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Herstellung von Leder Es wurde gefunden, daß man ausgezeichnete Leder
mit festem, glattem Narben und weichem, vollem Griff erhält, wenn man Häute mit
Lösungen solcher einkerniger oder vorzugsweise mehrkerniger Eisenkomplexverbindungen,,
bei denen in die zweite Schale des Komplexes Säurereste eingelagert werden können,
in Gegenwart von ei;nlagerwngsfähigen Säuren oder deren ldslichen Salzen behandelt,
wobei die einlageriingsfähigen Säuren oder Salze in solchen Mengen zur Einwirkung
;gelangen, daß die Eisenkomplexverbindungen sowohl auf die basischen als auch die
sauren Stellen der Haut gerbend wirken.
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Zur Einlagerung geeignet sind - mehrwertige, besonders zweiwertige
Säuren oder deren wasserlösliche Salze, z. B. Schwefelsäure, Malonsäure, Weinsäure,
Citr onensäure, Oxalsäure, Phthalsäure und deren Salze. Auch Phosphorsäure und deren
Salze, z. B. sekundäres Natriumphosphat, können mit Vorteil verwendet werden. Als
Eisenkomplexverbindungen, die in der ,genannten Weise zweischalige Komplexe zu bilden
vermögen,.kommen z. B. solche in Frage, die durch Umsetzung von Eisenchlorid. mit
Alkalisalzen schwacher organischer Säuren, z. B. Ameisensäure, Essigsäure, Oxysäuren,
wie Milchsäure und Amino-säuren, in wäßriger Lösung entstehen, beispielsweise auch
die nach Patent 639787 zu verwendenden stickstoffhaltigen Komplexsalze.
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Bei der Einlagerung der Säurereste in den Komplex bilden sich häufig
Verbindungen, in denen der Eisenkomplex die entgegengesetzte Ladung hat als in den
ursprünglich angewandten K omplexverbindungen. Beispielsweise erhält
man
aus der einfach positiv geladenen kationischen Hexaacetatodioxytriferribase
durch Einlagerung von vier Sulfatresten in zweiter Sphäre eine siebenfach negativ
ge= ladene Säure der ZusammensetzunL'
Derartige mehrkernige komplexe Eisensäuren ermöglichen es, auch die basischen Stellen
der Haut durch Eisenverbindungen abzusättigen. Man verwendet die sich in zweiter
Sphäre in den Komplex einlagernden Stoffe vorteilhafterweise in solchen Mengen,
daß das Verhältnis der in der Gerbflotte vorhandenen komplexen Eisensäure und -base
ungefähr dem Verhältnis der basischen und sauren Stellen der Haut entspricht.
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Man kann die zur Einlagerung in zweiter Sphäre befähigten Säuren oder
Salze den ursprünglichen kationischen Eisenkomplexsalzen in der Gerbflotte selbst
zusetzen, oder man kann sowohl diese wie auch.die anionischen zweischaligen Komplexsalze
durch gemeinsames Auflösen der Komponenten in der Gerbfl@otte entstehen lassen.
Man kann auch verschiedene Salze und Säuren gleichzeitig einlagern und verschiedene
kationische Eisenk omplexsalze einwirken lassen.
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Die Gerbung verläuft schnell und gleichmäßig; die Blößen brauchen
nach der Gerbung nicht neutralisiert zu werden, da sie unmittelbar nach der Gerbung
gegen heißes Wasser schwellbeständig sind. Nach dem Spülen in warmem Wasser können
sie mit den üblichen Fettemulsionen durch Lickern gefettet und in der üblichen Weise,
beispielsweise als Eahlleder, zugerichtet werden. Das Leder trocknet weich und voll
auf. Man kann das erhaltene Leder gewünschtenfalls mit den in der Gerberei allgemein
gebräuchlichen Nachbehandlungsmitteln weiterbehandeln.
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Es ist zwar schon vorgeschlagen worden, stickstoffhaltige Eisenkomplexverbindungen
zum Gerben zu verwenden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die besonderen zweischaligen
Komplexverbindungen, wie sie für die vorliegende Erfindung anzuwenden sind. Der
dadurch gebrachte technische Fortschritt liegt darin, daß man wesentlich weicheres
Leder erhält und eine bessere und gleichmäßigere Durchgerbung erzielt. Eine solche
ist aber bekanntlich sehr wichtig, damit da$ Leder gut lagerfähig bleibt.
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Die Erfindung -wird durch die nachstehenden Beispiele weiter erläutert.
Die angegebenen Teile sind Gewichtsteile. Beispiel r, ioo Teile in üblicher Weise
gepickelte Rindsblöße werden mit einer Lösung von foo Teilen Wasser, i 2 Teilen
Hexaacetatodioxybicarbamidotriferrichlorid, 3 Teilen wasserfreiem Natriumsulfat
und i Teil 96prozentiger Schwefelsäure bis zur völligen Durchgerbung der Blöße im
Faß .bewegt. Dies dauert je nach der Stärke der Blöße 8 bis 2o Stunden. Man erhält
ein Leder von gleichmäßigem Schnitt und festem, glattem Narben, das ohne Nachbehandlung
schwellbeständig ist. Nach dem Lagern über Nacht wird das Leder in Wasser von 3o°
1/2 bis i Stunde lang gespült, gefettet und in üblicher Weise als Fahlleder zugerichtet.
Das so@ erhaltene Leder trocknet sehr weich' auf und hat eine schöne, helle Farbe.
Beispiel e ioo Teile in üblicher Weise gepickelte Rindsblöße werden mit einer Lösung
von 5,y Teilen -wasserfreiem Eisenchlorid, 5,8 Teilen -wasserfreiem Natriumacetat,
2,5 Teilen Harnstoff, 3,5 Teilen wasserfreiem Natriumsulfat und i Teil 96prozentiger
Schwefelsäure in iooTeilen Wasser bis zur völligen Durchgerbung gewalkt. Das Leder
wird unmittelbar nach der Gerhung gespült, gefettet und zugerichtet. Man erhält
ein ähnliches Leder wie nach Beispiel i. Beispiel 3 ioo Teile in üblicher Weise
gepickelte Rindsblöße werden mit einer Lösung von 12 Teilen Hexaacetatodioxybicarb,amidotriferrichlorid,
3 Teilen Kaliumoxalat und o,5 Teilen 96prozentiger Schwefelsäure in ioo Teilen Wasser
8 bis 2o Stunden lang gewalkt. Nach der Durchgerbung lagert man das Leder einen
Tag, spült 1/2 Stunde lang bei 30°, fettet und richtet in gewohnter Weise zu, wobei
man ein Leder von schöner, heller Farbe erhält. Beispiel q. Man verfährt wie in
Beispiel 3 beschrieben, jedoch unter Ersatz des Kaliumoxalates durch 3,5 Teile sekundäres
Natriumphosphat. Nach dem Spülen, Fetten und Zurichten erhält mari ein Leder, das
besonders in den Seiten sehr voll ist. Beispiel 5 ioo Teile mit o,7 `reileiL 96prozentiger
Schwefelsäure gepickelte Kalbsblöße werden mit einer Lösung von 8 Teilen Hexaacetatodi-.oxytrica.rba.midotriferrichlorid,
2 Teilen phthalsaurem- Natrium und o,5 Teilen 96prozentiger
Schwefelsäure
in ioo Teilen Wasser 8 Stunden lang im Faß gewalkt. Nach dieser Zeit ist die Blöße
unter Erschöpfung der Gerbflotte durchgegerbt. Nach dem Spülen, Fetten und Stollen
trocknet das Leder weich auf.
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Beispiel 6 iooTeile in üblicher Weise-unter Verwendung von i Teil
96prozentiger Schwefelsäure gepickelte Rindsblöße werden mit einer Lösung von i
5 Teilen Hexaformiatodioxytriferrichlorid, 3 Teilen Natriumsulfat und o,9 Teilen
96prozentiger Schwefelsäure in ioo Teilen Wasser bis zur völligen Durchgerbung im
Faß gewalkt. Man erhält ein Leder von gleichmäßigem Schnitt, das nach dem Spülen,
Fetten und Stollen weich auftrocknet und in üblicher Weise als Fahlleder zugerichtet
werden kann.