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Verfahren zur Herstellung photographischer Silbersalzemulsionen. Bei
der Herstellung von photographischen Silbersalzemulsionen hat, wie man weiß, die
Beschaffenheit des Kolloids einen großen Einfluß auf die photographischen Eigenschaften
der Emulsion. So ist die Empfindlichkeit in hohem Grade abhängig von dem Kolloid.
Während z. B. es mit der einen Gelatine ohne weiteres gelingt, eine hohe Empfindlichkeit
zu erreichen, liefern andere Gelatinesorten nur sehr schwer oder überhaupt nicht
Emulsionen von praktisch verwertbarer Empfindlichkeit. Man kann zwar die Lichtempfindlichkeit
einer Emulsion bis zu einem gewissen Grade steigern, indem man sie unter anderem
eine bestimmte Zeit lang
bei mäßig erhöhter Temperatur hält, doch
kann dieser sogenannte Reifungsprozeß nur bis zu einer nicht zu überschreitenden
Grenze getrieben werden, da mit der Steigerung der Lichtempfindlichkeit Neigung
zur Schleierbildung eintritt. Reifungszeit und Reifungstemperatur wechseln mit der
Natur des Kolloids.
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Wie gefunden wurde, gelingt es, schleierfreie photographische Silbersalzemulsion
von hoher Empfindlichkeit herzustellen, indem man beim Ansatz der Emulsion für die
Anwesenheit von Stoffen sorgt, die sich aus nativen oder nichtnativen Proteinen,
unter anderem aus Gelatine oder Leim, durch Elektrodialyse abscheiden lassen. Der
Zusatz kann erfolgen bei den Bestandteilen für die Emulsion, beim Emulsionsansatz
selbst oder erst bei der fertigen Emulsion.
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Die als Zusätze in Frage kommenden Verbindungen gewinnt man in an
sich bekannter Weise durch Elektrodialyse wässeriger Proteinlösungen zwischen Diaphragmen
bestimmten Potentials. Schaltet man zwischen zwei Diaphragmen eine wässerige Gelatine-
oder andere Proteinlösung in einen elektrischen Stromkreis ein, so treten verschiedene
physikalische und chemische Vorgänge ein, die nebeneinander verlaufen. Ionendisperse
Gebilde wandern ab und werden an den Elektroden entladen und abgeschieden. Infolge
der dadurch hervorgerufenen Elektrolytverminderung in der Proteinlösung fallen gewisse
in elektrolytfreiem Wasser unlösliche Eiweißkörper aus; so scheiden sich z. B. bei
der Elektrodialyse von Leim Globuline im Mittelraum aus. Ferner findet eine mehr
oder weniger starke Elektrophorese statt. Darüber hinaus wandern aber auch kolloiddisperse
Eiweißteilchen noch unbekannter chemischer Zusammensetzung durch die Diaphragmen
hindurch nach den Elektroden oder den ihnen vorgelagerten Räumen. An der Anodenseite
gewinnt man eine Abscheidung, die beim Eindampfen eine nach Fleischbouillon riechende,
sauer reagierende, sirupartige dunkle Masse liefert, die beim vollständigen Trocknen
in eine dunkle, stark. hygroskopische Masse-übergeht. An der Kathodenseite scheiden
sich helle Stoffe aus, welche sich leicht eindicken lassen und zu einer in feuchtem
Zustande stark nach Seife riechenden hellgelben Masse mit muscheligem Bruch erstarren.
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Die an den Elektroden sich abscheidenden Stoffe- wirken empfindlichkeitssteigernd
auf Silbersalzemulsionen. Ob man die an der Anodenseite oder ob man die an der Kathodenseite
sich abscheidenden Stoffe oder ob man Gemische anwendet, richtet sich nach Art und
Zweck der Emulsion.
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Der Erfolg des beanspruchten Verfahrens ist aus nachstehender Gegenüberstellung
ersichtlich.
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Eine bestimmte Emulsionsgelatine verarbeitet man in bekannter Weise
auf eine photographische Emulsion, die man durch Erwärmen auf 6o' während 6o Minuten
weitgehend reift. Für diese Emulsion gilt dann die in der Zeichnung mit a bezeichnete
»charakteristische Kurve«. Diese Kurve drückt die Abhängigkeit der für die Flächeneinheit
erreichten Schwärzung vom Logarithmus der Belichtungszeit aus. Der Verlauf der Kurve
a zeigt, daß die Emulsion keine allzu hohe Lichtempfindlichkeit hat, da sie erst
bei einem ziemlich hohen Abszissenwert, nämlich 6, beginnt. Treibt man die Reifung
weiter, so tritt Schleier ein.
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Wird die gleiche Gelatine mit i Prozent des eingetrockneten, an der
Kathode abgeschiedenen Dialysates von Gelatine versetzt und in der gleichen Weise
verarbeitet, so gewinnt man eine photographische Emulsion, deren charakteristische
Kurve in der Zeichnung mit b bezeichnet ist. Sie beginnt mit dem Abszissenwert 3
und endet mit dem Ordinatenwert 265, d. h. die Emulsion ist schleierfrei geblieben,
hat aber bedeutend an Empfindlichkeit und Deckkraft gewonnen.
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Die durch Elektrodialyse aus den Proteinen gewonnenen Auszüge sind-
in der Regel nicht neutral, sondern entweder sauer oder alkalisch. Für manche Emulsiönsverfahren
ist es aber unzweckmäßig, die Wasserstoffionenkonzentration durch Zusätze von Fremdstoffen
unnötig zu verändern. Man neutralisiert daher zweckmäßig die elektrodialytisch abgeschiedenen
Stoffe durch basische oder saure Mittel und dampft gegebenenfalls zur Trockne ein.