-
Verfahren zur Wiedergewinnung von reinem Papierstoff aus mit Rußfarbe
bedrucktem Altpapier Zur Wiedergewilurung von reinem Papierstoff aus mit Rußfarbe
bedrucktem Altpapier sind bereits eine ganze Reihe. von Verfahren bekannt. Es ist
empfohlen worden, dies Ziel zu erreichen durch Aufschließen des bedruckten Papiers
mit alkalisch wirkenden Mitteln und nachfolgendes Entfernen der in der Masse verbliebenen
Bestandteile der Druckfarbe durch Auswaschen des Papierfaserbreis nlit Wasser oder
durch Ausschütteln mit organischen Lösungsmitteln. Auch hat man versucht, den in
der . Druckerschwärze entlialtenen Firnis mit organischen Lösungsmitteln herauszulösen
und den im Gemisch mit dem Papierbrei verbliebenen Ruß mit Wasser abzuschlämmen.
rille diese Verfahren arbeiten aber nicht zufriedenstellend und erwiesen sich als
zu umständlich und zu teuer. Es sei hier noch erwähnt, daß die Papiermasse durch
Behandeln mit Alkalien eine unerwünschte Gelbfärbung bekommt, welche die Weiterverarbeitung
auf Weißpapier erschwert oder gar verhindert.
-
Da es- bisher unmöglich war, Rußfarbe vollständig vom Papier zu entfernen,
hat man auch vorgeschlagen, bleichbare Farben zum Drucken zu verwenden, deren färbende
13estandteile aus Braunstein oder organischen 1#arbstoffen bestellen und die durch
scllwc:flige Säure, Chlor oder andere Bleichmittel entfärbt werden können. Gemäß
der vorliegenden Erfindung handelt es sich jedoch nrir um die Entfernung der fast
ausschließlich zum Drucken verwendeten Rußfarbe.
-
Es ist ferner bekannt, daß beim Kochen der Fasermasse mit Wasser die
Druckfarbe erweicht wird, sich zum Teil von der Faser ablöst und aus dem Brei an
die Oberfläche emporsteigt. -Neben chemischen Einwirkungen ist also physikalischen
Vorgängen eine große Bedeutung zur Erreichung des vorgesehenen Zieles beizumessen.
-
Es wurde nun gefunden, daß diese physikalische Reiiiigungäwirkung
wesentlich gesteigert wird, wenn man dem Wasser zum Aufkochen der zerfaserten, mit
Rußfarbe bedruckten, in einem offenen Gefäß befindlichen Altpapiermasse geringe
Meligen saurer Salze oder dichtflüchtiger anorganischer oder organisc@er Säuren
zusetzt. Die abgeschiedene-Druckfarbe kann alsdann auf einfache Weise durch Abschlämmen
auf Sieben nach bekanntem Verfahren entfernt «erden.
-
Wenn auch hierdurch einerseits, als die Wirkung steigernd, der Verschiebung
in den spezifischen Gewichtsverhältnissen innerhalb der Ansatzre lasse eine Bedeutung
zuzuerkeilncn ist, so kann man auch andererseits ganz besonders deutlich crheunen,
daß im Gegensatz zu den Erscheinungen bei Verwendung
alkalisch reagierender
Mittel sich diese Wirkung ähnlich -erweist der Scheidung einer Emulsion üi Schichten
durch das bekannte Hilfsmittel des Zusatzes eines Elektrolyten. Alkalisch reagierende
Mittel dagegen verseiten den in der Druckfarbe enthaltenen Firnis und begünstigen
dadurch die an sich schon emulsionsartige Verbundenheit zwischen abgelösten Druckfarbebestandteilen
und Papierfasern, d. h. die gleichmäßige feinste Verbindung durch Adsorption der
genannten Bestandteile auf der gewaltigen Oberfläche des Papierfaserbreis.
-
Es ist zwar ferner bekannt, Altpapier mit Sulfitlauge zu behandeln.
Es handelt sich aber hier nicht um die Entfernung der Druckfarbe, sondern um die
Herstellung holzfreien Papiers aus holzhaltigem Papier. Dementsprechend arbeitet
man bei hohen Temperaturen, - hohen Drucken, hoher Konzentration und langer Einwirkungsdauer.
Es ist lediglich eine Anwendung des Sulfitzellstoffverfahrens, bei dem als Rohstoff
nicht Holz, sondern holzhaltiges Papier verwendet wird. Nach diesem Verfahren muß
man, um gleichzeitig die Druckfarbe zu entfernen, die Papiermasse mit alkalischen
Mitteln vorbehandeln, die, wie erwähnt, eine Vergilbung der Faser bewirken.
-
Nach einem anderen bekannten Verfahren wird u. a. auch Calciumbisulfit
verwendet, aber nur im Gemisch mit Calciumhydroxyd und Borax in solchen Mengenverhältnissen,
daß man .ein schwach alkalisch reagierendes Mittel erhält.
-
Weiterhin ist vorgeschlagen worden, die Altpapiermasse mit der Aufschließungsilüssigkeit
durch Einblasen von Gasen in Bewegung zu versetzen. Neben Sauerstoff, Wasserstoff,
Chlor und Ammoniak wird auch schweflige Säure angegeben. Abgesehen von dem vollkommen
anderen Verwendungszweck der schwefligen Säure in diesem Falle, fällt schweflige
Säure nicht unter das vorliegende Verfahren, da sie mit Wasserdampf leicht flüchtig
ist.
-
Ein anderes Verfahren zur Trennung von Abfallfaserstoffen aller Art
von Verunreinigungen verwendet u. a. auch saure Mittel, je-
doch nur in Verbindung
mit organischen, mit Wasser nicht mischbaren Flüssigkeiten. Zur Ausführung des Verfahrens
ist eine außerordentlich umständliche Vorrichtung erforderlich. Außerdem finden
hierbei die sauren Mittel keine Anwendung auf die Entfernung von Druckfarbe von
den Papierfasern,- sondern dienen zur Entfernung anderer. Verunreinigungen. Zur
Entfernung von Druckfarbe wird nach dem bekannten Verfahren mit alkalischen Flüssigkeiten
unter Druck gekocht. Schließlich hat man zur Reinigung von Altpapier auch schon
bei der Herstellung von Zellstoff anfallende Sulfitablauge verwendet. Diese Lauge
enthält zwar neben vielen Verunreinigungen und etwa 12 % organischen Bestandteilen
(Lignin und Harz) auch Bisulfit. Aber abgesehen davon, daß diese dunkelbraune klebrige
Flüssigkeit große Mengen neuer Verunreinigungen in die zu reinigende Papiermasse
bringt, verhindert der hohe Gehalt an kolloidalen organischen Bestandteilen durch
seine emulgierende Wirkung die Abscheidung der Druckfarbe und erschwert selbst das
Auswaschen mit Wasser durch starke Schaumbildung.
-
Im Gegensatz zu all diesen Verfahren wird durch Kochen der mit Rußfarbe
bedruckten Altpapiermasse ohne Anwendung von Druck und unter Verwendung reiner verdünnter
Lösungen von Säuren oder sauren Salzen eine überraschend leichte Abscheidung der
Druckfarbe erzielt, die danach abgeschlämmt wird.
-
Auf Grund dieser neuen Erkenntnisse konnte somit ein. Verfahren geschaffen
werden, welches infolge seiner größten Einfachheit allen anderen bisher zu gleichem
Zwecke bekanntgewordenen Verfahren gegenüber eine überragende technische Wirkung
aufweist, dem im übrigen gleichzeitig die wirtschaftliche Überlegenheit des Verfahrens
gegenüber anderen bekannten Verfahren beigesellt ist. Beispiel I iookg zerfasertes,
mit Rußfarbe bedrucktes Altpapier werden mit einer Lösung von --kg Natriumbisulfit
in 2ooo 1 Wasser etwa io Minuten lang in einem offenen Gefäß gekocht und der Papierbrei
auf einem Sieb mit Wasser ausgewaschen. Beispiel 2 iookg zerfasertes, mit Fußfarbe
bedrucktes Altpapier werden mit 2ooo 1 o, i %iger Schwefelsäure in einem offenen
Gefäß gekocht und die Fasermasse auf ,einem Sieb mit Wasser ausgewaschen. Beispiel
3 iookg zerfasertes, mit Rußfarbe bedrucktes Altpapier werden mit 20001 o,i%iger
Oxalsäure in einem offenen Gefäß gekocht und die Fasermasse auf einem Sieb mit Wasser
ausgewaschen.
-
In allen diesen Fällen erhält man einen rußfrcien Papierstoff, der
mit den in der Papierfabrikation üblichen Zusätzen an Füllstollen zu vollkoulmen
weißem Papier und Karton verarbeitet werden kann.