DE64488C - Elektricitätszähler für Gleicti - und Wechselströme - Google Patents
Elektricitätszähler für Gleicti - und WechselströmeInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIF
KLASSE 21: Elektrische Apparate.
Elektricitätszähler für Gleich- und Wechselströme.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 25. September 1891 ab.
Die den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Vorrichtung gehört derjenigen Gattung
von Elektricitätszählern an, bei denen einem beweglichen Körper eine Geschwindigkeit ertheilt
wird, die der zu messenden Stromstärke proportional ist. Die bisher bekannten Elektricitätszähler
dieser Art besitzen gewöhnlich eine elektrische Kraftmaschine, deren Anker und Schenkel in geeigneter Weise in den zu
messenden Stromkreis eingeschaltet sind. Diese Maschine ist mit einer magnetischen oder
anderen Bremse verbunden, derart, dafs das Ganze eine dem Strom proportionale Geschwindigkeit
annimmt. In einem solchen Elektricitätszähler hat die Kraftmaschine eine Anzahl passiver "Widerstände zu überwinden, als
Zapfen-, Bürstenreibungen, den Luftwiderstand,, das Zählwerk zu treiben u. s. w., welche die
Bewegung derselben stören und zu beträchtlichen Ungenauigkeiten Veranlassung geben
können, besonders bei kleinen Geschwindigkeiten.
Bei dem vorliegenden Elektricitätszähler geht der zu messende Strom durch ein Elektrodynamometer
, und ■ die Kraftmaschine wird durch eine beliebige Stromquelle gespeist,
beispielsweise mittelst einer Abzweigung vom Hauptstrom aus. Die Geschwindigkeit dieser
Kraftmaschine wird durch einen Stromregler geregelt, der vom Elektrodynamometer beeinflufst
wird. Eine solche Anordnung gestattet, wie später nachgewiesen werden wird, alle vorhin angedeuteten Störungsursachen zu
vermeiden, welche der vorliegenden Gattung von Elektricitätszählern bisher noch anhaften.
Die Fig. 1 und 2 der beiliegenden Zeichnungen veranschaulichen den allgemeinen Aufbau
der Vorrichtung. Die leicht bewegliche senkrechte Welle A des Elektrodynamometers
ist an einem torsionslosen Faden aufgehähgt und kann sich um einige Grade verdrehen.
Diese Welle A trägt die bewegliche Rolle B aus feinem Draht und eine ringförmige Metallscheibe
D, vorzugsweise aus Kupfer, welche mit der Welle A durch entsprechend gebogene
Stangen F fest verbunden ist. / ist die feste
Rolle des Elektrodynamometers. In der Verlängerung der Welle A ist in derselben Achsrichtung
die Welle C angeordnet, welche zwei oder mehrere Magnete E von solcher Anordnung
trägt, dafs die Kraftlinien der von denselben gebildeten magnetischen Felder durch
die Scheibe D hindurchgehen. Die Welle C wird durch eine elektrische Kraftmaschine M
entweder durch Vermittelung eines Räderwerkes, wie dargestellt, gedreht, oder die Kraftmaschine
ist unmittelbar mit der Welle C verbunden. Bei der Drehung der Welle C werden
die in der Scheibe D auftretenden Inductionsströme letztere mit einer Kraft mitnehmen
, welche der Geschwindigkeit der Welle C genau proportional ist. Der durch
das Elektrodynamometer gehende Strom sucht die Welle A im Sinne des eingezeichneten
Pfeiles mit einer Kraft, die der Stromstärke proportional ist, zu drehen, und zwar ist die
Schaltung so gewählt, dafs die Drehung im entgegengesetzten Sinne zu der von den Magneten
E erzeugten gerichtet ist.
Wird somit durch ein beliebiges Hülfsmittel
die Geschwindigkeit der Welle C geregelt, derart, dafs die Welle A in jedem Augenblick
unter der Einwirkung der beiden Kräftepaare, dem des Elektrodynamometers und dem in
der Scheibe D durch die Inductionsströme er-' zeugten, im Gleichgewicht sich befindet, so
wird die Geschwindigkeit der Welle C stets· proportional der Stromstärke des das Elektrodynamometer
durchfliefsenden Stromes sein. Es genügt also, die Drehungen der Welle C
zu zählen, um ein Mafs für die vom Strom aufgewendete Arbeit zu erhalten. Zur Regelung
dient im vorliegenden Falle eine mit S, Fig. i, verbundene, später zu beschreibende
Vorrichtung, welche durch die Schwingungen von B beeinflufst wird und den Durchgang
des Stromes durch die Kraftmaschine M entsprechend ändert.
Das auf die Scheibe D wirkende magnetische Feld wird zweckmäfsig aus zwei Gruppen
kleiner V-förmiger Magnete E gebildet, wie aus Fig. 3 zu ersehen. Diese Magnetgruppe,
im vorliegenden Falle aus je vier Magneten bestehend, sind oberhalb und unterhalb der
Scheibe D angeordnet, so dafs ungleichnamige Pole einander gegenüberstehen und hier zweimal
vier magnetische Felder gebildet werden, deren Kraftlinien durch die Scheibe D gehen.
Jede Magnetgruppe ist an einer Nabe befestigt, die auf der Welle C behufs Regelung des Abstandes
der Gruppen stellbar ist. Diese Anordnung bietet den Vortheil, dafs man mit wenig magnetischer Masse eine durchgreifende
Wirkung erzeugen kann, und dafs bei Veränderung eines Magneten diese Aenderung sich
in der Regelung nur mit einem Bruchtheil geltend macht.
Die Kraftmaschine M besteht aus zwei festen Spulen N und drei beweglichen Spulen .ZV1,
welche auf einer eisernen Scheibe η der Ankerwelle W befestigt sind. Diese Spulen sind
mit drei Sammelschienen verbunden, auf welchen die Bürsten gleiten. Zur Vergleichmäfsigung
des Ganges ist auf der Welle m die Schwungscheibe V befestigt.
Die ganze Empfindlichkeit der Vorrichtung hängt von der Beweglichkeit der Welle A des
Elektro dynamometers ab. Um die Vortheile der Aufhängung der Welle mittelst eines
Fadens auszunutzen, . mufs derselbe so fein sein, dafs die Torsionswirkung vernachlässigt
werden kann. Um den Bruch des Fadens infolge von Stöfsen zu vermeiden und seine Streckung auszugleichen, kann die in Fig. 4
dargestellte Aufhängung Verwendung finden. Der vortheilhaft aus Silber bestehende Faden a
ist bei CL1 mit dem unteren Ende der hohlen
Welle A verbunden und bei a.2 an einem Zapfen A1 aufgehängt, der leicht in seiner
festen Hülse gleiten kann. Mit dem Zapfen A1
ist ein Arm Ai verbunden, wie auch aus Fig. 5 in oberer Ansicht zu sehen ist. Der untere
abgesetzte Zapfen «3, Fig. 1, der Welle A führt
sich in einem entsprechend festen Lager. Der Zapfen A1 wird durch eine Flachfeder A2 getragen,
deren Ende unter den Arm Ai fafst und die mittelst der Schraube A% so geregelt
wird, dafs der Arm A4 dicht unter den Kopf
der Stange a4 zu liegen kommt, welche durch
den Schlitz des Armes At reicht und an dem
gerändelten Knopf χ befestigt ist. Bei eintretenden Stöfsen biegt sich die Feder A2 und
der Faden α kann nur bis zu einer Spannung beansprucht werden, welche derjenigen der
Feder A0 gleich ist. Der Knopf χ ermöglicht
es, mittelst der Stange aA und des Armes A1
den Faden α mehr oder weniger zu verdrehen, wenn das Gleichgewicht gestört ist, so dafs der
Faden die Rolle B nicht beeinflufst, wenn kein Strom durch dieselbe fliefst, d. h. wenn
die Vorrichtung keinen Strom verzeichnen soll. Der Stromregler soll die Geschwindigkeit
der Kraftmaschine derart regeln, dafs die Welle A beständig sich im Gleichgewicht befindet,
und zwar soll er eine Verstärkung des Stromes hervorbringen, wenn die Wirkung
des Elektrodynamometers überwiegt, und eine Schwächung des Stromes im entgegengesetzten
Falle. Um übermäfsige Schwingungen zu ver-' meiden, müssen sich diese Veränderungen bei
der geringsten Bewegung der Welle A vollziehen. Dies wird durch ein genügend starkes
Schwungrad V einerseits und durch den aus Fig. 6 ersichtlichen Regler andererseits unter
fast vollkommener Vermeidung von Funken erzielt. Ein mit der Welle A verbundener
Stromschlufsansatz t, Fig. 6, nimmt bei den Schwingungen der Welle A den um Zapfen S1
drehbaren isolirten Arm 5 mit, indem er denselben, sei es bei t' t", berührt. Der Arm S
ist mit zwei biegsamen Federn s und sl verbunden,
deren freie etwas.ausgebogenen Enden bei der Schwingung des Armes S an' den
festen isolirten Stiften 1, 2 bezw. 3, 4 vorbeigleiten können. Der Stift 1 ist lediglich ein
Anschlag, die Stifte 2 und 3 sind über Widerstände R und R1, der Stift 4 ist unmittelbar
an die Kraftmaschine M angeschlossen. Die Widerstände können unter sich gleich grofs
sein. Von den beiden Federn ist s durch den Zapfen S1 mit der Stromleitung bei -J- unmittelbar
verbunden, während s1 an tl angeschlossen
ist. In der Mittellage des Armes 5 berühren die Federn s und s1 die Stifte 2
und 3, wie in Fig. 6 dargestellt. In der linken Lage berührt s den Stift 1 und s1 liegt noch
an 3. In der rechten Lage berührt s1 den Stift 4, während s noch an 2 liegt. Es ergiebt
sich also folgendes Schema für diese drei Lagen:
i. Linkslage
2. Mittellage
3. Rechtslage
s 2
s1 3
s 2
s1 3
s 2
Die verschiedenen, diesen drei Lagen entsprechenden Stromstärken sind in Fig. 7 schaubildlich
dargestellt. Wenn kein Strom durch das Elektrodynamometer fliefst, befindet sich
der Arm t und der Arm S in der Linkslage (2). Die Berührung zwischen t und t1
ist unterbrochen und es gelangt kein Strom zur Kraftmaschine M.
Dreht sich die Welle A- nach rechts, so entsteht
ein Stromschlufs zwischen t und tl und der Stromlauf bildet sich wie folgt:
+ A t /■! C1I ο 7?! Λ/Τ
Λι li L 1 Ä ) 3) Λ ; m "·
Der betreffende Werth der Stromstärke ist bei i, Fig. 7, den Schwingungen von A entsprechend , eingetragen. Gelangt der Arm S,
von Anschlag t mitgenommen, in die Stellung 2, so wird der Stromlauf:
A, t, t\ s\ 3, £
S1, s, 2, R
S1, s, 2, R
Da die beiden Widerstände einander gleich sind, so wird der Gesammtwiderstand also
nur R/2, der entsprechende Werth der Stromstärke ist bei 2, Fig. 7, eingetragen.
Nimmt endlich der Arm seine Rechtslage 3 ein, so werden die Widerstände R R1 eingeschaltet,
und der Stromlauf wird:
+ A, t, t\ s\ 4, M-.
Der entsprechende Werth der Stromstärke ist bei 3, Fig. 7, verzeichnet. Sobald nun die
Welle A aus dieser Lage 3 wieder zurück nach links schwingt, wird der Stromschlufs
zwischen t, i' unterbrochen, und es entsteht der Stromlauf:
+ S1, s, 2, R, M.
Die Stromstärke fällt somit plötzlich auf den Werth ι, bis der Arm 5 aus der Stellung 2
in die Lage 1 übergeht, in welcher der Strom wieder. Null wird. Infolge dieser Anordnung
ist also die Stromstärke immer gröfser während der Schwingung der Welle A nach rechts, als
während der entsprechenden Schwingung nach links, und die Unterbrechung des Stromes erfolgt
nur dann, wenn einer der beiden Widerstände R oder R1 eingeschaltet ist.
Bei der gewöhnlichen Thätigkeit der Vorrichtung führt die Welle A selbsttätig eine
leichte Schwingung aus und nimmt eine solche Lage ein, dafs die mittlere Stromstärke in der
Kraftmaschine diejenige ist, welche demselben die Geschwindigkeit ertheilt, bei welcher die
Welle A im ■ Gleichgewicht ist. Man kann aufserdem zur Verminderung der Funkenbildung
einen grofsen Widerstand ohne Selbstinduction im Nebenschlufs der Kraftmaschine verwenden.
Zum Messen dient ein beliebiger, von der Kraftmaschine bezw. der Welle C getriebener
Umdrehungszähler. Anstatt die Vorrichtung durch Veränderung des Abstandes der Magnete
von einander zu regeln, könnte man zu gleichem Zweck auch Widerstände in die nach dem
Elektrodynamometer führende Stromabzweigung einschalten oder das Uebersetzungsverhältnifs
zwischen Zählwerk und Kraftmaschine ändern. Fig. 8 zeigt die Verbindung der Vorrichtung
mit der Leitung, sowie den Stromlauf im Elektrodynamometer, Stromregler und Kraftmaschine.
Die beschriebene Vorrichtung besitzt eine Reihe von Vortheilen und kann mehrfach Abänderungen
erleiden.
1. Alle oben angegebenen passiven Widerstände werden durch die Kraftmaschine überwunden
und geben dieser keinerlei Veranlassung zu Ungenauigkeiten.
2. Welche Kraftwirkung auch das Elektrodynamometer ausüben mag, die Kraftmaschine
setzt sich in Bewegung, sobald zwischen t und f1 ein Stromschlufs eingetreten ist, und
zwar mit einer Kraft, welche theoretisch so grofs sein kann, wie es gewünscht wird.
3. Wenn infolge kleiner Veränderungen der Geschwindigkeit der Welle C die bewegliche
Rolle B anfängt zu schwingen, so veranlafst die von der Welle A zu überwindende Reibung
keine merkbare Störung, da sie bald eine Vergröfserung, bald eine Verminderung der Geschwindigkeit der Kraftmaschine herbeiführt.
Diese Schwingungen betragen aufserdem nur wenige Grade und verändern nicht bemerkenswerth die Proportionalität der Wirkungen
des Elektrodynamometers.
4. Die Magnete E können durch Elektromagnete E\ Fig. 9, ersetzt werden, welche für
gleichgerichtete Ströme hinter oder neben einander zur Rolle des Elektrodynamometers geschaltet
oder durch einen beliebigen Strom erregt werden können. Je nach der Sättigung der Kerne dieser Elektromagnete können zwei
Fälle eintreten.
Benutzt man genügend kleine Kerne, so dafs dieselben mit normaler Potentialdifferenz der
Klemmen der Vorrichtung gesättigt sind, so werden die Spannungsänderungen sehr wenig
das magnetische Feld verändern und die Vorrichtung wirkt, wie vorhin angegeben, als
Arbeitsmesser weniger genau, jedoch immerhin gleichmäfsiger.
Benutzt man hingegen so grofse Kerne, dafs das erzeugte Feld der Stromstärke proportional
ist, so werden die Angaben der Vorrichtung von jener Potentialdifferenz fast unabhängig
sein, besonders, wenn die Rolle B und die
Claims (4)
1. Ein Elektricitätszähler, bei welchem die Umdrehungsgeschwindigkeit des Zählwerkes,
entsprechend der Stärke des zu messenden Stromes, dadurch geregelt wird, dafs die
Bewegungsvorrichtung ein magnetisches Feld in Drehung versetzt, welches ■ durch eine
Kupferscheibe oder ähnliche Vorrichtungen auf die bewegliche Rolle eines elektrischen
Kraftmessers einwirkt, welcher Einwirkung diejenige der festen Rolle das Gleichgewicht
hält, während bei einer Störung des Gleichgewichtes ein Stromregler die Geschwindigkeit
der Bewegungsvorrichtung entsprechend ändert, so dafs durch letztere mittelst eines
Umdrehungszählers die elektrische Arbeit oder die verbrauchte Strommenge unmittelbar
gemessen werden kann.
2. Die Abänderung des durch Anspruch 1. gekennzeichneten
Elektricitätszählers in der Weise, dafs man die magnetischen Felder mit der Welle des Elektrodynamometers
verbindet und den leitenden Körper sich drehen läfst.
3. Bei dem durch Anspruch 1. gekennzeichneten Elektricitätszähler der Ersatz der
Magnete durch bewegte Luft oder Flüssigkeit, welche die Welle des Elektrodynamometers
von der durch die Kraftmaschine betriebenen Welle mitzunehmen sucht.
4. Bei dem durch Anspruch 1. bezw. 2. gekennzeichneten
Elektricitätszähler die Aufhängevorrichtung (Fig. 4) für die Welle (A), gekennzeichnet durch die mittelst Schraube
(A3) einstellbare Feder (A2), an deren freiem
Ende der die Welle (A) tragende Faden (a) mittelst des Zapfens (A1) aufgehängt ist.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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DE (1) | DE64488C (de) |
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