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Verfahren zur Herstellung von festen Gegenständen aus Torf durch Kochen
in Alkalilösungen Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von
festen Gegenständen aus Torf durch Kochen in Alkalilösungen.
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Es ist bekannt, Torfmull mit Alkalien zu behandeln, um daraus Ammoniak
bzw. die Salze von wasserlöslichen Säuren zu gewinnen oder um den Torf leicht entwässern
zu können, wobei die Torfmasse in jedem Fall nicht nur einer sehr hohen Temperatur,
sondern auch einem nicht unerheblichen Überdruck ausgesetzt wird. Hierbei wird naturgemäß
der Torf weitgehend chemisch verändert. Vor allem werden die in ihm enthaltenen
Kolloide zerstört.' Aus einer Torfmasse, die in solcher Weise behandelt ist, lassen
sich ohne die Hilfe besonderer Bindemittel keine sehr festen Körper herstellen,
sondern der Rückstand wird in der Regel brikettiert und als Brennstoff verwendet.
Demgegenüber werden erfindungsgemäß Gebrauchsgegenstände aus Torf hergestellt, die
sich durch eine sehr große Festigkeit, Härte und Widerstandsfähigkeit auszeichnen
und jedenfalls nicht spröde sind, sondern auch eine gewisse Elastizität besitzen.
Dieses Ziel ist dadurch erreicht, daß das Kochen des von Hümus und sonstigen Unreinigkeiten
befreiten Torfmulls in einer Ätznatron- und gegebenenfalls Schwefelnatriumlösung
in einem offenen oder mit einem.-Deckel verschlossenen Kessel unter Atmosphärendruck
und Erhaltung seines Kolloidgehaltes erfolgt, ferner der danach mit Wasser gewaschene
und zu einem dünnflüssigen Faserbrei verarbeitete Torfmull gleichfalls unter Erhaltung
seines Kolloidgehalts mit einer Salzsäurelösung -gegebenenfalls auch vor dem Ansetzen
des Faserbreis - behandelt wird und sodann daraus
nach Entfernen
der Säure feste Gegenstände nach dem bekannten Kautschverfahren gepreßt werden.
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Hierbei ist die Erhaltung des Kolloiz@tgehalts und in Verbindung damit
die schuJ-nende Behandlung der Torffasern von ent-` scheidender Bedeutung. Durch
das Zerreiben des Torfmulls werden nach der Alkalibehandlung die Lignite getrennt.
Dank der Erhaltung des Kolloidgehalts der Torfmasse trotz der Alkalibehandlung ist
es angängig, die Torfmasse nach. dem Kautschverfahren in feste Gegenstände von beliebiger
Gestalt zu formen; also das Kautschverfahren für einen Baustoff anzuwenden, für
den es bisher nicht anwendbar war.
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Die Behandlung des Torfmulls mit Salzsäurelösung dient dem Zweck,
die durch die vorangegangene Alkalibehandlung weich gemachte Faser wieder zu härten,
wobei aber im Gegensatz zu den vorbekannten Verfahren die Säurbehandlung erst nach
dem Kochen der Torffasern vorgenommen und derart ausgeführt wird, daß ebenso wie
bei der vorangegangenen Behandlung des Torfmulls dessen Kolloide erhalten bleiben.
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Auf die angegebene Weise lassen sich aus Torf feste Gegenstände herstellen,
in denen mindestens 35 °% derjenigen Fasermenge enthalten sein kann, die in dem
Torf ursprünglich vorhanden war, wobei die Fasern vorzugsweise die Form von Beta-Ligno-Cellulose
besitzen. Durch die erzielte Verfilzung der Torfmullfasern unterscheidet sich die
angegebene Torfverarbeitung wesentlich von allen vorbekannten Verfahren. Die auf
die angegebene Weise hergestellten Gegenstände sind leicht bearbeitbar. Sie können
genagelt, gebohrt und gesägt werden. Ihre Dichte ist dabei noch etwas kleiner als
die des Wassers.
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Die Zeichnung veranschaulicht mehrere Vorrichtungen, die bei der Verarbeitung
des Torfes in,der obengeschilderten Weise zweckmäßig verwendet werden.
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Der Torf wird zunächst in an sich bekannter Weise von Humus und sonstigen
Unreinigkeiten befreit und dann in einer Lösung von Natron (NaOH) und Schwefelnatrium
(Na, S) gekocht. Hierfür läßt sich eine ähnliche Einrichtung verwenden, wie sie
für die Verarbeitung von Espatogras bekannt ist.
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Die Abb. i der Zeichnung stellt eine solche Kocheinrichtung dar. -
In den Kessel i, unter dem sich die Feuerung befindet, ist ein Siebeinsatz eingehängt,
der einen Siebboden 2, ferner die Seitenwände 3 und ein etwa von der Mitte des Siebbodens
. aufsteigendes Rohr 4 umfaßt. Durch einen Deckel 5 kann gewünschtenfalls die Kochvorrichtung
abgeschlossen werden. Dieser Einsatz wird so in den Behälter i eingesetzt, daß zwischen
dem Boden des letzteren und dem Sieb :2 ein ausreichender Abstand verbleibt, um
den Um-:lauf der Kochflüssigkeit zu ermöglichen.
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@` .Der gereinigte Torfmull wird in den Ein-. ätz ? bis 4 gebracht,
während in den Be-1äIter i die oben, genannte Lösung eingefüllt ist. Unter dem Einfluß
der Wärme steigt die Lösung in dem Rohr 4 auf und durchfließt dann die Torfmasse
in ständigem Strom von oben nach unten. Die Kochzeit braucht nicht sehr lang zu
sein. Häufig werden io Minuten durchaus genügen.
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Statt den Torfmull mit der oben ange gebenen Lösung zu behandeln,
genügt es mitunter auch, ihn lediglich mit Natron im so,-,. Sodaverfahren wie bei
der Papierherstellung zu kochen oder stattdessen das gleichfalls in der Papierherstellung
bekannte Sulfitverfahren anzuwenden, bei dem der Torfmull mit Kalk und Schwefeloxyd
(SO,) behandelt wird.
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'Nach dem Kochen wird der Torfmull aus dem Einsatz 2 bis 4 entfernt
und einer Presse zugeführt, in der die anhaftende Lösung unter leichtem Druck entfernt
wird, worauf die Fasern des Torfmulls in einer Reibmaschine an sich bekannter Art
so aufgeschlossen werden, daß die Faserbündel aufgelockert und der hydralisierte
Lignit getrennt wird. Die durch den Preßvorgang zurückgewonnene Lösung wird beim
nächsten Kochen des Stoffes wieder verwendet.
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Von' der Reibmaschine wird der Stoff einer Waschanlage zugeleitet,
in der er bis zur vollständigen Reinigung heiß gewaschen wird. Abb.2 der beiliegenden
Zeichnung stellt in schematischer Weise eine hierfür geeignete Vorrichtung dar.
In dem Behälter 6 läuft die Trommel 7 um, die von der Welle 8 getragen wird. Der
Torfmull wird in die Trommel 7 eingebracht und schwimmt innerhalb der letzteren
in dem Wasser, das den Behälter 6 bis über die Welle 8 anfüllen kann. Durch den
Umlauf der Trommel 7 werden die Fasern in an sich bekannter Weise dauernd untergetaucht,
um sie dann von dem unteren Teil der Trommel aus wieder aufsteigen zu lassen. Statt
der eben beschriebenen Waschvorrichtung kann auch irgendeine andere verwendet werden,
in der das Wasser beispielsweise durch Pul'npen in Umlauf durch den Torfmull gehalten
wird.
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Nach dem Reinigen des letzteren wird dieser in einem mit Wasser gefüllten
Vorratsbehälter aufbewahrt. Durch einen Wasserzusatz von etwa 95 % wird er
vor dem Eintrocknen bewahrt.
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Wenn das in der vorbeschriebenen Weise vorbehandelte Fasergut weiterverarbeitet
werden soll, wird es dem Vorratsbehälter entnommen und mit Salzsäurelösung behandelt.
Die
Konzentration der letzteren richtet sich nach dem endgültigen Verwendungszweck bzw.
der gewünschten Härte des fertigen Gegenstandes. Am einfachsten ist es, den Stoff,
der dein Sammelbehälter entnommen ist, etwa 2o Minuten lang in einen mit Salzsäurelösung
gefüllten Bottich einzulagern. Nach der Herausnahme aus diesem wird der Stoff zur
Neutralisation der noch in ihm enthaltenen Säure gewaschen und schließlich mit einer
reichlichen, etwa 5o- bis zoomal größeren Wassermenge angesetzt, der im übrigen
zweckmäßigerweise schwefelsaure Tonerde beigegeben sein kann. Außerdem können dem
Wasserbad die im Papierherstellungsverfahren bekannten Imprägniermittel zugesetzt
werden, z. B. solche, die das fertige Erzeugnis wasserdicht machen, also z. B. Formaldehyd.
Man kann auch Farbstoffe und Füllmittel zusetzen u. dgl.
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Die weitere Verarbeitung des so gewonnenen Cellulosebreies erfolgt
in an sich bekannter Weise nach dem Kautschverfahren. Die Masse kann hierdurch zur
Herstellung der mannigfachsten Gegenstände verwendet werden, z. B. von glatten oder
gewellten Platten, Hohlplatten, Hohlkörpern, Kisten, Zahnrädern u. dgl. Je nach
dein erwünschten Erzeugnis sind die Maschinen, denen der Cellulosebrei zuzuführen
ist, und der aufzuwendende Pressendruck auszuwählen. Dabei wird der Cellulosebrei
in an sich bekannter Weise je nach der Stärke des herzustellenden Gegenstandes in
der Regel in mehreren Lagen aufgetragen, dann im Heißdruckarbeitsgang gepreßt und
schließlich getrocknet. Durch den letzteren Arbeitsgang tritt eine Schrumpfung des
Stoffes ein, wobei dieser die eingangs genannten Eigenschaften erhält.