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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Generierung eines
Muteins des humanen neutrophilen gelatinase-assoziierten Lipocalins (hNGAL), des
Ratten α2-mikroglobulin-verwandten Proteins (A2m) oder des Maus
24p3/Uterocalins (24p3), wobei dieses Mutein eine detektierbare
Affinität
für ein
gegebenes Target aufweist, sowie ein Mutein für jedes dieser drei Proteine,
das durch dieses Verfahren erhältlich
ist. Die Erfindung betrifft ferner Nukleinsäuren, die solche Muteine kodieren,
eine pharmazeutischen Zusammensetzung, die ein Mutein der Erfindung
umfasst, sowie verschiedene Verwendungen des Muteins des humanen neutrophilen
gelatinase-assoziierten
Lipocalins, des Ratten α2-mikroglobulin-verwandten Proteins (A2m)
und des Maus 24p3/Uterocalins (24p3).
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Die
Lipocaline (Pervaiz and Brew, FASEB J. 1 (1987), 209-214) sind eine
Familie kleiner, oft monomerer sekretorischer Proteine, die aus
verschiedenen Organismen isoliert wurden, und deren physiologische
Rolle in der Speicherung oder im Transport verschiedener Targets
liegt, zum Beispiel Retinol oder Pheromone, sowie in komplexeren
biologischen Funktionen, wie zum Beispiel Geschmack und Geruch oder
die Prostaglandinsynthese (Übersichtsartikel
zum Beispiel von Flower, Biochem. J. 318 (1996), 1-14). Die Lipocaline
zeigen eine relativ geringe wechselseitige Sequenzähnlichkeit,
und ihre Verwandtschaft als strukturelle Proteinfamilie wurde zunächst mittels
Röntgenstrukturanalyse
aufgeklärt
(Sawyer et al., Nature 327 (1987), 659).
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Typische
Targets von Lipocalinen sind lipophile Substanzen mit geringem Molekulargewicht,
wie zum Beispiel Retinoide, Fettsäuren, Cholesterine, Prostaglandine,
Biliverdine, Pheromone, Geschmacksstoffe und Geruchsstoffe (Flower,
Biochem. J. 318 (1996), 1-14; siehe auch Kjeldsen, Biochimica et
Biophysica Acta, 1482 (2000), 272-283). Ein typisches Tatget für Lipocaline
ist Vitamin A im Falle des Retinol- Bindeproteins (Rbp) sowie β-Laktoglobulin
(Papiz et al., Nature 324 (19986), 383-385).
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Antikörper, i.e.
Immunoglobuline, sind ein klassisches Beispiel für Proteine, die Targets über eine nicht-kovalente
Interaktion selektiv binden. Diese Proteine spielen eine kritische
Rolle als Reagenzien auf den Gebieten der Biotechnologie, der Medizin
und der Bioanalytik sowie in den biologischen und den Lebenswissenschaften
im Allgemeinen. Trotz des mannigfachen Bedarfs für Bindeproteine in Verbindung
mit der Erkennung, Bindung oder Trennung von Liganden/Targets werden
gegenwärtig
beinage ausschließlich
Immunglobuline für
solche Zwecke verwendet. Die Anwendung anderer Proteine mit definierten
Ligandenbindungseigenschaften, zum Beispiel die Lektine, blieb auf
bestimmte Fälle
beschränkt.
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Vor
kurzem wurden Mitglieder der Lipocalinfamilie Forschungsobjekt betreffend
Proteine, die definierte Ligandenbindungseigenschaften aufweisen.
Die Deutsche Offenlegungsschrift
DE
197 42 706 sowie die Internationale Patentpublikation WO
99/16873 offenbaren die Klasse der Anticaline
®, Polypeptide,
die ähnlich
Antikörpern
spezifische Bindungscharakteristika für einen gegebenen Liganden
zeigen (vergleiche auch Beste et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
96 (1999) 1898-1903). Anticaline
® sind
ausgehend von Polypeptiden der Lipocalinfamilie erhältlich,
welche an den vier Segmenten mutiert werden, die den Sequenzpositionen
der linearen Polypeptidsequenz entsprechen, welche die Aminosäurepositionen
28 bis 45, 58 bis 69, 86 bis 99 und 114 bis 129 des Bilin-Bindeproteins (Bbp)
umfassen.
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Zusätzlich beschreiben
das Deutsche Patent
DE 119 26
068 , WO 00/75303 sowie Schlehuber et al., J. Mol. Biol.
(2000), 1105-1120,
Muteine des Bilin-Bindeproteins, wie zum Beispiel die Muteine DigA
und DigA16, die spezifisch Digoxigenin binden.
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Obwohl
die Anticalin® Technologie
prinzipiell etabliert wurde und in den oben beschriebenen digoxigenin-bindenden
Bbp-Muteinen vermutlich
eine vielversprechende praktische Anwendung ergeben hat, sind weitere
Verbesserungen und praktische Anwendungen wünschenswert. Im Hinblick auf
die verschiedenen potentiellen Anwendungen für liganden- oder target-bindende
Proteine auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften wäre die Generierung
von Anticalinen® basierend
auf alternativen Lipocalin-Gerüstproteinen
(Scaffolds) allein aus dem Grund wünschenswert, um mehr Optionen
für die
praktische Realisierung zu haben.
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Demzufolge
ist es ein Ziel der Erfindung, alternative Lipocalinmuteine bereitzustellen,
die Bindungsaffinität
für ein
gegebenes Target aufweisen.
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Dieses
Ziel wird durch das Verfahren und die Muteine mit den Merkmalen
der vorliegenden unabhängigen
Ansprüche
gelöst.
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Solch
ein Verfahren ist ein Verfahren zum Generieren eines Muteins eines
Proteins, das aus der Gruppe ausgewählt wird, die aus den humanen
neutrophilen gelatinase-assoziierten Lipocalin (hNGAL), dem Ratten α2-mikroglobulin-verwandten
Protein (A2m) und dem Maus 24p3/Uterocalin (24p3) besteht, wobei
das Mutein einen detektierbare Affinität für ein gegebenes Target aufweist,
das den Schritt (a) umfasst, nämlich
das Protein einer Mutagenese an einer oder mehreren der Sequenzpositionen
zu unterziehen, die den Sequenzpositionen 40 bis 50, 70 bis 79,
101 bis 103 und 125 bis 132 von hNGAL entsprechen, was in einem
oder mehreren Mutein(en) des Proteins resultiert.
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Das
Verfahren umfasst vorzugsweise einen weiteren Schritt (b), nämlich mindestens
eines der resultierenden Muteine mit Bindungsaffinität für ein gegebenes
Target aus dem einen oder den mehreren Mutein(en) durch Selektion
anzureichern und/oder das mindestens eine Mutein zu isolieren. Vorzugsweise
resultiert die Mutagenese in einer Mehrzahl von Muteinen des Proteins,
i.e. zwei oder mehr Muteine.
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Das
heißt,
dass die vorliegende Erfindung auf der Entdeckung basiert, dass
das humane neutrophile gelatinase-assoziierte Lipocalin (hNGAL)
und dessen homologe Proteine aus der Ratte (A2m) und der Maus (24p3)
geeignete Gerüstproteine
zur Generierung von Proteinen bereitstellen, welche Bindungsaffinität für ein bestimmtes
Target von Interesse aufweisen. hNGAL wurde als Mitglied der Lipcalinfamilie
identifiziert, seine korrespondierende cDNA wurde kloniert (Bundgaard
et al., Biochem. Biophys. Res. Commun. 202 (1994), 1468-1475), und
seine dreidimensionale Struktur wurde mittels NMR (Coles et al.,
J. Mol. Biol. 289 (1999), 139-157) sowie mittels Röntgenkristallographie
(Goetz et al., Biochemistry, 39 (2000), 1935-1941) gelöst, aber bis
jetzt wurden weder seine physiologische Funktion noch sein natürliches
Target zweifelsfrei identifiziert (Kjeldsen et al., supra). Demzufolge
stellt die vorliegende Erfindung erstmals eine mögliche praktische Anwendung
nicht nur für
hNGAL, sondern auch für
seine Homologe A2m und 24p3 bereit.
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Die
Aminosäurepositionen
in den Proteinen A2m und 24p3, die in dem Verfahren gemäß der Erfindung einer
Mutagenese unterzogen werden, werden aus einem Alignment der Aminosäuresequenzen
von hNGAL, A2m und 24p3 erhalten. Im Protein A2m, das die gleiche
Anzahl an Aminosäureresten
(178) aufweist wie hNGAL, sind die für die Mutaganese verwendeten
Sequenzpositionen identisch zu den in hNGAL ausgewählten Positionen,
nämlich
die Sequenzpositionen 40 bis 50, 70 bis 79, 101 bis 103 und 125
bis 132 von hNGAL. Für 24p3
sind die korrespondierenden Sequenzpositionen die Sequenzpositionen
40 bis 50, 70 bis 79, 103 bis 105 und 127 bis 134. Folglich sind
die Aminosäurepositionen,
die einer Mutagenese unterzogen werden, über die vier Sequenzsegmente
verteilt, die den vier Schleifen in der dreidimensionalen Struktur
von hNGAL, A2m und 24p3 entsprechen.
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Die
Anzahl der oben definierten Segmente (Schleifen), die für die Mutagenese
verwendet werden, kann variieren. Es ist nicht notwendig, alle vier
dieser Schleifen zusammen, zum Beispiel in einer konzertierten Mutagenese
zu mutieren, sondern es ist ebenfalls möglich, nur zwei oder drei der
Schleifen einer Mutagenese zu unterziehen, um ein Mutein mit detektierbarer
Affinität
für ein
gegebenes Target zu generieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens wird das entsprechende Protein an einer oder mehreren
der Sequenzpositionen einer Mutagense unterzogen, die den Sequenzpositionen
40, 42, 44, 46, 47, 49, 50, 70, 72, 73, 77, 79, 101, 102, 103, 125,
127, 128, 130, und 132 von hNGAL entsprechen.
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In
besonders bevorzugten Ausführungsformen
werden mindestens 10, noch bevorzugter mindestens 15 der Sequenzpositionen
40, 42, 44, 46, 47, 49, 50, 70, 72, 73, 77, 79, 101, 102, 103, 125,
127, 128, 130, und 132 von hNGAL oder A2m oder der korrespondierenden
Positionen von 24p3 einer Mutagenese unterzogen. In der am meisten
bevorzugten Ausführungsform
werden alle 20 dieser Sequenzpositionen verzufälligt (randomized), wobei es
bevorzugt wird, den Einbau aller 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren in
die Polypeptidsequenzen an diesen Positionen zu ermöglichen.
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Das
heißt,
dass die vorliegende Erfindung auf dem Befund basiert, dass Muteine
von hNGAL oder seiner Homologe A2m und 24p3, welche eine detektierbare
Affinität
für ein
gegebenes Target aufweisen, durch Mutagenese, vorzugsweise durch Zufallsmutagenese,
von insgesamt 20 Aminosäureresten
erhalten werden können,
nämlich
den Sequenzpositionen 40, 42, 44, 46, 47, 49, 50, 70, 72, 73, 77,
79, 101, 102, 103, 125, 127, 128, 130 und 132 von hNGAL. Dieser
Befund ist aus mehreren Gründen
besonders überraschend.
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Wie
bereits angemerkt, wird in dieser bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung ein Satz von insgesamt 20 Aminosäuren verzufälligt, i.e.
einer Mutagese unterzogen, während
in WO 99/16873 insgesamt nur 16 Aminosäuren mutiert wurden. Wenn eine
NNS oder NNK Codon-Zufallsmutagense
für die vollständige Verzufälligung
dieser 20 Aminosäurepositionen
verwendet wird (i.e. jede der 20 natürlichen Aminosäuren ist
an jeder dieser 20 ausgewählten
Positionen möglich),
existieren 3220 mögliche Codon-Kombinationen. Falls
16 Aminosäurepositionen
für die
Verzufälligung
verwendet werden, existieren 3216 mögliche Codon-Kombinationen.
Demzufolge hat eine Erhöhung
der Anzahl von Aminosäuren,
die einer Zufallsmutagenese unterzogen werden, um 4 (von 16 auf
20) einen Anstieg von 324 ≈ 106 in der kombinatorischen Komplexität zur Folge.
Die Anzahl an Mutanten, die physikalisch in der korrespondierenden
DNA-basierten Bibliothek
realisiert werden können,
kann jedoch aufgrund experimenteller Beschränkungen nicht fortlaufend erhöht werden und
ist entsprechend dem Stand der Technik (Fritzgerald, Drug Discov.
Today 5 (2000), 253-258) üblicherweise auf
einen Wert von etwa 1 × 109 bis 1 × 1010 beschränkt.
In einem Beispiel der vorliegenden Erfindung wurde eine kombinatorische
DNA-basierte Bibliothek mit gerade einmal annähernd 1 × 107 Sequenzvarianten
(Muteinen) verwendet.
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Berücksichtigt
man, dass kleine zugängliche
Teil des kombinatorischen Sequenzbereichs nochmals um einen Faktor
von annähernd
106 reduziert ist, ist es überraschend,
dass es überhaupt
möglich
ist, aus einer kombinatorischen Bibliothek mit gerade einmal 1 × 107 Sequenzvarianten solche Muteine von hNGAL
(oder A2m oder 24p3) zu isolieren, die (a) sich nicht nur in lösliche Proteine
falten, sondern die (b) sogar eine neue Liganden/Target-Spezifität aufweisen.
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In
dieser Hinsicht sollte angemerkt werden, dass der hier verwendete
Ansatz im Gegensatz zu der Lehre der WO 99/16873 steht. Entsprechend
dieser Referenz sollte es zweckmäßig sein,
die Gesamtzahl der mutierten Aminosäurepositionen innerhalb eines
einzelnen Experiments so gering wie möglich zu halten, sodass die
Kollektion von Varianten, die durch Mutagenese erhalten wird, i.e.
die Bibliothek, in ihrer Gesamtheit oder zumindest in einer repräsentativen
Auswahl davon so vollständig
wie möglich
realisiert werden kann.
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Schließlich sollte
angemerkt werden, dass es ebenfalls überraschend ist, dass der vorliegende
Ansatz erfolgreich für
die Herstellung eines Muteins verwendet werden kann, das eine spezifische
Bindungsaktivität gegenüber einem
Proteinepitop aufweist (vergleiche zum Beispiel die Beispiele 5
und 15).
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Die
vorliegenden Erfindung betrifft ferner ein Mutein des humanen neutrophilen
gelatinase-assoziierten Lipocalins, des Ratten α2-mikroglobulin-verwandten
Proteins (A2m) oder des Maus 24p3/Uterocalins (24p3), das detektierbare
Affinität
für ein
gegebenes Target aufweist, und das durch Mutagenese des entsprechenden
Proteins an den Sequenzpositionen erhältlich ist, welche den Sequenzpositionen
40 bis 50, 70 bis 79, 101 bis 103 und 125 bis 132 von hNGAL entsprechen.
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Vorzugsweise
trägt ein
solches Mutein eine Aminosäuresubstitution
an 5 bis 10, noch bevorzugter an 8 bis 12 oder am meisten bevorzugt
an 10 bis 18 oder an 10 bis 20 der ausgewählten 20 Sequenzpositionen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist das Mutein die Aminosäuresequenz
von SEQ ID NO: 12 auf. Diese Mutein wird auch als TlpcA bezeichnet.
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Die
Muteine der Erfindung sind in der Lage, das gewünschte Target mit einer detektierbaren
Affinität zu
binden, i.e. mit einer Affinitätskonstante
von vorzugsweise mindestens 105 M–1.
Geringere Affinitäten
als dieser Wert sind in Allgemeinen mit herkömmlichen Verfahren, wie zum
Beispiel ELISA, nicht länger
messbar, und sind daher für
praktische Anwendungen von sekundärer Bedeutung. Besonders bevorzugt
sind Muteine, welche das gewünschte
Target mit einer Affinität
von mindestens 106 M–1 binden,
was einer Dissoziationskonstante für den Komplex von 1 μM entspricht.
Die Bindungsaffinität
eines Muteins für
das gewünschte
Target kann von Fachleuten durch eine Vielzahl von Verfahren gemessen
werden, zum Beispiel durch Fluoreszenztitration, durch Kompetitions-ELISA
oder durch die Technik der Oberflächenplasmonresonanz.
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Das
Target (der Ligand), das durch das Mutein gebunden wird, kann eine
beliebige chemische Einheit sein, die zum Beispiel ebenfalls durch
ein Immunglobulin erkannt und gebunden werden kann. Demzufolge kann
das Target eine chemische Verbindung in freier oder in konjugierter
Form sein, die zum Beispiel Merkmale eines Haptens, eines Hormons,
wie zum Beispiel Steroidhormone, oder eines beliebiges Biopolymers
oder eines Fragments davon, eines Peptids, eines Proteins oder einer
Proteindomäne,
eines Peptids, eines Oligodeoxynukleotids, einer Nukleinsäure, von
Oligo- und Polysacchariden oder anderer Makromoleküle oder
Konjugate davon zeigt. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist
das Target ein Protein.
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Die
Muteine der Erfindung können
außerhalb
der mutierten Segmente, i.e. der Regionen der Aminosäurepositionen
40 bis 50, 70 bis 79, 101 bis 103 und 125 bis 132 im Falle von hNGAL,
die natürliche
Aminosäuresequenz
von hNGAL, A2m oder 24p3 aufweisen. Auf der anderen Seite können die
hier offenbarten Muteine auch Aminosäuremutationen außerhalb
der Positionen aufweisen, die einer Mutagenese im Vergleich zum
Wildtypprotein unterzogen werden, solange diese Mutationen nicht
mit der Bindungsaktivität
und der Faltung des Muteins interferieren. Dies schließt ein,
dass zum Beispiel Mutationen, Substitutionen, Deletionen oder Insertionen
von Aminosäureresten
sowie N- und/oder C-terminale Additionen in die natürliche Aminosäuresequenz
von hNGAL, A2m oder 24p3 eingeführt
werden können.
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Solche
Modifikationen der Aminosäuresequenz
des ausgewählten
Proteins innerhalb oder außerhalb der
ausgewählten
Bindungsregion umfassen die direkte Mutagenese einzelner Aminosäurepositionen,
zum Beispiel um die Subklonierung des mutierten Lipocalingens oder
seiner Teile durch das Einführen
von Schnittstellen für
bestimmte Restriktionsenzyme zu vereinfachen. Beispielsweise kann
die Mutation von Glu28 zu His und/oder von Thr145 zu Ala in das
hNGAL-Gen eingeführt
werden, um die Klonierung des mutierten Gensegments über zwei
neue BstXI Restriktionsschnittstellen an diesen Positionen zu vereinfachen.
Weiterhin können Mutationen
innerhalb oder außerhalb
der vier Peptidschleifen eingeführt
werden, um bestimmte Eigenschaften des Muteins des als Gerüst ausgewählten Proteins
zu verbessern, zum Beispiel seine Faltungsstabilität oder Faltungseffizienz
oder seine Resistenz gegenüber
Proteasen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist zum Beispiel Cys87 von hNGAL gegen Ser oder Ala ausgetauscht,
wodurch sein kovalentes Crosslinking mit anderen Proteinen, wie
zum Beispiel Gelatinase B, (was in in vivo Applikationen eines Muteins
vorkommen kann) verhindert und seine monomere Struktur stabilisiert
werden kann. In ähnlicher
Weise sind Cys Reste, die als Ergebnis der Mutagenese und Selektion
des Muteins der Erfindung vorkommen können, nicht immer kritisch
für die
Bindung des gegebenen Target und können durch Ser oder Ala substituiert
werden, um die Ausbildung einer kovalenten Bindung oder die Oxydation
der Thiol-Gruppe zu verhindern.
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In
einem bevorzugten Mutein von hNGAL ist Cys87 substituiert und/oder
das Mutein trägt
eine oder beide der Aminosäuresubstitutionen
Glu(28) → His
bzw. Thr(145) → Ala
verglichen mit hNGAL. In dieser Hinsicht sollte angemerkt werden,
dass die vorliegende Erfindung auch ein (rekombinantes) hNGAL betrifft,
das die natürlichen
Aminosäuresequenzen
aufweist, in dem nur Cys87 gegen eine andere geeignete Aminosäure ausgetauscht
wurde. Dieses hNGAL Polypeptid kann unter Verwendung der hier für die Erzeugung
der anderen Muteine der Erfindung (siehe Beispiel 4) beschriebenen
Verfahren erzeugt werden, zum Beispiel unter Verwendung des Vektors
phNGAL7.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung umfasst vorzugsweise (in Schritt
(b)): (i) Bereitstellen einer Verbindung als vorgegebenes Target,
die aus der Gruppe ausgewählt
wird, welche aus einer chemischen Verbindung in freier oder in konjugierter
Form besteht, und die Merkmale eines immunologischen Haptens, eines Peptids,
eines Proteins oder eines anderen Makromoleküls zeigt, (ii) Inkontaktbringen
der Mehrzahl von Muteinen mit dem Target, um die Bildung von Komplexen
zwischen dem Target und den Muteinen mit Bindungsaffinität für das Target
zu ermöglichen,
und (iii) Entfernen der Muteine, die keine oder keine wesentliche
Bindungsaffinität
aufweisen.
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Keine
oder keine wesentliche Bindungsaffinität bedeutet unter den verwendeten
Bedingungen, dass zwischen dem Target und der Mehrzahl von Muteinen,
die mit dem Target in Kontakt gebracht werden, kein Komplex gebildet
wird. Für
den Fachmann ist klar, dass die Komplexbildung von vielen Faktoren
abhängig
ist, wie zum Beispiel der Konzentration der Bindungspartner, der
Konzentration von Verbindungen, die als Kompetitoren fungieren,
der Ionenstärke
der Puffer etc.. Die Selektion und Anreicherung wird im Allgemeinen
unter Bedingungen durchgeführt,
welche die Isolation und Anreicherung von Muteinen ermöglichen,
die eine Affinitätskonstante
für das
Target von mindestens 105 M–1 aufweisen. Die Wasch-
und Elutionsschritte können
jedoch unter variierender Stringenz durchgeführt werden. Falls zum Beispiel
Muteine mit einer Affinitätskonstante
von mindestens 106 M–1 zu isolieren sind,
können
die Waschschritte und die Elution mit erhöhter Stringenz durchgeführt werden,
i.e. unter stringenteren Bedingungen. Eine Selektion im Hinblick
auf die kinetischen Charakteristika ist ebenfalls möglich. Die
Selektion kann zum Beispiel unter Bedingungen durchgeführt werden,
die eine Komplexbildung des Targets mit Muteinen begünstigen,
welche eine langsame Dissoziation vom Target (Rezeptor) zeigen,
oder in anderen Worten eine geringe koff-Rate.
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Der
Begriff "Mehrzahl", wie hier verwendet,
bedeutet, dass mindestens zwei Muteine vorliegen, die voneinander
in ihren Aminosäuresequenzen
differieren. Das obere Limit von Muteinen, die durch Mutagenese generiert
werden, ist üblicherweise
durch die experimentellen Bedingungen beschränkt und liegt im Allgemeinen
zwischen 107 und 1012.
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Der
Begriff "Mutagenese", wie hier verwendet,
bedeutet, dass die experimentellen Bedingungen so gewählt werden,
dass die natürlich
vorkommende Aminosäure
an einer Sequenzposition von hNGAL, A2m oder 24p3 durch mindestens
eine Aminosäure
substituiert werden kann, die an dieser spezifischen Position in
der entsprechenden natürliche
Polypeptidsequenz nicht vorliegt. Der Begriff "Mutagenese" schließt ferner ein, die Länge von
Sequenzsegmenten durch Deletion oder Insertion von einer oder mehreren
Aminosäuren
(zusätzlich)
zu modifizieren. Das heißt,
es liegt innerhalb des Umfangs der Erfindung, dass zum Beispiel
eine Aminosäure
an einer ausgewählten
Sequenzposition durch eine Strecke von drei zufälligen Mutationen ersetzt wird, was
zu einer Insertion von zwei Aminosäureresten im Vergleich zur
Länge des
(entsprechenden Segments) des Wildtypproteins führt. Der Begriff "Zufallsmutagenese" bedeutet, dass keine
vorherbestimmte einzelne Aminosäure
(Mutation) an einer bestimmten Sequenzposition vorliegt, sondern
dass während
der Mutagenese mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit mindestens
zwei Aminosäuren
in eine ausgewählte
Sequenzposition eingebracht werden können.
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Solche
experimentellen Bedingungen können
zum Beispiel durch den Einbau von Codons mit einer degenerierten
Basenzusammensetzung in das Strukturgen, etwa für hNGAL, an die Positionen
erreicht werden, die mutiert werden sollen. Beispielsweise ermöglicht die
Verwendung des Codons NNK oder NNS den Einbau aller 20 Aminosäuren plus
dem Amber Stop-Codon während
der Mutagenese, während
das Codon VVS die Anzahl möglicher
eingebauter Aminosäuren
auf 14 beschränkt,
da es die Aminosäuren
Cys, Ile, Leu, Met, Phe, Trp, Tyr und Val vom Einbau an die ausgewählte Position
der Polypeptidsequenz ausschließt.
Die Verwendung des Codons NMS beschränkt zum Beispiel die Anzahl
möglicher
Aminosäuren
an einer ausgewählten
Sequenzposition auf 11, da es die Aminosäuren Arg, Cys, Gly, Ile, Leu,
Met, Phe, Trp und Val vom Einbau an einer ausgewählten Sequenzposition ausschließt. In einer
bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung wird eine Zufallsmutagenese durchgeführt, bei
der es ermöglicht
wird, dass mindestens 4, vorzugsweise 6, noch bevorzugter 8 bis
12 oder 8 bis 15 Aminosäuren
an eine ausgewählte Sequenzposition
von hNGAL, A2m oder 24p3 eingebaut werden. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
wird mindestens eine Sequenzposition einer vollständigen Zufallsmutagenese
unterzogen, i.e. es wird ermöglicht, dass
alle 20 Aminosäuren
an dieser Position während
der Mutagenese eingebaut werden. Aus dem oben Gesagten wird ebenfalls
klar, dass die an einer bestimmten Sequenzposition natürlicherweise
vorliegende Aminosäure
des entsprechenden Proteins, wie zum Beispiel hNGAL, ebenfalls im
Mutein vorliegen kann, nachdem diese Position einer Mutagenese unterzogen
wurde.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung ist das Target ein Protein. Für die Selektion
von Muteinen kann das Protein entweder in freier oder in konjugierter
Form oder als Fusionsprotein bereitgestellt werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens der Erfindung wird eine Nukleinsäure verwendet, die für die Mehrzahl
von Muteinen des entsprechenden Proteins kodiert, welches aus hNGAL,
A2m und 24p3 ausgewählt
wird. Diese Nukleinsäure
resultiert aus der Mutagenese, und sie ist am 3'-Ende
operativ mit einem Gen fusioniert, das für das Hüllprotein pIII eines filamentösen Bakteriophagen
der M13 Familie oder für ein
Fragment dieses Hüllprotiens
kodiert, um mindestens ein Mutein zur Bindung des gegebenen Targets
zu selektieren.
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Die
Nukleinsäure,
die aus der Mutagenese resultiert, kann unter Verwendung von PCR
erhalten werden. In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens der
Erfindung umfasst die Generierung der Nukleinsäure, die für die mutierten Segmente des
entsprechenden Proteins kodiert, die folgenden beiden Schritte. Erstens,
zwei Nukleinsäurefragmente,
von denen ein jedes für
einen Teil des mutierten Proteins kodiert, werden mittels PCR generiert,
sodass diese Fragmente partiell überlappen.
Diese Fragmente werden mit zwei flankierenden Primern in einem zweiten
Amplifikationsschritt verwendet, um die Nukleinsäure zu erhalten, welche das
vollständige
mutierte Strukturgen umfasst (siehe 2 und
Beispiel 1, welche dieses Zweischrittverfahren veranschaulichen).
Aufgrund des überlappenden
Bereichs wird das vollständige
PCR-Produkt im Laufe dieser Reaktion amplifiziert, ohne dass die
Zugabe einer beliebigen zusätzlichen
Nukleinsäure
erforderlich ist. Die beiden Fragmente können mit einem Paar oder mit
Paaren geeigneter Primer in zwei separaten Amplifikationsreaktionen
erhalten werden (siehe auch 2 und
Beispiel 1, die zeigen, dass zwei derartige Fragmente in den PCR
Reaktionen A und B generiert werden können).
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Für einige
Anwendungen ist es zweckmäßig, das
erfindungsgemäße Mutein
von hNGAL, A2m oder 24p3 in markierter Form zu verwenden. Demzufolge
betrifft die Erfindung ferner ein Mutein eines jeden der drei Proteine,
die hier als Gerüst
verwendet werden, das mit einer Markierung konjugiert ist, die aus
der Gruppe ausgewählt
wird, welche aus einer Enzymmarkierung, einer radioaktiven Markierung,
einer fluoreszierenden Markierung, einer chromogenen Markierung,
einer lumineszierenden Markierung, einem Hapten, Biotin, Digoxigenin,
Metallkomplexen, Metallen und kolloidalem Gold besteht. Das Mutein
kann ferner mit einem organischen Molekül konjugiert sein. Der Begriff "organisches Molekül", wie in der vorliegenden
Anwendung verwendet, bedeutet vorzugsweise ein organisches Molekül, das mindestens
zwei Kohlenstoffatome umfasst, aber nicht mehr als 7 drehbare Kohlenstoffbindungen,
das ein Molekulargewicht zwischen 100 und 2000 Dalton aufweist,
vorzugsweise 1000 Dalton, und ein Molekül einschließlich eines oder zweier Metallatome.
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Im
Allgemeinen ist es möglich,
das Mutein mit jeder geeigneten chemischen Substanz oder jedem Enzym
zu markieren, die/das direkt oder indirekt in einer chemischen,
enzymatischen oder physikalischen Reaktion eine detektierbare Verbindung
oder ein Signal erzeugt, das für
die Detektion verwendet werden kann. Ein Beispiel für eine physikalische
Reaktion ist die Emission von Fluoreszenz nach Anregung mit Strahlung
oder die Emission von Röntgenstrahlen
durch eine radioaktive Markierung. Alkalische Phosphatase, Meerrettichperoxidase
oder β-Galactosidase sind
Beispiele für
Enzymmarkierungen, welche die Bildung von chromogenen (gefärbten) Verbindungen
katalysieren, die im Anschluss detektiert werden können. Im
Allgemeinen können
alle Markierungen, die für
Antikörper
verwendet werden, ausgenommen diejenigen, die ausschließlich mit dem
Zuckeranteil im Fc-Teil von Immunglobulinen verwendet werden, ebenfalls
für die
Konjugation der Muteine der vorliegenden Erfindung verwendet werden.
Diese Konjugate können
mit Hilfe von Verfahren hergestellt werden, die Fachleuten bekannt
sind.
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Eine
Option, die besonders vorteilhaft für praktische Anwendungen der
hier offenbarten Muteine ist, ist die Verwendung der Muteine in
Form von Fusionsproteinen. In bevorzugten Ausführungsformen solch eines Fusionsproteins
ist ein Enzym, ein Protein oder eine Proteindomäne, ein Peptid, zum Beispiel
ein Peptid wie etwa eine Signalsequenz und/oder ein Affinitätstag, operativ
an den Amino-Terminus oder den Carboxy-Terminus der Muteins fusioniert.
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Der
Fusionspartner kann geeignet sein, neue Eigenschaften auf das Mutein
zu übertragen,
zum Beispiel enzymatische Aktivität oder Affinität für andere
Moleküle,
wie zum Beispiel Proteine, Makromoleküle oder Targets mit geringem
Molekulargewicht. Beispielsweise sind Fusionen mit Enzymen möglich, die
chromogene oder fluorogene Reaktionen katalysieren (zum Beispiel
alkalische Phosphatase, Meerrettichperoxidase, Gluthadion-S-Transferase)
oder die zur Freisetzung cytotoxischer Agenzien dienen können. Weitere
Beispiels für
Fusionspartner, die in der Praxis vorteilhaft sein können, sind
Bindedomänen,
wie zum Beispiel die albumin-bindende Dömane von Protein G, Protein
A, Antikörperfragmente,
oligomerisierende Domänen,
Toxine oder auch Muteine der Erfindung oder Anticaline
® mit
einer unterschiedlichen oder der gleichen Targetspezifität. Ein spezifisches
Beispiel für
Letztere würde
ein Fusionsprotein sein, das ein hNGAL Mutein der vorliegenden Erfindung
und das im Deutschen Patent
DE
199 26 068 offenbarte digoxigenin-bindende Mutein DigA16 umfasst.
Weitere Beispiele für
bevorzugte Fusionspartner sind Affinitätstags, wie zum Beispiel das
Strep-Tag
® oder
das Strep-Tag
® II
(Schmidt et al., J. Mol. Biol. 225 (1996), 753-766) oder Oligohistidin-Tags (zum Beispiel His6-Tags),
oder Proteine, wie zum Beispiel die Glutathione-S-Transferase, die
zur Reinigung mittels Affinitätschromatographie
und/oder zur Detektion (zum Beispiel unter Verwendung der spezifischen
Affinität
des Strep-Tags
® für Streptavidin)
verwendet werden können.
Proteine mit chromogenen oder fluoreszierenden Eigenschaften, wie
zum Beispiel das Grün
Fluoreszierende Protein (GFP) sind ebenfalls geeignete Fusionspartner.
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Der
Begriff "Fusionsprotein", wie hier verwendet,
umfasst ferner die Muteine der Erfindung, zum Beispiel Muteine von
hNGAL, die mit einer Signalsequenz ausgestattet sind. Signalsequenzen
am N-Terminius eines Polypeptids gemäß der Erfindung können geeignet
sein, das Polypeptid während
der Biosynthese in ein spezifisches Zellkompartiment zu steuern,
zum Beispiel in das Periplasma von E. coli oder das Lumen eukaryontischer
Zelle oder in das Medium, das die Zelle umgibt. Wenn dies geschieht,
wird die Signalsequenz durch eine Signalpeptidase abgespalten. Es
ist ebenfalls möglich,
andere Targeting- oder Signalsequenzen zu verwenden, die notwendigerweise
am N-Terminus des Polypeptids lokalisiert sind, und welche dadurch
die Lokalisation in spezifischen Zellkompartimenten ermöglichen.
Eine bevorzugte Signalsequenz für
die Sekretion in das Periplasma von E. coli ist die OmpA-Signalsequenz. Eine
große
Anzahl weiterer Signalsequenzen ist im Stand der Technik bekannt.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Nukleinsäuremolekül, das eine Sequenz umfasst,
welche ein Mutein gemäß der Erfindung
oder ein Fusionsprotein davon kodiert. In einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Nukleinsäuremolekül eine Nukleotidsequenz,
die das Mutein von SEQ ID NO: 12 kodiert.
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Da
die Degeneriertheit des genetischen Codes Substitutionen bestimmter
Codons durch andere Codons erlaubt, welche die gleiche Aminosäure spezifizieren,
und dadurch das gleiche Protein ergeben, ist die Erfindung nicht
auf ein spezifisches Nukleinsäuremolekül beschränkt, sondern
umfasst alle Nukleinsäuremoleküle, die
eine Nukleotidsequenz umfassen, die ein Mutein mit der Aminosäuresequenz
gemäß der vorliegenden
Erfindung kodiert.
-
Das
Nukleinsäuremolekül, das eine
Nukleotidsequenz umfasst, die ein Mutein von hNGAL, A2m oder 24p3
kodiert, wie hier offenbart, kann operativ mit einer regulatorischen
Sequenz verknüpft
sein, um die Expression des Nukleinsäuremoleküls in einer Wirtszelle (in
vivo) oder seine Transkription und Translation in einem zellfreien
System (in vitro) zu ermöglichen.
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Ein
Nukleinsäuremolekül, wie zum
Beispiel eine DNA, wird als "in
der Lage zur Expression eines Nukleinsäuremoleküls oder einer kodierenden Nukleotidsequenz" oder in "in der Lage, die
Expression einer Nukleotidsequenz zu ermöglichen" bezeichnet, falls sie Nukleotidsequenzen
enthält,
die transkriptionelle und translationelle Information enthalten,
und falls solche Sequenzen "operativ" mit den Nukleotidsequenzen
verknüpft
sind, die das Polypeptid kodieren. Eine operative Verknüpfung ist
eine Verknüpfung,
bei der die regulatorischen DNA-Sequenzen
und die zu exprimierenden DNA-Sequenzen in einer Weise verbunden
sind, dass Genexpression ermöglicht
wird. Die genaue Natur der regulatorischen Regionen und Elemente,
die für
die Genexpression notwendig sind, kann von Organismus zu Organismus
variieren, sollte jedoch im Allgemeinen eine Promotorregion umfassen,
die etwa in Prokaryonten sowohl die regulatorische Promotorsequenz
enthält, welche
eine in einer Zelle funktionelle transkriptionelle Region umfassen
kann, sowie eine in einer Zelle funktionelle transkriptionelle Terminationsregion.
Die zur Transkription oder Translation verwendeten Elemente sind
Promotoren, Enhancer, Leadersequenzen, Transkriptionsinitiationsstellen
und Transkriptionsterminationsstellen, Polyadenylierungssignale,
ribosomale Bindungsstellen, wie zum Beispiel die Shine-Dalgano-Sequenz,
und dergleichen. Diese regulatorischen Sequenzen und/oder das Mutein
der Erfindung können
Teil eines Vektors sein. Demzufolge betrifft die Erfindung ferner
einen Vektor, der eine Nukleinsäuresequenz
umfasst, die für
ein Mutein von hNGAL, A2m oder 24p3 kodiert, wie hier offenbart.
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In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung ferner ein Verfahren zur Erzeugung eines Muteins
der Erfindung oder eines Fusionsproteins davon. Bei diesem Verfahren
wird das Mutein oder Fusionsprotein ausgehend von der Nukleinsäure, die
das Mutein kodiert, mittels gentechnischer Verfahren in einem bakteriellen
oder eukaryontischen Wirtsorganismus erzeugt und aus diesem Wirtsorganismus
oder seiner Kultur isoliert. Zu diesem Zweck wird eine geeignete
Wirtszelle üblicherweise
zunächst
mit einem Vektor transformiert, der ein Nukleinsäuremolekül umfasst, das zum Beispiel
ein hNGAL Mutein der Erfindung kodiert. Die Wirtszelle, die eine
beliebige prokaryontische oder eukaryontische Wirtszelle sein kann,
wird im Anschluss unter Bedingungen kultiviert, welche die Biosynthese
des Polypeptids ermöglichen.
Das Polypeptid wird anschließend üblicherweise
entweder aus der Zelle oder aus dem Kulturmedium gewonnen. Da sowohl
das humane neutrophile gelatinase-assoziierte Lipocalin, A2m als
auch 24p3 jeweils eine strukturelle Disulfidbrücke enthalten, wird es bevorzugt,
das Polypeptid mittels einer geeigneten Signalsequenz in ein Zellkompartiment
zu dirigieren, das ein oxidierendes Thiol/Disulfid-Redoxmilieu aufweist.
Solch ein oxidierendes Milieu liegt im Periplasma von Bakterien,
wie zum Beispiel E. coli, oder im Lumen des endoplasmatischen Retikulums
einer eukaryontischen Zelle vor und begünstigt die korrekte Ausbildung
der Disulfidbindungen. Es ist jedoch ebenfalls möglich, ein Polypeptid der Erfindung
im Cytosol einer Wirtszelle, vorzugsweise E. coli, zu erzeugen.
In diesem Fall kann das Polypeptid beispielsweise in Form von Einschlusskörpern (inclusion
bodies) erzeugt werden, gefolgt von der Renaturierung in vitro.
Eine weitere Option ist die Verwendung spezifisch mutierter Stämme, die ein
oxidierendes Milieu im Cytosol aufweisen, und dadurch die Produktion
des nativen Proteins im Cytosol ermöglichen.
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Wie
aus der obigen Offenbarung ersichtlich kann das Mutein der vorliegenden
Erfindung oder eine Fusion oder ein Konjugat davon in vielen Anwendungen
verwendet werden. Im Allgemeinen kann ein hier offenbartes Mutein
in allen Anwendungen verwendet werden, in denen Antikörper verwendet
werden, ausgenommen in denjenigen mit einem spezifischen Bezug zur
Glykosylierung des Fc-Teils.
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Eine
bevorzugte Verwendung des Muteins ist die Detektion eines Targets
durch ein Mutein der Erfindung oder ein Fusionsprotein davon, das
die Schritte umfasst: Inkontaktbringen des Muteins mit einer Probe, von
der vermutet wird, dass sie das vorgegebene Target enthält, unter
geeigneten Bedingungen, wodurch die Bildung eines Komplexes zwischen
dem Mutein und dem gegebenen Target ermöglicht wird, und Bestimmen des
komplexierten Muteins durch ein geeignetes Signal. Dieses Signal
kann durch eine Markierung verursacht werden, wie zum Beispiel eine
fluoreszierende oder chromogene Markierung, wie oben ausgeführt. Dieses
Signal kann ferner durch eine Veränderung einer physikalischen
Eigenschaft verursacht werden, die durch die Bindung, i.e. die Komplexbildung
selbst, hergerufen wird. Ein Beispiel für solch eine Eigenschaft ist
die Oberflächenplasmonresonanz,
deren Wert während
der Bindung der Bindungspartner verändert wird, von denen einer
auf einer Oberfläche
immobilisiert ist, wie zum Beispiel einer Goldfolie.
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Wie
oben angemerkt, können
ein hier offenbartes Mutein und seine Derivate in vielen Gebieten ähnlich wie
Antikörper
oder deren Fragmente verwendet werden. Ein Mutein wird vorzugsweise
zur Bindung an eine feste Phase verwendet, sodass das Target des
Muteins oder ein Konjugat oder ein Fusionsprotein dieses Targets
immobilisiert oder abgetrennt werden kann. Weiterhin bevorzugt ist
die Verwendung des Muteins zur Markierung mit einem Enzym, einem
Antikörper
oder einer radioaktiven Substanz oder einer anderen Gruppe mit einer
biochemischen Aktivität
oder mit definierten Bindungseigenschaften, sodass das Target des
Muteins oder ein Konjugat oder ein Fusionsprotein dieses Targets
detektiert oder in Kontakt mit diesem gebracht werden kann. Die
Muteine der Erfindung können
zum Beispiel zur Detektion chemischer Strukturen mit Hilfe etablierter
bioanalytischer Verfahren dienen, wie zum Beispiel ELISA oder Western-Blot,
in der Mikroskopie oder in der Immunsensorik. Dabei kann das Detektionssignal
entweder direkt durch Verwendung eines geeigneten Muteinkonjugats
oder Fusionsproteins erzeugt werden oder indirekt durch Detektion
des gebundenen Muteins mit Hilfe eines Antikörpers, der gegen dieses gerichtet
ist, oder beispielsweise durch Verwendung eines Affinitätstags.
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Zahlreiche
mögliche
Anwendungen für
ein Mutein von hNGAL, A2m oder 24p3 gibt es auch in der Medizin.
Zusätzlich
zu seiner Verwendung in der Diagnostik kann ein mutiertes Polypeptid
der Erfindung hergestellt werden, das zum Beispiel gewebe- oder
tumorspezifische zelluläre
Oberflächenmoleküle bindet.
Solch ein Mutein kann beispielsweise in konjugierter Form oder als
Fusionsprotein zum "Tumor
Imaging" oder direkt zur
Krebstherapie verwendet werden.
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Eine
weitere ähnliche
und bevorzugte Verwendung eines hier beschriebenen Muteins ist die
Targetvalidierung, i.e. die Untersuchung, ob ein Polypeptid, dessen
Beteiligung an der Entwicklung einer Krankheit oder Fehlfunktion
vermutet wird, tatsächlich
auf irgendeine Weise ursächlich
für die
Krankheit oder Fehlfunktion ist. Diese Verwendung zur Validierung
des Proteins als pharmakologisches Wirkstofftarget macht sich die
Fähigkeit
eines Muteins der vorliegenden Erfindung zunutzte, einen Oberflächenbereich
eines Proteins in seiner nativen Konformation spezifisch zu erkennen,
i.e. die Fähigkeit
eines hier offenbarten Muteins, ein natives Epitop zu binden. In
dieser Hinsicht sollte angemerkt werden, dass über diese Fähigkeit zur Bindung eines nativen Epitops
nur für
eine begrenzte Anzahl rekombinanter Antikörper berichtet wurde, unabhängig davon,
ob diese durch das klassische Immunisierungsprotokoll von Köhler und
Milstein (Nature 256 (1975), 495-497) oder durch kombinatorische
Verfahren, wie zum Beispiel Phage Display, hergestellt wurden. Die
Verwendung eines Muteins zur Validierung eines Wirkstofftargets
umfasst nicht nur die Detektion eines Targets, das ein Protein darstellt,
sondern auch die Detektion eines Targets, das eine Proteindomäne, ein
Peptid, ein Nukleinsäuremolekül, ein organisches
Molekül
oder einen Metallkomplex darstellt.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die ein Mutein des humanen neutrophilen gelatinase-assoziierten
Lipocalins, des Ratten α2-mikroglobulin-verwandten Proteins
(A2m) oder des Maus 24p3/Uterocalins (24p3) gemäß der Erfindung oder ein Fusionsprotein
davon und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger umfasst.
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Ein
Mutein, zum Beispiel ein hNGAL Mutein, von pharmazeutischem Interesse
kann beispielsweise ein Mutein sein, das Bindungsaffinität für tumorspezifische
zelluläre
Oberflächen
aufweist. Es kann ferner ein Mutein sein, das einen spezifischen
Wirkstoff bindet, und das als "Sustained
Release" Form dieses
Wirkstoffs oder als langfristiger Speicher des Wirkstoffs im Körper eines
Patienten dient. Solch ein Mutein kann über einen beliebigen therapeutisch
wirksamen Weg für
ein proteinhaltiges Arzneimittel verabreicht werden, zum Beispiel
parenteral, intranasal, rektal, buccal oder durch Inhalation über Sprays
oder Aerosole in den Respirationstrakt. Die Administration kann über Formulierungen
in Dosiseinheiten erfolgen, die je nach Wunsch konventionelle nicht-toxische
pharmazeutisch annehmbare Träger,
Adjuvanzien und Vehikel enthalten. Der Begriff "parenteral" umfasst Abgabemechanismen, wie zum
Beispiel subkutane, intravenöse,
intramuskuläre,
intrasternale, intraarterielle Injektions- und Infusionstechniken.
Aufgrund des geringen Molekulargewichts ist die Inhalation eine
bevorzugte Art der Verabreichung eines pharmazeutisch verwendbaren
Muteins der Erfindung.
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Demzufolge
kann das Mutein der vorliegenden Erfindung sowohl unter Verwendung
bekannter pharmazeutisch akzeptabler Inhaltsstoffe als auch Herstellungsverfahren
in Zusammensetzungen formuliert werden. Siehe zum Beispiel Remington
et al., Pharmaceutical Sciences, 15th Ed., Mack Pub., Easton (1975).
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Für die Inhalation
können
die Muteine der Erfindung zunächst
in eine besonders dispergierte Form gebracht werden. Dies kann durch
Herstellung eines wässrigen
Aerosols oder fester Partikel erreicht werden, welche das entsprechende
Polypeptid enthalten. Üblicherweise
wird ein wässriges
Aerosol durch Formulierung einer wässrigen Lösung oder Suspension des gewünschten
Polypeptids zusammen mit herkömmlichen pharmazeutisch
annehmbaren Trägern
und Stabilisatoren hergestellt. Die Träger und Stabilisatoren variieren in
Abhängigkeit
von den Erfordernissen für
jedes Polypeptid. Sie könne
nicht-ionische Surfactants umfassen (wie zum Beispiel Tweens, Pluronics
oder Polyethylenglycol), harmlose Proteine wie Serumalbumin, Sorbitanester, Ölsäure, Lecithin,
Aminosäuren,
wie zum Beispiel Glycin, Puffer, Salze, Zucker oder Zuckeralkohole. Die
Formulierungen können
ferner bronchodilatative Agenzien umfassen. Die Formulierungen sind
steril. Aerosole werden im Allgemeinen aus isotonischen Lösungen hergestellt.
Die Partikel umfassen optional normale Lungensurfactantproteine.
Exemplarische Formulierungen zur Inhalation von Proteinen sind beispielsweise
im U.S. Patent 6,099,517 offenbart. Die Verabreichung von Zusammensetzungen
aus Trockenpuder zur Inhalation eines Muteins der Erfindung ist
ebenfalls möglich.
Geeignete Formulierungen aus Trockenpuder sind zum Beispiel im U.S.
Patent 6,123,936 beschrieben.
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Eine
Option für
die Herstellung pharmazeutischer Zusammensetzungen, die zur Inhalation
geeignet sind, umfasst die Ausbildung von Aerosolen aus Partikeln
in einer wässrigen
oder nicht-wässrigen
(zum Beispiel das Treibmittel Fluorkohlenwasserstoff) Suspension.
Solche Partikel umfassen Beispielsweise intramolekulare Aggregate
der Polypeptide oder liposomal oder mikrokapsular eingeschlossene
Polypeptide. Die Aerosole sollten frei von Lungenreizstoffen sein,
i.e. Substanzen, welche eine akute Bronchokonstriktion, Husten, Lungenödem oder
Gewebezerstörung
hervorrufen. Agenzien, welche eine nicht reizende Absorption fördern, sind
hingegen für
die vorliegende Verwendung geeignet.
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Geeignete
Zusammensetzungen für
eine parenterale Verabreichung umfassen pharmazeutisch annehmbare
sterile wässrige
oder nicht-wässrige
Lösungen,
Dispersionen, Suspensionen oder Emulsionen sowie sterile Puder für eine Rekonstitution
in sterile injizierbare Lösungen
oder in Dispersionen ummittelbar vor deren Verwendung. Repräsentative
Beispiele geeigneter wässriger
und nicht-wässriger
Träger,
Verdünnungsmittel,
Lösungsmittel
oder Vehikel umfassen Wasser, Ethanol, Polyole, wie zum Beispiel
Glycerin, Propylenglycol, Polyethylenglycol, und geeignete Mischungen
davon, Pflanzenöle,
wie zum Beispiel Ölivenöl, und injizierbare
organische Ester, wie zum Beispiel Ethyloleat. Die Fluidität kann durch
verschiedene Mittel aufrechterhalten werden, einschließlich der
Verwendung von Beschichtungsmaterialien, wie zum Beispiel Lecithin,
der Aufrechterhaltung der erforderlichen Partikelgröße (im Falle
von Dispersionen) und Surfactants.
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Die
Zusammensetzungen können
ferner Adjuvanzien enthalten, wie zum Beispiel Konservierungsstoffe,
feuchtigkeitspendende Stoffe, emulgierende Agenzien, dispergierende
Agenzien, anitbakterielle und antifungale Agenzien, wie zum Beispiel
Paraben, Chlorbutanol, Phenol und Sorbinsäure, isotonische Agenzien, wie
zum Beispiel Zucker, Natriumchlorid, oder Agenzien, welche die Absorption
verlangsamen, wie zum Beispiel Aluminiummonostearat und Gelatine.
Das Mutein kann in Systeme zur langsamen oder "sustained release" oder zur gerichteten Abgabe inkorporiert
werden, wie zum Beispiel Polymermatrices, Liposomen und Mikrosphären.
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Injizierbare
Formulierungen können
auf zahlreiche Arten sterilisiert werden einschließlich der
Filtration durch einen bakterien-rückhaltenden Filter oder durch
Inkorporation sterilisierender Agenzien in Form steriler fester
Zusammensetzungen, die in sterilem Wasser oder einem anderen sterilen
injizierbaren Medium unmittelbar vor der Verwendung gelöst oder
dispergiert werden können.
-
Die
kodierende Sequenz für
jedes der hier als Gerüst
verwendeten Proteine kann als Ausgangspunkt für die Mutagenese der in der
vorliegenden Erfindung ausgewählten
Peptidsegmente dienen. Die kodierende Sequenz von hNGAL wurde von
Bundgard et al., Biochem. Biophys. Res. Commun. 202 (1994), 1468-1475 beschrieben.
Die kodierende Sequenz von A2m bzw. von 24p3 wurde zum Beispiel
publiziert von Chan et al., Nucleic Acid Res. 16 (1988) 11638 und
von Stoesz et al., Oncogene 11 (1995), 2233-2241. Für die Mutagenese
der Aminosäuren
in den vier Peptidschleifen stehen dem Fachmann die verschiedenen
bekannten Verfahren zur ortsgerichteten Mutagenese oder zur Mutagenese
mit Hilfe der Polymerasekettenreaktion zur Verfügung. Das Mutageneseverfahren
kann beispielsweise dadurch charakterisiert werden, dass Gemische
synthetischer Oligodeoxynukleotide, die eine degenerierte Basenzusammensetzung
an den gewünschten
Positionen aufweisen, zur Einführung
der Mutationen verwendet werden können. Die Verwendung von Nukleotidbausteinen
mit reduzierter Basenpaarspezifität, wie zum Beispiel Inosin,
ist ebenfalls eine Option für
die Einführung von
Mutationen in das ausgewählte
Sequenzsegment oder die Aminosäurepositionen.
Das Verfahren zur Mutagenese von Target-Bindungsstellen ist im Vergleich
zu Antikörpern
vereinfacht, da für
hNGAL zu diesem Zweck nur vier anstelle von sechs Sequenzelementen – korrespondierend
zu den vier oben zitierten Peptidschleifen – manipuliert werden müssen. Eine
weitere Möglichkeit
ist die so genannte Triplet-Mutagenese. Dieses Verfahren verwendet
zum Einbau in die kodierende Sequenz Gemische verschiedner Nukleotidtriplets, von
denen jedes für
eine Aminsäure
kodiert.
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Eines
der verschiedenen anwendbaren Verfahren zur Einführung von Mutationen in die
Region der vier ausgewählten
Peptidschleifen der hier verwendeten Gerüstproteine (i.e. im Falle von
hNGAL an den Sequenzpositionen 40 bis 50, 70 bis 79, 101 bis 103
und 125 bis 132) basiert auf der Verwendung von vier Oligodeoxynukleotiden,
von denen jedes partiell von einem der vier korrespondierenden zu
mutierenden Sequenzsegmente abgeleitet ist. Bei der Herstellung
dieser Oligodeoxynukleotide kann der Fachmann Mischungen von Nukleinsäurebausteinen
zur Synthese von den Nukleotidtriplets verwenden, die den zu mutierenden Aminosäurepositionen
entsprechen, sodass Codons oder Anticodons für alle Aminosäuren zufällig oder
entsprechend dem genetischen Code und der Zusammensetzung dieses
Gemischs für
eine Selektion der gewünschten
Aminosäuren
an dieser Position entstehen.
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Das
erste Oligodeoxynukleotid entspricht zum Beispiel in seiner Sequenz
abseits der mutierten Positionen mindestens partiell dem kodierenden
Strang der Peptidschleife, die in der Polypeptidsequenz von hNGAL
an der N-terminalsten Position lokalisiert ist. Demzufolge entspricht
das zweite Oligodeoxynukleotid zumindest partiell dem nicht-kodierenden
Strang für
das zweite Sequenzsegment, das in der Polypeptidsequenz folgt. Das
dritte Oligodeoxynukleotid entspricht wiederum mindestens partiell
dem kodierenden Strang für
das korrespondierende dritte Sequenzsegment. Schließlich entspricht
das vierte Oligodeoxynukleotid zumindest partiell dem nicht-kodierenden
Strang für
das vierte Sequenzsegment. Eine Polymerasekettenreaktion kann mit
dem entsprechenden ersten und zweiten Oligodeoxynukleotid und separat
davon, falls benötigt,
mit dem entsprechenden dritten und vierten Oligodeoxinukleotid unter
Verwendung der Nukleinsäure,
welche das Gerüstprotein
und/oder dessen komplementären
Strang kodiert, als Template durchgeführt werden.
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Die
Amplifikationsprodukte dieser beiden Reaktionen können mit
Hilfe verschiedener bekannter Verfahren in einer Nukleinsäure kombiniert
werden, welche die Sequenz vom ersten bis zum vierten Sequenzsegment
umfasst, und welche die Mutationen an den ausgewählten Aminosäurepositionen
trägt.
Zu diesem Zweck können
beide Produkte beispielsweise einer neuen Polymerasekettenreaktion
unter Verwendung flankierender Oligodeoxynukleotide als Primer sowie
von einem oder mehr Nukleinsäuremediatormolekülen unterzogen werden,
welche die Sequenz zwischen dem zweiten und dem dritten Sequenzsegment
beisteuern. Dieses Verfahren ist schematisch in 1 dargestellt.
In der Auswahl der Anzahl an Oligodeoxinukleotiden, die für die Mutagenese
verwendet werden, sowie ihrer Anordnung innerhalb der Gensequenz
des verwendeten Proteins stehen dem Fachmann weiterhin zahlreiche
Alternativen zur Verfügung.
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Die
Nukleinsäuremoleküle, die
für die
Sequenzregion kodieren, welche die vier Peptidschleifen des verwendeten
Proteins umfasst, und die Mutationen an den ausgewählten oben
definierten Positionen enthalten, können durch Ligation mit den
fehlenden 5'- und
3'-Sequenzen einer
Nukleinsäure,
welche zum Beispiel für
hNGAL kodiert, und/oder dem Vektor verknüpft und in einen geeigneten
Wirtsorganismus kloniert werden. Für die Ligation und die Klonierung
steht eine Vielzahl von Verfahren zur Verfügung. Beispielsweise können im
Rahmen einer Amplifikation synthetische Nukleinsäuremoleküle mit Erkennungssequenzen
für Restriktionsendonukleasen,
die ebenfalls an den korrespondierenden Positionen in der Nukleinsäuresequenz
von hNGAL vorliegen, an beiden Enden der zu klonierenden Nukleinsäure angeheftet
werden, sodass eine Ligation nach Hydrolyse mit dem entsprechendem
Restriktionsenzym möglich
wird. Die fehlenden 5'-
und 3'-Sequenzen einer Nukleinsäure, die
für das
entsprechende Lipocalin kodiert, das in der vorliegenden Erfindung
verwendet wird, können
ebenfalls über
PCR an das Nukleinsäuremolekül angeheftet
werden, das die mutierten Sequenzpositionen umfasst.
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Längere Sequenzsegmente
innerhalb des Gens, das für
das zur Mutagenese ausgewählte
Protein kodiert, können
ferner mit Hilfe bekannter Verfahren einer Zufallsmutagenese unterzogen
werden, zum Beispiel durch Verwendung einer Polymerasekettenreaktion
unter Bedingungen einer erhöhten
Fehlerrate, durch chemische Mutagenese oder durch die Verwendung
bakterieller Mutatorstämme
(Low et al., J. Mol. Biol. 260 (1996), 359-368). Solche Verfahren
können
ferner für
die weitere Optimierung der Targetaffinität oder der Targetspezifität eines
Muteins verwendet werden, das bereits hergestellt wurde. Mutationen,
die möglicherweise außerhalb
der Segmente der Sequenzpositionen 40 bis 50, 70 bis 79, 101 bis
103 und 125 bis 132 von hNGAL erfolgen, können zum Beispiel oft toleriert
werden oder sich sogar als vorteilhaft herausstellen, zum Beispiel wenn
sie zu einer verbesserten Faltungseffizienz oder Faltungsstabilität des Muteins
beitragen.
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Nachdem
die kodierenden Nukleinsäuresequenzen,
die einer Mutagenese unterzogen wurden, zur Expression gebracht
wurden, können
die Klone, welche die genetische Information für die Mehrzahl entsprechender
Muteine tragen, die ein gegebenes Target binden, aus der erhaltenen
Bibliothek selektiert werden. Bekannte Expressions- und Selektionsstrategien
können
für die
Selektion dieser Klone verwendet werden. Verfahren dieser Art wurden
im Zusammenhang mit der Produktion oder dem "Engineering" rekombinanter Antikörperfragmente beschrieben, wie
zum Beispiel die "Phage
Display"-Technik
(Hoess, Curr. Opin. Struct. Biol. 3 (1993), 572-579; Wells and Lowman,
Curr. Opin. Struct. Biol. 2 (1992), 597-604) oder das "Colony Screening"-Verfahren (Skerra
et al., Anal. Biochem. 196 (1991), 151-155) oder das "Ribosome Display" (Roberts, Curr.
Opin. Chem. Biol. 3 (1999) 268-273).
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Eine
Ausführungsform
der "Phage Display"-Technik (Hoess,
supra; Wells and Lowman, supra; Kay et al., Phage Display of Peptides
and Proteins – A
Laboratory Manual (1996), Academic Press) wird hier als Beispiel
eines Selektionsverfahrens gemäß der Erfindung
für Muteine
mit gewünschten
Bindungseigenschaften angegeben. Für das exemplarische Selektionsverfahren
werden Phasmide erzeugt, welche die Expression des mutierten hNGAL
Strukturgens als Fusionsprotein mit einer Signalsequenz am N-Terminus,
vorzugsweise der OmpA-Signalsequenz,
bewirken sowie mit dem Hüllprotein
pIII des Phagen M13 (Model and Russel, in "The Bacteriophages", Vol. 2 (1988), Plenum Press, New York,
375-456) oder mit Fragmenten dieses Hüllproteins, welche in die Phagenhülle inkorporiert
werden, am C-Terminus. Das C-terminale Fragment ΔpIII des Phagenhüllproteins,
das nur die Aminosäuren
217 bis 406 des natürlichen
Hüllproteins
pIII enthält,
wird vorzugsweise zur Erzeugung der Fusionsproteine verwendet. Insbesondere
bevorzugt ist ein C-terminales Fragment von pIII, in dem der Cystein-Rest
an Position 201 fehlt oder durch eine andere Aminosäure ersetzt
wird.
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Das
Fusionsprotein kann andere Komponenten enthalten, wie zum Beispiel
ein Affinitätstag
oder eine Epitopsequenz für
einen Antikörper,
der die Immobilisierung oder spätere
Reinigung des Fusionsproteins oder seiner Teile ermöglicht.
Weiterhin kann ein Stop-Codon zwischen der für hNGAL oder dessen Mutein
kodierenden Region und dem Gensegment für das Hüllprotein oder dessen Fragment
lokalisiert sein, wobei das Stop-Codon, vorzugsweise ein Amber Stop-Codon,
zumindest partiell während
der Translation in einem geeigneten Surpressor-Stamm in eine Aminosäure translatiert
wird.
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Phasmide
bezeichnen hier Plasmide, welche die intergene Region eines filamentösen bakteriellen Phagen
tragen, wie zum Beispiel M13 oder f1 (Beck and Zink, Gene 16 (1981),
35-58), oder einen funktionellen Teil davon, sodass während der
Superinfektion der bakteriellen Zellen mit einem Helferphagen, zum
Beispiel M13K07, VCS-M13 oder R408, ein Strang der zirkulären Phasmid-DNA
mit den Hüllproteinen
verpackt und als so genanntes Phagemid in das Medium exportiert
wird. Auf der einen Seite trägt
dieses Phagemid das hNGAL Mutein, das durch das entsprechende Phasmid
kodiert wird, und das als Fusion mit dem Hüllprotein pIII oder dessen
Fragment in seine Oberfläche
eingebaut ist, wobei die Signalsequenz des Fusionsproteins normalerweise
abgespalten wird. Auf der anderen Seite trägt es eine oder mehr Kopien
des nativen Hüllproteins
pIII aus dem Helferphagen und ist dadurch in der Lage, einen Rezipienten
zu infizieren, im Allgemeinen einen bakteriellen Stamm, der ein
F- oder F'-Plasmid
enthält.
Auf diese Weise wird eine physikalische Kopplung zwischen der verpackten
Nukleinsäure,
welche die genetische Information für das entsprechende hNGAL Mutein enthält, und
dem kodierten Protein sichergestellt, das zumindest partiell in
funktioneller Form auf der Oberfläche des Phagemids vorliegt.
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Der
Vektor phNGAL5 (1) kann zum Beispiel zur Konstruktion
des Phasmids mit den Sequenzen verwendet werden, welche für die hNGAL
Mutiene kodieren. Die für
die Peptidschleifen kodierende Nukleinsäure kann zum Beispiel über die
beiden BstXI Restriktionsstellen in den Vektor phNGAL5 inseriert
werden. Rekombinante Phasmide werden mittels Transformation in den
E. coli Stamm eingebracht, zum Beispiel XL1-Blue (Bullock et al.,
BioTechniques 5 (1987), 376-379) oder TG1. Auf diese Weise werden
Klone hergestellt, die viele verschiedene hNGAL Muteine als Fusionsproteine
erzeugen können.
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Diese
Bibliothek, i.e. die Kollektion der erhaltenen Klone, wird im Anschluss
mit einem M13-Helferphagen in Flüssigkultur
gemäß bekannter
Verfahren superinfiziert. Nach dieser Infektion kann die Inkubationstemperatur
der Kultur zur Produktion der Phagemide reduziert werden. Bevorzugte
Inkubationstemperaturen sind diejenigen, bei denen die optimale
Faltung des hNGAL Muteins als Komponente des Fusionsproteins mit
dem Phagenhüllprotein
oder dessen Fragment erwartet wird. Während oder nach der Inkubationsphase
kann die Expression des Gens für
das Fusionsprotein mit dem hNGAL Mutein in den bakteriellen Zellen
induziert werden, zum Beispiel durch Zugabe von Anhydrotetracyclin.
Die Induktionsbedingungen werden so gewählt, dass eine wesentliche
Fraktion der erzeugten Phagemide mindestens ein hNGAL Mutein präsentiert.
Die Phagemide werden nach einer Inkubationsphase der Kultur von
beispielsweise 6 bis 8 Stunden isoliert. Für die Isolation der Phagemide
sind verschiedene Verfahren bekannt, wie zum Beispiel die Präzipitation
mit Polyethylenglycol.
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Die
isolierten Phasmide können
einer Selektion durch Inkubation mit dem gewünschten Target unterzogen werden,
wobei das Target in einer Form vorliegt, die eine zumindest temporäre Immobilisierung
derjenigen Phagemide ermöglicht,
welche Muteine mit der gewünschten
Bindungsaktivität
als Fusionsprotein in ihren Hüllen
tragen. Unter den verschiedenen, den Fachleuten bekannten Ausführungsformen
kann das Target beispielsweise mit einem Carrierprotein konjugiert
werden, wie zum Beipspiel Serumalbumin, und kann über dieses
Carrierprotein an eine Proteinbindungsoberfläche gebunden werden, zum Beispiel
Polystyren. Mikrotiterplatten, die für ELISA Techniken geeignet
sind, oder so genannte "Immuno- Sticks" können vorzugsweise
für diese
Immobilisierung des Targets verwendet werden. Alternativ können Konjugate
des Targets auch mit anderen Bindungsgruppen erzeugt werden, wie
zum Beispiel Biotin. Das Target kann im Anschluss auf Oberflächen immobilisiert
werden, welche diese Gruppe selektiv binden, wie zum Beispiel Mikrotiterplatten
oder paramagnetische Partikel, die mit Streptavidin oder Avidin
beschichtet sind.
-
Verbliebene
Protein- oder Phagemid-Bindungsstellen, die auf den mit Targets
beladenen Oberflächen vorliegen,
können
mit Blockierungslösungen,
die für
ELISA Verfahren bekannt sind, abgesättigt werden. Die Phagemide
werden zum Beispiel im Anschluss in einem physiologischen Puffer
in Kontakt mit dem auf der Oberfläche immobilisierten Target
gebracht. Ungebundene Phagemide werden durch multiple Waschschritte entfernt.
Die auf der Oberfläche
verbliebenen Phagemidpartikel werden anschließend eluiert. Zur Elution kann das
freie Target als Lösung
zugegeben werden. Die Phagemide können aber auch durch Zugabe
von Proteasen oder beispielsweise in der Gegenwart von Säuren, Basen,
Detergenzien oder chaotropen Salzen oder unter moderat denaturierenden
Bedingungen eluiert werden. Ein bevorzugtes Verfahren ist die Elution
unter Verwendung von Puffern mit einem pH von 2.2, wobei das Eluat
im Anschluss neutralisiert wird.
-
Anschließend werden
die E. coli Zellen mit den eluierten Phagemiden unter Verwendung
allgemein bekannter Verfahren infiziert. Die Nukleinsäuren können ferner
aus den eluierten Phagemiden extrahiert und auf andere Weise in
die Zellen eingebracht werden. Ausgehend von den auf diese Weise
erhaltenen E. coli Klonen werden die Phagemide wiederum durch Superinfektion
mit M13-Helferphagen gemäß dem oben
beschriebenen Verfahren erzeugt, und die auf diese Weise propagierten
Phagemide werden wiederum einer Selektion mit dem auf einer Oberfläche immobilisierten
Target unterzogen. Oftmals sind multiple Selektionscyclen erforderlich,
um die Phagemide mit den Muteinen der Erfindung in angereicherter
Form zu erhalten. Die Anzahl an Selektionszyklen wird vorzugsweise
so gewählt,
dass in der anschließenden
funktionellen Analyse mindestens 0.1 % der untersuchten Klone Muteine
mit einer detektierbaren Affinität
für das
gegebene Target erzeugen. Abhängig
von der Größe, i.e.
der Komplexität,
der verwendeten Bibliothek sind typischerweise 2 bis 8 Zyklen zu diesem
Zweck erforderlich.
-
Für die funktionelle
Analyse der selektierten Muteine wird ein E. coli Stamm mit den
aus den Selektionszyklen erhaltenen Phagemiden infiziert, und die
korrespondierende doppelsträngige
Phasmid-DNA wird isoliert. Ausgehend von dieser Phasmid-DNA oder
auch von der einzelsträngigen
DNA, die aus den Phagemiden extrahiert wurde, können die Nukleinsäuresequenzen
der selektierten Muteine der Erfindung durch zu diesem Zweck übliche Verfahren
bestimmt werden, und die Aminosäuresequenz
kann daraus abgeleitet werden. Die mutierte Region oder die Sequenz
des gesamten hNGAL Muteins kann in einen anderen Expressionsvektor
subkloniert und in einem geeigneten Wirtsorganismus exprimiert werden.
phNGAL7 kann zum Beispiel als Expressionsvektor verwendet werden
(vergleiche 3), und die Expression mit
phNGAL7-Derivaten kann in E.coli Stämmen durchgeführt werden,
zum Beispiel in E. coli TG1. Die gentechnologisch hergestellten
Muteine von hNGAL können
mit Hilfe verschiedener proteinchemischer Verfahren gereinigt werden.
Die mit phNGAL7 erzeugten hNGAL Muteine tragen zum Beispiel das
Affinitätspeptid
Strep-Tag® II
(Schmidt et al., supra) an ihrem C-Terminus und können daher
vorzugsweise mittels Strepavidin-Affinitätschromatographie gereinigt
werden.
-
Die
Selektion kann ferner mit Hilfe anderer Verfahren durchgeführt werden.
Viele verschiedene Ausführungsformen
sind Fachleuten bekannt oder werden in der Literatur beschrieben.
Eine Kombination von Verfahren kann ebenfalls angewandt werden.
Mittels "Phage Display" selektierte oder
zumindest angereicherte Klone können
zum Beispiel zusätzlich
einem "Colony Screening" unterzogen werden.
Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass einzelne Klone direkt im
Hinblick auf die Produktion eines hNGAL Muteins mit detektierbarer Bindungsaffinität für ein Target
isoliert werden können.
-
Zusätzlich zur
Verwendung von E. coli als Wirtsorganismus in der "Phage Display"-Technik oder dem "Colony Screening"-Verfahren können zum Beispiel andere bakterielle
Stämme,
Hefe oder auch Insektenzellen oder Säugetierzellen zu diesem Zweck
verwendet werden. Zusätzlich
zur Selektion eines hNGAL Muteins aus einer primären Bibliothek, die ausgehend
von einer kodierenden Nukleinsäuresequenz
für ein
Mutein erzeugt wurde, können
auch vergleichbare Verfahren angewandt werden, um ein Mutein im
Hinblick auf die Affinität
oder Spezifität
für das
gewünschte
Target durch wiederholte, optional limitierte Mutagenese seiner
kodierenden Nukleinsäuresequenz
zu optimieren.
-
Es
ist überraschend,
dass durch die Verwendung des Verfahrens der Erfindung hNGAL Muteine
isoliert werden können,
die eine detektierbare Affinität
für ein
gegebenes Target zeigen (vergleiche Beispiele 4 und 5).
-
Es
ist ferner möglich,
die erzeugten Muteine einer weiteren, optional partiellen Zufallsmutagenese
zu unterziehen, um Varianten mit noch höherer Affinität aus der
neuen, dadurch erhaltenen Bibliothek zu selektieren. Ein entsprechendes
Verfahren wurde im Fall von digoxigenin-bindenden Muteinen des Bilin-Bindeproteins
zum Zweck einer "Affinitätsmaturierung" bereits beschrieben
(
DE 199 26 068 , WO
00/75303, Schlehuber et al., supra) und kann in einer entsprechenden
Art und Weise von Fachleuten auch auf das hier offenbarte Mutein
angewandt werden.
-
Die
Erfindung wird durch die nachfolgenden nicht-einschränkenden Beispiele und die beigefügten Zeichnungen
weiter veranschaulicht:
-
1 zeigt
schematisch den Phasmidvektor pHNHAL5.
-
2 zeigt
schematisch die Herstellung der Bibliothek von Lipocalinmuteinen
auf dem Nukleinsäureniveau.
-
3 zeigt
schematisch den Expressionsvektor phNGAL7
-
4 zeigt
schematisch den Expressionsvektor pTLpc3.
-
5 zeigt
die Bindung des Muteins TlpcA an Tränenlipocalin und ein korrespondierendes
Kontrollexperiment mit hNGAL mittels eines ELISA.
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6 zeigt
schematisch den Phasmidvektor phNGAL 12.
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7 zeigt
schematisch den Expressionsvektor phNGAL15.
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8 zeigt
die Bindung der Muteine RFY-B, RFY-C und RFY-E – zusammen mit hNGAL als Kontrolle – an ein
Thrombospondinpeptid (SEQ ID NR: 18) in einem ELISA.
-
9 zeigt
die Bindung der Muteine RFY-B, RFY-C und RFY-E – zusammen mit hNGAL als Kontrolle – an ein
Thrombospondinpeptid (SEQ ID NR: 18) mittels Oberflächenplasmonresonanzspektroskopie
(SPR).
-
10 zeigt die Bindung des hNGAL Muteins N4 an Interleukin-8
in einem ELISA.
-
11 zeigt schematisch den Expressionsvektor pTNFα.
-
12 zeigt die Bindung von TNFα an die hNGAL Muteine TNF-V1 und TNF-V2 – zusammen
mit hNGAL als Kontrolle – in
einem Colony Spot-Assay.
-
1 zeigt
eine schematische Zeichnung von phNGAL5. Dieser Vektor kodiert für ein Fusionsprotein aus
der OmpA-Signalsequenz,
einem modifizierten hNGAL mit den drei Aminosäuresubstitutionen Gln28 zu His,
Leu137 zu Ile sowie Thr145 zu Ala, dem Strep-Tag
® II
Affinitätstag
und einer verkürzten
Form des M13 Hüllproteins
pIII, das die Aminosäuren
217 bis 406 umfasst (pIII). Das gesamte Strukturgen ist Gegenstand der
transkriptionellen Kontrolle des Tetracylcinpromotors/-operators
(tet
p/o) und endet mit dem Lipoprotein-Transkriptionsterminator
(t
lpp). Weitere Bestandteile des Vektor
sind der Replikationsursprung (Ori), die intergene Region des filamentösen Bakteriophagen
f1 (f1-IG), das
Ampicillin-Resistenzgen (bla), das für die β-Lactamase kodiert, und das
Tetracyclin-Repressorgen (tetR). Ein Amber Stop-Codon, das in einem
SupE Amber Suppressor-Wirtsstamm partiell in Gln translatiert wird,
liegt zwischen der kodierenden Region für hNGAL mit der OmpA-Signalsequenz
und dem Strep-Tag
® II sowie der kodierenden
Region für
das trunkierte Phagenhüllprotein
pIII. Sowohl die beiden BstXI Restriktionsschnittstellen, die zur
Klonierung der mutierten Genkassette verwendet werden, als auch
die das Strukturgen flankierenden Restriktionsschnittstellen sind markiert.
Ein relevantes Segment der Nukleinsäuresequenz von phNGAL5 ist
zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz in der Sequenzliste
als SEQ ID NO: 7 wiedergegeben. Das Segment beginnt mit einer XbaI
Restriktionsschnittstelle und endet mit der HindIII Restriktionsschnittstelle.
Die Vektorelemente außerhalb dieser
Region sind identisch mit denen des Vektors pASK75, dessen vollständige Nukleotidsequenz
in der Deutschen Patentschrift
DE 44 17 598 A1 dargestellt ist.
-
2 zeigt
schematisch eine Strategie für
die konzertierte Mutagenese von 20 ausgewählten Aminosäurepositionen
in hNGAL durch wiederholte Anwendung der Polymerasekettenreaktion
(PCR). Für
jede der vier Peptidschleifen, in denen Aminosäuren mutiert werden sollen,
wurde ein Oligodeoxynukleotid synthetisiert (SEQ ID NO: 1, SEQ ID
NO: 2, SEQ ID NO: 3 und SEQ ID NO: 4), wobei die in der Sequenzliste
angegebenen entsprechenden Nukleotidmischungen an den Mutationsstellen
verwendet wurden. Aufgrund der gewählten Zusammensetzung wurde
von den insgesamt drei möglichen
Stop-Codons nur das Amber Stop-Codon TAG in den mutierten Codons
zugelassen, das in den zur Genexpression verwendeten E. coli SubE-Stämmen XL1-Blue
(Bullock et al., BioTechniques 5 (1987), 3376-378) oder TG1 (Sambrook
et al., Molecular Cloning. A Laboratory Manual (1989), Cold Spring
Harbor Press) in Glutamin translatiert wird. Für bestimmte Anwendungen, zum
Beispiel zur Genexpression in anderen bakteriellen Stämmen oder
Organismen, kann solch ein Nonsense-Codon, wenn es im Strukturgen
für ein
selektiertes hNGAL Mutein vorkommt, von einem Fachmann durch ein
Glutamin kodierendes Codon ersetzt werden, zum Beispiel über ortsgerichtete
Mutagenese. Mit den Primern SEQ ID NO: 1 und SEQ ID NO: 2 wurde
unter Verwendung der phNGAL3 Plasmid-DNA (SEQ ID NO: 8), welche die klonierte
hNGAL cDNA enthält,
als Template ein Nukleinsäurefragment
mit 168 Basenpaaren amplifiziert (1. PCR, PCR A). In einer weiteren
PCR wurde mit den Primern SEQ ID NO: 3 und SEQ ID NO: 4, ebenfalls
unter Verwendung von phNGAL3 als Template, ein Nukleinsäurefragment
mit 179 Basenpaaren amplifiziert (1. PCR, PCR B). phNGAL3 unterscheidet
sich von phNGAL5 nur durch zwei fehlende BstXI Restriktionsschnittstellen
an den Positionen 283 und 630 sowie eine weitere BstXI Restriktionsschnittstelle
an Position 675 und zeigt hier die hNGAL Wildtyp-Sequenzen. Das
Gemisch der beiden PCR-Produkte, die einander partiell überlappen,
diente als Template in einer weiteren Amplifikation (2. PCR) mit
den beiden flankierenden PCR-Primern SEQ ID NO: 5 und SEQ ID NO:
6, wobei ein Genfragment mit 386 Basenpaaren erhalten wurde. Dieses
Fragment enthielt das Gemisch aller 20 mutierten Codons und wurde
im Anschluss unter Verwendung der beiden BstXI Restriktionsschnittstellen
in den Vektor phNGAL5 kloniert. Die Verwendung dieser beiden Restriktionsschnittstellen,
deren spezielle Anordnung zu zwei nicht kompatiblen überhängenden
DNA-Enden während
des Restriktionsverdaus führte,
ermöglichte
eine besonders effiziente Ligation. Die Substitution der Aminosäuren Gln28
zu His und Thr145 zu Ala in Bezug auf die ursprüngliche Sequenz sowie eine
stille Mutation im Codon für
Ser156 wurden zuvor während
der Konstruktion von phNGAL5 bewerkstelligt, um die beiden BstXI
Restriktionsschnittstellen in das hNGAL Strukturgen einzuführen.
-
3 zeigt
eine Zeichnung von phNGAL7. phNGAL7 kodiert für ein Fusionsprotein aus der
OmpA-Signalsequenz, einem modifizierten hNGAL gemäß
1,
dem Strep-Tag
® II
Affinitätstag
und einer albumin-bindenden Domäne
(abd) des Proteins G aus Streptococcus (Kraulis et al., FEBS Lett.
378 (1996), 190-194). Alle weiteren genetischen Elemente sind identisch
zu phNGAL5. Ein relevantes Segment der Nukleinsäuresequenz von phNGAL7 ist
zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz in der Sequenzliste
als SEQ ID NO: 9 wiedergegeben. Das Segment beginnt mit der XbaI
Restriktionsschnittstelle und endet mit der HindIII Restriktionsschnittstelle.
Die Vektorelemente außerhalb
dieser Region sind identisch mit dem Vektor pASK75, dessen vollständige Nukleotidsequenz
in der Deutschen Patentschrift
DE 44 17 598 A1 dargestellt ist.
-
4 zeigt
eine Zeichnung von pTLpc3. pTLpc3 kodiert für ein Fusionsprotein aus der
OmpA-Signalsequenz, einem modifizierten humanen Tränenlipocalin
mit der Aminosäuresubstitution
Cys97 zu Ser und dem Strep-Tag
® II Affinitätstag. Alle
weiteren genetischen Elemente sind identisch zu phNGAL5. Ein relevantes Segment
der Nukleinsäuresequenz
von pTLpc3 ist zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz in der Sequenzliste
als SEQ ID NO: 9 wiedergegeben. Das Segment beginnt mit der XbaI
Restriktionsschnittstelle und endet mit der HindIII Restriktionsschnittstelle.
Die Vektorelemente außerhalb
dieser Region sind identisch mit dem Vektor pASK75, dessen vollständige Nukleotidsequenz
in der Deutschen Patentschrift
DE 44 17 598 A1 dargestellt ist.
-
5 zeigt
eine graphische Darstellung der Ergebnisse aus Beispiel 5, in dem
Bindungsmessungen mit dem hNGAL Mutein TlpcA mit Hilfe eines enzym-gekoppelten
Immunosorbentassays (ELISA) durchgeführt wurden. Die Bindung von
TlpcA und Tränenlipocalin
(Quadrate) wurde mit der Interaktion von hNGAL und Tränenlipocalin
(offene Kreise) verglichen. TlpcA bindet Tränenlipocalin in konzentrationsabhängiger Weise.
hNGAL zeigt kein signifikantes Bindungssignal.
-
6 zeigt
eine schematische Zeichnung von phNGAL12. Dieser Vektor kodiert
für ein
Fusionsprotein aus der OmpA-Signalsequenz,
einem modifizierten hNGAL mit den vier Aminosäuresubstitutionen Gln28 zu His,
Cys87 zu Ser, Leu137 zu Ile sowie Thr145 zu Ala, dem Strep-Tag
® II
Affinitätstag
und einer verkürzten Form
des M13 Hüllproteins
pIII, welche die Aminosäuren
217 bis 406 umfasst (pIII). Zusätzlich
trägt phNGAL12 zwei
stille Mutationen innerhalb der kodierenden Region der OmpA-Singnalsequenz,
um eine EcoK12 Restriktionsschnittstelle zu entfernen. Das gesamte
Strukturgen ist Gegenstand der transkriptionellen Kontrolle durch den
Tetracyclinpromotor/-operator (tet
p/o) und
endet mit dem Lipoprotein-Transkriptionsterminator (t
lpp).
Weitere Elemente des Vektors umfassen den Replikationsursprung (Ori),
die intergene Region des filamentösen Bakteriophagen f1 (f1-IG), das Ampicillin-Resistenzgen
(bla), das für β-Lactamase
kodiert, und das Teteracyclin-Repressorgen (tetR). Ein Amber Stop-Codon,
das in SupE Amber Suppressor-Wirtsstämmen partiell in Gln translatiert
wird, liegt zwischen der kodierenden Region für hNGAL, fusioniert mit der
OmpA-Signalsequenz und den Strep-Tag
® II,
und der kodierenden Region für
das trunkierte pIII Phagenhüllprotein.
Die beiden BstXI Restriktionsschnittstellen, die zur Klonierung
der mutierten Genkassette verwendet werden, und die das Strukturgen
flankierenden Restriktionsschnittstellen sind markiert. Ein relevantes
Segment der Nukleinsäuresequenz
von phNGAL12 ist zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz
in der Sequenzliste als SEQ ID NO: 19 wiedergegeben. Das Segment
beginnt mit der XbaI Restriktionsschnittstelle und endet mit der
HindIII Restriktionsschnittstelle. Die Vektorelemente außerhalb
dieser Region sind identisch mit dem Vektor pASK75, dessen vollständige Nukleotidsequenz
in der Deutschen Patentschrift
DE 44 17 598 A1 dargestellt ist.
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7 zeigt
eine schematische Zeichnung von phNGAL15. phNGAL15 kodiert für ein Fusionsprotein aus
der OmpA-Signalsequenz mit einem modifizierten hNGAL gemäß
6 und
dem Strep-Tag
® II
Affinitätstag.
pHNGAL15 trägt
die gleichen stillen Mutationen innerhalb der kodierenden Region
der OmpA-Signalsequenz wie phNGAL12. Ein relevantes Segment der
Nukleinsäuresequenz
von phNGAL15 ist zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz
in der Sequenzliste als SEQ ID NO: 21 wiedergegeben. Das Segment
beginnt mit der XbaI Restriktionsschnittstelle und endet mit der
HindIII Restriktionsschnittstelle. Die Vektorelememte außerhalb
dieser Region sind identisch mit dem Vektor pASK75, dessen vollständige Nukleotidsequenz
in der Deutschen Patentschrift
DE 44 17 598 A1 dargestellt ist.
-
8 zeigt
eine graphische Darstellung der Ergebnisse aus Beispiel 10, in dem
Bindungsmessungen mit den hNGAL Muteinen und einem Thrombospondinpeptid
mit Hilfe eines enzym-gekoppelten
Immunosorbentassays (ELISA) durchgeführt wurden. Die Bindung der
hNGAL Muteine RFY-B (Kreise), RFY-C (Quadrate) und RFY-E (Rauten)
an das Thrombospondinpeptid wurde mit der Interaktion von hNGAL
(Dreiecke) und dem Thrombospondinpeptid verglichen. Das Thrombospondinpeptid
wurde über
eine an seinen C-Terminus angeheftete Biotin-Gruppe auf einer avidin-beschichteten Mikrotiterplatte
immobilisiert. Die hNGAL Muteine binden das Thrombospondinpeptid
in konzentrationsabhängiger
Weise, während
hNGAL kein signifikantes Bindungssignal hervorruft. In Abwesenheit
des Peptids (offene Symbole) wurde eine geringe Kreuzreaktivität zwischen den
hNGAL Muteinen und dem Avidin beobachtet.
-
9 zeigt
eine graphische Darstellung der Ergebnisse aus Beispiel 11, in dem
Bindungsmessungen mit den hNGAL Muteinen und einem Thrombospondinpeptid
mit Hilfe der Oberflächenplasmonresonanzspektroskopie
(SPR) durchgeführt
wurde. Die molekularen Interaktionen zwischen den hNGAL Muteinen
RFY-B (Kreise), RFY-C (Quadrate) bzw. RFY-E (Rauten) mit dem Thrombospondinpeptid
wurden mit der Interaktion zwischen hNGAL (Dreiecke) und dem Thrombospondinpeptid
verglichen. Die hNGAL Muteine binden das Thrombospondinpeptid in
konzentrationsabhängiger
Weise, während
hNGAL kein signifikantes Bindungssignal hervorruft. Es wurde keine
Kreuzreaktivität
der hNGAL Muteine mit dem Sensor-Chip SA detektiert (nicht gezeigt).
-
10 zeigt eine graphische Darstellung der Ergebnisse
aus Beispiel 15, in dem Bindungsmessungen mit dem hNGAL Mutein N4
mit Hilfe eines enzym-gekoppelten Immunosorbentassays (ELISA) durchgeführt wurden.
Interleukin-8 wurde über
Biotin-Gruppen, die an seine Lysin-Reste angeheftet wurden, auf
einer avidin-beschichteten
Mikrotiterplatte immobilisiert. Die Bindung des hNGAL Muteins N4
an Interleukin-8 (geschlossene Kreise) wurde mit der Interaktion
des hNGAL Muteins N4 mit Avidin alleine (offene Kreise) verglichen.
Das hNGAL Mutein N4 bindet Interleukin-8 in konzentrationsabhängiger Weise,
während
es mit Avidin alleine kein signifikantes Bindungssignal zeigt.
-
11 zeigt eine schematische Zeichnung des Plasmids
pTNFα. pTNFα kodiert
für ein
Fusionsprotein aus der maturen Form des Tumornekrosefaktors α (TNFα) sowie einem
Hexahistidin-Tag an seinem N-Terminus. Alle weiteren genetischen
Elemente sind identisch mit dem Plasmid pRSET (Schoepfer, Gene 124
(1993), 82-85). Ein relevantes Segment der Nukleinsäuresequenz
von pTNFα ist
zusammen mit der kodierten Aminosäuresequenz in der Sequenzliste
als SEQ ID NO: 31 wiedergegeben. Das Segment beginnt mit der NdeI
Restriktionsschnittstelle und endet mit der HindIII Restriktionsschnittstelle.
Die Vektorelemente außerhalb
dieser Region sind identisch mit dem Vektor pRSET5a, dessen vollständige Nukleotidsequenz
unter der EMBL Hinterlegungsnummer X54202 angegeben ist.
-
12 (A) zeigt die Ergebnisse des Colony Spot Assays
aus Beispiel 18, in dem die Bindung des trimären TNFα an immobilisierte Muteine von
hNGAL untersucht wurde. E. coli TG1-F– Zellen,
welche die nachfolgenden ABD-Fusionsproteine exprimieren, wurden
entsprechend (B) entweder vier- oder fünfmal auf eine hydrophile Membran
aufgebracht ("gespotted"). (B): hNGAL, das
Bilin-Bindeprotein (BBP) zwei nicht verwandte Muteine aus der in
Beispiel 6 beschriebenen Bibliothek, 9 aus dem in Beispiel 17 beschriebenen
Colony Screening Assay isolierte Klone und, als Kontrolle kein Protein.
Die Muteine, die von den entsprechenden Kolonien sekretiert wurden,
wurden auf einer mit HSA beschichteten hydrophoben Membran immobilisiert,
wie in Beispiel 18 dargestellt. Die Bindung des digoxigenierten
TNFα wurde
unter Verwendung eines anti-Digoxigenin FAB/Alkalische
Phosphatase-Konjugat visualisiert. (B) zeigt die Positionen, an
denen die jeweiligen Klone auf die Membran aufgebracht wurden.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Herstellung
einer Bibliothek für
hNGAL Muteine
-
Sofern
nicht anders angegeben wurden Fachleuten bekannte gentechnologische
Verfahren verwendet, wie zum Beispiel in Sambrook et al. (supra)
beschrieben.
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Für die konzertierte
Mutagenese der insgesamt 20 ausgewählten Aminosäurepositionen
in den vier Peptidschleifen von hNGAL wurde eine PCR in mehreren
Schritten gemäß 2 durchgeführt. Die
PCR-Reaktionen wurden in den beiden ersten Amplifikationsschritten
in einem Volumen von 100 μl
durchgeführt,
wobei 20 ng phNGAL3 Plasmid DNA als Template zusammen mit jeweils
50 pmol der entsprechenden Primer (SEQ ID NO: 1 und SEQ ID NO: 2
bzw. SEQ ID NO: 3 und SEQ ID NO: 4) verwendet wurden, welche gemäß dem herkömmlichen
Phosphoramiditverfahren synthetisiert wurden. Zusätzlich enthielt
das Reaktionsgemisch 10 μl 10 × Taq-Puffer
(100 mM Tris/HCl pH 9.0, 500 mM KCl, 15 mM MgCl2,
1 % v/v Triton X-100),
10 μl dNTP-Mix (2
mM dATP, dCTP, dGTP, dTTP). Nachdem das Volumen mit Wasser eingestellt
wurde, wurden 5 U Taq DNA-Polymerase
(5 U/μl,
Promega) zugegeben, und es wurden 20 Temperaturzyklen von 1 Minute
bei 94°C, 1
Minute bei 60°C
und 1.5 Minuten bei 72°C
in einem Thermocycler mit einem beheizbaren Deckel (Eppendorf) durchgeführt, gefolgt
von einer Inkubation für
5 Minuten bei 60°C.
Die gewünschten
Amplifikationsprodukte wurden mit Hilfe präpativer Agarosegelelektrophorese
aus Low Melting Point Agarose (Roche Diagnostis) unter Verwendung
des Jetsorb DNA Extraktionskits (Genomed) isoliert.
-
Der
nachfolgende Amplifikationsschritt wurde ebenfalls in einem 100 µl Gemisch
durchgeführt,
wobei in der Gegenwart von jeweils 50 pmol der Primer SEQ ID NO:
5 und SEQ ID NO: 6 ungefähr
6 ng dieser beiden entsprechenden Fragmente als Templates verwendet
wurden. Die übrigen
Bestandteile des PCR-Gemisches wurden
in den gleichen Mengen wie in den vorangegangenen Amplifikationsschritten
dazugegeben. Die PCR wurde mit 20 Temperaturzyklen von 1 Minute
bei 94°C,
1 Minute bei 55°C
und 1.5 Minuten bei 72°C
durchgeführt,
gefolgt von einer anschließenden
Inkubation für
5 Minuten bei 60°C.
Das PCR Produkt wurde mit Hilfe des E.Z.N.A. Cycle-Pure Kits (PeqLab)
gereinigt.
-
Für die Klonierung
dieses Fragments, das die Bibliothek der hNGAL Muteine in Nukleinsäureform
repräsentiert,
wurde es zunächst
mit dem Restriktionsenzym BstXI (New England Biolabs) entsprechend
den Instruktionen des Herstellers geschnitten und mit Hilfe des
E.Z.N.A. Cycle-Pure Kits gereinigt. Nach einem zweiten Restriktionsverdau
mit BstXI wurde das Nukleinsäurefragment
mittel präparativer
Agarosegelelektrophorese gereinigt, was in einem doppelsträngigen DNA-Fragment
mit einer Größe von 347
Nukleotiden resultierte. Die DNA des Vektors phNGAL5 wurde auf dieselbe
Weise mit BstXI geschnitten, und das größere der beiden resultierenden
Fragmente (3971 bp) wurde isoliert.
-
Für die Ligation
wurden 2.75 µg
(12 pmol) des PCR-Fragments und 31.45 µg (12 pmol) des Vektorfragments
in der Gegenwart von 180 Weiss Units T4 DNA-Ligase (New England
Biolabs) in einem Gesamtvolumen von 600 µl (50 mM Tris/HCl pH 7.8,
10 mM MgCl2, 10 mM DTT, 1 mM ATP, 50 µg/ml BSA)
für vier
Tage bei 16°C
inkubiert. Die DNA wurde anschließend durch Zugabe von 50 µg tRNA
aus Hefe (Boehringer Mannheim), 125 µl 5 M Ammoniumacetat und 500 µl Ethanol
pro 120 µl
des Ligationsgemischs präzipitiert.
Nach einer Inkubation bei –20°C für drei Tage
folgte eine Zentrifugation (30 Minuten, 16000 g, 4°C). Jedes
Präzipitat wurde
mit 750 µl
Ethanol (70 % v/v, –20°C) gewaschen,
zentrifugiert (5 Minuten, 16000 g, 4°C) und unter Vakuum getrocknet
(2 Minuten). Die DNA wurde schließlich in 200 µl TE/10
(1 mM Tris/HCl pH 8.0, 0.1 mM EDTA pH 8.0) gelöst und mit Wasser auf ein Endvolumen
von 260 µl
eingestellt.
-
Die
Herstellung von elektrokompetenten Zellen des E. coli K12 Stamms
XL1-Blue (Bullock et al., supra) wurde gemäß der Verfahren durchgeführt, die
von Tung und Chow (Trends Genet. 11 (1995), 128-129) und von Hengen
(Trends Biochem. Sci. 21 (1996), 75-76) beschrieben wurden. 1 l
LB-Medium wurde durch Zugabe einer stationären XL1-Blue Übernachtkultur
auf eine optische Dichte bei 600 nm von OD600 =
0.08 eingestellt und bei 200 rpm und 26°C in einem 2 l Erlenmeyerkolben
inkubiert. Nach Erreichen einer OD600 =
0.6 wurde die Kultur für
30 Minuten auf Eis abgekühlt
und anschließend
für 15
Minuten bei 4000 g und 4°C
zentrifugiert. Das Zellsediment wurde zweimal jeweils mit 500 ml
eiskaltem 10 % w/v Glyzerin gewaschen und wurde schließlich in
2 ml eiskaltem GYT-Medium (10 % w/v Glyzerin, 0.125 % w/v Hefeextrakt,
0.25 % w/v Trypton) resuspendiert.
-
Das
Micro Pulser System (Biorad) wurde mit den Küvetten desselben Herstellers
(Elektrodenabstand 2 mm) für
die Elektroporation verwendet. Alle Schritte wurden im Kühlraum bei
4°C durchgeführt. Jeweils
5 µl der
oben erwähnten
DNA-Lösung wurden
mit 40 µl
der Zellsuspension gemischt, 1 Minute auf Eis inkubiert und schließlich in
die Küvette
transferiert. Nach der Elektroporation wurde die Suspension sofort
in 2 ml eiskaltem SOC-Medium (2 % w/v Trypton, 0.5 % w/v Hefeextrakt,
10 ml NaCl, 10 mM MgSO4, 10 mM MgCl2) verdünnt
und 60 Minuten bei 37°C
und 200 rpm geschüttelt.
Die Kultur wurde in 2 Liter 2 × YT-Medium
mit 100 µg/ml
Ampicillin (2YT/Amp) verdünnt
und kultiviert, bis die von den replizierenden Zellen hervorgerufene
OD550 0.64 erreichte. Durch die Verwendung
von insgesamt 34.2 µg
der ligierten DNA wurden auf diese Weise mit 49 Elektroporationsversuchen
7 × 107 Transformanden erhalten. Die Transformanten
wurden in der Folge entsprechend Beispiel 2 verwendet.
-
Beispiel 2: Phagemidpräsentation
und Selektion von hNGAL Muteinen gegen humanes Tränenlipocalin
-
200
ml der Kultur, welche die Zellen enthält, die mit den zu phNGAL5 ähnlichen
Phasmidvektoren transformiert wurden, welche die Bibliothek der
Lipocalinmuteine als Fusionsproteine kodieren, wurden in einen sterilen
Erlenmeyerkolben transferiert. Nach Infektion mit dem VCS-M13 Helferphagen
(Stratagene) in einer Infektionsmultiplizität (multiplicity of infection)
von annähernd
10 wurde die Kultur für
weitere 30 Minuten bei 37°C
und 160 rpm geschüttelt.
Anschließend
wurde Kanamycin (70 µg/ml)
zugegeben, die Inkubatortemperatur wurde auf 30°C vermindert und nach 10 Minuten
wurde Anhydrotetracyclin (ACROS Organics) in einer Konzentration
von 100 µg/l
(200 µl
einer 100 µg/ml
Stammlösung
in Dimethylformamid, DMF) zugegeben, um die Genexpression zu induzieren.
Die Inkubation wurde weitere 5 Stunden bei 30°C und 160 rpm fortgesetzt.
-
50
ml dieser Kultur wurden entnommen, und die Zellen wurden mittels
Zentrifugation (15 Minuten, 12000 g, 4°C) sedimentiert. Der Überstand
mit den Phagemidpartikeln wurde sterilfiltriert (0.45 µm), mit
1/4 Volumen (12.5 ml) 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl gemischt
und über
Nacht bei 4°C
inkubiert. Nach einer Zentrifugation (20 Minuten, 18000 g, 4°C) wurden
die präzipitierten
Phagemidpartikel in 2 ml kaltem PBS (4 mM KH2PO4, 16 mM Na2HPO4, 115 mM NaCl, pH 7.4). Die Lösung wurde
auf Eis für
30 Minuten inkubiert und auf zwei 1.5 ml Reaktionsgefäße verteilt.
Nach Zentrifugation der unlöslichen
Bestandteile (5 Minuten, 18500 g, 4°C) wurde jeder Überstand
in ein neues Reaktionsgefäß transferiert.
-
Ein
Vermischen mit 1/4 Volumen 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl und
eine Inkubation für
30 bis 60 Minuten auf Eis diente der Repräzipitation der Phagemidpartikel.
Nach einer Zentrifugation (20 Minuten, 18500 g, 4°C) wurde
der Überstand
entfernt, und die präzipitierten
Phagemidpartikel wurden gelöst
und in einem Gesamtvolumen von 400 µl PBS vereinigt. Nach Inkubation
für 30
Minuten auf Eis wurde die Lösung
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), um die verbliebenen Aggregate
zu entfernen, und der Überstand
wurde direkt für
die Affinitätsanreicherung
verwendet.
-
Immuno-Sticks
(NUNC) wurden für
die Affinitätsanreicherung
der rekombinanten Phagemide verwendet, welche die hNGAL Muteinfusionsproteine
enthalten. Diese wurden Übernacht
mit 800 µl
humanem Tränenlipocalin
(Tlpc) (450 µg/ml)
in PBS beschichtet.
-
Für die Herstellung
des rekombinanten Tlpc wurden Zellen von E. coli JM83 (Yanisch-Perron
et al., Gene 33 (1985), 103-119) mit dem Expressionsplasmid pTLpc3
transformiert, das die cDNA von Tlpc enthält (für die cDNA von Tlpc siehe Holzfeind
and Redl, Gene 139 (1994), 177-183) und für die Proteinproduktion und
Reinigung gemäß Beispiel
3 verwendet. Die Proteinausbeute lag bei etwa 2.2 mg pro 1 l Kulturvolumen.
-
Nicht
besetzte Bindungsstellen auf der Oberfläche des Immuno-Sticks wurden durch
Inkubation mit 1.2 ml 2 % w/v BSA in PBST (PBS mit 0.1 % v/v Tween
20) für
2 Stunden bei RT abgesättigt.
Anschließend wurde
der Immuno-Stick mit einem Gemisch aus 250 µl Phagemidlösung und
500 µl
Blockierungspuffer (3 % w/v BSA in PBST) für eine Stunde bei RT inkubiert.
-
Zur
Entfernung ungebundener Phagemide wurden acht Waschschritte durchgeführt, jedes
Mal mit 950 µl
PBST für
2 Minuten. Absorbierte Phagemide wurden schließlich durch eine zehnminütige Behandlung
des Immuno-Sticks mit 950 µl
0.1 M Glycin/HCl pH 2.2 eluiert, gefolgt von der sofortigen Neutralisation
des pH der Elutionsfraktion durch Mischen derselben mit 150 µl 0.5 M
Tris.
-
Für die Amplifikation
wurde diese Phagemidlösung
(1.1 ml, die abhängig
vom Selektionszyklus zwischen 106 und 108 kolonie-bildende Einheiten
(colony forming units) enthalten) kurz auf 37°C erwärmt, mit 3 ml einer exponentiell
wachsenden Kultur von E. coli XL1-Blue (OD550 =
0.5) gemischt und 30 Minuten bei 37°C und 200 rpm inkubiert. Die
mit den Phagemiden infizierten Zellen wurden anschließend sedimentiert
(2 Minuten, 4420 g, 4°C),
in 600 µl
Kulturmedium resuspendiert und auf drei Agarplatten mit LB-Medium,
das 100 µg/ml
Amicillin enthält
(LB/Amp; 140 mm Durchmesser) ausplattiert.
-
Nach
einer Inkubation für
14 Stunden bei 32°C
wurden die Zellen von den Agarplatten gekratzt, jeweils durch Zugabe
von 10 ml 2 × YT/Amp-Medium,
in einen sterilen Erlenmeyerkolben transferiert und 20 Minuten bei
37°C und
200 rpm zur vollständigen
Suspendierung geschüttelt.
200 ml auf 37°C
vorgewärmtes
2 × YT/Amp-Medium
wurden mit einem geeigneten Volumen dieser Suspension in einer OD550 = 0.08 inokuliert.
-
Für die wiederholte
Produktion und Affinitätsanreicherung
der Phagemidpartikel wurde das am Beginn dieses Beispiels beschriebene
Verfahren verwendet. In diesen Fällen
wurden 50 ml 2 × YT/Amp-Medium
mit 0.2 bis 1 ml der Suspension aus den auf den Agarplatten angezogenen
Zellen inokuliert, und die Phagemide wurden während einer Periode von 7 anstelle
von 5 Stunden bei 30°C
erzeugt. Vier weitere Selektionszyklen mit dem Tlpc wurden auf diese
Weise durchgeführt.
-
Beispiel 3: Identifikation
von hNGAL Muteinen, die humanes Tränenlipocalin binden, mit Hilfe
des "Colony Screening-Verfahrens"
-
Für die analytische
Herstellung der hNGAl Muteine als Fusionsproteine mit dem Strep-Tag® II
sowie der Albumin-Bindedomäne und ihre
Charakterisierung durch Colony Screening wurde die Genkassette zwischen
den beiden BstXI Schnittstellen aus dem Vektor phNGAL5 in phNGAL7
subkloniert.
-
Zu
diesem Zweck wurde mit Hilfe des Perfectprep Plasmid Midi Kits (Eppendorf)
die Phasmid-DNA aus dem Gemisch von E. coli Klonen isoliert, die
durch Infektion mit den Phagemiden aus Beispiel 2 erhalten wurden,
welche als Ergebnis des letzten Selektionszyklus eluiert wurden.
Die DNA wurde mit dem Restriktionsenzym BstXI geschnitten, und das
kleinere der beiden Fragmente (347 bp) wurde mittels präparativer
Agarosegelelektrophorese gereinigt, wie in Beispiel 1 beschrieben.
Die DNA des Vektors phNGAL7 wurde mit BstXI geschnitten, und das
größere der
beiden Fragmente (3971 bp) wurde auf die gleiche Weise isoliert.
-
Für die Ligation
wurden jeweils 100 fmol der beiden DNA-Fragmente mit 1.5 Weiss Units T4 DNA-Ligase
(Promega) in einem Gesamtvolumen von 20 µl (30 mM Tris/HCl pH 7.8,
10 mM MgCl2, 10 mM DTT, 1 mM ATP) gemischt,
gefolgt von einer Inkubation über
Nacht bei 16°C.
E. coli TG1-F– (E.
coli K12 TG1, der sein Episom durch wiederholtes Kultivieren unter
nicht-selektiven Bedingungen verloren hat) wurde mit 2 µl dieses Ligationsgemischs
gemäß dem CaCl2-Verfahren (Sambrook et al., supra) transformiert.
-
Eine
hydrophile PVDF Membran (Millipore, Typ GVWP, Porengröße 0.22 µm), an
einer Stelle markiert und zurechtgeschnitten, wurde auf eine LB/Amp
Agarplatte gelegt. 150 µl
der Zellsuspension aus dem Transformationsansatz, der zentrifugiert
(5000 g, 2 min, 4°C)
und in 500 µl
Kulturmedium resuspendiert wurde, wurden gleichmäßig auf diese Membran plattiert.
Die Agarplatte wurde 7.5 Stunden bei 37°C inkubiert, bis die Kolonien
eine Größe von etwa
0.5 mm erreicht hatten.
-
In
der Zwischenzeit wurde eine hydrophobe Membran (Millipore, Immobilon
P, Porengröße 0.45 µm) ebenfalls
zurechtgeschnitten, mit PBS entsprechend den Anweisungen des Herstellers
benetzt. Anschließend wurde
sie 4 Stunden bei Raumtemperatur in einer Lösung aus 10 mg/ml humanem Serumalbumin
(HSA, Sigma) in PBS geschüttelt.
Die verbliebenen Bindungsstellen auf der Membran wurden durch Inkubation
mit 3 % w/v BSA, 0.5 % v/v Tween 20 in PBS für 2 Stunden bei RT abgesättigt. Die
Membran wurde zweimal 10 Minuten mit jeweils 20 ml PBS gewaschen
und anschließend
10 Minuten in 10 ml LB/Amp-Medium geschüttelt, zu dem 200 µg/l Anhydrotetracyclin
gegeben wurden. Anschließend
wurde sie an einer Stelle markiert und auf eine Kulturplatte mit
LB/Amp-Agar gelegt, der zusätzlich
200 µg/l
Anhydrotetracyclin enthielt. Die hydrophole Membran, auf der die
Kolonien angezogen wurden, wurde so auf die hydrophobe Membran gelegt,
dass die beiden Markierungen übereinander
lagen. Die Kulturplatte wurde mit beiden Membranen bei 22°C für 15 Stunden
inkubiert. Während
dieser Phase wurden die entsprechenden hNGAL Muteine von den Kolonien
sekretiert und über
die albumin-bindende Domäne
auf dem HSA auf der unteren Membran immobilisiert.
-
Anschließend wurde
die obere Membran mit den Kolonien auf eine frische LB/Amp-Agarplatte
transferiert und bei 4°C
gelagert. Die hydrophobe Membran wurde entfernt, dreimal für 5 Minuten
mit jeweils 20 ml PBST gewaschen und anschließend eine Stunde in 10 ml einer
Lösung
eines Konjugats (10 µg/ml)
aus Tränenlipocalin
und Biotin in PBST inkubiert. Für
die Herstellung des Konjugats wurde eine Lösung aus 0.285 mg D-Biotinoyl-ε-amidocapronsäure-N-hydroxysuccinimidester
(Roche) in 9 µl
DMSO langsam zu 2.5 ml 450 µg/ml
Tlpc in 5 % w/v NaHCO3 (pH 8.2) gegeben.
Nach einstündigem
Rühren
bei RT wurde der überschüssige Reaktant
mit Hilfe einer PD-10 Gelfiltrationssäule (Pharmacia) und PBS als
Laufpuffer entfernt.
-
Nach
der Inkubation mit dem Konjugat wurde die Membran dreimal mit PBST
gewaschen, gefolgt von einer Inkubation für eine Stunde mit 10 ml Avidin/Alkalische
Phosphatase-Konjugat (Sigma, Verdünnung 1:40000 in PBST). Die
Membran wurde anschließend
jeweils 5 Minuten zweimal mit PBST und einmal mit PBS gewaschen
und 10 Minuten in AP-Puffer (0.1 M Tris/HCl pH 8.8, 0.1 M NaCl,
5 mM MgCl2) geschüttelt. Für die Farbreaktion wurde die
Membran in 10 ml AP-Puffer inkubiert, zu dem 30 µl 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat-4-toluidinsalz
(Roth, 50 µg/ml
in Dimethylformamid) und 5 μl
Nitroblau-Tetrazolium (Roth, 75 µg/ml in 70 % v/v Dimethylformamid)
gegeben wurden, bis distinkte Farbsignale an den Positionen einiger
der Kolonien erkannt werden konnten. Auf diese Weise wurde die Bindungsaktivität für den Proteinliganden,
i.e. Tlpc, der durch diese Kolonien erzeugten hNGAL Muteine detektiert.
-
Zwölf Kolonien,
die gefärbte
Spots ergaben, wurden von dieser ersten Membran kultiviert. Ihre
Plasmid-DNA wurde isoliert und die hNGAL Genkassette wurde unter
Verwendung des Oligodeoxynukleotids SEQ ID NO: 11 als Primer einer
Sequenzanalyse mit Hilfe des Genetic Analyzer 310 Systems (Applied
Biosystems) entsprechend den Instruktionen des Herstellers unterzogen.
Die zwölf
sequenzierten Klone zeigten nur acht verschiedene Sequenzen, die
als TlpcA, TlpcB, TlpcC, TlpcD, TlpcE, TlpcF, TlpcG und TlpcH bezeichnet
wurden. Der Klon TlpcA wurde fünfmal
gefunden. Die Nukleotidsequenzen der Klone wurden in die Aminosäuresequenzen übersetzt,
und diejenigen Aminosäuren,
die von hNGAL abgeleitet sind, sind in Tabelle 1 angegeben. Die
Aminosäuresequenz
und die Nukleotidsequenz des Muteins TlpcA sind weiterhin als SEQ
ID NO: 12 bzw. SEQ ID NO: 13 angegeben. Die Sequenzierung offenbarte
Amber Stop-Codons an verschiedenen Positionen in allen selektierten
Varianten, die in den verwendeten E. coli Stämmen supprimiert waren.
-
Beispiel 4: Erzeugung
der hNGAL Muteine
-
Für die präparative
Produktion von hNGAL und seiner Muteine wurden eine selektierte
Kolonie sowie das ursprünglich
auf phNGAL7 kodierte hNGAL als Kontrolle in dem E. coli Stamm TG1-F– erzeugt.
-
Zu
diesem Zweck wurden 100 ml LB/Amp-Medium mit einer Einzelkolonie
des TG1-F– Transformanten inokuliert,
der das entsprechende Plasmid trägt,
und über
Nacht bei 30°C
und 200 rpm inkubiert. 2 l LB/Amp-Medium in einem 5 l Erlenmeyerkolben
wurden im Anschluss mit jeweils 40 ml dieser Vorkultur inkubiert
und bei 22°C
und 200 rpm bis zu einer OD550 = 0.5 geschüttelt. Die
Induktion wurde durch Zugabe von 200 µl/l Anhydrotetracyclin durchgeführt (200 µl einer
2 mg/ml Stammlösung
in DMF), gefolgt von einem weiteren dreistündigen Schütteln bei 22°C und 200
rpm.
-
Die
Zellen aus einem Kolben wurden zentrifugiert (15 Minuten, 4420 g,
4°C) und
nach dem Abgießen des Überstands
in 20 ml eines Puffers zur periplasmatischen Freisetzung (100 mM
Tris/HCl pH 8.0, 500 mM Sucrose, 1 mM EDTA) unter dreißigminütigem Abkühlen auf
Eis resuspendiert. Anschließend
wurden die Sphäroplasten
in zwei aufeinander folgenden Zentrifugationsschritten (15 Minuten,
4420 g, 4°C
und 15 Minuten, 30000 g, 4°C)
entfernt. Der Überstand,
der den periplasmatischen Proteinextrakt umfasst, wurde gegen CP-Puffer (100 mM Tris/HCl
pH 8.0, 150 mM NaCl, 1 mM EDTA) dialysiert, sterilfiltriert und
diente für
die chromatographische Reinigung.
-
Die
Reinigung erfolgt mit Hilfe des Strep-Tag® II
Affinitätstags
(Schmidt et al., supra), das zwischen der hHNGAL Variante und der
albumin-bindenden Domäne
lokalisiert war. Im vorliegenden Fall wurde das Streptavidinmutein "1" verwendet (Deutsches Patent 196 41
876.3, Voss und Skerra, Protein Eng. 10 (1997), 975-982), das an
NHS-aktivierte Sepharose (Pharmacia) gekoppelt war, was relativ
zum Bettvolumen der Matrix 5 mg/ml immobilisiertes Streptavidin
erbrachte.
-
Eine
mit diesem Material gefüllt
Chromatographiesäule
mit einem Bettvolumen von 4 ml wurde mit 20 ml CP-Puffer bei 4°C und einer
Flussrate von 40 ml/Stunde äquilibriert.
Die Chromatographie wurde durch Messen der Absorption des Eluats
bei 280 nm in einem Durchflussphotometer überwacht. Nach der Applikation
des periplasmatischen Proteinextrakts wurde die Säule mit
CP-Puffer gewaschen, bis die Basislinie erreicht war, und das gebundene
hNGAL Mutein wurde im Anschluss mit 10 ml einer Lösung aus
2.5 mM D-Desthiobiotin (Sigma) in CP-Puffer eluiert. Die Fraktionen mit dem
gereinigten hNGAL Mutein wurden mittels SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
(Fling und Gregerson, Anal. Biochem. 155 (1986), 83-88) überprüft und vereinigt.
Die Proteinausbeuten lagen zwischen 30 µg und 70 µg pro 1 l Kultur. Tabelle
1: Sequenzcharakteristika selektierter hNGAL Muteine
- *
Diese Glutaminreste wurden von Amber Stop-Codons kodiert.
- ° Diese
Aminosäuresubstitutionen
entstanden durch Zufallsmutationen.
-
Beispiel 5: Messung der
Affinität
der hNGAL Muteine für
Tränenlipocalin
-
Für die Detektion
einer Bindung in einem ELISA (enzym-gekoppelter Immunosorbentassay) wurden die
Wells einer Mikrotiterplatte (Micro Test III Flexible Assay Plate,
Falcon) jeweils mit 100 µl
einer 20 mg/ml Lösung
HSA in PBST befüllt
und eine Stunde bei Raumtemperatur (RT) inkubiert. Nach dreimaligem
Waschen mit PBST wurden 50 µl
einer 1 µM
Lösung
des gereinigten Fusionsproteins des hNGAL Muteins TlpcA und von
hNGAL aus Beispiel 3 in die Wells gegeben, sodass das Protein durch
Komplexbildung zwischen der ABD und HSA immobilisiert wurde. Nach
einer Stunde wurde die Lösung
entfernt und dreimal mit PBST gewaschen. Anschließend wurde eine
Verdünnungsreihe
in PBST eines Konjugats aus Tränenlipocalin
und Biotin in PBST, ausgehend von 140 µg/ml, (Beispiel 3) hergestellt,
gefolgt von einer einstündigen
Inkubation bei RT. Nach dreimaligem Waschen mit PBST wurde ein Avidin/Alkalische
Phosphatase-Konjugat (Sigma), verdünnt 1:10000 mit PBST, in die
Wells gegeben. Die Inkubation wurde eine Stunde bei RT durchgeführt, gefolgt
von zweimaligem Waschen mit PBST und zweimal mit PBS. Die Detektion
des an die immobilisierten hNGAL Muteine gebundenen Tränenlipocalins
wurde im Anschluss über
die durch die alkalische Phosphatase katalysierte Hydrolyse von
P-Nitrophenylphosphat erreicht. Zu diesem Zweck wurden 100 μl einer Lösung aus
0.5 mg/ml P-Nitrophenylphosphat
(Amresco) in AP-Puffer (100 mM NaCl, 5 mM MgCl2,
100 mM Tris/HCl pH 8.8) in die Wells gegeben, und die Produktbildung
wurde durch Messung der Absorption bei 405 nm in einem SpectraMax
250 Photometer (Molecular Devices) überwacht.
-
Beispiel 6: Herstellung
einer Bibliothek mit mehr als 10 Milliarden unabhängigen hNGAL
Muteinen
-
Eine
Zufallsbibliothek von hNGAL mit erhöhter Diversität wurde
durch konzertierte Mutagenese von insgesamt 20 ausgewählten Aminosäurepositionen
in den vier Peptidschleifen unter Verwendung von PCR in multiplen
Schritten gemäß 2 hergestellt.
Die PCR-Reaktionen in den beiden ersten Amplifikationsschritten wurden
in einem Volumen von 100 µl
durchgeführt,
wobei 10 ng phNGAL5 Plasmid-DNA (1) als
Template verwendet wurden, zusammen mit 50 pmol eines jeden Primerpaares
(SEQ ID NO: 1 und SEQ ID NO: 2 bzw. SEQ ID NO: 3 und SEQ ID NO:
4), die gemäß dem herkömmlichen
Phosphoramiditverfahren synthetisiert wurden. Zusätzlich enthielt
das Reaktionsgemisch 10 µl
10 × Taq-Puffer
(100 mM Tris/HCl pH 9.0, 500 mM KCl, 15 mM MgCl2,
1 % v/v Triton X-100) und 10 µl
dNTP-Mix (2 mM dATP, dCTP, dGTP, dTTP). Nach einstellen des Volumens
mit Wasser wurden 5 U Taq DNA-Polymerase
(5 U/µl,
Promega) zugegeben, und es wurden 20 Temperaturzyklen mit einer
Minute bei 94°C,
einer Minute bei 60°C
und 1.5 Minuten bei 72°C
in einem Thermocycler mit einem beheizbaren Deckel (Eppendorf) durchgeführt, gefolgt
von einer abschließenden
Inkubation für
5 Minuten bei 60°C.
Das gewünschte
Amplifikationsprodukt wurde in jedem Fall mittels präparativer Agarosegelelektrophorese
aus GTQ Agarose (Roth) unter Verwendung des Jetsorb DNA Extraktionskits
(Genomed) isoliert.
-
Der
anschließende
Amplifikationsschritt wurde ebenfalls in einem 100 µl Gemisch
durchgeführt,
wobei in der Gegenwart von jeweils 50 pmol der Primer SEQ ID NO:
5 und SEQ ID NO: 6 etwa 6 ng der beiden DNA-Fragmente als Template
verwendet wurde. Beide Primer trugen eine Biotin-Gruppe an ihren
5'-Enden, im Gegensatz
zu Beispiel 1. Die übrigen
Komponenten des PCR-Gemisches
wurden in den gleichen Mengen wie in den vorangegangenen Amplifikationsschritten
zugegeben. Die PCR wurde mit 20 Temperaturzyklen von 1 Minute bei
94°C, 1
Minute bei 60°C
und 1.5 Minuten bei 72°C
durchgeführt,
gefolgt von einer abschließenden Inkubation
für 5 Minuten
bei 60°C.
Das PCR-Produkt wurde mit Hilfe des E.Z.N.A. Cycle-Pure Kits (PeqLab) gereinigt.
-
Für die Klonierung
des DNA-Fragments, das die Bibliothek der hNGAL Muteine in Nukleinsäureform repräsentiert,
wurde das 5'-biotinylierte PCR-Produkt
mit dem Restriktionsenzym BstXI (Promega) gemäß den Anweisungen des Herstellers
geschnitten, und das resultierende Fragment mit einer Größe von 347
Nukleotiden wurde mittels präparativer
Agarosegelelektophorese gereinigt, wie oben beschrieben. Verbliebene DNA-Fragmente,
die nicht oder nur unvollständig
verdaut wurden, wurden über
ihre 5'-Biotintags
durch Inkubation mit streptavidin-beschichteten paramagnetischen Kügelchen
(beads; Dynal) entfernt, wodurch das doppelt geschnittene DNA-Fragment
erhalten wurde, das für
die nachfolgende Ligationsreaktion geeignet ist.
-
Zu
diesem Zweck wurden 100 µl
einer kommerziell verfügbaren
Suspension paramagnetischer Partikel in einer Konzentration von
10 mg/ml dreimal mit 100 µl
TE-Puffer gewaschen. Die paramagnetischen Partikel wurden im Anschluss
getrocknet und mit 11 bis 22 pmol des DNA-Fragments in 100 µl TE-Puffer
15 Minuten bei Raumtemperatur gemischt. Die paramagnetischen Partikel
wurden mit Hilfe eines Magneten an der Wand eines Eppendorfgefäßes gesammelt,
und der Überstand
mit dem gereinigten DNA-Fragment wurde für die weitere Verwendung in
der anschließenden
Ligationsreaktion entfernt.
-
Die
DNA des Vektors phNGAL12 (6) wurde
mit BstXI geschnitten, wie oben beschrieben, und das größere der
beiden resultierenden Fragmente (3971 bp) wurde mittels präparativer
Agarosegelelektrophorese isoliert. Für die Ligation wurden 6.85 µg (30 pmol)
des PCR-Fragments und 78.65 µg
(30 pmol) des Vektorfragments in der Gegenwart von 855 Weiss Units
T4 DNA-Ligase (Promega)
in einem Gesamtvolumen von 8550 µl (50 mM Tris/HCl pH 7.8,
10 mM MgCl2, 10 mM DTT, 1 mM ATP, 50 µg/ml BSA)
für 4 Tage
bei 16°C inkubiert.
Die DNA wurde im Anschluss durch Zugabe von 110 µg tRNA aus Hefe (Boehringer
Mannheim), 350 µl
5 M Ammoniumacetat und 1300 µl
Ethanol pro 350 µl
Ligationsgemisch präzipitiert.
Nach einer Inkubation bei –20°C für 2 Tage
erfolgte eine Zentrifugation (30 Minuten, 16000 g, 4°C). Jedes
Präzipitat
wurde mit 750 µl
Ethanol (70 % v/v, –20°C) gewaschen,
zentrifugiert (5 Minuten, 16000 g, 4°C) und unter Vakuum getrocknet (2
Minuten). Abschließend
wurde die DNA in einem Gesamtvolumen von 427.5 µl Wasser gelöst, um eine
Endkonzentration von 200 µg/ml
zu ergeben.
-
Die
Herstellung elektrokompetenter Zellen des E. coli K12 Stamms XL1-Blue
(Bullock et al., supra) wurde entsprechend der Verfahren durchgeführt, die
unter Beispiel 1 beschrieben sind.
-
Das
Micro Pulser System (BioRad) wurde in Verbindung mit den Küvetten desselben
Herstellers (Elektrodenabstand 2 mm) für die Elektroporation verwendet.
Alle Schritte wurden im Kühlraum
bei 4°C
durchgeführt.
Jeweils 10 µl
der obigen DNA-Lösung (2 µg) wurde
mit 100 µl
Zellsuspension gemischt, 1 Minute auf Eis inkubiert und in die vorgekühlte Küvette transferiert.
Im Anschluss wurde die Elektroporation durchgeführt (5 ms, 12.5 kV/cm), und
die Suspension wurde sofort in 2 ml eiskaltem SOC-Medium verdünnt, gefolgt
von einem sechzigminütigem
Schütteln
bei 37°C
und 200 rpm. Die Kultur wurde in 1.5 l 2 × YT-Medium, das 100 µg/ml Ampicillin
enthielt (2YT/Amp), auf eine OD550 von 0.5
verdünnt
und bei 37°C
kultiviert, bis die durch die replizierenden Zellen verursachte
OD550 auf 0.7 angestiegen war. Durch Verwenden
von insgesamt 85.5 µg
der ligierten DNA wurden auf diese Weise mit insgesamt 43 Elektroporationsexperimenten
1.8 × 1010 Transformanten erhalten. Die Transformanten
wurden in der Folge entsprechend Beispiel 7 verwendet.
-
Beispiel 7: Phagemidpräsentation
und Selektion von hNGAL Muteinen gegen ein Acht-Aminosäure-Peptid
aus der zell-bindenden
Domäne
des humanen Thrombospondin 1 ("Thrombospondinpeptid")
-
Die
1500 ml Kultur mit den Zellen, die mit den Phasmidvektoren transformiert
wurden, welche phNGAL12 entsprechen, aber für die Bibliothek der Lipocalinmuteine
als Fusionsproteine kodieren, wurden mit dem VCS-M13 Helferphagen
(Stratagene) in einer Infektionsmultiplizität von ungefähr 10 infiziert. Die Kultur wurde
für weitere
30 Minuten bei 37°C
und 160 rpm geschüttelt.
Im Anschluss wurde die Inkubatortemperatur auf 26°C gesenkt,
und Kanamycin (70 µg/ml)
wurde zugegeben. Nach 10 Minuten wurde Anhydrotetracyclin in einer
Konzentration von 25 µg/l
zugegeben (1875 µl
einer 20 µg/ml
Stammlösung
in DMF), um die Genexpression zuinduzieren. Die Inkubation wurde
für weitere
15 Stunden bei 26°C
und 160 rpm fortgesetzt.
-
Die
Zellen wurden mittels Zentrifugation (60 Minuten, 12500 g, 4°C) sedimentiert.
Der Überstand
mit den Phagemidpartikeln wurde sterilfiltriert (0.45 µm), mit
1/4 Volumen (375 ml) eiskaltem 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl
gemischt und eine Stunde bei 4°C
inkubiert. Nach einer Zentrifugation (30 Minuten, 18500 g, 4°C) wurden
die präzipitierten
Phagemidpartikel in 60 ml kaltem PBS gelöst. Die Lösung wurde 60 Minuten auf Eis
inkubiert und auf zwei SS34 Zentrifugenröhrchen verteilt. Nach Zentrifugation
der ungelösten
Bestandteile (5 Minuten, 18500 g, 4°C) wurde jeder Überstand
in ein neues Zentrifugenröhrchen
transferiert.
-
Die
Phagemidpartikel wurden durch Mischen mit 1/4 Volumen 20 w/v PEG
8000, 15 % w/v NaCl repräzipitiert,
gefolgt von einer sechzigminütigen
Inkubation auf Eis. Die Phagemide wurden aliquotiert (2 ml), und
es wurden 1 mM EDTA und 50 mM Benzamidin (Sigma) für die langfristige
Lagerung bei –20°C zugegeben.
-
Das
biotinylierte synthetische Thrombospondinpeptid, das aus der zell-bindenden
Domäne
von humanen Thrombospondin 1 abgeleitet ist (Tulasne et al., Blood
98 (2001), 3346-3352; H2N-Arg-Phe-Tyr-Val-Val-Met-Trp-Lys-Aca-Aca-Lys-Biotin-COOH,
SEQ ID NO: 18, Aca: Aminocapronsäure) wurde
zusammen mit streptavidin-beschichteten paramagnetischen Partikeln
(Dynal) als Target für
die AffinitätsaNOeicherung
aus der Bibliothek der die hNGAL Muteine repräsentierenden Phagemide verwendet.
-
Zu
diesem Zweck wurde ein 2 ml Aliquot der präzipitierten Phagemide von oben
zentrifugiert (20 Minuten, 18500 g, 4°C), der Überstand wurden entfernt, und
die sedimentierten Phagimidpartikel wurden in 1 ml PBS gelöst. Nach
einer dreißigminütigen Inkubation
auf Eis wurde die Lösung
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), um verbliebene Aggregate
zu entfernen, und der Überstand
wurde direkt für
die Affinitätsanreicherung verwendet.
-
Um
peptid-bindende Phagemide anzureichern, wurden 40 µl einer
825 nM Lösung
(33 pmol) des biotinylierten Thrombospondinpeptids in PBS (hergestellt
durch Mischen von 100 µl
einer 10 µM
Lösung
des synthetischen Peptids in DMF mit 1112 µl PBS) mit 260 µl einer
Lösung
aus frisch hergestellten Phagemiden (zwischen 2 × 1012 und
5 × 1012 kolonie-bildende Einheiten, cfu) gemischt
und eine Stunde bei RT inkubiert, sodass eine Komplexbildung zwischen
dem Peptid und den von den Phagemiden präsentierten Muteinen ermöglicht wurde.
Im Anschluss wurden 100 µl
einer Lösung
aus 8 % v/w BSA, 0.4 v/v Tween 20 in PBS zugegeben.
-
Parallel
dazu wurden 100 µl
einer kommerziell verfügbaren
Suspension steptavidin-paramagnetischer Partikel (Dynal) dreimal
mit 100 µl
PBS gewaschen. Darin wurden die Partikel durch Rotieren des 1.5
ml Eppendorfgefäßes 1 Minute
in Suspension gehalten und im Anschluss mit Hilfe eines Magneten
an der Wand des Gefäßes gesammelt,
und der Überstand
wurde entfernt. Um unspezifische Bindungsstellen abzusättigen,
wurden die paramagnetischen Partikel mit 100 µl 2 % w/v BSA in PBST eine
Stunde bei RT inkubiert.
-
Nach
Entfernen des Überstands
wurde das Gemisch aus dem biotinylierten Thrombospondinpeptid und
den Phagemiden zu den paramagnetischen Partikeln gegeben, und die
Partikel wurden resuspendiert und 10 Minuten bei RT inkubiert. Schließlich wurden
freie Biotin-Bindestellen von Streptavidin durch Zugabe von 10 µl einer
4 mM D-Desthiobiotin (Sigma)-Lösung
in PBS zu dem Gemisch abgesättigt,
und das Gemisch wurde 5 Minuten bei RT inkubiert. Dieser Schritt
diente dazu, die Bildung eines Komplexes des Strep-Tag® II – als Teil
des Fusionsproteins der Muteine und des Fragments des Phagenhüllproteins
pIII – mit
Streptavidin zu verhindern.
-
Ungebundene
Phagemide wurden durch achtmaliges Waschen der paramagnetischen
Partikel mit 1 ml frischem PBST mit 1 mM D-Desthiobiotin entfernt. Jedes Mal wurden
die Partikel mit Hilfe des Magneten gesammelt, und der Überstand
wurde verworfen. Schließlich
wurden die gebundenen Phagemide durch Resuspendieren der Partikel
in 950 µl
0.1 M Glycin/HCl pH 2.2 und fünfzehnminütige Inkubation
eluiert. Nach dem Sammeln der Partikel mit Hilfe des Magneten wurde
der Überstand
entnommen und sofort durch Zugabe von 150 µl 0.5 M Tris neutralisiert.
-
Für die Amplifikation
wurde diese Phagemidlösung
(1.1 ml, die abhängig
vom Selektionszyklus zwischen 107 und 1010 cfu enthalten) kurz auf 37°C erwärmt, mit
3 ml einer exponentiell wachsenden Kultur, von E. coli XL1-Blue
(OD550 = 0.5 bei 37°C) gemischt und 30 Minuten bei
37°C und
200 rpm inkubiert. Die mit den Phagemiden infizierten Zellen wurden
im Anschluss sedimentiert (2 Minuten, 4420 g, 4°C), in 600 µl Kulturmedium resuspendiert
und auf drei Agarplatten mit LB-Medium, das 100 µg/ml Ampicillin enthält (LB/Amp;
140 mm Durchmesser), ausplattiert.
-
Nach
einer Inkubation von 14 Stunden bei 32°C wurden die Zellen von den
Agarplatten gekratzt, jeweils durch Zugabe von 10 ml 2 × YT/Amp-Medium,
in einen sterilen Erlenmeyerkolben transferiert und 20 Minuten bei
37°C und
200 rpm für
eine vollständige
Resuspendierung geschüttelt.
-
Für einen
weiteren Zyklus zur Herstellung und Affinitätsanreicherung der Phagemidpartikel
wurden 50 ml 2 × YT/Amp-Medium
auf 37°C
vorgewärmt
und mit 0.2 bis 1 ml der Suspension inokuliert, sodass die Zelldichte
OD550 = 0.08 betrug. Diese Kultur wurde
bei 37°C
und 160 rpm bis zu einer Zelldichte von OD550 =
0.5 inkubiert. Im Anschluss wurde die Kultur mit dem VCS-M13 Helferphagen
(Stratagene) in einer Infektionsmultiplizität von ungefähr 10 infiziert, und die Kultur
wurde für
weiter 30 Minuten bei 37°C
und 160 rpm geschüttelt. Kanamycin
(70 µg/ml)
wurde anschließend
zugegeben, die Inkubatortemperatur wurde auf 26°C gesenkt, und nach 10 Minuten
wurde Anhydrotetracyclin in einer Konzentration von 25 µg/l zugegeben,
um die Genexpression zu induzieren. Die Inkubation wurde weitere
15 Stunden bei 26°C
und 160 rpm fortgesetzt.
-
Die
Zellen wurden mittels Zentrifugation (15 Minuten, 12000 g, 4°C) sedimentiert.
Der Überstand
mit den Phagemidpartikeln wurde sterilfiltriert (0.45 µm), mit
1/4 Volumen (12.5 ml) 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl gemischt
und 1 Stunde auf Eis inkubiert. Nach einer Zentrifugation (20 Minuten
18000 g, 4°C)
wurden die präzipitierten
Phagemidpartikel in 2 ml kaltem PBS gelöst. Die Lösung wurde auf Eis für 30 Minuten
inkubiert und auf zwei 1.5 ml Reaktionsgefäße verteilt. Nach Zentrifugation
der ungelösten
Bestandteile (5 Minuten, 18500 g, 4°C) wurde jeder Überstand
in ein neues Reaktionsgefäß transferiert.
-
Die
Phagemidpartikel wurden durch Mischen mit 1/4 Volumen 20 w/v PEG
8000, 15 % w/v NaCl repräzipitiert,
gefolgt von einer sechzigminütigen
Inkubation auf Eis. Nach einer Zentrifugation (20 Minuten, 18500
g, 4°C)
wurde der Überstand
entfernt, und die präzipitierten
Phagemidpartikel wurden in 1 ml PBS gelöst. Nach einer dreißigminütigen Inkubation
auf Eis wurde die Lösung
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), und der Überstand wurde direkt für die Affinitätsanreicherung
verwendet. Fünf
weitere Selektionszyklen mit dem Thrombospondinpeptid wurden auf
diese Art und Weise durchgeführt.
-
Beispiel 8: Identifikation
von thrombospondinpeptid-bindenden hNGAL Muteinen mit Hilfe des "Colony Screening-Verfahrens"
-
Für die analytische
Herstellung der hNGAL Muteine als Fusionsproteine mit dem Step-Tag® II
und der albumin-bindenden Domäne
wurde die Genkassette zwischen den beiden BstXI Schnittstellen aus
dem Vektor phNGAL12 in phNGAL7 subkloniert.
-
Zu
diesem Zweck wurde unter Verwendung des Plasmid Midi Kit (Qiagen)
die Phasmid-DNA aus dem Gemisch der E. coli Klone isoliert, die
durch Infektion mit den Phagimiden aus Beispiel 7 erhalten wurden,
welche als Ergebnis des vierten und des fünften Selektionszyklus eluiert
wurden. Die DNA beider Präparationen wurde
mit dem Restriktionsenzym BstXI geschnitten, und in jedem Fall wurde
das kleinere der beiden Fragmente (347 bp) mittels präparativer
Agerosegelelektrophorese gereinigt, wie in Beispiel 6 beschrieben.
Die DNA des Vektors phNGAL7 wurde mit BstXI geschnitten, und das
größere der
beiden Fragmente (3971 bp) wurde auf dieselbe Weise isoliert.
-
Für die Ligation
wurden jeweils 100 fmol der isolierten kleinen DNA-Fragmente mit
100 fmol des großen
DNA-Fragments und mit 1.5 Weiss Units T4 DNA-Ligase (Promega) in
einem Gesamtvolumen von 20 µl (30
mM Tris/HCl pH 7.8, 10 mM MgCl2, 10 mM DTT,
1 mM ATP) gemischt, gefolgt von einer Inkubation bei 16°C über Nacht.
E. coli TG1-F– (E.
coli K12 TG1, der sein Episom durch wiederholtes Kultivieren unter nicht-selektiven
Bedingungen verloren hat) wurde mit jeweils 2 µl dieser Ligationsgemische
entsprechend dem CaCl2-Verfahren (Sambrook
et al., supra) transformiert, wodurch 2.0 ml einer Zellsuspension
erhalten wurden. 100 µl
dieser Suspension wurden auf einer Agarplatte mit LB/Amp-Medium
ausplattiert und bei 37°C
für 14 Stunden
inkubiert.
-
Zwei
hydrophile PVDF Membranen (Millipore, Typ GVWP, Porengröße 0.22 µm), an
einer Stelle markiert und zurechtgeschnitten, wurden auf LB/Amb-Agarplatten
gelegt. 150 µl
der Zellsuspension aus den Transformationsansätzen, die zentrifugiert (5000
g, 2 Minuten, 4°C)
und in 500 µl
Kulturmedium resuspendiert wurden, wurden gleichmäßig auf
diese Membranen plattiert. Die Agarplatten wurden 7.5 Stunden bei
37°C inkubiert,
bis die Kolonien eine Größe von etwa
0.5 mm erreicht hatten.
-
In
der Zwischenzeit wurden zwei hydrophobe Membranen (Millipore, Immobilon
P, Porengröße 0.45 µm), ebenfalls
zurechtgeschnitten, mit PBS gemäß den Anweisungen
des Herstellers benetzt. Diese wurden im Anschluss jeweils für 4 Stunden
bei Raumtemperatur in 10 ml einer Lösung aus 10 mg/ml humanem Serumalbumin
(HSA, Sigma) in PBS geschüttelt.
Verbliebene Bindungsstellen auf den Membranen wurden durch Inkubation
mit 20 ml 3 % w/v BSA, 0.5 % v/v TWEEN 20 in PBS für 2 Stunden
bei RT abgesättigt.
Die Membranen wurden zweimal 10 Minuten jeweils mit 20 ml PBS gewaschen
und anschließend
10 Minuten in 10 ml LB/Amp-Medium inkubiert, zu dem 200 µg/l Anhydrotetracyclin
gegeben wurden.
-
Schließlich wurden
sie an einer Stelle markiert und auf Kulturplatten mit LD/Amp-Agar
gelegt, der zusätzlich
200 µg/l
Anhydrotetracyclin enthielt. Die hydrophilen Membranen von oben,
auf denen die Kolonien angezogen wurden, wurden so auf die hydrophoben
Membranen gelegt, dass die beiden Markierungen übereinander lagen. Die Kulturplatten
wurden jeweils mit dem Stapel aus beiden Membranen bei 22°C für 15 Stunden
inkubiert. Während
dieser Phase wurden die entsprechenden hNGAL Muteine von den Kolonien
auf den oberen Membranen sekretiert und über ihre albumin-bindende Domäne an das
HSA auf den unteren Membranen immobilisiert.
-
Anschließend wurden
die oberen Membranen mit den Kolonien auf frische LB/Amp-Agarplatten
transferiert und bei 4°C
gelagert. Die hydrophoben Membranen wurden entfernt und dreimal
für 5 Minuten
mit jeweils 20 ml PBST gewaschen.
-
Für die Analyse
der Bindungsaktivität
der immobilisierten hNGAL Muteine wurden die Membranen im Anschluss
1 Stunde in 10 ml einer 10 µg/ml
Lösung
des biotinylierten Thrombospondinpeptids in PBST (eine 1 mM Stammlösung des
biotinylierten Peptids in DMF wurde dazu 1:100 in PBST verdünnt) inkubiert.
Die Membranen wurden dreimal mit PBST gewaschen, gefolgt von einer
einstündigen
Inkubation mit 10 ml Avidin/Alkalische Phosphatase-Konjugat (Sigma,
Verdünnung
1:40000 in PBST) zur Detektion der gebunden Peptide über ihre
Biotin-Gruppen. Die Membranen wurden jeweils für 5 Minuten zweimal mit PBST
und einmal mit PBS gewaschen und 10 Minuten in AP-Puffer (0.1 M
Tris/HCl pH 8.8, 0.1 M NaCl, 5 mM MgCl2)
geschüttelt. Für die Farbreaktion
wurden die Membranen in 10 ml AP-Puffer inkubiert, zu dem 30 µl 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat-4-toluidinsalz
(Roth, gelöst
in einer Konzentration von 50 µg/ml
in Dimethylformamid) und 5 µl Nitroblau-Tetrazolium
(Roth, 75 µg/ml
in 70 % v/v Dimethylformamid) gegeben wurden, bis distinkte Farbsignale
an den Positionen einiger der Kolonien erkannt werden konnten.
-
19
Kolonien (9 isoliert aus Selektionszyklus 4 und 10 aus Selektionszyklus
5) ergaben intensiv gefärbte
Spots auf den hydrophoben Membranen und wurden von den entsprechenden
hydrophilen Membranen kultiviert. Ihre Plasmid-DNA wurde isoliert,
und die hNGAL Genkassette wurde mit Hilfe des Oligodeoxynukleotids SEQ
ID NO: 11 als Primer unter Verwendung des Genetic Analyzer 310 Systems
mit dem Big Dye Terminator Cycle Sequencing Kit (Applied Biosystems)
gemäß den Anweisungen
des Herstellers einer Sequenzanalyse unterzogen.
-
Die
19 sequenzierten Klone zeigten nur 12 verschiedene Sequenzen, die
als RFY-A, RFY-B, RFY-C, RFY-D, RFY-E, RFY-F, RFY-G, RFY-H, RFY-I,
RFY-J, RFY-K und RFY-L bezeichnet wurden. Der Klon RFY-B wurde zwölfmal und
der Klon RFY-C sechsmal gefunden. Der RFY-J zeigte eine Deletion
von drei Nukleotiden, die in der Deletion einer Aminosäure resultiert,
welche in der Peptidschleife Nummer 4 an Position 125 lokalisiert
war. In Klon RFY-L wurde ein Amber Stop-Codon identifiziert, das
in einem supE Suppressorstamm in die Aminosäure Glutamin translatiert wurde.
-
Die
Nukleotidsequenzen der Klone wurden in die Aminosäuresequenzen
translatiert, und diejenigen Aminosäuren, die vom ursprünglichen
hNGAL Protein abgeleitet sind, sind in den Tabellen 2a und 2b angegeben.
Die Nukleotidsequenzen der Muteine RFY-B, RFY-C bzw. RFY-E sind
in der Sequenzliste ferner als SEQ ID NO: 23, SEQ ID NO: 25 bzw.
SEQ ID NO: 27 wiedergegeben. Die Aminosäuresequenzen dieser Muteine sind
in der Sequenzliste als SEQ ID NO: 24, SEQ ID NO: 26 bzw. SEQ ID
NO: 28 angegeben.
-
Die
Muteine RFY-D und RFY-C, die zweimal bzw. sechsmal gefunden wurden,
wurden für
eine detaillierte Charakterisierung ihrer Bindungsaktivität ausgewählt. Zusätzlich wurde
das Mutein RFY-E ausgewählt, da
seine Aminosäurezusammensetzung
in den verzufälligten
Regionen weitgehend einzigartig zu sein schien. Tabelle
2a: Sequenzcharakteristika selektierter hNGAL Muteine
Tabelle
2b: Sequenzcharakteristika selektierter hNGAL Muteine
- * Dieser Glutaminrest
wurde von einem Amber Stop-Codon kodiert.
- ° Diese
Aminosäuresubstitutionen
entstanden durch Zufallsmutationen außerhalb der verzufälligten
Positionen.
- Δ Diese
Aminosäuredeletion
entstand durch eine Zufallsmutation außerhalb der verzufälligten
Positionen.
-
Beispiel 9: Herstellung
von hNGAL Muteinen
-
Für die präparativer
Herstellung der hNGAL Muteine RFY-B, RFY-C und RFY-E, die in Beispiel 8 erhalten
wurden, wurde die mutagenisierte kodierende Region zwischen den
beiden BstXI Schnittstellen aus dem Vektor phNGAL7 in das Expressionsplasmid
phNGAL15 (7) subkloniert. Das so erhaltene
Plasmid kodierte ein Fusionsprotein des Muteins mit der OmpA-Signalsequenz
am Amino-Terminus und dem Strep-Tag® II
Affinitätstag
am Carboxy-Terminus.
-
Für die Subklonierung
wurde die für
das relevante Mutein kodierende Plasmid-DNA mit dem Restriktionsenzym
BstXI geschnitten, und das kleinere der beiden Fragmente (347 bp)
wurde mittels präparativer Agarosegelelektophorese
gereinigt, wie in Beispiel 6 beschrieben. Auf die gleiche Weise
wurde die phNGAL14 Vektor-DNA mit BstXI geschnitten, und das größere der
beiden Fragmente (3398 bp) wurde isoliert.
-
1.5
Weiss Units T4 DNA-Ligase (Promega) wurden zu jeweils 50 fmol der
beiden DNA-Fragmente in einem Gesamtvolumen von 20 µl (30 mM
Tris/HCl pH 7.8, 10 mM MgCl2, 10 mM DTT,
1 mM ATP) gegeben, und das Gemisch wurde zur Ligation 16 Stunden
bei 16°C
inkubiert. 5 µl
des Ligationsgemischs wurden im Anschluss verwendet, um E. coli
JM83 (Yanisch-Perron et al., Gene 33 (1985), 103-119) gemäß dem CaCl2-Verfahren zu transformieren, wodurch 2.0
ml einer Zellsuspension erhalten wurden. 100 µl dieser Suspension wurden
auf einer Agarplatte mit LB/Amp-Medium
ausplattiert und bei 37°C
für 14
Stunden inkubiert.
-
Eine
einzelne Kolonie der E. coli JM83 Transformanten wurde zum Inokulieren
von 100 ml LB/Amb-Medium verwendet, gefolgt von einer Inkubation
bei 30 °C
und 200 rpm über
Nacht. 2 l LB/Amp-Medium in einem 5 l Erlenmeyerkolben wurden im
Anschluss mit 40 ml dieser Vorkultur inokuliert und bei 22°C und 200
rpm bis zu einer OD550 = 0.5 geschüttelt. Die
Induktion wurde durch die Zugabe von 200 µg/l Anhydrotetracyclin (200 µl einer
2 mg/ml Stammlösung
in DMF) durchgeführt,
gefolgt von einem weiteren dreistündigen Schütteln bei 22°C und 200
rpm.
-
Die
Zellen eines Kolbens wurden zentrifugiert (15 Minuten, 4420 g, 4°C) und nach
Entfernen des Überstands
in 20 ml eines vorgekühlten
Puffers zur periplasmatischen Freisetzung (100 mM Tris/HCl pH 8.0,
500 mM Sucrose, 1 mM EDTA) resuspendiert und 30 Minuten auf Eis
inkubiert. Die Sphäroplasten
wurden im Anschluss in zwei aufeinander folgenden Zentrifugationsschritten
(15 Minuten, 4420 g, 4°C
und 15 Minuten, 30000 g, 4°C)
entfernt. Der Überstand
mit dem periplasmatischen Proteinextrakt wurde gegen CP-Puffer (100 mM
Tris/HCl, pH 8.0, 150 mM NaCl, 1 mM EDTA) dialysiert, sterilfiltriert
und für
die chromatorgraphische Reinigung des hNGAL Muteins verwendet.
-
Das
Reinigungsverfahren basierte auf den C-terminalen Strep-Tag® II
Affinitätstag
(Schmidt et al., supra). Im vorliegenden Fall wurde das Streptavidinmutein "1" verwendet (Deutsches Patent 196 41
876.3, Voss und Skerra, supra) das an NHS-aktivierte Sepharose (Pharmacia) gekoppelt
war, was 5 mg/ml immobilisiertes Streptavidin pro 1 ml Bettvolumen
der Matrix ergab.
-
Eine
mit diesem Material gefüllte
Chromatographiesäule
mit einem Bettvolumen von 4 ml wurde mit 20 ml CP-Puffer bei 4°C und einer
Flussrate von 40 ml/Stunde äquilibriert.
Die Chromatographie wurde durch Messen der Absorption des Eluats
bei 280 nm in einem Durchflussphotometer überwacht. Nach der Applikation
des periplasmatischen Proteinextrakts wurde die Säule mit
CP-Puffer gewaschen, bis die Basislinie erreicht war, und das gebundene
hNGAL Mutein wurde anschließend
mit 10 ml einer Lösung
aus 2.5 mM D-Desthiobitin (Sigma) in CP-Puffer eluiert. Die Fraktionen mit dem
gereinigten hNGRL Mutein wurden mittel SDS-Ployacrylgelelektrophorese
(Fling und Gregerson, supra) überprüft und vereinigt.
Um geeignete Proteinkonzentrationen und Pufferbedingungen für weitere
Anwendungen zu erhalten, wurden die vereinigten Muteinfraktionen
unter Verwendung von Centriconröhrchen
JM 10 (MW Cutoff 1000, Millipore) für die Ultrafiltration und anschließende Dialyse
gegen HBS-Puffer (150 mM NaCl, 10 mM HEPES pH 7.4, 3 mM EDTA) auf
ein Endvolumen von 500 µl
konzentriert. Die Proteinausbeuten für RFY-B, RFY-C bzw. RFY-E betrugen
70 µg,
60 µg
bzw. 200 µg
pro 1 l Kultur. Auf diese Weise wurden sowohl das ursprüngliche
hNGAL als auch seine Muteine RFY-B, RFY-C und RFY-E hergestellt.
-
Beispiel 10: Messung der
Affinität
der hNGAL Muteine für
das Thrombospondinpeptid in einem ELISA
-
Für die Detektion
der Bindung in einem ELISA (enzym-gekoppelter Immunosorbentassay) wurden
die Wells einer Mikrotiterplatte (Maxisorb, Nunc) mit jeweils 50 µl einer
50 µg/ml
Lösung
aus Avidin (Fluka) in PBS befüllt
und über
Nacht bei Raumtemperatur (RT) inkubiert. Nach dreimaligem Waschen
mit PBST wurden 50 µl
einer 1 µM
Lösung
des biotinylierten Thrombospondinpeptids SEQ ID NO: 18 in PBST in
die Wells gegeben, und das Peptid wurde durch Komplexbildung zwischen
Biotin und dem präabsorbierten
Avidin immobilisiert. Nach einer einstündigen Inkubation wurde die
Lösung
entfernt, und die Wells der Mikrotiterplatte wurden dreimal mit
PBST gewaschen. Um unspezifische Bindungsstellen abzusättigen,
wurden die Wells mit 100 µl
4 % w/v BSA in PBST befüllt
und eine Stunde bei RT inkubiert, gefolgt von dreimaligem Waschen
mit PBST.
-
Im
Anschluss wurde eine Verdünnungsreihe
der Muteine aus Beispiel 9 hergestellt, ausgehend von einer 100
nM Konzentration, und eine Stunde bei RT inkubiert. Als Kontrolle
für die
unspezifische Bindung an Avidin wurde eine ähnliche Verdünnungsreihe
von hNGAL und seinen Muteinen zu den Wells gegeben, bei denen das
Thrombospondinpeptid weggelassen wurde. Nach dreimaligem Waschen
mit PBST wurde ein anti-Strep II Antikörper/HRP-Konjugat (IBA), verdünnt 1:8000
mit PBST, zu den Wells gegeben. Es wurde eine Inkubation für eine Stunde
bei RT durchgeführt
und anschießend
wurde dreimal mit PBST und zweimal mit PBS gewaschen.
-
Die
Detektion gebundener hNGAL Muteine wurde unter Verwendung von 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin und
H2O2 als Substrate
für Meerrettichperoxidase
durchgeführt.
Zu diesem Zweck wurden 200 µl
einer gebrauchsfertigen HRP-Substratlösung (Biochem Immunosystems)
zu den Wells gegeben, und die Farbentwicklung wurde nach wenigen
Minuten durch Zugabe von 100 µl
0.3 M Schwefelsäure
gestoppt. Die Bildung des Produkts wurde am Endpunkt durch Messung
der Absoption bei 450 nm in einem SpektraMax 250 Photometer (Molecular
Devices) gemessen.
-
Die
Kurve wurde mittels einer "non-linear
least squares regression" mit
Hilfe des Computerprogramms Kaleidagraph (Synergy Software) entsprechend
der Gleichung [P·L]
= ([P]t [L]t)/(KD + [P]t) angepasst.
Dabei entspricht [P]t der Gesamtkonzentration
an immobilisiertem Thrombospondinpeptid (in A450 Einheiten),
[L]t der Konzentration des applizierten
Muteins bzw. von hNGAL, [P·L]
der Konzentration des gebildeten Komplexes (in A450 Einheiten)
und KD der apparenten Dissoziationskonstanten.
-
Die
resultierenden Bindungskurven sind in 8 dargestellt.
-
Die
für die
apparenten Dissoziationskonstanten der Komplexe aus den hNGAL Muteinen
und den Thrombosspondinpeptid erhaltenen Werte sind in der nachfolgenden
Tabelle zusammengefasst:
hNGAL
Variante | KD[nM] |
hNGAL: | – |
RFY-B: | 4.3 ± 0.2 |
RFY-C: | 4.6 ± 0.6 |
RFY-E: | 8.2 ± 0.8 |
-
Beispiel 11: Messung der
Affinität
von hNGAL Muteinen für
das Thrombospondinpeptid mittels SPR
-
Die
Bindungsaffinität
der hNGAL Muteine für
das Thrombospondinpeptid SEQ ID NO: 18 wurde mittels Oberflächenplasmonresonanz
(SPR) unter Verwendung des BIAcore X Systems (BIACORE) bestimmt.
Zunächst
wurden 35 µl
des biotinylierten Thrombospondinpeptids in einer Konzentration
von 1 µg/ml
(hergestellt durch Mischen von 1 µl einer 200 µg/ml Peptidlösung in
DMF mit 199 µl
HBS-Puffer, der 150 mM NaCl, 10 mM HEPES pH 7.4, 3 mM EDTA enthält) auf
der Oberfläche
eines Durchflusskanals (flow channels) eines streptavidin-beschichteten
Sensor-Chips SA (BIACORE) entsprechend den Anweisungen des Herstellers
immobilisiert, was in einer Menge von ca. 400 Response Units (RU)
resultiert. Die Bindungskurven für
die hNGAL Muteine wurden im Anschluss gemessen, in dem 35 µl eines
jeden gereinigten Muteins aus Beispiel 9 in HBS-Puffer in Konzentrationen
zwischen 500 nM und 25 nM unter Verwendung von HBS-EP (HBS, das
0.005 Surfactant P20 enthält)
als Laufpuffer und einer kontinuierlichen Flussrate von 5 µl/Minute
appliziert wurden.
-
Am
Ende der Injektionsphase wurden für den Kanal mit dem immobilisierten
Thrombospondinpeptid für
jede Proteinkonzentration die Gleichgewichtsresonanzwerte gemessen.
Im zweiten Kanal des Sensor-Chips, der als Kontrolle diente, wurden
nur vernachlässigbare
Puffereffekte detektiert. Diese Werte wurden direkt gegen die Konzentration
des hNGAL Muteins aufgetragen.
-
Die
Kurve wurde mittels einer "non-linear
least squares regression" mit
Hilfe des Computerprogramms Kaleidagraph (Synergy Software) entsprechend
der Gleichung [P·L]
= ([P]t [L]t)/(KD + [P]t) angepasst.
Dabei entspricht [P]t der Gesamtkonzentration
an immobilisiertem Thrombospondinpeptid (in RU), [L]t der
Konzentration des applizierten Muteins bzw. von hNGAL, [P·L] der
Konzentration des gebildeten Komplexes (in RU) und KD der
Dissoziationskonstanten unter Gleichgewichtsbedingungen.
-
Die
resultierenden Bindungskurven sind in
9 dargestellt.
Die aus den SPR Messungen für
die Dissoziationskonstanten der Komplexe aus den hNGAL Muteinen
und dem Thrombospondinpeptid erhaltenen Werte werden in der nachfolgenden
Tabelle zusammengefasst:
hNGAL
Variante | KD [nM] |
hNGAL: | – |
RFY-B: | 105.4 ± 6.5 |
RFY-C: | 106.1 ± 15.7 |
RFY-E: | 107.2 ± 11.4 |
-
Beispiel 12: Selektion
von hNGAL Muteinen gegen humanes Interleukin-8 (IL-8)
-
Das
rekombinante humane Cytokin Interleukin-8 (Baggiolini and Clark-Lewis,
FEBS Lett. 397, (1992), 97-101, H2N-AVLPRSAKELRCQCIKTYSKPFHPKFIKELRVIESGPHCANTEIIVKLSDGRELCLDPKENWVQRVVEKFLKRAE
NS-COOH; SEQ ID NO: 29) wurde mit Biotin-Gruppen konjugiert und
in der Gegenwart von strepavidin-beschichteten paramagnetischen
Partikeln (Dynal) als Target für
die Affinitätsanreicherung
aus der Bibliothek der die hNGAL Muteine repräsentierenden Phagemide verwendet.
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Das
Konjugat wurde hergestellt durch Mischen von 5.6 nmol (12.5 µg) Sulfosuccinimidyl-2-(biotinamido)ethyl-1,3-dithiopropionat (NHS-SS-Biotin,
Pierce), gelöst
in 3.4 µl
H2O, mit 1.4 nmol (12.5 µg) humanem rekombinanten IL-8
(Promocell), gelöst
in 50 µl
H2O, mit 36.6 µl H2O
und mit 10 µl
10 × konzentriertem
PBS/NaOH pH 8.5. Das Gemisch wurde unter Rühren für eine Stunde bei Raumtemperatur
(RT) inkubiert. Im Anschluss wurde überschüssiges Reagenz aus dem IL-8
Konjugat mit Hilfe einer PD-10 Gelfiltrationssäule (Pharmacia) entsprechend
den Angaben des Herstellers und unter Verwendung von PBS/NaOH pH
8.5 als Laufpuffer entfernt. Das von der PD-10 Säule eluierte biotinylierte
IL-8 wurde mit dem gleichen Puffer auf eine Endkonzentration von
1 µM eingestellt,
was ein Gesamtvolumen von 1.42 ml ergab. Markiertes IL-8 wurde in
Aliquots bei –80°C gelagert
und unmittelbar vor der Verwendung aufgetaut.
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Für die Isolation
von Phagemiden, die ein Mutein mit Affinität für IL-8 präsentieren, wurde ein Aliquot der
präzipitierten
Phagemide aufgetaut, die in Beispiel 7 erhalten wurden, und die
zur langfristigen Lagerung bei –20°C aufbewahrt
wurden, und die Phagemide wurden pelletiert (20 Minuten, 18500 g,
4°C). Nach
Entfernen des Überstands
wurden die sedimentierten Phagemidpartikel in 270 µl PBS gelöst, 30 Minuten
auf Eis inkubiert und abschließend
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), um verbliebene Aggregate
zu entfernen.
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Um
IL-8-bindende Phagemide anzureichern, wurden 30 µl einer 1 µM Lösung (30 pmol) des biotinylierten
Interleukin-8 mit 270 µl
der Phagemide in PBS (etwa 1013 cfu) gemischt, und eine Stunde bei
RT inkubiert, sodass eine Komplexbildung zwischen dem Cytokin und
den von den Phagemiden präsentierten
Muteinen ermöglicht
wurde. Im Anschluss wurden 100 µl
einer Lösung
aus 8 % w/v BSA, 0.4 % v/v TWEEN 20 in PBS zugegeben.
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Parallel
dazu wurden 100 µl
der kommerziell verfügbaren
Suspension aus streptavidin-paramagnetischen Partikeln (Dynal) dreimal
mit 1 ml PBS gewaschen. Darin wurden die Partikel durch Rotieren
des 1.5 ml Eppendorfgefäßes 1 Minute
in Suspension gehalten und im Anschluss mit Hilfe eines Magneten
an der Wand des Gefäßes gesammelt,
und der Überstand
wurde abpipettiert. Um unspezifische Bindungsstellen abzusättigen,
wurden die paramagnetischen Partikel mit 1 ml 2 % (w/v) BSA in PBST
1 Stunde bei RT inkubiert.
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Nachdem
der Überstand
wie oben beschrieben entfernt wurde, wurde das Gemisch aus dem biotinylierten
IL-8 und den Phagemiden zu den paramagnetischen Partikeln gegeben,
die Partikel wurden resuspendiert und 10 Minuten bei RT inkubiert.
Schließlich
wurden die freien Biotin-Bindestellen von Streptavidin durch Zugabe
von 10 µl
einer 4 mM D-Desthiobiotion
(Sigma)-Lösung
in PBS zu dem Gemisch und Inkubieren des Gemischs für 5 Minuten
bei Raumtemperatur abgesättigt.
Dieser Schritt diente dazu, die Bildung eines Komplexes von Strep-Tag® II – als Teil
des Fusionsproteins der Muteine und des Fragments des Phagenhüllproteins pIII – mit Streptavidin
zu verhindern.
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Ungebundene
Phagemide wurden entfernt, indem die paramagnetischen Partikel achtmal
für eine
Minute mit jeweils 1 ml frischem PBST mit 1 mM D-Desthiobiotin gewaschen
wurden. Jedes Mal wurden die Partikel mit Hilfe des Magneten gesammelt,
und der Überstand
wurde abpipettiert. Schließlich
wurden die gebunden Phagemide unter reduzierenden Bedingungen durch
Resuspendieren der Partikel in 1 ml PBST eluiert, das 1 mM Desthiobiotin
und 100 mM DTT enthielt. Die Lösung
wurde bei 37°C
eine Stunde inkubiert, um die in dem Linkermolekül zwischen Interleukin-8 und
Biotin enthaltene Disulfidbindung zu reduzieren, wodurch die spezifisch
an Il-8 gebundenen Phagemide von den Partikeln freigesetzt wurden.
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Für die Amplifikation
wurde die eluierte Phagemidlösung
(1.0 ml, die abhängig
von Selektionszyklus zwischen 107 und 108 cfu enthielten) kurz auf 37°C gebracht,
mit 3 ml einer exponentiell wachsenden Kultur von E. coli XL1-Blue
(OD550 0.5 bei 37°C) gemischt und bei 200 rpm
und 37 °C
für 30
Minuten geschüttelt.
Die infizierten Zellen wurden sedimentiert (2 Minuten, 4420 g, 4°C), in 600 µl Kulturmedium
resuspendiert und auf drei Agarplatten mit LB-Medium, das 100 µg/ml Ampicillin
enthält
(LB/Amp; 140 mm Durchmesser), ausplattiert.
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Nach
Inkubation für
14 Stunden bei 32°C
wurden die Kolonien von den Agarplatten gekratzt, jeweils durch
Zugabe von 10 ml 2 × YT/Amp-Medium.
Die Suspension wurde in einen sterilen Erlenmeyerkolben transferiert
und 20 Minuten bei 37°C
und 200 rpm geschüttelt.
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Für einen
weiteren Zyklus zur Produktion und Affinitätsanreicherung der Phagemidpartikel
wurden 50 ml 2 × YT/Amp-Medium
auf 37°C
vorgewärmt
und mit 0.2 bis 1 ml der Suspension inokuliert, sodass die Zelldichte
OD550 = 0.08 betrug. Diese Kultur wurde
bei 37°C
und 160 rpm inkubiert, bis eine Zelldichte von OD550 =
0.5 erreicht wurde. Im Anschluss wurde die Kultur mit dem VCS-M13
Helferphagen (Statagene) in einer Infektionsmultiplizität von ungefähr 10 infiziert,
und die Kultur wurde weitere 30 Minuten bei 37°C und 160 rpm geschüttelt. Im
Anschluss wurde Kanamycin (70 µg/ml)
zugegeben, die Inkubatortemperatur wurde auf 26°C gesenkt, und nach 10 Minuten
wurde Anhydrotetracyclin in einer Konzentration von 25 µg/l zugegeben,
um die Genexpression zu induzieren. Die Inkubation wurde für weitere
15 Stunden bei 26°C
und 160 rpm fortgesetzt.
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Die
Zellen wurden mittels Zentrifugation (15 Minuten, 12000 g, 4°C) sedimentiert.
Der Überstand
mit den Phagemidpartikeln wurde sterilfiltriert (0.45 µm), mit
1/4 Volumen (12.5 ml) 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl gemischt
und eine Stunde auf Eis inkubiert. Nach einer Zentrifugation (20
Minuten, 18000 g, 4°C)
wurden die präzipitierten
Phagemidpartikel in 2 ml kaltem PBS gelöst. Die Lösung wurde für 30 Minuten
auf Eis inkubiert und auf zwei 1.5 ml Reaktionsgefäße verteilt.
Nach Zentrifugation der ungelösten
Bestandteile (5 Minuten, 18500 g, 4°C) wurde jeder Überstand
in ein neues Reaktionsgefäß transferiert.
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Die
Phagemidpartikel wurden durch Mischen mit 1/4 Volumen 20 % w/v PEG
8000, 15 % w/v NaCl repräzipitiert,
gefolgt von einer sechzigminütigen
Inkubation auf Eis. Nach einer Zentrifugation (20 Minuten, 18500
g, 4°C)
wurde der Überstand
entfernt, und die präzipitierten
Phagemidpartikel wurden in 270 µl
PBS gelöst.
Nach einer Inkubation für
30 Minuten auf Eis wurde die Lösung
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), und der Überstand wurde direkt für die Affinitätsanreicherung
verwendet. Vier weitere Selektionszyklen mit IL-8 wurden auf die
gleiche Weise durchgeführt.
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Beispiel 13: Identifikation
von hNGAL Muteinen, die Interleukin-8 binden, unter Verwendung des "Colony Screening-Verfahrens"
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Für die analytische
Herstellung der hNGAL Muterine als Fusionsproteine mit dem Step-Tag® II
und der albumin-bindenden Domäne,
wie im Beispiel 3 beschreiben, wurde die Genkassette zwischen den
beiden BstXI Schnittstellen aus dem Vektor phNGAL12 in phNGAL7 subkloniert.
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Zu
diesem Zweck wurde unter Verwendung des Plasmid Midi Kits (Qiagen)
die Phasmid-DNA aus dem Gemisch der E. coli Klone isoliert, die
durch Infektion mit den Phagemiden aus Beispiel 12 erhalten wurden, welche
nach dem fünften
Selektionszyklus eluiert wurden. Die DNA wurde mit dem Restriktionsenzym
BstXI geschnitten, und das kleinere der beiden Fragmente (347 bp)
wurde mittels präparativer
Agarosegelelektrophorese gereinigt, wie in Beispiel 6 beschrieben.
Die DNA des Vektors phNGAL7 wurde mit BstXI geschnitten, und das
größere der
beiden Fragmente (3971 bp) wurde auf die gleiche Weise isoliert.
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Für die Ligation
wurden 100 fmol des isolierten kleinen DNA-Fragments mit 100 fmol des großen DNA-Fragments
gemischt und mit 1.5 Weiss Units T4 DNA-Ligase (Promega) in einem
Gesamtvolumen von 20 µl
(30 mM Tris/HCl pH 7.8, 10 mM MgCl2, 10
mM DTT, 1 mM ATP) gemischt, gefolgt von eine Inkubation über Nacht
bei 16°C.
E. coli TG1-F– (E.
coli K12 TG1, der sein Episom durch wiederholtes Kultivieren unter nicht-selektvien
Bedingungen verloren hat) wurde mit 4 µl dieses Ligationsgemisches
entsprechend dem CaCl2-Verfahren (Sambrook
et al., supra) transformiert, wodurch 2.0 ml einer Zellsuspension
erhalten wurden. Die Zellesuspension wurde zentrifugiert (5000 g,
2 min, 4°C),
in 100 µl
Kulturmedium resuspendiert, auf einer Agarplatte mit LB/Amp-Medium
plattiert und bei 37°C
für 14
Stunden inkubiert, um die Transformationseffizienz zu bestimmen.
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Eine
hydrophile PVDF Membran (Millipore, Typ GVWP, Porengröße 0.22 µm), an
einer Stelle markiert und zurechtgeschnitten, wurde auf eine LB/Amp-Agarplatte
gelegt. Die Zellsuspension eines frischen Transformationsansatzes,
der mit 5-10 µl
des oben beschriebenen Ligationsgemisches transformiert wurde, wurde zentrifugiert
(5000 g, 2 min, 4°C),
in 100 µl
Kulturmedium resuspendiert und gleichmäßig auf diese Membran plattiert,
um 400 bis 500 Kolonien zu erhalten. Agarplatte wurde 7.5 Stunden
bei 37°C
inkubiert, bis die Kolonien eine Größe von etwa 0.5 mm erreicht
hatten.
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In
der Zwischenzeit wurde eine hydrophobe Membran (Millipore, Immobilon
P, Porengröße 0.45 µm), ebenfalls
zurechtgeschnitten, mit PBS gemäß den Anweisungen
des Herstellers benetzt. Eine Beschichtung mit HSA wurde durch Schütteln in
10 ml einer Lösung
aus 10 mg/ml HSA (Sigma) in PBS für 4 Stunden bei RT erreicht.
Verbliebene Bindungsstellen auf der Membran wurden durch Inkubation
mit 20 ml 3 % (w/v) BSA, 0.1 % (v/v) Tween-20 in PBS für 2 Stunden
bei RT abgesättigt.
Die Membran wurde zweimal 10 Minuten mit jeweils 20 ml PBS gewaschen
und anschließend
10 Minuten in 10 ml LB/Amp-Medium inkubiert, zu dem 200 µg/ml Anhydrotetracyclin
gegeben wurden.
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Schließlich wurde
sie an einer Stelle markiert und auf die Kulturplatte mit LB/Amp-Agar
gelegt, die zusätzlich
200 µg/l
Anhydrotetracyclin enthielt. Die hydrophile Membran von oben, auf
der die Kolonien angezogen wurden, wurde so auf die hydrophobe Membran
gelegt, dass die beiden Markierungen übereinander lagen. Die Kulturplatte
wurde mit dem Stapel aus den beiden Membranen bei 22°C für 15 Stunden
inkubiert. Während
dieser Phase wurden die entsprechenden hNGAL Muteine aus den Kolonien
auf der oberen Membran sekretiert und über ihre albumin-bindende Domäne an das
HSA auf der unteren Membran immobilisiert.
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Anschließend wurde
die obere Membran mit den Kolonien auf eine frische LB/Amp-Agarplatte
transferiert und bei 4°C
gelagert. Die hydrophobe Membran wurde entfernt und dreimal 5 Minuten
mit jeweils 20 ml PBST gewaschen.
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Für die Analyse
der Bindungsaktivität
der immobilisierten hNGAL Muteine wurde die Membran 1 Stunde in
3.5 ml einer Lösung
aus 200 nM digoxigeniertem IL-8 in PBS inkubiert.
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Das
Konjugat wurde hergestellt durch Mischen von 14 nmol (9.2 µg) Digoxigenin-3-O-methylcarbonyl-ε-aminocarponsäure-N-hydroxysuccinimidester
(DIG-NHS, Roche), gelöst
in 2.3 µl
DMSO, mit 1.4 nmol (12.5 µg)
humanem rekombinanten IL-8 (Promocell), gelöst in 50 µl H2O,
mit 37.7 µl
H2O und mit 10 µl 10 × konzentriertem PBS/NaOH pH
8.5. Das Gemisch wurde unter Rühren
eine Stunde bei RT inkubiert. Überschüssiges Reagenz
wurde aus dem IL-8-Konjugat mit Hilfe einer PD-10 Gelfiltrationssäule (Pharmacia)
entsprechend den Anweisungen des Herstellers unter Verwendung von
PBS/NaOH pH 8.5 als Laufpuffer entfernt. Das von der PD-10 Säule eluierte
digoxigenierte IL-8 wurde mit dem gleichen Puffer auf eine Endkonzentration von
1 µM eingestellt,
was ein Gesamtvolumen von 1.56 ml ergab. Markiertes IL-8 wurde in
Aliquots bei –80°C gelagert
und unmittelbar vor der Verwendung aufgetaut.
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Die
Membran wurde dreimal mit PBST gewaschen, gefolgt von einer einstündigen Inkubation
mit 10 ml anti-Digoxigenin Fab/Alkalische Phosphatase-Konjugat,
verdünnt
1:1000 in PBST, zur Detektion des gebundenen IL-8 über dessen
Digoxigenin-Gruppen.
Die Membran wurde zweimal mit PBST und einmal mit PBS gewaschen,
jeweils für
5 Minuten, und 10 Minuten in AP-Puffer geschüttelt. Für die Farbreaktion wurde die Membran
in 10 ml AP-Puffer inkubiert, zu dem 30 µl 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat-4-toluidinsalz
(Roth, gelöst
in einer Konzentration von 50 µg/ml
in Dimethylformamid) und 5 µl
Nitroblau-Tetrazolium (Roth, 75 µg/ml in 60 % v/v Dimethylformamid)
gegeben wurden, bis distinkte Farbsignale an den Positionen einiger
der Kolonien erkannt werden konnten.
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Von
den 200 Kolonien auf der Membran ergaben 9 einen intensiven Farbspot
auf der hydrophoben Membran und wurden von der korrespondierenden
hydrophilen Membran ausgehend kultiviert. Ihre Plasmid-DNA wurde
isoliert, und die hNGAL Genkassette wurde unter Verwendung des Oligodeoxynukleotids
SEQ ID NO: 5 als Primer mit Hilfe des Genetic Analyzer 310 Systems
mit dem Big Dye Terminator Cycle Sequencing Kit (Applied Biosystems)
gemäß den Anweisungen
des Herstellers einer Sequenzanalyse unterzogen.
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Alle
9 Klone zeigten dieselbe Sequenz, was anzeigt, dass während des
Selektionsverfahrens vorzugsweise ein einzelnes Mutein angereichert
wurde. Dieses Mutein wurde als Variante N4 bezeichnet.
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Die
Nukleotidsequenz des Klons N4 wurde in seine Aminosäuresequenz übersetzt,
und diejenigen Aminosäurereste,
die vom ursprünglichen
hNGAL Protein abgeleitet sind, sind in Tabelle 3 angegeben. Die
Nukleotidsequenz bzw. die vollständige
Aminosäuresequenz
des Muteins N4 sind ferner als SEQ ID NO: 30 bzw. SEQ ID NO: 34
wiedergegeben.
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Tabelle
3: Sequenzcharakteristika des hNGAL Muteins N4
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Beispiel 14: Herstellung
des hNGAL Muteins N4
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Für die Präparative
Herstellung des hNGAL Muteins N4, das in Beispiel 13 erhalten wurde,
wurde die BstXI Kassette aus der Variante in phNGAL7 isoliert und
in das Expressionsplasmid phNGAL15 (7) subkloniert.
Das resultierende Plasmid kodiert ein Fusionsprotein des Muteins
N4 mit der OmpA-Signalsequenz am
Amino-Terminus und dem Strep-Tag® II
Affinitätstag
am Carboxy-Terminus.
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Für die Subklonierung
wurde die für
das relevante Mutein kodierende phNGAL7 Plasmid-DNA mit dem Restriktionsenzym
BstXI geschnitten, und das kleinere der beiden Fragmente (347 bp)
wurde mittels präparativer
Agarosegelelektrophorese gereinigt, wie in Beispiel 6 beschrieben.
Auf dieselbe Weise wurde die Vektor-DNA von phNGAL15 mit BstXI geschnitten,
und das größere der
beiden Fragmente (3398 bp) wurde isoliert.
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1.5
Weiss Units T4 DNA-Ligase (Promega) wurden zu jeweils 50 fmol der
beiden DNA-Fragmente in einem Gesamtvolumen von 20 µl (30 mM
Tris/HCl pH 7.8, 10 mM MgCl2, 10 mM DTT,
1 mM ATP) gerieben, und das Gemisch wurde für die Ligation 16 Stunden bei
16°C, inkubiert.
5 µl des
Ligationsgemisches wurden im Anschluss verwendet, um E. coli JM83
(Yanisch-Perron et al., supra) entsprechend dem CaCl2-Verfahren zu
transformieren, wodurch 2.0 ml einer Zellsuspension erhalten wurden.
100 µl
dieser Suspension wurden auf Agar ausplattiert, der LB/Amp-Medium enthielt,
und bei 37°C
für 14
Stunden inkubiert.
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Eine
Einzelkolonie der E. coli JM83 Transformanten wurde verwendet, um
100 ml LB/Amp-Medium zu inokulieren, gefolgt von einer Inkubation über Nacht
bei 30°C
und 200 rpm. 2 l LB/Amp-Medium
in einem 5 l Erlenmeyer Kolben wurden im Anschluss mit 40 ml dieser
Vorkultur inokuliert und bei 22°C
und 200 rpm geschüttelt,
bis eine OD550 = 0.5 erreicht war. Die Expression
des Muteins N4 wurde durch Zugabe von 200 µg/l Anhydrotetracyclin (200 µl einer
2 mg/ml Stammlösung
in DMF) induziert, und die Inkubation wurde weitere 3 Stunden fortgesetzt.
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Die
Zellen eines Kolbens wurden zentrifugiert (15 Minuten, 5571 g, 4°C) und nach
dem Entfernen des Überstands
in 20 ml eines vorgekühlten
Puffers zur periplasmatischen Freisetzung (100 mM Tris/HCl pH 8.0, 500
mM Sucrose, 1 mM EDTA) resuspendiert auf 30 Minuten auf Eis inkubiert.
Die Sphäroplasten
wurden im Anschluss in zwei aufeinander folgenden Zentrifugationsschritten
(15 Minuten, 2988 g, 4°C
und 15 Minuten, 25000 g, 4°C)
entfernt. Der Überstand
mit dem periplasmatischen Proteinextrakt wurde gegen CP-Puffer (100 mM
Tris/HCl pH 8.0, 150 mM NaCl, 1 mM EDTA) dialysiert, sterilfiltriert
und für
die chromatographische Reinigung des hNGAL Muteins verwendet.
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Das
Reinigungsverfahren basierte auf dem C-terminalen Strep-Tag® II
Affinitätstag
(Schmidt et al., supra) unter Verwendung R des Strep-Tactin® Superflow
Materials (IBA). Eine mit diesem Material gefüllte Chromatographiesäule mit
einem Bettvolumen von 4 ml wurde mit 20 ml CP-Puffer bei 4°C und mit
einer Flussrate von 2 ml/min äquilibriert.
Die Chromatographie wurde durch Messen der Absorption bei 280 nm
in einem Durchflussphotometer überwacht.
Nach Applikation des periplasmatischen Proteinextrakts (Flussrate
0.8 ml/min.) wurde die Säule
mit CP-Puffer mit einer Flussrate von 2 ml/min gewaschen, bis die
Basislinie erreicht war. Das gebundene hNGAl Mutein wurde mit einer
Lösung
aus 2.5 mM D-Desthiobiotin (Sigma) in CP-Puffer mit einer Flussrate
von 1 ml/min eluiert. Die Fraktionen (jeweils 2.5 ml) mit dem gereinigten
hNGAL Mutein wurden vereinigt, mittels YM 10 Centricon-Röhrchen (MW
Cutoff 10 kDa, Millipore) auf ein Endvolumen von ungefähr 500 µl konzentriert
und auf einem 15 % SDS-Polyacrylamidgel analysiert (Fling und Gregerson,
supra). Schließlich
wurde das Material mittels Filtration (0.22 µm) sterilisiert und bei 4°C gelagert.
-
Beispiel 15: Messung der
Affinität
des hNGAL Muteins N4 für
IL-8 in einem ELISA Essay
-
Für die Detektion
einer Bindung in einem ELISA Experiment wurden zwei Reihen (jeweils
12 Wells) einer 96 Well-Mikrotiterplatte
(Maxisorb, Nunc) mit 50 µl
einer 50 µg/ml
Lösung
aus Avidin (Fluka) in PBS über Nacht
bei 4°C
beschichtet. Nach dreimaligen Waschen mit PBST wurde eine Reihe
pro Well mit 50 µl
einer 1 µM
Lösung
aus biotinylierten IL-8 in PBST behandelt, während die zweite Reihe mit
PBST als Kontrolle inkubiert wurde. Nach einer Stunde bei RT wurden
alle Wells dreimal mit PBST gewaschen, und unspezifische Bindungsstellen
wurden mit 100 µl
4 % w/v Magermilchpulver in PBST für eine Stunde bei RT abgesättigt.
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Um
den KD Wert des Muteins N4 für IL-8 zu
bestimmen, wurde eine Verdünnungsreihe
des N4 Proteins aus Beispiel 14 in PBST hergestellt, ausgehend von
einer Konzentration von 1 µM.
Als Kontrolle für
die unspezifische Bindung an Avidin wurde eine ähnliche Verdünnungsreihe
des Muteins N4 zu den Wells gegeben, bei denen das IL-8 weggelassen
wurde. Die Komplexbildung wurde eine Stunde bei RT ermöglicht,
gefolgt von 3 Waschschritten mit PBST und einer Inkubation bei RT
für eine
Stunde mit dem anti-Strep II Antikörper/HRP-Kojugat (IBA), verdünnt 1:8000
in PBST.
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Die
Detektion des gebundenen Muteins N4 wurde durch die Verwendung von
3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin
und H2O2 als Substrate
für die
Meerrettichperoxidase bewerkstelligt. Zu diesem Zweck wurden alle Wells
mit 100 µl
einer gebrauchsfertigen HRP-Substratlösung (Biochem Immunosystems)
befüllt.
Die Farbentwicklung wurde nach wenigen Minuten durch Zugabe von
100 µl
0.3 M Schwefelsäure
gestoppt. Die Bildung des Produkts wurde am Endpunkt durch Messung
der Absorption bei 450 nm in einem SpectraMax 250 Photometer (Molecular
Devices) gemessen.
-
Die
Kurve wurde mittels "non-linear
least squares regression" mit
Hilfe des Computerprogramms Kaleidagraph (Synergy software) gemäß Beispiel
10 angepasst. Die resultierenden Bindungskurven sind in 10 dargestellt. Der für die apparente Dissoziationskonstante
des Komplexes aus dem hNGAl Mutein N4 und IL-8 erhaltene Wert beträgt 300 ± 34 nM.
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Beispiel 16: Selektion
von hNGAL Muteinen gegen biotinyliertes TNFα
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Rekombinanter
humaner Tumornekrosefaktor α (TNFα, SEQ ID
NO: 31, SEQ ID NO: 35) wurde mit Biotin-Gruppen konjugiert und in
der Gegenwart streptavidin-beschichteter paramagnetischer Partikel
(Dynal) als Target für
eine Affinitätsanreicherung
aus der Bibliothek der die hNGAL Muteine repräsentierenden Phagemide verwendet,
die wie in Beispiel 7 beschrieben erhalten wurden.
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Für die Herstellung
von rekombinantem TNFα wurden
Zellen von E. coli BL21 [DE3] mit dem Expressionsplasmid pTNFα transformiert,
welches das Cytokin TNFα (Wang
et al., Science 228 (1985), 149-154) mit einem N-terminalen Arg-Gly-Ser-His(6)-Gly(3)-Tag
kodiert. Die Expression von TNFα wurde
wie von Schmidt und Skerra beschrieben durchgeführt (Schmidt and Skerra, J
Chromatogr. 676 (1994), 103-119), ausgenommen dass die Herstellung
des rekombinanten Cytokins bei 30°C
für 4 Stunden
induziert wurde. Unter diesen Bedingungen akkumuliert TNFα als lösliches
Protein im Cytoplasma und kann durch anschließendes Einfrieren und Auftauen
des Zellpellets aus 1 l Kulturmedium in 30 ml Lysepuffer (50 mM
NaH2PO4/NaOH pH
8.0, 300 mM NaCl, 10 mM Imidazol) freigesetzt werden. Aus dieser
Lösung
wurde TNFα in
seiner trimeren Form (Lohrengel et al., Cytokine 12 (1999), 573,
577) durch aufeinander folgende immobilisierte Metallaffinitätschromatographie
(IMAC; Porath et al., Nature 258, (1975) 598-599) und Größenauschlusschromatographie
gereinigt. Die Proteinausbeute lag bei etwa 1.5 mg pro 1 l Kulturvolumen.
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Das
Konjugat wurde hergestellt, indem 40 nmol (24.3 µg) NHS-SS-Biotin (Pierce), gelöst in 25 µl H2O, mit 10 nmol (187.7 µg) humanem rekombinanten TNFα, gelöst in 235 µl PBS/NaOH
pH 8.5 in einem Gesamtvolumen von 1 ml PBS/NaOH 8.5 umgesetzt wurden.
Das Gemisch wurde unter Rühren
eine Stunde bei Raumtemperatur (RT) inkubiert. Überschüssiges Reagenz wurde im Anschluss
aus dem TNFα-Konjugat
mit Hilfe einer PD-10 Gelfiltrationssäule (Pharmacia) gemäß den Anweisungen
des Herstellers mit PBS als Laufpuffer entfernt.
-
Für die Isolation
von Phagemiden, die ein Mutein mit Affinität für TNFα präsentieren, wurde ein Aliquot der
präzipitierten
Phagemide aufgetaut, die in Beispiel 7 erhalten wurden, und die
zur langfristigen Lagerung bei –20°C aufbewahrt
wurden, und die Phagemide wurden pelletiert (20 Minuten, 18500 g,
4°C). Nach
dem Entfernen des Überstands
wurden die sedimentierten Phagemidpartikel in 270 µl PBS gelöst, für 30 Minuten auf
Eis inkubiert und schließlich
zentrifugiert (5 Minuten, 18500 g, 4°C), um verbliebene Aggregate
zu entfernen.
-
30 µl einer
1 µM Lösung (30
pmol) aus biotinyliertem TNFα (hergestellt
durch Mischen von 200 µl
einer 2.5 µM
Lösung
des biotinylierten Cytokins in PBS mit 300 µl PBS) wurden mit 270 µl Phagemiden
PBS (ca. 1013 cfu) gemischt und eine Stunde bei RT inkubiert, sodass
eine Komplexbildung zwischen dem Cytokin und den von den Phagimiden
präsentierten
Muteinen ermöglicht
wurde. Anschließend
wurden 100 µl
einer Lösung aus
8 % w/v BSA, 0.4 % v/v Tween-20 in PBS zugegeben.
-
Parallel
dazu wurden 100 µl
der kommerziell verfügbaren
Suspension aus straptavidin-paramagnetischen Partikeln (Dynal) dreimal
mit je 1 ml PBS gewaschen. Darin wurden die Partikel durch Rotieren
des 1.5 ml Eppendorfgefäßes eine
Minute in Suspension gehalten und anschließend mit Hilfe eines Magneten
an der Wand des Gefäßes gesammelt,
und der Überstand
wurde abpippetiert. Um unspezifische Bindungsstellen abzusättigen,
wurden die paramagnetischen Partikel mit 1 ml 2 % (w/v) BSA in PBST
eine Stunde bei RT inkubiert.
-
Nach
dem Entfernen des Überstands,
wie oben beschrieben, wurde das Gemisch aus dem biotinylierten TNFα und den
Phagemiden zu den paramagnetischen Partikeln gegeben, und die Partikel
wurden resuspendiert und 10 Minuten bei RT inkubiert. Schließlich wurden
die freien Biotin-Bindestellen von Streptavidin durch Zugabe von
10 µl
einer 4 mM D-Desthiobiotin (Sigma)-Lösung in PBS zu dem Gemisch
und Inkubieren des Gemischs bei RT für 5 Minuten abgesättigt: Dieser
Schritt diente dazu, eine Komplexbildung des Strep-Tag® II – als Teil
des Fusionsproteins aus den Muteinen und dem Fragment des Phagenhüllproteins
pIII – mit
Streptavidin zu verhindern.
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Ungebundene
Phagemde wurden entfernt, indem die paramagnetischen Partikel achtmal
jeweils 1 Minute mit 1 ml frischem PBST gewaschen wurden, das 1
mM D-Desthiobiotin enthielt. Jedes Mal wurden die Partikel mit Hilfe
des Magneten gesammelt, und der Überstand
wurde abpippetiert. Schließlich
wurden die gebundenen Phagemide unter reduzierenden Bedingungen
durch Resuspendieren der Partikel in 1 ml PBST, das 1 mM Desthiobiotin
enthielt, und 100 mM DTT eluiert. Die Lösung wurde bei 37°C für 1 Stunde
inkubiert, um die in dem Linkermolekül zwischen TNFα und Biotin
enthaltene Disulfidbindung zu reduzieren, wodurch die spezifisch
an TNFα gebundenen
Phagemide von den Partikeln freigesetzt wurden.
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Für die Amplifikation
wurde die eluierte Phagemidlösung
(1.0 ml, die abhängig
vom Selektionszyklus zwischen 107 und 109 cfu enthielten) kurz auf 37°C gebracht,
mit 3 ml einer exponentiell wachsenden Kultur von E. coli XL1-Blue
(OD550 0.5 bei 37°C) gemischt und bei 200 rpm
und 37°C
für 30
Minuten geschüttelt.
Die infizierten Zellen wurden sedimentiert (2 Minuten, 4420 g, 4°C), in 600 µl Kulturmedium
resuspendiert und auf drei Agarplatten mit LB-Medium ausplattiert,
das 100 µg/ml
Ampicillin enthielt (LB/Amp; 140 mm Durchmesser).
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Nach
Inkubation für
14 Stunden bei 32°C
wurden die Kolonien von den Agarplatten abgekratzt, jeweils durch
Zugabe von 10 ml 2 × YT/Amp-Medium.
Die Suspension wurde in einen sterilen Erlenmeyerkolben transferiert
und 20 Minuten bei 37°C
und 200 rpm geschüttelt.
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Für einen
weiteren Zyklus aus Produktion und Affinitätsanreicherung der Phagemidpartikel
wurden 50 ml 2 × YT/Amp-Medium
auf 37°C
vorgewärmt
und mit 0.2 bis 1 ml der Suspension inokuliert, sodass die Zelldichte
OD550 = 0.08 betrug. Diese Kultur wurde
bei 37°C
und 160 rpm inkubiert, bis eine Zelldichte von OD550 =
0.5 erreicht wurde. Im Anschluss wurde die Kultur mit dem VCS-M13
Helferphagen (Stratagene) in einer Infektionsmultiplizität von ungefähr 10 infiziert,
und die Kultur wurde für
weitere 30 Minuten bei 37°C
und 160 rpm geschüttelt.
Im Anschluss wurde Kanamycin (70 µg/ml) zugegeben, die Inkubatortemperatur
wurde auf 26°C
gesenkt, und nach 10 Minuten wurde Anhydrotetracyclin in einer Konzentration
von 25 µg/l
zugegeben, um die Genexpression zu induzieren. Die Inkubation wurde
weitere 15 Stunden bei 26°C
und 160 rpm fortgesetzt.
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Die
Zellen wurden mittels Zentrifugation (15 min, 12000 g, 4°C) sedimentiert.
Der Überstand
mit den Phagemidpartikeln wurde sterilfiltriert (0.45 µm), mit
1/4 Volumen (12.5 ml) 20 % w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl gemischt
und eine Stunde auf Eis inkubiert. Nach einer Zentrifugation (20
min, 18000 g, 4°C)
wurden die präzipitierten
Phagemidpartikel in 2 ml kaltem PBS gelöst. Die Lösung wurde 30 Minuten auf Eis
inkubiert und auf zwei 1.5 ml Reaktionsgefäße verteilt. Nach Zentrifugation
der ungelösten
Bestandteile (5 min, 18500 g, 4°C) wurde
jeder Überstand
in ein neues Reaktionsgefäß transferiert.
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Die
Phagemidpartikel wurden durch Mischen mit einem 1/4 Volumen 20 %
w/v PEG 8000, 15 % w/v NaCl repräzipitiert,
gefolgt von einer Inkubation für
60 Minuten auf Eis. Nach einer Zentrifugation (20 min, 18500 g,
4°C) wurde
der Überstand
entfernt, und die präzipitierten
Phagemidpartikel wurden in 270 µl
PBS gelöst.
Nach 30 Minuten Inkubation auf Eis wurde die Lösung zentrifugiert (5 min,
18500 g, 4°C),
und der Überstand
wurde direkt für
die Affinitätsanreicherung
verwendet. Vier weitere Selektionszyklen mit dem TNFα Peptid wurden
auf diese Weise durchgeführt.
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Beispiel 17: Identifikation
von hNGAL Muteinen, die TNFα binden,
mit Hilfe des "Colony
Screening-Verfahrens"
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Für die analytische
Herstellung der hNGAL Muteine als Fusionsproteine mit dem Strep-Tag® II
und der albumin-bindenden
Domäne,
wie in Beispiel 3 beschrieben, wurde die Genkassette zwischen den
beiden BstXI Schnittstellen aus dem Vektor phNGAL12 in phNGAL7 subkloniert.
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Zu
diesem Zweck wurde unter Verwendung des Plasmid Midi Kit (Qiagen)
die Phasmid-DNA aus dem Gemisch der E. coli Klone isoliert, die
durch Infektion mit den Phagemiden aus Beispiel 16 erhalten wurden, welche
nach dem fünften
Selektionszyklus eluiert wurden. Die DNA wurde mit dem Restriktionsenzym
BstXI geschnitten, und das kleinere der beiden Fragmente (347 bp)
wurde mittels präparativer
Agarosegelelektrophorese gereinigt, wie in Beispiel 6 beschrieben.
Die DNA des Vektors phNGAL7 wurde mit BstXI geschnitten, und das
größere der
beiden Fragmente (3971 bp) wurde auf die gleiche Weise isoliert.
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Für die Ligation
wurden 100 fmol des isolierten kleinen DNA-Fragments mit 100 fmol des großen DNA-Fragments
gemischt und mit 1.5 Weiss Units T4 DNA-Ligase (Promega) in einem
Gesamtvolumen von 20 µl
(30 mM Tris/HCl pH 7.8, 10 mM MgCl2, 10
mM DTT, 1 mM ATP) inkubiert, gefolgt von einer Inkubation bei 16°C über Nacht.
E. coli TG1-F– (E.
coli K12 TG1, der sein Episom durch wiederholtes Kultivieren unter nicht-selektiven
Bedingungen verloren hat) wurde mit 4 µl dieses Ligationsgemisch
gemäß der CaCl2-Methode (Sambrokk et al., supra) transformiert,
wodurch 2.0 ml einer Zellsuspension erhalten wurden. Die Zellsuspension
wurde zentrifugiert (5000 g, 2 min, 4°C) in 100 µl Kulturmedium resuspendiert,
auf einer Agarplatte mit LB/Amp-Medium ausplattiert und bei 37°C für 14 Stunden
inkubiert, um die Transformationseffizienz zu bestimmen.
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Eine
hydrophile PVDF Membran (Millipore, Typ GVWP, Porengröße 0.22 µm), an
einer Stelle markiert und zurechtgeschnitten, wurde auf eine LB/Amp-Agarplatte
gelegt. Die Zellsuspension aus einem frischen Transformationsansatz
der mit 3-6 µl
der oben beschriebenen Ligationsmischung transformiert wurde, wurde zentrifugiert
(5000 g, 2 min, 4°C),
in 100 µl
Kulturmedium resuspendiert und gleichmäßig auf dieser Membran ausplattiert,
um 400 bis 500 Kolonien zu erhalten. Die Agarplatte wurde für 7.5 Stunden
bei 37°C
inkubiert, bis die Kolonien eine Größe von ungefähr 0.5 mm
erreicht hatten.
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In
der Zwischenzeit wurde eine hydrophobe Membran (Millipore, Immobilon
P, Porengröße 0.45 µm), ebenfalls
zurechtgeschnitten, mit PBS entsprechend den Anweisungen des Herstellers
benetzt. Eine Beschichtung mit HSA wurde durch Schütteln für 4 Stunden
bei RT in 10 ml einer Lösung
aus 10 mg/ml HSA (Sigma) in PBS bewerkstelligt. Verbliebene Bindungsstellen
auf der Membran wurden durch Inkubation mit 20 ml 4 % (w/v) Magermilchpulver,
0.1 % (v/v) Tween-20 in PBS für
2 Stunden bei RT abgesättigt.
Die Membran wurde zweimal 10 Minuten mit jeweils 20 ml PBS gewaschen
und anschließend
10 Minuten in 10 ml LB/Amp-Medium inkubiert, zu dem 200 µg/l Anhydrotetracyclin
gegeben wurden.
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Schließlich wurde
sie an einer Stelle markiert und auf eine Kulturplatte mit LB/Amp-Agar
gelegt, die zusätzlich
200 µg/l
von oben, auf der die Kolonien angezogen wurden, wurde so auf die
hydrophobe Membran gelegt, dass die beiden Markierungen übereinander
lagen. Die Kulturplatte wurde mit dem Stapel aus beiden Membranen
bei 22°C
für 15
Stunden inkubiert. Während
dieser Phase wurden die entsprechenden hNGAL Muteine von den Kolonien
auf der oberen Membran sekretiert und über ihre albumin-bindende Domäne via HSA
auf der unteren Membran immobilisiert.
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Anschließend wurde
die obere Membran mit den Kolonien auf eine frische LB/Amp-Agarplatte
transferiert und bei 4°C
gelagert. Die hydrophobe Membran wurde entfernt und dreimal 5 Minuten
mit jeweils 20 ml PBST gewaschen.
-
Für die Analyse
der Bindungsaktivität
der immobilisierten hNGAl Muteine wurde die Membran im Anschluss
eine Stunde in 3.5 ml einer Lösung
aus 100 nM digoxigeniertem TNFα in
PBST mit 0.5 % w/v Magermilchpulver inkubiert.
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Das
Konjugat wurde hergestellt, indem 40 nM (27.5 µg) DIG-NHS (Roche), gelöst in 27 µl DMSO,
mit 10 nmol (187.7 µg)
TNFα, gelöst in 235 µl PBS/NaOH
pH 8.5, in einem Gesamtvolumen von einem 1 ml PBS/NaOH pH 8.5 umgesetzt
wurden. Das Gemisch wurde unter Rühren bei Raumtemperatur (RT)
für 1 Stunde
inkubiert. Überschüssiges Reagenz
wurde anschließend
aus dem TNFα- Konjugat mittels
einer PD-10 Gelfiltrationssäule
(Pharmacia) gemäß den Anweisungen
des Herstellers mit PBS als Laufpuffer entfernt.
-
Die
Membran wurde dreimal mit PBST gewaschen, gefolgt von einer einstündigen Inkubation
mit 10 ml anti-Digoxigenin Fab/Alkalische Phosphatase-Konjugat,
verdünnt
1:1000 in PBST, für
die Detektion des gebundenen TNFα über seine
Digoxigenin-Gruppen.
Die Membran wurde zweimal mit PBST und einmal mit PBS gewaschen,
jeweils für
5 Minuten, und 10 Minuten in AP-Puffer geschüttelt. Für die Farbreaktion wurde die Membran
in 10 ml AP-Puffer inkubiert, zu dem 30 µl 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat-4-toluidinsalz
(Roth, gelöst
in einer Konzentration von 50 µg/ml
in Dimethylformamid) und 5 µl
Nitroblau-Tetrazolium (Roth, 75 µg/ml in 70 % v/v Dimethylformamid)
gegeben wurden, bis distinkte Farbsignale an den Positionen einiger
der Kolonien entdeckt werden konnten.
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Von
1800 Kolonien auf den Membranen multipler Colony Screening Experimente
ergaben 14 intensive Farbspots auf der hydrophoben Membran und wurden
von der korrespondierenden hydrophilen Membran ausgehend kultiviert.
Ihre Plasmid-DNA wurde isoliert, und die hNGAL Genkassette wurde
unter Verwendung des Oligodeoxynukleotids SEQ ID NO: 5 als Primer
unter Verwendung des Genetic Analyzer 310 Systems mit dem Big Dye
Terminator Cycle Sequencing Kit (Applied Biosystems) entsprechend
den Instruktionen des Herstellers einer Sequenzanalyse unterzogen.
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Von
diesen 14 Muteinen zeigten 13 dieselbe Sequenz, die als TNF-V1 bezeichnet
wurde, während
die 14. Sequenz verschieden war und als TNF-V2 bezeichnet wurde.
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Die
Nukleotidsequenzen der Klone TNF-V1 und TNF-V2 wurden in ihre Aminosäuresequenzen
translatiert, und diejenigen Aminosäurereste, die aus dem ursprünglichen
hNGAL Protein abgeleitet sind, sind in Tabelle 4 angegeben. Die
Nukleotidsequenzen der Muteine TNF-V1 und TNF-V2 sind ferner als
SEQ ID NO: 32 bzw. SEQ ID NO: 33 wiedergegeben. Die vollständigen Aminosäuresequenzen
dieser beiden Muteine sind als SEQ ID NO: 36 bzw. SEQ ID NO: 37
wiedergegeben. Tabelle
4: Sequenzcharakteristika der hNGAL Muteine TNF-V1 und TNF-V2
- * Dem Mutein TNF-V1 fehlt der Isoleucinrest
an Position 80 aufgrund einer Deletion der Nukleotide 238 bis 240.
-
Beispiel 18: Bestätigung der
Bindungsaktivität
selektierter hNGAL Muteine für
TNFα unter
Verwendung des "Colony
Spot Assays"
-
Der
Colony Spot-Assey wurde auf ähnliche
Weise durchgeführt
wie der Colony Screening-Assay, der in Beispiel 17 dargestellt ist,
abgesehen davon, dass einzelne Kolonien von E. coli, welche die
entsprechenden Expressionsplasmide enthalten, von einer Master-Platte
auf die hydrophile Membran, die mit einem Gitternetzwerk markiert
ist, fleckförmig
aufgebracht ("gespottet") wurden, anstatt
eine Suspension transformierter Zellen auszuplattieren. Jeder entsprechende
Klon wurde mit einem sterilen Zahnstocher entweder viermal oder
fünfmal
auf einer hydrophilen Membran (Millipore, Typ GVWP, Porengröße 0.22 µm) aufgebracht,
welche auf einer Kulturplatte mit LB/Amp-Agar platziert wurde. Die
Zellen wurden bei 37°C
für 5 Stunden
angezogen.
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In
der Zwischenzeit wurde eine hydrophobe Membran (Millipore, Immobilon
P, Porengröße 0.45 µm) mit
PBS entsprechend den Anweisungen des Herstellers benetzt. Eine Beschichtung
mit HSA wurde durch Schütteln
für 4 Stunden
bei RT in 10 ml einer Lösung
aus 10 mg/ml HSA (Sigma) in PBS bewerkstelligt. Verbliebene Bindungsstellen
auf der Membran wurden durch Inkubation mit 20 ml 3 % (w/v) BSA,
0.1 % (v/v) Tween-20 in PBS für
2 Stunden bei RT abgesättigt.
Die Membran wurde zweimal 10 Minuten mit jeweils 20 ml PBS gewaschen
und anschließend
10 Minuten in 10 ml LB/Amp-Medium inkubiert, zu dem 200 µg/l Anhydrotetracyclin
gegeben wurden.
-
Schließlich wurde
sie an einer Stelle markiert und auf eine Kulturplatte mit LB/Amp-Agar
gelegt, die zusätzlich
200 µg/ml
Anhydrotetracycline enthielt. Die hydrophile Membran, auf der die
Kolonien angezogen wurden, wurde so auf die hydrophobe Membran gelegt,
dass die beiden Markierungen übereinander
lagen. Die Kulturplatte wurde mit dem Stapel aus beiden Membranen
bei 22°C
für 15
Stunden inkubiert. Während dieser
Phase wurden die entsprechenden hNGAL-Muteine von den Kolonien auf
der oberen Membran sekretiert und über ihre albumin-bindende Domäne an das
HSA auf der unteren Membran immobilisiert.
-
Anschließend wurde
die obere Membran mit den Kolonien auf eine frische LB/Amp-Agarplatte
transferiert und bei 4°C
gelagert. Die hydrophobe Membran wurde entfernt und dreimal 5 Minuten
mit jeweils 20 ml PBST gewaschen.
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Um
die Bindungsaktivität
der "gespotteten" Muteine gegenüber TNFα zu bestätigen, wurde
die Membran im Anschluss eine Stunde in 3.5 ml einer Lösung aus
100 nM digoxigeniertem TNFα in
PBST mit 0.5 % w/v Magermilchpulver (eine 1.5 µM Stammlösung des digoxigenierten TNFα in PBS wurde
dazu 1:15 in PBST mit Magermilchpulver verdünnt) inkubiert.
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Die
Membran wurde dreimal mit PBST gewaschen, gefolgt von einer einstündigen Inkubation
mit 10 ml anti-Digoxogenin Fab/Alkalische Phosphatase-Konjugat,
verdünnt
1:1000 in PBST, zur Detektion des gebundenen TNFα über seine Digoxinenin-Gruppen. Die Membran
wurde zweimal mit PBST und einmal mit PBS gewaschen, jeweils für 5 Minuten,
und 10 Minuten in AP-Puffer geschüttelt. Für die Farbreaktion wurden die Membranen
in 10 ml AP-Puffer inkubiert, zu dem 30 µl 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat-4-toluidinsalz
(Roth, gelöst
in einer Konzentration von 50 µg/ml
in Dimethylformamid) und 5 µl
Nitroblau-Tetrazolium (Roth, 75 µg/ml in 70 % v/v Dimethylformamid)
zugegeben wurden. Distinkte Farbsignale konnten an den Positionen
erkannt werden, an denen die Muteine TNF-V1 und TNF-V2 "gespottet" wurden, während kein
Bindungssignal für
den hNGAL Wildtyp (kodiert von pHNGAL7), das Bilin-Bindeprotein
(kodiert vom Vektor pBBP22, Schlehuber et al., J. Mol. Biol. 297
(2000), 1105-1120), zwei nicht verwandte Muteine aus der Bibliothek
von hNGAL Muteinen, die in Beispiel 6 beschrieben ist (beide subkloniert
in pHNGAL 7), sowie für
den Klon beobachtet werden konnten, der kein Protein exprimiert
(und der pBluescript (Stratagene) als Plasmid enthält), wodurch
die Bindungsaktivität
von TNF-V1 und TNF-V2 für
TNFα bestätigt wurde
(
12). SEQUENZPROTOKOLL