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Verfahren zumTrocknen kotonisierter Bastfaser Es ist bekannt, daß
jeder Stoff in dem. Zustand, wie er in der Natur aufgefunden wird, einen gewissen
Wassergehalt aufweist, der ihm in seiner Höhe eigentümlich ist. Wird ein solcher
Stoff getrocknet, sei es nun, daß er durch natürlichen Einfluß eine Erhöhtmg des
Wassergehaltes erfahren oder daß irgendeine fabrikationsmäßige. Behandlung ihm diesen.
höheren Wassergehalt gegeben hat, so lehrt die Erfahrung, daß die Trocknung nicht
etwa aussetzt, wenn der natürliche Wassergehalt erreicht ist, sondern daß darüber
hinaus der Stoff übertro.cknet wird. In einem solch übertrockneten Zustand werden
die meisten Stoffe aber in ihren guten Eigenschaften beeinträchtigt, und die Fehler,
die auftreten, verschwinden erst wieder, wenn der Feuchtigkeitsgehalt die natürliche
Grenze wieder .erreicht hat.
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Am einfachsten wäre .es daher, wenn die Trocknung in dem Augenblick,
wo der natürliche Feuchtigkeitsgehalt erreicht ist, abgebro-chen werden könnte.
Dies ist aber nicht möglich, und zwar aus dem einfachen Grunde nicht, weil die Trocknung
'.innerhalb der Gesamtmenge des Gutes, die getrocknet wird, nicht gleichmäßig fortschreitet.
Wiirde man also die Trocknung unterbrechen, wenn rein gewichtsmäßig das Verhältnis
von Trockenstoff zu Wassergehalt erreicht ist, so würde ein Teil des Gutes noch
zu naß; ein anderer. Teil aber schon übertrocknet sein. Man geht deshalb so vor,
daß die Fasergutmenge insgesamt übertrocknet wird und dann anschließend den am natürlichen
Satz fehlenden Feuchtigkeitsgehalt zuführt.
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Um diesen Zweck zu erreichen, hat man u. a. den Weg eingeschlagen,
lose Textilfasern in einem Vor- und Fertigtro,clner, zwischen denen eine hämmvorrichtung
als Fasergleichrichter eingeschaltet wurde, vollkommen zu trocknen, dann einem Crighton-Öffner
zu übergeben und anschließend an die öffnung in einen Einbandbefetrchter überzuleiten,
der
dem übertrockneten Gut den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt wieder zuführte. Bei
Baumwolle und Zellwolle lieferte diese Form der Behandlung ein einwandfreies Ergebnis.
Klan hat auch die aus der sog. Grünentholzung oder der Röste hervorgehende Flachsfaser
gewaschen, getrocknet und in einem Chrighton-öffner . geöffnet. Irgendwelche Maßnahmen,
welche die Feuchtigkeitskontrolle vor und nach dem Cright )nöffner angehen, wurden
dabei nicht vorgesehen.
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Bei kotonisierter Bastfaser müssen die oben angedeuteten Wege zu einem
Mißerfolg führen. Die kotonisierte Bastfaser sieht zwar, wenn sie weitgehend aufgeschlossen
ist, wie Baumwolle aus, enthält aber noch kolloidale Bestandteile, die ein Zusammenkleben
der Einzelfasern verursachen. Es entstehen kleine Zöpfe Lind Strähnen, die außen
von einer trockenen Leimschicht umgeben sind, innen aber feucht bleiben. Selbst
wenn sie äußerlich übertrocknet erscheinen und wieder angefeuchtet werden, machen
sie beim späteren Verspinnen die größten Schwierigkeiten.
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Die erwähnten Eigentümlichkeiten dieses Gutes machen es erforderlich,
ihm neben der Trocknung durch Wasserverdampfung eine zusätzliche mechanische Bearbeitung
zuteil werden zu lassen. Das aus der Schleudermaschine oder Quetsche hervorgebende
nasse Fasergut wird abwechselnd getrocknet, gezupft und gemischt und dann wieder
getrocknet, einesteils um zu verhindern, daß sich die durch Leimüberzug verkrusteten
Zöpfe bilden, und andererseits tim züi bewirken, daß sich der in der Gutschicht
noch verbleibende Feuchtigkeitsgehalt gleichmäßig verteilt. Der Feuchtigkeitsentzug
durch Verdampfung in den Trocknern wird parallel laufend nicht bis zur natürlichen
Grenze von r o bis 120/0 vollendet, sondern es wird dem Fasergut eine Mehrfeuchtigkeit,
die bis zum Doppelten, also 2o -bis 2q.0/0, geht, belassen. So beschaffen tritt
das Fasergut in einen Crighton-öffner, der an und für sich nur vorher -fertig getrocknete
bzw. spinnfähige Faser übernimmt. Das mit überschußfeuchtigkeit versehene Gut wird
insofern günstig beeinflußt, als das öffnen ohne Schädigungen vor sich geht, welche
sonst durch die Leimverhärtungen erfahrungsgemäß eintreten. Gleichzeitig aber macht
die beim öffnungsvorgang zwangsläufig eintretende Vergleichmäßigung des Feuchtigkeitsgehaltes
ein Wiederbefeuchten nach der Trocknung gennötig.
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Hinter dem Crighton-Offner folgt dann noch eine Ausgleichskammer,
in welcher das Fasergut auf einem luftdurchlässigen Band liegend der Einwirkung
eines Kreisluftstromes -unterworfen wird. Durch den Einfluß desselben wird der Feuchtigkeitsgehalt
nicht nur vollk.o@mme.n gleichmäßig, sondern die Höhe des Wassergehaltes regelt
sich auch in dem Maße ein, wie sie durch den lufttrockenen natürlichen Feuchtigkeitsgrad
gekennzeichnet ist.
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Das Verfahren kann in .einer Anlage ausgeübt werden, in der Abteile
zum Trocknen und zum Zupfen bzw. Mischen des Fasergutes in beliebiger Anzahl aufeinanderfolgen,
darin ein Crighton-öffner angeschlossen ist. der auch durch einen beliebigen anderen,
in der Spinnereivorbereitung bekannten ersetzt werden kann, und zum Schluß eine
Ausgleichskammer angeordnet ist, die im allgemeinen mit Kreisluft in natürlilcher
Beschaffenheit ,arbeitet, die aber nach Bedarf auch mit Luftheizapparaten ausgerüstet
werden kann.
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Das Fasergut, welches nach dem beschriebenen Verfahren aus dieser
Anlage hervorgeht, ist nicht nur gleichmäßig durchgetrocknet, sondern enthält auch,
ohne daß es wieder befeuchtet werden müßte, seinen natürlichen Anfangsfeuchtigkeitsgehalt.