn auf eine Temperatur
oberhalb der Glasübergangstemperatur des rückverformbaren Kunststoffs zum Löschen
der aufgezeichneten Informationen und zur Rückführung der Blindenschriftträgerbahn in
den Ausgangszustand ohne darauf aufgezeichnete Informationen sowie die Wiederholung
der vorstehend genannten Schritte gehören, wodurch die Bildschirminformationen
kontinuierlich in Blindenschrift darstellbar sind.
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Das oben gestellte Ziel wird mit Hilfe eines erfindungsgemäßen Systems für die Ausgabe
von Bildschirminformationen in Blindenschrift erreicht, zu dem ein Bildschirmgerät, ein
Wandler zur Umkodierung der auf dem Bildschirm angezeigten Informationen in
blindenschriftkodierte Informationen, eine Blindenschriftprägemaschine zum Prägen der vom
Wandler gelieferten blindenschriftkodierten Informationen auf einer
Blindenschriftträgerbahn,
Zuführungsmittel für die kontinuierliche Zuführung der aus einem rückverformbaren
Kunststoff bestehenden Blindenschriftträgerbahn zur Blindenschriftprägemaschine, ein
hinter der Blindenschriftprägemaschine angeordnetes Ausgabefenster, so daß ein Nutzer
Zugang zu den in Blindenschrift umgewandelten Informationen auf der
Blindenschriftträgerbahn erhält, sowie eine nach dem Ausgabefenster angeordnete Heizeinrichtung zum
Erhitzen mindestens eines Bereichs der mit Informationen versehenen
Blindenschriftträgerbahn gehören.
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Ein rückverformbarer Kunststoff ändert ober- und unterhalb seines Glasübergangsbereichs
bzw. eines Temperaturbereichs einschließlich seiner Glasübergangstemperatur Tg seinen
Elastizitätsmodul. Er wird, wenn er bei einer Temperatur unter der
Glasübergangstemperatur Tg einer äußeren Kraft ausgesetzt wird, dauerverformt. Die Dauerverformung
verliert sich jedoch, sobald der Kunststoff auf eine Temperatur oberhalb der
Glasübergangstemperatur Tg erwärmt wird. Somit kann der rückverformbare Kunststoff nach einer
Verformung bei Erhitzen auf eine Temperatur oberhalb seiner Glasübergangstemperatur Tg
in seine Ausgangsform rückgeführt werden.
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Wird ein teilweise oder vollständig aus einem solchen rückverformbaren Kunststoff
bestehendes Material bei einer Temperatur unterhalb der Glasübergangstemperatur Tg zu
einem Bogen oder einer Bahn verarbeitet und anstelle des bisher vorgesehenen
Blindenschriftpapiers eingesetzt, so können Bildschirminformationen einschließlich grafische
Darstellungen bei Raumtemperatur, die unterhalb der Glasübergangstemperatur Tg liegt, in
Blindenschrift aufgezeichnet werden. Da die Dauerverformung, die ein Ergebnis der
Aufzeichnung in Blindenschrift ist, durch Erhitzen auf einen Bereich oberhalb der
Glasübergangstemperatur Tg aufgehoben werden kann, ist eine Rückkehr der
Blindenschriftträgerbahn in ihre Ausgangsform möglich. Somit läßt sie sich wiederholt nutzen, und
für das System zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift vereinfacht sich
die Konstruktion, die damit im Zusammenhang stehenden Kosten fallen niedriger aus.
4. Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Die Fig. zeigen folgendes:
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Fig. 1 eine perspektivische Ansicht der ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Systems zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift;
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Fig. 2 einen Querschnitt der Hauptbestandteile der ersten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung;
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Fig. 3(A) und 3(B) Seitenansichten zur Veranschaulichung des Aufbaus des Prägeteils der
vorliegenden Erfindung und
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Fig. 4 einen Querschnitt der Hauptbestandteile der zweiten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung.
5. Ausführliche Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
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Es soll nun unter Bezugnahme auf die dazugehörigen Zeichnungen eine Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung im einzelnen beschrieben werden.
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Figur 1 ist eine perspektivische Ansicht der ersten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Systems zur Ausgabe von Bildschirminformationen in Blindenschrift, und Fig. 2 ist
ein Querschnitt der Hauptbestandteile der Ausführungsform In diesen Figuren besteht die
als Schleife geführte Blindenschriftträgerbahn 100 teilweise oder vollständig aus einem
rückverformbaren Kunststoff. Sie wird endlos mit Hilfe einer Heizrolle 200, einer
Antriebsrolle 210 oder einer Leitrolle 220 in die durch die Pfeile in den Figuren angezeigte
Richtung bewegt.
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Die Informationen werden von einem Bildschirm 410 über eine Leitung 510 an einen
Wandler 400 zur Umkodierung der in Form von Schriftzeichen bzw. grafischen Elementen
vorliegenden Informationen in Blindenschrift übertragen. Die so umkodierten Informationen
werden dann über eine Leitung 500 an eine Blindenschriftprägemaschine 300 übertragen.
Durch letztere erfolgt die Prägung der Blindenschriftträgerbahn 100 mit den an sie in
Blindenschriftkodierung gelieferten Zeichen oder grafischen Elementen bei einem
Temperaturbereich unterhalb der Glasübergangstemperatur. Wie aus Fig. 3(a) hervorgeht,
geschieht das Prägen durch Auf- und Abbewegung bzw. Bewegung einer Nadel 330 von
links nach rechts. Dabei ist eine obere Gegenplatte 310 auf der Bahnseite gegenüber der
Nadel 330 angeordnet, durch die Schutz für die Bahn sowie eine exakte Ausformung der
Blindenschriftzeichen gewährleistet wird. Die obere Gegenplatte 310 ist, wie in Fig. 3(b)
dargestellt ist, mit Rillen 311 ausgeführt, damit eine Beschädigung der Aufzeichnungen in
Blindenschrift durch Zerkratzen oder ein Festhängen der Blindenschriftträgerbahn 100
beim Vorschub verhindert werden.
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Die auf der Blindenschriftträgerbahn 100 in Blindenschrift ausgedruckten Informationen 120
werden zu einem Ausgabefenster 110 transportiert, das groß genug ist, damit die
gesamten auf einem Bildschirm 410 vorhandenen Daten dargestellt werden und der Nutzer
entsprechend Zugang zu den ertastbaren Informationen zum Lesen hat. Wie in Fig. 2
gezeigt, ist für das Ausgabefenster 110 ein äußerer Rahmen 420 zum Schutz vorgesehen,
der vollständig oder teilweise in das Gehäuse des Bindenschriftlesegeräts eingebaut ist, so
daß die Handberührung der Blindenschriftprägemaschine 300 oder der Heizrolle 200 durch
den Nutzer verhindert wird. Am Ausgabefenster 110 ist zudem zur Abstützung von unten
eine untere Gegenplatte 320 vorgesehen, damit die Blindenschriftträgerbahn 100 nicht von
den Fingerkuppen, mit denen sie berührt wird, ausgedehnt wird.
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Die Blindenschriftträgerbahn 100 wird vom Ausgabefenster 110 zur Heizrolle 200
transportiert, wo sie zur Rückführung in ihre Ausgangsform ohne aufgezeichnete Blindenschrift auf
eine Temperatur oberhalb der Glasübergangstemperatur erhitzt wird. Die in die
Ausgangsform gebrachte Blindenschriftträgerbahn wird von der Heizrolle 200, der Antriebsrolle 210
und der Leitrolle 220 weiter in die durch die Pfeile in Fig. 1 gezeigte Richtung transportiert,
so daß eine wiederholte Nutzung gewährleistet ist.
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Eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems zur Ausgabe von
Bildschirminformationen in Blindenschrift ist in Fig. 4 als ein Querschnitt der Hauptbestandteile
gezeigt. Hier ist die Blindenschriftträgerbahn 100 nicht als Schleife geführt, sondern ist auf
eine Zuführungsrolle 250 aufgerollt. Die von der Zuführungsrolle 250 abgewickelte
Blindenschriftträgerbahn 100 wird von einer Blindenschriftprägemaschine 300 geprägt und zu
einem Ausgabefenster 110 transportiert, wo sie der Nutzer lesen kann. Anschließend
werden die Informationen in Blindenschrift durch die Heizrolle 200 gelöscht, und die Bahn
wird in die Ausgangsform ohne aufgezeichnete Blindenschrift gebracht. Die Bahn wird
danach zur Wiederverwendung von einer Rolle 230 vorwärtstransportiert und von einer
Aufnahmerolle 240 aufgewickelt.
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Die aufgewickelte Blindenschriftträgerbahn 100 wird zur neuerlichen Nutzung wieder in die
Aufnahme für die Zuführungsrolle 250 eingesetzt. Als Alternative kann bei dieser
Ausführungsform auf die Heizrolle 200 auch verzichtet werden, so daß die umkodierten
Informationen auf jedem gewünschten Bahnabschnitt, ohne gelöscht zu werden,
aufbewahrt werden können.
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Wie konkret im Zusammenhang mit den Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung
beschrieben wurde, ist bei Einsatz einer vollständig oder teilweise aus einer aus
rückverformbarem Kunststoff bestehenden Blindenschriftträgerbahn nach erfolgtem Lesen der aus
den Bildschirminformationen gewonnenen Blindenschrift eine Rückführung der Bahn in den
nicht mit Blindenschrift versehenen Zustand durch Erhitzen auf eine Temperatur oberhalb
der Glasübergangstemperatur möglich. Dadurch ergibt sich der Vorteil, daß die
Bildschirminformationen kontinuierlich auf einem begrenzten Abschnitt der Blindenschriftträgerbahn
wiedergegeben werden können.