-
Verfahren zur Herstellung von Axminsterteppichen mit gemusterter Rückseite
Die bekannten Verfahren zur Herstellung der aus einem Grundgewebe mit aufgebundener
Rund- oder Flachchenille bestehenden Axminsterteppiche beruhen fast ausschließlich
auf folgendem Prinzip: Die besonders vorbereitete Chenille wird als Schuß auf dem
Axminsterteppichwebstuhl mit dem ein- oder mehrfarbigen festen Unterboden durch
eine Zwirnbindekette, welche sich auf einem besonderen Schaft befindet, abgebunden.
Der Unterboden besteht, wie bekannt, aus einer oder mehreren Grund-oder Füllketten,
die auf ein oder mehrere Schäfte verteilt sind, sowie einer oder mehreren Bindeketten,
die ebenfalls auf ein oder mehrere Schäfte verteilt sind.
-
Der Rücken der Axminsterteppiche war bisher im allgemeinen glatt und
ungemustert oder höchstens durch gezwirnten, mehrfarbigen Schuß gekennzeichnet,
jedoch immer ohne eine bestimmte Musterung.
-
Dies war infolge des festen Unterbodens bei Verwendung starker Grundkettenfäden,
bestehend aus Jute, Baumwolle, Papier usw., auch nicht möglich.
-
Wenn auf dem Rücken des Teppichs eine Dessinzeichnung hervortreten
sollte, so mußte entweder, wie beim Wollperser, die Rundchenille durchgeschlagen
oder, wie neuerdings bei den durchgearbeiteten Axminsterteppichen, nach einem besonderen
Verfahren hergestellte Chenille verwendet werden. Bei diesem Verfahren dürfen jedoch
nur sehr feine oder gar keine Grundfäden Verwendung finden. Dadurch verliert ein
solcher Teppich an Griff und wird außerdem, da er nur in verhältnismäßig dichter
Einstellung herstellbar ist, sehr teuer.
-
Ferner sind Verfahren bekannt, nach denen ebenfalls auf zwei Seiten
gemusterte Teppiche gewebt werden: z. Teppiche, welche auf der einen Seite Chenilleoberfläche
und auf der anderen Seite entwederTapestry- oder Brüsselcharakter zeigen; 2. Teppiche,
welche auf der einen Seite Chenilleoberfläche und auf der anderen Seite ein Gewebe
zeigen, bei dem wohl farbiger Schuß eingetragen wird, jedoch das Warenbild in Kombination
mit den . durch die Jacquardmaschine bewegten .evtl. gefärbten Bindekettenfäden
entsteht, wobei mehrere farbige Schüsse übereinanderliegen; 3. Teppiche wie unter
2, bei denen zur Ausfüllung der durch jenes Verfahren entstehenden Hohlräume sowie
durch Festigung des Gewebes Füllkettenfäden Verwendung finden, welche jedoch nicht
zur Musterbildung dienen; q.. Teppiche, bei denen die die Chenille auch mit dem
Untergewebe abbindende Kette auf Schäfte gezogen ist, die von der Jacquardmaschine
mit bewegt werden; 5. Teppiche, bei denen die Bindekettenfäden von der Jacquardmaschine
bewegt und
zur Musterbildung mit dem farbigen Schuß abgebunden werden.
-
Zweck der Er Findung ist, dem Grundgewebe des bekannten Axininsterteppichs
entweder die Musterung der Oberseite (Florseite) des Teppichs oder irgendein anderes
beliebiges kleines Muster unabhängig von dem der Oberseite zu geben.
-
Um dies zu erreichen, ist es notwendig, die in jedem. Riet befindlichen
Griindkettenfäden, welche auch gefärbt sein können, mustergemäß-bei kleingemustertenDessins
(Schaftware) serienweise - auf die entsprechenden Schäfte zu verteilen und mittels
der Schaftmaschine ausheben zu lassen. Gegebenenfalls können auch für die in jedem
bzw. in mehreren zusammengehörigen Rieten befindlichen Grundkettenfäden besondere
Platinen in der Jacquardmaschine vorgesehen sein, so daß sich jeder beliebige Kettenfaden
nach Wunsch ausheben läßt.
-
Nach der Erfindung werden verschiedenfarbige Grundschußfäden zwischen
die mittels einer Jacquardeinrichtung gemeinsam mit den Chenillebindekettenfäden
mustergemäß gehobenen bzw. gesenkten Grundkettenfäden eingeschossen und durch zwei
sich kreuzende Bindekettenfäden abgebunden. Es entsteht auf diese Weise ein Axrninsterteppich,
bei dem das Grundgewebe aus mustergemäß auf der Teppichrückseite mit den Grundkettenfäden
sowie den Chenillebindekettenfäden abbindenden verschiedenfarbigen Gxundschußfäden
besteht, die durch zwei sich kreuzende Bindekettenfäden abgeriegelt sind. Erfindungsgemäß
können die Grundkettenfäden verschieden gefärbt sein.
-
Die gegebenenfalls gefärbten Grundkettenfäden können gemeinsam mit
dem Schuß oder auch allein zur Musterbildung mit verwendet werden.
-
Die Bindekettenfäden wechseln ihre Stellung immer nach dem zweiten
Grundschuß. Die Vorteile der Erfindung gegenüber dem bisher Bekannten sind: Durch
die Musterung der Rückseite der Axminsterteppiche mit festem Unterboden erhalten
diese ein schöneres Aussehen und infolge der zweierlei Abbindung des Grundschusses
durch Binde- und Grundkette .eine größere Festigkeit, ohne daß. die Herstellung
eine längere Arbeitszeit beansprucht.
-
In der Zeichnung ist eine Ausführungsform des Erfindungsgedankens
dargestellt, und zwar zeigt Fig. i das Muster der Rückseite des Teppichs, Fig. 2
den Schnitt C-D der Fig. i in der Schußrichtung des Gewebes, Fig. 3 den Schnitt
A-B der Fig. i in der Kettenrichtung des Gewebes, Fig.4 eine schematische Darstellung
der Kettenfädenbewegung, Fig. 5 den Schnitt C-D der Fig. i, Fig. 6 den Schnitt A-B
der Fig. i.
-
Jedes in Fig. i gezeichnete Schußkaro bedeutet immer zwei verschiedenfarbige
Schüsse, z. B. gelb und rot. Um nun das Musterbild nach Fig. i auf der Rückseite
des Teppichs erscheinen zu lassen, muß wie folgt gewebt werden: i. Schuß (gelb).
Die Grundkettenfäden (nebst den immer dazugehörigen Chenillebindekettenfäden) i-4,
9-16 usw. sind durch Platinen 6o gehoben, gelber Schuß geht darunter; die Grundkettenfäden
5-8 usw. sind durch Platinen 61 gesenkt, gelber Schuß geht darüber. Die Bindekettenfäden
.53 auf den Bindeschäften 58 und 59 sind geöffnet und bleiben auch beim zweiten
Schuß in dieser Stellung; erst nach dem zweiten Schuß erfolgt das Umtreten.
-
2. Schuß (rot) : Die Grundkettenfäden i-4, 9-i6 usw. sind durch Platinen
6o gesenkt, roter Schuß geht darüber. Die Grundkettenfäden 5-8 usw. sind durch Platinen
6i gehoben, roter Schuß geht darunter.
-
3. und 4. Schuß: Wie i. und 2. Schuß. .Da die Chenillebindekettenfäden
52 immer mit den im gleichen Riet befindlichen Grundkettenfäden 55 arbeiten müssen,
sind dieselben ebenfalls mittels Jacquardmaschine zu betätigen. Diese Chenillebindekettenfäden
52 sind durch den oberhalb der Grundkettenfäden 55 liegenden Schuß 4, 6 oder 7 abzubinden.
-
5. Schuß: Sämtliche Ketten, außer der Chenillebindekette 52, gehen
tief und der Chenilleschuß 51 wird eingetragen.
-
Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis der Teppich fertig ist.
-
Da nun die Rückenmusterung durch die Grundfädenketteü 55 gewonnen
wird, also die Grundkettenfäden bei jedem Schuß zum Teil hoch und zum Teil tief
sind, so würden, wenn die Chenillebindekettenfäden 52 auf Schäfte gezogen wären,
wenn sie also wie nach den bisher bekannten Verfahren arbeiten würden, beim Tiefgang
der Chenillebindekettenschäfte die verschiedenen Chenillebindekettenfäden 52, z.
B. beim angeführten ersten Schuß, wo die Grundkettenfäden i-4, 9-i6 usw. gehoben
werden, die dazu gehörenden Chenillebindekettenfäden 52 in das Unterfach treten.
Auf diese Weise würden diese wechselweise einmal im Unterfach (auf dem Rücken) liegen
und zu sehen sein und das andere Mal im Oberfach abbinden. Dadurch würden die im
Unterfach abbindenden Chenillebindekettenfäden 52 zu viel einbinden, so daß sie
nach einigen Schüssen zu kurz werden und reißen.
Aus diesem Grunde
bildet es ein wesentliches Merkmal der Erfindung, daß die Chenillebindekettenfäden
52 so betätigt werden wie die dazugehörigen Grundkettenfäden 55,
ausgenommen
beim Chenilleschuß 51. Der Chenilleschuß 5 i ist in der Fig. i nicht zu sehen.