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Verfahren zur Herstellung eines Schlafmittels aus Paraldehyd Der bisher
als Schlafmittel benutzte flüssige Paraldchyd wird wegen seines üblen Geschmacks
und scharfen Geruchs von den meisten Kranken abgelehnt. Es besteht daher ein Bedürfnis,
dieses Mittel in einer Form anzuwenden, bei der es in eine wohlschmel,-kende Hülle
eingehüllt und so geschluckt werden kann, daß der üble Geschmack gar nicht
oder nur kurz zur Geltung kommt. Hierdurch wird der Anwendungsbereich des billigen
und harmlosen Schlafmittels Paraldehyd außerordentlich erweitert.
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Paraldehyd ist bei Zimmertemperatur flüssig und außerordentlich reaktionsträge,
so daß es bisher noch nicht gelungen ist, Paraldehyd in eine nicht flüssige Form
überzuführen, aus der er im menschlichen Körper leicht wieder abgespalten wird.
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Die Erfindung sucht die Aufgabe der Überführung des Paraldehyds in
eine für seine Verwendung als Schlafmittel angenehme Form dadurch zu lösen, daß
die Lage des Schmelzpunktes (+ 12,5 ') und des Siedepunktes (+ 124')
dazu ausgenutzt wird, tun ihn zwar nicht in eine feste Verbindung überzuführen,
aber in der Form feinster Teilchen einem Körper einzuverleiben, der bei neutraler
oder angenehmer Geschmackswirkung eingenommen werden kann und im menschlichen Körper
leicht aufgeschlossen wird. Es wird also die Tatsache benutzt, daß Paraldehyd durch
Ab-
kühlen unter Zimmertemperatur zum Erstarren e olebracht werden kann und
in dieser auf physikalischem Wege erzeugten festen Form eine gleichmäßige
Emulgierung mit einem neutral oder angenehm schmeckenden Körper ermöglicht.
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Die Erfindung besteht darin, daß durch Abkühlen erstarrter, fein zerkleinerter
Paraldehyd bei einer unter dessen Erstarrungspunkt liegenden Temperatur mit Eiweiß,
Eigelb o.dgl. gemischt und die Mischung in geeigneter Weise zur Gerinn-Ling gebracht
wird. Bei Verwendung von Hühnereiweiß als Kolloid entsteht so eine weiße Paste,
in der der Paraldehyd in winzigen Tropfen verteilt ist, die sich aus den einzelnen
Kristallbruchstücken bilden. Die Masse behält nach der Gerinnung die Konsistenz
von geronnenem Eiweiß und kann eingenommen werden, ohne daß die unangenehmen Empfindungen
auftreten, die beim Schlucken von flüssigem Paraldehyd unvermeidlich sind. Die Paste
kann in Oblaten, Zuckerguß oder andere scl-iützende Körper eingehüllt werden, so
daß wohlschmeckende Tabletten, Bonbons oder konfektartige Formen entstehen, die
als Schlafmittel bei angenehmer Geschmackswirkung An Stelle eingenommen von, Eiweiß
werden können können auch andere '
geeignete Stoffe, z.B. Eigelb, verwendet
werden. Das Verfahren kann beispielsweise in folgender Weise ausgeführt werden.
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Kleine Mengen von Paraldehyd werden in einem Glas- oder Porzellangefäß
mit Hilfe' einer Kältemischung oder anderen Mitteln
zurn Gefrieren
gebracht und dann bei einer unter 12,5' liegenden Temperatur fein zerkleinert. Dies
läßt sich unschwer sowohl mit. der Hand iin Mörser als auch mit irgend,'-» einem
geeigneten Gerät ausführen. as:, 0
entstandene Paraldehydpulver wird in
ü
eiweiß eingetragen, das ebenfalls unt r deiY# Schmelzpunkt des Paraldehyds
gekühlt ist. Durch gründliches Rühren wird für eine feine Verteilung des Paraldehydpulvers
im Eiweiß gesorgt. Beim Rühren ist darauf zu achten, daß möglichst wenig Luft in>
die Eiweißinasse eingerührt wird, damit nicht Schaum entsteht, sondern lediglich
eine Aufschlämmung der fein zerpulverten Paraldehydkristalle in der Eiweißmasse.
Es wird so viel Paraldehyd eingetragen, als in der Eiweißmasse längere Zeit in Schwebe
gehalten werden kann. Mit dem Eintragen wird aufgehört, sobald sich während des
Rührens Paraldehyd am Gefäßboden abzusetzen beginnt. Das Eiweiß mit dem eingerührten
Paraldehyd wird dann unter fortwährendem Rühren oder Anwendung anderer das Absetzen
der Paraldehydkristalle verhindernder Mittel so schnell wie möglich auf eine Temperatur
erhitzt, die unter dem Siedepunkt des Paraldehyds, und zwar möglichst weit unter
124' liegt. Dies ist erforderlich, um ein Aufschäumen der Masse zu verhindern. Die
Temperatur muß aber anderseits hoch genug sein, um das Eiweiß gerinnen zu lassen.
Als. geeignetste Temperatur erwies sic eine solche von 105 bis iio'.
. Es empfiehlt sich, jeweils nur möglichst kleine Mengen der Mischung in
geeigneten Gefäßen, z. B. kleinen Porzellantiegeln mit Deckel oder Gläschen mit
eingeschliffenen Deckeln, zu erhitzen. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen,
daß die Tiegel in ein entsprechend erwärmtes ölbad oder Wasserbad eing gesetzt werden.
Das Erhitzen in kleinen Mengen be-
wirkt, daß die Erwärmung sofort durch die'
ganze Masse geht und die Gerinnung gewissermaßen mit einem Schlag in der ganzen
Masse erfolgt. Es entsteht eine weiße Eiweißpaste, in der winzige Paraldehydtropfen
eingeschlossen sind. Diese Tropfen bilden sich aus den einzelnen Kiistallbruchstücken.
Diese Bruchstücke, von denen jedes mit einer Eiweißhaut umgeben ist, schmelzen,
sobald die ganze Masse wieder auf Zimmertemperatur erwärmt wird. Die Masse behält
aber die Konsistenz geronnenen Eiweißes. Das Gerinnen des Eiweißes kann außer durch
Erwärmen auch mit Hilfe eines Fäl-,lungsmittels vorgenommen werden. EineAus---führungsform
dieses Verfahrens besteht darin, '-#Äß man der Aufschlämmung des fein zerweiß Alkohol
.A#ilten Paraldehyds in Hühnerei zusetzt. Die hierbei eintretende Fällung hat. gegenüber
der Fällung durch Erwärmung den Vorteil, daß sie weniger in einzelnen Klumpen, sondern
mehr häutchenartig vor sich geht und eine homogene, schwammartige, mit Paraldehyd
vollgesogene Masse ergibt.
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Eine dritte Ausführungsform des Verfahrens besteht darin, daß zunächst
die Oberfläche der Paraldehyd-Eiweiß-Mischung mit wenig Alkohol gefällt und dann
die Fällung der übrigen Masse durch Erwärmen herbeigeführt wird. Die durch Alkohol
gebildete Haut.verhindert, daß während des Erwärmens vor der Gerinnung der Aldehyd
in kleinen Mengen austritt.
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je feinem die Zerkleinerung des gefrorenen Paraldehyds ist,
desto leichter läßt sich der Paraldehyd beim Schmelzen innerhalb des Kolloids in
der Schwebe halten und dadurch allseitig umschließen, ohne daß sich der Paraldehyd
vor der vollständigen Gerinnung am Boden absetzt.