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Einrichtung zum Wasserrösten von Bastfaserstengeln Bastfaserstengel,
wie Hanf, Flachs o. dgl., werden in den meisten Fällen vor der Verarbeitung einem
Röstprozeß unterworfen. Bekannt sind auch noch andere Verarbeitungsarten, z. B.
mechanisches Aufschließen der Stengel, jedoch bezieht sich die vorliegende Erfindung
nur auf eine bestimmte Art der Wasserröste.
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Die Wasserröste kann in verschiedener Art und Weise durchgeführt werden,
beispielsweise so, daß die Bastfaserstengel in der einfachsten Form auf ein Feld
gelegt und dort dem Einfluß des Regens oder des Taues ausgesetzt werden; jedoch
wird überwiegend das Rösten in sog. Röstgruben ausgeführt. Die Bastfaserstengel
werden von Vorratsplätzen her mittels Wagen o. dgl. an die Röstgruben gebracht,
in diese hineingelegt und müssen, da sie spezifisch erheblich leichter sind als
Wasser, durch Steine o. dgl. so beschwert werden, daß sie unter Wasser liegen. Nach
einer gewissen Zeit, die in kaltem Wasser etwa 2 bis q. Wochen beträgt, werden die
aufgelegten Gewichtssteine abgenommen, und die Hanf- oder Flachsstengel werden aus
der Röstgrube herausgenommen. Durch die Belastung des Rohfasergutes mit Steinen
o. dgl. wird eine außerordentlich große Arbeitsleistung notwendig, weil die Belastungssteine
etwa das zweieinhalbfache Gewicht der Faserstengel besitzen müssen und die Steine
sowohl in die Grube hinab- als auch aus der Grube herausgefördert werden müssen.
Es ist also allein zum Be- bzw. Entlasten etwa die fünffache Förder- ,oder Hubarbeit
zu leisten wie für das Verladen der Faserstengel selbst. Ferner liegen die Faserstengel
in den Röstgruben so, daß die Steine die Stengel zum größten Teil verdecken, wodurch
es schwierig wird, festzustellen, wie weit der Aufschließungsprozeß fortgeschritten
ist.
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Außerdem wird durch das Abladen der Hanf- bzw. Flachsstengel in der
Röstgrube, das Belasten mit den Steinen und das Aufladen der gerösteten Stengel
viel wertvolles Langfasergut vernichtet, welches nur noch minderwertiges Werg ergibt.
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Endlich läßt sich in Röstgruben eine gleichmäßige Röstdauer des Rohfasergutes
nicht erreichen. Nimmt man an, daß für das Füllen einer Röstgrube mit Wasser 6 Stunden
benötigt werden, so ist das zuunterst liegende Rohfasergut 6 Stunden früher dem
Einfluß der Röstflüssigkeit ausgesetzt, und beim Leerlaufen der Grube erhöht sich
dieser Unterschied nochmals um die Leerlaufzeit, also etwa. um weitere q, bis 6
Stunden. Da ferner das Hereinbringen und das Herausnehmen der Stengel auch etwa
je 6 Stunden dauert, so bleiben die zuerst eingebrachten Stengel um weitere io Stunden
etwa länger der Röstflüssigkeit ausgesetzt, so daß das zuunterst liegende Fasergut
in einer Röstgrube etwa i j bis 2o Stunden länger dem Einfluß der Röstflüssigkeit
ausgesetzt bleibt, wodurch sich ganz erhebliche Unterschiede in der Aufschließung.ergeben.
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Bekannt ist auch die Einbringung von die Bastfaserstengel . enthaltenden,
flüssigkeitsdurchlässigen Behältern in Röstkanäle, wobei die mit Fasergut bepackten
Behälter gegen den Auftrieb des Wassers durch Gegenhalteleisten
abgestützt
werden. Die Röstkanäle werden dann mit Wasser gefüllt, die Bastfaserstengel bleiben
eine gewisse Zeit in den Röstkanälen, und dann wird das Wasser wieder abgelassen.
Auch hierbei ergeben sich Unterschiede in der Röstzeit für die im Behälter unten
bzw. oben liegenden Stengel. Auch ist diese Art der Röste, bei der die mit den Stengeln
bepackten Behälter feststehen, bakteriologisch nicht befriedigend, da eine Förderung
des Gutes durch in verschiedener Stärke mit Bakterien angereicherte Wasserabschnitte
fehlt.
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Bekannt ist ferner eine Kanalroste, bei welcher mit Einzelgewichten
bepackte, flüssigkeitsdurchlässige Behälter, die mit dem Röstgut beladen sind, durch
Kanäle hindurchgeschwemmt werden, wobei das Frischwasser auf den fertig gerösteten
Flachs trifft, dort mit Bakterien angereichert wird und entgegen der Förderrichtung
der Behälter zu den mit frischem Gut bepackten Behältern hinströmt. Infolge der
außerordentlich umständlichen, nur von Hand auszuführenden und über die ganze Röstzeit
sich erstreckenden Arbeit des LTmpäckens der Einzelgewichte, die entsprechend der
Verminderung des Auftriebs von den Behältern dauernd abgepackt werden müssen, haben
sich diese Rösten nicht bewährt und sind durch Einbau von Scheidewänden in Bassinrösten
umgebaut worden.
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Die vorliegende Erfindung geht von solchen im Gegenstromprinzip arbeitenden
Kanalrosten aus und vereinfacht das Arbeiten mit solchen Einrichtungen dadurch,
daß sie das Auf- und Abladen der vielen Tausende von Einzelgewichten in Fortfall
bringt. Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Röstbehälter nach oben
und unten mittels Führungsrollen oder Räder an Gegenhalteleisten abgestützt sind,
so daß zu Anfang der Röstzeit der Auftrieb von der einen und gegen Ende der Röstzeit
die etwaige Absackung von der anderen Gegenhalteleiste aufgenommen wird, ohne daß
es irgendeiner Überwachung der Größe beider Kräfte bedarf. Die ganze Arbeit bei
der Flachsroste beschränkt sich auf diese Weise auf das Einsetzen der neuen Behälter
am einen Ende des Kanals, das Herausnehmen der fertig gerösteten Behälter am anderen
Ende des Kanals und die Förderarbeit, die deshalb außerordentlich leicht ist, weil
durch die Verwendung der Führungsrollen oder Räder die zu überwindenden Kräfte außerordentlich
klein sind.
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Ferner betrifft die Erfindung noch die besondere Ausbildung solcher
Einrichtungen, und zwar können erfindungsgemäß die Führungs- und Gegenhaltel-eisten
U-förmig ausgebildet sein und dabei die Laufräder der fahrbaren Behälter von oben
und unten umgreifen. Die Führungs- und Gegenhalteleisten können auch zwischen den
Schienen der Laufräder angeordnet sein und von mit den fahrbaren Behältern fest
verbundenen Rollen umjgv:ffen sein. Weiterhin kann bei Verwendung wöim- Röstkanälen,
die in Form schräger Ebenen endigen, die schräge Ebene `von solcher Länge und Neigung
sein, daß .die auf der Rampe stehenden, noch nicht oder noch nicht völlig dem Auftrieb
des Röstwassers ausgesetzten Behälter einen Druck ausüben, der mindestens so groß
ist wie die einer Fortbewegung der im Röstkanal befindlichen Behälter entgegenwirkenden
Reibungswiderstände. Endlich kann erfindungsgemäß am Einlaufende des Kanals eine
Stoßstange angebracht sein, deren Hub der Länge eines fahrbaren Behälters entspricht.
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Die Erfindung wird nachstehend an Hand einiger Ausführungsbeispiele
beschrieben und in ihren Vorteilen erläutert.
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Fig. i und 2 zeigen in Aufsicht bzw. Längsschnitt schematisch einen
Röstkanal mit Hebebühnen für die einzelnen Förderwagen, Fig. 3 einen Längsschnitt
mit Schrägeinlauf der Wagen.
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Fig. 4 und 5 zeigen in Seitenansicht bzw. in Aufsicht die Hebebühne.
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Fig. 6, 7 und 8 zeigen im Querschnitt die Anordnung der Führungs-
und Gegenhalteleisten.
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Die Vorrichtung besteht aus einem Röstkanal z, an dessen vorderem
und hinterem En@c Hebebühnen 2, 3 angeordnet sind, die im wesentlichen gleich ausgebildet
sind. Bezüglich der Hebebühne wird auf Fig. 4 und 5 verwiesen.
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Die Förderwagen für die Faserstengel bestehen, wie aus Fig. 4 und
Fig. 6 ersichtlich, aus einem Lattenboden 4 und einem Ladegestell 5 sowie einem
die quer zur Längsachse des Wagens gelegten Stengel festhaltenden Gestell 6, so
daß die Faserstengel von allen Seiten von dem Wasser umspült werden können. Die
Hebebühne 3 besteht aus einem Rost aus Profileisen, der durch einen Hubm0tOr"7 gehoben
und gesenkt wird. Die Wagen fahren in Richtung des Pfeiles A auf die Bühne 3, werden
abgesenkt, bis die Oberkante der auf der Hubbühne befestigten Fahrschiene 8 bündig
mit der Fahrschiene 9 auf der Sohle zo des Röstkanals liegt, und werden dann
vermittels des Motors i i und des Kettentriebes 12 sowie des Zahnrades 13 und der
Zahnstange 14 um eine Wagenlänge vorgeschoben, so daß der Wagen von der Hebebühne
3 herunterkommt und in den eigentlichen Röstkanal gelangt. Die Stoßstange 14 ist
zweckmäßig in einem Rohr 15 gelagert, und .am rückwärtigen Ende der Kanalwand
befindet sich ein Durchlauf 16, eine Überlaufwand
17 und ein Ausfluß
18, durch den das Röstwasser entweichen kann.
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Sobald die Wagen von der Hebebühne heruntergebracht sind, kommen sie
beispielsweise unter die in Fig. 6 dargestellte Vorrichtung zum Niederhalten der
Wagen. Diese besteht aus Querschienen ig und Längsträgern 2o, die zur Führung von
Rollen 21 dienen, die auf der Oberkante des die Faserstengel umschließenden Gestells
6 angeordnet sind; in Fig. 6a ist eine Seitenansicht auf diese Rollen und Leitschienen
dargestellt. Infolge des Auftriebs drücken die Rollen 2i von unten her gegen die
an den Längsträgern 2o angebrachten Leitschienen 22, wodurch die Wagen mit den Faserstengeln
unterhalb des durch die strichpunktierte Linie 23 dargestellten Wasserspiegels gehalten
werden.
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Nachdem die Wagen den Kanal durchlaufen haben, kommen sie auf die
Hebebühne 2 (Vig. 2), werden dort gehoben und, in Richtung des Pfeiles B weitergefördert.
Durch diese Art der Förderung wird jede Umladung oder Beschwerung durch Gewichte
o. dgl. verhindert.
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Fig.7 zeigt eine andere Lösung zur Aufnahme des Auftriebs.. Auf der
Kanalsohle io sind ()-Eisen 24. angeordnet, die so groß sind, daß sie die Räder
des Fahrgestells 5 beiderseitig umgreifen. Solange der Wagen Auftrieb hat, drücken
die Räder des Fahrgestells 5 von unten her gegen den oberen Flansch der EJ-Eisen
2q., so daß der Auftrieb der Wagen hierdurch aufgenommen wird und die Wagen unterhalb
des durch die strichpunktierte Linie 23 dargestellten Wasserspiegels bleiben.
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Fig. 8 zeigt eine beispielsweise andere Ausführungsform, bei der auf
dem Kanalboden io zwischen den Rädern [)-Eisen 25 o. dgl. angeordnet sind, zwischen
denen Rollen 26 laufen, die durch eine Zugstange 27 mit den Querträgern 28 der Wagen
verbunden sind; dabei «-erden diese Zugstangen 27 in der Mitte des Wagens oder vorn
und hinten"angeordnet.
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Fig. 3 zeigt eine andere Ausbildung des Einlaufs in den Röstkanal,
und zwar besitzt diese! Röstkanal eine schräge Einlauframpe 29 und eine Vorrichtung
30 zur Aufnahme des Auftriebs. Diese Vorrichtung ist in Fig. 3 in der Ausbildungsart
nach Fig. 6 dargestellt, kann jedoch auch entsprechend den Vorschlägen der Fig.7
und 8 ausgebildet sein. Die Förderung findet in Richtung des Pfeiles C statt, und
am Auslaufende kann der Kanal ebenfalls eine schräge Rampe oder einen Aufzug besitzen,
durch den die Wagen aus dem Kanal herausgefordert werden. Die Einlauframpe29 kann
so lang und schräg ausgebildet werden, daß das Gewicht der noch nicht dem Auftrieb
ausgesetzten und auf die vor ihnen befindlichen Wagen drückenden Förderwagen dazu
ausreicht, um die fahrbaren Behälter im Kanal um eine Wagenlänge vorzuschieben,
sobald am Auslaufende ein Behälter herausgenommen worden ist, daß also auf die im.
Kanal stehenden Behälter ein Druck ausgeübt wird, der mindestens so greß ist, wie
die einer Fortbewegung der im Röstkanal befindlichen Behälter entgegenwirkenden
Reibungswiderstände.
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Die vorstehend beschriebene Vorrichtung schont nicht nur das Röstgut
weitestgehend, sondern gestattet auch durch entsprechende Hindurchförderung der
Wagen durch den Röstkanal eine genaue und individuelle Regelung der Röstdauer, die
außerdem den Vorzug hat, daß das Röstgut vollkommen gleichmäßig lange dem Einfluß
des Wassers ausgesetzt ist; denn das Herabsenken bzw. Herausnehmen der Wagen dauert
nur wenige Augenblicke, so daß die hierbei auftretenden Ungleichheiten in der Röstdauer
eine völlig verschwindende Größe bedeuten. Ferner wird die unnötige-Hub- und Förderarbeit
der Belastungssteine vermieden, wodurch das Fasergut weitgehend geschont wird, da
nicht nur das Auflegen und Abnehmen der Steine selbst, sondern auch das Herumtreten
der Arbeiter auf dem Fasergut die Fasern schädigt. Da ferner das Fasergut -jederzeit
der Beobachtung zugänglich ist, kann gegebenenfalls der Röstprozeß durch Vergrößerung
oder Verringerung der Fördergeschwindigkeit verkürzt oder verlängert werden.
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Ferner gestattet die Anordnung des Röstkanals die Anwendung des Gegenstromsystems,
d. h. das am Ende bakteriologisch angereicherte Wasser wird entgegen der Förderrichtung
dem frisch zukommenden Fasergut zugeführt und übt bei den frisch eintretenden Gutmengen
gleich eine kräftige Wirkung aus.
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Es können auch in- bekannter Weise mehrere Kanäle nebeneinander angeordnet
sein, die gegebenenfalls durch je eine Hebebühne an den beiden Enden bedient werden
können, sofern die Hebebühne sich über die Breite mehrerer Kanäle erstreckt oder
quer beweglich ausgebildet ist.
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Zweckmäßig wird das Röstwasser in an sich bekannter Weise angewärmt,
da hierdurch eine erhebliche Verkürzung der Röstdauer erreicht werden kann.