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Verfahren zur Herstellung mineralgegerbter Leder Mineralgegerbte Leder,
bei deren Herstellung die wasserlöslichen Salze des Zirkoniums als Gerbmittel verwendet
wurden, weisen einige Eigenschaften auf, die ihre Marktfähigkeit beeinträchtigen.
So trocknen sie z. B. nach dem üblichen Spülen und Fetten ziemlich hart auf; dieser
harte Griff wird zwar durch das nachträgliche Aufstollen verbessert, doch läßt .auch
das fertiggestellte Leder in dieser Hinsicht noch manches zu wünschen übrig. Ein
weiterer Nachteil besteht darin, daß die fertigen zirkongegerbten Leder eine etwas
gelbstichige Eigenfarbe besitzen, und zwar ist dieser Übelstand selbst bei Verwendung
reiner Zirkonsalze in der Gerbung und heller wasserlöslicher Öle zur Fettüng am
fertigen Leder zu beobachten.
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Es wurde nun gefunden, daß diese den zirkongegerbten Ledern noch anhaftenden
Mängel verhindert oder praktisch vollkommen beseitigt werden können, wenn man während
oder nach der Gerbung wasserlösliche nichtgerbende Salze aromatischer Carbon- oder
Sulfosäuren oder solche nichtgerbenden Säuren selbst, sofern sie wasserlöslich sind,
auf das Leder einwirken läßt. Es hat sich dabei weiterhin gezeigt, daß die verbessernde
Wirkung dieser aromatischen Verbindungen auf zirkongegerbte Leder steigt, wenn solche
Verbindungen verwendet werden, deren Molekül durch Verknüpfung mehrerer Kerne oder
durch Substitution, z. B. durch Chlor oder Hydroxylgrupp.en, beschwert ist..
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Während z.B. Benzoesäure nur einen geringen Effekt gibt, läßt sich
mit Dichlorbenzoesäure schon eine deutlich sichtbare Verbesserung der Lederqualität
in bezug auf Fülle und Lederfarbe erzielen. Beschwerung des Moleküls an Stelle mit
Chlor durch einen aromatischen Kern, z. B. einen Benzoylrest, wirkt ähnlich günstig.
Eine weitere erhebliche Steigerung läßt sich erzielen durch Anwendung hydroxylgruppenhaltiger
Verbindungen, wie Chloroxybenzoesäure oder Gallussäure. . Ähnlich liegen die Verhältnisse
bei den aromatischen Dicarbonsäuren. Während z. B. Phthalsäure praktisch noch nicht
in Frage kommt, stellen Dichlor- und Tetrachlorphthalsäure ganz hervorragende Hilfsmittel
dar, da sie neben einer Verbesserung der Lederfarbe, der Weichheit des Leders, der
Narbenbeschaffenheit und der Heißwasserbeständigkeit absolut lichtechte Leder liefern.
Auch hier zeigen die komplizierteren, z. B. die zweikernigen Moleküle, wie die Terephthalylbenzoesäure,
:eine hervorragende. Wirkung.
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Bei den aromatischen Sulfosäuren läßt sich eine ähnliche Abhängigkeit
der Wirkung von
der Konstitution feststellen. Die einfachen Sulfosäuren
des Benzols, Naphthalins, Anthracens zeigen eine verhältnismäßig geringe, aber immerhin
merkliche Wirksamkeit, die in einernz etwas weicheren Griff und einer Verbesserung.
der Fülle des Leders in Erscheinung tritt: Eine erhebliche Verstärkung der Wirkung
gegenüber diesen einfachen Sulfosäuren zeigen z. B. die Ligninsulfosäuren oder substituierte
Triphenylmethansulfosäuren, wie z. B. Tetrachlordioxytriphenylmethansulfosäuren.
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Die Behandlung kann in verschiedener Weise und in verschiedenen Stadien
der Gerbung erfolgen. So ist es beispielsweise möglich, die genannten Verbindungen
unmittelbar an Stelle der üblichen Abstumpfungsmittel, wie Natriumbicarbonat, zu
verwenden; sie können jedoch auch erst nach erfolgter Abstumpfung nachgesetzt werden;
eine weitere Möglichkeit besteht in einer Nachbehandlung der gegerbten Leder in
frischem Bade vor oder nach dem üblichen Spülprozeß. Dabei sind schon kleine Mengen
der aromatischen Verbindungen, die allein oder im Gemisch miteinander angewandt
werden können, ausreichend; durchschnittlich verwendet man etwa o,5 bis 5 %, bezogen
auf das Blößeng ewicht.
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In allen Fällen hat die Behandlung eine verbesserte Fettaufnahme und
eine Verbesserung der Lederqualität hinsichtlich Farbe, Weichheit, Fülle oder Griff
zur Folge.
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Es wurde zwar schon vorgeschlagen, mit Zirkonsalzen in Verbindung
mit synthetischen oder pflanzlichen Gerbstoffen zu gerben.
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Im Gegensatz dazu handelt es sich jedoch bei vorliegendem Verfahren
um die Veredelung von zirkongegerbten Ledern durch Mitverwendung wasserlöslicher
aromatischer Säuren bzw. Salze, die keine Gerbstoffe darstellen, d. h. die für sich
allein nicht imstande sind, die tierische Haut in marktfähiges Leder zu verwandeln.
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Beispiel i Gepickelte Kalbsblöße wird mit einerLösung von Kochsalz
und Zirkonsulfat bis zur guten Durchgerbung behandelt. Das so hergestellte Leder
wird mit i oo % Wasser und 5 0!o Naphthalin-i, 5-disulfosaurem Natrium i bis 2 Stunden
im Faß behandelt (die Prozentzahlen beziehen sich auf das Blößengewicht). Dann wird
das Leder gut gespült, gefettet, getrocknet, gespänt und gestollt. Man erhält ein
weißes Leder von verbesserter Fülle und hervorragender Lichtechtheit.
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Beispiel 2 Man verfährt wie in Beispiel i unter Ersatz des naphthalin-i,
5-dis,ulfosauren Natriums durch dieselbe Menge des Natriumsalzes von 2, 2''- Dioxy
- 3, 5, 3', 5' - tetrachlor - triphenylmethan-2"-sulfosäure. Hierdurch wird in noch
stärkerem Maße als gemäß Beispiel i die QWeichheit und der Weißton -des Leders ver-13ssert.
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Beispiel 3 Eine unter Verwendung von 8% Kochsalz und 7,8 % kristallisiertem
Zirkonoxychlorid in i oo % Wasser unter nachträglichem Zusatz von 6 % Natriumsulfat
durchgeführte Gerbung wird durch Zugabe von q. °'o ligninsulfosaurem Natrium ins
Gerbebad abgestumpft und wie oben beschrieben weiterbehandelt. An dem fertigen Leder
beobachtet man verbesserte Fettaufnahme, und es zeigt einen schönen vollen und «eichen
Griff.
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Beispiel Mit Schwefelsäure gepickelte Kalbsblöße wird unter Verwendung
von 8 0;o Zirkonsulfat gegerbt: nach erfolgter Durchgerbung stumpft man mit Natriumcarbonat
auf PH etwa gleich 3 ab, worauf das Leder in frischem Bad mit q. % Dichlorphthalsäure
2 Stunden gewalkt, über Nacht in dem Bade belassen, bis zur Erreichung eines pH
von 4,8 im Leder gespült, schließlich gefettet und, wie üblich, zugerichtet wird.
Man erhält ein in der Weichheit verbessertes Leder von rein weißer Farbe, trockenem
Griff und vorzüglicher Lichtechtheit.
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Beispiel 5 Man verfährt wie in Beispiel 4. unter Ersatz der Dichlorphthalsäure
durch Terephthalyl-2-b@enzoesäure. Fülle, Weichheit, Griff und Heißwasserbeständigkeit
des erhaltenenLeders sind gegenüber einem nicht nachbehandelten zirkonsulfatgegerbten
Leder bedeutend verbessert, die Lichtechtheit ist kaum geringer als die des nach
Beispiel q. hergestellten Produkts.
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Beispiel 6 Ein mit Zirkonsulfat gegerbtes Kalbsfell wird mit 5 0/0
2, 5-dichlorbenzoesaurem Natrium in i oo % Wasser nachbehandelt, wodurch nach dem
Spülen, Fetten und Auftrocknen eine Verbesserung der Fülle und der Weichheit des
Leders erzielt wird.
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Beispiel 7 Statt des in Beispiel 6 genannten dichlorbenzoesauren Natriums
kann mit demselben Erfolg das 4'-chlorbenzoyl-2-benzoesaure Natrium verwendet werden.
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Beispiel 8 Ersetzt man das dichlorbenzoesaure Salz in Beispiel 6 .durch
dieselbe Menge 5 - Chlor-2-oYybenzoesäure, so ist neben verbesserter
Fülle
ein schöneres Weiß und bessere Heißwasserbeständigkeit_ des nachbehandelten Leders
festzustellen.
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Beispiel Ein Stückeines unter Verwendung von 8 % Natriumsulfat und
2,5 % Zirkondioxyd (als Zr 0 C12 # 8 H20) in ioo % Wasser gegerbten Ziegenfells
wird in frischem, mit 2 % einer Mischung der Natriumsalze der Dichlor- und Tetrachlorphthalsäure
versetzten Bad 2 Stunden lang nachbehandelt und dann gut gespült, mit einem hellen,
wasserlöslichen Öl gefettet und an Stangen getrocknet. Während ein nicht nach vorliegendem
Verfahren nachbehandeltes, lediglich gespültes, gefettetes und getrocknetes Stück
stark schrumpft und hart auftrocknet, ist das nachbehandelte Leder viel weicher,
weißer und voller; die Lichtechtheit ist vorzüglich.
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Beispiel io Ein mit Zirkonoxychlorid gegerbtes, mit Natriumbicarbonat
abgestumpftes, 24 Stunden gelagertes und gespültes Ziegenfell wird mit einer Lösung
von 2 % tetrachlorphthalsaurem Natrium behandelt: Nach dem Spülen, Fetten und .Trocknen
zeigen sich ähnliche Unterschiede gegenüber einem nicht nachbehandelten Leder wie
in Beispiel 9.