-
Diese Erfindung betrifft eine antikoagulatorische
Kombination von LACI und sulfatisierten Polysacchariden und
insbesondere eine Kombination von LACI und Heparin oder ähnlichen
derartigen antikoagulatorischen sulfatisierten Polysacchariden,
die eine synergistische Antikoagulationswirkung im Vollplasma
ausüben.
-
Die Blutgerinnung kann über den intrinsischen oder den
extrinsischen Weg aktiviert werden. Der intrinsische Weg beginnt
mit der Kontaktphase, welche die Wechselwirkung von Faktor XII,
Kallikrein, Kininogen mit hohem Molekulargewicht, einer fremden
Oberfläche und Faktor XI involviert. Das Produkt dieser
Reaktion, Faktor XIa, führt Faktor IX in Faktor IXa über,
welcher in der Folge Faktor X in Anwesenheit von aktiviertem
Faktor VIII, Phospholipid und Calcium zu Faktor Xa hydrolisiert.
Alternativ beginnt der extrinsische Weg, wenn Plasma-Faktor
VII/VIIa an Gewebsfaktor (TF; Thromboplastin) bindet, um einen
Komplex zu bilden, welcher die Faktoren IX und X proteolytisch
aktiviert. Sobald Faktor Xa über den intrinsischen oder
extrinsischen Weg gebildet wird, kann er Faktor Va, Phospholipid und
Calcium binden, um den Prothrombinase-Komplex zu bilden, welcher
Prothrombin in Thrombin überführt. Schließlich bewirkt Thrombin
die Bildung des Fibringerinnsels.
-
Bei klinischen Zuständen wurde Heparin in großem Umfang als
Antikoagulans verwendet. Die Antikoagulationswirkung von Heparin
ist großteils eine direkte Folge seiner katalytischen Wirkung
auf die Inhibierung von Thrombin durch Antithrombin 111, und in
einem geringeren Ausmaß seiner katalytischen Wirkung auf die
Inhibierung anderer Koagulations-Proteasen durch Antithrombin
111, einschließlich der Faktoren XIIa, XIa, IXa, Xa und
Kallikrein (1-4). In Abwesenheit von Heparin inhibiert
Antithrombin III Faktor VIIa (5-8) nicht. Es wurde berichtet, daß
Faktor VIIa in Anwesenheit von Heparin gegen eine Inhibition
resistent war (6), oder zu 50% durch Antithrombin III in 11 min
(7), 75-90 min (8) oder 6 Stunden (5) inhibiert wurde. Somit ist
die Geschwindigkeit der Faktor VIIa-Inhibition durch
Antithrombin III so langsam, daß Antithrombin III wahrscheinlich
kein physiologischer Regulator des TF/Faktor VII-Weges in
Anwesenheit oder Abwesenheit von Heparin ist (9). zusätzlich zur
Antithrombin III-abhängigen Inhibierung von Proteasen des
intrinsischen Weges kann Heparin auch eine
Antikoagulationswirkung ausüben, indem es Faktor Xa und Prothrombin aus dem
Prothrombinase-Komplex auf Antithrombin III-unabhängige Weise
verdrängt (10, 11).
-
In den letzten paar Jahren hat sich Beweismaterial dafür
angesammelt, daß bei der Regulierung des extrinsischen Weges vor
allem ein vom Plasma abstammendes Protein, genannt
Lipoproteinassoziierter Koagulations-Inhibitor (lipoprotein-associated
coagulation inhibitor, LACI) (12) eine Rolle spielt. Dieses
Protein wurde als Inhibitor des extrinsischen Weges (extrinsic
pathway inhibitor, EPI) (13), oder Gewebsfaktor-Inhibitor
(tissue factor inhibitor, TFI) (14) bezeichnet. Der Inhibitor
kann mit Faktor Xa direkt einen Komplex bilden und inhibiert die
TF-Aktivität durch Bildung eines inerten TF/Faktor VIIa/Faktor
Xa/Ca²&spplus;/Inhibitor-Komplexes (12). Nach der Reinigung eines
offensichtlich verwandten Inhibitors aus einem Hep G2-Hepatom
(14), wurde die für das Protein codierende cDNA in der Folge
kloniert (15). Kürzlich erzeugte die Expression von
rekombinantem Protein eine große Menge an Protein für eine Verwendung
in vitro und in vivo.
-
Die Isolierung von LACI aus den konditionierten Medien von
Hep G2-Zellen, SK-Hep-1-Zellen und Chang-Leberzellen ist auch in
der Europäischen Patentanmeldung EP 300988, veröffentlicht am
25. Jänner 1989, geoffenbart, und die Klonierung der für das
LACI-Protein kodierenden cDNA ist ebenfalls in der Europäischen
Patentanmeldung EP 318451, veröffentlicht am 31. Mai 1989,
geoffenbart.
-
Die in Klammern angeführten Zahlen sind Hinweise auf
nachstehend angeführte Literaturstellen.
Kurze Beschreibung der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine neue
antikoagulatorische Kombination von Lipoprotein-assoziiertem Koagulations-
Inhibitor (LACI) und sulfatisierten Polysacchariden. Es wurde
überraschenderweise gefunden, daß diese Kombination eine
synergistische Antikoagulationswirkung in Vollplasma ausübt.
-
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bewirken
LACI und Heparin eine stark verbesserte Antikoagulation im
Vergleich zu entweder LACI oder Heparin alleine. Es wurde
festgestellt, daß auch viele verwandte sulfatisierte
Polysaccharide
mit bekannter Antikoagulationsaktivität die LACI-
abhängige Inhibierung von TF-induzierter Gerinnung verbessern.
Auf das Gewicht bezogen, haben die relativen Wirksamkeiten
dieser Verbindungen die folgende Reihenfolge: Heparin mit
niedrigem Molekulargewicht (mittleres Mr=5100) >
unfraktioniertes Heparin > Heparin mit niedrigem Molekulargewicht
(mittleres Mr=3700) > Pentosanpolysulfat > Dermatansulfat >
Dextransulfat > Heparansulfat.
-
Infolge des uniken Mechanismus und der Fähigkeit von LACI
bei der Inhibierung von TF-induzierter Koagulation wurde LACI
bisher als potentielles therapeutisches Protein zur
Behandlung/Prävention thrombotischer Erkrankungen beschrieben. Die
synergistische Verwendung von Heparin und LACI in Kombination,
wie hierin zur therapeutischen Anwendung beschrieben, ist somit
aus folgenden Gründen sehr attraktiv: erstens ist Heparin in
großem Umfang erhältlich und kann die Menge an für die Behandlung
benötigtem LACI durch Potenzierung der LACI-Funktion verringern;
zweitens inhibieren Heparin und LACI in Kombination sowohl den
intrinsischen als auch den extrinsischen Koagulationsweg; und
drittens kann die Kombination bei klinischen Zuständen, bei
welchen Heparin alleine nicht ausreicht, z. B. disseminierter
intravaskulärer Koagulation, bei welcher TF in großen Mengen
erzeugt werden kann, wirksam sein.
-
Die zur Inhibierung der Koagulation verwendeten Dosierungen
von LACI und sulfatisierten Polysacchariden sind vorzugsweise
kleine, aber wirksame Mengen zur Erzeugung eines synergistischen
Antikoagulationsergebnisses. Die Verwendung von etwa 0,1 bis
etwa 4 Einheiten Heparin pro ml Plasma in Kombination mit etwa
0,1 µg bis etwa 5 µg LACI pro ml Plasma ist für die
synergistische Antikoagulationsaktivität bevorzugt. Zur Erzeugung einer
synergistischen Antikoagulationswirkung können auch andere
sulfatisierte Polysaccharide in verschiedenen Mengen und
Proportionen mit LACI verwendet werden. Die Verwendung der
folgenden Mengen dieser und anderer sulfatierter Polysaccharide
mit etwa 0,1 bis etwa 5 µg LACI sind für eine synergistische
Antikoagulationsaktivität jeweils bevorzugt:
-
0,2-2 µg/ml Heparin mit niedrigem Molekulargewicht
(mittleres Mr=5.100),
-
1-10 µ/ml Heparin mit niedrigem Molekulargewicht
(mittleres Mr=3.700),
-
4,5-45 µg/ml Pentosanpolysulfat,
-
34-340 µg/ml Dermatansulfat,
-
50-500 µg/ml Dextransulfat (mittleres Mr=6.000-8000), und
-
100-1.000 µg/ml Heparansulfat.
-
Wie hierin verwendet, ist LACI so definiert, daß er den
Lipoprotein-assoziierten Koagulationsinhibitor, wie von Wun et
al., J.Biol. Chem. 263, 6001-6004 (1988) beschrieben, bedeutet.
LACI kann aus verschiedenen bekannten Quellen, z. B. den
konditionierten Medien gezüchteter Leberzellen, wie Hep G2-Zellen,
SK-Hepatom-Zellen und Chang-Leberzellen, isoliert werden, oder
er kann mittels rekombinanter DNA-Verfahren erzeugt werden.
Obwohl spezifische Methoden für die Isolierung oder Erzeugung
von LACI hierin beschrieben sind, ist es verständlich, daß die
Erfindung nicht auf irgendeine besondere LACI-Quelle
eingeschränkt ist.
-
Wie hierin verwendet, ist eine Heparin-Einheit so definiert,
daß sie eine U.S.P.(United States Pharmacopoeia)-Einheit
bedeutet. Die USP-Heparineinheit ist jene Menge, die 1 h lang die
Gerinnung von 1,0 ml citriertem Schafplasma nach Zugabe von
0,2 ml einer 1 : 1000-CaCl&sub2;-Lösung verhindert. Heparin wird
allgemein durch Isolieren aus Säuger-Geweben, welche Mastzellen
enthalten, wie Leber und Lunge, erhalten. Wie hierin verwendet,
soll der Ausdruck "Heparin" auch die pharmazeutisch akzeptablen
wasserlöslichen Salze davon, z. B. das Natriumsalz, inkludieren.
Geeignete Bespiele für im Handel erhältliche
Heparin-Natriumprodukte sind Lipo-Hepin® (Riker Laboratories), Liquaemin®-
Natrium (Organon) und Panheprin® (Abbott Laboratories).
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
-
Obgleich die Beschreibung mit Patentansprüchen schließt,
welche den Gegenstand, der als die vorliegende Erfindung bildend
angesehen wird, besonders herausstreichen und genau
beanspruchen, nimmt man an, daß die Erfindung aus den folgenden
bevorzugten Ausführungsformen in Verbindung mit den beiliegenden
Zeichnungen, die graphische Darstellungen sind, besser
verständlich ist, worin
-
Fig. 1 die Wirkung von Heparin auf die aktivierte partielle
Thromboplastinzeit (APTT) eines normalen Plasmas und dasselbe
Plasma ohne endogenen LACI zeigt. Ein gefrorenes Plasma wurde
aufgetaut und ohne Vorbehandlung verwendet, oder nach einer
Immunadsorption mit anti-LACI-Ig Sepharose 4B zur Entfernung des
endogenen LACI, verwendet. Die Plasmas wurden mit verschiedenen
Konzentrationen von Heparin ergänzt, und die APTT wurde, wie
nachstehend in METHODEN beschrieben, bestimmt. Originalplasma
-o-; LACI-freies Plasma, - -. Die Extrapolationen über 0,6
Einheiten Heparin/ml Plasma hinaus beruhten auf Ergebnissen, daß
beide Plasmen mehr als 1 h lang bei 0,8 Einheiten Heparin/ml
Plasma ungeronnen blieben.
-
Fig. 2 zeigt die Wirkung von Heparin auf die Prothrombinzeit
(PT) von normalem Plasma und von LACI-freiem Plasma bei ver- -
schiedenen Gewebsfaktor- ( TF ) -Konzentrationen. Die verwendeten
Plasmas waren entweder unbehandelt (-o-) oder von endogenem
LACI-Antigen durch Immunadsorption, wie nachstehend in METHODEN
beschrieben, befreit (- -). TF-Reagens wurde 1 : 1000 (Tafel A),
1 : 100 (Tafel B) oder 1 : 10 (Tafel C) für die Bestimmung von PT
verdünnt. Die strichlierten Linien in den Tafeln A und B wurden
aufgrund der Ergebnisse, daß die Plasmen mehr als 1 h lang bei
0,5 (Tafel A) bzw. 2 (Tafel B) Einheiten Heparin/ml Plasma
ungeronnen blieben, extrapoliert.
-
Fig. 3 zeigt die Wirkung von exogen zugesetztem LACI auf die
PT eines Plasmas, das durch verschiedene Konzentrationen von TF
zur Gerinnung angeregt wurde. Tafel A: TF-Reagens wurde 1 : 10.000
(- -) 1 : 1000 (-o-) und 1 : 100 (-·-) zur Bestimmung der PT
verdünnt. Tafel B: TF-Reagens wurde in einer 1 : 10-Verdünnung
verwendet.
-
Fig. 4 zeigt einen Test der Synergie zwischen Heparin und
LACI zur Verlängerung der PT eines LACI-freien Plasmas. (A)
Wirkung von LACI, Heparin und einer Kombination von LACI und
Heparin auf die PT eines LACI-freien Plasmas. Ein LACI-freies
Plasma wurde mit LACI (-x-), Heparin (- -) oder einer
Kombination von LACI und Heparin (- -) ergänzt, und ihre PTs wurden,
wie nachstehend in METHODEN beschrieben, unter Verwendung von
90 µl einer 1 : 100 Verdünnung des TF-Reagens bestimmt.
(B) Isobolaranalyse der LACI/Heparin-Wechselwirkung
-
Konzentrationen von LACI alleine, von Heparin alleine und von
LACI/Heparin in Kombination, die dieselben PTs ergaben
(isoeffektive Gerinnungszeiten von 80, 100, 120, 140, 160, 180 und
200 s) wurden aus den Kurven in Tafel (A) bestimmt. und
sind die Konzentrationen von LACI und Heparin separat, die auch
isoeffektiv mit der LACI/Heparin-Kombination in Konzentrationen
von bzw. , sind. Die Werte von da/Da + db/Db zeigen, ob die
beiden Agentien in Wechselwirkung stehen. Ein Wert von =1 deutet
null-Wechselwirkung an; ein Wert von > 1 zeigt Antagonismus an;
und ein Wert von < 1 zeigt Synergie.
-
Fig. 5 zeigt die Wirkung von LACI, Heparin und der
Kombination von LACI und Heparin auf die PT eines Plasmas, das von
endogenem LACI befreit war. Plasma wurde durch Immunadsorption
auf einer anti-LACI-Ig-Sepharose 4B-Säule von endogenem LACI
befreit. Die PT wurde, wie nachstehend in METHODEN beschrieben,
bestimmt, wobei 90 µl einer 1 : 100-Verdünnung des TF-Reagens
verwendet wurden. LACI-freies Plasma wurde mit verschiedenen
Mengen von LACI (-x-), Heparin (- -) und LACI in Kombination
mit 0,5 (-·-), 1,0 (- -) bzw. 2,0 (- -) Einheiten Heparin pro ml
Plasma ergänzt. Es sind Gleichungen und
Korrelationskoeffizienten aus der linearen Regressionsanalyse gezeigt.
-
Fig. 6 zeigt die Wirkung von sulfatierten Polysacchariden
auf die PT von normalem Plasma. Die PT wurde, wie nachstehend in
METHODEN beschrieben, bestimmt, wobei 90 µl einer 1 :
100-Verdünnung des TF-Reagens, 10 µl sulfatisierter Polysaccharide, 100 µl
eines gepoolten Plasmas und 100 µl von 25 mM CaCl&sub2; verwendet
wurden. Die verwendeten sulfatisierten Polysaccharide sind
LMWH5100 (low molecular weight heparin, mittleres Mr=5100); UFH
(unfraktioniertes Heparin); LMWH3700 (low molecular weight
heparin, mittleres Mr=3700); PPS (Pentosanpolysulfat), DS
(Dermatansulfat); DXS (Dextransulfat, mittleres Mr=6000-8000);
und HS (Heparansulfat).
-
Fig. 7 zeigt die Wirkung von sulfatierten Polysacchariden,
LACI und der Kombination aus sulfatierten Polysacchariden/LACI
auf die PT eines gepoolten Plasmas. Die PT wurde, wie
nachstehend in METHODEN beschrieben, unter Verwendung von 90 µl
einer 1 : 100 Verdünnung des TF-Reagnes, 10 µl eines sulfatierten
Polysaccharids, LACI, oder einer Kombination der beiden bei den
angegebenen Konzentrationen, 100 µl eines gepoolten Plasmas und
100 µl von 25 mM CaCl&sub2;, bestimmt. Die verwendeten Verbindungen
sind dieselben wie die in Fig. 6. LACI alleine (-x-);
sulfatiertes Polysaccharid alleine (- -); eine Kombination von LACI und
sulfatiertem Polysaccharid (- -).
-
Die neue antikoagulatorische Kombination von LACI und
Sulfat-Polysacchariden wird hierin weiters im Detail durch eine
Kombination von rekombinantem LACI (rLACI), in Mäuse-C127-Zellen
exprimiert, und Heparin und verwandten sulfatierten
Polysacchariden veranschaulicht.
-
Der hierin verwendete LACI ist ein bekannter, von Plasma
stammender Inhibitor, der die Gewebsfaktor (TF)/Faktor VII-
induzierte Koagulation auf Faktor Xa-abhängige Weise inhibiert.
Die Rollen des endogenen Plasma-LACI und des exogen zugesetzten
LACI und des Heparins bei der Regulierung der Koagulation,
initiiert durch den intrinsischen und den extrinsischen Weg,
wurden getestet, indem ein aktivierter partieller
Thromboplastinzeit-(APTT)-Test und ein modifizierter Prothrombinzeit-
(PT)-Test verwendet wurden. Solche Tests sind auf dem Gebiet der
Hämatologie zur Messung der Wirkung von Heparin auf die
Blutgerinnungszeiten herkömmlich. Vgl. z. B. U.S. Patent 3,486,981.
Das LACI-freie Plasma und das Normalplasma haben identische
APTTs und ähnliche Verlängerungen der APTT als Reaktion auf
Heparin; und beide sind bei ähnlichen Heparin-Konzentrationen
vollkommen antikoaguliert (willkürlich definiert als
Gerinnungszeiten von mehr als 1 h). Diese Ergebnisse zeigen an, daß
Heparin ein sehr wirksames Antikoagulans ist, wenn die
Koagulation durch den intrinsischen Weg initiiert wird, und daß
endogenes LACI bei der Regulierung dieses Weges nicht wesentlich
involviert ist. Die PT von Normalplasma ist nur geringfügig
länger als die von LACI-freiem Plasma, wenn Heparin nicht
vorhanden ist, was nahelegt, daß endogener Plasma-LACI eine sehr
begrenzte Kapazität zur Inhibierung der TF-induzierten Gerinnung
hat. In Gegenwart von Heparin sind jedoch die PTs von LACI-
freiem Plasma und die PT von Normalplasma sehr unterschiedlich.
Eine Verlängerung der PT trat bei zunehmenden Konzentrationen
von Heparin in LACI-freiem Plasma nur mäßig und linear auf;
dagegen zeigte Normalplasma ein größeres Ausmaß an
PT-Verlängerung als Reaktion auf das Heparin, und das Plasma wurde bei
einer bestimmten Schwellenkonzentration von Heparin vollkommen
antikoaguliert. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, daß
LACI als Co-Faktor für Heparin dient, und dies verbessert die
Inhibierung der TF-induzierten Gerinnung sehr. LACI-freies
Plasma wurde mit gereinigtem, rekombinantem LACI, Heparin, oder
einer Kombination von beidem ergänzt, und ihre Auswirkungen auf
die TF-induzierte Gerinnungszeit wurde getestet. Man fand
unerwarteterweise, daß LACI und Heparin in Kombination eine stark
verbesserte Antikoagulation im Vergleich zu LACI oder Heparin
alleine bewirkte. Es zeigte sich auch, daß viele sulfatierte
Polysaccharide die LACI-abhängige Inhibierung von TF-induzierter
Gerinnung verbessern. Die Wirkungsbereiche dieser Verbindungen
sind: Heparin mit niedrigem Molekulargewicht (mittleres
Mr=5.100) bei 0,2-2 µg/ml; unfraktioniertes Heparin bei 0,1-4
Einheiten/ml; Heparin mit niedrigem Molekulargewicht (mittleres
Mr=3.700) bei 1-10 µg/ml, Pentosanpolysulfat bei 4,5-45 µg/ml;
Dermatansulfat bei 34-340 µg/ml, Dextransulfat bei 50-500 µg/ml;
und Heparansulfat bei 100-1000 µg/ml. Aufgrund der folgenden
Ergebnisse schließt man darauf, daß LACI ein Co-Faktor für
Heparin in der TF-induzierten Gerinnung ist und daß LACI und
sulfatierte Polysaccharide eine synergistische
Antikoagulationswirkung in Vollplasma ausüben.
-
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter
veranschaulicht, obwohl verständlicherweise die Erfindung nicht auf
diese speziellen Beispiele oder darin beschriebenen Details
eingeschränkt ist.
BEISPIELE
MATERIALIEN
-
Kaninchenhirn-Thromboplastin (Gewebsfaktor, TF) wurde von
Ortho Diagnostic erhalten. Dade's aktiviertes Cephaloplastin-
Reagens für die Bestimmung der aktivierten partiellen
Thromboplastinzeit (APTT), gekauft von American Scientific Product.
Unfraktioniertes Heparin (UFH, Lot 038078) wurde von Elkin-Sinn
Inc. erhalten. Heparine mit niedrigem Molekulargewicht (LMWH)
mit einem mittleren Molekulargewicht von 5100 und 3700 stammten
von Calbiochem. Pentosanpolysulfat (PS, Nr. P8275),
Dermatansulfat aus der Rindermucosa (DS, Nr. C2413) und Heparansulfat
aus Rindermucosa (HS, Nr. H7641) stammten von Sigma.
Dextransulfat (DXS, mittleres Mr=7.000-8.000) wurde von ICN
Biochemicals geliefert. Humanplasma wurde von American Red Cross
(St. Louis) zur Verfügung gestellt. Vier Einheiten von Plasma
wurden gepoolt und in aliquoten Teilen bis zu ihrer Verwendung
bei -80ºC gefroren gelagert. Faktor Xa aus Rind und
Spectrozyme Xa wurden von American Diagnostica erhalten.
METHODEN
Expression und Reinigung von rLACI
-
rLACI wurde in Mäuse-C127-Zellen unter Verwendung eines
Rinder-Papillomavirusvektors exprimiert, und die rLACI-
produzierende Zellinie wurde in einer Zellfabrik zur Ernte von
konditioniertem Medium wie folgt gezüchtet:
-
Der Rinder-Papillomavirusvektor pMON1123, der aus dem
gesamten, in das pBR322-Derivat von pML2 klonierten Rinder-
Papillomavirusgenom, besteht, wurde zur Expression von LACI
verwendet. Dieser Vektor benützt den Mäuse-Metallothionin-I-
Promotor und die SV40-Late-poly-A-Additionsstelle, um die
Expression von durch DNA-Fragmente kodierten Proteinen, die in
eine unike BamHI-Stelle inseriert sind, zu lenken. Die
Verwendung von rekombinanten DNA-Prozessen unter Ausnützung einer
Papillomavirus-DNA als Vektor für die Replikation und Expression
von exogenen Genen in eukaryontischen Zellen ist herkömmliche
Praxis, wie aus dem U.S. Patent 4,419,446 ersichtlich. Zur
Expression von LACI cDNA wurde pMON1123 mit BamHI verdaut, und
die 5V-überhängenden Enden wurden mit Klenow-Fragment
(Boehringer Mannheim, Indianapolis, IN) und Desoxynucleotiden
(dNTPs) aufgefüllt. Auf ähnliche Weise wurde die LACI-cDNA als
EcoRI-Fragment isoliert, und die Enden wurden durch Klenow-
Auffüllung stumpf gemacht. Das LACI-Fragment wurde in pMON1123
ligiert, um das Plasmid pMON1456 zu ergeben. Mäuse-C127-Zellen
wurden gezüchtet und mit pMON1456 und pSVneo mittels des
Verfahrens, wie früher von Ramabhadran et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 81, 6701 (1984) beschrieben, co-transfektiert. Nach
Selektion mit G418 Antibiotikum (Geneticin) wurden resistente
Kolonien ausgewählt und Platten mit 24 Vertiefungen damit
inokuliert. Konditionierte Medien aus jeder Vertiefung wurden
auf die Expression von rekombinantem LACI (rLACI) mittels einer
Enzym-verbundenen Immnunosorbens-Untersuchung (ELISA)
untersucht. Ein Klon, 1455-15, der etwa 1 bis 2 µg LACI/10&sup6;
Zellen/24 h exprimierte, wurde zur Isolation von rLACI vermehrt.
-
Die rLACI-produzierende Zellinie 1455-15 wurde in Dulbeccos
modifiziertem Eagle-Medium, enthaltend 10% fötales Rinderserum,
gezüchtet. Die Zellen wurden in 150 cm²-Kolben bis zur Konfluenz
gezüchtet. Jeder Kolben wurde dann trypsiniert und zur Beimpfung
einer 850 cm²-Roller-Flasche verwendet. Nach Erreichung einer
Konfluenz wurden die Zellen aus jeder Roller-Flasche verwendet,
um eine Zellfabrik mit 10 Kammern (6000 cm²; GIBCO Laboratories,
Grand Island, N.Y.) zu beimpfen. Bei Erreichung der Konfluenz
wurden die Zellen mit Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung
gewaschen und in einem serumfreien Medium, bestehend aus Dulbecco's
modifiziertem Eagle's Medium, ergänzt mit 0,2 µg/ml Menadion,
2,5 mmol/l Natriumbutyrat und 50 E/ml Aprotinin, inkubiert. Das
serumfreie konditionierte Medium wurde alle 2 Tage gesammelt und
durch frisches Medium ersetzt.
-
Das serumfreie konditionierte Medium wurde auf 50 mM
(NH&sub4;)&sub2;SO&sub4;, eingestellt, durch ein 0,2 µ-Filter filtriert, und
30-fach konzentriert, wobei ein Amicon YM30-Konzentrator mit
radialer Kartusche verwendet wurde. Das Konzentrat wurde einer
Ammoniumsulfat-Fällung unterzogen. Proteine, die zwischen 23-
90%- Ammoniumsulfatsättigung ausfällten wurden gesammelt und
gegen Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung, enthaltend 20 mM
Na&sub2;SO&sub4;, dialysiert. Triton® X-100-Detergens wurde bis zu einer
Endkonzentration von 0,05% zugesetzt, und die Lösung wurde durch
einstündige Zentrifugation bei 40.000 · g geklärt. Der Überstand
wurde auf einer Anhydrotrypsin-Sepharose® 4B-Säule (12 ml Gel,
hergestellt gemäß dem in Lit. 17 beschriebenen Verfahren),
chromatographiert, in Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung,
enthaltend 20 mM Na&sub2;SO&sub4;, 0,05% Triton® X-100 (Puffer A),
äquilibriert. Die Säule wurde mit 80 ml von Puffer A und 80 ml
desselben Puffers ohne Triton® X-100 gewaschen. Das gebundene Protein
wurde mit 1,5 M NaSCN in drei Säulen-Volumen eluiert. Das
eluierte Protein wurde konzentriert und gegen eine Lösung
enthaltend 0,15 M NaCl und 20 mM Na&sub2;SO&sub4; dialysiert. Die
Gewinnung von LACI betrug etwa 60%. Die frisch hergestellte
Anhydrotrypsin-Sepharose 4B-Säule hatte eine Kapazität von etwa 0,6 mg
LACI/ml Gel. Nach wiederholter Verwendung nahm die Kapazität auf
etwa 0,2 mg/ml Gel ab. Natriumdodecylsulfat-polyacrylamid-
Gelelektrophorese (SDS-PAGE) des eluierten Proteins zeigte eine
Hauptbande von Mr 38.000 entsprechend LACI mit Spuren von
hochmolekulargewichtigen Verunreinigungen. Die Verunreinigungen
wurden durch Adsorption mit Phenyl-Sepahrose 4B entfernt.
Charakterisierung von gereinigtem rLACI
-
Das isolierte Protein ist im wesentlichen reiner LACI anhand
der folgenden Kriterien: (a) SDS-PAGE zeigt im wesentlichen eine
einzige Bande; (b) Aminosäureanalyse und Protein-Sequenzierung
passen zur Zusammensetzung und Sequenz, die aus der cDNA-Sequenz
von LACI abgeleitet ist; und (c) die Stöchiometrie der
Inhibierung von Faktor Xa in einem Versuch mit amidolytischem Substrat
beträgt etwa 1 : 1 (siehe unten).
-
Die Konzentration von LACI wurde mittels Aminosäureanalyse
quantitativ bestimmt. Die Konzentration an aktiven Zentren des
Faktor Xa wurde durch Titrieren mit
p-Nitrophenyl-p'-guanidinobenzoat gemäß Chase und Shaw (16) gemessen. Die amidolytische
Aktivität von Faktor Xa und die anti-Faktor Xa-Aktivität von
LACI wurden wie folgt bestimmt:
-
Zehn µl Rinderfaktor Xa (0,084 pmol aktives Molekül) wurden mit
10 µl TBB-Puffer (Tris-gepufferte Kochsalzlösung enthaltend
5 mg/ml Rinderserumalbumin und 2,5 mg/ml Rinder-Gammaglobulin)
oder 10 µl richtig verdünntem LACI in TBB-Puffer in einer
Einweg-Küvette 5 min bei Raumtemperatur gemischt. Nach Zugabe
von 0,22 ml eines Untersuchungspuffers (0,1 M Tris/HCl, pH 8,4,
0,5% Triton® X-100) und 10 µl Spectrozyme Xa (12,5 mM) wurde die
Extinktionsveränderungsrate bei 405 nm bei 37ºC gemessen. Die
Kontrolle ergab eine Extinktionsveränderung von 0,0233 pro min
pro 0,1 pmol aktivem Faktor Xa bei 405 nm. In der LACI
enthaltenden Reaktionsmischung wurde die anti-Xa-Aktivität aufgrund
der Abnahme der Faktor Xa-Aktivität im Vergleich zu jener der
Kontrolle berechnet. Unter Verwendung der oben beschriebenen
Untersuchungen zeigte sich, daß 2,6 ng von gereinigtem LACI
(aufgrund der Aminosäureanalyse; äquivalent mit 0,068 pmol unter
der Annahme Mr=38.000) 0,066 pmol von aktivem Faktor Xa
inhibiert. So scheint die Stöchiometrie der Wechselwirkung
zwischen LACI und Faktor Xa 1 : 1 zu sein.
Aktivierte partielle Thromboplastinzeit (APTT)
-
Dade's aktiviertes Cephaloplastin-Reagens wurde verwendet,
um die APTT von Plasma unter Verwendung eines Fibrometer-
Gerinnsel-Zeitmessungsinstruments zu bestimmen. 90 µ l Plasma
wurden mit 10 l sulfatiertem Polysaccharid oder Kontrollpuffer
und 100 µl aktiviertem Cephaloplastin-Reagens genau 2 min lang
bei 37ºC gemischt. Eine Calciumlösung (100 µl von 25 mM CaCl&sub2;)
wurde zur Mischung zugegeben, und die Zeit bis zur Gerinnung
wurde aufgezeichnet. Der Versuch wurde bis zu 1 h lang
beobachtet.
Aus praktischen Gründen wird das Plasma willkürlich als
"vollkommen antikoaguliert" bezeichnet, wenn die Gerinnung nicht
in 1 h auftritt.
Prothrombin-Zeit (PT)
-
Kaninchenhirnthromboplastin (TF, Ortho Diagnostic) wurde
1 : 10, 1 : 100, 1 : 1000 oder 1 : 10.000 in einer Kochsalzlösung
enthaltend 1 mg/ml Rinderserumalbumin zur Bestimmung der PT
verdünnt. 100 µl Plasma wurden mit 10 µl Kontrollpuffer, LACI-
Lösung oder sulfatierter Polysaccharidlösung und 90 µl eines
verdünnten TF in der Vertiefung des Fibrometers 2 min lang bei
37ºC gemischt. 100 µl von 25 mM CaCl&sub2; wurden zugegeben, und die
Zeit bis zur Gerinnung wurde bestimmt. Die Konzentrationen der
sulfatierten Polysaccharide und von LACI beziehen sich auf die
Mengen dieser Verbindungen pro ml unverdünnten Plasmas (nicht
die Konzentration der endgültigen Mischung). Die hier
berichteten PTs sind der Durchschnitt von 2-8 Bestimmungen, je nach der
Länge der Gerinnungszeit. Wenn die Gerinnungszeit kurz (< 100 s)
war, sind die Variationen zwischen den Bestimmungen gering und
wurden 2-3 Versuche durchgeführt und für jeden Datenpunkt ein
Durchschnitt ermittelt. Wenn die Gerinnungszeit lang (> 100 s)
war und die Variationen infolge der Verwendung von verdünntem TF
oder hoher Konzentrationen von LACI und sulfatierten
Polysacchariden größer waren, wurden 4-8 Bestimmungen durchgeführt
und für jeden Datenpunkt ein Durchschnitt ermittelt. Der Versuch
wurde bis zu 1 h lang beobachtet. Das Plasma wird als
"vollkommen antikoaguliert" bezeichnet, wenn die Gerinnung nicht in 1 h
auftritt.
Antiserum, anti-LACI-Ig und anti-LACI-Ig-Sepharose 4B
-
Zwei weiße Neuseeland-Kaninchen wurden jeweils durch
intradermale Injektion mit einem Homogenat enthaltend 1 ml
komplettes Freundsches Adjuvans und 1 ml gereinigten LACI (200
µg LACI-Protein) immunisiert. Einen Monat später erhielt jedes
der Kaninchen einen Booster mit einem Homogenat enthaltend 1 ml
unvollständiges Freundsches Adjuvans und 1 ml des gereinigten
LACI (100 µg LACI-Protein). Danach wurde jede Woche Antiserum
genommen. Booster-Injektionen wurden monatlich durchgeführt, bis
die Kaninchen nach 3 Monaten ausgeblutet wurden. Anti-LACI-Ig
wurde aus dem Antiserum durch Chromatographie auf einer Protein
A-Sepharose 4B-Säule isoliert. Das isolierte anti-LACI-Ig wurde
mit Cyanogenbromid-aktivierter Sepharose 4B mit einer
Konzentration von 10 mg Ig/ml Gel mittels der von Pharmacia
empfohlenen Vorgangsweise gekoppelt.
Präparation von LACI-freiem Plasma
-
Gepooltes gefrorenes Plasma (100 ml) wurde aufgetaut und
fünf mal durch eine anti-LACI-Ig-Sepharose 4B-Säule (3 ml Gel
enthaltend -15 mg gebundenes Ig) geleitet, um das endogene LACI-
Antigen zu entfernen. Das Immuno-adsorbierte Plasma war im
wesentlichen frei von endogenem LACI, da eine Immununtersuchung
(Empfindlichkeit von -1 ng/ml) kein LACI-Antigen nachwies.
ERGEBNISSE
Wirkung von Heparin auf die intrinsische Koagulation
-
In der APTT-Untersuchung sind die Kontaktphasenproteine
aktiviert, was zur Einleitung der intrinsischen
Koagulationskaskade führt. Fig. 1 zeigt die Wirkung von Heparin auf die APTT
von Normalplasma und dasselbe Plasma ohne endogenen LACI. Eine
mäßige Verlängerung der Gerinnungszeit (bis zum 5-fachen) wurde
bei Heparinkonzentration von 0 bis 0,6 Einheiten/ml Plasma
beobachtet. Bei 0,8 Einheiten Heparin/ml blieb das Plasma mehr
als 1 h lang ungeronnen (willkürlich als "vollständig
antikoaguliert" bezeichnet). Es gab keinen wesentlichen Unterschied in
der APTT bei Normalplasma und dem LACI-freien Plasma, was
nahelegt, daß endogener Plasma-LACI keine wesentliche Rolle bei
der Regulierung der intrinsischen Koagulation in Anwesenheit
oder Abwesenheit von Heparin spielt.
Die Rolle von endogenem Plasma-LACI bei der Regulierung der extrinsischen Koagulation
-
Normalplasmen wurden mit anti-LACI-Ig oder normalem
Kaninchen-Ig vorinkubiert, und ihre PTs wurden gemessen, um die Rolle
von endogenem Plasma-LACI bei der Regulierung der extrinsischen
Koagulation zu bestimmen. Wie in Tabelle 1 gezeigt, waren die
PTs für das mit anti-LACI-Ig behandelte Plasma kürzer als für
jene mit normalem Ig. Der Unterschied zwischen dem mit
Antikörper behandelten Plasma und der Kontrolle war gering bei
1 : 10, 1 : 100 und 1 : 1000 Verdünnungen von TF. Ein mäßiger
Unterschied in den PTs wurde bei einer 1 : 10.000 Verdünnung von TF
beobachtet. Ähnliche Ergebnisse wurden erhalten, wenn
unbehandeltes Plasma und Plasma, das durch Immunoadsorption mit anti-
LACI-Ig-Sepharose 4B von endogenem LACI befreit worden war,
verwendet wurden. Diese Ergebnisse deuten an, daß die Kapazität
und/oder die Fähigkeit des endogenen LACI zur Inhibierung von
TF-induzierter Koagulation unter diesen Bedingungen eher gering
ist.
Wirkung von Heparin auf die extrinsiche Koagulation
-
Die Wirkung von Heparin auf die PTs von Normalplasma und von
gleichem Plasma, das frei von endogenem LACI war, wurde unter
Verwendung verschiedener TF-Konzentrationen gemessen. Fig. 2(A)
zeigt die Ergebnisse bei Verwendung einer 1 : 1000-Verdünnung von
TF (PT=77 s für die Kontrolle ohne Heparin). Im LACI-freien
Plasma (A) verlängerten steigende Konzentrationen von Heparin
(0-0,6 Einheiten/ml Plasma) die PT progressiv in im wesentlichen
linearer Weise. Im endogenen LACI-enthaltenden Plasma (o) war
die Heparin-Reaktion sigmoidal. Bei 0,1-0,2 Einheiten Heparin/ml
Plasma war die PT gleich oder geringfügig länger als jene in
LACI-freiem Plasma. Bei 0,3 und 0,4 Einheiten Heparin/ml Plasma
waren die PTs 1,5- und 2,6-mal länger als jene im LACI-freien
Plasma. Bei 0,5 Einheiten Heparin/ml Plasma wurde das Plasma
"vollständig antikoaguliert".
-
Fig. 2(B) zeigt das Ergebnis bei einer 1 : 100 Verdünnung von
TF (PT=41 s für die Kontrolle ohne Heparin). In LACI-freiem
Plasma (A) stieg die PT mit zunehmender Heparinkonzentration
auch linear an, doch war eine etwa 6-mal höhere Konzentration
von Heparin notwendig, um dieselben PTs wie jene in Fig. 2(A) zu
erreichen. In Plasma, das endogenen LACI (o) enthielt, war die
Heparin-Reaktion auch sigmoidal, doch trat die
Schwellenkonzentration von Heparin, die notwendig ist, um einen "vollständig
antikoagulierten" Zustand zu erreichen, bei einer Konzentration
von mehr als 1,5 Einheiten Heparin/ml Plasma auf.
-
Fig. 2(C) zeigt einen ähnlichen Test unter Verwendung einer
1 : 10-Verdünnung von TF (PT=24 s für die Kontrolle ohne Heparin).
Im LACI-freien Plasma ( ) waren die Heparin-induzierten
Verlängerungen der PT viel geringer als jene in Fig. 2(A) und (B). Im
LACI-enthaltenden Plasma blieb die PT bis zu 4 Einheiten
Heparin/ml Plasma kürzer als 500 s.
-
Die obigen Ergebnisse deuten insgesamt an, daß mehrere
Mechanismen an der Regulierung der extrinsischen Koagulation
beteiligt sein können. Erstens kann Heparin die durch TF-
induzierte Gerinnung in Abwesenheit von endogenem LACI mäßig
verlängern; zweitens hat endogener Plasma-LACI eine schwache
antikoagulierende Wirkung gegen eine durch TF induzierte
Gerinnung in Abwesenheit von Heparin; und drittens verbessert über
einer bestimmten Schwellenkonzentration Heparin die Inhibierung
der mit TF induzierten Gerinnung in Anwesenheit von Plasma-LACI
ganz wesentlich, was nahelegt, daß LACI bei der
Inhibierungsreaktion als Co-Faktor für Heparin dient.
Wirkung von exogen zugesetztem LACI auf die PT von Normalplasma
-
Die oben beschriebenen Tests sind auf Plasma beschränkt, das
endogenen LACI enthält oder frei von diesem ist. Die Ergebnisse
deuten darauf hin, daß endogener Plasma-LACI eine wichtige Rolle
bei der Inhibierung von durch TF induzierter Gerinnung spielen
kann, wenn die Menge an TF gering ist, daß er aber nicht
ausreicht, wenn die Menge an TF groß ist. Um den Bereich der
Kontrolle auf Bedingungen auszudehnen, in welchen endogener LACI
nicht ausreichen würde, wurde exogener LACI Normalplasma
zugesetzt, um seine Wirkung auf die PT zu untersuchen. Fig. 3(A)
zeigt, daß bei Verwendung eines weiten Bereichs konstanter
Konzentrationen von TF (1 : 10.000, 1 : 1000 und 1 : 100-Verdünnungen
von TF), die PTs in linearer Beziehung zur Konzentration des dem
Plasma zugesetzten exogenen LACI stehen. Die Konzentration von
LACI, die zur Verlängerung der PT nötig ist, nimmt mit
steigenden Konzentrationen von verwendetem TF zu, und dies zeigt sich
im Gefälle der PT-LACI-Konzentrations-Reaktionskurven. Bei einer
höheren Konzentration von verwendetem TF (1 : 10-Verdünnung von
TF) ist die PT-LACI-Konzentrations-Reaktionskurve nicht linear,
wie in Fig. 3(B) gezeigt.
Synergistische Antikoagulationswirkung von LACI und Heparin
-
Die obigen Tests zeigen, daß der separate Zusatz von Heparin
oder LACI zu Plasma eine Dosis-abhängige Inhibierung der durch
TF induzierten Gerinnung erzeugt (Fig. 2 und 3). Außerdem
scheint Heparin die Inhibierung von durch TF induzierter
Gerinnung durch endogenen LACI (Fig. 2) zu potenzieren. Um das
Ausmaß der Potenzierung quantitativ zu bestimmen, wurde ein
LACI-freies Plasma mit Heparin, gereinigtem LACI oder einer
Kombination aus beidem ergänzt, um ihre antikoagulatorischen
Wirkungen zu vergleichen. Fig. 4(A) zeigt das Verhältnis der PT
zu den Konzentrationen von exogen zugesetztem Heparin und LACI.
-
Die Verlängerung der PT mit steigenden Konzentrationen von
Heparin ( ) oder LACI (x) alleine sind linear. Wenn Heparin und
LACI gleichzeitig im Plasma anwesend sind ( ), variiert die
Gesamtwirkung auf die Gerinnungszeit mit der Konzentration der
verwendeten Verbindungen. Bei geringen Konzentrationen (z. B.
< 0,2 Einheiten Heparin/ml plus < 1 µg LACI/ml) weicht die
Gerinnungszeit von jener, die für die einzelnen Komponenten
erwartet wird, nicht wesentlich ab. Bei höheren Konzentrationen
(mehr als 0,3 Einheiten Heparin/ml plus 1,5 µg LACI/ml) weicht
die Gerinnungszeit von jener, die von den einzelnen Komponenten
erwartet wird, zunehmend ab, und die Potenzierungswirkung wird
augenscheinlich. Beispielsweise hat 0,5 Einheiten Heparin/ml
plus 2,5 µg LACI/ml eine PT von -1.000 s, während 1 Einheit
Heparin/ml oder 5 µg LACI/ml PTs von weniger als 200 s haben.
-
Pharmakologisch können Arzneistoffwechselwirkungen durch das
Isobol-Verfahren (isoeffektive Kurve) unter Verwendung des
Wechselwirkungs-Index als Kriterium zur Unterscheidung von Null-
Wechselwirkung, Synergie oder Antagonismus (18) analysiert
werden. Der Arzneistoffwechselwirkungs-Index ist als /Da +
/Db definiert, worin und Konzentrationen von A bzw. B in
der Kombination sind und Da und Db die Konzentrationen von A und
B separat sind, die mit der Kombination isoeffektiv sind. Der
Wert des Wechselwirkungsindex zeigt die Art der Wechselwirkung
an: ein Wert von =1 deutet auf Null-Wechselwirkung hin; ein Wert
von < 1 zeigt Synergie an; und ein Wert von > 1 zeigt einen
Antagonismus an. Aufgrund der Daten der Fig. 4(A) können
isoeffektive Konzentrationen der Verbindungen (d. h. LACI, Heparin
separat und ihre Kombinationen, die dieselben Gerinnungszeiten
ergeben) für die Berechnung der wechselwirkungs-Indices erhalten
werden. Fig. 4(B) zeigt den Wechselwirkungs-Index als Funktion
der Gerinnungszeit. Das Resultat zeigt deutlich eine zunehmende
Synergie oder Potenzierung (Wechselwirkungs-Index < 1) mit
zunehmender Gerinnungszeit aufgrund der kombinierten Verwendung
einer steigenden Konzentration von LACI und Heparin.
Heparin verbessert die Inhibierung von mit TF induzierter Gerinnung durch LACI
-
Um die relative Wirksamkeit von LACI in Abwesenheit und
Anwesenheit von Heparin zu beurteilen, wurde ein LACI-freies
Plasma mit verschiedenen Konzentrationen von LACI und Heparin
ergänzt und deren PTs bestimmt. Fig. 5 zeigt die PT als Funktion
der Konzentration von LACI in Abwesenheit von Heparin (x), in
Anwesenheit von 0,5 (·), 1,0 ( ) bzw. 2,0 ( ) Einheiten
Heparin/ml Plasma. Wenn man annimmt, daß die Neigung auch die
Wirksamkeit zeigt, dann nimmt die relative Wirksamkeit von LACI
3,4-, 8,5- und 75-fach in Anwesenheit von 0,5, 1,0 bzw. 2,0
Einheiten Heparin/ml Plasma gegenüber der in Abwesenheit von
exogen zugesetztem Heparin zu.
Wirkung sulfatierter Polysaccharide und ihrer Kombination mit LACI auf die PT von Plasma
-
Angesichts der Fähigkeit von Heparin, die TF-induzierte
Gerinnung auf LACI-abhängige und unabhängige Weise zu
inhibieren, wurden auch andere sulfatierte Polysaccharide auf ihre
Antikoagulationswirkung getestet. Fig. 6 zeigt die Wirkung
verschiedener sulfatierter Polysaccharide auf die PT von
Normalplasma. Alle getesteten Verbindungen zeigten die
Fähigkeit, die Gerinnungszeit zu verlängern, doch wurde diese Wirkung
bei sehr unterschiedlichen Konzentrationen beobachtet. Auf das
Gewicht bezogen, haben die relativen Wirksamkeiten dieser
Verbindungen die folgenden Reihenfolge: Heparin mit niedrigem
Molekulargewicht (mittleres Mr=5100) > unfraktioniertes Heparin
> Heparin mit niedrigem Molekulargewicht (mittleres Mr=3700) >
Pentosanpolysulfat > Dermatansulfat > Dextransulfat >
Heparansulfat. Um zu untersuchen, ob diese Verbindungen auch die LACI-
abhängige antikoagulatorische Aktivität potenzierten, wurden
Tests ähnlich jenen, die in Fig. 4(A) beschrieben sind,
durchgeführt. Die Fig. 7(A)-(F) zeigen die Wirkung von LACI,
sulfatierten Polysacchariden und ihren Kombinationen auf die PT von
Normalplasma. Alle getesteten Verbindungen potenzierten die
Inhibierung von TF-induzierter Gerinnung durch LACI, doch bei
sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Die Konzentrationen der
sulfatierten Polysaccharide, die die antikoagulatorische Wirkung
von LACI potenzierten, lagen in einem ähnlichen Bereich wie
jene, die in Fig. 6 verwendet wurden, und die relativen
Wirksamkeiten haben, auf das Gewicht bezogen, dieselbe Reihenfolge
wie oben.
Tabelle 1 Wirkung von anti-LACI-Ig auf die Prothrombin-Zeit eines Normalplasmas
TF-Verdünnung Prothrombin-Zeit Plasma + Normal-Kaninchen-Ig Plasma + anti-LACI-Ig a. Prothrombin-Zeit wurde wie in METHODEN beschrieben untersucht. Die Werte sind der Durchschnitt von zwei Bestimmungen. b. TF wurde in eine Kochsalzlösung enthaltend 1 mg/ml Rinderserumalbumin seriell verdünnt. c. Ein Normalplasma (1,95 ml) wurde mit 0,5 ml Normal-Kaninchen-Ig (1,6 mg/ml) gemischt und vor der Untersuchung 3 h lang bei 4º inkubiert. d. Dasselbe wie in c., außer das anti-LACI-Ig anstelle von Normal-Kaninchen-Ig verwendet wurde.
-
Die antikoagulatorische Kombination von LACI und sulfatiertem
Polysaccharid zur Inhibierung sowohl des intrinsischen als auch
des extrinsischen Koagulationsweges durch geeignete
Verabreichung an einen warmblütigen Säuger, der einer solchen Behandlung
bedarf, wie beispielsweise für disseminierte intravaskuläre
Koagulation benötigt sein kann, verwendet werden. Die Menge der
Kombination, die normalerweise verabreicht würde, hängt in
erster Linie von den körperlichen Merkmalen des Säugers und der
Schwere der Erkrankung ab. Die Menge muß eine wirksame Menge
sein, das heißt, eine Menge, die medizinisch für die Inhibierung
der Koagulation günstig ist, die aber keine toxischen Wirkungen
hat, die die Vorteile, die mit deren Verwendung verbunden sind,
überwiegen. Der bevorzugte Verabreichungsweg ist oral oder
parenteral. Die Verabreichung der Kombination in Lösung mit
herkömmlichen Verdünnungsmitteln und Trägern, beispielsweise
Kochsalzlösung, dient der Veranschaulichung. Andere geeignete
Formulierungen der aktiven Kombination in pharmazeutisch
akzeptablen Verdünnungsmitteln oder Trägern in therapeutischer
Dosierung können durch Zuhilfenahme allgemeiner Texte auf dem
Gebiet der Pharmazie, wie z. B. Remington's Pharmaceutical
Sciences, Hrsgb. Arthur Osol, 16. Auflage, 1980, Mack Publishing
Co., Easton, Pennsylvania, hergestellt werden.
-
Verschiedene andere Beispiele werden für den Fachmann nach
Lesen der vorliegenden Offenbarung offensichtlich sein, ohne vom
Umfang der Erfindung abzugehen. Es ist beabsichtigt, daß alle
solchen anderen Beispiele im Umfang der beigefügten Ansprüche
eingeschlossen sind.
Literaturstellen
-
1. Rosenbert, R.D. (1977) Fed. Proc. 36, 10-18
-
2. Holmer, E. Kurachi K. und Soderstrom, G (1981) Biochem. J.
193, 395-400.
-
3. Casu, B. (1985) Adv. Carbohydr. Chem. Biochem. 43, 51-134.
-
4. Ofosu, F.A., Buchanan, M.R., Anvari, N., Smith, L.M. und
Blajchman, M.A. (1989) Ann. N.Y. Acad. Sci. 556, 123-131.
-
5. Godal, H.C., Rygh, M. und Laake, K. (1974) Thromb. Res. 5,
773-775.
-
6. Jesty, J. (1978) Arch. Biochem. Biophys. 185, 165-175.
-
7. Broze, G.J. Jr. und Majerus, P.W. (1980), J. Biol. Chem.
255, 1242-1247.
-
8. Kondo, S. und Kisiel, W. (1987) Thromb. Res. 46, 325-335.
-
9. Nemerson, Y. (1988) Blood 71, 1-8.
-
10. Walker, F.J. und Esmon, C.T. (1979) Biochim. Biophys. Acta
585, 405-415.
-
11. Ofosu, F.A., Modi, G., Cersku, A.L., Hirsh, J. und
Blajchman, M.A. (1982) Thromb. Res. 28, 487-497.
-
12. Broze, G.J. Jr., Warren, L.A., Novotny, W.F., Higuchi, D.A.,
Girard, J.J. und Miletich, J.P. (1988) Blood 71, 335-343.
-
13. Rao, L.V.M. und Rapaport, S.I. (1987) Blood 69, 645-651.
-
14. Broze, G.J.Jr. und Miletich, J.P. (1987) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 84, 1886-1890.
-
15. Wun T-C., Kretzmer, K.K., Girard, T.J., Miletich, J.P. und
Broze, G.J.Jr. (1988) J. Biol. Chem. 263, 6001-6004.
-
16. Chase, T.Jr. und Shaw, E. (1970) Methods Enzymol. 19, 20-27.
-
17. Ishii, S-H., Yokosawa, H., Kumazaki, T. und Nakamura, I.
(1983) Methods Enzymol. 91, 378-383.
-
18. Berenbaum. M.C. (1989) Pharmacol. Rev. 41, 93-141.